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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Zehntausend 01/2019
Tonwertkorrektur

 
 
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a.no-nym
Klammeraffe
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Beitrag26.01.2019 20:48

von a.no-nym
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Hallo d.frank,
anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das sollte auch dieser Text machen: Auswischen, editieren, rauswerfen, was überflüssig ist. Konzentrat eben. Denn da ist trotz aller Schönheit der sprachlichen Bilder leider auch so vieles, was ins Kitschige, ins Platte, teils auch einfach ins Unverständliche geht, dass es einem fast den Spaß an all dem Erfreulichen nimmt.
Ich empfinde das ganz anders - weshalb ich mir kaum vorstellen mag, Du würdest an diesem Text nennenswert etwas editieren oder gar rauswerfen. Für mich ist der Text stimmig, so wie er ist. (Einziger wirklicher Kritikpunkt, der mir einfällt, wäre der Satz mit dem Sättigen der Sättigungen. Gerade die gedanklichen Bezüge (z.B. von der Sättigung  zu Low Carb) finde ich hinreißend (wahrscheinlich, weil mein Denken auch oft so funktioniert).

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
"Ein Mensch, der vom Verlust erzogen wurde, kann einen Zuwachs manchmal nicht ertragen."
Hier wieder die Gegensätze in den Kommentaren: der eine liebt den Satz, für den nächsten geht der gar nicht. Ich mag ihn. Wie alle andern Sätze auch. .. Smile

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
wechseln sich ab mit Sätzen, die selbst im Kontext nur mit Großzügigkeit verständlich sind ("ins Grün ihrer Lowcarbsuppe rühren sich Strudel einer Übersprungshandlung.").
Und das ist ausgerechnet mein Lieblingssatz, den ich auf gar keinen Fall missen möchte. Diese feine Beobachtung, dass die toughe Kollegin eben doch Gefühle hat, genau wie die Frage, ob sie wohl den Gesichtsausdruck des Erzählers auch gerade irgendwo in ihrem Gedächtnis abspeichert, das ist es, was neben den Betrachtungen über das Leben diesen Text für mich so besonders und vielschichtig macht.

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
was motiviert die Namen? Ischnie? Yorinde?
Das würde mich auch interessieren - vielleicht verrätst Du es ja?

Ich freue mich wirklich sehr, dass es dieser Text (als einer von zwei Lieblingstexten) auf den Platz geschafft hat, den ich ihm so sehr gewünscht habe. Nochmal meine herzlichen Glückwünsche!!! Das war sicher nicht mein letzter Besuch dieses Geschenks. Danke Smile
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d.frank
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Beitrag27.01.2019 00:31

von d.frank
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lebefroh

Zitat:
Was mir nicht so gut gefällt, ist dass die "unhaltebare Gegenwart" und die "gestundete Zeit" direkt vorkommt. Das wirkt auf mich konstruiert und wäre gar nicht nötig gewesen.


Ich freue mich wirklich sehr, dich immer wieder begeistern zu können. smile Irgendwas muss ich da also doch richtig machen.
Die Wettbewerbsvorgaben direkt in den Text zu packen, das haben viele moniert. Ich bin da noch ein wenig unerfahren mit dem Prozedere, lerne aber von Mal zu Mal dazu. Ich will mich nicht rausreden, aber für mich hatte das Wort für Wort und an diesen Stellen einfach gepasst. Embarassed

firstoffertio

Zitat:
Das erscheint mir wie Science Fiction, aber ich mag mich irren.
Auf jeden Fall komme ich da nicht rein, in den Text.
Weiß nicht mal, ob ich ihn der Minuten, oder der Langzeitversion zurechnen soll.


Wahrscheinlich weder dem einen, noch dem anderen. Ganz ehrlich, ich hatte fest damit gerechnet zu fliegen, weil es dieses Mal keine direkte Aufforderung dazu gegeben hatte, beide Varianten aufzugreifen. Ich hab es trotzdem versucht. Der erste Text, den ich aufgesetzt hatte, bespielte, was ich, mE, am besten kann: einen gegenwärtigen Rückblick auf Gelebtes einzufangen, aber er war auch so typisch für mich und so eng an die Vorgabe gebaut, dass ich mich entschloss, mal etwas zu wagen, eingedenk des Risikos, einen Text für die Lade zu schreiben. Ein ganzes Leben reduziert auf Minuten - wie sieht das aus, von außen betrachtet? Eine Minute überall, was passierte, würde man sie alle aufsammeln? Welche Erkenntnis bliebe am Ende dann über? Was davon bliebe wirklich im Gedächtnis und wäre über die Minute hinaus konserviert in einer sich ständig verändernden Gegenwart? Das war für mich das außen, die Vorgabe Gegend habe ich für mich selbst dabei sehr weit gefasst (vielleicht mich auch rausgeredet, weil ich ihr an sich keine Bedeutung eingeräumt habe), die Vorgabe ganzes Leben und Raffung (das Innere) habe ich auf die andere Seite gelegt und tatsächlich nur touchiert, weil es mir mit dem Text um etwas Generelles ging, dem ich mich habe annähern wollen. Ich habe das Gedicht und die Interpretation dazu gelesen und ich mochte den Denkanstoss darin, wie man lernt, in einer Blase zu leben. Gedankliches Fortkommen und körperlicher Stillstand oder eben auch andersherum, wie man sich dann in einer Art gestundeter Zeit fortbewegt, ihren Fortgang am Horizont zwar Entschwinden sieht (der Wechsel von Tag zu Nacht), das aber das Einzige ist, woran man erkennt, dass man ein fühlendes, denkendes Indvidum und das eigene Leben vergänglich ist (metaphorisch gesprochen und sehr persönliche Interpretation).
Ich habe schon beim Schreiben gewusst, dass das ganz dünnes Eis ist (auch die Übertragung der reinen Theorie auf wissenschaftlich belegbare Gesetzmäßigkeiten), aber ich wolte das Risiko gerne eingehen.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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d.frank
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Beitrag27.01.2019 01:42

von d.frank
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Eredor

Zitat:
Gleichwohl gibt es sehr viel, was ich nicht mag. So zum Beispiel das Wort Sättigung. Wenn ich das heute noch irgendwo lesen muss, werde ich etwas zerstören.


 Laughing  Ich hoffe, dazu ist es nicht gekommen, ansonsten bin ich versichert, falls das was bringt. Wink

Zitat:
Du verwendest es viel zu oft, und naja - Man kann zwar mit einem Hammer wie wild auf eine Schraube draufkloppen, aber dadurch geht sie auch nicht rein.  


Warum begegnet mir eigentlich immer wieder der Hammer in den, meinen Texten, nachfolgenden Kommentaren Grr hmm ?
Der Fleischhammer zum Tiefe rausklopfen, der Handwerkshammer zum Schrauben reinschlagen. Hmmh, muss irgendwas mit Durchschlagskraft zu tun haben. Laughing Laughing
Durchschlagend gescheitert oder so ähnlich.
Aber das bin ich ja nicht, trotz des Winkes mit Hammer und das freut mich an dieser Stelle sehr, danke!

