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Lightning can strike


 
 
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StagInTheBox
Geschlecht:männlichErklärbär


Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland


Beitrag18.07.2018 15:21
Lightning can strike
von StagInTheBox
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

1. Der Anfang vom Ende
Schon immer waren Einkaufszentren ein Sammelbecken verschiedenster Persönlichkeiten.
Die fest etablierten „Dauergänger“, die herumirrenden Shopper, stetig auf der Suche nach dem nächstmöglichen Superdeal und die Leute, die man, egal wo man sich befindet, nicht antreffen möchte.
Trotz dieser breiten Palette an sozialem und optischem Gulasch, stellt das städtische Einkaufszentrum dennoch ein beliebtes Ziel dar, um seine kostbare Zeit totschlagen zu können. Man kann es auch "Bewegungsdrang" nennen, sollte
die vorhergegangene Formulierung das eigene Ego zu sehr angreifen.
Nichtsahnend den Weg bestritten, Fahrrad angeschlossen...der Moment, der das künftige Leben so beeinflussen sollte, wie es nie hätte in den Sinn kommen können.
Eine freundliche Begrüßung von der Seite und man blickt in die Augen seines
besten Kumpanen. In seiner Begleitung einen bisher unbekannte junge Dame.
Einen "Standardbekanntmachungssmalltalk" später begibt man sich schließlich zielorientiert in den Koloss aus Beton und Konsum-Sucht.
Man unterhält sich. Aus dem ersten Eindruck wird Sympathie.
Der Tag vergeht rückstandslos.

2. Der Star im Publikum
Die Zeit verstreicht.
Für manch einen zu schnell. Aus der ersten Bekanntschaft entwickelt sich eine Freundschaft und ein Ritual. Eine wöchentlich wiederkehrende Versammlung dreier Freunde, bedacht auf einen sinnfreien und lustigen
Abend, lediglich dazu da, um den Stress der vorhergegangenen Woche in
motivierender Gesellschaft hinter sich zu lassen. Die Gespräche sind vielseitig, es wird für das leibliche Wohl gesorgt und die Stunden verstreichen wie im freien Fall. Gelegentlich schleicht sich der Gedanke an
das verflossene Maß aller Dinge ein. Die Quelle des Glücks, die so grausam
und vor allem so selbstverschuldet aus den eigenen Händen und aus dem
Leben gerissen wurde.
Ein Toter hat mehr Lebensfreude.
Die ständige Analyse des eigenen Wesens auf der Suche nach Fehlern, um den eingetretenen Zustand plausibel erklären zu können, der leicht anschwellende Selbsthass in einer Symphonie der bitteren  Verzweiflung...hinreißend.
Ein hormonelles Feuerwerk jagt durch den Körper und verbrennt auf seinem
Weg alles, was einst dem Leben Sinn verliehen hat. Die Trauer macht es verlockend sein Elend mit anderen Menschen zu teilen, um Zuspruch,
Trost und all die Dinge zu erhalten die das Ego füttern. Eine Stunde später war das Trauerspiel vorüber. Die Zuhörer, mehr informiert als ihnen recht und lieb war, taten ihren Job.

