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Ein erster Versuch


 
 
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Schneekeks
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 34
Beiträge: 3
Wohnort: Westerwald


Beitrag26.06.2018 07:51
Ein erster Versuch
von Schneekeks
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es war an einem dieser Abende, an denen die Zeit still zu stehen schien. Sie blätterte in einem Buch, schaltete erneut den Fernseher an, um sich dann doch wieder ihrem Kapitel zu widmen. Der Hund lag zu ihren Füßen und sorgte für eine wohlige Wärme, während sich die Katze irgendwo verkrochen hatte. Wie konnte man es ihr verdenken? Draußen schüttete es aus Eimern. Der Regen, der sie schon am frühen Morgen geweckt hatte, war den ganzen Tag über vom Himmel gefallen, hatte das Laub von den Bäumen gerissen und alles farbenfrohe und gemütliche des Herbstes zerstört. Noch einmal ein Blick zur Uhr. Bewegten sich die Zeiger überhaupt? Sie seufzte, legte ihr Buch zu Seite und schloss die Augen.

Wie so oft fragte sie sich welchen Sinn das alles doch hatte. Die Tage kamen und gingen, die Abende wurden länger und länger. Ging sie zu früh schlafen, war sie am nächsten Tag so früh wach, dass ihr die Tage noch länger und sinnloser vorkamen als ohnehin schon. Immer dieselbe Leier, tagaus tagein, nichts tat sich. So versuchte sie die Abende so sinnvoll wie möglich zu gestalten, ihnen irgendwie das Leben zu geben, dass sie den Tag über vermisste. Aber was vermisste sie überhaupt? In ihrem Kopf zählte sie die Dinge auf, an die sie immer wieder dachte, Dinge die wirklich sinnvoll wären: Ein Mann, um den sie sich bemühen könnte. Ein Kind, um das sie sich kümmern könnte. Ein Haus, das sie einrichten und gestalten könnte. Lise, ihr Hund und Lotte, ihre Katze, die dort im Garten herumwühlen und spielen könnten. Und Finn. Sie seufzte erneut.

Wo er jetzt gerade war? Was tat er? Dachte er hin- und wieder auch an sie? Bestimmt. Wie konnte er sie vergessen haben, sie verbrachten mehr als ein halbes Leben miteinander. Doch dann verliebte sich Finn. Nicht in sie. Natürlich nicht. An machen Tage hätte sie es sich vorstellen können. Auch wenn sie selbst nie romantische Gefühle für ihn besaß, gab es Situationen, in denen sie dachte, dass ein gemeinsames Leben hätte gut sein können. Doch Finns Pläne sahen anders aus. Er heiratete seine erste richtige Verliebtheit, Luisa. Und damit endete die bedeutsamste aller Freundschaften, die sie je hatte, es gab kein „Finn und Mia“ mehr. Sie merkte kaum wie die Tränen ihre Wangen herabliefen.
So oft verkniff sie sich jeden Gedanken an früher und jede Tagträumerei. Es tat immer noch weh. Doch wie konnte er sich nun in ihren Kopf schleichen? Der Gedanke an ihn machte sie traurig und wütend zugleich. Zwei Jahre. Mehr als zwei Jahre war es nun her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Ein verzweifelter Lacher entglitt ihr. Jeden Abend hatte sie sich in den Schlaf geweint. Jedes Mal wenn sie ein Lied hörte, dass sie an ihn erinnerte rannen ihr die Tränen einfach so über die Wangen. Irgendwann wurde es besser. Dann weinte sie nur noch jeden zweiten Tag. Dachte weniger an ihn. Versuchte irgendwie wieder Fuß zu fassen, sich abzulenken, suchte sich einen Hund im Tierheim aus. Sie traf sich wieder mit Freundinnen, hatte hin und wieder eine Verabredung. Doch er war bei ihr. Er hatte sie berührt, ihr Innerstes und das berührte er immer noch.  