Das, was du schreibst, ich hätte mehr davon abbilden sollen, das ist richtig, aber ich hatte ein Gleichgewicht herstellen wollen, zwischen diesem Innen (der Figur der Yorinde und dem minutenlangen Blick aus ihren Augen) und dem Außen (den Beobachtern dieser Minuten) - Gefühl und Sachlichkeit / Neutralität und Sättigung wink
Trotzdem sind deine Einwände gut und berechtigt und das vermaledeite Wort insgesamt viel zu oft vorhanden.


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Beitrag27.01.2019 16:52

von d.frank
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UtherPendragon

Zitat:
Ich finde, die Nennung der 48 Jahre hätte es nicht gebraucht.


Mag sein - ich hatte meine mathematischen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen. Wink Rolling Eyes Laughing

Danke Dir für die Punkte und das herzliche Lob! smile


Literättin

Zitat:
Zwei sitzen da, lesen Gedächtnisspeicher verstorbener Menschen aus und entscheiden, was, wo abgelegt, welches Leben wert ist, virtuell erhalten zu bleiben und welches endgültig gelöscht wird?


In etwa. smile Es sollte dabei aber weniger um ganze Leben gehen, denn um konzentrierte Minuten daraus.

Zitat:
Was spannend klingt, und cool, ist die Sache mit dem Shot ziehen: werden hier Schnappschüsse von laufenden Leben angelegt? Dann würden nicht Gedächtnisspeicher ausgelesen und bewertet, sondern auch aktuelle Leben?


Nein, nein, es ging schon um die Minuten aus dem Gedächtnisspeicher. Wissenschaftlich gesehen darum, was dort gespeichert wird und in welchen Farben es erinnert ist - soweit sich das aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus überhaupt beurteilen lässt.

Zitat:
Und wenn ich nicht letztlich verstehe, was da wirklich geschieht, denn irgendetwas wird da immer mal wieder auch korrigiert,


Die Tonwerte, um Details sichtbar zu machen.
Das hier wäre eine Posterisation:


Solche Bilder existieren leider in meinem eigenen Gedächtnisspeicher.

Zitat:
Die gestundete Zeit am Horizont - ich spüre sie auch zwischen den Zeilen nicht auf.


Schade!



V.K.B.

Zitat:
Ich hab die Geschichte mehrfach gelesen und bei jedem Mal offenbart sie mehr, gefällt mir sehr gut.


Das ist das größte und schönste Kompliment! smile
Wie du sicher schon gelesen hast, hatte ich besonders dir gegenüber Bedenken, wie dieses Zukunftsszenario bei dir ankommen würde. Es freut mich sehr, dass du es so positiv bewertet hast!

Zitat:
Ich kann über gesellschaftliche Implikationen in der Text_Welt nur mutmaßen.


Das muss ja nicht schlecht sein. Je offener der Text, desto mehr von sich selbst kann der Leser einbringen. Meine Gedanken dazu sind auch nicht immer klar umrissen. Ich sehe diese Beiden zwar in einer technologiebasierten Welt sitzen, wie weit diese fortgeschritten ist, hat mich an dieser Stelle aber weniger interessiert. Es hatte sich herauskristallisieren sollen, dass diese Art der Speicherung von Erinnerungen schon länger existiert und einer Routine unterliegt. Den endgültigen wissenschaftlichen Wert des Prozedere habe ich offen gelassen, weil der auch in der realen Welt mitunter fraglich ist.

Zitat:
Aber ich verstehe das, lieber auf Nummer sicher gehen. Ist ja sonst vielleicht nicht für jeden verständlich.


Ich würd´ jetzt gar nicht mal so sagen wollen, dass das meine Intention dabei war, könnte aber unterbewusst natürlich eine Rolle gespielt haben.


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Beitrag27.01.2019 19:35

von d.frank
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Municat

Zitat:
Das Datenbank-Programm Ischnie (bestimmt kannst Du mir sagen, wofür dieser Name steht ... ich bin neugierig drauf)


Wenn du mir dafür sagst, woher deine Annahme zur rein maschinellen Existenz Ischnies kommt. Wink
Ischnie - ja, das ist ein reines Fantasyprodukt, ein eigener kleiner Runninggag, weil ich niemals damit gerechnet habe, die Qualifizierung zu überstehen, geschweige denn, mich abschließend auf dem Treppchen wiederzufinden. Embarassed
Und weil das Ganze in der Zukunft spielt, habe ich mir diesen Kniff erlauben können. Wink

Zitat:
weist anhand des Sättigungsgrades der gewonnenen Essenz aus, wie wertvoll oder intensiv das Menschenleben war?


Naja, eher an welchen Stationen eines Menschenlebens etwas in welcher Farbe gespeichert wird, aber ja, schon, das auch ja.

Zitat:
Schreitet er ein und korrigiert die kalten Daten, oder wünscht er sich nur, dies zu können?


Er korrigiert die Daten, um etwas sichtbar zu machen und er wünscht sich, direkter eingreifen zu können, was aber nachträglich so ziemlich unmöglich ist.

Zitat:
Beide eint jedoch eine Eigenschaft, die ich persönlich sehr schade finde, die aber in der Gesellschaft sehr verbreitet ist: Negative Aspekte eines Lebens bleiben wesentlich deutlicher in Erinnerung als positive. Schade eigentlich.


Ich glaube das wiegt sich auf, also bezogen auf die Sicht eines Einzelnen. Was ich aber auch glaube, ist, dass stetiges Leid dazu führt, dass die Freude nicht mehr uneingeschränkt wahrgenommen wird und dass es unter den Versuchspersonen hier verhältnismäßig wenige Glückskinder gibt.
Die Beobachter richten sich in ihrer Erforschung auf die Extremwerte aus, sozusagen ist das Leid eines Lebens besser vorauszusehen, der Tod das einzige Unweigerliche.

Vielen Dank für die Punkte und deinen Kommentar hier.


hobbes

Zitat:
daher google ich als einen Anfang Posterisation und hm, vielleicht ist das ja doch viel spannender als ich dachte


Das ist das Bild, von dem aus sich die Idee gesponnen hatte. smile

Zitat:
Oh, das ist so ein Internetsprech. Wie: Gefällt mir. Nicht.
Vielleicht soll es auch cooler-Typ-Sprache oder Jugendsprache sein. Oder ganz was anderes. Gefällt mir dann aber auch nicht besser.


Sollte jugendlich wirken, ja. Ich hab den alten Hasen und das Greenhorn zusammenstecken wollen. Mag sein, dass ich diesen beiden zu wenig Weißkittel angedichtet habe, aber das sollten schon so zwei sein, die mehr oder weniger als Handlanger auftreten, die da einfach nur eine Vorarbeit leisten und keine großartigen Fragen stellen.

