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Hamburg 19441945

 
 
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UtherPendragon
Eselsohr
U


Beiträge: 402



U
Beitrag01.01.2019 20:00
Hamburg 19441945
von UtherPendragon
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Hamburg 19441945
Du passierst. Du passierst über den Bordstein hinweg einen Mann, der zwei Flaschen Pepsi Cola nebst einer Flasche Wodka aufgereiht hat wie zum Exekutieren. Um den Fusel zu köpfen, musst Du aber die zerfressenen Handschuhe ausziehen und bloßlegen, wo schon Deine Haut aufbricht; der Winter ist da. Du gibst ihm die Klinke in die Hand, zu tausenden auf dem täglichen Weg durch die Kachelhallen des Hamburger Hauptbahnhofs. Deine Bewegungen werden mechanisch, als Du in der Cuccis-Filiale gerade eine Bestellung verpackst. Jede Backwarentüte ist ein Kalenderblatt und das Zählen hört nicht auf, nur weil neben Dir der Kollege Kaffeemaschine eine Verkalkung meldet. Scheiße passiert. In jeder Papierfalte unter Deinen Fingernägeln wünschst Du dich fort, einen Standortwechsel. Feierabend. Einen Drink. Feierabend? Noch lange nicht. Drüben im Schanzenviertel friert der Smog von der nahen Max-Brauer-Allee in armlangen Eiszapfen an den Dächern. Das Schulterblatt behält seine Wärme für sich. Du bist bloß eine Duldung. Im Futter Deiner Bauchtasche stecken fünf Gramm Marihuana, Dein Magen arrangiert sich mit den Nährwerten einer Mahlzeit von vor Ewigkeiten. Am Eck der Roten Flora steht außerdem eine Polizeistreife; Du bereitest Dich also vor, hundert Meter über Deinen kleinen Horizont zu springen. Allerdings bist Du der Grenzüberschreitungen müde. Auf deiner Irrfahrt wünschst Du Dir nichts als den Sommer herbei, der sich in Gedanken an Olivenfelder zwischen zwei Flüssen wie Dein Ithaka ausnimmt. Dein Hafen steht in Flammen. Also griffst Du nach den Sternen, doch scheitertest am Meer. Weiter kann ja niemand laufen, als dass er bis zu den Knien nass ist. Weiter kannst Du nicht hinausschauen als aus einem Fenster auf die Gärten im Schanzenviertel, vielleicht aus einem Sozialbau. Zuhause im dritten Stock eines Altbaus lässt Du den Hörer sinken, verlangsamt durch das ruhelose Auf- und Ablaufen in Deiner Designerküche. Die Polizei hast Du gerufen, weil Dir der Lärm aus dem Kinderhort nebenan wieder einmal den Appetit verdirbt. Während Dein Finger aber über das rote Auflegen-Symbol streicht, kommt Dir statt Hunger nur ein Kalenderspruch über Kreisbewegungen in den Sinn. Im selben Moment ahnst Du auch schon, dass Du das bestellte Sushi auf der Theke nicht anrühren wirst. Dass die gesparte Zeit umsonst gekauft ist. Ins Wasser zurückwerfen kannst Du sie kaum. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass Du für diese Lieferung vom Fahrrad und in Deiner pinken Foodora-Weste drei Treppen steigen musstest, ohne wenigstens mit einem Trinkgeld davonzukommen. Ein Fluch liegt Dir deshalb auf den Lippen. Gerade willst Du mit drei Pizzen in Deinem Thermorucksack von der Oelkersallee nach rechts in Richtung Holstenstraße abbiegen, wo der Verkehr immer der Ausschnitt eines ewigen Stakkatos ist. Du hast noch so viel anderes zu sehen. Du bist ausgerechnet heute unachtsam und der Flügelschlag einer Taube im Augenwinkel lenkt Dich zu lange ab – Der Kilometerzähler fällt, obwohl er mit Dir bis nach Übersee reisen sollte. Ein Lieferwagen. Der Dich umgebende Raum droht auf ein Epizentrum zu schrumpfen. Deine Augen sind überall und doch blind. Weiter im Südosten, auf dem Hansaplatz im Viertel St. Georg hast Du sie in Kästen gesperrt, um Deinem Elend in die Rockschöße zu schauen. Die Prostitution blüht auf dem Pflaster, das Du Gefahrengebiet nennst. Du durchsuchst eine Tasche mit Einmalhandschuhen nach Skandalen. Mobiltelefone, Klappmesser, leere und gefüllte Plastikbeutel, Puderdosen, Polaroidkameras und Armbanduhren warten in der Asservatenkammer des Polizeikommissariats am Steindamm nebenan wie Waren in einem Supermarkt darauf, dass der Prozess Ihnen eine Bedeutung gäbe. Auf die Frage, was passiert ist, antwortest Du mit einem Skandal. Und dass ein Skandal ewig ist, wollen zumindest die meterdicken Betonwände der Wache behaupten, deren Fundamente wie Deine Pfahlwurzel in die Tiefe reichen. Dennoch bist Du unter den Pflastersteinen nichts als ein Elbstrand. Dein Schweiß, Dein Blut und Dein Ausfluss, alle Deine Körpersäfte versickern dazwischen oder stehen auf versiegelten Flächen. Das Wasser teilt Deinen Körper in Viertel, Deine Brücken ächzen mit jedem Blinzeln der Sonne unter den Blechlawinen. Wenn Du wieder vom Altonaer Balkon herunter den Schiffen nachblickst, schlägt Dir Dein eigenes Herz in die Brust. Noch warme Fußspuren führen fort von der Sitzbank, auf der es eben ein Wir gab. Du schmeckst das Salz in Deinem eigenen Fahrwasser und weißt, dass die Schiffe bald vom Horizont geschluckt würden. Im Nordwesten, in Blankenese, stehst Du noch einmal zum Abschied herausgeputzt unter einer Laterne am Fähranleger, einen Arm zum Winken erhoben. Viele Arme recken sich zur Antwort an Deck, gleich lächelst Du. Doch am Horizont legst Du Dir schon den Nächsten Schleier um. Auch Grau kann eine warme Farbe sein, daran glaubst Du fest. In Deinem Rücken bekämpft es das Weiß der Reichenvillen. Am Hauptbahnhof wiederum hat es damit übertrieben, denn das Gebäude steht wie ein fauler Zahn auf Deiner Zunge. Zwischen Mönckebergstraße und dem Taxistand am Hachmannplatz erstehst Du jeden Morgen auf aus Urin. Eine Flasche Pepsi steht geöffnet auf dem Gestein, aber der Wodka ist über dem Schraubverschluss noch mit einer Plastikfolie gesichert, die Deine zitternden Finger unmöglich macht. An allen Ein- und Ausgängen des Bahnhofs hast Du Dich vertauscht; ein Croissant und ein großer Becher Kaffee passieren die Durchreiche des Shops in Deinen Händen. Den warmen Becher gibst Du ungern her. Feierabend? Noch lange nicht. Dafür bedeutet das Martinshorn vor der Roten Flora – Dein Schreck ist nur kurz – dass die Polizeistreife in Richtung Max-Brauer-Allee davonrast. Das blaue Licht arbeitet sich in den Schmutzprismen der Eiszapfen ab wie ein Sekundenzeiger. Du wirst weiter auf den Sommer warten, denn die Fahrt auf Dein Ithaka wird über den Styx gebucht. Und gegen das Schwarzblau unter Lampedusa ist das Hamburger Grau wirklich eine warme Farbe. So ist es draußen noch, nachdem Du endlich den Blick vom Handy losgerissen hast. Aus dem Bildschirm strahlt Dein gebräuntes Gesicht im Griechenland-Urlaub an die Decke, ein einzelner Regentropfen berührt die Scheibe, also muss der Nebel gleich weichen. Das Kommen und Gehen in der Kindertagesstätte rafft sich zu einem Rauschen wie von einem Meer, auf dem Dein Tinnitus nah bei der Küste kreuzt. Das überwältigende Gefühl, in Deinem Dasein keinen bewussten Schritt getan zu haben, lähmt Deine Gedanken. Du bist reif für eine andere Insel. Statt fortzugehen bist auch Du aufgelaufen an Altonas Stränden wie ein Treibgut. Der Glaube an ein Wir erwies sich als eine Deiner Eitelkeiten, die Du endlich durchschaust und die an diesem Ausblick auf die Elbe zerbrechen musste. Eine Eitelkeit wie Leiharbeit, ein Zeitvertrag oder die spiegelglatten Flächen des neuen Turms an der Wurzel der Reeperbahn. Eitelkeit wie die blattlosen Vorgärten zwischen den Treppen in Blankenese, Eitelkeit wie die Neonreklame in der Silbersacktwiete. Deine Hand greift um sich und ins Leere, als der Wind von Westen her zunimmt und drohenden Regen über Deinen Körper trägt. Noch liegen Deine Augen im Nebel wie zwei warme Murmeln. Das Wetter schlägt jedoch schnell um und trifft Dich zuweilen mit der Wucht eines Fahrzeugs. Deine Stirn schwitzt vor Erwartung der Hoch- und Tiefdruckgebiete der Nacht. Du überlegst, Deinen Schmuck zu verschachern oder Deinen Körper zu verkaufen und dann von diesem Fähranleger aus loszuziehen. Ein Los zu ziehen. Was kann schon passieren?

