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Die Nitiden


 
 
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lindaa
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen


Beiträge: 27



Beitrag12.07.2018 22:20
Die Nitiden
von lindaa
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Hallo Laughing
Hier ist der Anfang eines Romanes, den ich schreibe. Sicherlich ist noch viel ausbaufähig, auch Kommasetzung könnte kritisch sein. Ich freue mich über jede Kritik!

Kapitel 1

19. April 2002. Sarah und ich sind auf dem Spielplatz, ein paar Blöcke von unserer Wohnung entfernt. Sie lacht fröhlich und ihre hellblonden Haare wehen im Wind, als sie auf mich zuläuft
„Hab dich!“, kichert sie und patscht mir mit flacher Hand auf den Oberarm.
24. Dezember 2005. Die Lichterkette auf dem Christbaum leuchtet schwach, während Mary nach einem Geschenk darunter greift. Mit breitem Grinsen dreht sie sich zu mir um.
„Das ist für dich, Nala“.
Aufgeregt nehme ich es entgegen. Es ist in rosa Geschenkpapier eingewickelt und eine goldene Schleife ist hübsch darum drapiert.
5. Oktober 2007. Gemeinsam waten wir mit bunten Gummistiefeln durch den Wald. Die Kapuze meiner übergroßen Regenjacke hängt mir tief ins Gesicht. Ted nimmt mich an der Hand und hilft mir, über eine große Pfütze zu springen.
12. August 2010. Mary flechtet mir meine widerspänstigen, schwarzen Locken und wir beobachten zusammen die dunklen Wolken, die vor dem Küchenfenster aufziehen. Vereinzelte Blitze kündigen das bevorstehende Sommergewitter an.
2. Juni 2013. Mit Sarah im Schlepptau stürme ich pochenden Herzens durch die Krankenhaustüre. Im zweiten Stock, Zimmer 265 warten Mary und Ted auf uns. Mary hält den winzigen Bennie im Arm, sie sieht erschöpft aber gleichzeitig auch unglaublich glücklich aus.
27. September 2013. Mit stechenden Schmerzen unter anderem im Brustkorb erwache ich diesmal selbst in einem weißen, sterilen Krankenhausbett. Ted sitzt neben mir. Stumme Tränen laufen über sein Gesicht, der Schmerz in seinen Augen ist unbeschreiblich. Sarah und Mary sind tot.

12.Dezember 2017. An all das konnte ich mich erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Ich sah alles greifbar vor mir, wenn ich nur daran dachte. Schöne Momente, schreckliche Momente, alle waren sie für immer in meinem Kopf gespeichert. Ob ich nun wollte oder nicht, Vergessen kam bei mir nicht in Frage. Ich hatte mittlerweile gemerkt, dass diese Begabung mehr ein Fluch als ein Segen war. Viele beneideten mich darum und sie hatten in gewisser Weise auch Recht, meine Fähigkeit hatte mich schon weit gebracht. Schon in der Schule waren meine Noten perfekt gewesen und auch in der Uni hatte ich keinerlei Probleme. Wirkliches Lernen gab es bei mir nicht, es war viel mehr ein einmaliges Durchlesen eines Textes, oder einfaches Zuhören in der Vorlesung. Deshalb hielten mich die meisten für überdurchschnittlich intelligent, ich jedoch wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Für mich war es eben normal und hätte es die Möglichkeit tatsächlich gegeben, ich hätte jederzeit mit den Anderen getauscht. Denn neben den ganzen schönen und nützlichen Dingen, hatte ich auch schon viel zu viele Sachen gesehen, die ich nur zu gerne wieder vergessen würde. Doch eine Wahl hatte ich eben nicht.

