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Wie viel tragen deine Protagonisten von dir selbst in sich?

 
 
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag28.08.2018 09:50
Wie viel tragen deine Protagonisten von dir selbst in sich?
von BlueNote
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Hallo!

Ich finde das eine interessante Frage …
Mir ist gerade aufgefallen, dass mein Protagonist im Roman ein elender Morgenmuffel ist. Ich dagegen liebe die frühen Morgenstunden. Obwohl ich doch viel von mir selbst in die Figuren hineingekippt habe, die Leidenschaft für Musik beispielsweise, entwickeln sie sich immer mehr zu etwas Eigenem. Sie fühlen sich nicht (mehr) an wie ich selber. Vielleicht wäre das auch so, wenn ich in der Ich-Perspektive schreiben würde (was ich sehr reizvoll fände).

Habt ihr denn Figuren, in denen ihr euch selbst wiedererkennt? Sind diese idealisiert oder vielleicht sogar der Bösewicht? Funktioniert das bei euch, etwas aus der eigenen Vita zu "verarbeiten". Oder sind bei euch Figuren wie Filmdarsteller, die einfach nur die Geschichte tragen?
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Michel
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 52
Beiträge: 3379
Wohnort: bei Freiburg
Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag28.08.2018 14:45

von Michel
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Ich merke erst mit etwas Abstand (manchmal durch Rückmeldungen der Testleser), wie viel von mir selbst in den Figuren steckt. Nicht immer eine angenehme Erkenntnis, oft finde ich Dinge, die ich an mir selbst nicht leiden kann (und deshalb aus gutem Grund nicht wahrnehme). Projektive Identifikation? Psychoanalyse, anyone?
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Arcularius
Geschlecht:männlichEselsohr
A


Beiträge: 202



A
Beitrag28.08.2018 14:57

von Arcularius
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Bei den offensichtlichen Gemeinsamkeiten sind es meist kleine Dinge, die meine Charaktere mit mir gemeinsam haben: Macke, Studienfach, gute / schlechte Eigenschaft, Hobby, usw.

Was mir aber beim Beantworten deiner Frage auffällt: Die absolut grundlegende Wertebasis, auf der meine Protas handeln, ist der meinen in den meisten Fällen nicht unähnlich. Bei allen Schwächen, die ich großzügig verteile, könnte ich meinen Protas (anders als den Antagonisten) glaube ich keine extremen, also rassistischen, homophoben, misogynen und ähnliche Eigenschaften mit auf den Weg geben.
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Valentin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 177



Beitrag28.08.2018 18:09

von Valentin
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Bei mir finden nicht unbedingt Charakterzüge Einzug in die Geschichten, sondern Situationen / Probleme im Schreibprozess.

Zum Beispiel war ich davor alles hinzuschmeißen als ich zu einer Multiperspektiv-Szene (so nenn' ich das mal) kam. Eine Situation, die aus Sicht von sieben Charakteren gezeigt wird und verzahnt ist.
Die Lösung war ein weiterer Charakter. Der Taxifahrer, der an einem Krimi schreibt und dabei verzweifelt. Der Taxifahrer erhält einen Rat von einem anderen Charakter. (mein Unterbewusstsein?)

Der Rat war Gold wert. Habe es dadurch geschafft die Szene zu schreiben.

Aber wer weiß - stehe noch am Anfang. Eventuell stellt sich mit etwas Abstand heraus, dass ich Abziehbilder von mir und meinen Mitmenschen produziere. Shocked


_________________
“Books aren't written - they're rewritten. Including your own. It is one of the hardest things to accept, especially after the seventh rewrite hasn't quite done it.” - Michael Crichton
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DancingMoonlight
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 67



Beitrag29.08.2018 16:25

von DancingMoonlight
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Zu einem gewissen Maße haben meine Hauptcharaktere eigentlich immer ein paar Ähnlichkeiten zu meiner Person, aber wie ich sind sie dadurch ja trotzdem nicht.
Zum Beispiel ist der Charakter, aus dessen Perspektive ich momentan schreibe, sehr selbstbewusst und als sie auf der Flucht ist, trauert sie vor allem den verlorenen Annehmlichkeiten des Lebens nach - ich bin selbstbewusst und ein Genussmensch, passt also schon irgendwo zu mir...
Dafür ist sie aber auch ziemlich egoistisch und auf Geld/Adelsstand bedacht - was zu mir wieder überhaupt nicht passen würde.

