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Egon Rufus


 
 
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Herr N.
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 293
Wohnort: Augsburg


Beitrag05.07.2018 23:39
Egon Rufus
von Herr N.
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Egon Rufus

Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig. Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.



_________________
Das Herrliche:
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Catalina
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 51
Beiträge: 427
Wohnort: Kehdingen


Beitrag06.07.2018 01:24

von Catalina
Antworten mit Zitat

Hab's jetzt dreimal gelesen und mehr als das fällt mir noch immer nicht ein: Love it! What a ride! and Yes, I did!
 Very Happy
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4943
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Beitrag06.07.2018 06:25

von gold
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Hat was.Vor allem der Genrebruch bzw. -wechsel. Es wirkt auf mich wie eine Parodie auf fantasy.

Lg gold
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Anoa
Geschlecht:weiblichLeseratte
A

Alter: 67
Beiträge: 143
Wohnort: Berlin


A
Beitrag06.07.2018 09:49
?
von Anoa
Antworten mit Zitat

Lieber N.,

es ist doch immer wieder interessant, auf was man kommt, wenn man erst einen Namen hat. Ich merke das auch beim Spielen. Sobald ich einer Spielfigur einen Namen gegeben habe, bekommt sie für mich einen Charakter.

Egon Rufus: nicht schlecht. Weiter so und weiter mit dem spielerischen Umgang mit Genres.

Anoa


_________________
Mona Ullrich, Berlin
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.07.2018 13:45

von Constantine
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Mein lieber Herr N,

erst neulich dachte ich an dich und kurz darauf, hier, ein (Text-) Lebenszeichen von dir. Gedankenübertragung? Wer weiß...
Schön, vor dir zu lesen.

Zu deinem Text:
Das ist so ein Blutegel-Text (sehr positiv von mir gemeint), der sich angesaugt hat, an mir "knabbert", aber sich noch bedeckt hält.
Sehr atmosphärisch, viel Natur und Symbolträchtiges vereint.
Ein Text, der nachwirkt und es wird noch dauern, bis ich für mich den Text gedanklich "sortiert" habe.

LG
Constantine
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.07.2018 13:46

von Constantine
Antworten mit Zitat

p,s.:
Zitat:
Kindergeschichte 0-2 Jahre

 Laughing
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
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Beitrag06.07.2018 18:06

von gold
Antworten mit Zitat

Constantine hat Folgendes geschrieben:
p,s.:
Zitat:
Kindergeschichte 0-2 Jahre

 Laughing


das hab´ich erst jetzt gelesen!!! Laughing lol Laughing
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Constantine
Geschlecht:männlichBücherwurm


Beiträge: 3311

Goldener Sturmschaden Weltrettung in Bronze


Beitrag06.07.2018 18:10

von Constantine
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gold hat Folgendes geschrieben:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
p,s.:
Zitat:
Kindergeschichte 0-2 Jahre

 Laughing


das hab´ich erst jetzt gelesen!!! Laughing lol Laughing

Wenigstens etwas, wofür mein Doppelpost gut war.

Und damit es keine Missverständnisse gibt, eine Vertipperli-Korrektur:
Constantine hat Folgendes geschrieben:
Schön, vor dir zu lesen.

von

LG
Constantine
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gold
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4943
Wohnort: unter Wasser
DSFo-Sponsor


Beitrag06.07.2018 18:18

von gold
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Constantine hat Folgendes geschrieben:
Mein lieber Herr N,

erst neulich dachte ich an dich


ich dachte auch mal an dich, Herr N, und fand es schade, dass es nichts mehr von dir hier zu lesen gab. Es war nur schon eine Zeit her. Wink
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Heidi
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1425
Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag06.07.2018 21:24

von Heidi
Antworten mit Zitat

N. Shocked Smile

Ich hab dich gar nicht kommen hören. Hast dich angeschlichen und mich fast erschreckt. Wie schön, dich zu sehen. Ich hoffe, du holst dir deine Kommentare auch ab?