In eine warme Decke und mehrere Kissen eingekuschelt saß ich so grübelnd auf dem Wohnzimmersessel und starrte durch die Scheibe. Schnee fiel in dicken Flocken vom Himmel, langsam und träge. Der Wind wehte ihn in alle Richtungen, so nah an das Fenster, dass auch ich die Zerbrechlichkeit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Kristalls bewundern konnte.  Schon seit Wochen waren alle Häuser und Bäume von einer weißen Haube bedeckt, Berlin schien gefangen in einem endlosen Winter.
Eine Tasse Kaffee wärmte meine Hände und überflutete den ganzen Raum mit einem angenehmen Geruch.  Gähnend nahm ich einen Schluck davon, und spürte wie sich die Wärme langsam in meinem Körper ausbreitete. Jeden Tag aufs neue versuchte ich so meine Müdigkeit zu bekämpfen, doch meistens blieb die Wirkung aus. Das beste Mittel dagegen wäre wohl Schlaf gewesen, doch dafür hatte ich meistens nicht viel Zeit. Zeit war mittlerweile sowieso das am härtesten umkämpfte Gut in meinem Leben, denn neben meinem Studium, meiner Arbeit und meinem kleinen Bruder  blieb mir nur wenig Spielraum. Das war auch einer der Gründe, die meinen Exfreund angeblich dazu gedrängt hätten, mich mit meiner mittlerweile ehemaligen besten Freundin Lina zu betrügen. Stephen hatte es gerade so hingestellt, als hätte er keine Wahl gehabt. Wut kochte in mir hoch, als ich daran dachte. Doch mit einem energischen Kopfschütteln fasste ich mich wieder. Dieses Thema war ein für alle mal abgehakt.
„Guten Morgen Nala!, ertönte Bennies aufgeregte Stimme hinter mir. Noch im Schlafanzug tapste er ins Wohnzimmer und hüpfte neben mir auf das Sofa. Grinsend streckte er mir die Hand hin, um mir etwas zu zeigen. Doch das war nicht nötig, denn sein Lächeln sagte bereits alles. Eine Zahnlücke direkt bei den oberen Schneidezähnen. Stolz präsentierte er seinen dritten ausgefallenen Milchzahn.
„Schon wieder?“, lachte ich. „Deine Zähne haben es aber ganz schön eilig“. Ich wuschelte ihm durch die widerspänstigen schwarzen Locken und stand auf, um für ihn Frühstück zu machen. Da würde die Zahnfee heute Nacht wohl wieder schuften müssen.
 Obwohl ich überhaupt kein Morgenmensch war, schaffte Bennie es jeden Tag wieder, mich mit seiner guten Laune anzustecken. Lächelnd ging ich in die Küche und stellte Milch und Cornflakes auf den Tisch. Mein kleiner Bruder folgte mir und bediente sich gleich gierig. Fast jeden Morgen verbrachten wir so zu zweit, da Teds Schicht meistens noch nicht vorbei war, oder schon begonnen hatte. Auch heute arbeitete er noch im Krankenhaus und würde wahrscheinlich erst heimkommen, wenn Bennie und ich bereits das Haus verlassen hatten.
Sein Job als Unfallchirurg beanspruchte ihn wörtlich Tag und Nacht. Wir bekamen ihn nur selten zu Gesicht und wenn überhaupt, dann müde und erschöpft. Allerdings war ihm das selbst zuzuschreiben, es war nicht nötig dass er so viel arbeitete. Ein paar Schichten weniger in der Woche hätten unserem finanziellen Status bei weitem keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Doch unser Vater arbeitete weniger für das Geld, als für seine eigene Ablenkung. Ablenkung von seinem Leben, Ablenkung von uns. Egal wie traurig mich das manchmal machte, ich konnte einfach nicht wütend auf ihn sein. Seit dem Tod von Mary und Sarah war Ted nicht mehr der selbe. Er hatte nicht nur die Liebe seines Lebens, sondern auch seine Stievtochter verloren, die er liebte als wäre es seine eigene. Zwei so harte Schicksalsschläge konnten auch den stärksten Mann brechen. Sogar sein Lächeln war nur noch ein müder Schatten seines glücklichen und erfüllten Lachens von früher. Er gab sich Mühe, das wusste ich und natürlich war es in den letzten Jahren auch ein wenig besser geworden. Es waren zwar nur kleine Schritte, aber immerhin ging es vorwärts. Ich griff ihm unter die Arme wo ich nur konnte, vor allem bei der Erziehung meines kleinen Bruders und im Haushalt. Ohne es wirklich zu bemerken, hatte ich so in vielerlei Hinsicht schnell die Rolle meiner Mutter übernommen. Es war nicht leicht Alles unter einen Hut zu bekommen, doch ich tat es gerne, für Bennie und für Ted, die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben.  
Wie fast jedes Mal beim Essen, wunderte ich mich wo Bennie die ganzen Nährstoffe nur hinsteckte. In kürzester Zeit hatte er eine riesige Portion Cornflakes verschlungen und hopste von seinem Stuhl. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr über dem Esstisch verriet mir, dass wir mal wieder  zu spät dran waren. Ich scheuchte meinen kleinen Bruder in sein Zimmer, wo er sich umziehen sollte und verschwand im Badezimmer. Da ich Bennie noch in den Kindergarten bringen musste, würde ich wieder zu spät zu meiner Vorlesung kommen. Hastig putzte ich mir die Zähne und warf im Spiegel einen verzweifelten Blick auf meine Haare. Wie immer standen meine langen Locken in alle Richtungen, ich hatte es schon vor Ewigkeiten aufgegeben, sie zu bändigen. Es funktionierte einfach nicht. Genauso hatte ich es aufgegeben, Make-up aufzutragen. Es gab keinen Farbton, der zu meinem dunklen Teint passte, so war ein wenig Mascara alles was ich brauchte.  