Arcularius hat Folgendes geschrieben:
Die absolut grundlegende Wertebasis, auf der meine Protas handeln, ist der meinen in den meisten Fällen nicht unähnlich. Bei allen Schwächen, die ich großzügig verteile, könnte ich meinen Protas (anders als den Antagonisten) glaube ich keine extremen, also rassistischen, homophoben, misogynen und ähnliche Eigenschaften mit auf den Weg geben.

Das habe ich bei mir auch schon bemerkt. Liegt wahrscheinlich daran, dass die Charaktere mir selbst dann zu unsympathisch werden würden... Das einzige, was ich tue, das tendenziell in eine ähnliche Richtung geht, ist, meine Charaktere mit Vorurteilen auszustatten, die ich mit ihnen nicht gemein habe. So hat ein Charakter, den ich mal geschrieben habe, Reiche durchgehend in die arrogante Klischee-Schublade getan... [/quote]


_________________
❝Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.❞
-Mark Twain (1835-1910)
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Murmel
Geschlecht:weiblichSchlichter und Stänker

Alter: 68
Beiträge: 6380
Wohnort: USA
DSFo-Sponsor


Beitrag29.08.2018 17:05

von Murmel
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Interessante Frage! Abgesehen davon, dass Figuren immer der eigenen Erfahrungswelt entsprechen, meine ich, relativ frei meine Figuren zu kreieren, eher wie ein Schauspieler, der in die Rolle eines anderen Menschen eintaucht, unabhängig von mir selbst.
Allerdings gibt es durchaus Grenzen, die mir meine Wertevorstellung setzen will. Jedenfalls sind meine Protagonisten immer Menschen, die ich gerne zu meinem Freundeskreis rechnen würde.


_________________
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Gerling
Geschlecht:männlichExposéadler
G

Alter: 59
Beiträge: 2385
Wohnort: Braunschweig


G
Beitrag29.08.2018 17:57

von Gerling
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2014 habe mit einer Serie angefangen. Mittlerweile sind 4 Bücher erschienen und die nächsten zwei sind in den Startlöchern. Protagonisten sind zwei Ermittler des BKA. Ein Mann und eine Frau. Er ist rotzfrech, sarkastisch, vorlaut und hat Probleme mit Vorgesetzten und mit Regeln. Das trifft wohl auch auf mich zu. Nur hat er andere Möglichkeiten, dass auszuleben.
Sie ist sein Kompass. Richtet ihn aus, wenn’s nötig ist. Macht aber auch vieles mit ... ganz so, wie meine Frau ...
Finde ich das jetzt blöd oder peinlich? Nö. Vielleicht gibt es den Figuren ja sogar die nötige Authentizität ... wer weiß ...


_________________
Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
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Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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Dr. Fusselpulli
Geschlecht:männlichLeseratte
D

Alter: 38
Beiträge: 110
Wohnort: Prag


D
Beitrag30.08.2018 11:07

von Dr. Fusselpulli
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Arcularius hat Folgendes geschrieben:
Die absolut grundlegende Wertebasis, auf der meine Protas handeln, ist der meinen in den meisten Fällen nicht unähnlich. Bei allen Schwächen, die ich großzügig verteile, könnte ich meinen Protas (anders als den Antagonisten) glaube ich keine extremen, also rassistischen, homophoben, misogynen und ähnliche Eigenschaften mit auf den Weg geben.


Wobei das erst recht interessant werden würde, eben versuchen, die Wertebasis zu begreifen, die der eigenen zuwiederläuft.
Damit ließen sich zum Beispiel wunderbar glaubwürdige Antagonisten schaffen.

Denn rassismus, homophobie oder misogynie ist ja (zumindest in der Regel) keine Selbstzuschreibung, sondern die Abgrenung der Werte aus deiner Perspektive.

Ein misogyner Islamist zum Beispiel vertritt ja keine Werte aus misogyner Sicht heraus, sondern will eine bessere Welt erschaffen, indem er sich an den Werten orientiert, die seiner Meinung nach zur Verbesserung der Welt beitragen.