Zitat:
Wie kommt es von einem zum anderen? Tatsächlich wegen gesättig hat - Sättigung - Essen - Low Carb? Na, ich weiß nicht. Oder hat das eine gar nichts mit dem anderen zu tun? Dann würde ich da aber einen Absatz machen.


Für mich war da so ein bisschen Thema Selbstoptimierung, Kontrolle über den eigenen Körper, über die eigenen Gefühle?

Danke, dass du der Bildbearbeitung deine Punkte gegönnt hast. Wink


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d.frank
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Beitrag27.01.2019 22:24

von d.frank
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Heidi

Zitat:
Die Raffung kommt mMn leider nicht raus, weil Ich (sollte dann ja sein Leben raffen) eher von sich ablenkt - hin zu Ischnie, hin zu Yorinde - anstatt mir sein Leben anschaulich darzustellen.


Das habe ich in der Vorgabe nicht gesehen, dass der Erzähler unbedingt das eigene Leben raffen muss, aber dein Blickwinkel resultiert sicher auch daraus, dass ich keine der beiden Varianten genau getroffen hab.

Zitat:
Das Motto hingegen wird mMn nicht spürbar. Die Erwähnung des hellblauen Horizonts, dieses Bild mit dem Ballon davor, kann die Motivation der Figur nicht ersetzen. Dein Ich-Erzähler sollte davon motiviert sein. Das erlebe ich nicht.


Die gestundete Zeit hat wohl niemand so wirklich drin sehen können? Obwohl einige ja geschrieben haben, auch diese Vorgabe wäre für sie erfüllt. Meine eigene Intention dazu habe ich in diesem Faden schon erwähnt.
Es haben auch viele geschrieben, dass Yorinde als Person ihnen nicht zu Nahe kommt. Das ist in diesem Fall leider Teil der Gesamtkonstruktion, ich kann aber verstehen, dass man den greifbaren Bezug zu ihr oder zum Erzähler vermisst.

a.no-nym

Vielen Dank, Frischling wink
Auch und besonders, dass du deine Entscheidung noch mal bekräftigt hast.
Im Zuge der Siegerehrung ereilte mich das unangenehme Gefühl, diesen Erfolg nicht verdient zu haben, wie UtherPendragon es ausgedrückt hat: einen Scharlatan ins Rennen geschickt. Dieses Gefühl hat mich auch jetzt noch nicht verlassen, obwohl auch ich, wie so viele andere auch, meine Geschichte immer noch mag und trotz allem stolz darauf bin, mir einen Platz auf dem lange aus der Ferne angeschmachteten Treppchen errungen zu haben. Die viele Mühe, die du dir mit dem Text gemacht hast, weiß ich zu schätzen und auch dass du einer derjenigen bist, die mir den überraschenden Ausgang des Wettbewerbs möglich machten. smile extra

Das hier:

Zitat:
Bei jedem Lesen entdecke ich mehr, sehe Neues, Anderes - und komme sehr gern wieder.


ist auch bei deinem Kommentar für mich die Essenz. smile
Ich bin noch am Sortieren, inwieweit ich das selbst bei anderen Texten verfehlt habe, aber das gehört wohl dazu, dass man sich nicht immer und in alles eingefühlt bekommt.

Zitat:
Ist Posterisation nicht eigentlich genau der Effekt, den man auf Michels Avatarbild sehen kann?


Ja, genau, das ist so ein Effekt.

Zitat:
Niemand sollte gezwungen werden, sich zwischen dem Herzen und dem Kopf entscheiden zu müssen.


War das hier jetzt Herz- oder Kopfentscheidung?


Tape Dispenser

Zitat:
Also schied für mich die Netzhaut aus.


Ich hatte zuerst auch gedacht, das ginge nicht. Aber dann fand ich mehrere, sehr interessante Artikel darüber, dass Farben in der Erinnerung, der Wahrnehmung gespeichert werden, egal, ob es dazu eigentlich Licht und Netzhaut braucht. Eine graue Banane zum Beispiel wird als gelb gesehen, weil das Gehirn diese Farbe automatisch mit dem Obst verknüpft.
Ich muss ja zugeben, es ist eben Science Fiction.
Ganz in die Realität bekommt man das wahrscheinlich nicht übersetzt. Aber dieses Schlupfloch habe mich mir beim Schreiben gelassen, weil es für mich nur am Rande um die Technologie dabei ging.

Zitat:
Yorinde ist somit nur das Vehikel, dass diese anderen Überlegungen transportiert, aber eigentlich ist sie austauschbar. Dies führte zu einer Abwertung.


Das stimmt wohl - Yorinde steht da nur stellvertretend. Auf der anderen Seite ist es schon Yorindes Leben, das da vor den Augen abläuft und die Überlegungen dazu aufwirft.

Zitat:
Ich habe keine Ahnung und bin gespannt auf die anderen Kommentare.


Ich hoffe, du wurdest schon erhellt.


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a.no-nym
Klammeraffe
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Beitrag28.01.2019 00:30

von a.no-nym
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Niemand sollte gezwungen werden, sich zwischen dem Herzen und dem Kopf entscheiden zu müssen.


War das hier jetzt Herz- oder Kopfentscheidung?

Hallo d. Smile,
das war tatsächlich die Kopfentscheidung. Mir bedeuten beide Texte (Deiner und die Chinesischen Zimmer) viel und ich finde jeden auf seine Weise unglaublich stark. Mein Herzenstext ist der von Veith (vermutlich u.a. auch aus Gründen, die mir das, was er da geschrieben hat, sehr viel näher bringen als anderen Lesern).

Also habe ich (nachdem ich bis zum Schluss mit mir gerungen hatte) den Chinesischen Zimmern meine zwölf Punkte geschenkt - aus zwei Gründen: Zum einen habe ich ganz gute Erfahrung damit gemacht, dem Herzen bei Entscheidungsschwierigkeiten den Vorrang einzuräumen. Überdies bin ich - nach allem, was ich aus den Diskussionen so herausgefiltert hatte - schon davon ausgegangen, dass die Chinesischen Zimmer es deutlich schwerer haben würden als Dein Text - weil in diesem Wettbewerb ganz offenbar nicht nur zählt, dass ein Text anspruchsvoll und s* ist, sondern überdies in der Lage sein muss, einen nennenswerten Prozentsatz an Lesern gedanklich so weit abzuhängen, dass sie das nicht nur in ihren Kommentaren zum Ausdruck bringen, sondern sogar zu der Schlussfolgerung kommen, dass genau dieses eigene Nicht-Verstehen mit Punkten für das kryptische Werk zu honorieren sei, weil - hier gehts ja um E**, und da kann man ja nicht seine Punkte so sang- und klanglos einem Text schenken, den man zwar bekennend für s* hält, dem man aber vorsichtshalber das E abspricht, anstatt es zu suchen (und zu finden), weil..., ja weil... Öhm... Sorry für diesen Stoßseufzer - der gehört hier eigentlich gar nicht hin, zumal er nicht Deinem Text gilt (!), sondern ich wollte eigentlich und uneigentlich ganz was anderes sagen:

