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Diese Werke sind ihren Autoren besonders wichtig kleine Schreibübung: Die Waldoase


 
 
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PikaCat
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
P


Beiträge: 45



P
Beitrag29.07.2018 11:20
kleine Schreibübung: Die Waldoase
von PikaCat
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,
meine Aufgabe war, einen besonderen Ort zu beschreiben und etwas Handlung einzufügen. Leider mit nur max. 4000 Zeichen.

Die Waldoase

Ich liebe die frühen Morgenstunden bei Sonnenaufgang. Besonders diese wie heute, nach einer lauen Sommernacht. Wenn sich am Horizont ein strahlendes Tiefblau dem Schwarz der Nacht entgegenstreckt, der Sonne den Weg zum Himmel bereitet und das Sein in die Unschuld des Neuanfangs taucht. Die Musikanten des Tagesorchesters ruhen noch. Die Morgenstille wird nach und nach durch die vielstimmigen Lieder des Vogelchors bereichert, der ausgelassen den neuen Tag begrüßt. Vereinzelnd nur hier und da durch ein leises Motorensurren in der Ferne begleitet.

Diesen Morgen bin ich im Wald und möchte zum Wildpark radeln. Ich war lange nicht mehr dort. Die kühle Morgenluft des Waldes streicht erfrischend über meine nackten Arme und Beine. Sie ist wie ein erquickender Duschstrahl in meinem Gesicht. Der Wald umschmeichelt meine Nase mit den herrlichsten Düften - mal süßlich, dann würzig oder erdig - und präsentiert sich in unzähligen Grün- und Braunfarben, die meine Seele entspannen.

Ich habe bereits eine gute Strecke im Wald zurückgelegt und frage mich langsam, ob ich mich verfahren habe. Ich hätte den Park doch längst erreichen sollen. Da kreuzt ein kleiner, schwarz-weißer Hund kurz vor mir den Weg. Fast hätte ich abbremsen müssen. Er trabt stur geradeaus und verschwindet auf der anderen Seite wieder im Gebüsch. Ich halte an und schaue mich nach seinem Besitzer um. Aber auch ein paar Momente später, ist kein Mensch zu sehen. Soll ich hinterher gehen? Ich hasse es, wenn sich die Menschen für nicht zuständig für die Nöte ihrer Umwelt halten. Aber ich muss einsehen, dass es auch keinen Sinn macht, dem Hund ins Gebüsch zu folgen. Er hat sich ebenfalls nicht mehr gezeigt. Ich fahre langsam weiter und konzentriere mich wieder auf mein Ziel.

Als ich mich gerade frage, ob ich besser umkehren soll, gibt die Wegbiegung den Blick auf die vertraute Holzbrücke frei, die in den Wildpark führt. Die ersten Sonnenstrahlen drängen durch das Geäst der Baumkronen und verzaubern die Brücke in eine märchenhafte Pforte zu einer anderen Welt. Der darunter fließende Bach säuselt verführerisch wie die Stimmen der Sirenen aus Odysseus‘ Sage und die voll in Blüte stehenden Rhododendron-Büsche an den Wegesrändern hinter der Brücke frohlocken als Empfangsdamen in den Garten Eden.

Ich steige vom Rad ab und durchschreite das magische Tor. Mit einem zarten Blütenduft werde ich von den Empfangsdamen begrüßt. Sie stechen mit ihren farbenprächtigen Gewändern aus dem Waldgrün hervor und scheinen nicht hierher zu gehören, wodurch sie das paradiesische Flair der Kulisse unterstreichen. Vor mir breitet sich eine weite Koppel aus, umgeben mit einem mannshohen, starken Holzzaun. Sie beheimatet nur vereinzelt versprengte Bäume, sonstige Bewohner sind nicht auszumachen. Der Waldweg teilt sich und führt beidseitig an der Koppel vorbei. Auch dort ist niemand zu sehen.

Ich stelle das Rad am Zaun ab und schlüpfe aus meinen Schlappen. Barfuß schlendere ich über den splittrigen Weg zum Bach hinüber. Die Erde ist hart. Die spitzen Steinchen prickeln an den Fußsohlen und regen den Kreislauf wie ein starke Tasse Kaffee an. Als ich den Sandstreifen am Ufer erreiche, wird der Boden weich. Ich spreize die Zehen und lasse den Sand sanft meine Füße massieren. Oben ist er wohlig warm und tiefer unten erfrischend kühl.

