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MrT Klammeraffe
Beiträge: 726
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10.09.2018 23:55 effektiver arbeiten von MrT
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Sorry, wenn mein Problem in diesen Bereich nicht passen sollte. Dann bitte in einen geeigneteren verschieben.
Nun zu meinem Anliegen:
Mir geht es darum, wie ich effektiver arbeiten kann, auch wenn ich nicht zu den Schnellschreibern gehöre und hier und da zu genau zu sein versuche.
Ein Testleser fragte mich neulich, ob ich nicht alles zu ernst nehme mit dem was und vor allem wie ich etwas schreibe. Natürlich will ich das bestmögliche Ergebnis abliefern. Dabei passiert es immer wieder, dass ich um jedes Wort und jede Formulierung ringe und einen Satz schon mal 10x und mehr umschreibe und dann noch immer nicht zufrieden bin. Was nur noch mehr Zeit kostet voran zu kommen, als es der ganze Prozess ohnehin schon tut.
Auch wenn mir dies bei meinem ersten Theaterstück ein Lob von der Agentur eingebracht hat, da nichts mehr lektoriert / korrigiert werden musste und man mich dies in einer e-Mail auch dankend wissen ließ.
Dennoch suche ich nach einer Technik, um in Zukunft noch besser voranzukommen.
Daher interessiert es mich, was eure Vorgehensweise ist und wie eure Erfahrungen mit Lektoren sind, bzw. in welchem Umfang diese üblicherweise ohnehin Änderungen vornehmen, sodass ich mir einen gewissen Arbeitsaufwand sparen kann.
_________________ "Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017 |
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Ben Vart Wortedrechsler
Alter: 71 Beiträge: 93 Wohnort: Lorch
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11.09.2018 08:49
von Ben Vart
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Guten Morgen MrT,
echt schwierige Frage, bzw. eine Frage, die nur schwer allgemeingültig zu beantworten ist, weil ja jeder eine individuelle Arbeitsweise und damit einhergehende Vorlieben hat.
Aber was verstehst du eigentlich unter effektiv beim Verfassen eines Stücks?
Und "effektiv arbeiten", so wie ich es verstehe, bedeutet sicher bei einem Theaterstück etwas anderes als bei einer Kurzgeschichte oder einem Roman.
Du, so lese ich das aus deinem Post, bist ein (nicht bös gemeint) "Krümelkacker", der gleich beim Schreiben die Überarbeitung macht und möglichst mit deinem Stück fertig sein willst, wenn du den Schlusspunkt setzt.
Andere Autoren, dazu zähle ich mich auch, schreiben ihren Roman, setzen den Schlusspunkt und legen das Manuskript die Schublade. Dann, nach einer "Ruhezeit" holen sie es hervor und bearbeiten es mit einem gewissen zeitlichen Abstand, der es ihnen ermöglicht, sich selbst aus ihrer Geschichte emotional zu befreien.
Sicher gibt es noch andere Arbeitsweisen und Vorlieben, die einen Autor beflügeln. Der eine schreibt lieber im Café, der nächste braucht Musik dazu, der andere Ruhe und Stille, der andere muss grüne Landschaft um sich haben. Ich schreibe am liebsten, wenn das Meer um mich herum rauscht.
_________________ freundlich grüßt
Ben Vart |
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MrT Klammeraffe
Beiträge: 726
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11.09.2018 12:14
von MrT
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Ben Vart hat Folgendes geschrieben: | Du, so lese ich das aus deinem Post, bist ein (nicht bös gemeint) "Krümelkacker", der [...] |
Perfektionist wäre ein netteres Wort. Aber ich verstehe, was du meinst. Allerdings bezieht sich meine Frage nicht nur auf Theaterstücke, sondern allgemein.
Genaugenommen bin ich aktuell im Überarbeitsprozess, der mich aber bereits mehr Zeit kostet, als recherchieren, plotten, Rohfassung schreiben, etc. zusammen. Dieser Umstand und die erwähnte Bemerkung eines Testlesers haben mich zu diesem Thread veranlasst.