Dein Text ist also mein Kopftext - und das meine ich uneingeschränkt positiv. Ich benutze das sture Gerät da oben hin und wieder ganz gerne, und besonders enthusiastisch immer dann, wenn ich wittere, dass ich mir da etwas erarbeiten/einen Zugang erkämpfen kann, wenn ich mir Mühe gebe. Nach dem ersten Lesen dachte ich "hä?". Ich fand ihn aber sprachlich so gut, dass ich ihn nicht (wie einige andere Texte) mehr so aus Pflichtgefühl noch xmal gelesen habe, sondern mit großer und immer größerer Freude. Denn es war so, wie ich es beschrieben habe: Er wurde immer besser! Kopftext bedeutet übrigens nicht, dass er mich nicht genau so tief berührt hätte wie der Herzenstext. Von daher war das eine blöde Umschreibung meines Zwiespalts. Aber ich habe ja (hoffentlich) noch Welpen- oder Frischlingsschutz und darf blöde Sachen sagen, mich mit Deppenfragen blamieren und sogar un-disqualifiziert komische Gedichttexte in einen E-Wettbewerb einreichen, obwohl ich bekennender Nicht-E-Versteher bin. Ganz ehrlich, liebe Leute im Allgemeinen und liebe Mods im Besonderen - Ihr müsst hier echt ein großes Herz und eine Engelsgeduld haben, dass Ihr das alles aushaltet und dabei auch noch so freundlich seid!

Wenn ich es vorhin richtig gesehen habe, ist Dein Text nun - nach meinem bescheidenen Frischlings-Dafürhalten höchst verdient - auch für das andere große Finale nominiert. Das freut mich sehr - und alle Daumen, derer ich habhaft werden kann, werden gedrückt sein!

Freundliche Grüße
a.
________________
*s = saugut
**E = nee, das schreibe ich jetzt nicht auf - das gelegentliche Mitnehmen von Fettnäpfchen mag ja gegen winterliche Hauttrockenheit helfen, aber wahrscheinlich reicht es auch, wenn ich mich in jedes 2. stürze. Und heute hatte ich vermutlich eher schon eine Überdosis.
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d.frank
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Beitrag28.01.2019 01:05

von d.frank
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MoL

Zitat:
Ich tippe mal auf Veith, kann mich aber irren ...
Egal, lieber Inko, Deine Idee ist so perfide wie genial! Das gibt Punkte.


Der war es nicht, nehme ich aber als Kompliment. wink
Perfide? Magst du mir das noch näher erläutern? Obwohl, ich verstehe schon.


Michel

Zitat:
Sehr E. Ein ganzes Leben aus der Sicht zweier Beobachter begleitet, mit Farb-Fachausdrücken, sehr distanziert, letzlich aufgelöst, als auch die erhobenen Daten gelöscht werden. Bleibt rätselhaft (also E), erschließt sich mir aber nur teilweise.


Naja, das Rätselhafte sollte kein Kriterium sein, vielleicht eher der andere Blickwinkel? Und ich habe dieses Mal wirklich viel mehr Erklärung gestreut, nachträglich eingefügt, eigentlich schon mit Widerstreben. Ich muss das halt immer noch einfach lernen, nicht zu viel und auch nicht zu wenig zu sagen.


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Beitrag28.01.2019 01:10

von a.no-nym
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Ich muss das halt immer noch einfach lernen, nicht zu viel und auch nicht zu wenig zu sagen.
Also, wenn´s nach mir geht (tut´s natürlich nicht), dann könntest Du da jetzt aufhören mit dem Lernen. Ich finde nämlich,das sitzt!!! Smile
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Beitrag28.01.2019 02:27

von d.frank
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Hallo a Wink

Man lernt aber nie aus! Wenn man denkt, man hätte es, dann hat man sich selbst schon ins Aus gestellt. Du erinnerst mich daran, wie ich hier vor ein, zwei Jahren aufgelaufen bin. Ich hatte aber einen ziemlich schlechten Start, aufgrund einer ziemlich stark ausgeprägten Angriffslust und wohl auch ein paar Vorurteile. Mittlerweile bin ich froh, hier einigermaßen angekommen zu sein. Es gibt hier viele und sehr verschiedene Persönlichkeiten, die alle eine eigene und individuelle Sicht auf Literatur haben, da kann man nur lernen!
Ich möchte dir raten, dein Licht nicht so unter den Scheffel zu stellen, ein bisschen Selbstbewusstsein und Eigensinn braucht es schon für die Schreiberei, natürlich auch das Hinterfragen der eigenen Vorstellungen, eine gute Mischung eben. wink
Wie du, habe ich erst über Umwege zur ernsten Literatur gefunden und gute, einfach nur spannende Geschichten sind mir noch immer nicht fremd und ich will mich ihrer und meiner, oft noch zu begrenzten, Denkweise auch nicht schämen müssen. (auch nicht für die blöden Kommafehler und das Ding mit dem Zusammen/Getrennt Schreiben wink) Jeder spricht aus seinen eigenen Möglichkeiten/Erfahrungswerten heraus und ich habe mich auch sehr oft, sehr dumm gefühlt und das tue ich noch heute, aber ich lasse mir meine eigene Sicht auf die Dinge trotzdem nicht nehmen, kann ganz gut damit leben, wenn ich mal so richtig daneben liege und gute Argumente mich davon überzeugen können (auch wenn mir das, öffentlich ausdiskutiert, noch immer unangenehm ist), und nehme mich selbst nicht zu ernst - etwas, das ich an dir auch bemerkt habe und zu schätzen weiß.
Was ich auch bemerkenswert fand ist, dass ich für meinen ersten Zehntausender ebenfalls eine Art Gedicht eingereicht habe...
Mir ging da so durch den Kopf, was damals meine Beweggründe waren:
Nicht zu viel Arbeit damit machen. Das ist nur ein Forenwettbewerb. Erstmal bloß gucken. Und dann diese geballte Ladung an mit Leidenschaft erarbeiteten Texten und die vielen und konstruktiven Kommentare, da ist mir nicht nur einmal ein Licht aufgegangen. smile
Ich lese deine Kommentare gern und ich mochte auch deinen Schreib-Text, bin also guter Dinge, dass man dich irgendwann auch auf dem Treppchen stehen sehen wird. smile


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Beitrag28.01.2019 03:25

von a.no-nym
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Hach ja. Danke fürs Frischlings-Fell-Kraulen.