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lebefroh
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Der bronzene Durchblick


L
Beitrag12.01.2019 20:42

von lebefroh
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Das ist irgendwie genial. Man begreift erstmal nichts und dann, oha, die Realisation, dass das Du ständig wechselt.

Nur.... mir ist das zu viel. Als kürzerer Text hätte es vielleicht funktioniert. So fehlt mir Handlung.

Sehr neugierig bin ich auf die Bedeutung der Zahl im Titel.
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


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Der goldene Durchblick


Beitrag13.01.2019 23:43
Re: Hamburg 19441945
von Heidi
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Sprachlich finde ich den Text sehr ausgereift, auch die Bilder sind individuell, obwohl manche davon etwas zu viel sind. Ich meine damit, dass es meinem Empfinden nach Bilder gibt, die der Text nicht gebraucht hätte, die dann im Raum schweben, ohne, dass sie sonderliche Wirkung haben. Das liegt sicherlich auch daran, dass das eine oder andere Bild nicht so subtil ist, wie meine Lesevorliebe das wünscht.
Auch in deinem Text spielen sich die Dehnungsszenen an einem Ort ab, es gibt keine Abwechslung in ferne Länder. Hier passieren viele Dinge, dramatische Begebenheiten verschiedener Personen. Was mir positiv auffällt: Deine Figuren fließen ineinander über und es ist erst mal nicht erkennbar (für mich wars das jedenfalls erst mal nicht), dass es sich um unterschiedliche handelt. Das löst in mir Folgendes aus: Ich denke dann, diese Figuren, man könnte sie vielleicht austauschen, vielleicht sind sich der Backwarenverkäufer und der Kiffer oder den Pizzaverkäufer, oder die Person auf dem Balkon in Altona, ähnlich im Inneren. Es gibt also eine allgemeinmenschliche Seite, die gezeigt wird. Die jeweilige Situation könnte jeden betreffen, so lese ich den Text. Im Grunde passiert ja auch nicht sehr viel, die Handlungen sind reduziert dargestellt, die Sprache vermittelt aber (unter anderem) diese innere Zusammengehörigkeit der Figuren, die ineinander überfließen.
Mehr weiß ich im Moment nicht dazu zu sagen. Später dann.
Auf alle Fälle könnte es sein, dass der Text Punkte bekommt.

---

Ich weiß noch immer nichts weiter zu sagen. Außer, dass dein Text mehr Punkte bekommst als erst gedacht.

