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Der literarische Inzest in Foren

 
 
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag31.10.2018 13:27
Der literarische Inzest in Foren
von Cholyrika
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

In den letzten Jahren ist mir immer wieder ein Phänomen aufgefallen, dem ich mich selber auch nicht entziehen kann. In den Foren ( also nicht nur das DSFO, sondern alle große Foren ), in denen wir schreiben, befruchten wir uns gegenseitig immer wieder selbst. Manchmal meine ich, dass es überhaupt keine Reflektion gibt. Leute die sich kennen, kommentieren sich wohlwollend, der eine oder andere hat die Rolle des Freundlichen, andere die Rolle des Querulanten, wieder andere haben sich durch jahrelange Aktivität in ihrem Forum einen Namen gemacht, der manchmal über die literarischen Defizite wohlwollend hinwegsehen lässt.
Nicht zuletzt ich selbst schreibe ja nun auch seit es Foren gibt in die selbigen.
Und auch ich bin ja Teil dieses Phänomens.
Vor vielen Jahren galt ich als unbelehrbar, als "Brachialpoet", als was weiß ich noch. Man gab mir Verweise, man schmiss mich aus Foren, nahm mich wieder auf, diskutierte mit mir....usw, usw. / kennt ja jeder selbst, wie das in Foren so läuft.
Aber damals, waren Foren innovativ, ein in sich geschlossener Organismus, der sich selber schützte und sich wie ein lebendiger Organismus weiter entwickelte.
Dann habe ich ja Jahre nicht mehr aktiv in Foren geschrieben, weil ich ja einen schweren Krankheitsfall zu Hause hatte. Und irgendwann, als ich mal wieder Muße hatte, habe ich wieder angefangen zu Hause Lyrik zu schreiben und mich wieder mit Literatur auseinanderzusetzen.
Natürlich habe ich auch meine Aktivitäten in den deutschen Foren aufgenommen.

Nach einigen Monaten war ich dann überrascht.
Auf meine Texte antworteten mir ( überwiegend ) die gleichen Menschen, die schon vor zehn Jahren auf meine Texte geantwortet hatten. Und der Ablauf war der gleiche wie vor vielen Jahren.
Selbst die Moderatoren waren mir bekannt. Teilweise Leute von früher, mit denen man in Ihren Anfängen über Lyrik diskutiert hat.

Aber mir fiel auf, dass die Foren selber sich nicht weiterentwickelt hatten. Sie waren auf dem gleichen Literaturniveau wie vor Jahren.

Darum möchte ich einfach mal fragen, warum das so ist.
Entwickeln sich Foren nicht weiter?
Ich meine nicht in der Organisation, Administration, Marketing, etc.,
sondern literarisch.

Reicht es aus, sich in einem sich selbst immer wieder selbst befruchtenden virtuellen Raum zu schreiben?
Sind wir überhaupt in der Lage, die Werke unserer Mit-Autoren zu bewerten, Ihnen zu helfen, oder sie weiter zu bringen?
Oder sind Foren nur Selbstzweck für Eitelkeiten, Unvermögen, oder Ignoration der eigenen minderen Fähigkeit?

Ich hinterfrage das was wir machen wirklich selbstkritisch, weil ich mir oft denke, dass sehr junge Autoren zu uns stoßen, die sich auf unsere Meinung verlassen, was ihre Texte angeht.

Können sie das, oder werden sie einfach auch nur Bestandteil dieses Systems und dann gefangen in dem Universum, das wir vielleicht immer noch als Scheibe betrachten Smile

Nehmen wir unsere Verantwortung an?
Oder machen wir mit unseren Bewertungen genau das Gegenteil davon?
Sind wir nützlich oder hinderlich für echte Talente?



GrüßeMichael


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Abari
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Alter: 43
Beiträge: 1838
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Der bronzene Durchblick


Beitrag31.10.2018 13:58

von Abari
Antworten mit Zitat

Hey,

für mich sind Foren schwere Schiffe, die nur langsam ihren Kurs ändern oder korrigieren können. Bei kleineren Foren ist das sicher schneller möglich als bei großen. Es tut mir leid für Dich, dass Du diese Erfahrung so bitter machen musstest.

Und ja, es gibt einen "Common sense", wie Literatur im beginnenden 21. Jahrhundert auszusehen habe. Ob die in Foren vertretene Meinung sich mit dem "Ottonormalbürger" deckt, weiß ich nicht; allein gibt es Vorgänge und Mechanismen, die Menschen aufeinander einschwingen lassen und diesbezüglich kollektiv als Korrektiv wirken. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht zu sagen; ich kann lediglich meine Eindrücke schildern.

Im Grunde bin ich ja auch so ein "hoffnungsloser" Fall wie Du. Aber ich finde es nicht schlimm, an der Peripherie zu sitzen. Da ist der Schwung, sich wirklich zu bewegen, wenigstens am größten. Natürlich gibt es die "Stars" in der Mitte, die durch ihre Meinung und ihr Wissen den Kurs ein bisschen mitbestimmen. Aber nichts hält Dich davon ab, Dein Ding durchzuziehen. Aber möchtest Du das? Dann würde zwar der Kurs anders sein, aber es wäre letztlich nur ein anderer, zwar neuer, aber immer noch ein Kurs.

Ich halte das dsfo für ziemlich offen. Es ist ein kleiner Spiegel der großen Gesellschaft und jeder, wirklich jeder kann und darf in allen Aspekten mitrudern. Die Leute, die hier gepusht werden, verdienen es in 95% der Fälle; zumal sie sich aktiv etablieren und viel Zeit und Liebe ins Forum pumpen. Das hat für mich weniger mit Verantwortung als mit Engagement zu tun. Und da tut jeder, was er kann.