Dass so ein "gedichtiger" Text nun weniger Arbeit machen würde, kann ich ja eher nicht bestätigen, weil... Nee, Schluss jetzt. Eigentlich soll es ja in diesem Faden um Deinen Text gehen - und damit wir es schaffen, mal wieder zum Thema zurückzukommen, erbitte ich hiermit das Rezept für Ischnies Zucchini-Suppe. Die würde ich gern zeitnah herstellen - sicherheitshalber. Für den Fall, dass ich bei der Verkündung der Juryentscheidung eine Übersprungshandlung irgendwo hineinzurühren habe.
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Beitrag28.01.2019 11:38

von d.frank
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Das solltest du wirklich tun, wenn es dich so aufregt. wink
Da stehen sehr viel bessere Texte, auf deren Zusammenfassung durch die Jury ich mich schon freue. Außerdem hab ich es nicht so mit Low Carb. Embarassed Wink


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Beitrag28.01.2019 16:20

von d.frank
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Jenni

Zitat:
Ich mag nicht, wie oft ich das lesen und wie sehr ich mich konzentrieren muss, um überhaupt einen Zusammenhang darin zu erkennen, und wo es jetzt letztlich in sich Sinn ergibt, da frage ich mich noch immer welchen. Das Leben ist kurz und alle Erfahrungen am Ende reduzierbar auf ein bunt (=glücklich?) oder unter Durchschnitt? Was will mir das sagen. Tonwertkorrektur: Ist es dafür nicht zu spät am Ende des Lebens?


Da magst du recht haben - man hat wieder kommen müssen. Einige haben das positiv gesehen, aber ich glaube zu wissen, was du sagen willst: Dass es hier zu sehr Teil einer Verrätselung ist. Dass es nicht schon latent überm Text schwingt und sich dann nach und nach offenbart, sondern mühsam ausgegraben werden muss und das, was schon steht, an vielen Stellen platt wirkt und dem Leser aufgestülpt. Was es dir sagen will? Das wiederum ist auch eine gute Frage, weil der Text wohl eher sehr viele davon aufwirft, als Lösungen oder Antworten zu bieten. Die einzige Antwort oder was man entfernt darunter verstehen könnte steht wohl hier:

Zitat:
finden ihren Höhepunkt im Einklang mit dem, was man stets und zu oft vergeblich in seinem Gegenüber sucht, weil man es selbst schon verloren geglaubt hat.


Für mich persönlich wirft sich jetzt die Frage auf, was ein Text anbieten muss. Aber vielleicht klärt sich das im Zuge des Wettbewerbes noch oder besser gesagt, ich meine schon, es zu erahnen. Das Problem ist wohl, dass der Text an den falschen Stellen Luft lässt, während er an anderen Stellen zu opulent auftritt, dem Leser über die leeren Zitate also etwas diktiert und damit zu stark in den Gedankenraum eingreift.



Catalina

Zitat:

Ich fühle mich an Yorindes statt vergewaltigt.


Es klingt zwar deplatziert, aber das freut mich. Etwas Ähnliches habe ich unter anderem auslösen wollen. Wobei ich die Beobachter nicht direkt als Vergewaltiger habe darstellen wollen.

Zitat:
Etwas stolpere ich über Yorindes Jugend. Sie hat keine gehabt? "An Yorindes Unterseite bilden sich Purpurfarben. Alles, was hinter Scheiben ist, kommt einem nicht zu Nahe." Das hatte ich so gelesen, als hätte sie ihre Jugend verdrängt, weil Schlimmes passiert ist. Das würde dann auch zum Rest des Textes passen. Aber dann kommen doch Eindrücke/Szenen, die eigentlich zur Jugend passen.


Die Purpufarben sind auf den leblosen Körper bezogen, die Scheibe ist, wohinter die Beobachter sitzen, Scheibe in dem Fall auch als Bildschirm gesehen. Die Beobachtungen, die für die Jugend stehen, sind, gemessen daran, dass eingangs von den Indikatoren die Rede war, eher unbefriedigend.
Wobei das die Frage aufwirft, was die Jugend, was eine Jugend, aus der man für das Erwachsenwerden schöpfen kann, eigentlich ist. Das lässt der Text unbeantwortet, er stellt nur die Hypothese auf, dass Yorindes Jugend eben keine davon ist und das kann man ihm wohl durchaus vorwerfen, weil es zu vorgefertigt ist.



nebenfluss

Zitat:
unangenehm, so viel kann ich sagen.


Unangenehm?



anderswolf

Zitat:
Hello, Suppe, my old friend


 Laughing Laughing

Eintopf kochen will gelernt sein, ja. wink Und Eintöpfe schmecken am Besten, wenn man sie wieder aufwärmt.


Zitat:
Sätze, die im Zitat Weisheit vortäuschen könnten ("Ein Mensch, der vom Verlust erzogen wurde, kann einen Zuwachs manchmal nicht ertragen.") wechseln sich ab mit Sätzen, die selbst im Kontext nur mit Großzügigkeit verständlich sind ("ins Grün ihrer Lowcarbsuppe rühren sich Strudel einer Übersprungshandlung.


Was genau magst du an dem Satz nicht? Wie hätte man das anders sagen können? Oder besser überhaupt nichts sagen und einfach wirken lassen?

Die Übersprunghandlung - wird laut Duden ohne s geschrieben, auch wenn sich das für mich ebenfalls völlig falsch liest.
Warum kannst du dir darunter nichts vorstellen?



Zitat:
wie ist das mit der Zusammen- und Auseinanderschreibung von Worten? Warum funktioniert das auffallend oft nicht? Außerdem: was motiviert die Namen? Ischnie? Yorinde?


Rebellion? Wink
Ischnie hab ich schon erklärt, bei Yorinde hab´ich mir nicht genug Mühe gegeben.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
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Municat
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Beitrag28.01.2019 16:46

von Municat
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Zitat:
Wenn du mir dafür sagst, woher deine Annahme zur rein maschinellen Existenz Ischnies kommt.
Tjaaa ... wie ist dieser Eindruck entstanden. In erster Linie vermutlich dadurch, dass Ischnie mit Ausnahme der LowCarb-Suppe keinerlei menschlichte Züge, Bedürfnisse und Emfindungen zeigt. Die Präsenz wirkt auf mich analytisch und kalt, während der Erzähler ständig versucht, emotionale Momente zu finden und zu beschreiben. So war zumindest meine Empfindung, als ich mir den Text vorgenommen habe.

Szenen, in denen Menschen in mehr oder weniger verzweifelten Situationen mit dem Teufel handeln, wetten oder zocken, tauchen in allen möglichen Literatur-Gattungen auf. Hier hatte ich den Eindruck, der Teufel wird durch ein Programm ersetzt.


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d.frank
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Beitrag28.01.2019 19:20

von d.frank
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Zitat:
Szenen, in denen Menschen in mehr oder weniger verzweifelten Situationen mit dem Teufel handeln, wetten oder zocken, tauchen in allen möglichen Literatur-Gattungen auf. Hier hatte ich den Eindruck, der Teufel wird durch ein Programm ersetzt.