Thema ist erfüllt, Motto ebenfalls sehr deutlich spürbar. Und die Minutendehnung ist dir mit am besten gelungen.
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Mardii
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Beitrag15.01.2019 15:09

von Mardii
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Am Titel rätsele ich, ob es sich um die Angabe von Jahreszahlen 1944/1945 handelt, aber da es sich nicht um einen Fehler handelt, glaube ich das nicht. Stilistisch sehr gut geschrieben, es könnte die Biographie einer Stadt sein, aber auch das Thema Minuten in einer Stadt.

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Ridickully
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firstoffertio
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Wohnort: Irland
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Beitrag15.01.2019 23:04

von firstoffertio
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Hier werden mit Du mehrere Menschen angesprochen, die passieren, in Hamburg. (Schönes Wortspiel). Sie sind austauschbar.

Erst war ich unsicher: Minutentext, Lebenstext. Ist doch ersteres..

Der Text erscheint zugleich gedehnt und gerafft. Er ist schnell, erfordert aber Zeit zum Lesen.

Sicher E: Ungefügig, vielschichtig, inhaltlich anspruchsvoll.

Schlüsselsatz:

Zitat:
An allen Ein- und Ausgängen des Bahnhofs hast Du Dich vertauscht;


Lieblingssatz:

Zitat:
Weiter kann ja niemand laufen, als dass er bis zu den Knien nass ist.



Einige Absätze hätte ich gerne gehabt. Und letztlich bleibt mir, auch oder gerade nach mehrmaligem Lesen trotz der anklingenden Sozialkritik, nicht viel, worüber ich weiter nachdenke. Mehr so was wie: Ja, so ist das (heute) (in einer Großstadt).

Aber das Bild ist gut gemalt.
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d.frank
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D

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D
Beitrag16.01.2019 01:07

von d.frank
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Toll smile

Was auch immer der Titel zu bedeuten hat. Wie lange gibt es Foodora schon?
19,44 bis 19,45? Bomben und Kriegsende?
Ja, ich hab das recherchiert. Embarassed  Vielleicht hätte ich ins Detail gehen müssen, für den Moment halte ich mich an den Text, den ich mehrmals, aber gerne gelesen habe, weil er mich nicht um des Verwirrens wegen und mit all seinen namentlich genannten Fremden verwirrt. Die Du-Ansprache (irgendwo hatte ich mal gelesen, das wäre eine Kür und ginge meistens in die Hose) ist absolut passend gewählt, um diese Stimmung zu transportieren, die sich einstellt, wenn man sich auf dieses Körperlose einlässt und dann wird es, als springe man selbst beim Lesen in all diese Menschen und sähe minutenlang aus ihren Augen, denke ihre Gedanken und das nur, damit man diese Einsamkeit/Verlorenheit zu fühlen bekommt, die sie alle minutenlang anregt oder angeregt hat, ohne dass sie sie wirklich greifen hätten können.
Irgendwie ist die Stadt hier die Menschen, die Menschen sind die Stadt.

Lieblingssatz:
Zitat:
Das blaue Licht arbeitet sich in den Schmutzprismen der Eiszapfen ab wie ein Sekundenzeiger.


Ich mag auch das Weiterdenken, wie alles hier fort will und worauf man das beziehen kann. Kurzum: Ich mag diesen Text als Gesamtpaket und er kommt auf meine Favoritenliste.


Edit:
Hier also die persönliche Nummer Zwei. Zuerst standen hier die vollen zwölf Punkte, aber die hat ein anderer Text dem Hamburg streitig gemacht. Ein bisschen spielte hinein, dass der Text wirklich atemlos ist und dass er deshalb nicht wirklich gedehnt erzählt. Weil das als einzige Begründung aber so grundsätzlich wirkt, ich kein Freund von starren Regeln bin, auch der andere Text so ein bisschen schummelt und ich das Konstrukt der Stadt in den Menschen, den Menschen in der Stadt an sich gewagt und gelungen finde, muss ich noch weiter ausholen, damit meine Entscheidung nicht linientreu wirkt. Das, was den Text ausmacht und ihn in seiner Technik positiv von anderen abhebt, ist leider auch gleichzeitig das, was ihn im Vergleich ein bisschen wie Fastfood wirken lässt. Der Text ist gezwungenermaßen schnell konsumiert, das liegt hier in der Natur der Sache, weil der Text ja die Gleichzeitigkeit darstellen will. Das ist ihm auch gut gelungen! Aber letztendlich ist diese schnelle Bilderfolge auch Auslöser dafür, dass man nur für diesen einen Moment, diese eine Minute in den Text eingespannt ist. Beim Zurückkehren und Wiederlesen gibt es nicht mehr viel entdecken, es stößt keine Fragen an. Deshalb habe ich den Text um einen Platz nach unten verschoben. Grundsätzlich Wink  bewundere ich noch immer die Technik und das Wagnis, dieses gleichzeitige Sein und nicht Sein eingefangen zu kriegen.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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BerndHH
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 60
Beiträge: 955
Wohnort: HH


Beitrag16.01.2019 05:26

von BerndHH
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Hey, endlich mal ein Beitrag aus HH - der hässlichsten Stadt Deutschlands!

Aber ich denke, man sollte das Oberflächliche in Hamburg noch deutlicher hervorarbeiten: ein riesiger Haufen Scheiße mit Gold überzogen.
Die unerträgliche Arroganz aus Blankenese (Sylt Bussi-Bussi), gepaart mit dem wahren, zahnlosen Gesicht der Hansestadt am Hauptbahnhof oder dem Hansaplatz …

Aber schon mal ein verdammt guter Ansatz!