Die Tränen waren noch nicht getrocknet, plötzlich wurde sie durch das dumpfe Klopfen an ihrer Haustür hochgeschreckt. Schnell putzte sie mit ihren Handflächen ihre Augen trocken und tapste in den Eingangsbereich. Ohne darüber nachzudenken, wer bei diesem Wetter um diese Uhrzeit, wohl plötzlich unangemeldet bei ihr vor der Tür stehen sollte, öffnete sie die Tür und sah sich einem Hünen gegenüber stehen. Ihre Augen wurden groß, ihr Mund stand offen und bevor sie auch nur einen Gedanken denken konnte, streifte der Unbekannte seine Kapuze von der Stirn.
„Hi. Ich weiß unheimliche Situation, aber haben Sie zufällig ein Telefon? Mein Akku ist leer und mein Wagen da draußen hat einfach den Geist aufgegeben. Ich schiebe es sicher schon einen Kilometer, zum Glück gings bergab.“ Er grinste schief und machte Mia die Sicht frei. Dort stand ein dunkelblauer Wagen, finster, ohne Licht oder sonstiges Lebenszeichen. Sie schaute wieder zu ihm. Starrte auf seine großen Hände, und dachte, wenn er ihr was tun wollte würde ihn jetzt auch nichts mehr aufhalten: Mit ihren 1,60m hätte sie keine Chance.

„Ehm, ja klar. Ich hole schnell mein Handy. Links rein ist die Couch.“ Super, Mia! Biete ihm doch gleich noch einen Kaffee an, damit er beim Morden nicht einschläft. Sie klatschte sich die Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf, erschrocken über sich selbst. Im Schlafzimmer betrachtete sie sich im Spiegel. Okay... Gut, ich habe nicht erwartet das ein gutaussehender Mann plötzlich vor meiner Tür auftaucht, sondern wollte nur lesen und fernsehen. Dafür ist das Outfit doch wohl mehr als akzeptabel... Über ihrer rosa-weiß karierten Stoffhose trug sie ein graues Shirt, welches ihr mittlerweile etwas zu groß war, aber trotzdem noch nicht den Weg in die Altkleidertonne gefunden hatte. Ihre Haare machten ihr da mehr Gedanken, sie standen wild in alle Richtungen ab, so als sei sie gerade erst aufgewacht. Schnell kämmte sie mit ihren Fingern durch und versuchte so etwas wie einen Scheitel zu legen. Von nebenan hörte sie wie der Fremde wohl Lotte entdeckt haben musste. Ein lautes Mauzen ließ sie aufhorchen. Eigentlich war ihre Katze ziemlich schreckhaft und zurückgezogen, dass sie jemand Fremden so schnell so Nahe kam war seltsam. Noch einmal ein schneller Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie nun ohnehin nichts mehr retten konnte. Sie schnappte ihr Handy und verließ den Raum.

An der Wohnzimmertür überraschte sie ein Bild, welches sie so schnell wohl nicht mehr vergessen würde. Der Fremde hatte seinen triefnassen Kapuzenpullover über die Heizung gehangen, seine Schuhe darunter gestellt. Er hockte, mit dem Rücken zur Tür, vor Lise, kraulte sie am Bauch, während sich Lotte an den Ohren kraulen ließ. Als wäre er einfach immer schon hier gewesen. Als würde er hierher gehören, schoss es ihr durch den Kopf. Kurz musterte sie den fremden Mann in ihrem Wohnzimmer. Er war nicht nur riesig, seine Arme und das was sich unter dem T-Shirt erahnen ließ, zeigten auch das er ziemlich muskulös war. Er hatte dunkles, kurzes Haar und seine Hände wirkten sanft und kräftig zugleich. Bevor ihre Gedanken noch weiter abschweifen würden, räusperte sie sich und trat dann ganz ins Wohnzimmer. Er drehte sich um, überließ die Tiere wieder sich selbst, stand auf und nahm das entsperrte Handy von ihr entgegen.