Egon Rufus also, der Schwerstarke in Rot strebt in die Vergangenheit hinein anstatt der Lebensbahn in Richtung vorwärts zu folgen, fragt sich zwar noch, nein, nicht sich, den Schaffner – ihn deute ich aber als ihm zugehörig, in Egon lebend, sein innerer Antrieb vielleicht, oder derjenige, der Ich sagt – und der versichert ihm auch noch mehrmals:
Jo, letzte Haltestelle. Das klingt hart in mir nach, wie ein emotionaler Suizid. Als wäre Rufus es lieber, nicht mehr zu leben und um es irgendwie zu beenden zieht er sich in sich selbst zurück, schottet sich ab; er lebt und ist leblos dabei, steigt aus der Bahn und schnallt sich den Stock auf den Rücken. Vielleicht hatte er ihn vorher im Arsch? Er hat sich selbst zu etwas gemacht, was er nicht ist? Weil die Welt ihn humorlos, pedantisch, unflexibel geformt hat?
Jetzt kommt der Stock raus, wird von innen nach außen gestülpt, stützt den Rücken. Rufus kann aufrecht gehen und hat nun sogar eine Stirnlampe und so eine kann leuchten, tut sie dann auch; Egon leuchtet sich seinen Weg, entdeckt die Kirchruine. Für mich ein Bild voller Emotionen. Die Kirche ist kaputt. Was ist eine Kirche? Ein Gebäude, in dem man betet, zu sich kommt, selig ist vielleicht, Halt findet, seinen Frieden findet, an etwas glaubt. Rufus erkennt nun, weil er dank Stock aufrecht geht, dass es eine Ruine gibt (erlebe ich als Bild einer inneren Zerstörtheit, irgendwas ist kaputt in ihm, etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist, vielleicht). Vorher hat er das möglicherweise nicht gewusst. Er ist immer nach hinten gelaufen, aber der Schaffner hat im glücklicherweise mit Nachdruck vermittelt: Hier aussteigen, guck dir mal an, was hier los ist: Ruine, alles kaputt und Egon schaut sich an, was er anschauen muss. Klar, das ist kein gemütlicher Zustand, Egon fällt es schwer dorthinzuschauen und jetzt wirds richtig surreal (na ja, wars bis hierhin auch schon, aber jetzt noch mal einen Gang höher).
Egon schafft es nicht in sich zu ruhen und all den Müll vor ihm zu betrachten, es macht ihn fertig und ihm bleibt nichts weiter als sich in einen Wolf zu verwandeln. Was ist ein Wolf? Ein Rudeltier, ein Nachttier (für mich, meinem Empfinden nach), auf der einen Seite sozial, empfindsam, auf der anderen Seite ein Raubtier, auch stark von Instinkten (klar, ist ja Tier) angetrieben. Und Wölfe wurden fast ausgerottet, weshalb ich in Wölfen auch das Bild des Außenseiters sehe (das ist eine sehr unzureichende Kurzfassung zu Wölfen, da ginge noch mehr, aber ich will mich nicht ganz so arg ausdehnen).
Egon, nun ganz Wolf, tut, was er tun muss: Dort Schaf, also Biss (in den Nacken) und jede Menge Blut (ich sehe viel Blut, vielleicht von dir nicht so gedacht). Noch komme ich dem Schaf nicht so nahe. Etwas unschuldiges, was mal eben dem Egon über den Weg gelaufen ist? Ich erlebe es im Text so, dass er es reißt, weil er nur aus seinem Instinkt heraus handelt. Es ist erst mal völlig egal, ob Schaf oder Ziege. Vielleicht wäre mir ein anderes Tier auch lieber, weil Schafe so –
nein, jetzt fällts mir ein. Ein Schaf hat Wolle, ja die Wolle sie ist warm, könnte den Egon wärmen, aber genau das will er in seiner Instinkt-Wolfsgestalt nicht. Er ist ja völlig außer sich, wegen der Ruine und nun kommt da dieses Schaf, er reißt es lieber, anstatt seine Wärme anzunehmen und erst als es nicht mehr blutet verschwindet es aus seinem Bewusstsein und er bastelt einen Kreis.
So einer ist in sich geschlossen, ein Bild für Harmonie, Innenraum. Egon kommt also wieder zu sich, nachdem er Blut gesehen hat (vielleicht auch ein Bild für Streit, weil durch Reibung Wärme entsteht). Das Basteln erlebt er als heftig. Es fällt ihm offensichtlich schwer, wieder zu sich zu kommen. Im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen. Eine komplizierte Stelle. Ich krieg sie kaum interpretiert. Ehe er den Kreis bastelt hat sich hintergründig schon der Beginn all dessen abgezeichnet? Vielleicht in die Richtung. Schwierig.
Und nun wirds richtig düster-surreal. Du bleibst deinem Stil treu und haust arg mit derb-schleimigen Bildern um dich. Mag ich, weil diesmal nicht ganz so adjektivlastig.
Platzende Wälder: ein Wald, ein geheimnisvoller Ort. Im Märchen verirren sich dort oft Figuren. Hier platzt der Wald. Schön.
Tierquallen: lässt mich an Gedärme denken. Eine Qualle ist ein recht substanzloses Wesen, beinahe mehr Wasser als Tier. Eigentlich. Deshalb kann das Bild auch in eine andere Richtung gehen. Ich finde es von allen Bildern noch am wenigsten ausgereift. Tier davor halte ich nicht für stimmig. Da ginge mehr.
Graskrüppel: Da hüpft ein Krüppel im Gras. Das klingt lustig. Oder das Gras ist Krüppel. Es wächst nix mehr? Tod schlechthin.
Darmschnecken: Schnecken, die im Darm ihre Nahrung finden. Sehr appetitlich. Mag ich. Sie sind auch klitschig, klar, Schnecken. Und der Himmel ist rot; passt wieder zum Rufus-Nachnahmen, den ich mir zinnobrig vorstelle, ein feuriges, aggressives Rot – erlebe ich auch hier im Hysterie-Himmelsteil. Die eingeklammerten (Frauen) – wundervoll. N. hier bringst du mich zum lachen. Das ist so trocken-humorig. Ich halts nicht aus. Dieses krasse Bild, alles sinkt darnieder, die Begriffe, die eine Düsternis erzeugen, gemalt in den entgegensetzlichsten Farben, aber so dunkel in ihrer Beschaffenheit und dann doch wieder mit einem reinen Klecks dazwischen, und dann dieser Hysterie-Himmel. Psychose ausgelöst durch Frau? Egon Rufus: Ich lache und weine mit ihm.
Und das Feuer-Düsternis-Bild wird gelöscht durch den neuen Satz. Es folgen Kaltsteine, die Egon offensichtlich wieder aus diesem Bild zerren, er spürt sich wieder. Das nassweiße Holz erinnert mich an einen Menschen, der aus einem Albtraum erwacht. Egon hat die Hysterie-Szene vielleicht geträumt, nun ist sein Leib (Holz) mit kaltem Schweiß überzogen und bleich vor Angst. Es folgt noch der Sinneseindruck, der Geruch, der in meiner Nase übel riecht. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen warum. Oder möchtest du, dann mach ich noch?

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.


Das hier empfinde ich als zu viel. Braucht Text nicht. Der Schluss verliert für mich dadurch sogar an Wirkung.  

Auffällig ist die Klassifizierung. Das ist - ich bin mir ziemlich sicher - der erste Text von dir, den du klassifiziert hast. Und dann auf so trockene Art; ich musste lachen, als ich das gesehen habe. Der Text beginnt also noch vor dem Titel trocken-humorig, geht dann tief hinein bis in den Abgrund, verliert den Humor dennoch nicht. Ich denke, das ist seine Stärke, aber auch die Farben, mit denen du malst. Das Hysterie-Himmels Bild ist wirklich klasse geworden, ich sehe die Farbigkeit vor mir: zinnoberrot, viollett, schwarz, ein Hauch zitronengelb. Sehr kräftig alles und zerstörerisch. So in die Richtung und noch viel mehr. Da wirft mich Egon Rufus in eine andere Welt, die so abgedreht, er zeigt mir seinen Abgrund. Nicht schlecht.