Ein rassistischer Nazi beispielweise handelt nicht aus hass, sondern aus liebe zur eigenen Gruppe, oder dem, was er als eigene Gruppe definiert.

Ein homophober Christ sieht in Homosexualität Sünde und die verführung des Teufels. Jemand der sich für Homosexualität ausspricht, oder sie toleriert ist aus seiner Perspektive möglicherweise Satanist.

Es steht ja kaum jemand morgens auf, in dem Willen, möglichst böse zu sein, sondern jeder kämpft für "das Gute" auf seine Weise, und macht die Anderen - "die Bösen" - für das Übel verantwortlich. Wenn es nur diese Menschen nicht geben würde, dann wäre die Welt besser.
Wer diese Menschen sind, unterscheidet sich je nach Weltbild.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag30.08.2018 11:38

von BlueNote
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Manchmal (so erscheint es mir) ist es sogar schwierig, seinem Protagonisten überhaupt schlechte (d.h. unsympathische) Eigenschaften mitzugeben (Faulheit z.B.), mit der Option, dass sich der Protagonist entwickelt, an sich arbeitet und dann doch noch sympathisch wird (unsympathische Protagonisten machen Leser ungeduldig). Das Gute und Böse, Sympathische und Unsympathische ist doch meistens recht eindeutig auf Protagonisten und Antagonisten verteilt - vielleicht, weil man sich sowohl als Leser, als auch als Autor mehr mit dem (guten) Protagonisten identifizieren will, sich also grundsätzlich selber in seiner Außenwirkung eher als sympathisch und auf der "guten" Seite stehend sieht.

Interessant der Hinweis auf die Perspektive: Der Kinder mordende Islamist (als Protagonist) wollte im Grunde nur eine bessere Welt schaffen. Wir als Autoren sind es, die die Grenze zwischen gut und böse ziehen - in Form der Gestaltung unserer Protagonisten und Antagonisten. Ein Leser folgt dem Protagonisten fast bedingungslos in seinen Ansichten (wenn der Autor sie mit den literarischen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, nur positiv genug darstellt). Ein kritisches Hinterfragen des Protagonisten gibt es eigentlich nicht. Ein Abwenden vom Protagonisten heißt gleichzeitig eine Ablehnung der Geschichte/des Romans durch den Leser. Und wer will das schon?
In gewisser Weise ist ein Protagonist die Idealisierung einer wirklich existierenden Person (z.B. die des Autors). Mit einer Überbetonung von positiven Eigenschaften.
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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 54
Beiträge: 3211
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag30.08.2018 13:59

von Taranisa
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Ich behaupte mal, dass sich in den Protagonisten immer etwas im stärkeren oder schwächeren Maße von uns spiegelt. Schließlich beschäftigen wir uns mit ihnen ausgiebiger als mit den Nebencharakteren. Und wenn es nur Dinge sind, die wir uns selbst wünschen (z.B. Schlagfertigkeit, Kenntnisse in bestimmten Gebieten, Fitness...), da dieses "hätte ich auch gerne" ja auch aus uns selbst kommt.
Es gibt einige Punkte bei mir, die auch bei meinen Protagonistinnen vorhanden sind. Beispielsweise interessiere ich mich für Kräuterheilkunde, daher haben meine Figuren auch öfters (nicht immer) damit etwas zu tun bis hin zur Fachfrau.
Wichtiger ist, denken ich, dass die Figuren mehrdimensional dargestellt werden und nicht ausschließlich für eine einzige Charaktereigenschaft stehen. Und authentisch handeln sollten sie natürlich auch.
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Arcularius
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 202



A
Beitrag30.08.2018 15:29

von Arcularius
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Dr. Fusselpulli hat Folgendes geschrieben:
Wobei das erst recht interessant werden würde, eben versuchen, die Wertebasis zu begreifen, die der eigenen zuwiederläuft.
Damit ließen sich zum Beispiel wunderbar glaubwürdige Antagonisten schaffen.


Definitiv, gerade das Verstehen der anderen Wertebasis ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Aufgaben beim Schreiben. Nur so kann man ein Thema angemessen in die Geschichte einflechten und die Charaktere glaubwürdig erscheinen lassen. Deshalb bekommen die Antagonisten selbstverständlich Eigenschaften mit auf dem Weg, die der eigenen Wertbasis widersprechen. Bei den Protagonisten könnte ich das wahrscheinlich nicht, weil ich mich ja als Leser/in zu einem nicht geringen Teil mit dem Charaker identifizieren sollte, um mitfiebern zu können. Abweichungen kann es freilich immer geben, aber nicht zu krass.