3. Schlechtes Karma
Die Treffen werden fester Bestandteil der Wochen und der Monate. Man versteht sich, kennt die beiden. Unter Freunden wird viel gesprochen.
Es gibt einen Aspekt jedweder Beziehung zwischen zwei Menschen, der die
Existenz einer solchen Verbindung überhaupt ermöglicht. So beschreibt man
den Charakter des Vertrauens. Eine unvoreingenommene und
reine Basis ohne die jede Konstruktion menschlichen Zusammenseins in sich
zusammenstürzt.
Je höher die Ebene der Verbindung, desto mehr gewinnt es an Wert.
Hätte man gewusst, dass dieser Sachverhalt gewissen Leuten nicht bekannt
ist, wäre die Auswahl der Mitstreiter mit Sicherheit anders ausgegangen.
Eine Frage, eine Antwort. Weswegen hinterfragen? Ein Freund ist mehr als
eine bekannte und gemochte Person. Er stellt gemeinsam mit Familie und
dem eigenen Wesen einen der drei Grundpfeiler menschlichen Lebens dar,
geht man von einer emotionalen Perspektive aus und schüttelt für einen
kurzen Moment den Utilitaristen und Hedonisten ab. Freundschaft ist eine
metaphorische Essenz zur Stärkung der Psyche. Tritt man jedoch ein solches
Gerüst mit Füßen, sollte man sich nicht wundern wenn alles plötzlich über
einem zusammenstürzt. Den ersten herabfallenden Brocken kann man vielleicht noch ausweichen aber wie soll man dem eigenen Leben entfliehen?
Verantwortung für die Entscheidungen, die man in seinem Leben trifft klebt
an einem wie Kaugummi unter Schultischen. Man kann sie entfernen, jedoch
wird einen Tag später derselbe Ausgangszustand vorgefunden werden.
Ein Mensch, der viel Wert auf Ehrlichkeit und Vertrauen legt kann unmöglich
eine Freundschaft erhalten, deren zweiter Teilnehmer lügt und verschweigt, als wäre man an der Wall-Street.
Wie schwer kann es sein Gefühle für eine dritte Person vor einem Freund
zuzugeben?
Eine Verneinung, widerlegt durch die dritte im Bunde lässt es plötzlich einstürzen. Er ist aufgeflogen. Ein Lügner, ein Verräter, jemand der seine minimalsten Chancen um 100% reduziert hat steht plötzlich da.
Verstoßen von dem Bruder, missachtet von der Geliebten. Wie gesagt,          „ unter Freunden wird viel gesprochen“. Eine Trennung ist immer ein
Unikat. Es gibt keinen Vergleich zwischen diesen schwarzen Schneeflocken.
Grob mögen sie gleich aussehen.
Der  Schein trügt.

4. Wie doch die Zeit vergeht
Ein Zeitraum, ungefähr ein halbes Jahr. Das Scheitern der Freundschaft bereits verblasst und in der Gedankenlosigkeit versenkt. Sie musste Raum
für etwas neues geben. Eine zunächst aufkeimende, schließlich fest etablierte Verbindung zweier Menschen. Keiner denkt wie der andere. Auf
einander zu und doch so weit entfernt, bewegen sich zwei Individuen,  zugleich unterschiedlich und seelenverwandt, stetig umeinander herum.
Es fällt gar nicht auf. Von ursprünglichen Momenten eher erforschenden Charakters zu „Dreisamkeit im Geiste“, bereit dazu Zeit für die Konstellation
zu erübrigen. Win-­Win-­Situationen on mass. Das Team war aufgestellt.
Eine abgesonderte Welt in dieser kleinen Laube.
Man wurde sich wichtiger, teilte nicht nur Situationen sondern Gefühle, sowohl euphorisierender als auch ernüchternder Art. Man war zufrieden.
Verbesserungsvorschläge? Keine Spur.

5. Mitternachtszirkus
Wie viele Liebesbeziehungen begannen in Lichtspielhäusern? Vermutlich
mehr, als dass es möglich und ökonomisch sinnvoll wäre sie alle aufzuzählen.
Man muss sich die hervorstechendsten Begebenheiten herauspicken, als
würden unterschiedlichste Rohdiamanten durch einen Fachidioten untersucht
und hinsichtlich Reinheit und Gewicht klassifiziert. Stichwort  "Prachtexemplar“.
Nicht mehr als ein Zufall war nötig um Glückseligkeit zu initialisieren. Das Ausfallen einer Person hinsichtlich eines gemeinsam vereinbarten Termins
war an Banalität und Relevanz nicht zu übertreffen. Paradox, oder?
Ein Funke entzündete etwas, unabhängig davon, ob der Brand zu bemerken
war. In einer unvorhersehbaren Situation ist Kreativität eines der praktischsten Mittel.
So entschloss man sich die Reduktion der Teilnehmerzahl als nicht dem
Abend im Wege stehend zu betrachten. Öffentliche Verkehrsmittel. Eine
Tortur, sollte man Wert auf Sauberkeit, Ruhe und all die anderen Faktoren
legen, die den menschlichen Sinnen schmeicheln. Zwei vertraute Seelen
im Einklang mit der heruntergekommen Umwelt, die sie umgibt. Es stört
nicht weiter. „Wir müssen hier aussteigen.“ Angekommen in der Welt des
Films. Wo wenn nicht hier kann man das gesamte visuelle und auditive Spektrum eines neuen Hollywoodextrakts zelebrieren? Standardprozesse wie
Anstehen und der letztmögliche Gang zur hauseigenen Keramik erledigen  sich schnell. Ehe man sich versieht beginnt die Show. Ein Moment, eine spirituelle Eingebung.Ein Hormon verändert plötzlich die Handlung des bis dorthin positiv wahrgenommenen Films.
Die Darsteller verdichten sich zu nur einem verbleibenden. Wo bis vor wenigen Augenblicken noch eine Gleichgesinnte saß befindet sich nun eine
pulsierende Erscheinung. Bekannt und nie dagewesen. Den Blick abzuwenden fällt schwerer und schwerer. Ein Nackenkrampf lockert die
Situation auf.