Kurze Zeit später schlitterten Bennie und ich über den vereisten Bürgersteig. Der Weg zum Kindergarten  war zu Fuß nicht weit, doch lästige Fußgängerampeln streckten ihn unnötig in die Länge. Bereits nur wenige Meter von unserer Wohnung entfernt, war die erste große Kreuzung. Es schneite immer noch dicke Flocken vom Himmel und Weihnachtsbeleuchtungen glitzerten von sämtlichen Laternen und Ampelmasten.  Bennie hüpfte lachend durch den frischen Schnee, doch nicht alle Passanten schienen so glücklich über das Wetter zu sein. Viele zogen sich ihre Schals griesgrämig fast bis zur Nase und die Mützen tief ins Gesicht.
„Komm her“, forderte ich meinen kleinen Bruder an der Ampel auf und streckte ihm meine Hand hin. Mit kalten Fingern nahm er sie entgegen und grinste zu mir nach oben, wobei seine kleine Nase fast so rot leuchtete, wie die Ampel.
Einige Sekunden standen wir so da und warteten. Plötzlich riss mich ein grausam lauter Knall aus meinen Gedanken, er hallte über die ganze Kreuzung und lies alle Passanten wie angewurzelt stehen bleiben. Ich zuckte erschrocken zusammen, es dauerte einige Augenblicke, bis ich  realisierte, was passiert war. Direkt vor uns waren zwei Fahrzeuge mit voller Wucht zusammengekracht. Wie in Zeitlupe, sah ich die Fahrzeuge einige Meter weiter schlittern, eines der beiden überschlug sich. Es schien, als ob die Zeit für einen kurzen Moment stehen blieb. Niemand bewegte sich, fast kein Geräusch war zu hören. Alle starrten wie gebannt auf die Unfallfahrzeuge. Erst nachdem das Auto mit einem erneuten Knall auf der harten Straße aufkam, sammelten sich langsam meine Gedanken. Es war,  als würde ich nur langsam aus einem Albtraum erwachen. Vereinzelte entsetzte Schreie, Hupen, der verzweifelte Ruf nach einem Krankenwagen. Der Mann neben uns griff nach seinem Telefon und wählte den Notruf, mehrere Menschen liefen auf die Straße um nach den Autofahrern zu sehen.  Bennies starre Hand umklammerte meine, voller Grauen fixierte er die Autos.
„Bennie“, murmelte ich schnell und ging vor ihm in die Hocke. Er sollte nicht mit ansehen müssen, was dort geschah. Mit leerem Blick starrte er mich an, seine Augen füllten sich langsam mit Tränen. Obwohl ich meinen eigenen Schrecken in den Knochen spürte, drückte ich ihn fest an mich und nahm ihn hoch.
Ich drehte mich so, dass Bennie von der Straße weg sehen musste und beobachtete das Geschehen. Ich hätte mich gerne nützlich gemacht und geholfen, doch es waren bereits zahlreiche Menschen bei den Unfallfahrzeugen und ich wusste nichts hilfreiches beizutragen. Außerdem konnte ich Bennie nicht alleine lassen, und auf keinen Fall wollte ich, dass er noch mehr davon sehen musste. Wie angewurzelt blieb ich also stehen, Blut pulsierte eiskalt durch meine Adern, ich fühlte mich wie gelähmt.
Eines der Fahrzeuge war auf dem Dach zum Stehen gekommen, beide Fahrzeuge waren schrecklich verdellt und die Airbags waren aufgesprungen. Die Fahrertüre  des noch stehenden Autos war bereits geöffnet, der Fahrer schien wohlauf, er war aus dem Auto gesprungen, wobei ich einen kurzen Blick auf ihn erhaschen konnte. Ein junger Mann mit dunklen Haaren. Er rannte zum anderen Unfallfahrzeug, dessen Insassen es deutlich schlimmer erwischt hatte.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis endlich Sirenen aus der Ferne ertönten. Polizei, Rettungswagen und Feuerwehr kamen fast gleichzeitig an. Sofort rannten die Rettungskräfte zu dem auf dem Dach liegenden Auto. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich konnte nicht helfen, doch es fühlte sich nicht richtig an, sich einfach aus dem Staub zu machen. Fest drückte ich Bennie und versuchte, ihm durch die Umarmung die Ruhe zu schenken, die mir selbst jedoch fehlte.
Nach einigen Minuten konnte die Fahrerin aus dem Fahrzeug befreit werden. Sie schien ansprechbar zu sein, die Sanitäter hieften sie auf eine Trage und wollten sie zum Rettungswagen bringen. Wie wild fuchtelte sie um sich, deutete auf das Fahrzeug, wo andere Rettungskräfte noch versuchten, die Beifahrerin zu bergen.
„Sie müssen ruhig bleiben, wir werden ihrer Schwester helfen, doch währenddessen müssen sie schon vor ins Krankenhaus“, hörte ich eine der Sanitäterinnen rufen.
Auch meine Augen füllten sich nun langsam mit Tränen, nur zu gut konnte ich das Leid der Fahrerin nachvollziehen. Sofort musste ich wieder an meine eigene Schwester denken, Sarah. An unseren Unfall vor fünf Jahren.
„Ich gehe nirgendwo hin, ohne meine Schwester! Mir geht es gut!“, schluchzte die Frau und setzte sich demonstrativ auf ihrer Trage auf. „Das ist alles nur seine Schuld! Er ist uns einfach reingerast!“
Schließlich konnte auch die zweite Insassin aus dem Fahrzeug geholt werden. Auch sie wurde auf eine Trage gelegt. Mein Magen stülpte sich um. Ich war kurz davor mich zu übergeben und fing an zu schwitzen, als ich die Schwester der Fahrerin sehen konnte. Einer ihrer Arme hing schlaff von der Trage, ihre Augen waren geschlossen, alles war voll mit Blut. Blut tränkte ihre langen blonden Haare, Blut tropfte auf den schneeweißen Boden, Blut sickerte durch ihren Pullover.
Auch die weinende Fahrerin konnte das sehen. Wie erstarrt folgte sie ihrer Schwester mit den Augen, welche zu einem anderen Krankenwagen getragen wurde. Mit verzerrtem Gesicht schloss sie die Augen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ihr gesamter Körper begann heftig zu zittern.
Die Sanitäterin, die sich wohl nicht anders zu helfen wusste, schob die Frau auf der Trage in das Fahrzeug und kurze Zeit später waren beide Rettungswägen unter Sirenengeheule mit ihnen verschwunden.