 Shocked  Wie wiederum kommst du auf den Teufel?
Deine Sichtweise irritiert und fasziniert mich. Sie fügt eine Ebene hinzu, die ich so nicht intendiert oder gesehen hab. Vielleicht weil es um Tode ging?
Weil da sachlich über Tode gesprochen wird?
Literättin hatte auch etwas in der Art sehen wollen, bzw. das Fehlen davon angesprochen. Zwei einfache Menschen spielen sich auf als Götter über Leben und Tod, weil sie das Intimste eines Menschen sezieren. Der Mensch selbst weilt aber schon nicht mehr unter den Lebenden, hat, wie es aussieht, auch keine Angehörigen. Die ethischen Fragen dazu hatte ich schon ansprechen wollen, allerdings nicht direkt auf die Moral der beiden Agierenden zielen wollen. In Ischnies Fall vielmehr darauf, dass die Moral sehr oft dem unterliegt, dessen man für längere Zeit ausgesetzt ist und wie man sich dann eine emotionale Barriere schafft, indem man zum Beispiel nur noch das rein Wissenschaftliche sieht oder die eigene Beteiligung am moralisch Verwerflichen ins Lächerliche zieht.
Das führt mich aber genauso direkt wieder dahin, dass ich da etwas nicht verständlich genug gemacht habe, dass da etwas von mir nicht ausreichend durchdacht gewesen ist und dass ich auch hier wieder zum Ergebnis komme, für die Zukunft eine bessere Balance aus Inspritaion und Konstruktion finden zu müssen. Abschließend habe ich viel zu viel da reingepackt und viel zu viel lediglich angeschnitten.


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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 19:27

von anderswolf
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Ich muss mal gerade rumverschachteln. Moment. Hoffentlich zerschießt es uns nicht das Gehirn.
a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das sollte auch dieser Text machen: Auswischen, editieren, rauswerfen, was überflüssig ist. Konzentrat eben. Denn da ist trotz aller Schönheit der sprachlichen Bilder leider auch so vieles, was ins Kitschige, ins Platte, teils auch einfach ins Unverständliche geht, dass es einem fast den Spaß an all dem Erfreulichen nimmt.
Ich empfinde das ganz anders - weshalb ich mir kaum vorstellen mag, Du würdest an diesem Text nennenswert etwas editieren oder gar rauswerfen. Für mich ist der Text stimmig, so wie er ist. (Einziger wirklicher Kritikpunkt, der mir einfällt, wäre der Satz mit dem Sättigen der Sättigungen. Gerade die gedanklichen Bezüge (z.B. von der Sättigung  zu Low Carb) finde ich hinreißend (wahrscheinlich, weil mein Denken auch oft so funktioniert).

Ich will mit meiner Antwort hierauf lieber nicht warten, bis die Tonwertkorrektur durch den Aufbruchspreis unantastbar geworden ist. Nicht, dass ich grundsätzlich mit der Platzierung unzufrieden wäre, im Gegenteil ist das ja ein faszinierendes Konzept mit einer sehr schillernden Umsetzung. Ich glaube nur eben daran, dass Kunst Konzentration ist. Was mir selbst gerne schwer fällt: in der Kürze liegt die Würze. Ja, das eine oder andere Bild muss stehenbleiben und darf auch episch sein. Anderes ist einfach ein Zuviel, das wie bei Salz einem hervorragenden Gericht den Genusswert senkt.
Gleich die ersten beiden Zeilen des Textes empfinde ich als wenig notwendig. Sie sollen mir ein Bild vorgeben, das sich mir eigentlich im kommenden Absatz selbst erklärt, noch dazu muss ich gleich an Brühe denken, genauer eine Doppelkraftbrühe. Das muss nicht schlecht sein, suppig wird es ja später eh noch, gleichzeitig lenkt das Bild ab vom eigentlichen Grundmotiv: es geht auf den Bildern ja nicht um Kraft, sondern um Lebensintensität (wenn ich es nicht missverstanden habe).
Oder später:
Tonwertkorrektur hat Folgendes geschrieben:
Seltsamerweise immer Verlust. Verlust in den schillerndsten Farben, ein sprichwörtliches Paradoxon, die Momente zwischen Freude und Leid, wenn etwas ist, nur damit es werden kann und am Ende davon fliegt wie ein Ballon, dessen Leine man nicht mehr zu fassen bekommt.

Da ist so viel tolles drin, aber auch so viel verquer. "Verlust in den schillerndsten Farben", großartig, leider direkt danach " ein sprichwörtliches Paradoxon", was sich mir nicht erschließt: ich kenne kein einziges Sprichwort mit einem Paradoxon, vor allem keines, das sich hierauf übertragen ließe. Dann mit "die Momente zwischen Freude und Leid" ein recht aussageloses Stück, dann eine unfassbare Formulierung, die einem ins Gehirn schießt wie die klare Luft an einem eisigen Wintertag: "wenn etwas ist, nur damit es werden kann". Sowas will ich lesen, solche Blitzerkenntnisse, die mein ganzes Leben auf den Kopf stellen, weil sie so wahr sind oder sein könnten oder sollten. Und dann leider am Schluss das wohlbekannte Bild vom (Luft)Ballon, dessen Leine (eigentlich Schnur, klingt aber irgendwie auch komisch, bei Leine denke ich aber definitiv an einen Fesselballon, obwohl das sicherlich auch ginge, der führe dann aber und flöge nicht) man nicht mehr zu fassen bekommt.
Kann, darf man da jetzt sagen: "Das muss alles drin bleiben, nix ändern, alles perfekt." Oder sollte man den Gedankenanstoß liefern als Kritiker, Kommentator, Mitbewerber, Mitforist, da vielleicht nochmal drüber zu gehen in der Absicht, einen Text besser, schärfer, treffender zu machen?
Ich weiß es letztlich nicht, wahrscheinlich läuft es eh auf eine Frage des Geschmacks raus. Ich mag meine Texte, auch wenn man das wie in meinen Kommentaren nicht immer merkt, eher konzentriert, ausgeputzt. Und gelingt es mir? Nö. Darf ich es dennoch von anderen verlangen? Ja. Dürfen die das ignorieren? Erst recht.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Sätze, die im Zitat Weisheit vortäuschen könnten ("Ein Mensch, der vom Verlust erzogen wurde, kann einen Zuwachs manchmal nicht ertragen.")
a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
Hier wieder die Gegensätze in den Kommentaren: der eine liebt den Satz, für den nächsten geht der gar nicht. Ich mag ihn. Wie alle andern Sätze auch. .. Smile

wechseln sich ab mit Sätzen, die selbst im Kontext nur mit Großzügigkeit verständlich sind ("ins Grün ihrer Lowcarbsuppe rühren sich Strudel einer Übersprungshandlung.


a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
Und das ist ausgerechnet mein Lieblingssatz, den ich auf gar keinen Fall missen möchte. Diese feine Beobachtung, dass die toughe Kollegin eben doch Gefühle hat, genau wie die Frage, ob sie wohl den Gesichtsausdruck des Erzählers auch gerade irgendwo in ihrem Gedächtnis abspeichert, das ist es, was neben den Betrachtungen über das Leben diesen Text für mich so besonders und vielschichtig macht.