So, Text ist halbwegs nackig, ich geh jetzt.

Heidi

Ach ja, zur Blutstelle wollte ich noch was sagen, was zum Verbessern, hab jetzt aber gerade keine Lust mehr. Also: wenn du noch was hören magst, sag einfach Bescheid.
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Herr N.
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Beitrag06.07.2018 23:33

von Herr N.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

hallo catalina,

freut mich, dass dir das kleine schauspiel hier zusagt.
jedoch:
Catalina hat Folgendes geschrieben:
and Yes, I did!
 Very Happy


... was genau du tatest, würde mich jetzt aber schon interessieren?


---------------

gold hat Folgendes geschrieben:
Hat was.Vor allem der Genrebruch bzw. -wechsel. Es wirkt auf mich wie eine Parodie auf fantasy.

Lg gold


liebe gold,
vielen dank für deinen besuch. magst du den von dir angesprochenen genrebruch noch genauer erläutern? kann den selbst nämlich nicht erkennen (aber das muss ja nichts heißen Razz )

--------------

Anoa hat Folgendes geschrieben:

Lieber N.,

es ist doch immer wieder interessant, auf was man kommt, wenn man erst einen Namen hat. Ich merke das auch beim Spielen. Sobald ich einer Spielfigur einen Namen gegeben habe, bekommt sie für mich einen Charakter.

Anoa


hallo anoa,
noch will sich mir dein kommentar, in bezug zum text, nicht erschließen. irgendwie scheinen hier parallelen zu irgendwelchen spielen für dich augenscheinlich. magst du das noch etwas ausführen?
lg und danke für's reinlesen

--------------

Constantine hat Folgendes geschrieben:

Mein lieber Herr N,

erst neulich dachte ich an dich und kurz darauf, hier, ein (Text-) Lebenszeichen von dir. Gedankenübertragung? Wer weiß...
Schön, vor dir zu lesen.

Zu deinem Text:
Das ist so ein Blutegel-Text (sehr positiv von mir gemeint), der sich angesaugt hat, an mir "knabbert", aber sich noch bedeckt hält.
Sehr atmosphärisch, viel Natur und Symbolträchtiges vereint.
Ein Text, der nachwirkt und es wird noch dauern, bis ich für mich den Text gedanklich "sortiert" habe.

LG
Constantine


also constantine,

du dachtest also erst kürzlich an mich. das ehrt mich - is ja klar. und jetzt muss ich natürlich genau wissen, in welche richtung diese gedanken gingen? war's nachts, im schlaf? als du spazieren gingst? Twisted Evil
freut mich, dass sich der kleine text an dich heranknabbern konnte. vielleicht beschenkst du mich bald ja noch mit ein paar zeilen zu eben diesem Wink
danke dir mal wieder.
n.

--------------


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Herr N.
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Beitrag07.07.2018 00:55

von Herr N.
pdf-Datei Antworten mit Zitat

heidi

Zitat:
N. Shocked Smile

Ich hab dich gar nicht kommen hören. Hast dich angeschlichen und mich fast erschreckt. Wie schön, dich zu sehen. Ich hoffe, du holst dir deine Kommentare auch ab?


du wirst mich bereits ganz gut kennen und somit genau wissen, dass ich mir kommentare überhaupt und gar nicht 'abhole' Du-Du-Du! . ich freue mich, wenn es überhaupt welche gibt. und sind sie dann so ausführlich wie deiner - umso mehrstens.

Zitat:
Egon Rufus also, der Schwerstarke in Rot strebt in die Vergangenheit hinein anstatt der Lebensbahn in Richtung vorwärts zu folgen, fragt sich zwar noch, nein, nicht sich, den Schaffner – ihn deute ich aber als ihm zugehörig, in Egon lebend, sein innerer Antrieb vielleicht, oder derjenige, der Ich sagt – und der versichert ihm auch noch mehrmals:
Jo, letzte Haltestelle. Das klingt hart in mir nach, wie ein emotionaler Suizid. Als wäre Rufus es lieber, nicht mehr zu leben und um es irgendwie zu beenden zieht er sich in sich selbst zurück, schottet sich ab; er lebt und ist leblos dabei, steigt aus der Bahn und schnallt sich den Stock auf den Rücken. Vielleicht hatte er ihn vorher im Arsch? Er hat sich selbst zu etwas gemacht, was er nicht ist? Weil die Welt ihn humorlos, pedantisch, unflexibel geformt hat?


sehr komplexe lesart, die du dir erarbeitet hast. rufus als ein in die vergangenheit fliehender, sogar suizidal. du wirfst fragen auf, die ich dir leider nicht beantworten kann - und eventuell der text auch nicht? muss man sehen. du kennst meinen standpunkt zu interpretationsvariationen. mich lässt deine initiale lesart jedenfalls ratlos und gleichzeitig fasziniert zurück. ich kann mir auch vorstellen, dass der schaffner eine kreation egons ist, das klingt in dem sinne plausibel, als dass es egons inneren zwiespalt hervorbringt. denn das hadern allein, ob man nun denn tatsächlich am zielort angekommen ist, spiegelt ja solch ein innerer dialog wider - sei er auch mit einer erdachten zweitpersönlichkeit seiner selbst geführt.