Schweigend trug ich meinen kleinen Bruder weiter zum Kindergarten. Wie benommen stapfte ich durch den Schnee und versuchte, die schrecklichen Bilder zu verdrängen. Doch natürlich gelang mir das nicht, wie auch. Neue schreckliche Bilder, für immer abgespeichert in meinem Kopf. Im Kindergarten angekommen, setzte ich Bennie auf eine Bank in der Garderobe und streifte ihm die Schuhe von den Füßen. Er war so still, dass ich ihn kaum wiedererkannte. Tränen waren auf seiner Wange getrocknet und seine großen dunklen Augen musterten mich. Ich war froh, dass er keines der Opfer zu Gesicht bekommen hatte. Doch was er gesehen hatte, hatte ihn bereits aus der Bahn geworfen. Ich wusste nur zu gut, was der Anblick eines solch grauenhaften Ereignisses in einem Kind auslösen konnte. Langsam kniete ich mich vor ihm auf den Boden und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände
„Bennie, solche Unfälle wie gerade eben, die passieren manchmal einfach. Aber du musst dir keine Gedanken machen, meistens werden dabei nur die Autos beschädigt“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Natürlich war das eine Lüge, doch ich wusste mir nicht besser zu helfen.

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Valentin
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Beiträge: 177



Beitrag13.07.2018 14:00

von Valentin
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Hallo lindaa,

mir gefällt dein Stil: flüssig und gut zu verstehen.

Es gibt noch den einen oder anderen kleinen Tippfehler, aber das sind Kleinigkeiten. Doppelte Leerzeichen sind häufig und Kommata fehlen. Hier ein paar Beispiele:

Zitat:

widerspänstigen --> widerspenstig
12.Dezember 2017. --> fehlendes Leerzeichen
Stievtochter --> Stieftochter



Insgesamt passiert mir zu wenig in der Gesichte. Die ersten Seiten nutzt du, um die Backstory zu erklären.

Was wäre, wenn du die Fähigkeit / Fluch deiner Protagonist zeigst und damit ein bisschen Backstory einflichst?
Z.B. sie läuft durch die Wohnung und sieht eine Schramme im Türrahmen. Prompt erinnert sie sich in allen Einzelheiten an den Unfall, der zur Schramme geführt hat. etc.

Und später beim Autounfall, fände ich es plausibler, um den Fluch-Aspekt herauszuheben, dass ihre Erinnerungen sie übermannen, sie sich nicht dagegen wehren kann und somit den eigene Unfall mit der Schwester erneut durchlebt.
Nur eine Idee. Vielleicht sagt dir das ein oder andere zu.

Andere Punkt: Die Beschreibung des Spiegelbildes werden dir sicherlich einige hier im Forum ankreuzen, weil es ein so typisches Element ist.


Alles in allem, hat es mir sprachlich gefallen. Die Fähigkeiten der Prota kommen mir ein bisschen zu kurz.

BG
Calvin

Edit: Was hat es mit dem Titel auf sich?


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jon
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Alter: 57
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Wohnort: Leipzig


J
Beitrag13.07.2018 22:59

von jon
Antworten mit Zitat

Ich schließe mich an. Obwohl der Stil durchaus "süffig" ist (vielleicht zu süffig, er schlenzt etwas zu gleichmäßig ins Hirn), hatte ich Probleme, im Text zu bleiben. Weiterlesen würde ich sicher nicht. Es passiert einfach zu wenig, das meiste ist Info. (Sogar der Unfall klingt nicht mal ansatzweise so dramatisch, wie es die Bilder, die du malst, wohl vermitteln sollen.) Auch fühle ich nichts an/in der Figur, was mein Interesse an ihr wecken würde. (Sie ist mir im Gegenteil sogar zu "schmalzig".)
Eins davon - zu süffiger Ton, zu wenig äußerer Konflikt oder zu wenig innerer Konflikt - wäre für den Anfang sicher okay. Aber alle drei Nicht-Anlocker … Das ist es echt schwierig, mich ins Buch zu ziehen.


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lindaa
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Beiträge: 27



Beitrag14.07.2018 23:11

von lindaa
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Calvin Tower und jon,
Vielen  Dank für euer Feedback! Ich habe die Unfallszene überarbeitet, was sagt ihr dazu?

@Calvin Tower:
Das sind echt gute Ideen, darauf bin ich noch gar nicht gekommen!  Ich habe versucht, das bei dem Unfall mal umzusetzen. Vielleicht ist er jetzt ja generell ein bisschen spannender gestaltet als vorher.