„Möchtest Du was trinken? Was zum Aufwärmen? Ich hab Tee, Kaffee... Was stärkeres...“ Was tu ich hier nur?! - „Ehm, keine Umstände. Ein Glas Wasser reicht völlig.“ Er lächelt sie etwas verlegen an, mustert sie kurz von oben bis unten, und widmet sich dann schnell dem Handy, während er sich auf die Couch setzt. Verdutzt starrt sie ihn an. Was war das denn? Hat er sie abgecheckt und dann festgestellt, dass es nicht gerade ein Glücksgriff war, dieses Haus erwischt zu haben? Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen und gefragt was er sich bitte denkt, dass er auch weiter durch den Regen laufen kann, ihr macht das nichts aus. Nicht mal seinen Namen hat er ihr genannt. Noch während sie überlegt was sie diesem Typen an den Kopf werfen kann, hat dieser jemanden zum Auto-Abschleppen erreicht und Mia beeilt sich in die Küche zu kommen. Sie wusste gar nicht woran sie denken sollte, also konzentrierte sie sich nicht tollpatschig zu sein und dem Fremden sein Wasser zu servieren. In ein paar Minuten wäre sie ihn ja wieder los und sie konnte endlich ins Bett und diese kleine Aufregung vergessen.
 
„Frühstens in drei Stunden können sie hier sein. Der Regen hat so viele Unfälle verursacht, die haben alle Priorität. Ich kann gerne in meinem Wagen warten, irgendwann wird schon jemand komm-“ „Nein, nein! Ich mein...“ Mia merkte wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Schon okay, mein Abendprogramm war ohnehin nicht sonderlich spannend.“ Der Fremde grinste und auch Mia rang sich ein Lächeln ab. „Ich bin Alex. Sehr erfreut Deine Bekanntschaft zu machen. Oder vielmehr, euer alle.“ Wieder kraulte er Lotte und diese schnurrte. Sie schnurrte! Die andere Hand streckte er ihr entgegen. Mia nahm sie entgegen, vielleicht war er doch freundlicher als gedacht. „Mein Name ist Mia. Das sind Lotte und Lise. Lotte scheint Dich gern zu haben, das darfst Du gern als Kompliment nehmen, dass trifft nicht auf viele zu.“ Mia zuckte mit den Schultern und griff sich ihre Tasse mit dem Tee. Alex grinste wieder und trank sein Glas Wasser auf einmal aus. Dann mustert er sie wieder, ein bisschen unheimlich war es ihr schon.

„Okay, Mia, wir haben ein paar Stunden Zeit... Welches Spiel würdest Du gerne spielen?“

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BaronHarkonnen
Geschlecht:männlichLeseratte


Beiträge: 123
Wohnort: Berlin


Beitrag26.06.2018 09:54

von BaronHarkonnen
Antworten mit Zitat

Hi Schneekeks,

hier meine 2 Cent, und bitte laß Dich davon nicht einschüchtern Wink

Ich muß zugeben, dass mir das Ganze etwas zu klischeehaft ist. Also die Figuren und den Plot.

Beispiel: die Prota. Die müsste ja so Anfang 20 sein, wenn ihr bester Freund seit kurzem mit seiner ersten Liebe zusammen ist. Und sie wohnt offenbar alleine in einem Haus. Wieviele Menschen kennst Du, die mit Anfang 20 alleine ein Haus bewohnen? (Ich: 0)
Hier wäre es besser, sich mehr an realen Personen mit realistischen Lebenläufen zu orientieren, dann fiebert man auch mehr mit den Figuren mit. So sind sie für mich Abziehbilder.

Beispiel 2: der schöne muskulöse Fremde mit den sanften Händen macht sich bei Ihr breit, und fängt direkt an, mit der Katze Freundschaft zu schließen? come on! Das ist zu viel des Guten.