Was meinst Du mit echten Talenten? Manches Talent schält sich erst heraus, wenn es gewaschen wird. Und ich finde letztlich die literarischen Anforderungen im dsfo erstaunlich hoch. Ein Oxymoron zur proklamierten Freiheit? Nein. Ich glaube, dass hier der Ton zuweilen etwas rauer ist, wenn etwas total vermacht ist, aber immer in Würde (von einigen wenigen abgesehen).

Letztlich - und damit schließt sich der Kreis - gleicht sich die Meinung schon an. Aber das ist ein ganz normaler, menschlicher Mechanismus, um das Optimum zwischen allen Parteien zu finden.


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LG
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Bananenfischin
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Beitrag31.10.2018 14:01

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo Michael,

da ich davon ausgehe, dass dieses Posting ein Anstoß zur Diskussion sein soll und nicht zur Textarbeit, habe ich es aus dem Werkebereich verschoben. Da du nicht das DSFo im Speziellen, sondern Literaturforen im Allgemeinen ansprichst, war ich mir unschlüssig, ob ich nun in ins Interne oder hierher in den allgemeinen Bereich verschieben sollte. Die Wahl fiel erst mal auf Letzteres.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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nebenfluss
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Beitrag31.10.2018 15:19

von nebenfluss
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Ein wesentlicher Punkt ist sicherlich, dass literarische Qualitätssteigerung des einzelnen Users letztlich überhaupt nicht überprüft wird. Wer hier als junger Autor reinschneit, kriegt schnell mit, dass er sich auch durch Kommentiereifer, Sozialverhalten und witzige Beiträge im SmallTalk etablieren kann. Das ist hier eben kein Literaturseminar, wo man irgendwann rausgeschmissen oder ignoriert wird, weil: hoffnungsloser Fall (kann immer noch kein gescheites Sonnett schreiben, weiß immer noch nicht, wie man Spannung erzeugt ...) sondern eine Community, in der vor allem zählt, dass man gut miteinander auskommt.

Letztlich liegt es also an jedem User selbst, wofür er das Forum nutzen kann/will.


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Merlinor
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Beitrag31.10.2018 17:41

von Merlinor
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Cholyrika hat Folgendes geschrieben:
... Darum möchte ich einfach mal fragen, warum das so ist.
Entwickeln sich Foren nicht weiter?
Ich meine nicht in der Organisation, Administration, Marketing, etc.,
sondern literarisch ...


Hallo Cholyrika

Dazu ein klares "nein". Wie soll das gehen? Es gibt nicht die Literatur, sondern vielfältige Arten von Literatur.

Ein offenes Forum wie das unsere kann allenfalls die unterschiedlichen literarischen Entwicklungsströmungen der Gesellschaft widerspiegeln, der es entstammt und sollte nicht versuchen, große kulturelle "Marker" zu setzen. Es kann also weder verbindliche Normen für Literatur oder Lyrik beschreiben, noch ihnen allgemein gültige Formen und Verfahren vorgeben und sollte das auch nicht propagieren. Literarische Entwicklungsprozesse können im Rahmen eines auf diese Art offenen, für jeden zugänglichen Forums also nur einzelne Autoren durchlaufen. Das Forum als Ganzes dient ihnen nur als Plattform.

Ein Forum, das sich insgesamt literarisch weiterentwickeln wollte, müsste hingegen ein allgemeingültiges literarisches Ideal ausrufen und die Entwicklung dorthin normieren, gängeln und leiten.

Das wäre das Ende der Freiheit in der Kunst, denn die meint immer auch die Freiheit, individuelle Wege zu gehen und die Freiheit, selbst das Einfache, Banale, oder Altmodische zu zelebrieren, oder gar mit Lust am eigenen Anspruch zu scheitern.
Verbindliche Leitlinien für Inhalt und Form von Kunst und Kultur gab und gibt es nur in totalitären Gesellschaften. Solchen Idealen sollten wir nicht nacheifern.

In einem Forum wie dem unseren können sich unterschiedliche Autoren mit ihren ganz individuellen Geschmäckern, Vorlieben, Hoffnungen und literarischen Ideen ausleben und gegenseitig befruchten. Das ist - in meinen Augen - sein einziger Zweck.
Hier entwickelt sich nicht die "Literatur" als Ganzes, sondern werkeln "nur" einzelne Autoren an ihren Texten und Talenten und tauschen sich darüber und über verwandte Themen miteinander aus. Das sollte reichen.

Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung.

LG Merlinor


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Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
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Abari
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Der bronzene Durchblick


Beitrag31.10.2018 18:06

von Abari
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Merlinor hat Folgendes geschrieben:
[...]Es gibt nicht die Literatur, sondern vielfältige Arten von Literatur. [...]

In einem Forum wie dem unseren können sich unterschiedliche Autoren mit ihren ganz individuellen Geschmäckern, Vorlieben, Hoffnungen und literarischen Ideen ausleben und gegenseitig befruchten. Das ist - in meinen Augen - sein einziger Zweck.[...]


Daumen hoch

Es hätte natürlich seinen Reiz, wenn mindestens die Grundlagen die gleichen wären. Aber das schafft man bei nahezu 14000 UserInnen nicht. Da kommt jeder mit seinem Bündel und seinen Fragen, die bei aufmerksamer Lektüre der Texte nicht unterschiedlicher sein könnten. Jeder Text hat eine andere Nuss zu knacken; dabei gibt es hier Hilfe oder auch nicht. Es ist ein guter Ansatz von Merlinor, da pluralistisch zu denken; denn das war Literatur schon immer. Wie viele antike Autoren haben sich über Schund ausgelassen, wie selektiv ist die Auswahl der Texte im Mittelalter, wie vielschichtig Literatur in der Moderne durch den Buchdruck geworden. Die Literatur gab es nie, nur AutorInnen und Texte, die sich als "Hochkultur" durchsetzen konnten: Wohl gemerkt, immer im Abstand von 50 bis 100 Jahren. Wie viele Meister verschwanden in der Versenkung? Wie viele wurden aus ihr wieder hervorgeholt? Klassisches Beispiel: J.S.Bach. Hundert Jahre schlief dieser, bis Mendelssohn Bartoldy seine Musik wiederentdeckt hat. Davor waren einfach andere Sachen "Mode", die ihrerseits wieder in der Versenkung verschwunden sind.