Zitat:
Jetzt kommt der Stock raus, wird von innen nach außen gestülpt, stützt den Rücken. Rufus kann aufrecht gehen und hat nun sogar eine Stirnlampe und so eine kann leuchten, tut sie dann auch; Egon leuchtet sich seinen Weg, entdeckt die Kirchruine. Für mich ein Bild voller Emotionen. Die Kirche ist kaputt. Was ist eine Kirche? Ein Gebäude, in dem man betet, zu sich kommt, selig ist vielleicht, Halt findet, seinen Frieden findet, an etwas glaubt. Rufus erkennt nun, weil er dank Stock aufrecht geht, dass es eine Ruine gibt (erlebe ich als Bild einer inneren Zerstörtheit, irgendwas ist kaputt in ihm, etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist, vielleicht). Vorher hat er das möglicherweise nicht gewusst. Er ist immer nach hinten gelaufen, aber der Schaffner hat im glücklicherweise mit Nachdruck vermittelt: Hier aussteigen, guck dir mal an, was hier los ist: Ruine, alles kaputt und Egon schaut sich an, was er anschauen muss.


der stock als weggeschnallte stütze. als ein ersatzrückgrat, dass man nur bei bestimmten etappen gebrauchen muss - mir gefällt diese interpretation gut, war so aber mal gar nicht gedacht. dass egon allerdings erstaunt über die ruine ist, dass kann ich so nicht nachvollziehen. denn fragt er ja eingangs eindeutig den schaffner, ob dieser ihn auch tatsächlich an der letzten haltestelle hinauslässt, ein zeichen also, dass egon exakt zu eben dieser letzten haltestelle muss - und dies auch konkret weiß. egon ist sich also bewusst, zu welchem ort er möchte und dass es sich natürlich um die ruine der kirche handeln wird, die er auffinden wird. allerdings wirkt egon schon auch an vielen stellen 'ferngesteuert' und fast so, als wolle er sich auch bewusst (einmal?) treiben lassen. dies kann natürlich zu so einem verständnis der szene führen.

Zitat:
... Und Wölfe wurden fast ausgerottet, weshalb ich in Wölfen auch das Bild des Außenseiters sehe (das ist eine sehr unzureichende Kurzfassung zu Wölfen, da ginge noch mehr, aber ich will mich nicht ganz so arg ausdehnen).
Egon, nun ganz Wolf, tut, was er tun muss: Dort Schaf, also Biss (in den Nacken) und jede Menge Blut (ich sehe viel Blut, vielleicht von dir nicht so gedacht). Noch komme ich dem Schaf nicht so nahe. Etwas unschuldiges, was mal eben dem Egon über den Weg gelaufen ist? Ich erlebe es im Text so, dass er es reißt, weil er nur aus seinem Instinkt heraus handelt. Es ist erst mal völlig egal, ob Schaf oder Ziege. Vielleicht wäre mir ein anderes Tier auch lieber, weil Schafe so –
nein, jetzt fällts mir ein. Ein Schaf hat Wolle, ja die Wolle sie ist warm, könnte den Egon wärmen, aber genau das will er in seiner Instinkt-Wolfsgestalt nicht. Er ist ja völlig außer sich, wegen der Ruine und nun kommt da dieses Schaf, er reißt es lieber, anstatt seine Wärme anzunehmen und erst als es nicht mehr blutet verschwindet es aus seinem Bewusstsein und er bastelt einen Kreis.


ein aussenseiter - dem aber scheinbar aus dem nichts heraus, wie per regie, ein schaf über den weg gehetzt wird. pünktlich zum auftritt und eventuell sogar etwas verspätet, was die hektik im lauf des schafes erklären könnte Wink
und warum dann erst blut dort ist und dann auch schon wieder nicht - alles wirkt irgendwie konstruiert und wie auf egons kurzzeitiges verlangen zugeschnitten. könnte man meinen ...

Zitat:
So einer ist in sich geschlossen, ein Bild für Harmonie, Innenraum. Egon kommt also wieder zu sich, nachdem er Blut gesehen hat (vielleicht auch ein Bild für Streit, weil durch Reibung Wärme entsteht). Das Basteln erlebt er als heftig. Es fällt ihm offensichtlich schwer, wieder zu sich zu kommen. Im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen. Eine komplizierte Stelle. Ich krieg sie kaum interpretiert. Ehe er den Kreis bastelt hat sich hintergründig schon der Beginn all dessen abgezeichnet? Vielleicht in die Richtung. Schwierig.


vielleicht liegts auch an der unendlichkeit die im symbol liegt. denn dann kann man sich das im hintergrund bereits begonnene und aber später auch im jetzt vollendete erklären, das ja zeitlich für egon eigentlich realistischerweise nicht schaffbar ist, da er ja in der erzählten zeit erst wenige augenblicke vor dem angriff auf das schaf angekommen ist.

Zitat:
Und nun wirds richtig düster-surreal. Du bleibst deinem Stil treu und haust arg mit derb-schleimigen Bildern um dich. Mag ich, weil diesmal nicht ganz so adjektivlastig.
Platzende Wälder: ein Wald, ein geheimnisvoller Ort. Im Märchen verirren sich dort oft Figuren. Hier platzt der Wald. Schön.
Tierquallen: lässt mich an Gedärme denken. Eine Qualle ist ein recht substanzloses Wesen, beinahe mehr Wasser als Tier. Eigentlich. Deshalb kann das Bild auch in eine andere Richtung gehen. Ich finde es von allen Bildern noch am wenigsten ausgereift. Tier davor halte ich nicht für stimmig. Da ginge mehr.


tierqualle ist in diesem kontext eher als verzerrte tierform gemeint. als eine art tierwucherung, etwas halbgewachsenes. ein fehler der natur.

Zitat:
Graskrüppel: Da hüpft ein Krüppel im Gras. Das klingt lustig. Oder das Gras ist Krüppel. Es wächst nix mehr? Tod schlechthin.
Darmschnecken: Schnecken, die im Darm ihre Nahrung finden. Sehr appetitlich. Mag ich. Sie sind auch klitschig, klar, Schnecken. Und der Himmel ist rot; passt wieder zum Rufus-Nachnahmen, den ich mir zinnobrig vorstelle, ein feuriges, aggressives Rot – erlebe ich auch hier im Hysterie-Himmelsteil. Die eingeklammerten (Frauen) – wundervoll. N. hier bringst du mich zum lachen. Das ist so trocken-humorig. Ich halts nicht aus. Dieses krasse Bild, alles sinkt darnieder, die Begriffe, die eine Düsternis erzeugen, gemalt in den entgegensetzlichsten Farben, aber so dunkel in ihrer Beschaffenheit und dann doch wieder mit einem reinen Klecks dazwischen, und dann dieser Hysterie-Himmel. Psychose ausgelöst durch Frau? Egon Rufus: Ich lache und weine mit ihm.


ich mag auf deine bilddeutung nicht eingehen, denn die ist individuell. ich freue mich aber, dass du lachst smile

Zitat:
Ich glaube, ich muss nicht erwähnen warum. Oder möchtest du, dann mach ich noch?


klar. mach doch mal Twisted Evil


Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.