Abseits dieser Grenze macht es ehrlilch gesagt sogar ziemlich Spaß, den Protagonisten (aus meiner Sicht) schlechte und den Antagonisten sympathische Eigenschaften mit auf den Weg zu geben. Spannend ist es auch, gute Eigenschaften gegeneinander auszuspielen: In meinem aktuellen Fantasyprojekt ist einer der Protas ein Altruist, würde sich immer selbst in eine schwierige Situation stürzen, um niemanden anderes zu gefährden und liebt seine Familie über alles. Um seine Kinder zu retten, nimmt er im Verlauf der Story den Tod von über 10.000 Leuten in Kauf. Kein leichter Schritt, seinen Protas solche Entscheidungen aufzudrücken, aber der Geschichte hat es gut getan.
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geomorph
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Alter: 45
Beiträge: 104
Wohnort: Dublin


Beitrag30.08.2018 16:47
Re: Wie viel tragen deine Protagonisten von dir selbst in sich?
von geomorph
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Wie viel tragen deine Protagonisten von dir selbst in sich?


Ist es vielleicht eher so, dass man oft sein Ideal oder seine Wunschperson in dem Protagonisten steckt?
Bei nicht wenigen Büchern habe ich mich gefragt, ob der z.B. eloquente, intelligente, bei den wichtigen Leuten beliebte, unwichtigen Leuten verachtete und bei den Frauen angehimmelte Charakter im Buch genau die erwünschten Charaktereigenschaften des Schreibers widerspiegeln, die er für sich selbst gerne wünscht und sie zumindest so mit den Abenteuern seiner Geschichte auf diese Weise ausleben darf? Die paar negativen Eigenschaften (wie z.B. Ungeduld, Sturheit oder dem Hang zur Selbstzerstörung), die man braucht, um den Protagonisten nicht zum Übermessias zu machen, dürften dann nicht ins Gewicht fallen. Egal ob sie vom eigenen Charakter kommen oder frei erfunden sind.


_________________
.:das Leben ist eines der Härtesten:.
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Corey123
Geschlecht:männlichLeseratte
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Beiträge: 125



C
Beitrag30.08.2018 17:10

von Corey123
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Auch wenn ich es nicht bewusst mache, steckt immer sehr viel von mir in meinen Hauptcharakteren. Natürlich gibt es keine Figur, die ich hundertprozentig bin, aber Ähnlichkeiten sind da. Meistens sind meine Figuren aber etwas dramatischer als ich, kleinere Probleme werden meistens vergrößert. Und ein paar Wünsche und Sehnsüchte werden auch verarbeitet. Dennoch ist es mir wichtig, meine Geschichten als fiktiv zu betrachten.
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Tjana
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 63
Beiträge: 1786
Wohnort: Inne Peerle


Beitrag30.08.2018 23:43

von Tjana
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Ein Leser folgt dem Protagonisten fast bedingungslos in seinen Ansichten (wenn der Autor sie mit den literarischen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, nur positiv genug darstellt). Ein kritisches Hinterfragen des Protagonisten gibt es eigentlich nicht. Ein Abwenden vom Protagonisten heißt gleichzeitig eine Ablehnung der Geschichte/des Romans durch den Leser. Und wer will das schon?

Das sehe ich ganz anders. Cool
Jeder kennt doch Bücher, in denen man den oder die Protagonisten manchmal schütteln oder boxen möchte, weil sie sich blöd verhalten. Dennoch folgt man ihnen weiter, wenn der Autor sie interessant genug (überhaupt nicht zwingend positiv) dargestellt hat. Kritisches Hinterfragen bedeutet keinesfalls totale Abwendung und schon gar nicht Ablehnung der Geschichte an sich. Das mag bei "echten" U-Stories so sein. Wenn sich da der wichtige Kerl nicht entsprechend verhält, oder so aussieht, wie es gerne gelesen wird, legen vielleicht viele Lerser(innen) das Buch weg. Aber für alle literarischen Facetten ist mir die Aussage zu pauschal, BN.