Was genau magst du an dem Satz nicht? Wie hätte man das anders sagen können? Oder besser überhaupt nichts sagen und einfach wirken lassen?

Die Übersprunghandlung - wird laut Duden ohne s geschrieben, auch wenn sich das für mich ebenfalls völlig falsch liest.
Warum kannst du dir darunter nichts vorstellen?


Diesen Satz mit dem vom Verlust erzogenen Menschen, der ist so genial und richtig und welterklärend und -bewegend, dass er an allen Häuserwänden stehen sollte, weil er irgendwie jeden Menschen trifft. Ich unterstelle a.no-nym mal, dass ich nicht als Beispiel für jene dienen soll, für die dieser Satz nicht geht. Au contraire nämlich. Ich ertappe mich bei dem Wunsch, ihn auswendig lernen zu wollen, um ihn irgendwann mal anzubringen und dann weise zu klingen.
Wenn ich mir die gleiche Wirkung aber von dem anderen Satz erhoffe ("ins Grün ihrer Lowcarbsuppe rühren sich Strudel einer Übersprungshandlung"), kann ich mir jetzt schon die fragenden Gesichter vorstellen. Ich wüsste nicht mal, zu welcher Gelegenheit mir dieser Satz einfallen sollte (außer Zucchinisuppe wohl).
Ich kann Dir, d.frank, noch nicht mal sagen, wie man besser hätte sagen können, was der Satz sagen will, weil ich einfach nicht weiß, was er sagen soll. Davon abgesehen, dass die Zucchinicremesuppe, kaum dass sie erwähnt wird, schon gleich an Farbe verliert, sehe ich nicht, wie sich Strudel einer Übersprunghandlung irgendwo hineinrühren lassen. Wenn ich länger darüber nachdenke, wenn ich das Bild verlängere, gewissermaßen verdünne, dann kann ich erkennen, dass Ischnie Mitleid mit Yorinde empfindet, weil sie es aber nicht zeigen darf (aus Angst vor Kündigung, was mir einen ganz anderen Fragenkomplex aufdrängt: bei wem stehen die beiden eigentlich in einem Arbeitsverhältnis, und was machen sie in ihrer Freizeit und/oder im Ruhestand bzw. nach der Kündigung?), und darum rührt sie ein bisschen in ihrer nachgegrünten Suppe, bis Yorinde wieder vom Feuerwerk zurück ist. Oder bezieht sich die Übersprunghandlung (die ich dauernd mit dem Binnen-s schreiben will, ich habe das auch nicht dudenkonform gelernt) auf den Shot, der danach gezogen wird? Und überhaupt, warum ist denn Ischnie verlegen/verschämt/mitleidig/emotional genug, dass sie überhaupt eine Übersprunghandlung braucht? Sie ist ja wohl nicht ganz neu im Job und hat doch bestimmt schon Milliarden späterwachte Sexualitäten gesehen, selbst wenn es kein alltäglicher Fund ist.
Ich vermute also, um hier mal ein Fazit unter mein Geplauder zu ziehen, dass in diesem Satz genau das passiert ist, was ich andernorts fordere: hier ist zu kurz dargestellt, was mir ein komplexes Bild sein soll. Und darum stolpere ich hier, falle aus dem Text und muss dann dumme Fragen stellen.

Was insgesamt nicht heißt, dass ich den Text nicht mag. Au contraire. Ich finde die ausgefallene Idee und die Ausführung im Grunde gut, es ist halt Luft nach oben. Und weil auch hier gilt, dass das ja nur eine Geschmacksfrage ist, finde ich es gut, dass Andere das anders gesehen und der Tonwertkorrektur mehr Punkte gegeben haben. Und auch die Nominierung für den Aufbruchpreis/Aufbruchspreis ist komplett gerechtfertigt.
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a.no-nym
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Beitrag28.01.2019 19:55

von a.no-nym
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Ich tendiere ja in diesem Fall eher dazu, das Argument zu bemühen, dass dieses Textgemälde bereits in einer Ausstellung hängt (und sogar schon prämiert wurde). Käme da nun der Künstler mit seinen Malwerkzeugen angesaust, um rasch noch etwas Glanz auf das verblassende Grün der Zucchinisuppe zu tupfen - ich würde ihn fragen, ob er noch alle Latten am Zaun hat...

Spaß beiseite: Sicher ist auch hier das Bessere der Feind des Guten. Aber vielleicht gibt es doch (bittebitte) auch Fälle, in denen die Dinge besser unangetastet bleiben - und die gesammelte Erfahrung besser auf kommende Projekte übertragen wird?
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 20:04

von anderswolf
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a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
Ich tendiere ja in diesem Fall eher dazu, das Argument zu bemühen, dass dieses Textgemälde bereits in einer Ausstellung hängt (und sogar schon prämiert wurde). Käme da nun der Künstler mit seinen Malwerkzeugen angesaust, um rasch noch etwas Glanz auf das verblassende Grün der Zucchinisuppe zu tupfen - ich würde ihn fragen, ob er noch alle Latten am Zaun hat...

Spaß beiseite: Sicher ist auch hier das Bessere der Feind des Guten. Aber vielleicht gibt es doch (bittebitte) auch Fälle, in denen die Dinge besser unangetastet bleiben - und die gesammelte Erfahrung besser auf kommende Projekte übertragen wird?


Meinst du also "unantastbar, weil prämiert"? Davon abgesehen, dass ich nicht verlangt habe, den Text zu überarbeiten (im Gegenteil wurde ich von der Verfasserin gefragt, wie der entsprechende Satz für mich verständlicher werden könnte, damit sie wahrscheinlich etwas über Autoren-Rezipienten-Wirkung herausfinden kann), wird niemand daran gehindert, beides zu tun: gesammelte Erfahrung auf kommende und vergangene Projekte anzuwenden. Es soll AutorInnen geben, die durchaus mit dem, was sie unter Zeitdruck abgegeben haben, nicht hundertprozentig zufrieden sind. Kann aber sein, dass das nur mich betrifft.
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a.no-nym
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Beitrag28.01.2019 20:10

von a.no-nym
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Ich wollte eigentlich nur nochmal sagen, wie sehr ich den Text mag. So wie er jetzt ist. Wollte die Textarbeit nicht behindern.

Ist irgendwie nicht mein Tag heute... Embarassed
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anderswolf
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Beitrag28.01.2019 22:45

von anderswolf
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a.no-nym hat Folgendes geschrieben:
Ich wollte eigentlich nur nochmal sagen, wie sehr ich den Text mag. So wie er jetzt ist. Wollte die Textarbeit nicht behindern.

Ist irgendwie nicht mein Tag heute... Embarassed


Das kam bei mir nicht so an, aber danke für die Klärung. Vielleicht hätte ich auch großzügiger in der Auslegung Deiner Absicht sein können. Ich bitte um Verzeihung.
Gleichzeitig bitte ich d.frank um Verzeihung, dass ich mich hier so ausgebreitet habe. Ist ja gar nicht mein Faden.