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Nihil
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Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag16.01.2019 17:09

von Nihil
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Das erste, was neben dem ominösen Titel  an diesem Text auffällt, ist leider die  Fick-dich-Leser-Formatierung, die ich wirklich ärgerlich finde. Nicht an vielen Orten gibt es schließlich so viele Möglichkeiten, auch dem Leserauge einen Gefallen zu tun. Dass alles en bloque dargestellt werden sollte, vielleicht muss, verstehe ich (dazu gleich). Aber mit [ justify] kann man ja zumindest die Auglinie etwas kürzer machen, damit das Auseinanderklambüstern der Dus etwas einfacher fällt. Das ist gerade beim ersten Lesen, und eigentlich auch beim zweiten noch, sprichwörtlich nicht einfach zu erkennen, auf was du mit deinem Beitrag hinaus wolltest. Zumal der Titel Assoziationen an die Jahreszahlen 1944 und 1945 weckt, was ich zunächst als Schlüssel im Hinterkopf hatte – der jedoch nicht passte. Nur auf der Folie der Themenvorgabe lässt sich der Bezug zur Zeitangabe 19:44, 19:45 herstellen. Ich brauche diese Verkomplizierung nicht, weil ich außerdem vermute, dass der Titel auf diese Weise interessant wirken sollte. Den würde ich nochmal überdenken.

Dieser Text am Stück zeigt aber ein personalisiertes Hamburg, das, persönlich adressiert, mal als Obdachloser, mal als verärgerter Kleinbürger, mal als Elbstrand selbst eine Stimme verliehen bekommt. Die Idee finde ich großartig und rechtfertigt auch die Lesefolter, denn wo sollte man einen sinnvollen Schnitt setzen. (Das ginge zwar schon, ich sehe aber auch den inhaltlichen Bezug.) Zudem gibt es großartige Sätze:
Zitat:
Das Schulterblatt behält seine Wärme für sich.
Das ist doch mal ne Metapher für Einsamkeit und fehlende Solidarität.
Genau so finden sich aber ebenfalls teils pathetische, teils unverständliche Sätze. Etwa:
Zitat:
aber der Wodka ist über dem Schraubverschluss noch mit einer Plastikfolie gesichert, die Deine zitternden Finger unmöglich macht.
-> Zitternde Finger machen Plastikfolie unmöglich?
Auch Grau kann eine warme Farbe sein, daran glaubst Du fest. In Deinem Rücken bekämpft es das Weiß der Reichenvillen.
-> Bei solcher platten Gesellschaftskritik bin ich raus. Wie sollte grauer Himmel zudem gegen weiße Fassaden „kämpfen“?
 Eine Eitelkeit wie Leiharbeit
-> ???

Leider sitzt nicht alles bombenfest an diesem Text, den ich wirklich mögen will. Die zweite Hälfte des Beitrags lässt mich zudem fast an meiner Interpretation zweifeln, was dem Text dann Punkte kosten würde. Denn dadurch, dass du gewisse Motive wieder aufgreifst, verleihst du der Geschichte zwar Geschlossenheit, die dieses „Du“ für mich fast schon wieder zu konkret werden lassen.
Punkte gibts in jedem Fall.
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Literättin
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Beiträge: 1836
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Das silberne Stundenglas Der goldene Roboter
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Beitrag16.01.2019 17:30

von Literättin
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Das könnte funktionieren: Das Du wird weiter gereicht zu einer Art Stadtrallye durch Hamburg doch mir erscheint der Text aufgrund des „Zuviel von allem“ wie ein ungünstig vollgepackter Zusammenschnitt aus Sozialkritik und Baedecker. Das könnte funktionieren, wenn sich nicht alles auf einmal in touristischen Adressen drängeln würde. In diesem Gedränge ist mir letztlich zu wenig gestaltet. Das wirkt wie auf ein einziges Mittel gesetzt und heruntergespult bis zum geht nicht mehr. Das strengt an, bringt aber nichts Eigenes in mir zum Schwingen. Phrasen tun dem Text nicht gut: „dem Winter die Klinke in die Hand“, „Scheiße passiert“, „reif für die Insel“. Eine schöne Stelle bleibt beim zweiten Lesen hängen: Grau kann eine warme Farbe sein. Und eine andere: die mit dem Radkurier, dem Suhi, das zurück ins Wasser zu werfen sinnlos wäre und das Fazit mit der umsonst gekauft ersparten Zeit, das hier ganz einfach aber passend eingearbeitet ist. E – ist erfüllt, auch das Thema findet sich. Ein wenig mehr Konzentration, rein gestalterisch, wäre schön gewesen und hätte mehr aus dieser doch spannenden Machart und der Idee mit dem wandernden Du machen können. Die Idee gefällt mir.

P.S.: Ich bringe die Ziffernfolge im Titel nicht unter, ich lese da immer die letzten beiden Kriegsjahre heraus, die aber für den Text bzw. im Text keinerlei Bedeutung haben - es sei denn ich habe ein Brett vorm oder Tomaten auf...


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when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Tape Dispenser
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T


Beiträge: 272



T
Beitrag16.01.2019 23:04

von Tape Dispenser
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Vom Ingeborg Bachmann Wettbewerb ist mir ein Satz eines Jurymitglied in Erinnerung geblieben: Wohin will dieser Text? Ich habe ihn drei Mal gelesen und immer noch keine befriedigende Antwort gefunden, dafür aber die Lust verloren, mich weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Die Vorgabe finde ich hier nicht erfüllt. Es liest sich wie eine Art Bewusstseinsstrom in Du Form mit sich überlagernden Erzählern. Was der Titel mit dem Text zu tun hat, verstehe ich ebenfalls nicht 1944 1945? Scheint ja Jetztzeit zu sein.
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hobbes
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Beitrag17.01.2019 00:20

von hobbes
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Oha. Der Text wäre mir doch fast durchgerutscht. Ein Du, das absatzlos von einem zum anderen passiert. Nachdem ich es mal verstanden habe (nun ja, ich hoffe, ich habe es verstanden), halte ich das für eine sehr interessante Idee und will es auf jeden Fall noch einmal lesen. Eventuell verstehe ich dann sogar den Titel?

Nein, ich verstehe den Tittel nicht.

Habe den Text jetzt noch mal gelesen und versucht, herauszufinden, wie diese Wechsel passieren. Scheint so, als springst du einfach von einem zum anderen. Hm. Das finde ich dann ein bisschen schwierig. Klar, irgendwie macht es Sinn, einer ist alle und alle sind einer, aber ein bisschen leicht machst du es dir damit auch.
Und na ja, ich weiß nicht, Sätze wie dieser
Zitat:
Das Kommen und Gehen in der Kindertagesstätte rafft sich zu einem Rauschen wie von einem Meer, auf dem Dein Tinnitus nah bei der Küste kreuzt.

da kommt mir dann kurz Geschwurbel in den Sinn.