Zur Eingangsfrage:
Ohne dass tatsächlich eine Absicht dahinter steht, finden sich in meinen Figuren Ähnlichkeiten zu mir selbst. Mag sein, dass es "sich leichter runter schreibt", wenn Authentizität die Finger steuert.
Meine Aledis z.B. ist eine sehr Kopf kontrollierte Person. Das entspricht (nur !) einem Wesenszug von mir. Erst im Nachherein las ich das mit einem "Ups" ganz ähnlich wie Michel.


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Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach Gefühlen, die sie ins uns auslösen
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V.K.B.
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Das goldene Rampenlicht Das silberne Boot
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Beitrag31.08.2018 00:23

von V.K.B.
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Tjana hat Folgendes geschrieben:
Kritisches Hinterfragen bedeutet keinesfalls totale Abwendung und schon gar nicht Ablehnung der Geschichte an sich. Das mag bei "echten" U-Stories so sein. Wenn sich da der wichtige Kerl nicht entsprechend verhält, oder so aussieht, wie es gerne gelesen wird, legen vielleicht viele Lerser(innen) das Buch weg. Aber für alle literarischen Facetten ist mir die Aussage zu pauschal, BN.
Das möchte ich mal unterschreiben. Habe zum Beispiel mit großem Vergnügen Umberto Ecos "Der Friedhof in Prag" gelesen, gerade weil der Protagonist ein so komplett amoralisches, zynisches und menschenverachtendes Arschloch ist, dass es beim Lesen kaum gelingt, auch nur einen kleinsten Funken Sympathie für ihn und seine Ansichten zu entwickeln. Trotzdem habe ich weder ihn als Protagonisten noch seine Geschichte abgelehnt, sondern sehr gerne gelesen. Was natürlich auch damit zu tun haben könnte, dass ja nur der Protagonist erfunden ist und alles andere gut recherchierten historischen Tatsachen entspricht. Dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass es Eco hier trotz dieses Protagonisten gelingt, mich als historisch interessierten Leser (hab das Fach ja immerhin mal studiert) bei der Stange zu halten, sondern gerade wegen ihm. So pauschal kann man es also tatsächlich nicht sehen.

Zur eigentlichen Frage: Was meine Protagonisten am meisten von mir in sich tragen, ist mein Humor, würde ich sagen. Auch wenn sie sonst grundverschieden von mir sind, der ist eigentlich immer dabei. Ach ja, und der Unwillen, sich Autoritäten und allzu festen Regelsystemen zu unterwerfen.


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Jeanie Smith
Geschlecht:weiblichSchneckenpost


Beiträge: 7



Beitrag14.09.2018 13:26

von Jeanie Smith
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wie viel von mir in meinen Figuren steckt, merke ich auch erst, wenn meine Testleser mir an die Seite schreiben: "Das ist so typisch du." Ich versuche das immer locker zu sehen, schließlich bleib ich mir dann auch meinem eigenen Stil treu.

Aber da meine Geschichten immer auf wahren Begebenheiten beruhen, steckt auch sehr viel von mir bekannten Leuten in den Figuren, deren Eigenschaften ich gern wild durcheinander würfele und dann neu verteile.

Schreiben macht Spaß


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"Die Kaserne braucht dich, Soldat" erschienen April 2018
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Austrobass
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Beitrag15.09.2018 18:16

von Austrobass
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Naja, ich schreibe an einem autobiografischen Roman, von daher ...
Aber ich kann mir gut vorstellen, dass bestimmte Eigenschaften des Autors auf Protagonisten durchsickern. Passiert mir auch, weil ich ein paar fiktive Charaktere eingebaut habe.


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Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

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Beitrag15.09.2018 20:27

von Mogmeier
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Oh, ich gebe meinen Romanfiguren sehr viel (wenn nicht sogar alles) von mir mit auf den Weg, aber natürlich nicht alles gebündelt, sondern nur häppchenweise auf sämtliche Figuren – egal ob Protagonist, Antagonist, Statist usw. – verteilt. Diese Häppchen werden dann, jedes für sich, überspitzt und überbetont ausgebaut, d.h. ich habe dann schon noch so etwas wie einen persönlichen Ich-Bezug zu all meinen Figuren, was aber dem Leser (der mich vielleicht zu kennen glaubt) dann nicht auffallen wird. Und überhaupt bin ich im Alltag das, was man einen schwer zu durchschauenden Charakter nennt.