So ist es auch hier. Ein literarischer Fortschritt kann nur auf der Ebene des Individuums stattfinden. Oder eben nicht; dann verschwindet die/der KünstlerIn nach einem Hype wieder in der Versenkung. Manche sind geboren, die Stimme einer Generation zu werden, aber sind es nur auf zehn, zwölf Jahre. Andere schreiben Texte und bleiben am Publikum "dran", sodass man sagt: "Wie guter Wein: Je älter, desto besser." Aber das ist Privatsache und von einem Forum für alle nicht zu leisten. Das kann nur eine Plattform darstellen; was darauf steht, ist Sache der User.


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Babella
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Alter: 61
Beiträge: 889

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Beitrag01.11.2018 09:10

von Babella
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Die Erfahrung, nach einigen Jahren der Abwesenheit ein Forum wieder zu besuchen und festzustellen, dass sich nichts geändert hat, habe ich auch schon gemacht. Da scheint sich vieles immer wieder zu reproduzieren, das hat vermutlich mit Systemtheorie zu tun.

Auch hier: Immer wieder Neulinge, die irgendwas schreiben wollen, ohne wirklich selbst zu lesen, und die dann von anderen befeuert werden, bloß nicht aufzugeben. Eitelkeit und Inzest sind da schon treffende Beschreibungen. Bei mir regt sich da Überdruss.

Aber das ist natürlich auch nur ein Teil des Forums und man muss Beiträge ja auch weder lesen noch beantworten. Leider geht es mir aber auch so, dass ich mit dem Feedback auf meine Texte oft gar nichts anfangen kann, deshalb stelle ich hier schon seit einer Weile nichts mehr ein und zweifle immer mehr daran, welchen Sinn es haben soll, überhaupt für andere Leute und nicht nur für sich selbst oder eben im Auftrag zu schreiben.

Natürlich reicht es nicht, innerhalb einer Community zu schreiben und es reicht auch nicht, sich gegenseitig Feedback zu geben, Feedback braucht man vor allem von Leuten, die selbst nicht schreiben. Und nicht nur von wohlwollenden Freunden und Verwandten.

Ein Forum ist halt ein Forum. Das ist wie überall, mal macht es Spaß, mal weniger. Aber danke für deinen Beitrag, Cholyrika, das ist schon ein Denkanstoß.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


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Wohnort: NBY



Beitrag01.11.2018 11:42

von BlueNote
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Zitat:

Aber mir fiel auf, dass die Foren selber sich nicht weiterentwickelt hatten. Sie waren auf dem gleichen Literaturniveau wie vor Jahren.

Das sehe ich weitgehend auch so. Allerdings könnte ich hauptsächlich bei dem uns vorliegenden deutschen Schriftstellerforum diagnostizieren, warum das so ist. Aber es handelt sich um keinen Einzelfall. Auch andere Forum nutzen nicht das Potenzial, das sie eigentlich hätten.
Es stellt sich (mir) die Frage, ob es im Internet inzwischen Alternativen für Schreiber gibt, die innovativer, beweglicher, euphorischer sind als unser Foren. Vielleicht nimmt facebook oder eine andere Plattform diesen Platz inzwischen ein, auf denen man sich kürzer, pointierter - oder jedenfalls anders ausdrückt und austauschen kann? Allerdings bin ich auf diesem Felde sehr wenig bewandert.
Ich erinnere mich noch, wie es vor sehr langer Zeit einmal viel Spaß gemacht hat, sich in "Newsgruppen" auszutauschen. Auch hier konnten eigene Texte gepostet und kommentiert werden. Irgendwann ist das Usenet für die Leute aber uninteressant geworden. Seit Jahren schleppen sich die Gruppen mit den immer gleichen Leuten dahin, ohne für eine größere Leserschaft interessant zu sein. Es geschieht immer dasselbe. Und das seit Jahren.

Welchen Weg dieses Forum nehmen wird, ist derzeit nicht abzusehen. Es gäbe mehrere Alternativen. Die für mich unwahrscheinlichste ist, dass es sich "weiterentwickeln" wird. Die wahrscheinlichste, dass Boro irgend wann einmal den Stecker zieht und sagt: Liebe Leute, das war's jetzt. Oder er verkauft das Forum an Moses und sleepless für eine sechsstellige Summe.
Na ja, Spaß beiseite!
Was dem Forum aber immer mehr fehlt, ist Innovation. Oder auch frische Köpfe, frischer Wind, neue Ideen. Ständig werden die gleichen Wettbewerbe durchgeführt (bei denen die einen die Regeln aufstellen, die anderen sie befolgen), ständig werden die gleichen Diskussionen geführt, die immer wieder denselben, absehbaren Verlauf nehmen. Das Forum wird seit längerer Zeit eher verwaltet, als dass neue Ideen eingebracht werden.

