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Literättin
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Beitrag17.11.2018 09:25

von Literättin
Antworten mit Zitat

hobbes hat Folgendes geschrieben:

Also schnell zurück zum Thema. Ob es tatsächlich das hier
Abari hat Folgendes geschrieben:
Es ging doch ursprünglich darum, ob und wie sehr man Unterstützung leisten darf und wo die Grenze zu Ideenklauberei besteht - oder nicht?

ist, ich weiß nicht. Da wüsste ich gern noch, ob du mit Ideenklauberei = Ideenklauerei meintest. Wobei, wenn jemand seine Ideen freiwillig hergibt, kann ja auch nichts geklaut werden.

Aber doch, es (Abaris Zitat) kommt schon hin. Ich probiere es noch mal in meinen Worten. Ich glaube, es geht mir mehr um so etwas wie: Was macht eine Geschichte eigentlich aus. Und: Wann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr "meine" Geschichte, sondern die eines anderen ist.



Ich glaube, ich ahne jetzt, was mich seit geraumer Zeit in Sachen schreiben und lesen umtreibt! Dass ich so selten auf Bücher treffe, deren "Geschichte etwas ausmacht".

Das hat vielleicht nur in etwa mit deinem Thema zu tun, Hobbes, also hier schonmal sorry für eventuelles off topic.

Aber mir geschieht es immer öfter, dass ich Bücher in die Finger bekomme, deren Geschichten tatsächlich etwas ausmachen, was daran liegt, dass ich kaum noch in Buchhandlungen stöbere, sondern öfter in der Bücher-Telefonzelle.

Und es sind oft Bücher lange vor der Zeit der Schreibratgeber-Schwemme, die mich fesseln und die mir frischer, originaler und sprachlich überraschender erscheinen als Zeitgenössisches, bei dem ich oft das Handwerk, selbst das Gekonnte so im Vordergrund sehe, dass es mich nervt oder anödet.

Das ist jetzt zwar leicht an deinem Thema vorbei, aber ich bin darüber auf meinen Buch-Lese-Nerv-Faktor und gleichzeitig meine Schreib-Hemmung gekommen: ich selbst habe meine eigene Schreibe blockiert, weil ich mich quasi methodisch selbst umzingelt habe mit lauter internalisierten Handwerkszeug-Hinweisen.

Selbiges durchödet mein Lesen: ich finde mehr Handwerkszeug als "eigentliche Geschichte".

Seit ein paar Tagen lese ich immer schön Häppchenweise genießend, weil es einerseits recht anstrengend ist, andererseits so unglaublich erfrischend anders als "durchgehandwerktes", dass ich mir wünschte, ich hätte nie einen Schreibrateber gelesen, sondern einfach immer nur originäre Literatur, seit Tagen lese ich also beispielsweise Joachim Maass, Der Fall Gouffè. Aus eben jener Telefonzelle an Land gezogen. Ein Zeitgenosse Stefan Zweigs, den ich erst googeln musste, das Buch stammt aus den Fünfzigern.

Und da finde ich alles, was für mich eine Geschichte ausmacht: Ich lese wirklich eine Geschichte, ich lese waschechte Figuren, ich lese eine originale Schreibe und alles aus einem Guss. Nicht perfekt. Nicht glatt. Der verhaut sich schon bei manchem Konjunktiv oder wechselt völlig unbefangen zwischen indirekter, erzählter und direkter Rede (freilich ohne letztere durch lästige Zeichen zu kennzeichnen), was dem Ganzen null schadet und mir ohne im dsfo geschultes Auge niemals aufgefallen wäre. Es wirkt so frisch und unmittelbar, dass, obwohl es eine eher distanziert-persönliche Erzählperspektive ist, sodass ich mittendrin dabei bin im Paris vor der Jahrhundertwende. Ich lese kein Handwerk und keinen Ratgeber der sich mir als Strickmuster oder in Form einer Art Ausgefeiltheit aufs Auge drückt. Das tut wahnsinnig gut. Und ist auf anstrengende Art sehr erfrischend, wie ungewohnt Sport treiben smile. Also danke für dein Gedanken machen, auch wenn sich vielleicht gerade nur für mich was geklärt hat wink.