Und noch eine Bitte: bitte nicht den Prota-sieht-sich-im-Spiegel-damit-man-ihn-beschreiben-kann - Trick benutzen; das ist echt ausgelutscht... Wink

Ansonsten schreibst Du schön, und wenn du die Figuren und Situation weniger klischeehaft entwickelst, kannst Du aus der Geschichte bestimmt noch mehr herausholen!

Liebe Grüße & viel Erfolg!


_________________
Alles was wir sehen oder scheinen,
ist nichts als ein Traum in einem Traum.
Poe
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Walther
Geschlecht:männlichSchneckenpost

Alter: 29
Beiträge: 5



Beitrag27.06.2018 01:39

von Walther
Antworten mit Zitat

Hallo Schneekeks,
Ich stimme der Kritik von BaronHarkonnen prinzipiell zu und möchte das noch ein bisschen weiter ausführen:
Man hat, denke ich, sehr schnell das Gefühl zu wissen, worum es geht, und das nimmt natürlich Spannung raus. Wenn eine Frau in the middle of nowhere durch Zufall einem Hünen begegnet und dieser dann auch ein paar Sätze später schon als gutaussehend beschrieben wird, dann ist das nicht gerade subtil. Ich würde hier vorschlagen, dir damit etwas mehr Zeit zu lassen und die Reize dieses Fremden erst nach und nach aufzudecken, zum Beispiel, oder sie mit etwas Gegenteiligem zu kontrastieren.
Außerdem scheint das mit der anfänglichen Angst nicht ganz zusammenzupassen. Ich glaube man hat nicht quasi im gleichen Atemzug den Eindruck dass jemand gutaussehend ist und dass er einen womöglich ermorden will. Aber ich könnte mich täuschen!
Ich finde aber die gemütliche Atmospäre vom Anfang gut gelungen. Wenn da, wie BaronHarkonnen schreibt, noch ein bisschen mehr Realismus reinkommt, dann macht das einen guten ersten Eindruck. Man will zum Beispiel wissen, warum sich die Frau dort irgendwo auf dem Land allein in einem Haus aufhält. Vielleicht ist es das Elternhaus und die Eltern sind verreist?
Und: Warum schiebt der Mann das Auto, statt erstmal zu Fuß Hilfe zu suchen?
Schöne Grüße
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Fedor
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 64
Beiträge: 37
Wohnort: Frankfurt am Main


Beitrag27.06.2018 21:41

von Fedor
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Hallo Schneekeks,

Entwicklungsstrang - gut. Schreibe – leicht lesbar. Kommas!!!
Ich habs mit den Pronomen: Wenn mehr als eine "sie" im Satz vorkommt, zuckt´s bei mir im linken Auge.
Es gibt, wie immer und bei allen, Sätze, an denen man feilen kann oder gar muss:
Es war einer dieser Abende, an denen die Zeit still zu stehen scheint.

Über den Realismus haben BaronHarkonnen und Walther Wahres gesagt.
Von mir:
Hinter der Türkette stand ... oder Türkette im Gesicht, ...
Danach würde sich die Frage stellen: was am Hünen hat Mia bewogen, aufzumachen? Interessant.

Gefühlte Empfindung aus Mias Stimmung (aus dem Text): Keine Liebe für Finn, eher angenehme Gewohnheit. Nun verlassen, einsam. Finn als eine das Selbstwertgefühl verletzende (die Reaktion auf den Blick des Hünen!) schmerzende Erinnerung, gepaart mit Sehnsucht nach Liebe, Zärtlichkeit, Zuneigung. Verständlich und mitfühlbar. Und hier – die Chance.

Gedachte Empfindung: Wenn Finn "... hatte sie berührt, ihr Innerstes und das berührte er immer noch.",  beginnt da Mia nicht zu früh zu "schnurren"? Da ist doch was am Hünen. Bestimmt nicht nur seine sanften und kräftigen Hände. Ich würde bis zum "Schnurren" mehr Zeit lassen und ein paar bewegende Momente zulassen. Dass die Katze nicht bei allen schnurrt, ist für mein Empfinden zu wenig.