In der Politik verspricht man sich gerade einen Aufwärtstrend, indem man eine neue Riege machen lassen wird und ihnen Raum gibt, ihre neuen Konzepte zu verwirklichen. Merkel muss weg, heiß es, obwohl man meinen möchte, dass sie doch eine sehr erfahrene Politikerin sei, die mit allen Querköpfen in der Welt gut umgehen könne. Trotzdem drängt der Nachwuchs darauf, selbst ans Ruder zu kommen, um den Kurs zu bestimmen. Was ihnen, bei allen Zweifeln, jedoch immer zu eigen ist, ist eine höhere Begeisterung für die Sache, das Herzblut, der Mut. Der Änderungswille.

Was an dieser Stelle immer gerne erwidert wird ist, dass jeder doch machen könne, was er möchte (neue Ideen einbringen), indem er "einen thread eröffnet" (Originalton Merlinor). Trotzdem denke ich, dass uns im DSFo inzwischen etwas fehlt, das darüber hinaus geht. Vielleicht würde ein längst notwendiges Weiterentwickeln dadurch erzielt werden, dass man Altgediente in ihren Rollen nach und nach auswechselt und den Nachwuchs an die Schalthebel lässt, der sich leidenschaftlicher im Tagesgeschehen einbringt und Lust auf Veränderung hat und sich nicht nur um die Personalverwaltung kümmert.

Vielleicht hat sich ein bestimmter Bereich im Forum aber doch entwickelt, leider aber zum Teil im Verborgenen. Aus dem Forum sind viele Buchprojekte hervorgegangen, ob veröffentlichte Werke oder nicht (was zählt ist die Kraft zur Durchführung). Vielleicht ist das ja die eigentliche Erfolgsgeschichte des DSFos und der starke Fokus auf die Werkeboards und den Smalltalk obsolete. Manchmal habe ich in der Vergangenheit den Eindruck gewonnen, die Forenverwalter konzentrieren sich auf nichts weiter, als dass im Smalltalk die Meinungen in adäquater Form vorgetragen werden und vergessen dabei alles weitere (die Literatur). Möglicherweise aber wäre im Bereich des Romanschreibens im Forum aber noch Potenzial vorhanden, das ausgeschöpft werden kann und bei dem neue Maßnahmen/Ideen greifen. Es wäre nur eine natürliche Entwicklung, das Forum in Teilbereichen professioneller zu machen. Dieser würde sich dafür ganz besonders anbieten.

Fazit: Neue Köpfe braucht das Forum. Es taucht immer mal wer auf, der die Dinge voran treiben könnte und verschwindet wieder in der Versenkung. Vielleicht sollte man auch darüber mal nachdenken, warum das (neben dem natürlichen Verschleiß) so ist.
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Piratin
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Ei 2


Beitrag01.11.2018 13:08

von Piratin
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Ich habe mit der Grundfrage meine Schwierigkeit, denn Foren leben ausschließlich von ihren Mitgliedern und wie sie sich im Forum bewegen. Welche Weiterentwicklung von Literatur soll es da geben? Es entwickeln sich doch - wenn - die Autoren. Und die Autoren, die sich entwickeln, stellen ihre Texte nicht mehr unbedingt öffentlich ins Forum, sodass man die Entwicklung ganz leicht erkennen kann, wenn man deren veröffentlichte Bücher kauft.
Ich selbst gestehe, dass ich aus Zeitmangel Textarbeit fast nur noch in AG's verrichte, schließlich schreit die reale Welt mit aller Macht nach ihrer Zeit.
Was der immer wieder aufkommende Ruf nach einer Art "Erneuerung" betrifft, möchte ich sagen, dass auch das von den Forenmitgliedern abhängt, was sie wollen, wie sie sich einbringen.
Auch die Wettbewerbe finde ich persönlich (gut, für die letzten blieb mir keine Zeit) sehr abwechslungsreich, denn FFF, Postkartenprosa und Zehntausender sprechen jeweils eine andere Art des Schreibens an (kann nur für die Prosa sprechen). Ich hätte keine Idee, welche Art eines Wettbewerbs mit noch einer Ausrichtung hier noch fehlen würde.
Auch der Small Talk bietet eine Art "Fast-Food-Literatur", bei der man den eigenen Kopf einfach mal leerfegen kann bei kleinen Wortspielen wie Assoziativspiel, das letzte Wort, Korrumpiere einen Wunsch, etc.
Selbst für Austausch abseits jeden Literaturgedankens ist Platz.
Zusammengefasst: Ich finde auch nach Jahren noch immer das Forum sehr abwechslungsreich, erfreue mich an tollen Texten (wenn mir auch oft die Zeit zum Kommentieren fehlt), finde spannend, wenn nicht so gelungene Texte durch eine Überarbeitung gewinnen und Autoren ihren Weg gehen, sehe gerne die Liste der Veröffentlichungen und fühle mich wohl, ohne dass mir je der Gedanke an eine mögliche Weiterentwicklung des Forums gekommen wäre.


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Merlinor
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Beitrag03.11.2018 02:14

von Merlinor
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
...Was an dieser Stelle immer gerne erwidert wird ist, dass jeder doch machen könne, was er möchte (neue Ideen einbringen), indem er "einen thread eröffnet" (Originalton Merlinor) ...


Hm

Originalton Merlinor? In diesem Faden?
Einmal abgesehen davon, dass die Aussage an sich richtig ist, finde ich sie nicht in meinem obigen Beitrag. Aber es ist tatsächlich möglich, dass ich sie in einem anderen Zusammenhang einmal getätigt habe.
Hier allerdings nicht.
Mit gutem Grund, denn in diesem Faden geht es nicht darum, was einzelne Autoren so alles anstellen können, sollen oder dürfen, sondern darum, ob ein ganzes Forum sich literarisch weiter entwickelt:

Cholyrika hat Folgendes geschrieben:
... Entwickeln sich Foren nicht weiter?
Ich meine nicht in der Organisation, Administration, Marketing, etc.,
sondern literarisch ...