6. Regression
Da 90 Minuten in der Regel nicht länger als eineinhalb Stunden dauern, geht
der Ausflug in die Innenstadt auf sein Ende zu.
Straßenbahn die Zweite. Die Erinnerung an den Film ist längst verblasst. So
viel ist geschehen während nichts passiert ist. Der Schnee und die eisige
Kälte der heraufziehenden Nacht wirken wärmend. Ein Fußweg, zwei Menschen. Der eine verunsichert der andere intransparent. Der Weg erschien
noch nie so kurz zu sein. Ein Katzensprung von gut 1400 Metern. Man kommt dem Ziel näher, welches man nie zu erreichen gehofft hat. Die Hoffnung starb mit dem vorangegangenen Tag. Eine Situation der  Sprachlosigkeit, gefolgt von einer christlich erscheinenden Geste beschert
einen Heimweg mit Untertiteln. Wie wurde es wahrgenommen? Ist die
Chance vertan? Ist eine Chance überhaupt gefragt? Weswegen kann man
nicht aus seiner überforderten Haut wenn es darauf ankommt?
Der Weg scheint endlos zu sein.

7. Samstag, Sonntag, Mittwoch
Man spürt, dass etwas in der Luft liegt. Selbst über die mediengestützte
Kommunikation. Ein Gespräch mit dem inhaltsvollsten Smalltalk aller Zeiten.
Man vergewissert sich, schafft sich einen Überblick. Keiner gibt zu, den Brand bemerkt zu haben. Plötzlich ein Akt des überdurchschnittlichen Vertrauens und der wohl entscheidendste Augenblick des ersten Drittels dieser Reise. Die Frage, ob der bis dato angemeldete Partner eventuell
wieder auf den Markt zu befördern ist, lässt sich nicht ohne Weiteres
beantworten. Es und Alter Ego führen eine Schlacht der Triebe und Moral.
Der Kampf endet mit einem Abkommen zwischen den beiden Parteien.
„Wenn du so etwas schon hinterfragen musst, macht die Beziehung vermutlich keinen Sinn mehr.“ Der Anstand hat knapp überlebt. Die Zustimmung zu der These verkörpert sich in der Tatsache zügigen Handelns
hinsichtlich der Rationalisierung von Personal. Eine Bestätigung? Vermutlich
ein Hinweis auf das Ende des Prologs. Die Gespräche werden konkreter.
Fragen über Wünsche und Vorlieben stehen im Vordergrund, bis die Uhr
bestätigt, dass der kommende Tag bereits seit sechs Stunden der aktuelle
ist. Die Maschinen sind müde. Die Tastatur glüht. Die Batterien werden
geladen. Der nächste Tag eröffnet was schon längst klar war. Hoffnung,
Zuneigung, Verlangen, Zweifel, Angst. Eine Ausnahmesituation für die
menschliche Physis. Gedanken überschattet von Gedanken über Gedanken
lähmen das Bewusstsein. Jede Sekunde in Einsamkeit lässt neue Ängste
zu. Eine Nachricht. Ein weiteres Gespräch beginnt, in dessen Verlauf jegliche
Zweifel beseitigt werden, die Angst dennoch bestehen bleibt. Es kommt zur
Sprache. Ein Thema von außerordentlicher Relevanz, zu erhaben um es nicht
persönlich zu besprechen. Ein Termin, der sich schließlich als „der Termin“ herausstellen wird. Die Konversation endet schrecklich wundervoll. Das Herz
pocht, bis unter den Haaransatz so stark. Hier hat alles begonnen, was
schließlich zu dem heutigen Tag geführt hat. Eine beiläufige und zufällige Bekanntschaft mit der Lizenz zur Metamorphose.
Ein Telefonat aus Stress. Was ist zu tun? Der Auftritt zweier Augen. Die
Zeit zerrinnt zwischen den Fingern, wie Sand. Zehn Minuten sind noch übrig.
Der vermeidliche Grund des Treffens ausgesprochen unausgesprochen.
Ein Blick gefüllt mit Subtext. Eine noch unsichere Erwiderung, für den Fall
einer Fehlinterpretation. Bestätigung löst den Zweifel auf. Die Sache ist
klar. Die gemeinsame Reise beginnt mittwochs.

