Autor

[firstoffertio]

Autor: Ich ließ mich verlegen. Und fand mich danach nicht mehr wieder.

[menetekel]

Ist zwar recht lustig, aber in meinen Augen keine Lyrik.

Liebe Grüße
m.

[Soleatus]

Hallo Firstoffertio!

Bei solchen Ein-Vers-Gedichten finde ich es gerade in der Forumsdarstellung wichtig, dass sie Platz haben, sonst klemmt die eine Zeile zwischen Beitragskopf und "Weitere Werke von XXX" und wird für das Auge nicht als Einheit erfahrbar; nicht als etwas eigenständiges. Ein paar Leerzeilen oben und unten wären daher schön?! Dem Ohr wird eine Verseinheit schon eher erfahrbar; allerdings sind bei deinem eigentlich tadellosen Hexameter alle Senkungen mit zwei Silben besetzt, was ein wenig eintönig wirkt. Geht bestimmt, du hast ja auch neben der Hauptzäsur noch einen Nebeneinschnitt; aber vielleicht könnte man ein wenig mehr gliedern?

Autor: Ich ließ mich verlegen. Und fand mich, verlegt, nicht mehr wieder.

Die Zäsur pausiert den Vers ohnehin, du könntest also den Punkt auch weglassen:

Autor: Ich ließ mich verlegen und fand mich, verlegt, nicht mehr wieder.

Raus fällt dabei das "danach"; aber bei dem habe ich ohnehin ein ganz klein wenig einen Füllworteindruck. Man könnte es auch durch ein Verb vorn ersetzen:

Seufzt ein Autor: Ich ließ mich verlegen - und fand mich nicht wieder.

Wobei die strengen Alten mir da auf die Finger hauten, weil sie diese Verse mit doppeltem (Satz-)Einschnitt fast alle mit "männlichem" Schnitt forderten:

Seufzt ein Poet: Ich wurde verlegt - und fand mich nicht wieder.

Was aber den Sinn ein wenig dreht, keine Frage. Trotzdem: alles Möglichkeiten, denen ich gespannt nachdenke, und das ist ein Zeichen dafür, dass der Ausgangspunkt dieser Überlegungen, dein Vers, auf gutem Wege ist.

Inhaltlich könnte man das Spiel noch weiter treiben, indem der Autor sowohl "verlegen" als auch "verlegt" ist; eine reiche Mine ...

Gruß,

Soleatus

[firstoffertio]

Hach Soleatus. Ich hatte auf dich gehofft.
 Dass du mir Alternativen anbietest.

Mir war klar, dass etwas wenig Sinnwörter drin sind. Darum finde ich die Seufzeralternative schon mal gut.

Bin noch nicht sicher, welcher deiner Vorschlage mir am besten gefällt.

Falls noch wer welche hat, nur her damit.

Edit: Wie hässlich das aussieht mit dem Kasten gleich darunter, ja. Habe noch nie vorher so was kurzes eingestellt.

[Soleatus]

Hallo Firstoffertio!

Mir kam noch dieser Gedanke: Das wäre auch als knappe Wechselrede darstellbar?!


Autor, was klagst du? Ich wurde verlegt - und find' mich nicht wieder ...


Über das Schriftbild müsste man nachdenken.

Edit: als Aristophanischer Vers, anhand der Zäsur aufgeteilt:


So verlegen, Poet? Man hat mich verlegt,
Und ich finde mich einfach nicht wieder ...


Das vertrüge dann auch eine Überschrift. Und die Versbewegung bleibt ja und formt das ganze einheitlich.

Schon toll, in wie viele Richtungen sich das denken lässt - offensichtlich ein lohnender Fund, den du da gemacht hast!

Gruß,

Soleatus

[firstoffertio]

Ha, Soleatus, da finde ich beides richtig  gut, und kann mich gar nicht entscheiden.

Danke dir!

Edit: Inzwischen wirst du zum Autor hier.

[Gast]

Dazugedachtes
Das treibt mich um beim Schreiben: Bin ich verlegt, erkenn ich meins wieder? Für einen Markt mag ich mich nicht verbiegen, mir geht’s um die Geschichte. Verlag, verlegt, verloren: die Krux so manches Autoren.