Lieber BlueNote: Deine Stellungnahme in Ehren, aber wenn Du Dich auf mich beziehst, dann mache das bitte korrekt und im richtigen Kontext.
Wenn Du wissen willst, was ich zur Fragestellung DIESES Fadens geschrieben habe, dann lies bitte meinen obigen Beitrag.
Danke.

LG Merlinor


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Murmel
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Beitrag03.11.2018 14:15

von Murmel
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Wie Piratin verstehe ich nicht, wie das Forum selbst sich weiterentwickeln sollte. Ein Forum ist ein Marktplatz für Ideen, ein Platz, an dem man sich trifft, um sich auszutauschen. Du kannst ein Forum umbauen und erweitern, Modernisieren - aber das kann das Forum alleine nicht.

Stell dir eine Brücke über einen Fluss vor. Diese Brücke stellt das Forum dar, der Fluss die Autoren, die vorbeiziehen. Einige bleiben hängen, stellen sich auf die Brücke, die anderen ziehen weiter.

Ich verstehe, was Michael meint. Man kann das Forum einige Zeit links liegen lassen, und wenn man zurückkommt, da weitermachen, wo man aufgehört hat. Die Namen der User mag sich geändert haben, aber im Prinzip werden dieselben Fragen gestellt, das Niveau scheint zu stagnieren, aber nur scheinbar, weil die weiterentwickelten User durch Anfänger ersetzt wurden. So ist es in der Prosa.

Ein bisschen ist es wie in der Politik, wer zulange an der Macht ist, wird selbstzufrieden. Vielleicht sollte es für Moderatoren Terms geben. Complacency der Führung mag ein Problem sein. Warum was ändern, ist doch gut so. Doch ganz verloren ist das Forum nicht. Immerhin ist der letzten Kritikrunde der unglückselige Reiter "Tipps" zum Opfer gefallen. Ein Fortschritt, eine Zeitlang hatte ich geglaubt BER würde eher fertig als die Tipps überarbeitet. Razz


Im Ernst, das Forum ist gut besucht, hat treue Anhänger und kann daher gar nicht so schlecht sein, wie manche gerne behaupten.


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nothingisreal
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Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag03.11.2018 14:26

von nothingisreal
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Ich verstehe ebenfalls das Problem nicht. Was wünscht ihr den von einem Schriftstellerforum, das Anfänger aufnimmt? Sie werden halt dieselben Fragen stellen wie die Anfänger vor zehn Jahren. Das Recht dazu haben sie auch.

Ich persönlich freue mich, auf altbekannte Gesichter zu treffen und nicht nur auf Namen, die mir nichts sagen, weil ich im Moment aus zeittechnischen Gründen so selten im Forum bin.


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MrT
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Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag04.11.2018 00:15

von MrT
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Man sollte bei der mehr oder weniger berechtigten Kritik nicht die Schreibforen vergessen, die mit "sogenanntem" Qualitätsmanagement werben (ergo selbsternannte Türsteher), die nur einem erlauchten Kreis Zutritt gewährt. Dort wird am Ende auch nur mit Wasser gekocht und Vielfalt wird man mM dort vergeblich suchen.

Da ist mir ein solches offenes Forum mit all seinen Stärken und Schwächen tausendfach lieber.


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"Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017
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Cholyrika
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Beiträge: 467



Beitrag04.11.2018 14:19

von Cholyrika
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Vorab: Ich halte das Forum nicht für schlecht, sonst wäre ich ja als alter Hase nicht hier Cool

Ich würde mir wünschen, dass Kritik an Texen zum Beispiel nicht abhängig ist von sozialadäquatem Kontakt weil man schon Jahre im gleichen Forum ist.
Ich würde gerne sehen, dass man jungen Autoren, die sich "nur Mühe geben", d echtes Handwerkszeug an die Hand gibt um sich zu verbessern und ihnen letztendlich sagt, wenn es in keiner Weise zur Lyrik, Prosa o.ä. reicht.
Ich verstehe unter Literaturforum eben nicht, dass es um Kommentare, Likes, usw. geht, sondern eben um Literatur. Natürlich ist die Qualtität eines Textes Geschmachssache.
ABER schlechte Poesiealbumeinträge erkenne ich sehr wohl.
In den meisten Foren darf man dass aber nicht kritisch dem Autoren mitteilen, sondern schleift ihn im Rahmen der Nettiquette jahrelang mit durch ein Forum, bis er in drei Jahren Moderator ist und den neuen schlechten Poesiealbumschreibern "Das ist aber total schön" kommentiert.
Diese Entwicklung ist ziemlich stereotyp in Foren.

Ich bin nicht der Retter, der Allwissende, oder überhaupt ein Maßstab, aber warum sehe ich in Foren immer wieder Moderatoren, die sich fachlich eben nicht um die Texte kümmern? Reicht es einen Organismus des eigenen Bestehen willen am Leben zu halten?

Warum müssen eigentlich alle Autoren in liebevoller Symbiose leben?
Warum darf ein erfolgreicher parasitärer Organismus ( nur als Beispiel ) sich nicht ausbreiten?

Meine Frage ist echt ernst gemeint:
Findet in Foren literarischer Inzest mit dadurch biologisch nicht vermeidbarer Degeneration statt, oder gibt es Evolution?


Wie schaffen wir eine erhöhte Qualität für den Inhalt eines Forum?
Oder wollen Foren nur Plauderstuben für Möchtegern-Autoren sein.
Dann ist das sicher auch okay, aber nicht das was ich seit fast 20 Jahren wirklich erhoffe.

Ich würde mir Förderprogramme wünschen, die man gewinnen kann!
Wettbewerbe, für die man Lektoren einspannen kann, die eben nicht wieder nach der ewigen "Ich kenne dich, du kennst mich seit Jahren" Bewertung qualifiziert werden.