Da im Thema Liebe/Thriller/Roman angesagt sind, würde gerne weiterlesen.

LG

Fedor
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dinitiv
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 32
NaNoWriMo: 13781



Beitrag29.06.2018 19:33

von dinitiv
Antworten mit Zitat

Hallo Schneekeks,

ich finde, dein Text liest sich sehr gut und flüssig. Das Einzige, worüber ich wirklich gestolpert bin, sind die dass/das Fehler.

Zum Inhalt: Den Anfang fand ich nicht schlecht, ich fühlte beim Lesen mit Mia mit.
Der Satz allerdings:

Schneekeks hat Folgendes geschrieben:
öffnete sie die Tür und sah sich einem Hünen gegenüber stehen


hat mich irgendwie rausgerissen. Ich hatte im ersten Moment nicht das Bild eines attraktiven Mannes im Kopf, sondern mehr jemanden wie Hagrid. Smile  Vielleicht liegt das aber nur an mir. Rolling Eyes

Was den zweiten Teil angeht, muss ich meinen Vorrednern leider zustimmen: ich finde Mias Reaktion nicht besonders glaubwürdig. Im einen Moment Angst, dass er ein Mörder sein könnte, und im nächsten will sie ihn nicht mehr gehen lassen? Versteh mich nicht falsch, ich finde die Idee grundsätzlich nicht schlecht, aber so wie du es geschrieben hast, ist es zu ... einfach. Ich würde sie noch ein wenig mit sich ringen lassen, ehe sie sich entscheidet, dass von ihm keine Gefahr ausgeht.

Und: Kann man ein Auto wirklich über einen Kilometer bergab schieben?

LG
dini


_________________
-OUT OF MY MIND-

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rncw
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 28
Beiträge: 92
Wohnort: Südliches Deutschland


Beitrag21.08.2018 18:34
Re: Ein erster Versuch
von rncw
Antworten mit Zitat

So, ich denke ich werde jetzt meine Kommentare in Farbe in den Text schreiben. Wink

Schneekeks hat Folgendes geschrieben:
Es war an einem dieser Abende, an denen die Zeit still
zu stehen schien. Sie blätterte in einem Buch, schaltete erneut den Fernseher an, um sich dann doch wieder ihrem Kapitel zu widmen. Der Hund lag zu ihren Füßen und sorgte für eine wohlige Wärme, während sich die Katze irgendwo verkrochen hatte. Wie konnte man es ihr verdenken? Draußen schüttete es aus Eimern. Der Regen, der sie schon am frühen Morgen geweckt hatte, war den ganzen Tag über vom Himmel gefallen, hatte das Laub von den Bäumen gerissen und alles farbenfrohe und gemütliche des Herbstes zerstört Zerstört klingt mir hier zu rabiat. Vielleicht eher fortgeweht? (Wie der Wind) . Noch einmal ein Blick zur Uhr. Bewegten sich die Zeiger überhaupt? Sie seufzte, legte ihr Buch zu Seite und schloss die Augen.

Ich finde, deinem Text gelingt es hier, sehr schön eine angenehme, herbstliche Atmosphäre zu schaffen, besonders da du später, als der Hüne vor der Tür steht, daran denkst, das Wetter wieder in den Text einfließen zu lassen.

Wie so oft fragte sie sich welchen Sinn das alles doch hatte. Die Tage kamen und gingen, die Abende wurden länger und länger. Ging sie zu früh schlafen, war sie am nächsten Tag so früh wach, dass ihr die Tage noch länger und sinnloser vorkamen als ohnehin schon. Immer dieselbe Leier, tagaus tagein, nichts tat sich. So versuchte sie die Abende so sinnvoll wie möglich zu gestalten, ihnen irgendwie das Leben zu geben, dass sie den Tag über vermisste. Aber was vermisste sie überhaupt? In ihrem Kopf zählte sie die Dinge auf, an die sie immer wieder dachte, Dinge die wirklich sinnvoll wären: Ein Mann, um den sie sich bemühen könnte. Ein Kind, um das sie sich kümmern könnte. Ein Haus, das sie einrichten und gestalten könnte. Lise, ihr Hund und Lotte, ihre Katze, die dort im Garten herumwühlen und spielen könnten. Und Finn. Sie seufzte erneut.