Zurück an die Arbeit also.
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d.frank
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Beitrag29.01.2019 18:52

von d.frank
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Zitat:
Gleichzeitig bitte ich d.frank um Verzeihung, dass ich mich hier so ausgebreitet habe. Ist ja gar nicht mein Faden.


 Laughing Laughing  

Ich geh mal jetzt nur noch auf das Wichtige ein.

Zitat:
Gleich die ersten beiden Zeilen des Textes empfinde ich als wenig notwendig. Sie sollen mir ein Bild vorgeben, das sich mir eigentlich im kommenden Absatz selbst erklärt, noch dazu muss ich gleich an Brühe denken, genauer eine Doppelkraftbrühe. Das muss nicht schlecht sein, suppig wird es ja später eh noch, gleichzeitig lenkt das Bild ab vom eigentlichen Grundmotiv: es geht auf den Bildern ja nicht um Kraft, sondern um Lebensintensität (wenn ich es nicht missverstanden habe).


Um Beides?  Ich fand das ein schönes Bild: die Kraftbrühe - hilft bei Erkältung und grippalen Infekten. Heißt die jetzt Kraftbrühe, weil sie den Anwender kräftig oder weil sie selbst konzentriert, also kräftig ist?
Hello Suppe Laughing , schon kapiert.

Zitat:
ein sprichwörtliches Paradoxon", was sich mir nicht erschließt: ich kenne kein einziges Sprichwort mit einem Paradoxon, vor allem keines, das sich hierauf übertragen ließe.


Phrasenalarm! In der Tat viel mehr Schein als Sein. Sad

Zitat:
"die Momente zwischen Freude und Leid" ein recht aussageloses Stück,


Ja, irgendwie gar nicht zu Ende gedacht.

Zitat:
Davon abgesehen, dass die Zucchinicremesuppe, kaum dass sie erwähnt wird, schon gleich an Farbe verliert, sehe ich nicht, wie sich Strudel einer Übersprunghandlung irgendwo hineinrühren lassen. Wenn ich länger darüber nachdenke, wenn ich das Bild verlängere, gewissermaßen verdünne, dann kann ich erkennen, dass Ischnie Mitleid mit Yorinde empfindet, weil sie es aber nicht zeigen darf (aus Angst vor Kündigung, was mir einen ganz anderen Fragenkomplex aufdrängt: bei wem stehen die beiden eigentlich in einem Arbeitsverhältnis, und was machen sie in ihrer Freizeit und/oder im Ruhestand bzw. nach der Kündigung?), und darum rührt sie ein bisschen in ihrer nachgegrünten Suppe, bis Yorinde wieder vom Feuerwerk zurück ist. Oder bezieht sich die Übersprunghandlung (die ich dauernd mit dem Binnen-s schreiben will, ich habe das auch nicht dudenkonform gelernt) auf den Shot, der danach gezogen wird? Und überhaupt, warum ist denn Ischnie verlegen/verschämt/mitleidig/emotional genug, dass sie überhaupt eine Übersprunghandlung braucht? Sie ist ja wohl nicht ganz neu im Job und hat doch bestimmt schon Milliarden späterwachte Sexualitäten gesehen, selbst wenn es kein alltäglicher Fund ist.


Die Farbe der Suppe. Ich hatte wohl auf den Ursprung hinausgewollt, der später noch mal Erwähnung findet. Weil ich das ein schönes Bild dafür fand, wie etwas, in dem kein Leben mehr ist, seine Farbe verliert.
Was mich da jetzt noch interessiert: Was verstehst du an dieser Stelle unter späterwachter Sexualität? Denkst du das ist ein Regelfall, was Yorinde da passiert? Das ist sicher auch nicht angekommen, was mir selbst dabei vorgeschwebt ist. Sad


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anderswolf
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Beitrag04.02.2019 18:01

von anderswolf
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d.frank hat Folgendes geschrieben:
Was mich da jetzt noch interessiert: Was verstehst du an dieser Stelle unter späterwachter Sexualität? Denkst du das ist ein Regelfall, was Yorinde da passiert? Das ist sicher auch nicht angekommen, was mir selbst dabei vorgeschwebt ist. Sad


Ich weiß ja nicht, ob Dir das so vorschwebte:
Tonwertkorrektur hat Folgendes geschrieben:
Die Entdeckung der Sexualität. Mit 45 Jahren hat Yorinde, was man einen Orgasmus nennt. Vor ihren Augen zerplatzen Farben wie Feuerwerk. 45 Jahre gestundeter Zeit finden ihren Höhepunkt im Einklang mit dem, was man stets und zu oft vergeblich in seinem Gegenüber sucht, weil man es selbst schon verloren geglaubt hat. Mir kommen die Tränen. Emotionale Porosität ist kitschig und ein Grund zur vorzeitigen Kündigung. Ischnie tut unbeteiligt, aber ins Grün ihrer Lowcarbsuppe rühren sich Strudel einer Übersprunghandlung. Shot ziehen und Tonwertmessung. Ein nicht alltäglicher Fund.

Ich habe es zumindest gelesen, als habest Du sagen wollen, Yorinde erlebt erst mit 45 Jahren einen Orgasmus, und für Ischnie sei das ein nicht alltäglicher Fund, dass da ein Mensch sein halbes Leben schon hinter sich hat, bevor er Freude am Sex hat. Ich glaube das so nicht. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es Menschen gibt, die jahrelang sexuell aktiv sind und keine Freude daran finden, auch dass es Menschen gibt, die einen Großteil ihres Lebens nicht sexuell aktiv sind, weil sie eben keine Freude daran finden, ich glaube aber nicht, dass das eine so seltene Erscheinung ist. Das mag sich von einem aktuell grundsätzlich sexualisierterem Gesellschaftsklima nicht sofort ableiten lassen: Wir sind gerade in der Werbung von An- oder vielmehr Auszüglichkeiten umzingelt, kaum ein Comedian oder Kabarettist kommt ohne "knickknack"-Scherze aus, der Zugang zu Pornographie war nie leichter als mit dem Internet. Gleichzeitig ist das alles ja keine langandauernde Entwicklung, im Gegenteil haben gerade Frauen über Jahrzehnte, Jahrhunderte, ja, wahrscheinlich Jahrtausende im Erleben ihrer Sexualität einschränken müssen. Die barbarische Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung in vielen Regionen dieser Welt sind ein ebenso widerliches wie aktuelles Zeichen dafür, dass Frauen sich ihr Recht auf freie sexuelle Entfaltung immer wieder neu erkämpfen müssen. Dass nun also das sexuelle Erwachen einer Frau in einem erst späten Alter, wenn man auf gesellschaftliche Erwartungen vielleicht nicht mehr so viel Wert legt, ein eher seltener Vorgang ist, dann lese ich das entweder als falsch oder als ob ich sogar die Häufigkeit vom späten Erwachen weiblicher Sexualität noch seltener ist, als ich gedacht habe.

Herrje. War das auch nur irgendwie verständlich?
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