8. Ein Wort pro Tag
Morgens, die Augen nicht mal richtig geöffnet, bereits das Lächeln im Gesicht. Kein Tag wie jeder andere. Das Glück übermannt den Menschen und
flößt ihm Furcht ein. Gedanken über den Verlust des frisch akquirierten Seelenheils beginnen sich breit zu machen. Das Bewusstsein darüber, dass
solch ein Gedankengang mehr als verfrüht ist, scheint keine Linderung
hervorzubringen. Was tun? Ein Geschenk scheint eine angemessene Methode
zu sein, um die bessere Hälfte gebührend in der Beziehung willkommen zu
heißen. Gedacht, getan. Die Freude ist nicht zu übersehen. Sie ist mindestens genauso überwältigt von dem Situationswechsel. Schüchtern,
süß, freudig, liebenswert. Die Treffen beginnen mit purem Beisammensein.
Keine Stimmungsverstärker, keine Ablenkung von dem neusten Triumph.
Nur zwei Menschen, sich gegenüberliegend in dämmerungsähnlicher Dunkelheit. Ein mehrere Stunden andauernder Augenkontakt. Gesprochen
wird kaum. Es ist mehr als ausreichend. Keine Aktivität wäre dieser vorzuziehen gewesen. Die ersten beiden Tage verstreichen in dem Bruchteil
eines Wimpernschlags. Man trennt sich des Abends auf. Ein Telefonat soll
den Abend abrunden. Das Herz pulsiert, das Blut schießt unter Hochdruck
wie ein Sonnensturm durch den gesamten Körper. Ein Gedanke schleicht
sich ein, gewinnt an Größe und manifestiert sich abschließend in einem neuen Ziel der Konversation. „Aber so früh schon?“ Aus Minuten werden Stunden. Stets das Ziel vor Augen und doch nicht mutig genug. Ein ständiges hin und her führt schließlich zu dem Ausgang, den sich beide offenbar sehnlichst gewünscht haben. Nach gerade einmal drei Tagen sind
sie sich einig.

9. Ein Verbechen aus Logik
Die Zeit. Nichts ist unverständlicher und gleichzeitig doch so real. Sie lässt
sich beeinflussen, vermeintlich. Nie verging sie schneller. Jeder Tag, wie ein
aufzuckender Blitz in einer schwülen Gewitternacht. Die Nacht ist vorüber. Die Zerstörung ist eingetroffen. Ruinen der einst rosaroten Welt ragen kalt,
wie die toten Krallen einer fremden Spezies aus der Erde. Überlebende?
Es wird kälter während der Vorhang fällt. Die Bilder ziehen vorbei, als würde
ein Leben sein verdientes Ende finden. Jedem, dem das Morden fremd ist,
erscheint solch ein Moment bizarr und surreal. Fast wie ein kilometertiefer
Sturz ohne weitere Folgen. Der innere Kampf fordert seine ersten Opfer.
Die Fähigkeit des logischen Denkens, eben noch hochgradig rational ausgeführt, verschwunden. Eine eisige Gefühlskälte fließt durch die Blutgefäße und versenkt jedwede Regung in Dunkelheit. Klappe zu, Affe
tot.
Er lebt noch…von der Vernunft angekettet hinter verschlossener
Tür. Der Blitz verglüht.