Das sich meine Frage nicht pauschal beantworten lässt, ist mir bewusst. Bekanntlich lernt man aber aus eigenen und Erfahrungen von anderen. Und fragen kostet ja nichts.
_________________ "Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017 |
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Willebroer Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5437 Wohnort: OWL
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11.09.2018 12:58
von Willebroer
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Langfristig kann es sich durchaus lohnen, sorgfältig zu arbeiten. Man entwickelt dann eine Art Qualitätsroutine wie ein guter Musiker. Vielleicht bekommt man dann auch das Gespür für die Grenze zwischen Übertreibung und Nachlässigkeit.
Kleine, anspruchsvolle Formulierungsaufgaben zu lösen kann ähnlich viel Dopamin freisetzen wie ein abgeschlossenes Werk.
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Michel Bücherwurm
Alter: 52 Beiträge: 3379 Wohnort: bei Freiburg
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11.09.2018 14:55
von Michel
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Etwas unter hohem Zeitdruck durchzuziehen, ebenfalls. Ich verweise mal auf den FFF-Wettbewerb, in dem man genau das üben kann. Vor Jahren haben wir in einem anderen Forum einen wöchentlichen Wettbewerb gefahren (heute nennt man das wohl Challenge): Ein Thema - eine Stunde - und los. Fand ich ungemein lehrreich.
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Nitokris Wortedrechsler
Beiträge: 51
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11.09.2018 16:35 Re: effektiver arbeiten von Nitokris
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MrT hat Folgendes geschrieben: | Dabei passiert es immer wieder, dass ich um jedes Wort und jede Formulierung ringe und einen Satz schon mal 10x und mehr umschreibe und dann noch immer nicht zufrieden bin. Was nur noch mehr Zeit kostet voran zu kommen, als es der ganze Prozess ohnehin schon tut. |
Hallo MrT,
das ist interessant, eine ähnliche Frage habe ich auch schon länger im Kopf. Ich habe mich nämlich mehrfach gefragt, ob es bei meinem Arbeitsprozess Optimierungspotential hinsichtlich der Effizienz gibt.
Ich schreibe immer nur einige wenige Sätze am Stück und überarbeite diese dann so lange, bis sie für mein Empfinden perfekt sind. Das hat den Vorteil, dass beim Testlesen der Zwischenergebnisse (Abschnitt, Kapitel etc.) das meiste bereits stimmig ist, der Prozess an sich dauert aber gefühlte Ewigkeiten...
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Lki Eselsohr
Beiträge: 483
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12.09.2018 15:08
von Lki
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Die Frage, die ihr euch meiner Ansicht nach stellen müsst, ist die nach der Ursache für dieses Vorgehen. Liegt es daran, dass ihr so am besten arbeiten könnt (es gibt eben so viele Vorgehensweisen, wie es Autoren gibt) oder liegt es daran, dass ihr euren eigenen Fähigkeiten nicht vertraut? Beim ersten Fall sehe ich keinen Handlungsbedarf - mit fortschreitender Routine wird sich die Zeit verkürzen, die ihr für einen Text braucht. Trifft aber der zweite Fall auf euch zu, wäre es vermutlich ratsam, sich für eine gewisse Zeit zu mehr Tempo zu zwingen, um den inneren Kritiker mundtot zu machen.
Ich schreibe meine Sachen auch nicht runter - ich plane abschnittsweise und lege auch immer Korrekturschleifen ein, weil ich Überarbeitungen nicht gern mache und auf die Art nicht 400 Seiten vor der Brust habe, sondern nur 150 oder so. Außerdem muss ich so weniger Folgeänderungen ausbügeln. An jedem Satz feile ich nicht, aber ich muss das Gefühl haben, dass es stimmig ist, sonst halte ich mich an bestimmten Szenen auch mal länger auf. Von daher finde ich es total in Ordnung, akribisch zu sein, lasst euch da nichts einreden (okay, ich halte den NanoDingsMonth auch für ausgemachten Unfug, also kann man sich ausrechnen, wie ich einen Schreibprozess sehe).