Das hier empfinde ich als zu viel. Braucht Text nicht. Der Schluss verliert für mich dadurch sogar an Wirkung.  


kann ich akzeptieren. wirkung und ursache teilen sich ja manchmal die gleiche familie.


Zitat:
So, Text ist halbwegs nackig, ich geh jetzt.


und ich bedanke mich, dass du beim entkleiden hilfst. sehr schöne und intensive (vor allem natürlich individuelle) auseinandersetzung mit dem material. wie gewohnt, heidi. ganz lieben dank an dich Daumen hoch²

lg
n.



Zitat:
Ach ja, zur Blutstelle wollte ich noch was sagen, was zum Verbessern, hab jetzt aber gerade keine Lust mehr. Also: wenn du noch was hören magst, sag einfach Bescheid.


bescheid


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Catalina
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Wohnort: Kehdingen


Beitrag07.07.2018 09:40

von Catalina
Antworten mit Zitat

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
hallo catalina,

freut mich, dass dir das kleine schauspiel hier zusagt.
jedoch:
Catalina hat Folgendes geschrieben:
and Yes, I did!
 Very Happy


... was genau du tatest, würde mich jetzt aber schon interessieren?


Climax! smile  Mental.

Langsam aufgebaut, abholend, mitnehmend, erzählend. Dann schneller, aufregender, verwirrender. Und dann hebt es ab wie eine Rakete, bis sich alles entlädt. Im Gegensatz zu Heidi könnte ich niemals auf den Schluss verzichten! lol2

Irgendwie erinnert mich Deine Geschichte an Auster und Lynch. Beide haben, mit unterschiedlichen Stilen und Mitteln, die Fähigkeit, durch Reduzierung und Abstraktion zu Verdichten und zu Fesseln.

Persönlich habt Ihr für mich eins gemeinsam: Es wirkt auf mich unglaublich intensiv, ganz ohne persönliche Interpretation. Oder vielleicht gerade deswegen, weil sich mir die Geschichten einer Interpretation zu entziehen versuchen? Ich habe immer das Gefühl, ich verstehe es. Für mich macht es Sinn. Gleichzeitig kann mein Verstand dem nicht folgen, für den ist es alle zu viel. Für mich als sehr kopflastigen Menschen ein seltenes und anregendes Erlebnis - normalerweise und viel zu oft ist es andersherum.
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Charlie Rose Kane
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Beiträge: 197
Wohnort: Leipzig


Beitrag07.07.2018 09:48

von Charlie Rose Kane
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*ggg*

ich liebe ja sowas. wirklich und wahrhaftig. wobei, das für mich keine kindergeschichte ist ... also, ich meine für so jung. ... eher eine allage-kurzgeschichte.

lg
dat rosie smile


_________________
~c.r.k. ~
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Heidi
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Wohnort: Hamburg
Der goldene Durchblick


Beitrag08.07.2018 21:25

von Heidi
Antworten mit Zitat

Hi N.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
du wirst mich bereits ganz gut kennen und somit genau wissen, dass ich mir kommentare überhaupt und gar nicht 'abhole' Du-Du-Du! .


stimmt, so gut kenne ich dich. Es kam ja auch schon vor.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ich freue mich, wenn es überhaupt welche gibt. und sind sie dann so ausführlich wie deiner - umso mehrstens.


Dass  dir die Ausführlichkeit meines Kommentars nicht entgangen ist, freut mich natürlich auch.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
sehr komplexe lesart, die du dir erarbeitet hast. rufus als ein in die vergangenheit fliehender, sogar suizidal.


Vielen Dank für dein Lob. Es war auch tatsächlich harte Arbeit Text schrittweise zu entkleiden. Beinahe wäre ich zu stürmisch vorgegangen, hab mich dann aber zusammengerissen.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
du wirfst fragen auf, die ich dir leider nicht beantworten kann - und eventuell der text auch nicht?


Text muss keine Fragen beantworten, das ist nicht seine Aufgabe; die Antworten hab ich in mir gefunden. Und ich erlebe Egon schon als eine Figur, die erst den Stock im Arsch hatte, deshalb auch humorlos, pedantisch vielleicht, aber der Stock geht dann ja raus aus dem Arsch und er schnallt ihn auf seinen Rücken. Es verändert sich was für ihn, es entwickelt sich was. Wohin die Entwicklung mit ihm geht, erfahre ich erst mal nicht bzw. gräbt er erst noch tiefer rein, um überhaupt zu dieser Auswickelei zu gelangen. Ich erlebe das Gesamtbild als ein "Graben im Unterbewusstsein". Egon holt etwas aus sich heraus, was er vorher nicht sehen wollte. Nun ist er bereit; die Stirnlampe hilft ihm dabei, auch der stützende Stock. Das nun meine ganz individuelle Leseart.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
muss man sehen. du kennst meinen standpunkt zu interpretationsvariationen. mich lässt deine initiale lesart jedenfalls ratlos und gleichzeitig fasziniert zurück.


Das ist doch eine gute Kombination. Was fasziniert dich daran? Was macht dich ratlos?

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ich kann mir auch vorstellen, dass der schaffner eine kreation egons ist, das klingt in dem sinne plausibel, als dass es egons inneren zwiespalt hervorbringt. denn das hadern allein, ob man nun denn tatsächlich am zielort angekommen ist, spiegelt ja solch ein innerer dialog wider - sei er auch mit einer erdachten zweitpersönlichkeit seiner selbst geführt.