10. "Bist Du bereit dafür?"
Eines Tages wird ein Blitz einschlagen. Hell, urgewaltig, herrlich ungewohnt.
Er wird den Verstand rauben und ersetzen. Eine Bereicherung? Vermutlich.
Eine Fessel? Mit Sicherheit.
Aus zwei Leben wird eins. Eine Allianz gegen den Rest der Welt. Nur die
eine Frage zählt. Kann man sie beantworten?
Wird die Antwort der Wahrheit entsprechen?
Gelehrte erscheinen wie Kinder, unfähig eine Lösung zu präsentieren. Die
Antwort wird nicht gegeben.
Sie offenbart sich.

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StagInTheBox
Geschlecht:männlichErklärbär


Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland


Beitrag19.07.2018 10:33
Bitte entschuldigt die seltsame Formatierung:)
von StagInTheBox
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Siehe Titel:D
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag24.07.2018 19:29
Re: Lightning can strike
von Pickman
Antworten mit Zitat

Hi StagInTheBox,

eigentlich habe ich mehr Fragen als Kommentare.

StagInTheBox hat Folgendes geschrieben:
1. Der Anfang vom Ende
Schon immer waren Einkaufszentren ein ((Konsistenz.)) Sammelbecken verschiedenster Persönlichkeiten.
Die fest etablierten „Dauergänger“ ((Die Anführungszeichen hier und später im Text suggerieren dem Leser, Du würdest dich von Deiner eigenen Wortwahl distanzieren. Suche Dir Wörter, von deren Richtigkeit Du überzeugt bist, und streiche die Gänsefüßchen.)), die herumirrenden Shopper, stetigstets auf der Suche nach dem nächstmöglichen Superdeal, und die Leute, die man, egal wo man sich befindet, nicht antreffen möchte.
Trotz dieser breiten Palette an sozialem und optischem Gulasch ((Bist Du sicher, dass eine monochrome Masse aus Fleischwürfeln hier das passende Bild ist?)), stellt das städtische Einkaufszentrum dennoch ((Warum dennoch?)) ein beliebtes Ziel dar, um seine kostbare Zeit totschlagen zu können ((Umständlicher Infinitivkonstruktion. Wie wäre es mit: "um die Zeit totzuschlagen"?)). Man kann es auch "Bewegungsdrang" nennen ((Wirklich? Im Einkaufszentrum ist mir noch kein Jogger begegnet.)), sollte
die vorhergegangene Formulierung das eigene Ego zu sehr angreifen ((Was am Zeittotschlagen sollte das Ego angreifen?)).
Nichtsahnend den Weg bestritten, Fahrrad angeschlossen...der Moment, der das künftige Leben so beeinflussen sollte, wie es nie hätte in den Sinn kommen können. ((Bis hierhin hast Du eine Bühne gebaut. Sie mag wackelig sein, aber jetzt müsste ein bombastischer Auftritt folgen, ein Knall, ein Feuerwerk. Aber es kommt nur ...))
Eine freundliche Begrüßung von der Seite ((... eine freundliche Begrüßung von der Seite.)) und man blickt in die Augen seines
besten Kumpanen. In seiner Begleitung einen bisher unbekannte junge Dame. ((Der tiefe Blick in die wunderschönen Augen des besten Freundes, der im übrigen irgendeine Unbekannte im Schlepptau hat. Ich übertreibe, um zu verdeutlichen, dass Du das - vermutlich - Wichtige unwichtig machst.))
Einen "Standardbekanntmachungssmalltalk" später begibt man sich schließlich ((Füllwort.)) zielorientiert ((Welches Ziel wird verfolgt?)) in den Koloss aus Beton und Konsum-Sucht. ((Prota, Freund und Unbekannte habe sich also bis jetzt vor und nicht etwa in dem Einkaufszentrum aufgehalten. Wozu dann der einleitende Absatz über Einkaufszentren?))
Man unterhält sich. Aus dem ersten Eindruck ((Dieser erste Eindruck wäre ein paar beschreibende Worte wert gewesen.)) wird Sympathie.
Der Tag vergeht rückstandslos. ((Man plaudert, man wird entwickelt Sympathie, dann verpufft alles? Keine Erinnerung?))