Hm. Ich fürchte, ich habe irgendwas noch nicht verstanden. Oder auch alles.

...

Tja, Text. Nun kriegst du doch keine Punkte. War aber knapp.
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a.no-nym
Klammeraffe
A


Beiträge: 699



A
Beitrag17.01.2019 19:55

von a.no-nym
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Hallo Inko,
beim Lesen Deines Textes habe ich mir gewünscht, wenigstens eine vage Vorstellung von den beschriebenen Orten zu haben - ich vermute, dass das Ganze dann nochmal eine weitere Dimension hinzugewinnt. Er hat mich aber auch so bei jedem Lesen bewegt und darüber hinaus beschäftigt - und ist einer meiner Favoriten!

Gleichermaßen anstrengend wie reizvoll finde ich die Absatz-Losigkeit des Textes, sprich: die fließenden Übergänge zwischen den verschiedenen Figuren, die sich beim Lesen immer wieder verschieben, einem entgleiten, neu gesucht und gefunden werden wollen. Für mich ein Text mit großer Bildgewalt, der es dennoch schafft, dass ich mich nicht vollständig, sondern nur ein bisschen erschlagen (bzw. getroffen) fühle...

Angesichts des Titels hatte ich zunächst erwartet, in die Zeit zwischen 1944 und 1945 zurückversetzt zu werden. Erst beim Lesen ist mir aufgegangen, dass da wohl ein Blick auf die Uhr hilfreicher ist als einer ins Geschichtsbuch Wink.

Für Text und Inko alles Gute!
Freundliche Grüße
a.
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V.K.B.
Geschlecht:männlich[Error C7: not in list]

Alter: 51
Beiträge: 6155
Wohnort: Nullraum
Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag19.01.2019 01:38

von V.K.B.
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Hallo Inko,
erstmal vorweg, ja, sperrig und ungefügig ist er, dieser Text. Was vor allem an der zweite Person-Shan-Perspektive liegt. Das ist schon eine heftige Zumutung zu lesen, zumal man aufgrund des ungebrochenen Fließtextes auch nicht genau ausmachen kann, wann und wo die Sprünge genau stattfinden. Also ja, E ist es wohl, wichtigste obligatorische Vorgabe erreicht und die Besprechung kann ebenfalls ernsthaft weitergehen. Erstmal zur Gr-E-tchenfrage: Was gibt mir dieser Text für mein Leben? Was nehme ich mit? Das ist, muss ich sagen, leider wenig. Es gibt kurze Einblicke in diverse Personen, ich werde durch die Perspektive sogar in deren Haut gezwängt, aber es bleibt alles kurz, an der Oberfläche und von daher nein. Macht aber nix, wer erfüllt hier schon Ansprüche, die man an Weltliteratur stellen könnte?

Was ich gut finde, ist, wie originell du die eine-Minute-Vorgabe gelöst hast. Du reitest nicht lange sinnlos darauf herum, dass es eine Minute ist, was viele andere Texte falsch machen. Somit behält dein Text seine alleinstehende Daseinsberechtigung und wirkt nicht sofort so, als sei er nur geschrieben, um den Wettbewerbsvorgaben zu entsprechen. Das hat mich bei vielen anderen Texten gestört.  Ja, so kann man Vorgaben auch umsetzen. Gefällt mir gut und ist eine willkommene Abwechselung.

Die Sprache ist literarisch, bisweilen wunderschöne Metaphern, bisweilen aber auch aufgesetzt-künstlich. Zusammen mit der diffusen Perspektive sorgt es dafür, dass man außenvor bleibt. Gerne gelesen und die Sprache genossen, aber das war's dann auch.

Interessant die eigentliche Themenumsetzung, die sich mir nur in Verbindung mit dem Titel halb erschließt, aber auch das bleibt diffus. Erst hatte ich das für Jahreszahlen gehalten, ging davon aus, der Text spielt zum Jahreswechsel 1944/1945. Passt aber nicht. Dennoch stehen die Jahreszahlen da. Was hat 45, was 44 nicht hatte? Ein Krieg geht zu Ende, ein verheerender, ein Paradigmenwechsel muss stattfinden und ein Neuanfang. Die (un)haltbare Gegenwart eben. Jetzt muss ich das nur noch in den Text reinkriegen. Auch für die Personen ist die Gegenwart unhaltbar, ein Paradigmenwechsel muss her oder ein Neuanfang. Angedeutet in den Überlegungen des Verkaufens, um die Stadt hinter sich lassen zu können. Diesen Aspekt finde ich den interessantesten. Leider bleibt aber auch nach mehrmaligem Lesen eine Menge vom Rest im Bereich des Diffusen.

Gerne gelesen jedenfalls, ob es für Punkte reicht, kann ich noch nicht sagen.

Beste Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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Catalina
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Beitrag20.01.2019 10:44

von Catalina
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Was für ein Ritt. Beim ersten Lesen bin ich überfordert. Zu viel, zu schnell, keine Pause, dichte Sprache, keine Pause, dicht, dicht... ich habe das Gefühl, meine Sicherung brennt durch. Zu unruhig, schreibe ich an den Rand.

Nochmal. In der zweiten Person geschrieben. Keine Absätze. Ungewöhnlich, dringlich, drängend. Kommt mir jetzt doch ganz schön nahe. Wir wandern von Person zu Person, von Stadtteil zu Stadtteil, Gefühl zu Gefühl.

Beim dritten Lesen bin ich vorsichtiger. Ganz langsam, Satz für Satz. Ich fand wunderschöne Sprachbilder, Hamburg zog an meinem geistigen Auge vorbei, seine Bewohner.

Ein Blick auf den Titel, die Minute, klar. Warum diese? Die Jahreszahl des Fluchtwinters? Hm.