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when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Pütchen
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Beitrag17.11.2018 13:34

von Pütchen
Antworten mit Zitat

Durch deinen Post ist nun widerum mir etwas aufgegangen, Literättin, (wenn auc hin einer anderen Richtung) ich danke dir dafür Laughing

Aber was du sagst, hatte ich auch schon an mir beobachtet. Ich denke, irgendwann muss man sich dann von dem ganzen Infodump lösen und wieder zu sich und seiner Schreibe findet. Habe ich auch schon beobachtet. Und ich merke an mir, dass ich das immer wieder muss Very Happy


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"Die Menschen bauen zu viele Mauern und zu wenig Brücken."
(Isaac Newton, 1642-1726)

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hobbes
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Beitrag18.11.2018 21:04

von hobbes
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Jetzt habe ich schon fünf Mal zu einer Antwort angesetzt, nur fällt mir so gar nichts ein, was ich antworten könnte. Vielleicht, dass ich durch eure Antworten einmal mehr gemerkt habe, wie unterschiedlich Schreiben für einen jeden ist. Und dass die Antwort auf meine Ausgangsfrage im Grunde wohl immer nur ein "kommt darauf an" sein kann.

Genauso auch die Antwort auf die Frage nach dem, was eine Geschichte ausmacht. Darauf kann es vermutlich auch keine (allgemeingültige) Antwort geben, da jeder unterschiedliche (Lese)Vorlieben hat.
Passend zu dieser Frage beantwortet Herr Buddenbohm heute die Frage, wann er ein Buch wegen der Handlung lese.
Darüber dachte ich dann natürlich auch gleich nach, also ob und wann ich ein Buch wegen der Handlung lese. Da bin ich ganz bei Herrn Buddenbohm (so gut wie nie), wenn auch nicht so extrem, aber die Handlung ist für mich eher Mittel zum Zweck und der Zweck, das sind natürlich die Figuren. Wenn die mich nicht interessieren, dann lese ich das Buch nicht.
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Taranisa
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Beitrag19.11.2018 15:15

von Taranisa
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
aber die Handlung ist für mich eher Mittel zum Zweck und der Zweck, das sind natürlich die Figuren. Wenn die mich nicht interessieren, dann lese ich das Buch nicht.
Es heißt ja nicht umsonst, wir als AutorInnen sollen interessante Figuren erschaffen, wie auch immer wir das "interessante" gestalten. Die Leserschaft muss mitfühlen, neugierig auf das Schicksal genau dieses Charakters sein. Aber mich muss auch das Thema / Genre begeistern. Ein Astronaut mit Weltraumabenteuern, so toll er auch gezeichnet wurde, hat bei mir als Histo- und Fantasy-Fan keine Chance. Wink

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Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
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Abari
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Beitrag19.11.2018 15:59

von Abari
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Hey,

letztlich erzählt jeder seine Geschichte. Das geht auch nicht anders, alsdass ja bekanntlich jeder seinen eignen Kopf hat und in der Regel nicht abschreiben will. Autor A erzählt die gleiche, auf einem Fernsehbericht beruhende Geschichte anders als Autorin B. Die Frage ist dann für mich, wie kunstvoll das alles geschieht.

Anders ist es, wenn man sich festgerannt hat. Dann lohnt es sich, sich wieder loszuschreiben, glaube ich. Das kann niemand anderes übernehmen - dazu kann auch niemand von außen etwas sagen.

Die Klassiker, jaaaa. Aber die hatten auch Netzwerke, um sich über Literatur auszutauschen; anders als heute, aber doch. Die schrieben sich ja noch Briefe, was eine ganz andere Literatur als die heute so gepriesene Email ist. Überhaupt bewundere ich, dass es Menschen gab, die tausende Seiten füllten und immer noch was Sinnvolles zu sagen hatten. Auch über Literatur.

Ich lerne von den "Alten" immer noch was dazu; sie sind eben nicht umsonst Klassiker geworden. Da gibt es noch unzählige Schätze zu heben.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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a.no-nym
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Beitrag19.11.2018 16:26

von a.no-nym
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Literättin hat Folgendes geschrieben:

Ich glaube, ich ahne jetzt, was mich seit geraumer Zeit in Sachen schreiben und lesen umtreibt  ...


