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BaronHarkonnen Leseratte
Beiträge: 123 Wohnort: Berlin
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18.11.2018 09:12 Überarbeitung - the Next Big Thing von BaronHarkonnen
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Guten Morgen allerseits,
nachdem ich letzte Woche mein erstes großes Manuskript fertiggestellt habe (Heureka! ) und es jetzt erstmal ein paar Wochen lasse, mache ich mir verstärkt Gedanken zur Überarbeitung. Beim Googeln bin ich gestern auf diesen Artikel auf dem sehr lesenswerten schriftblog,com gestoßen, der mich doch etwas verunsichert hat. Der Autor (ein Verleger) sagt:
Zitat: | Ein Manuskript, das sein Autor nicht mindestens zwanzig Mal überarbeitet hat, ist keines | , und ist auch sonst recht bestimmt, was das Thema angeht. Nun rechne ich ja mit mehreren Überarbeitungsdurchläufen (einen hab ich schon hinter mir), aber eher so mit 4 oder 5. Die Zahl 20 jagt mir schon Angst ein.
Deshalb die Frage an die Erfahrenen unter Euch: wie viele Zyklen hats denn bei euch gebraucht, bis ihr euer Manuskript erfolgreich bei Verlag/Agentur unterbringen konntet? Ich weiß, jeder Fall ist anders, aber eine Tendenz würde mich doch interessieren...
Lieben dank & schönen Sonntag!
_________________ Alles was wir sehen oder scheinen,
ist nichts als ein Traum in einem Traum.
Poe |
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Gerling Exposéadler
G Alter: 58 Beiträge: 2382 Wohnort: Braunschweig
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G 18.11.2018 10:36
von Gerling
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Das Teil ist fertig, wenn du zufrieden bist. Falls der Fall eintreten sollte, dass du niemals mit dem Manuskript zufrieden bist, hast du ein ganz anderes Problem. Es gibt nicht „das perfekte Buch“.
_________________ Die Ewigen (Juni 2018)
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Gast
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18.11.2018 11:14
von Gast
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Hallo BaronHarkonnen,
die Anzahl 20 habe ich schon vor Jahren überschritten. Aber irgendwann ist Schluß. Da stimme ich Gerling zu, man muss von seinem Elaborat überzeugt sein, dann soll der eigene Maßstab zur Bestimmung des Endes genügen. Andererseits dümpelte der Faust ein paar Jahre vor sich hin und Rom wurde auch nicht ....
Ach, mach es wie der Eschbach, der hat immer recht, und ich auch.
http://www.andreaseschbach.de/schreiben/10punkte/10punkte.html
Gruß
attingat
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5397 Wohnort: OWL
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18.11.2018 12:30
von Willebroer
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Was ist denn "Überarbeitung"? Ein vollständiger Durchlauf von vorne bis hinten? Wenn ich ein Komma rausstreiche oder eine Szene kürze? Wenn mir abends vor dem Einschlafen ein neuer Kapitelanfang in den Sinn kommt? Oder mir beim Duschen plötzlich ein logischer Fehler klar wird?
Auch wenn ich einen Satz gleich nach dem Hinschreiben wieder umstelle, ist das eine Bearbeitung. Alles nicht "vollständig", aber das zählt doch auch.
Der perfekte Koch wird wahrscheinlich auf Anhieb alles richtig machen, aber ohne zwischendurch zu probieren? Ohne nachzuwürzen? Ja - wenn er sich ein Brot schmiert oder einen einfachen Pudding kocht. Nein - wenn es ein anspruchsvolles Menü werden soll.
So gesehen, ist die Zahl von 20 wohl eher symbolisch zu verstehen. Und wird vielleicht dem einen oder anderen helfen, der sich mehr an Zahlen und Rezepten orientiert als am Gaumengutachten. Ansonsten: Vorsicht vor Routine!