Ich empfinde es als ausgesprochen anstrengend, einen Text zu lesen, von dem ich den Eindruck habe, dass es dem Autor mehr um launige Formulierungen geht als darum, eine Geschichte zu erzählen.

Dazu kommt, dass der Blick des Autors auf das Geschehen dermaßen distanziert ist (allein im obigen Textausschnitt zweimal Wörter in Anführungszeichen und sechsmal "man"), das ich kaum anders kann, als den Text immer schneller und immer höher zu überfliegen.

Weniger skizzieren, mehr erzählen, die passenden Wörter wählen, näher ran an die Figuren! Ich weiß nicht, was ich Dir sonst noch raten soll. Vielleicht weiß ich dafür auch zu wenig über Deinen Hintergrund.

Cheers

Pickman


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purpur
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Beitrag25.07.2018 04:18

von purpur
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Guten Morgen StagInTheBox,

ein weitläufig changierender Text, der zu fesseln vermag, lässt man sich auf ihn ein.
Die "schwarzen Schneeflocken" finde ich bemerkenswert. Auch den Satz
"Er wird den Verstand rauben und ersetzen."
Gesamtheitlich fühle ich mich ein wenig an Senecas Trostschriften erinnert.
Aufgefallene Kleinigkeiten - 9.  Verbrechen und 10. Schrift/B
Gern gelesen.
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia


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jon
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J
Beitrag31.07.2018 19:01

von jon
Antworten mit Zitat

Ein Text, der damit anfängt, dass ich mich frage, wieso "man" (was ja jeder sein könnte) sowas standardmäßig so erlebt oder zu erleben hat, hat einen verdammt schlechten Start. Denn das hat - entgegen der Behauptung, die durch das "man" erzeugt wird - nicht das allergeringste mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun, was nahelegt, dass auch das Folgende ohne Belang für mich sein wird.
Dazu kommen logische Fehler oder zumindest Fragwürdigkeiten, der mir suspekte "Spannungsmacher" (für mich "Spannungskiller") der großspurigen Ankündigung von etwas gar fürchterlich Umwälzendem Und Umbruchfehler.

Und ich schließe mich Pickman an: Es scheint mehr um launige Formulierungen als um Sinnhaftigkeit im Detail, eine Story oder eine Figur zu gehen.


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Es ist nicht wichtig, was man mitbringt, sondern was man dalässt. (Klaus Klages)
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Dinshi
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Wohnort: Limes


Beitrag31.07.2018 22:25

von Dinshi
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Hey Stag, ich bin etwas zwiegespalten. Ich habe Deinen Text meistens, aber nicht immer gern gelesen. ZB Punkt 2 und Punkt 9 haben mich total aus Deiner Vorstellungswelt katapultiert. Ich konnte diesen Passagen nicht mehr folgen, habe nicht verstanden, was sie aussagen sollten. Ich habe mich auch mit ein paar Formulierungen schwer getan. Zu viel. Zu umständlich. Zu verklausuliert. Vor allem am Anfang. Es hat auch gedauert, bis ich mich eingelesen hatte.
Aber die von purpur erwähnten Sätze fand ich auch ziemlich genial. Kudos.
Das Thema hingegen fand ich sehr gut und ich fand auch, es hat sich Spannung aufgebaut. Ich wollte dann doch wissen, wie es weitergeht. Das Ende fand ich dann aber etwas beliebig.
Mach bitte weiter! Ich freue mich auf einen neuen Text von Dir!
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StagInTheBox
Geschlecht:männlichErklärbär


Beiträge: 2
Wohnort: Deutschland


Beitrag01.08.2018 09:08

von StagInTheBox
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Hallo zusammen,

Vielen Dank für euer Feedback:)

Ich kann gut verstehen, dass der Text für den ein oder anderen nicht wirklich nachvollziehbar ist, dennoch muss ich anmerken, dass es mir dabei nicht um die Erzählung einer Geschichte mit Charakteren oder einer Storyline ging.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Text um einen sehr prägsamen Abschnitt meines Lebens, den ich abstrakt wiedergeben wollte (daraus resultiert wohl die launische Formulierung).

Ich bin euch jedenfalls sehr Dankbar für die Mühe, die Ihr in eure Antworten gesteckt habt:)

Viele Grüße und bis bald,
Stag
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