Usw. usw.

Liebe diskussionsfreudige Grüße

Michael


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Murmel
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Beitrag04.11.2018 14:49

von Murmel
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MrT hat Folgendes geschrieben:
Man sollte bei der mehr oder weniger berechtigten Kritik nicht die Schreibforen vergessen, die mit "sogenanntem" Qualitätsmanagement werben (ergo selbsternannte Türsteher), die nur einem erlauchten Kreis Zutritt gewährt. Dort wird am Ende auch nur mit Wasser gekocht und Vielfalt wird man mM dort vergeblich suchen.

Da ist mir ein solches offenes Forum mit all seinen Stärken und Schwächen tausendfach lieber.

Ich bin in einem solchen Forum, und es gibt mir viel. Erstens, weil ich dort Autoren finde, die weiter in ihrer Entwicklung sind als ich oder zumindest auf derselben Stufe stehen, und von deren langjährigen Erfahrungen ich profitieren kann. Wenn Texte oder Exposés dort besprochen werden, geht es zur Sache. Knallhart. Dabei geht es nicht um literarische Vielfalt, sondern um Erfahrungsaustausch von veröffentlichten Autoren.

Dies ist übrigens eine Entwicklung des DSFo, es hat inzwischen veröffentlichte Autoren, etwas, das es als ich 2008 aufschlug, kaum gab. Manche geben Feedback im Prosabereich. Ob die Anfänger diesen Schatz überhaupt erkennen, ist eine andere Frage. Wer allerdings in der Maschinerie der Verlage einen Platz gefunden hat, findet kaum noch Gelegenheit, extra Texte einzustellen, schon gar nicht, wenn er ihn veröffentlichen will.


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Bananenfischin
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Silberne Harfe



Beitrag04.11.2018 15:17

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Murmel hat Folgendes geschrieben:

Ich bin in einem solchen Forum, und es gibt mir viel. Erstens, weil ich dort Autoren finde, die weiter in ihrer Entwicklung sind als ich oder zumindest auf derselben Stufe stehen, und von deren langjährigen Erfahrungen ich profitieren kann. Wenn Texte oder Exposés dort besprochen werden, geht es zur Sache. Knallhart. Dabei geht es nicht um literarische Vielfalt, sondern um Erfahrungsaustausch von veröffentlichten Autoren.


Ich bin auch in jenem Forum und empfinde das von mir oben Gefettete ebenso. Was die Textarbeit angeht, muss ich meiner persönlichen bisherigen Mitlese- und Einstellungserfahrung nach eher widersprechen. Textarbeit macht dort nur noch einen sehr kleinen Teil aus, und sie wird im Sinne des respektvollen Umgangs miteinander (den ich sehr begrüße) doch sehr behutsam und eher oberflächlich betrieben (was schade ist, aber an vielen Dingen liegen kann).
Was Textkritik angeht, würde ich daher tatsächlich nach wie vor das DSFo bevorzugen, aber sicherlich auch gerade wegen dem, was du, Michael, so ein bisschen ankreidest: Weil ich hier Leute weiß, die meine "Schreibe" gut kennen und die sich ebenfalls gern an Gegenwartsliteratur mit Tendenz zum sogenannten E versuchen. Und das heißt eben nicht, dass man nur das Köpfchen gestreichelt bekommt, sondern dass man genau die Art von Kritik erhält, die man benötigt.


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preusse
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Beitrag04.11.2018 18:20

von preusse
Antworten mit Zitat

Cholyrika hat Folgendes geschrieben:
Oder wollen Foren nur Plauderstuben für Möchtegern-Autoren sein.
Michael


Was ist schlecht an einem "Plauderstübchen", in dem man man Erfahrungen austauschen kann, von den Kenntnissen anderer partizipiert, auch mal einen humorigen Beitrag verfasst etc.?
Ich bin damals 2011 in diesem Forum mit einer Frage aufgeschlagen, die mir sehr kompetent beantwortet wurde.
Das ist seither öfters passiert, und mittlerweile kann ich auch mit dem einen oder anderen Tipp beitragen.
Aus eigener Erfahrung heraus würde ich allerdings nie, niemals einen Text in einem Forum einstellen, um ihn von mir in Person und Qualifikation völlig Unbekannten beurteilen zu lassen.
Andererseits habe ich hier im Forum Teilnehmer kennengelernt, mit denen ich mich gern austausche, die meine Romane gegenlesen und mir - hoffentlich - auch schonungslos die Meinung sagen.
Ihr könnt jetzt alle auf mich einschlagen, aber in die Schreibübungen oder Texte vorstellen habe ich noch nie einen Blick geworfen.
Mir ist wichtig, welche Erfahrungen andere mit Verlagen und Agenturen gemacht haben, was es so Allgemeines zur Schriftstellerei zu sagen gibt und wer was veröffentlicht hat.
Wenn man das als "Plauderstübchen" bezeichnen will - gut so.


_________________
Das Herz des Löwen, 06/2011
Das Blut des Löwen, 11/2012
Die Pranken des Löwen, 03/2014
Das Banner des Löwen, 11/2015
Der Pirat - ein Francis-Drake-Roman, 07/2016
Der Herr der Bogenschützen, 08/2017
Der Sohn des Löwen, 03/2019
Der Herzog von Aquitanien, 11/2019
Die geteilten Jahre, 09/2019
Der englische Löwe, 12/2020
Sie nannten ihn Cid, 11/2021
Jack Bannister - Herr der Karibik, 11/2022
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag05.11.2018 22:17

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nun ja,
ein Plauderstübchen? Von den Kenntnissen anderer partizipiert?

Ich sehe das schon differenzierter.
Ich nehme mal als Beispiel mich selbst. Was mache ich/wer bin ich?!

