Gewalt- und Erotikszenen im Roman

[Leonard Rhime]

Ahoi!

Da ich mich eindeutig als Fan des Horrors bezeichne, sehen meine bisherigen und auch noch geplanten Titel natürlich auch Gewaltszenen vor. Natürlich... Falsch, denn "natürlich" muss es nicht sein, vielmehr kann sich der Horror ja auch rein im Kopf abspielen.

Also, noch mal von vorne... Ich baue stark auf mentalen Horror, unterfüttere diesen aber auch mit 2-3 durchaus brutalen und detailliert beschriebenen Szenen. Bei einer in meinem aktuellen Manuskript musste ich im Anschluss an die Szene erst einmal Pause machen, da sie selbst mir einfach zu ekelhaft und grausam war.

Ab wann bin ich gezwungen, mein Werk "ab 18" zu kennzeichnen und geht das im Self-Publishing überhaupt? Und ab welcher Masse gilt es als künstlerisches Element? Immerhin schreibe ich nicht ausschließlich davon die Oma in die Jägersuppe zu schnetzeln, sondern die Brutalität macht vielleicht max. 4-6% aus.

VG
Leo

[V.K.B.]

Also, irgendwelche Regeln gibt es da glaub ich nicht. Dein Gegner (wenn es dazu kommt) ist die BPjS. Die wird aktiv, wenn irgend jemand dein Buch dort meldet. Da du ein Buch schreibst, hast du eh schon mal gute Chancen, solange es nicht "Mein Kampf Teil 2" wird. Die gehen eben bevorzugt auf Computerspiele und B-Movies los, dann aber richtig. Ach ja, Black Metal Bands mit deutschen Texten haben auch schlechte Karten. Aber bei einem Buch brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen, Amokläufer lesen ja nicht.

Was die deinem Buch potenziell antun können, sind zwei Dinge, nämlich Indizierung auf Liste A und auf Liste B. Liste A bedeutet Werbeverbot und Verkauf nur unter der Hand oder in abgetrennten "ab 18 Räumen", kein Postversand, keine Erwähnung in Medien, die Jugendlichen zugänglich sind.
Liste B bedeutet "strafrechtlicht relevant" und es kann eine Beschlagnahmung folgen. Weitergabe und Verkauf verboten, Besitz legal, solange man niemandem anders Zugang dazu gewährt. Ich hab mir zum Beispiel damals für meine indiziert PS3 DVD einen einbruchsicheren Bunker bauen müssen (lol). Und wenn ich es wagen sollte, hier jetzt in der Öffentlichkeit -(Loud Valley) Homecoming im Klartext zu erwähnen, könnte auch das Forum Ärger mit der BPjS bekommen, auch wenn komplett unnachvollziehbar ist, was an diesem Teil der Survival Horror Reihe jetzt "strafrechtlich relevant" sein soll, im Unterschied zu ähnlichen Titeln mit ähnlichem Inhalt, die nicht einmal auf Liste A stehen.

Wenn du einen Einblick in die "Arbeit" der BPjS erhalten willst, kannst du auf die Seite schnittberichte.com schauen. Wer sich in der Horror Szene einigermaßen auskennt, weiß sofort, es geht da um komplette Willkür. Aber wie gesagt, das gilt für Musik, Filme und Spiele – Bücher sind hingegen Kulturgut und da trauen die sich nicht so schnell ran. Dank unserer Geschichte sind Bücherverbote hierzulande ja arg negativ konnotiert und da muss dann schon ein unstrittig nachvollziehbarer Gesetzesbruch (z.B. Volksverhetzung, Holocaustleugnung, ernstgemeinte Mordaufrufe, Verletzung von Persönlichkeitsrechten, etc.) vorliegen, bevor was passiert. Andere Medien scheinen automatisch Schmutz&Schund für die zu sein und können je nach Lust und Laune indiziert werden. Auf Liste A oder B scheint dann gewürfelt zu werden. Aber natürlich schreib ich nur Blödsinn, eine Zensur findet ja nicht statt, steht doch im Grundgesetz, lol. *Schaum vom Mund wisch*

Letztendlich gilt: Ist komplette Glückssache, ob und ab welchem Gewaltpegel was passiert. Kann dir nur eine einzige Szene als menschenverachtend ausgelegt werden, bist du potenziell gefährdet. In der Praxis musst du dir als Buchautor aber mehr Sorgen um vom Himmel stürzende Kühe machen, denn eine solche abzukriegen ist wahrscheinlicher.

Ist jetzt wahrscheinlich nicht die Antwort, die du lesen wolltest, aber leider Realität. Hoffe, sie hilft dir trotzdem.

Grüße,
Veith

[Leonard Rhime]

[V.K.B.]

[Herbstbraut]

Hey,

hast du vielleicht Bücher gelesen, die ähnliche Szenen beinhalten (Von der Art und dem Ausmaß der Gewalt her)? Wenn diese Bücher ohne Probleme im Handel erhältlich waren, solltest du auch keine Probleme bekommen, denke ich.
Ein Laymon ist beispielsweise ja auch ohne Weiteres erhältlich.

[Gast]

Hallo Leo,

dann lass uns doch ein wenig an den grausamen Ereignissen teilhaben. Aber beachte: Die Öffentlichkeit regt sich vermutlich weniger über Brutalität als über Sex auf. Ein Hoch auf die Prüderie!

Gruß

attingat

[Leonard Rhime]

[V.K.B.]

[Pickman]

Prost Neujahr!

Nur mal so als Benchmark: Die 120 Tage von Sodom kann man bei Hugendubel.de ohne Altersnachweis bestellen. Wem die pdf reicht, kann diese kostenlos im Netz herunterladen.

Was Sex und Gewalt betrifft, kann man sich schriftlich in Deutschland einiges erlauben.

Cheers

Pickman

[Gast]

Den Film kannte ich nicht. Aber er verschiebt den Maßstab. Super, endlich kann ich schreiben, was mir so im Kopf 'rumgeht, und keiner soll sich mehr aufregen, das sei zu brutal.

Gruß

attingat

[Gast]

[Pickman]

Hi emr,

gut, dass Du im Edit King erwähnst. Ich fürchtete schon, Du hättest Christine mit Justine oder Juliette verwechselt.

Cheers

Pickman

[Leonard Rhime]

[Leonard Rhime]

[Gast]

Meine Liga.

Schade, dass nicht wenigstens ein paar Zeilen mitgeteilt werden.

Gruß

attingat

[V.K.B.]

Zu den 120 Tagen von Sodom, sowas kann man sich in Deutschland leisten, wenn man de Sade (Buch) oder Pasolini (Film) gewesen ist. Würde das heute jemand machen, sähe die Behördenreaktion wohl etwas anders aus (nämlich ähnlich wie zu den Erscheinungszeiten der Originalwerke).