Was es mit dem Titel auf sich hat, wird erst im Laufe des Romanes klar werden. Es handelt sich auf jeden Fall um ein Fantasy Buch, Nitiden sind dabei eine von mir erfundene "Art von Menschen".

„Komm her“, forderte ich meinen kleinen Bruder an der Ampel auf und streckte ihm meine Hand hin. Mit kalten Fingern nahm er sie entgegen und grinste zu mir nach oben, wobei seine kleine Nase fast so rot leuchtete, wie die Ampel.
Einige Sekunden standen wir so da und warteten. Plötzlich riss mich ein grausam lauter Knall aus meinen Gedanken, er hallte über die ganze Kreuzung und lies alle Passanten wie angewurzelt stehen bleiben. Ich zuckte erschrocken zusammen, wirbelte herum bis ich die Quelle des Lärmes sah. Zwei Autos waren mit voller Wucht zusammengekracht. Wie in Zeitlupe wurde eines davon in die Luft katapultiert. Es war, als würde die Zeit für einen kurzen Moment stehen bleiben. Sogar die Schneeflocken schienen vor Schreck gemeinsam mit dem PKW in der Luft zu verharren. Niemand bewegte sich, fast kein Geräusch war zu hören. Alle starrten wie gebannt auf die Unfallfahrzeuge. Erst nachdem das Auto mit einem erneuten Knall auf der harten Straße aufkam, sammelten sich langsam meine Gedanken. Es war,  als würde ich aus einem Albtraum erwachen. Vereinzelte entsetzte Schreie, Hupen, der verzweifelte Ruf nach einem Krankenwagen. Wie wild gewordene Tiere, sammelten sich Schaulustige um den Unfallort. Der Mann neben uns griff nach seinem Telefon und wählte den Notruf, mehrere Menschen liefen auf die Straße um nach den Autofahrern zu sehen.  Bennies starre Hand umklammerte meine, voller Grauen fixierte er die Autos.
„Bennie“, murmelte ich schnell und ging vor ihm in die Hocke. Er sollte nicht mit ansehen müssen, was dort geschah. Mein kleiner Bruder starrte mich an, sein Blick war leer und seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit tauben Armen drückte ich ihn fest an mich und nahm ihn hoch.
Ich drehte sein Gesicht weg von der Straße, und starrte auf das Geschehen. Schuldgefühle der Nutzlosigkeit übermannten mich. Wie gelähmt stand ich da und lies den Dingen seinen Lauf. Benommen sah ich zu, wie Rettungswägen, Feuerwehr und Polizei eintrafen. Die funklenden Weihnachtslichter tauchten alles in ein verstörend behagliches Licht. Ich wusste, ich hätte helfen sollen. Einfach irgendetwas tun sollen. Doch ich konnte nicht. Die Geräusche um mich herum verschwammen allmählich zu einem eintönigen Brei, als hätte ich Wasser in den Ohren. Das laute Pochen meines eigenen Blutes war das Einzige, das ich noch hören konnte.
Ein Auto lag auf dem Dach. Beide waren schrecklich verdellt, die Airbags waren aufgesprungen und ein unangenehm verbrannter Geruch zog über die Kreuzung. Der Fahrer des anderen Autos rannte aufgebracht umher. Es war ein junger Mann mit dunklen Haaren, sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Er schien wohlauf zu sein. Anders als die Insassen des anderen Fahrzeuges, um welches sich die Rettungskräfte schaarten.
Was sollte ich nur tun? Wir hätten einfach gehen können, doch irgendwas schien mich an Ort und Stelle zu halten. Fest umklammerte ich Bennie, wobei ich nicht sagen konnte ob mehr zu seiner oder meiner eigenen Bruhigung.
Die Fahrerin konnte befreit werden, Rettungskräfte hieften sie auf eine Trage. Wie wild fuchtelte sie um sich, deutete auf das Fahrzeug, wo weitere Helfer noch versuchten, die Beifahrerin zu bergen.
„Sie müssen ruhig bleiben, wir werden ihrer Schwester helfen, doch währenddessen müssen sie schon vor ins Krankenhaus“, drang die Stimme einer Sanitäterin durch das Tosen in meinen Ohren.
„Ich gehe nirgendwo hin, ohne meine Schwester! Mir geht es gut!“, schluchzte die Frau .
Diese Worte trafen mich wie ein harter Schlag in die Magengrube, sie gaben mir den Rest. Schwester. Langsam verschwamm das Bild der Straße vor meinen Augen. Nur zu gut konnte ich das Leid der Fahrerin nachvollziehen. Ein grauenhaftes Bild schoss mir durch den Kopf, meine eigene Schwester, Sarah auf dem Beifahrersitz unseres Autos. Ihre blonden Haare wirbelten träge durch das Wasser um ihren Kopf. Ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, nur Blasen kamen heraus. Stechender Schmerz in meinem Brustkorb. Ich bekam keine Luft, Wasser füllte meine Lungen.
„Geht es ihnen gut?“. Eine dumpfe Stimme von ganz weit weg. „Hallo, alles in Ordnung?“. Jemand umgriff meine Schulter.
Hektisch schnappte ich nach Luft. Sirenengeheul, wildes Hupen und der Tumult der Passanten kehrten zurück. Stechender Schmerz im Brustkorm abgelöst durch pochende Schmerzen in den Knien. Ein Mann mittleren Alters stand neben mir und beäugte mich misstrauisch. Ich war auf den Boden gesunken, mit den Knien hart auf dem vereisten Teer gelandet, während ich Bennie immer noch fest an mich drückte wie einen Anker.
Eine zweite Trage mit der anderen Insassin wurde an uns vorbei getragen. Mein Magen verkrampfte sich noch mehr. Kalter Schweis stand auf meiner Stirn, alles an Gefühl schien aus meinem Gesicht zu weichen. Ein schlaffer Arm hing von einer Seite der Trage. Ihre Augen waren Geschlossen, überall war Blut. Blut tränkte ihre langen blonden Haare, Blut tropfte auf den schneeweißen Boden, Blut sickerte durch ihren Pullover.
Jeder Anblick schien wie ein wahrgewordener Albtraum. Ohne es bewusst zu steuern, rappelte ich mich irgendwie vom Boden auf. Bennies Gesicht in meinem Schal vergrabend, strauchelte ich einige Meter von der Kreuzung weg und verschwand so schnell es nur ging.
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Valentin
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Alter: 39
Beiträge: 177