EDIT: Zu dem Begriff der Effizienz noch ein paar Worte. Solange ihr nicht auf Termin schreibt, der in einem Verlagsvertrag festgesetzt ist, genießt doch die Freiheit, nicht effizient sein zu müssen. Sicherlich habt ihr einen Brotjob oder Familie oder beides, wo ihr funktionieren müsst - dann ist die Schreiberei (auch wenn sie ernsthaft betrieben wird) ein Ausgleich, bei dem es nicht darum geht, effizient zu sein, sondern in erster Linie um Spaß, um Runterkommen, Abschalten usw. /appellende
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lebefroh Eselsohr
L Alter: 43 Beiträge: 364 Wohnort: Berlin
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L 12.09.2018 22:03
von lebefroh
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Lki hat Folgendes geschrieben: | (okay, ich halte den NanoDingsMonth auch für ausgemachten Unfug, also kann man sich ausrechnen, wie ich einen Schreibprozess sehe).
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Für mich funktioniert das NaNoWriMo-System sehr gut. Zum Plotten und Recherchieren lasse ich mir so viel Zeit wie nötig, aber zum Schreiben selbst brauche ich einfach eine gewisse Disziplin. Das mag nicht romantisch klingen, aber wenn der Plot steht, gebe ich mir eine Vorgabe - zB. 1500 Wörter pro Tag - und die schreibe ich dann runter, komme was wolle. So habe ich dann nach relativ kurzer Zeit ein brauchbares Gerüst, das überarbeitet werden kann.
Dafür lasse ich mir wieder Zeit, allerdings fällt es mir auch weniger schwer, weil es mir mehr Spaß macht. Das Feilen, das Wörtersuchen. Für mich funktioniert das am Besten, wenn ich mir den Text selbst vorlese.
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MrT Klammeraffe
Beiträge: 726
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12.09.2018 22:48
von MrT
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lebefroh hat Folgendes geschrieben: | [...]zB. 1500 Wörter pro Tag - und die schreibe ich dann runter, komme was wolle.[...] |
Wenn ich eine neue Idee habe, kann ich diese Wörter auch pro Tag schaffen. Allerdings wenn es ans Überarbeiten geht, bin ich mit dem Ergebnis selten zufrieden. Es gibt aber auch Tage, wo ich wie ein Weltmeister tippe und am nächsten Tag denke (und auch später) "Wow, das hast du wirklich geschrieben?". Doch meistens lösche ich nach einem solchen Flow-Tag mehr, als ich geschrieben habe, auch wenn ich von meiner Geschichte weiterhin überzeugt bin. Damit muss ich wohl leben und vielleicht bin ich in diesem Punkt auch zu anspruchsvoll oder krümmelkakerisch. Dann ist es eben so.
Es wäre schön, wenn noch jemand zu folgendem Punkt etwas sagen könnte: Angenommen, mein Buch wird so erfolgreich (man wird doch noch träumen dürfen), dass eine Fortsetzung im Gespräch ist, dann wäre ich mit meiner jetzigen Arbeitsweise ziemlich aufgeschmissen, da sicher kein Verlag 3 - 4 Jahre wartet, bis ich soweit bin.
_________________ "Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017 |
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Lki Eselsohr
Beiträge: 483
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12.09.2018 22:55
von Lki
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Sowohl eine Agentur als auch ein Verlag fragen oft am Anfang nach, wie lange man für ein Buch gebraucht hat - klar, die wollen wissen, mit welchem Output gerechnet werden kann. Aber Verlage kalkulieren ihre Veröffentlichungen teils bis zu zwei Jahre im Voraus. Wenn du also direkt nach Band 1 mit Band 2 startest, könntest du sogar hinkommen. Außerdem bekommst du dann ein Garantiehonorar, das dir eventuell erlaubt, mehr Zeit mit dem Schreiben zu verbringen.
@lebefroh: Ich bin der letzte Mensch, der das Schreiben "romantisch" sieht - ich habe zig Whiteboards voller Planung, Deadlines und Jahrespläne, außerdem arbeite ich mit einem Wordcount-Programm. Ich lehne aber das "Ich kann mich sonst nicht aufraffen, deswegen brauche ich einen Monat, wo alle anderen mich motivieren, damit ich irgendwie ne schwer überarbeitungsbedürftige Rohfassung hinkriege" komplett ab (ich sag nicht, dass du es so machst, aber es ist das Prinzip der Aktion). Das hat nichts mit einer professionellen Haltung dem Schreiben gegenüber zu tun. Wenn man nicht in der Lage ist, sich den Rest des Jahres zu motivieren, dann sollte man es einfach lassen.