Mir persönlich vermitteln die letzten Sätze leider den Eindruck, Frauen wären vor allem als Hausfrauen tauglich/glücklich. Ich finde, man sollte vorsichtig sein, in seinen Texten nicht solche Klischees zu bedienen. Vielleicht also doch eher spezifisch: Was vermisst sie? Was vermisst sie, das nicht jede x-beliebige Frau vermissen könnte?

Wo er jetzt gerade war? Was tat er? Dachte er hin- und wieder auch an sie? Bestimmt. Wie konnte er sie vergessen haben, sie verbrachten mehr als ein halbes Leben miteinander. Doch dann verliebte sich Finn. Nicht in sie. Natürlich nicht. An machen Tage hätte sie es sich vorstellen können. Auch wenn sie selbst nie romantische Gefühle für ihn besaß, gab es Situationen, in denen sie dachte, dass ein gemeinsames Leben hätte gut sein können. Doch Finns Pläne sahen anders aus. Er heiratete seine erste richtige Verliebtheit, Luisa. Und damit endete die bedeutsamste aller Freundschaften, die sie je hatte, es gab kein „Finn und Mia“ mehr. Sie merkte kaum wie die Tränen ihre Wangen herabliefen.
So oft verkniff sie sich jeden Gedanken an früher und jede Tagträumerei. Es tat immer noch weh. Doch wie konnte er sich nun in ihren Kopf schleichen? Der Gedanke an ihn machte sie traurig und wütend zugleich. Zwei Jahre. Mehr als zwei Jahre war es nun her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Ein verzweifelter Lacher entglitt ihr. Jeden Abend hatte sie sich in den Schlaf geweint. Jedes Mal wenn sie ein Lied hörte, dass sie an ihn erinnerte rannen ihr die Tränen einfach so über die Wangen. Irgendwann wurde es besser. Dann weinte sie nur noch jeden zweiten Tag. Dachte weniger an ihn. Versuchte irgendwie wieder Fuß zu fassen, sich abzulenken, suchte sich einen Hund im Tierheim aus. Sie traf sich wieder mit Freundinnen, hatte hin und wieder eine Verabredung. Doch er war bei ihr. Er hatte sie berührt, ihr Innerstes und das berührte er immer noch.  

Ich bekomme hier den Eindruck, dass Mia sehr wohl in Finn verliebt war und sich dies nicht eingestehen möchte. Dass sie noch nicht ganz mit sich im reinen ist. Das weiter auszubauen, fände ich gut. Ich z.B. bin mittlerweile seit sechs Jahren mit meinem damals besten Freund zusammen, wo ich auch am Anfang dachte, es sei nur Freundschaft. Wenn sie sich nach und nach eingestehen würde, dass er für sie mehr als nur ein 'Freund' war, fände ich das eine glaubhafte Entwicklung, als wenn sie einfach sagt 'ich hatte nie Gefühle' (käme mir doch eher sehr starrsinnig/unglaubwürdig vor, wenn sie so viel weint). Trotzdem finde ich den Schreibstil locker und unterhaltsam, es fällt mir leicht, weiterzulesen.