Plötzlich bemerke ich etwas schwarz-weißes aus dem Augenwinkel. Der zottelige Hund von eben läuft an mir vorbei durchs Wasser und verschwindet wieder. Dieses Mal nehme ich direkt die Verfolgung auf und trete ins Wasser. Es ist unerwartet kühl, aber wunderbar belebend. Obwohl nur knöcheltief, beißt die Kälte nach wenigen Schritten in den Füßen. Was nimmt man nicht alles auf sich, um das Gewissen rein zu halten. Da vernehme ich Schritte auf der Brücke. Ein drahtiger Rentner in sommerlicher Sportbekleidung joggt in den Wildpark und ein schwarz-weißes Zotteltier tänzelt um seine Beine. Die Zwei gehören offensichtlich zusammen.

Ich bin erleichtert. Beschwingt setze ich mein Kneipp-Bad fort und lasse mich von dem Paradies verzaubern.

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ella propella
Gänsefüßchen
E


Beiträge: 23
Wohnort: Hamburg


E
Beitrag29.07.2018 13:26

von ella propella
Antworten mit Zitat

Hallo PikaCat,
erst einmal möchte ich dir sagen, dass mir dein Text gut gefällt. Er lässt sich flüssig lesen und ist vom Aufbau her gut angelegt.
Ich mag diese bedeutungsschwangere Art des Schreibens.

Jetzt zu den Dingen, die mir aufgefallen sind.

Ich finde das Wort Musikstile seltsam. Es gibt dieses Wort wohl, aber mich reißt es irgendwie raus aus den blumigen Umschreibungen.
Vielleicht wäre „nach und nach wird die Stille durch... unterbrochen.

Diesen Morgen bin ich im Wald.... könntest du vielleicht auch schöner einflechten, in dem du, nur ein Vorschlag,
„Die frühmorgendliche Atmosphäre inspirierte mich in den Wald zu radeln, um den Wildpark zu besuchen“, schreibst.
Oder so ähnlich. Etwas netter ausschmücken.

Führt die Holzbrücke in den Wildpark? Das hört sich für mich an, als finge dieser genau dahinter an. Wenn das so ist, kannst du es so lassen, ansonsten vielleicht lieber „zum Wildpark, oder in Richtung...“

Bei der Koppel bin wieder etwas raus. Für mich war der Protagonist schon fast beim Bach. Und dann ist er auf einmal ganz woanders.
Vielleicht liest du es dir nochmal durch. Kann aber auch sein, dass ich den Text missverstanden habe.

Soweit erstmal meine Gedanken. Ich hoffe, du kannst etwas damit anfangen.
LG Ela
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Otto Kringer
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 29



Beitrag02.08.2018 22:05

von Otto Kringer
Antworten mit Zitat

Ich habe auch deine "Morgenröte" gelesen und bin so auf diesen Text gestossen, der mir auch sehr gut gefallen hat. ella propella nennt deinen Stil "bedeutungsschwanger", danke für die Beschreibung, das bringt meine Begeisterung auf den Punkt. Trotzdem kommt die "Waldoase" etwas weniger flüssig, etwas weniger vollendet an als die Morgenröte. Letztere wirkt wie aus einem Guss - etwas, das dir bei der Waldoase auch gelungen ist, aber diese malerische Poesie, die mich so gefangen nahm, blitzt hier nur immer wieder durch, während sie bei der Morgenröte davon durchdrungen scheint.
So weit nur mein ganz persönliches Gefühl zu deinem -trotzdem - wirklich sehr gelungenen Text. Jammern auf hohem Niveau Wink


_________________
Unsere Persönlichkeit innerhalb der Gesellschaft ist eine geistige Schöpfung der Anderen. (Marcel Proust)
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PikaCat
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
P


Beiträge: 45



P
Beitrag03.08.2018 19:42

von PikaCat
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich grüße euch,

vielen Dank für eurer nettes feedback!

Hallo Ella,

du meinst mit „Musikstile“ bestimmt die „Morgenstille“ oder? Musikstille fände ich auch befremdlich.

Zu Punkt 2 muss ich gestehen, kann ich dein empfinden nachfühlen: ich hatte mehrfach daran rumgebastelt und dann …..entschieden: jetzt bleibt es so! (nette Umschreibung für „ich mag nicht mehr rumbasteln, Text soll fertig sein) – was ein Autor niemals sagen sollte! Embarassed
Du hast einen schönen Ersatz-Satz gefunden. Danke!

Ja, hinter der Brücke ist direkt der Wildpark und man geht geradewegs auf die Koppel zu, mhm……?!

Hallo Otto,

ich bin da ganz bei dir, die Morgenrettung finde ich auch flüssiger und netter. Bei der Waldoase durfte ich nicht mehr als 4000 Zeichen nutzen…., das schränkt echt ein!  Da hilft nur üben, üben, üben!

In diesem Sinne
Eure PikaCat
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