@Literättin:
Dein Beitrag spricht mir vom ersten bis zum letzten Satz so richtig aus dem Herzen (nur hätte ich es nicht so auf den Punkt formulieren können). Danke! Smile
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Pütchen
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Beitrag19.11.2018 16:34

von Pütchen
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
aber die Handlung ist für mich eher Mittel zum Zweck und der Zweck, das sind natürlich die Figuren.


Für mich sind die Figuren auch extrem wichtig. Mit ihnen steht und fällt die Handlung. Aber ich suche die Bücher von unbekannten Autoren, deren Figuren ich noch nicht kenne, erst mal hauptsächlich nach dem Thema aus. Deshalb mag ich gern Polit- oder Umweltthriller oder auch gut gemachte Dystopien. Ich habe es gern, wenn ein Thema mich und die handelnden Figuren dazu auch noch zum Nachdenken anregt.
Wenn eine Figur sich nur mit sich selbst beschäftigt, dann mag ich das genauso wenig wie bei Menschen Very Happy


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hobbes
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Beitrag19.11.2018 17:12

von hobbes
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Abari hat Folgendes geschrieben:
Die Klassiker, jaaaa. Aber die hatten auch Netzwerke, um sich über Literatur auszutauschen; anders als heute, aber doch.

Das passt zu der Frage, die mir beim Lesen von Literättins Beitrag kam, nämlich: Hatten die denn damals noch keine Schreibratgeber? Also klar, nicht in der Form wie heute, vielleicht auch nicht so geballt und so "schnell", aber irgendwann muss doch auch "damals" der Punkt gekommen sein, an dem man sich mit jemandem über Literatur unterhalten hat (muss ja noch nicht mal die eigene gewesen sein), der Punkt, an dem man Meinungen darüber gehört hat, wie Literatur auszusehen hat, was geht und was nicht.
Und dann musste man sich genauso damit auseinandersetzen, was das für das eigene Schreiben bedeutet.

Mir fällt dazu gerade Sebastian Fitzeks neues Buch ein. Das ist normalerweise nichts, was ich lesen würde, hauptsächlich weil Thriller draufsteht. Aber irgendwie wurde ich doch auf den Inhalt gestoßen und den fand ich dann doch ganz interessant, das wiederum nicht wegen der Handlung, oder nur indirekt, eher wegen der Frage, was diese Handlung mit einem Menschen macht.
Jedenfalls habe ich dann hineingelesen und da passierte dann im Grunde genau das, was Literättin schreibt ->
Literättin hat Folgendes geschrieben:
Zeitgenössisches, bei dem ich oft das Handwerk, selbst das Gekonnte so im Vordergrund sehe, dass es mich nervt oder anödet.

Ich kann das jetzt nicht unbedingt begründen, dazu müsste ich noch mal hineinlesen und wer weiß, ob sich der Effekt überhaupt wiederholt, aber da hatte ich genau dieses Gefühl, dass mich einer manipuliert und zwar über das Handwerk, weil er genau weiß, wenn ich das so und so schreibe, passiert bei der Leserin dies und jenes. Was funktioniert, es hat ja im Grunde auch bei mir funktioniert, aber gleichzeitig fand ich das total übergriffig und hatte da überhaupt keine Lust dazu.

Taranisa hat Folgendes geschrieben:
Ein Astronaut mit Weltraumabenteuern, so toll er auch gezeichnet wurde, hat bei mir als Histo- und Fantasy-Fan keine Chance. Wink

Aber vielleicht ist das die eigentliche Kunst? Jemanden dazu zu bringen, etwas zu lesen, was er eigentlich gar nicht lesen will?
Obwohl, das ist ja wieder Quatsch. Denn bei den Büchern, bei denen das für mich funktioniert hat, war der eigentliche Grund, warum ich das Buch dann doch gelesen habe, dass es eben doch genau um das ging, was ich lesen wollte, nur eben in einer etwas ungewohnten Verkleidung.

edit: noch schnell das Buch verlinkt
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Bananenfischin
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Beitrag19.11.2018 17:57

von Bananenfischin
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Abari hat Folgendes geschrieben:
Die Klassiker, jaaaa. Aber die hatten auch Netzwerke, um sich über Literatur auszutauschen; anders als heute, aber doch.