Die Tränen waren noch nicht getrocknet, plötzlich wurde sie durch das dumpfe Klopfen an ihrer Haustür hochgeschreckt. Schnell putzte sie mit ihren Handflächen ihre Augen trocken und tapste in den Eingangsbereich. Ohne darüber nachzudenken, wer bei diesem Wetter um diese Uhrzeit, wohl plötzlich unangemeldet bei ihr vor der Tür stehen sollte, öffnete sie die Tür und sah sich einem Hünen gegenüber stehen. Ihre Augen wurden groß, ihr Mund stand offen und bevor sie auch nur einen Gedanken denken konnte, streifte der Unbekannte seine Kapuze von der Stirn.
„Hi. Ich weiß unheimliche Situation, aber haben Sie zufällig ein Telefon? Mein Akku ist leer und mein Wagen da draußen hat einfach den Geist aufgegeben. Ich schiebe es sicher schon einen Kilometer, zum Glück gings bergab.“ Er grinste schief und machte Mia die Sicht frei. Dort stand ein dunkelblauer Wagen, finster, ohne Licht oder sonstiges Lebenszeichen. Sie schaute wieder zu ihm. Starrte auf seine großen Hände, und dachte, wenn er ihr was tun wollte würde ihn jetzt auch nichts mehr aufhalten: Mit ihren 1,60m hätte sie keine Chance.

Finde auch, sie gibt zu schnell nach, das nimmt leider Spannung. Auch wenn ich es grundsätzlich positiv finde, dass du sie aus ihrem 'Elend' holst und mit der Außenwelt konfrontierst.

„Ehm, ja klar. Ich hole schnell mein Handy. Links rein ist die Couch.“ Super, Mia! Biete ihm doch gleich noch einen Kaffee an, damit er beim Morden nicht einschläft. Sie klatschte sich die Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf, erschrocken über sich selbst. Im Schlafzimmer betrachtete sie sich im Spiegel. Okay... Gut, ich habe nicht erwartet das ein gutaussehender Mann plötzlich vor meiner Tür auftaucht, sondern wollte nur lesen und fernsehen. Dafür ist das Outfit doch wohl mehr als akzeptabel... Über ihrer rosa-weiß karierten Stoffhose trug sie ein graues Shirt, welches ihr mittlerweile etwas zu groß war, aber trotzdem noch nicht den Weg in die Altkleidertonne gefunden hatte. Ihre Haare machten ihr da mehr Gedanken, sie standen wild in alle Richtungen ab, so als sei sie gerade erst aufgewacht. Schnell kämmte sie mit ihren Fingern durch und versuchte so etwas wie einen Scheitel zu legen. Von nebenan hörte sie wie der Fremde wohl Lotte entdeckt haben musste. Ein lautes Mauzen ließ sie aufhorchen. Eigentlich war ihre Katze ziemlich schreckhaft und zurückgezogen, dass sie jemand Fremden so schnell so Nahe kam war seltsam. Noch einmal ein schneller Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie nun ohnehin nichts mehr retten konnte. Sie schnappte ihr Handy und verließ den Raum.

An der Wohnzimmertür überraschte sie ein Bild, welches sie so schnell wohl nicht mehr vergessen würde. Hier würde ich wohl diese Vorahnung rauslassen, sie hat was belehrendes, und es eher in einen Gedanken/Gefühl umformulieren. Der Fremde hatte seinen triefnassen Kapuzenpullover über die Heizung gehangen, seine Schuhe darunter gestellt. Er hockte, mit dem Rücken zur Tür, vor Lise, kraulte sie am Bauch, während sich Lotte an den Ohren kraulen ließ. Als wäre er einfach immer schon hier gewesen. Als würde er hierher gehören, schoss es ihr durch den Kopf. Kurz musterte sie den fremden Mann in ihrem Wohnzimmer. Er war nicht nur riesig, seine Arme und das was sich unter dem T-Shirt erahnen ließ, zeigten auch das er ziemlich muskulös war. Er hatte dunkles, kurzes Haar und seine Hände wirkten sanft und kräftig zugleich. Bevor ihre Gedanken noch weiter abschweifen würden, räusperte sie sich und trat dann ganz ins Wohnzimmer. Er drehte sich um, überließ die Tiere wieder sich selbst, stand auf und nahm das entsperrte Handy von ihr entgegen.