Beitrag16.07.2018 08:22

von Valentin
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Hallo Lindaa,

Dein Text ist wieder gut zu lesen.

Den Abschnitt ab
Zitat:
Diese Worte trafen mich wie ein harter Schlag in die Magengrube
finde ich gut. Davor plätschert es mir noch zu sehr dahin.

Ich weiß nicht, ob du das willentlich eingebaut hast, aber mir gefällt es. Etwas vor dem genannten Abschnitt hast du Sätze, die als sehr subtiles Foreshadowing angesehen werden können:

Zitat:
Die Geräusche um mich herum verschwammen allmählich zu einem eintönigen Brei, als hätte ich Wasser in den Ohren.

„Sie müssen ruhig bleiben, wir werden ihrer Schwester helfen, doch währenddessen müssen sie schon vor ins Krankenhaus“, drang die Stimme einer Sanitäterin durch das Tosen in meinen Ohren.



Ich verstehe jedoch nicht, wieso du dich so lange mit der Beschreibung der Situation aufhältst. Von "Komm her" bis "schluchzte die Frau"
Falls ich es richtig verstanden habe, hat deine Protagonistin ein eidetisches Gedächtnis. Ihre Fähigkeit würde - für mich - besser rüberkommen, wenn du ihre Flashbacks detaillierter beschreibst.
Z.B. Als die Schwester ertrinkt. Hatte sie vielleicht einen Ohrring an, der im trüben Wasser funkelte. Oder erinnert sich die Prota noch haargenau an den Geschmack des Wassers. Oder hat sich das Bild eingebrannt, als ein Äderchen im Auge ihrer Schwester platzen von der Nasenwurzel zur Iris -ein ausgefranster roter Wollfaden. Hatte sie ein blaues Tüllkleid an, das wie ihre Haare, sich im Wasser bauschte. So etwas halt. Momentan empfinde ich sie als eine ganz normale Frau.

Und was wäre, wenn deine Prota aufgrund ihrer Begabung der aktuellen Umgebung weniger Beachtung schenken würde? Dafür aber die Rückblenden stets ausgeschmückt sind. Also so gesehen, die Beschreibungen des Hier und Jetzt auf ein Minimum kürzen und dafür die Rückblenden detaillierter darstellen. Keine Ahnung, ob es funktioniert. Letztlich musst du entscheiden, ob dir die Idee lohnenswert für deine Geschichte erscheint und ob du es ausprobieren willst. Schließlich bleibt auch die Arbeit an dir hängen. Smile

Kleinigkeiten:

Am Ende eines Paragraphen hast du häufig noch ein Leerzeichen und zwischen drin auch mal doppelte. Das ist hier nicht weiter schlimm, wenn du es irgendwann mal veröffentlichen willst, könnte der ein oder andere darüber fluchen.

- Ich zuckte erschrocken zusammen, wirbelte herum KOMMA bis ich die Quelle des Lärmes sah.
- Wie gelähmt stand ich da und lies den Dingen seinen ihren Lauf.
- Beide waren schrecklich verdellt  - ich weiß, was du meinst. Eventuell wäre verbeult ein passenderes Wort.
- Anders als die Insassen des anderen Fahrzeuges, um welches sich die Rettungskräfte schaarten scharten.
- ob mehr zu seiner oder meiner eigenen Bruhigung. TYPO
- stechender Schmerz im Brustkorm abgelöst. TYPO
- Kalter Schweis Schweiß stand auf meiner Stirn.
- Ihre Augen waren Geschlossen. TYPO



BG
Calvin


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rieka
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Beiträge: 816



Beitrag16.07.2018 13:53

von rieka
Antworten mit Zitat

Ich würde weiterlesen. Ich finde, es geschieht ungeheuer viel. In der Protagonistin geht die Post ab, sie wird von einem aktuellen und einem zurückliegenden Erleben überwältigt, das sie in einen Flashback treibt. Sie bleibt gleichzeitig in engem Kontakt zum kleinen Bruder, den sie schützen will und muss und der aufgrund ihres Überwältigt-seins allerdings etwas zu kurz kommt. Was in einem solchen Geschehen auch sein darf. Schließlich wird die Protagonistin ja hart konfrontiert.
 