Ich lese ein viertes Mal. Wer ist dieses "Du"? Diese Fülle an Sprachbildern, eins schöner als das andere. Die Backwarentüte, die zum Kalenderblatt wird. Der Smog, der in Eiszapfen an den Dächern friert. Sehr, sehr viel Trostlosigkeit.

Erst beim vierten Lesen - wird ja nicht langweilig, bei so viel Dichte gibt es immer wieder was Neues zu entdecken - hat sich mein Gehirn so an den Text gewöhnt, dass ich ihn nicht mehr logisch entschlüsseln muss. Du, das ist eben die Stadt, mit seinen Menschen und einem Grundgefühl. Wird immer besser.

Also noch ein fünftes Mal. Jetzt wird auch der Wunsch auszubrechen sehr deutlich. Damit schließt sich für ich der Kreis zur Flucht und zum Titel.

Ich könnte den Text noch viele Male lesen. Wahrscheinlich wird er noch lange bei jedem Lesen etwas mit mir machen. Aber ich möchte noch andere Texte kommentieren und so lasse ich es - für den Moment.

Dieses Leseerlebnis lässt mich staunend zurück. Dein Text hat im Verlauf des wiederholten Lesens von allen am meisten überrascht. Von "ferner liefen" hin zu den Top-Favoriten...

Ich bin so geflasht, dass ich kaum Lust habe, mir über die Vorgaben Gedanken zu machen. Ich traue mich trotzdem und habe das Gefühl, die Minute "schwappt" über die Stadt. Gefällt mir. Sie dehnt sich aus wie eine Brandungswelle, zieht sich dann auch wie eben diese wieder zurück.

Ich habe fünf Favoriten, die sich alle eigentlich nicht miteinander vergleichen lassen. Es fällt mir schwer, unter ihnen die Punkte zu verteilen...

7 Punkte für Deinen Text
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Eredor
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Goldene Harfe Pokapro III & Lezepo I


Traumtagebuch
Beitrag20.01.2019 23:41

von Eredor
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Jap! Das isses.
Sowas will ich lesen, und zwar mein Leben lang. Das ist fantastische Literatur, die mit ihrem eigenen Stil, ihrer eigenen Sprache erzählt. Alles schillert in Hamburg, wenn ich deine Worte lese. Das ist so detailverliebt und treffsicher geschrieben, dass ich mit dir gerne mal eine Flasche köpfen würde, aber erst, wenn es wieder wärmer ist. Und immer wieder so absurd geile Sätze wie diesen hier denken:

Zitat:

Das blaue Licht arbeitet sich in den Schmutzprismen der Eiszapfen ab wie ein Sekundenzeiger.


Was gibt es zu kritisieren? Vielleicht die formale Organisation des Textes, der mich bisweilen abhängt, wenn vom einen Du zum anderen gewechselt wird. Vielleicht, dass die Zeitdehnung nicht sehr deutlich wird, weil der Wortfluss nicht ausdünnen will, er will einen dichten Satz an den anderen reihen. In Sachen Umsetzung muss ich dir also, obwohl ich dir gerne 12 Punkte gegeben hätte, Abzüge geben. Von der Umsetzung und Einhaltung der Vorgaben abgesehen ist das aber der qualitativ beste Text des Wettbewerbs für mich. Mit Abstand.


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"vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel
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Municat
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Beitrag21.01.2019 10:49

von Municat
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Moin Inko smile

Nach dem Titel habe ich mit Kriegs- bzw. Nachkriegsbildern aus Hamburg gerechnet. Was Du im Text beschreibst, wirkt auf mich dann allerdings eher zeitgenössisch. Vielleicht willst Du damit sagen, dass das (zweite? neue? aktuelle?) Leben des Erzählers zu dieser Zeit begonnen hat. Der Erzähler ... ich habe irgendwie den Eindruck, in Deinem Text ist die Stadt Hamburg selbst der Erzähler und spricht zu einigen ihrer Bewohner. Die Übergänge, mit wem der Erzähler gerade spricht, sind fließend und greifen ineinander, was ich sehr interessant finde.

Da ist die gestrandete Existenz, die sich Fusel kauft, die Flasche aber nicht geöffnet bekommt, der Verkäufer in einem der Food-Stände am Bahnhof, der sich ein anderes Leben wünscht, der Pizza-Lieferant, der auf sein Trinkgeld verzichten muss, der grantige Rentner, der sich über lachende Kinder beschwert. Jemand macht sich Sorgen, dass das Rauschgift in seiner Tasche entdeckt wird und ist erleichtert, dass die Polizeistreife ein anderes Ziel hat.

Die Bilder, die Du zeichnest, passen zu den düsteren Seiten von Hamburg. Sie bewegen mich, obwohl ich die Stadt bisher nur von Kurzbesuchen kenne. Ich kann mir gut vorstellen, dass echte Hamburger ein vielfaches an Details erkennen. Obwohl ich dieses absatzlose Schreiben an sich nicht leiden kann, mag ich die Geschichte.

Die flüchtige Zeit sehe ich hier eindeutig (besonders in der Stimmung, die der Text durch die fließenden, nicht immer klaren Wechsel der dargestellten Personen verursacht), die Dehnung ist eindeutig da. E ist der Text auch.

Punkte vergebe ich, wenn ich alle Texte kommentiert habe.