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RememberDecember59
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Beitrag15.09.2018 20:49

von RememberDecember59
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Was alle meine Protagonisten mit mir gemeinsam haben, ist auf jeden Fall schon mal, dass sie weiblich sind. Laughing Daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern, zumindest ist es nicht geplant, obwohl ich es nicht völlig ausschließen will, dass ich auch irgendwann mal einen männlichen Prota haben werde.

Ansonsten sind sie aber recht verschieden, sowohl was Stärken und Schwächen angeht, als auch hinsichtlich ihrer Moralvorstellungen. In mancher Hinsicht gibt es Ähnlichkeiten zu mir, in anderer nicht. smile


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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Edna Hobbs
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Alter: 33
Beiträge: 3
Wohnort: SH


Beitrag03.10.2018 12:46

von Edna Hobbs
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Meine Protagonisten haben was Geschlecht, Herkunft, äußeres Erscheinungsbild angeht nicht viel mit mir gemein. Allerdings erkenne ich, im Nachhinein betrachtet, doch einige charakterliche Überschneidungen, Gedankengänge, Umgang mit Erlebnissen. Was aber nie eine bewusste Entscheidung war. Außer natürlich, wenn ich tatsächlich mich als Protagonisten genommen habe.

Ich muss aber zugeben, dass ich momentan versuche Charaktere zu entwerfen, die das genaue Gegenteil von mir aind bzw von dem was ich kenne. Einfach um meinen Horizont und meine Facetten zu erweitern

Liebe Grüße

Edna
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Ngoci
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 29
Beiträge: 14
Wohnort: Ortenau


Beitrag10.10.2018 12:43

von Ngoci
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Diese Frage hat mich in den letzten Tagen auch beschäftigt als ein Freund von mir mal meinte:"Die Charaktere die du erstellst sind dir irgendwie auch schon sehr ähnlich."

Stimmt. Ich bestreite es nicht. Allerdings sind diese Gemeinsamkeiten oft nur gewisse Macken/Hobbys/Wertvorstellungen/Gedanken/Charakterzüge. Außerdem sind alle weiblich (kann mich einfach nicht in einen männlichen Charakter vollkommen hineinversetzen wenn es nicht um FanFictions geht).
Ich gebe ihnen bewusst diese Gemeinsamkeiten, weil ich mich dann auch besser in sie hineinversetzen kann. Natürlich haben sie auch Eigenschaften die für mich total untypisch sind wie z.B. eine kann mit Tieren überhaupt nichts anfangen (ich dagegen bin sehr tierlieb) oder sie provoziert gerne (könnte ich gar nicht).


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Nitokris
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Beiträge: 51



Beitrag10.10.2018 18:01

von Nitokris
Antworten mit Zitat

Darüber habe ich während des Schreibens meines Manuskripts auch oft nachgedacht.

Mein Protagonist ist männlich, von der Seite aus gibt es schon mal wenig Gemeinsamkeiten mit mir. Er ist arrogant, egoistisch, weitgehend gefühllos - und er hasst Bücher. Auch hier nicht die geringste Verwechslungsgefahr also. Laughing

Trotzdem gibt es Berührungspunkte zwischen unseren beiden Welten. Während ich zum Beispiel ein grundlegendes Interesse an einigen speziellen Modellen verschiedener Automarken habe, liebt er durch die Bank weg alle teuren, schönen Autos - je höher motorisiert, desto besser. Und als fiktiver Charakter hat er natürlich, wie Gerling schon erwähnt hat, wesentlich mehr Möglichkeiten, diesen Interessen nachzugehen... Ich habe ihm unter anderem einen Range Rover TDV6 Autobiography spendiert. Very Happy

Ich denke außerdem, dass die Art, wie mein Protagonist die Welt betrachtet (und die der Leser durch die Ich-Perspektive zwangsweise miterlebt) der meinen ähnelt. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist - jedenfalls könnten die Sätze, die er äußert, hinsichtlich grammatikalischem Aufbau und Wortwahl nicht selten von mir selbst stammen... Rolling Eyes
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