Also, ich würde erst mal weiterlesen, weil mir der Einstieg gefällt. Da ich kein intensiver Fantasy-Fan bin, könnte es sein, dass ich später wieder aussteige.

Über einige kleine Dinge stolperte ich. Ich liste sie mal auf. Bisher scheinen einige dieser Ungereimtheiten nur aus meiner Sicht zu bestehen. Schau also, ob du sie annehmen magst.
Einen kleinen Rat noch wegen ein paar Rechtschreibfehlern. Die lassen sich hier im Forum leicht überprüfen, indem du im Texteingabekästchen den Kontroll-Link, GEROLD heißt er, rechts oben aktivierst.
Jetzt zum Text:

 
lindaa hat Folgendes geschrieben:
„Komm her“, forderte ich meinen kleinen Bruder an der Ampel auf und streckte ihm meine Hand hin. Mit kalten Fingern nahm er sie entgegen und grinste zu mir nach oben, wobei seine kleine Nase fast so rot leuchtete, wie die Ampel.
Einige Sekunden standen wir so da und warteten. Plötzlich riss mich ein grausam lauter Knall aus meinen Gedanken, er hallte über die ganze Kreuzung und lies ließ = von lassen alle Passanten wie angewurzelt stehen bleiben. Ich zuckte erschrocken zusammen, wirbelte herum bis ich die Quelle des Lärmes sah.
Hier entstand mir ein seltsames Bild. Prota wirbelte und wirbelte BIS sie die Quelle des Lärmes sah. Vielleicht würde ein "wirbelte herum UND sah die Quelle des Lärms" weniger verwirrend auf mich wirken.
 Zwei Autos waren mit voller Wucht zusammengekracht. Wie in Zeitlupe wurde eines davon in die Luft katapultiert. Es war, als würde die Zeit für einen kurzen Moment stehen bleiben. Sogar die Schneeflocken schienen vor Schreck gemeinsam mit dem PKW in der Luft zu verharren.
Hier erschrecken durch deine Formulierung die Schneeflocken. Eigentlich aber erschrickt die Protagonistin und vor ihren Augen hält das Bild vom Auto und den Schneeflocken an. Mir scheint es klarer, wenn du schreibst: Sogar die Schneeflocken schienen in meinem Schreck gemeinsam …..  
Niemand bewegte sich, fast kein Geräusch war zu hören. Alle starrten wie gebannt auf die Unfallfahrzeuge. Erst nachdem das Auto mit einem erneuten Knall auf der harten Straße aufkam, Der Begriff ‚aufkam‘ ist umgangssprachlich zwar geläufig, in einem Buch würde ich ein Wort wie ‚aufprallen, aufschlagen etc.“ nehmen.     sammelten sich langsam meine Gedanken. Es war,  als würde ich aus einem Albtraum erwachen. Vereinzelte entsetzte Schreie, Hupen, der verzweifelte Ruf nach einem Krankenwagen. Wie wild gewordene Tiere, sammelten sich Schaulustige um den Unfallort. Der Mann neben uns griff nach seinem Telefon und wählte den Notruf, mehrere Menschen liefen auf die Straße um nach den Autofahrern zu sehen.  Bennies starre Hand umklammerte meine, voller Grauen fixierte er die Autos.
„Bennie“, murmelte ich schnell und ging vor ihm in die Hocke. Er sollte nicht mit ansehen müssen, was dort geschah. Mein kleiner Bruder starrte mich an, sein Blick war leer und seine Augen füllten sich mit Tränen. Mit tauben Armen drückte ich ihn fest an mich und nahm ihn hoch.
Ich drehte sein Gesicht weg von der Straße, und starrte auf das Geschehen. Schuldgefühle der Nutzlosigkeit ich empfinde dies etwas holperig. "ich fühlte mich nutzlos und bekam Schuldgefühle", rutscht mir besser durch. Das meinst du doch, nicht wahr, dass sie Schuldgefühle hat, weil sie sich nutzlos fühlt? übermannten mich. Wie gelähmt stand ich da und lies ließ = von lassen den Dingen seinen Lauf. Benommen sah ich zu, wie Rettungswägen, Feuerwehr und Polizei eintrafen. Die funklenden GEROLD möchte arbeiten smile   Weihnachtslichter tauchten alles in ein verstörend behagliches Licht. Ich wusste, ich hätte helfen sollen.
Dieser Satz irritierte mich etwas. Warum meinte sie, helfen zu sollen. Es hatten doch schon so viele Menschen zugegriffen und geholfen und sie hatte etwas ganz Wichtiges zu tun. Nämlich ihren Bruder zu schützen. Für mich bekommt dieser Satz nur dann einen Sinn, wenn sich diese Aussage auf etwas noch Verstecktes, z.B.  eine Erinnerung, den früheren  Unfall, bezieht. Dann aber fände ich es besser, wenn da stände: Ich hatte das Gefühl, ich hätte helfen sollen.
Einfach irgendetwas tun sollen. Doch ich konnte nicht. Die Geräusche um mich herum verschwammen allmählich zu einem eintönigen Brei, als hätte ich Wasser in den Ohren. Das laute Pochen meines eigenen Blutes war das Einzige, das ich noch hören konnte.
Ein Auto lag auf dem Dach. Beide waren schrecklich verdellt,
Na, das Auto hatte doch bestimmt bei dem Ablauf mehr Schäden als ein paar Dellen. smile  Es muss doch furchtbar verbeult, verbogen und eingedrückt gewesen sein? Wie du im Folgenden auch beschreibst. Das Wort verdellt ist mir hier zu schwach.
die Airbags waren aufgesprungen und ein unangenehm verbrannter Geruch zog über die Kreuzung. Der Fahrer des anderen Autos rannte aufgebracht War der Fahrer nach diesem Unfall tatsächlich aufgebracht? Für unmöglich halte ich das nicht. Aber für ungewöhnlich. Er war vermutlich ziemlich schockiert. Nun ja, Manche reagieren im Schock aggressiv. Trotzdem die Frage. Ist es das, was du meinst? Aufgebracht, aggressiv?  umher. Es war ein junger Mann mit dunklen Haaren, sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Er schien wohlauf zu sein. Anders als die Insassen des anderen Fahrzeuges, um welches sich die Rettungskräfte schaarten. GEROLD möchte arbeiten smile  