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3210 Wohnort: Frankenberg/Eder
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04.11.2018 11:33
von Taranisa
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Michel hat Folgendes geschrieben: | Etwas unter hohem Zeitdruck durchzuziehen, ebenfalls. Ich verweise mal auf den FFF-Wettbewerb, in dem man genau das üben kann. Vor Jahren haben wir in einem anderen Forum einen wöchentlichen Wettbewerb gefahren (heute nennt man das wohl Challenge): Ein Thema - eine Stunde - und los. Fand ich ungemein lehrreich. |
Bei der über unsere VHS in diesem Monat stattfindenden Wochenend-Schreibwerkstatt ist das ähnlich. Wir bekommen Aufgaben / Themen mit einem Zeitlimit. Nach dem ersten "mir fällt nichts dazu ein" macht es dann schließlich doch "Klick" und ich schreibe flüssig durch. Bei den kurzen Texten brauche ich jedoch nichts zu recherchieren, da die Aufgaben mein mehr oder weniger gewohntes Umfeld betreffen bzw. sich daraus ableiten lassen oder frei mit Fanasie gestaltbar sind.
Je nachdem, wie umfänglich für einen Roman recherchiert werden muss, neben der ganzen Planung, frisst das natürlich auch eine Menge Zeit. Da fällt einem beim Schreiben (zumindest mir) beispielsweise plötzlich ein: Moment, wie viele Nonnen lebten im 11. Jhd. in einer Priorei und wie viel Außenkontakt darf ich meiner Prota realistisch gesehen zugestehen? Da kann ich mich vorher noch so gut mit dem Hintergrund der neuen Geschichte beschäftigt haben (welches Kloster gab es zu der Zeit in der Gegend, welche Orte, wer herrschte, wie war die Besiedelung, Bauweise, Kleidung, Alltag, Rechtsprechung ...), manche Fragen tauchen erst später auf.
Bei einem Folgeband kann ich auf mein erlangtes Wissen aufbauen und brauche "nur noch" bestimmte Dinge herausfinden. Dann bin ich auch mehr in dem geschichtlichen Umfeld drin und es fällt mir leichter, mich hineinzuversetzen, was mich auch flüssiger Schreiben lässt. Bei einer ganz neuen Geschichte dauert das.
Möglicherweise hilft es, wenn ich beim Plotten noch genauer / tiefer plane und im Vorfeld bestimmte Fragen bereits klären kann. Aber mit der fortschreitenden Erfahrung finde auch ich sicher die für mich effektivste Arbeitsweise.
_________________ Henkersweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/18
Die Ehre des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 12/20
Spielweib, Burgenwelt Verlag, ET 12/21
Das Gegengift des Henkersweibs, Burgenwelt Verlag, ET 11/22
Der Stab der Seherin, Burgenwelt Verlag, Herbst 2024 |
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Gast
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06.11.2018 19:02
von Gast
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Ich finde es immer gut, wenn man jeden Tag schreibt, auch wenn es nur 100 Wörter sind, um einen Fluss zu haben. Dann kann man auch mal sagen, man endet an einer spannenden Stelle, an der man eigentlich gerne weiterschreiben würde, damit man am nächsten Tag es gar nicht mehr erwarten kann weiterzuschreiben, haha. Außerdem finde ich es wirklich sinnvoll, sich auch darauf zu besinnen, was man für ein/e AutorIn ist. Wenn man einfach nicht der Schnellschreiberling ist, muss seine Projekt dementsprechend mit genügend Vorlauf planen oder versuchen, das Tempo zu ändern.
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MrT Klammeraffe
Beiträge: 726
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06.11.2018 22:51
von MrT
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Zitat: | Außerdem finde ich es wirklich sinnvoll, sich auch darauf zu besinnen, was man für ein/e AutorIn ist. |
Daumen hoch.
_________________ "Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017 |
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