Profil 1
Seit ca. 15 Jahren veröffentliche ich eigene Bücher, werde zu Gemeinschaftsprojekten eingeladen und schreibe hier und da auch in Einladungsanthologien.
Die Definition wäre in einem Forum: Erfahrener Lyriker, der anderen was beibringen könnte, bzw. den einen oder anderen Ratschlag geben könnte.
Der hat Erfahrung mit Verlagen etc. etc.

Profil 2
Ich bin Büroleiter einer großen Steuerberatung und dort zuständig für zum Beispiel Verfahrensrecht.
Die Definition wäre in einem Forum: Intellekt vorhanden, der könnte mir auch bei anderen Sachen organisatorisch, administrativ helfen. Ist also kein Honk.

Profil 3
Ich veröffentliche Fachbeiträge und halte Seminare.
Die Definition in einem Forum: Der kann sicher schreiben und dozieren. Das kann mir helfen in der Außendarstellung.


Und jetzt die Realität.
Wo in einem Forum könnte ich eigentlich meine Hilfe anbieten?
Bei den Texten? In einem Kommentar dazu? In einem Thread über Verlage, Aufbau von Metrik, o.ä.?
Nein, die jungen Autoren kommen erst garnicht bis dahin, weil sich niemand in einem Forum intensiv und selbstlos eines jungen Autoren annimmt.
Entweder er wird weggeblasen und mag nicht mehr weiter was veröffentlichen, oder er veröffentlicht weiter seine Herz/Schmerz/Liebe/Triebe/Tränen/Sehnen-Gedichte.

Ich möchte Talente finden, sie fördern und mit ihnen gemeinsam einen Weg versuchen.
Nicht für mich, damit ich mich im Glanz von 50 Evereys-Darling-Kommenatren sonnen kann, sondern um eine Basis zu geben, von der der junge ( oder alte ) Autor selbst überschauen kann, ob es weiter Sinn macht zu schreiben.

Ausgenommen sind natürlich die Hobbyschreiber. Die sind sowieso schmerzfrei Smile


_________________
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Mara_Antonia
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 22
Beiträge: 37
Wohnort: NRW


Beitrag06.11.2018 00:52

von Mara_Antonia
Antworten mit Zitat

Nabend Michael,

bei deinen Beiträgen frage ich mich primär, ob du das fachlich richtige Forum erwischt hast - Wir sind in einem Literaturforum und in keinem Biologentreff, aber soll mir egal sein, solange ich den Sinn hinter deinen Aussagen entdecken kann Laughing . Weswegen ich meinen Senf nun auch zu dieser Diskussion hinzu gebe, ist der Tatsache geschuldet, dass ich mich als "junger und neuer Autor" zu ein, zwei Aussagen äußern möchte.

Cholyrika hat Folgendes geschrieben:
Ich hinterfrage das was wir machen wirklich selbstkritisch, weil ich mir oft denke, dass sehr junge Autoren zu uns stoßen, die sich auf unsere Meinung verlassen, was ihre Texte angeht.


Verlassen ist ein sehr schwieriger Begriff in Bezug auf die Meinung fremder Menschen. Ich wäre dumm, wenn ich die Meinung der hier anwesenden Autoren auf die Goldwaage legen würde, und mich selber anhand dessen bewerten würde. Keine Meinung ist die Richtige, nicht einmal die vom Lektor, aber die Kritik der Forumsautoren kann mir einen guten, teils auch differenzierten Überblick über meine Stärken und insbesondere Schwächen geben. Mehr erwarte ich (jedenfalls momentan) nicht.

Cholyriker hat Folgendes geschrieben:
Nein, die jungen Autoren kommen erst garnicht bis dahin, weil sich niemand in einem Forum intensiv und selbstlos eines jungen Autoren annimmt.  


Na gut. Was erwartest du denn? Dass ich als erfahrener Autor meine Zeit in einen jungen Autor stecke, von dem ich nichts lernen kann und bei dem sich meine investierte Zeit in keinster Weise auszahlt? Wohl kaum. Es geht sich in erster Linie um Erfahrungsaustausch und nicht um das Verschwenden von Zeit, indem ich einem Neuling helfe (bei dem ich mir nie sicher sein kann, ob das Forum/Schreiben nicht sowieso ein purer Zeitvertreib ist). Natürlich gibt es Ausnahmen. Es gibt immer Ausnahmen, aber als selbstverständlich empfinde ich den Aufwand, den manche Autoren betreiben, nicht!

- "Ich möchte Talente finden, sie fördern und mit ihnen gemeinsam einen Weg versuchen." -
Wenn das deine Intention ist, wenn du dich "selbstlos jungen Autoren annehmen" willst, solltest du dich entweder mit den Einstandstexten auseinander setzen oder aber deine eigene Organisation gründen, in der du dich individuell mit jungen Autoren auseinandersetzt und sie, mit von dir angesprochenen Förderpreisen etc., unterstützt. Ein Forum, das für Jederman zugänglich ist, stellt wohl kaum eine annehmbare Basis für solche Unterfangen dar. Wenn, dann nur in einem kleinen Rahmen, der sich hier nunmal "Einstand" nennt.

Ist dein Wunsch nicht die Arbeit eines Lektors? Damit kann man sich auch selbstständig machen, nebenbei zu deinem Steuerbüro. Nur mal so als Idee Wink .

Liebe Grüße
Mara


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"All that is gold does not glitter" ~ J.R.R. Tolkien
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag06.11.2018 01:52

von MrT
Antworten mit Zitat

Mara_Antonia hat Folgendes geschrieben:
Was erwartest du denn? Dass ich als erfahrener Autor meine Zeit in einen jungen Autor stecke, von dem ich nichts lernen kann und bei dem sich meine investierte Zeit in keinster Weise auszahlt?