Du hast plausibel gesagt. Yippie. Smile
Wenn der Schaffner eine Kreation Egons ist, dann wäre der Text tatsächlich noch psychotischer. Nein, nicht Text, sondern er als Figur. Persönlichkeitsspaltung. Weißt du, ich erlebe den Text von der ersten Zeile an als (seelisches, inneres) Bild. Alles, was da steht, erlebe ich von innen heraus erzählt, durch Egon. Im Grunde könnte es auch ein Traum sein. Deshalb der Spaltungsgedanke gerade (aber vielleicht ist Egon auch einfach nur im Zwiespalt mit sich). Der Schaffner ist ja derjenige der eine Bahn führt bzw. lenkt und die Bahn erlebe ich als Fortbewegungsmittel, auch als Teil von Egon, das ihm hilft voranzukommen (innerlich betrachtet). Jetzt sitzt er in der Bahn und kann sich fortbewegen, davor war er möglicherweise nicht in dieser Position. Die Bahn auch als Synonym für Auto. Auto - Selbst. Und der Schaffner ist eben die Person, die dieses Selbst lenkt (aber gleichzeitig zu Egon gehört, also nicht von ihm erschaffen ist, in meinem Lesen).

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

der stock als weggeschnallte stütze. als ein ersatzrückgrat, dass man nur bei bestimmten etappen gebrauchen muss - mir gefällt diese interpretation gut, war so aber mal gar nicht gedacht. dass egon allerdings erstaunt über die ruine ist, dass kann ich so nicht nachvollziehen. denn fragt er ja eingangs eindeutig den schaffner, ob dieser ihn auch tatsächlich an der letzten haltestelle hinauslässt, ein zeichen also, dass egon exakt zu eben dieser letzten haltestelle muss - und dies auch konkret weiß. egon ist sich also bewusst, zu welchem ort er möchte und dass es sich natürlich um die ruine der kirche handeln wird, die er auffinden wird. allerdings wirkt egon schon auch an vielen stellen 'ferngesteuert' und fast so, als wolle er sich auch bewusst (einmal?) treiben lassen. dies kann natürlich zu so einem verständnis der szene führen.


Das liegt daran, weil ich den Schaffner ja nicht von Egon abgetrennt erlebt habe. Klar, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann hast du recht. Trotzdem mag ich meine Interpretation recht gerne. Vielleicht auch, weil Egon ja nicht wissen kann, was ihn bei der letzten Haltestelle erwartet. Er weiß um die Kirchruine (obwohl Text das sehr verborgen andeutet). Er weiß: es ist die letzte Haltestelle, mit Ruine, aber was dann kommt? Wer weiß das schon? Würdest du es wissen? Ich nicht, da bin ich mir ziemlich sicher.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ein aussenseiter - dem aber scheinbar aus dem nichts heraus, wie per regie, ein schaf über den weg gehetzt wird. pünktlich zum auftritt und eventuell sogar etwas verspätet, was die hektik im lauf des schafes erklären könnte Wink
und warum dann erst blut dort ist und dann auch schon wieder nicht - alles wirkt irgendwie konstruiert und wie auf egons kurzzeitiges verlangen zugeschnitten. könnte man meinen ...


Ja, könnte man meinen. Ich schätze du weißt mehr, weil du ja der Regiemeister bist und nun machst du Andeutungen, ohne klar auszusprechen; vielleicht, um mich auf Text scharf zu machen. Du bist vielleicht einer. Ich dachte immer, Frauen wären fürs Drumrumreden zuständig.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
vielleicht liegts auch an der unendlichkeit die im symbol liegt. denn dann kann man sich das im hintergrund bereits begonnene und aber später auch im jetzt vollendete erklären, das ja zeitlich für egon eigentlich realistischerweise nicht schaffbar ist, da er ja in der erzählten zeit erst wenige augenblicke vor dem angriff auf das schaf angekommen ist.


Ein Kreis ist doch sehr endlich, eigentlich.
Ach so. Du meinst, dass das Schaf viel zu schnell kam, vorgeführt wurde, vom Regisseur und Egon war dann gezwungen, schnell zu handeln?
N. du verwirrst mich gerade.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

tierqualle ist in diesem kontext eher als verzerrte tierform gemeint. als eine art tierwucherung, etwas halbgewachsenes. ein fehler der natur.


Interessant. Hab ich anders gesehen, weil bei mir der Quallenbegriff eher flüssig mit Dehn- und Senkbewegungen gefüllt ist, auch beruhigend in der Bewegung. Und ein Tier, na ja, ist halt ein Tier.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
ich mag auf deine bilddeutung nicht eingehen, denn die ist individuell. ich freue mich aber, dass du lachst smile


Ich auch. Hast du auch gelacht?

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich glaube, ich muss nicht erwähnen warum. Oder möchtest du, dann mach ich noch?


klar. mach doch mal Twisted Evil


Ich mach das gerne für dich.
Phosphoros Lila: leuchtendes Lila, die "Verniedlichung" von Violett (Farbmischung aus rot und blau). Der Bezug zum chemischen Element Phosphor ist spürbar. Dieses Chemische tritt in meinem Lesen hervor, das liegt (auch) an den beiden anderen Geruchsbegriffen.
Hieße es fliederndes Lila, dann würde ich was anderes riechen.
Hornhart: hartes Horn, kein geschmeidiges, flexibles durchlässiges,
Mähnwurz: eine Mähne ist langes Tierhaar. Und hier ist es verwurzelt. Haar deute ich als stark mit dem Innenleben verbunden, wenn es sich als Wurzel verdichet, erlebe ich es ebenfalls als hart und unflexibel.
So viel Härte und Chemie kann nicht gut riechen.
Und klar ergibt sich der Geruch auch aus den davor-Textbildern und denen danach. Es geht doch recht apokalyptisch vor in Egons Welt.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.


Das hier empfinde ich als zu viel. Braucht Text nicht. Der Schluss verliert für mich dadurch sogar an Wirkung.  


kann ich akzeptieren. wirkung und ursache teilen sich ja manchmal die gleiche familie.


Ich denke schon die ganze Zeit über diese Aussage nach, finde aber keine Antwort. N. wie meinst du das?