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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18.11.2018 13:34
von Poolshark
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Ich wollte mich gerade über diese "20" aufregen und behaupten, dass das elitäres Gequatsche ist und überhaupt, wer hat denn dafür Zeit, der vom Schreiben leben will? Dann hab ich mal grob überschlagen, bei wie vielen Überarbeitungen ich aktuell bin. Das dürften am Ende sicher auch fast 20 sein.
Trotzdem merke ich für Folgendes eine Bullshit-Meldung an:
Zitat: | "Dann hole ich mir Anregungen von außen, arbeite sie ein, und mache noch zwei oder drei Schlussdurchgänge, bis ich das Buch nicht mehr sehen und seinen Inhalt nicht mehr wahrnehmen kann. Dieser ganze Prozess macht Spaß." |
Aber insgeheim hoffe ich, dass das tatsächlich irgendwann Spaß macht und sich nicht anfühlt, wie Felsgestein bergaufwärts rollen.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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BaronHarkonnen Leseratte
Beiträge: 123 Wohnort: Berlin
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18.11.2018 17:31
von BaronHarkonnen
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@Willebroer: Zitat: | Was ist denn "Überarbeitung"? Ein vollständiger Durchlauf von vorne bis hinten? Wenn ich ein Komma rausstreiche oder eine Szene kürze? Wenn mir abends vor dem Einschlafen ein neuer Kapitelanfang in den Sinn kommt? Oder mir beim Duschen plötzlich ein logischer Fehler klar wird?
Auch wenn ich einen Satz gleich nach dem Hinschreiben wieder umstelle, ist das eine Bearbeitung. Alles nicht "vollständig", aber das zählt doch auch. | Wenn ich so zählen würde, wäre ich auch schon bei >20 Überarbeitungen. Der Artikel spricht von einem Durchgang für Dramaturgie einem für Tempo etc. Also sind vollständige Durchläufe gemeint. Klar ist die genaue Zahl unerheblich, es geht um die Größenordnung.
Aber wenn ich Attingat und Poolshark so höre, dann entspricht das wohl tatsächlich der Realität. Na das kann ja noch was werden
@all: danke für Euer Feedback!
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ist nichts als ein Traum in einem Traum.
Poe |
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BaronHarkonnen Leseratte
Beiträge: 123 Wohnort: Berlin
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18.11.2018 17:35
von BaronHarkonnen
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@Gerling:
Zitat: | Das Teil ist fertig, wenn du zufrieden bist. Falls der Fall eintreten sollte, dass du niemals mit dem Manuskript zufrieden bist, hast du ein ganz anderes Problem. Es gibt nicht „das perfekte Buch“.
| da hast Du natürlich Recht. Mir gings nur darum abzuschätzen, was realistischerweise auf mich zukommt. Wenn Erfahrene tatsächlich ~20 Runden brauchen, und ich als Anfänger stelle nach 2 Runden fest, ich bin fertig, da stimmt da was nicht.
_________________ Alles was wir sehen oder scheinen,
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Poe |
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Gast
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18.11.2018 17:51
von Gast
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Hallo!
Es dürfte schon viel gewonnen sein, wenn man weiß, auf was in jedem Durchgang geachtet werden soll.
Eine nicht abschließende Auswahl.
Logik, logische Brüche
Charakter, Charakterentwicklung
Neue Charaktere aufnehmen?
Inhaltliche Fehler (mal hat der Held grüne, mal blaue Augen)
Optimierung des Settings
Aufbau des Spannungsbogens
Richtiges Tempus über den ganzen Text hinweg
Rückblenden auflösen oder weglassen?
Handlung (Plot) aus dramaturgischen Gründen ändern?
Neue Kapitel einfügen?
Wenn eine der Maßnahmen erforderlich war, dann sind möglicherweise erneut mehrere Durchgänge erforderlich, die schon als abgeschlossen galten.