Das passt zu der Frage, die mir beim Lesen von Literättins Beitrag kam, nämlich: Hatten die denn damals noch keine Schreibratgeber? Also klar, nicht in der Form wie heute, vielleicht auch nicht so geballt und so "schnell", aber irgendwann muss doch auch "damals" der Punkt gekommen sein, an dem man sich mit jemandem über Literatur unterhalten hat (muss ja noch nicht mal die eigene gewesen sein), der Punkt, an dem man Meinungen darüber gehört hat, wie Literatur auszusehen hat, was geht und was nicht.
Und dann musste man sich genauso damit auseinandersetzen, was das für das eigene Schreiben bedeutet.


Die frühen Poetiken waren allerdings sehr viel normativer als die heutigen Schreibratgeber, würde ich meinen; sie gingen auch davon aus, dass im Prinzip jeder ein guter Dichter werden konnte, wenn er sich nur an den Regelkanon hielt. Der schöpferischen Kraft des einzigartigen Individuums wird ja erst seit dem Sturm und Drang Bedeutung zugemessen.


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Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

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Abari
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Beitrag19.11.2018 19:10

von Abari
Antworten mit Zitat

Bananenfischin hat Folgendes geschrieben:
hobbes hat Folgendes geschrieben:
Abari hat Folgendes geschrieben:
Die Klassiker, jaaaa. Aber die hatten auch Netzwerke, um sich über Literatur auszutauschen; anders als heute, aber doch.

Das passt zu der Frage, die mir beim Lesen von Literättins Beitrag kam, nämlich: Hatten die denn damals noch keine Schreibratgeber? Also klar, nicht in der Form wie heute, vielleicht auch nicht so geballt und so "schnell", aber irgendwann muss doch auch "damals" der Punkt gekommen sein, an dem man sich mit jemandem über Literatur unterhalten hat (muss ja noch nicht mal die eigene gewesen sein), der Punkt, an dem man Meinungen darüber gehört hat, wie Literatur auszusehen hat, was geht und was nicht.
Und dann musste man sich genauso damit auseinandersetzen, was das für das eigene Schreiben bedeutet.


Die frühen Poetiken waren allerdings sehr viel normativer als die heutigen Schreibratgeber, würde ich meinen; sie gingen auch davon aus, dass im Prinzip jeder ein guter Dichter werden konnte, wenn er sich nur an den Regelkanon hielt. Der schöpferischen Kraft des einzigartigen Individuums wird ja erst seit dem Sturm und Drang Bedeutung zugemessen.


Das stimmt. Opitz zB hat sich genaustens über die Regeln ausgelassen, aber er hat auch überhaupt mehr als den deutschen Knittel etabliert. Damals ging es darum, möglichst eine große Bandbreite verfügbar zu machen; etwas was es vorher nicht gab. Und ja, das mit den Regeln stimmt. Das formuliert Opitz sogar so.

150 Jahre später zittern Goethe und Schiller ein bisschen vor Voß. Der hat die Antikenmode auf die Literatur übertragen und antike Versmaße (wieder) etabliert, den Homer verstechnisch und ursprachlich treu übertragen; aber er war genauso kritisch mit den Texten anderer, wenn er eine Versform witterte (antike Ode zB.),  wofür er als großer Fachmann galt.

Die bekannten Briefwechsel unter LiteratInnen zeugen von den Problemen, mit denen sie sich beschäftigten. Und es gab auch satirische Texte über die U-Lit der Zeit: Hauffs "Der Mann im Mond" ist eine davon. Dabei finde ich darin die Figuren teilweise noch besser geschnitten als in manchem heutigen U-Roman. Ich möchte - bei Gott - keine Nebendiskussion über U und E lostreten. Aber das fiel mir schon damals beim Lesen auf...

Und es haben sich immer wieder DichterInnen über die Möglichkeiten und Unwägbarkeiten in Texten ausgelassen, so wie der hier. Auch das ist Kommunikation, die heute leider viel zu selten genutzt wird.

Der Wege waren noch viele... Das meiste ging aber, war der Grundstein zur Poetologie gelegt (Opitz etc.), über Anschauung und Nachdenken. Etwas, was mir heutzutage ("Generation google") ein wenig abhanden gekommen scheint.


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LG
Abari
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