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

und ich bedanke mich, dass du beim entkleiden hilfst. sehr schöne und intensive (vor allem natürlich individuelle) auseinandersetzung mit dem material. wie gewohnt, heidi. ganz lieben dank an dich Daumen hoch²


Ich hab Text sehr gerne ausgezogen. Was sich dann entblättert hat, war doch auch anregend für mich.

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Ach ja, zur Blutstelle wollte ich noch was sagen, was zum Verbessern, hab jetzt aber gerade keine Lust mehr. Also: wenn du noch was hören magst, sag einfach Bescheid.


bescheid


 Laughing

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Es blutet. Dann hört es auf [...]


Die Stelle ist meinem Empfinden nach, im Satzbau zu einfach geraten. Du wolltest hier hetzig schreiben, wie ich jetzt weiß, aber trotzdem finde ich, dass du dieses "Es blutet" / "Dann hört es auf" tatsächlich wie in einer Kindergeschichte für 0 - 2 Jahre einsetzt. Das geht besser. Vor allem, wenn man die Rest-Textsprache miteinbezieht.

Das wars auch schon.

LG Heidi
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gold
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Beitrag08.07.2018 21:39

von gold
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Zitat:
magst du den von dir angesprochenen genrebruch noch genauer erläutern? kann den selbst nämlich nicht erkennen (aber das muss ja nichts heißen Razz )


hallo Herr N,

naja, is ja nich schwer: Die Fahrt mit der Straßenbahn und die Ankunft an der Haltestelle ist Reality. Was folgt, Fantasy.

Aber, eigentlich schäme ich mich, weil Heidi so viel Differentiertes zu deinem Text geschrieben hat und ich so wenig. Embarassed Nicht umsonst hat sie den Rezensentenpreis gewonnen.

Liebe Grüße
gold
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Constantine
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Beitrag08.07.2018 23:36

von Constantine
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Hallo Herr N,

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

also constantine,

du dachtest also erst kürzlich an mich. das ehrt mich - is ja klar. und jetzt muss ich natürlich genau wissen, in welche richtung diese gedanken gingen? war's nachts, im schlaf? als du spazieren gingst? Twisted Evil

Es war zu verschiedenen Zeitpunkten, darunter auch bei einem Spaziergang und nicht nachts, eher abends, nicht im Schlaf, sondern vor dem Zubettgehen, und ... ja, ich denke, es war Gedankenübertragung. Ich gehe davon aus, dass du mich nicht gespürt hast?

Herr N. hat Folgendes geschrieben:
freut mich, dass sich der kleine text an dich heranknabbern konnte. vielleicht beschenkst du mich bald ja noch mit ein paar zeilen zu eben diesem Wink

Sollte nach dem Knabbern noch was von mir übrig sein, besteht die Möglichkeit deinen Wunsch positiv zu erfüllen.

LG
Constantine
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Herr N.
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Beitrag10.07.2018 21:52

von Herr N.
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Catalina hat Folgendes geschrieben:


Climax! smile  Mental.

Langsam aufgebaut, abholend, mitnehmend, erzählend. Dann schneller, aufregender, verwirrender. Und dann hebt es ab wie eine Rakete, bis sich alles entlädt. Im Gegensatz zu Heidi könnte ich niemals auf den Schluss verzichten! lol2

Irgendwie erinnert mich Deine Geschichte an Auster und Lynch. Beide haben, mit unterschiedlichen Stilen und Mitteln, die Fähigkeit, durch Reduzierung und Abstraktion zu Verdichten und zu Fesseln.

Persönlich habt Ihr für mich eins gemeinsam: Es wirkt auf mich unglaublich intensiv, ganz ohne persönliche Interpretation. Oder vielleicht gerade deswegen, weil sich mir die Geschichten einer Interpretation zu entziehen versuchen? Ich habe immer das Gefühl, ich verstehe es. Für mich macht es Sinn. Gleichzeitig kann mein Verstand dem nicht folgen, für den ist es alle zu viel. Für mich als sehr kopflastigen Menschen ein seltenes und anregendes Erlebnis - normalerweise und viel zu oft ist es andersherum.


liebe catalina,

niemand behauptet, es müsse alles irgendwie durchleuchtet oder interpretiert werden. wenn der text dies und jenes in dir auslöst - is doch schön. belassen wir es doch einfach dabei. deine gefühlsbeschreibungen klingen jedenfalls nicht nach nem unangenehmen 'ride'. Daumen hoch
vielen dank, dass du dich in die textüberlegung reingezwirbelt hast.

n.


---------------------------

gold hat Folgendes geschrieben:


hallo Herr N,

naja, is ja nich schwer: Die Fahrt mit der Straßenbahn und die Ankunft an der Haltestelle ist Reality. Was folgt, Fantasy.

Aber, eigentlich schäme ich mich, weil Heidi so viel Differentiertes zu deinem Text geschrieben hat und ich so wenig. Embarassed Nicht umsonst hat sie den Rezensentenpreis gewonnen.

Liebe Grüße
gold



hi gold,

okay, ich nehme das jetzt einfach mal so hin. bin ja immer dankbar, wenn man das für mich übernimmt, diese kategorisierungen und einordnungen. bin ja ein recht unordentlicher mensch und lass überall alles herumliegen Smile

und das mit dem schämen ist natürlich kokolores. und das weißt du auch selbst und meinst es ja gar nicht mal ernst. Wink

wieder mal ein großes danke fürs reinlesen, gold
n.

----------------------


Constantine hat Folgendes geschrieben:


Hallo Herr N,

Es war zu verschiedenen Zeitpunkten, darunter auch bei einem Spaziergang und nicht nachts, eher abends, nicht im Schlaf, sondern vor dem Zubettgehen, und ... ja, ich denke, es war Gedankenübertragung. Ich gehe davon aus, dass du mich nicht gespürt hast?



lieber constantine,

gedankenübertragung könnte es ja nur sein, wenn ich dein über/an-mich-denken gespürt hätte?
ich habe dich aber nicht gespürt. das darf man allerdings nicht persönlich nehmen. ich tu mich mit übersinnlicher empfindungsempfängnis grundsätzlich schwer smile
ich hoffe trotzdem, dass das dein erlebnis nicht schmälert.

einen lieben gruß wieder
n.