Zum Schluss
Bessere Formulierungen finden
Direkte Rede kontrollieren (Inquit, Zeiten, Ausdrucksweise der Sprechenden, etc.)
Rhythmus der Sätze optimieren
Adjektive streichen
Satzzeichen kontrollieren
Rechtschreibung kontrollieren
Gruß
attingat
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Gerling Exposéadler
G Alter: 58 Beiträge: 2382 Wohnort: Braunschweig
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G 18.11.2018 18:28
von Gerling
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Beim Schreiben eines Buches gilt meiner Erfahrung nach das gleiche, wie bei ganz vielen anderen Dingen. Soll heißen, der erste Gedanke ist fast immer der richtige. Wenn ich im Flow bin, dann trifft das zumindest auf mich zu. Wenn ich dann (und am Anfang hab ich das getan) anfange, bessere Formulierungen zu finden, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht besser, sondern schlechte wurde. Folgerichtig habe ich damit aufgehört.
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Gast
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18.11.2018 18:45
von Gast
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Beneidenswert, wer so schreiben kann. Dies trifft auf mich leider nicht zu. Textarbeit ist harte Arbeit, ohne jeden Zweifel.
Ich denke an Aldiss und Penrose, die das Buch Weißer Mars geschrieben haben. Im Anhang, meine ich mich zu erinnern, weisen sie darauf hin, dass sie die Geschichte mit Olympus Mons erst nachträglich eingefügt haben, was viel Arbeit verursacht hat. Die eingefügte Geschichte nimmt eine zentrale Rolle ein, hat also ein komplettes Überarbeiten notwendig gemacht.
Gruß
attingat
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1743
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19.11.2018 09:23
von Stefanie
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Das Wichtigste und Schwerste ist, sich bei jeder Überarbeitungsrunde genau auf einen Sache zu konzentrieren.
Wenn ich nach überzähligen Adjektiven suche und mir dabei auffällt, dass eine Figur sich unlogisch verhält und ich überlege, wie ich das verbesser und die nächste Szene kontrolliere, ob meine Figur da auch aus der Rolle fällt ... habe ich die Adjektive schon wieder vergessen.
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Municat Eselsohr
Alter: 56 Beiträge: 353 Wohnort: Zwischen München und Ingolstadt
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19.11.2018 14:24
von Municat
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Mal überlegen, wie es bei mir war:
1. Rohversion geschrieben
2. / 3. Selbst durchgelesen, erste Erklärbär-Passagen gestrichen
An der Stelle die ersten Testleser bemüht
4. Ergebnisse der Testrunde aufgenommen
An dieser Stelle dachte ich zum ersten Mal, die Geschichte ist fertig.
Kurz danach habe ich meine AG im Forum eröffnet. In der folgenden Überarbeitungssrunde habe ich (im Gegensatz zu dem, was Stefanie vorhin geschrieben hat) mehrere Baustellen gleichzeitig angepackt - allerdings kapitelweise, um den Überblick zu behalten. Phase 5 umfasst also, wenn man die Überarbeitungsrunden mit Stefanies Prinzip vergleicht, mindestens drei Runden.
5. Sprachlich gefeilt / perspektivisch begradigt / langweilige Passagen aufgepeppt
6. Schwachen Teil-Plot durch neuen Handlungsstrang ersetzt, alle Kapitel angepasst
7. Mit zeitlichem Abstand noch einmal komplett durgelesen und an Formulierungen gefeilt
8. Schluss-Szene mehrfach diskutiert und umgeschrieben
An diesem Punkt befinde ich mich gerade. Derzeit liegt mein Manuskript bei einem wunderbaren Verlag und ich hoffe darauf, dass die nächsten Runden offiziell werden. Wenn alles so kommt, wie ich es mir wünsche, steht danach noch an:
9. Grundlektorat
10. Detail-Lektorat
11. Korrektorat
12. Endkontrolle
So weit ist die Zahl 20 da nicht mehr weg
_________________ Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt |
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