EdiTIer
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MoL
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Das bronzene Stundenglas


Beitrag21.01.2019 20:42

von MoL
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Ich verstehe die Jahreszahlen nicht, aber ansonsten: großartig! Dieser Stil, einfach genial! Mein Platz 2. Smile

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Michel
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Beitrag22.01.2019 15:57

von Michel
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Im Grunde auch ein Kaleidoskop. Du-Perspektive, fließend wechselnd von einer Person zur nächsten, ohne Absatz, ohne Halten, weil auch eine Minute keinen Absatz hat, kein Halten, Du hangelst Dich lesend voran an Leuchttürmen reduzierter Bilder, versuchst den Moment des Perspektivwechsels wahrzunehmen, vergeblich freilich, da die Bilder ineinanderfließen und nur das bleibt, was sich mit Deinen subjektiven Schablonen festhalten lässt, der Hauptbahnhof, die Espressomaschine, während die Minute unaufhörlich weiterfließt, so dass Du die Punkte gar nicht wahrnimmst, die den Text sehr wohl teilen, sondern unter eine Lawine aus Wörtern und verschachtelten Sätzen gerätst, die unaufhaltsam deine Aufmerksamkeit überrollt und dich dennoch anschiebt, diesen Kommentar zu verfassen. So ist nun mal E, was soll schon passieren?
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Jenni
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Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag23.01.2019 01:17

von Jenni
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In zweiter Person Singular werden hier verschiedenste Menschen, in Hamburg lebende Menschen, angesprochen, ein Obdachloser, ein Dealer, die lärmbelästigte Nachbarin einer Kindertagesstätte, ein Pizzalieferant, und so weiter, ein Geflüchteter auch, alle zwei Sätze wechselt das Du, während das Ich nicht in Erscheinung tritt, auch nicht wertet oder richtet (wobei doch durch die Auswahl), sondern berichtet, und das sehr schnell und laut und ohne Atempause, dass einem beim Lesen ganz schwindlig werden kann, und ich glaube, am Ende ist „Du“ die Stadt selbst mit allen Menschen darin. Dann ist auch noch jeder Satz vollgestopft mit Metaphern und Zweideutigkeiten, jedenfalls kommt es mir im Augenwinkel so vor, genauer hinschauen, dafür bleibt gar keine Zeit, so schnell geht es schon weiter. Das ist schon irgendwie cool gemacht, also, dass ich dir trotzdem, zumindest im Groben, ohne Schwierigkeiten folgen kann, und deine doch unkonventionelle Erzählstimme sich nicht selbst zum Rätsel macht.

Aber worum geht es denn tatsächlich. „Du passiert“, beginnst du und endest: „Ein Los zu ziehen. Was kann schon passieren?“ Darum, wie klein die Unterschiede zwischen all diesen Menschen sind, so groß sie scheinen? Wie wenig sie beeinflussen können, wer sie sind bzw. wo sie in der Gesellschaft stehen? Ich glaube letzteres, und ich glaube da spielt sich auch die Umsetzung des Themas (Un-)Haltbare Gegenwart ab, so etwa: sei dir nicht zu sicher, wer du bist? Oder: Du bist alle, im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung. Das finde ich schon sehr interessant, was sich alles da hinein interpretieren lässt.
Der Titel: Hamburg 19441945, daran rätsele ich noch, spielt doch der Text ganz eindeutig in heutiger Zeit (Foodora). Wäre natürlich interessant, das bliebe irgendwo offen, ließe mich glauben, es passiere heute, wo es ebenso gut 1944 hätte passieren können, aber das ist nicht der Fall.

Ich weiß noch gar nicht, ob das hier grandios ist oder nur so tut, ignorieren kann man es jedenfalls nicht, mehr noch, es macht Spaß sich damit zu beschäftigen.
Je mehr ich darüber nachdenke und je öfter ich lese, desto grandioser. Hier sind zwölf Punkte, bitte gerne.
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nebenfluss
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Beitrag25.01.2019 16:58

von nebenfluss
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Hallo Inko,

gerade noch auf "mein" Treppchen geschafft!

ein ganz schön wandlungsfähiges Du wird mir hier präsentiert. Dieses Du ist, zumindest an einer Stelle im Text, „unter den Pflastersteinen nichts ein Elbstrand“, also Hamburg selbst – warum aber wird dann der Hamburger Hauptbahnhof in der 3. Person und nicht „Dein Hauptbahnhof“ genannt?
Kleinigkeiten, klar. Aber wäre nicht nötig gewesen, um die Stadt zu identifizieren, siehe Überschrift, Rote Zora etc.
Insgesamt finde ich die sprachliche Wucht, den Reichtum an Bildern und Assoziationen und nahtlosen Wechsel dieser Du-Protas ziemlich beeindruckend, wobei ich mit dieser Ansprache in der 2. Person (die ja nicht mich meint) außerhalb von Brief(roman)en immer meine Probleme habe, auch hier. Obwohl der Text nur bedingt als Liebeserklärung an Hamburg taugt, bekommt er durch dieses Du etwas latent touristenführerhaftes, als sollte mir mal erklärt werden, wie sich das Leben so anfühlt in Hamburg. Fühlt sich ein bisschen aufdringlich an.
Die Überschrift, bzw. die Formatierung der Uhrzeit finde ich etwas ungünstig. Dass es hier um die Minute zwischen 19:44 und 19:45 geht, hätte ich außerhalb der Kenntnis der Wettbewerbsvorgaben womöglich nicht verstanden. 1944 und 1945 sind ja auch geschichtsträchtige Jahreszahlen, auch wenn der Text natürlich unmöglich in dieser Zeit angesiedelt sein kann.
Wie gesagt, Nörgelitäten.
Irgendwas muss ich ja in meinen Kommentar schreiben.


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anderswolf
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Beitrag25.01.2019 17:16