Wahrscheinlich verstehe ich diese Bemerkung nicht richtig, doch sollte ein Autor bzw. kreativer Mensch (ganz allgemein) nicht auch ein wenig Phantast (mir fällt gerade kein geeigneteres Wort ein, aber ihr wisst sicher, was ich meine) mit leichtem Helfersyndrom sein?

Ich will mich nicht als einen erfahrenen Autor bezeichnen (davon bin ich noch weit entfernt, versuche aber jeden Tag ein wenig besser zu werden), da es immer etwas zu lernen gibt, unabhängig davon, wie viele Veröffentlichungen man bereits vorweisen kann. Würde ich so denken, wie ich die obige Bemerkung verstehe, dann müsste ich ernsthaft hinterfragen, was ich die ganzen Jahre gemacht habe, seit ich in diesem Forum angemeldet bin. Denn auch wenn ich mit meinen Forenbeiträge eher sparsam bin, so habe ich schon einigen Leuten im direkten Kontakt geholfen. Sicher hätte ich meine Zeit auch anderweitig nutzen können, da sich "meine investierte Zeit (hin und wieder) in keinster Weise ausgezahlt" hat (von fehlenden Rückmeldungen einmal abgesehen). Doch so bin ich nun einmal, da ich weiß, dass ich bei jedem Kommentieren, Korrekturlesen, etc. etwas gelernt habe und auch weiterhin lernen werde. Sei es auch im schlimmsten Fall, wie man einen Text auf keinen Fall verfassen sollte.


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"Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017
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RememberDecember59
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 507
Wohnort: Franken


Beitrag06.11.2018 07:59

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Hallo Cholyrika,
um ehrlich zu sein, verstehe ich das Problem auch nicht so ganz. Es hält dich doch keiner davon ab, dich im Werkebereich umzusehen, dort nach ungeschliffenen Diamanten zu suchen und mit ihnen in Kontakt zu treten (ob über Kommentar oder PN), wenn du der Meinung bist, dass sie von deiner Erfahrung profitieren könnten?

Ich verfolge die Lyrik hier im Forum nicht (wobei, Bernis Gedichte lese ich immer, die liebe ich smile ), aber in der Prosa gibt es z.B. in der Exposé-Werkstatt durchaus die Möglichkeit für unerfahrene Autoren, deren Texte eine gewisse Mindestqualität aufweisen, direkte Unterstützung von erfahrenen und veröffentlichten Autoren bei ihren Projekten zu erhalten. Obwohl ich da nicht drin bin, bin ich mir ziemlich sicher, dass es das ein oder andere Projekt auf diesem Weg zur Veröffentlichungsreife gebracht hat. Der Bereich wird gut genutzt und ich finde es super, dass hier überhaupt Leute dazu bereit sind, sich diese Mühe und zusätzliche Arbeit zu machen (ich glaube, Murmel, Beka, BaFi und allen Beteiligten gebührt an dieser Stelle mal ein großes Danke smile ).
Vielleicht wäre sowas ja auch für die Lyrik denkbar?

Ich meine eigentlich mitgekriegt zu haben, dass sich auch in der Lyrik hier schon Autoren zusammengefunden und gemeinsam Veröffentlichungen auf die Beine gestellt haben – wobei ich da nichts genaues sagen kann.
Ich selbst habe alles in allem aber andere „Ansprüche“ an ein Forum wie dieses.  

Zitat:
Oder wollen Foren nur Plauderstuben für Möchtegern-Autoren sein.

Ich würde den Satz ändern und sagen: … für Autoren mit ganz unterschiedlichem Erfahrungsgrad.

Daran sehe ich wie preusse nichts Schlechtes. Für mich war das der Grund für die Anmeldung, ich bin nicht auf der Suche nach einem Talentscout oder möchte gar selbst einer werden. Ich nutze das Forum, um an den Erfahrungen anderer in Sachen Agenturen/Verlage/etc. teilzuhaben und davon zu lernen und ich melde mich im Gegenzug gerne zu Wort, wenn ich das Gefühl habe, selbst etwas Nützliches beizutragen. Schreiben ist außerdem ein recht einsamer Prozess und in meinem Umfeld bin ich die Einzige, die diese Leidenschaft hat. Auch wenn ich mich nicht über mangelndes Interesse oder gar Abneigung aus meinem privaten Umfeld beschweren kann, macht es mir das schwer, mich in diesem Bereich auszutauschen.

Dafür finde ich so ein offenes Forum eigentlich ideal – auch mal nur für eine nette Plauderei zwischendurch. Es ist mir wie MrT sympathischer als das geschlossene Forum, in dem ich auch angemeldet bin, mich aber kaum zu Wort melde, weil ich den Umgang hier angenehmer finde, obwohl (oder gerade weil) der Ton hier etwas rauer ist. Wahrscheinlich, weil hier die Möglichkeit gegeben wird, anonym zu bleiben – die meisten Leute sind dadurch zwar nicht unbedingt liebenswerter, aber eben ehrlicher und trauen sich eher, auch mal eine unbequeme Meinung zu äußern  Das macht die Diskussionen interessanter Laughing


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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Cholyrika
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 60
Beiträge: 467



Beitrag06.11.2018 12:56

von Cholyrika
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Lieben Dank für die ganzen ( zum Teil nachvollziehbaren ) Antworten und Anregungen zu diesem Thema.

Vielleicht habe ich das ganze zu sehr plakativ formuliert.
Was ich dachte ist es, eben eine Art Förderung zu schaffen.
Wenn das gar nicht die Aufgabe eines Forums ist, dann ist das auch in Ordnung für mich.

Darum hatte ich gefragt.

Liebe Grüße
Michael


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