Ich finde es nett, wie er sich einfach wie zuhause benimmt. Dennoch, kann man hier ausbauen, dass es eher was tieferes in ihr anrührt (da sie ja immer noch an Finn denken muss..); und wie ja schon von den anderen angemerkt: Angst / Faszination? Diese beiden vielleicht noch etwas auf Glaubwürdigkeit ausloten. Grundsätzlich finde ich ihre Aufregung aber ganz nett.

„Möchtest Du was trinken? Was zum Aufwärmen? Ich hab Tee, Kaffee... Was stärkeres...“ Was tu ich hier nur?! - „Ehm, keine Umstände. Ein Glas Wasser reicht völlig.“ Er lächelt sie etwas verlegen an, mustert sie kurz von oben bis unten, und widmet sich dann schnell dem Handy, während er sich auf die Couch setzt. Verdutzt starrt sie ihn an. Hier gehts los... Zeit! Du wechselst hier plötzlich vom Präteritum ins Präsens, ohne dass es erzählerisch Sinn macht (Zoom-in, Zeitlos-Funktion).Was war das denn? Hat er sie abgecheckt und dann festgestellt, dass es nicht gerade ein Glücksgriff war, dieses Haus erwischt zu haben? Am liebsten hätte sie ihn angeschrieen und gefragt was er sich bitte denkt, dass er auch weiter durch den Regen laufen kann, ihr macht das nichts aus. Nicht mal seinen Namen hat er ihr genannt. Noch während sie überlegt was sie diesem Typen an den Kopf werfen kann, hat dieser jemanden zum Auto-Abschleppen erreicht und Mia beeilt sich in die Küche zu kommen. Sie wusste gar nicht woran sie denken sollte, also konzentrierte sie sich nicht tollpatschig zu sein und dem Fremden sein Wasser zu servieren. In ein paar Minuten wäre sie ihn ja wieder los und sie konnte endlich ins Bett und diese kleine Aufregung vergessen.

Mir fehlt hier etwas der Widerstand: Lässt die Prota sich alles gefallen? Wasser bringen, Wartezeit von 3h duldsam ertragen etc.? Der Fremde muss ja null Kompromisse eingehen. Stichwort: Konflikt!
 
„Frühstens in drei Stunden können sie hier sein. Der Regen hat so viele Unfälle verursacht, die haben alle Priorität. Ich kann gerne in meinem Wagen warten, irgendwann wird schon jemand komm-“ „Nein, nein! Ich mein...“ Mia merkte wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Schon okay, mein Abendprogramm war ohnehin nicht sonderlich spannend.“ Der Fremde grinste und auch Mia rang sich ein Lächeln ab. „Ich bin Alex. Sehr erfreut Deine Bekanntschaft zu machen. Oder vielmehr, euer alle.“ Wieder kraulte er Lotte und diese schnurrte. Sie schnurrte! Die andere Hand streckte er ihr entgegen. Mia nahm sie entgegen, vielleicht war er doch freundlicher als gedacht. „Mein Name ist Mia. Das sind Lotte und Lise. Lotte scheint Dich gern zu haben, das darfst Du gern als Kompliment nehmen, dass trifft nicht auf viele zu.“ Mia zuckte mit den Schultern und griff sich ihre Tasse mit dem Tee. Alex grinste wieder und trank sein Glas Wasser auf einmal aus. Dann mustert er sie wieder, ein bisschen unheimlich war es ihr schon.

„Okay, Mia, wir haben ein paar Stunden Zeit... Welches Spiel würdest Du gerne spielen?“

Für mich wird der Fremde hier etwas zu schnell zu vertraut, und ich als Frau würde ihn bei so einem Kommentar gleich wieder rausschmeißen. Davor schien er aber nicht sooo sehr der Ego-Protz zu sein - also für mich klingt es deshalb zu gezwungen / aufgesetzt.


Ich fand den Text sehr angenehm zu lesen! Wenn du ihn dir nochmal durch den Kopf gehen lässt, kann ich mir durchaus vorstellen, gespannt auf den nächsten Teil zu warten wink

Beste Grüße

rncw
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