von anderswolf
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Plottwist: es handelt sich gar nicht um einen Kriegsendetext, wie der Titel interpretiert hätte werden können. Ein Geist aber auch hier, einer der durch Menschen geht wie der Wind durch die Blätter des Waldes. Der mal hier, mal da ist, niemals aber beim LI, und daher auch niemals beim Leser. Wie immer ist die Perspektive des Du schwierig, schwer zu rezipieren, denn wer will schon wirklich sich anhören wie das eigene Leben eigentlich und andererseits sein könnte, wäre man eine fiktive Person und nicht nur eine fremdbestimmte.
So also fährt man durch den Text wie ein blinder Fährmann durch die Nacht (ja, dem Blinden ist es egal, die anderen sehen aber auch nicht gut), und ab und an stößt man dann gegen andere Fährnisse und Gefahren und Gefährten und irgendwie bekommt man das alles mit, aber es hält nix. Hält auch nirgendwo an, auch nicht (am Ende der Odyssee) an irgendeiner Insel, muss ja nicht gleich Ithaka sein, täte ja ein winziges Atoll für den Anfang, wo man mal gucken könnte, wo eigentlich was ist. Andererseits: blind.
In dem Fall halt Hamburg, die Alster fließt durch die Straßen und die Menschen, streift Themen und Gedanken und trifft doch nix. Auch nicht die richtige Formulierung: "Noch liegen Deine Augen im Nebel wie zwei warme Murmeln."
Tatsächlich fühlen sich meine Augen so an nach dem Herabgleiten am Text, der - wäre nicht die dauernde Standortänderung, der stete Perspektivwechsel - so auch im letzten Jahr hätte wettbewerben können, so aber ist es nur so anstrengend wie 2017.
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UtherPendragon
Eselsohr
U


Beiträge: 402



U
Beitrag25.01.2019 22:04

von UtherPendragon
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Ich glaube, ich kann und muss den Text jetzt neu schreiben.

"Ziehen sie Ihren Hut noch nicht, es könnte sich um einen Scharlatan handeln" - ach, dieser Titel. Für den sollte ich mich wohl entschuldigen? Wenn auch Überlegungen zu den Kriegs- und Fluchterfahrungen der oft dealenden Menschen da eine Rolle spielten, das "in Trümmern Liegen", das Auferstehen aus Ruinen sowieso, muss ich mir wohl eingestehen: Das war vor allem Effekthascherei. Ich würde es nicht wieder tun. (oder doch?)
!9:44-19:45 stimmt natürlich auch und eher, sagen wir: das ist mein gedankliches Backup.

"Was hat 45, was 44 nicht hatte?" -V.K.B. (Nagel->Kopf.)

Die Geister, die ich rief, sollen sich bitte wieder einfangen.

Man könnte höchstens noch argumentieren, dass "1945" und "Lampedusa" beides Stichworte sind, die im Sachkomplex "Kriegsflucht" auf sehr sehr divergierende Weisen im kollektiven Gedächtnis existieren. Aber jetzt will ich mich wieder rausreden.

El Texto könnte auch in der Werkstatt stehen, denn viele Kommentare sind ungemein hilfreich.

Dann die zweite Entschuldigung: Fick-dich-Formatierung(viel zu laut gelacht); keine Absätze? Gott, ich nehme das erste Mal an diesem Wettbewerb Teil und habe den Text vermutlich mitten in der Nacht abgeschickt. Ich erinnere mich genau, wie ich dachte: Die Formatierung übernehmen die. Da kann ich gar nichts dran drehen. Was für ein dummer Gedanke á la humans of late capitalism: Toll, ein andrer macht's. Das war also kein gewähltes Stilmittel. Nein, das war beschränkt.

Der Text ist wirklich ein sehr persönlicher und das Schreiben hat mir durch die Beschäftigung selbst geholfen, ein paar Schwierige Situationen zu bewältigen, glaube ich. Ich verbinde viel mit den erwähnten Stadtteilen und ihren Wahrzeichen...
Jetzt bekomme ich immer mehr Angst, ich bekäme die Politik nie wieder aus meiner Schreibe. Sie stiehlt sich immer irgendwie rein, wenn auch hier nötig und beabsichtigt. Der Foodora-Fahrer ist übrigens ein Freund von mir, der über seinen Job selbst ein Buch geschrieben hat (zum Glück ist er bei bester Gesundheit).

Vielen Dank für die ausführlichen Kritiken, die ich wirklich ausnahmslos bereichernd finde. Ob so liebevoll motivierend, wie es nur ein Eredor kann oder die "Geschwurbel"-Anmerkung von hobbes oder das Lesegefühl von Tape D.;
"Ich habe ihn drei Mal gelesen und immer noch keine befriedigende Antwort gefunden, dafür aber die Lust verloren, mich weiter mit ihm auseinanderzusetzen."
Ich kann gar nicht mal behaupten, dass ich anders reagiert hätte.

Nihil:
"Das Schulterblatt behält seine Wärme für sich.
Das ist doch mal ne Metapher für Einsamkeit und fehlende Solidarität. "

Und wie die Leute gerade draußen frieren, während immer mehr neue Geschäfte einziehen... Am Hauptbahnhof hat man vorletztes Jahr oder so die Stelle "Kids", die sich um 600 obdachlose Jugendliche pro Jahr kümmert dichtgemacht - Weil in den Räumen Baumaterial gelagert werden sollte. Das sind so Sachen die bleiben Hängen im Bewusstsein... Zum Glück haben die jetzt neue Räumlichkeiten.

BerndHH:

"Hey, endlich mal ein Beitrag aus HH - der hässlichsten Stadt Deutschlands!"
Weiche Satan! Oder komm aufn Ratsherrn vorbei (Astra ist längst nicht mehr Hamburgisch)

Worüber ich sehr froh bin ist, dass die Zeitdehnung anscheinend gut rübergekommen ist. Nachdem ich schon eine zweite Version des Textes fertig hatte, habe ich die Vorgaben nochmal gelesen und völlig panisch Diverses umgeworfen, um gerade dieser Vorgabe zu genügen.

Außerdem freue ich mich, dass die "organische Stadt" bei manchen so angekommen ist, wie es beabsichtigt war. So habe ich diesen Lebensraum schon lange begriffen: Als Organismus, der von sich eigentlich nichts weiß.

Sorry falls meine eigenen "Kritiken", Anmerkungenwasauchimmer oft kurz ausgefallen sind. Ich quäle mich gerade mit einer Abschlussarbeit herum. Hoffentlich nicht mehr so lange.

Ganz liebes Danke zuvorderst in die Runde. Ich werde sicher noch auf einzelne Kommentare eingehen.

Liebste Grüße aus Hamburg

U.

Edit: Eredor: Die Einladung auf ein Bier gilt auch für dich, den Fusel habe ich nämlich ad acta gelegt;)


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