Was sollte ich nur tun? Wir hätten einfach gehen können, doch irgendwas schien mich an Ort und Stelle zu halten. Fest umklammerte ich Bennie, wobei ich nicht sagen konnte ob mehr zu seiner oder meiner eigenen Bruhigung. GEROLD möchte arbeiten smile  
Die Fahrerin konnte befreit werden, Rettungskräfte hieften GEROLD möchte arbeiten smile  
sie auf eine Trage. Wie wild fuchtelte sie um sich, deutete auf das Fahrzeug, wo weitere Helfer noch versuchten, die Beifahrerin zu bergen.
„Sie müssen ruhig bleiben, wir werden ihrer Schwester helfen, doch währenddessen müssen sie schon vor ins Krankenhaus“, „vor ins Krankenhaus“ ist gebräuchliche Sprache. Im Buch würde ich schreiben: müssen sie schon voraus fahren ins Krankenhaus
drang die Stimme einer Sanitäterin durch das Tosen in meinen Ohren.
„Ich gehe nirgendwo hin, ohne meine Schwester! Mir geht es gut!“, schluchzte die Frau.
Diese Worte trafen mich wie ein harter Schlag in die Magengrube, sie gaben mir den Rest. Schwester. Langsam verschwamm das Bild der Straße vor mei nen Augen. Nur zu gut konnte ich das Leid der Fahrerin nachvollziehen.
An dieser Stelle würde ich eine neue Zeile oder einen Absatz machen. Denn du eröffnest einen anderen Blickwinkel, du lässt die Protagonistin in die Vergangenheit schauen.  
Ein grauenhaftes Bild schoss mir durch den Kopf, meine eigene Schwester, Sarah auf dem Beifahrersitz unseres Autos. Ihre blonden Haare wirbelten träge durch das Wasser um ihren Kopf. Ihr Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, nur Blasen kamen heraus. Stechender Schmerz in meinem Brustkorb. Ich bekam keine Luft, Wasser füllte meine Lungen.
„Geht es ihnen gut?“. Eine dumpfe Stimme von ganz weit weg. „Hallo, alles in Ordnung?“. Jemand umgriff meine Schulter.
Hektisch schnappte ich nach Luft. Sirenengeheul, wildes Hupen und der Tumult der Passanten kehrten zurück. Stechender Schmerz im Brustkorm GEROLD möchte arbeiten smile  abgelöst durch pochende Schmerzen in den Knien. Ein Mann mittleren Alters stand neben mir und beäugte mich misstrauisch.
Meinst du wirklich misstrauisch. Hat er Grund zu Skepsis? Oder meinst du, er schaut besorgt, oder aufmerksam, oder ängstlich?
Ich war auf den Boden gesunken, mit den Knien hart auf dem vereisten Teer gelandet, während ich Bennie immer noch fest an mich drückte wie einen Anker.
Eine zweite Trage mit der anderen Insassin wurde an uns vorbei getragen. Mein Magen verkrampfte sich noch mehr. Kalter Schweis GEROLD möchte arbeiten smile    stand auf meiner Stirn, alles an Gefühl schien aus meinem Gesicht zu weichen. Ein schlaffer Arm hing von einer Seite der Trage. Ihre Augen waren Geschlossen, überall war Blut. Blut tränkte ihre langen blonden Haare, Blut tropfte auf den schneeweißen Boden, Blut sickerte durch ihren Pullover.
Jeder Anblick schien wie ein wahrgewordener Albtraum. Ohne es bewusst zu steuern, rappelte ich mich irgendwie vom Boden auf. Bennies Gesicht in meinem Schal vergrabend, strauchelte ich einige Meter von der Kreuzung weg und verschwand so schnell es nur ging. .  
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