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Constantine
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Beitrag10.07.2018 22:36

von Constantine
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Zitat:
Egon Rufus

Egon Rufus nimmt die letzte Bahn nach Achtern, fragt den Schaffner noch freundlich, ob er sich denn sicher wäre, dass dies die letzte Haltestelle sei; was dieser ihm mehrmals - auch unter Eid - versichert. Rufus steigt nun aus, schnallt sich den Stock, den er sonstwegens mitgeführt hat, auf den Rücken, schaltet das Licht seiner Stirnlampe an und folgt dem Kegel bis auf Weiteres hinauf zur Kirchruine. Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf und er (Rufus) bastelt den Kreis - unbeachtet und im Hintergrund der Sache schon vorher begonnen – aufs Heftigste fertig. Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.


Mein lieber Herr N.,

nach dem sich dein Text bei mir gesetzt hat, gebe ich dir gerne ein Feedback, das ich dir schuldig bin:
Egon Rufus (Linné), ein Protagonist mit zwei "Gesichtern":
Zum einen, ein freundlicher und sehr gewissenhafter Mensch nach außen hin. Er plant sehr sorgfältig diesen Event (nacht, verlassene Kirchruine, Stirnlampe, Rucksack, Materialien und Ingredienzen fürs Umkehrritual) an einem sehr abgelegenen Ort, nachts zu einer Kirchruine, wo er sich sicher sein kann, dass ihn niemand stört, wenn er das Tier im Manne rauslässt. Und das nicht in bildhafter Form, sondern real (so möchte es mir der Erzähler vermitteln und glauben machen)
Rufus verwandelt sich in einen Wolf und reißt ein Schaf im Rausch der Sinne.
Es schimmert die Werwolf-Thematik durch, auch wenn das ganze doch sehr kontrolliert erscheint. Denn nicht Wolf, sondern Rufus beginnt direkt nach dem Reißen des Schafes und platzend_graszertretendem Wüten im Wald mit einem Umkehrritual, womit er sich am Ende wieder in Egon, den Rothaarigen, zurück verwandelt.

Dein Text klingt für mich nach einem "Ausbruch" aus dem Wahnsinn des (Männer-)Alltags. Rufus ist nicht nur freundlich und gewissenhaft, er hat für sich einen Weg gefunden, wie er mit "Problemen" nach Konfrontationen umzugehen hat. Er zieht sich zurück und lässt allein mit sich manches Unterdrückte kontrolliert raus. Ein verwüsteter Wald und ein totes Schaf (ich gehe davon aus, dass wenn anstelle des Schafes ein zufälliger Wanderer des nachts dort vorbei gekommen wäre, dann hätte er nicht überlebt, aber Rufus scheint darauf zu bauen, dass er an diesem abgeschiedenen Ort für sich bleibt und nicht, nach seinem Wüten, polizeilich gesucht wird. Ich lese sehr viel Kontrolle in diesem Text, auch in der Wolfsphase.

Auffällig ist der Erzähler, der sich etwas "geschwollen" ausdrückt, um (möglicherweise) Rufus als sorgfältigen, zivilisierten, höflichen und freundlichen Menschen zu charakterisieren.
"Nach Achtern", ein heutzutage im Seemännischen verwendeter Ausdruck, lässt ein wenig die norddeutsche Region erahnen.
Den Begriff "sonstwegen" finde ich im Duden leider nicht, vielleicht könntest du ihn mir im Kontext des Satzes erläutern?
Der Erzähler bleibt in seiner Rolle des sorgfältigen Erzählers, zunächst, denn er weiß, was Sache ist. Kennt Rufus und ihm reicht es
Zitat:
Angekommen, wird alles ungemütlich. Rufus versperrt den letzten Zugang zur eigenen Person, indem er sich kurzerhand in einen Wolf verwandelt und ein unvermittelt vorbeihastendes Schaf reißt. Es blutet. Dann hört es auf [..]

die Vorgänge zu berichten. Berichten, das ist es, was mir leider negativ aufstößt. Das Ungemütliche, was der Erzähler bereits für mich bewertend vorwegnimmt, kommt für mich nicht rüber. Der Erzähler berichtet und bewertet hier. Das Bewertende, auch Begriffe wie "kurzerhand" oder "unvermittelt" würde ich überdenken, denn es nimmt der Geschichte mMn das Ungemütliche weg.

Schwierig finde ich diese Stellen:
Zitat:
Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen)

Zitat:
Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig

Der Erzähler, der sonst berichtete, kommt mir hier plötzlich mit einer Bildsprache, die mir im Gesamtkonzept als zu gekünstelt und gewollt daherkommt, bloß nichts oder nicht zu viel Preis zu geben, was da geschieht. Geheimniskrämerei, anstelle zu berichten. Aber dann als zu gewollt mit der Klammer "(Frauen)" sicherzugehen, dass der Leser nicht zu sehr abdriftet. Ein Balanceakt, ja, für mich eine Stelle, wo der Erzähler aus seiner anfänglichen berichtend_bewertenden Rolle fällt.

Dennoch, sehr gerne gelesen.

LG Constantine
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Constantine
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Beitrag10.07.2018 22:42

von Constantine
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Herr N. hat Folgendes geschrieben:

lieber constantine,

gedankenübertragung könnte es ja nur sein, wenn ich dein über/an-mich-denken gespürt hätte?
ich habe dich aber nicht gespürt. das darf man allerdings nicht persönlich nehmen. ich tu mich mit übersinnlicher empfindungsempfängnis grundsätzlich schwer smile

Es wäre ja nicht förderlich, würde der Verzauberte den Zauber spüren.
Insofern, alles bestens und du bist, wie meine nicht gespürte Gedankenübertragung zeigt, ins Forum zurückgekehrt.

An dieser Stelle: Willkommen zurück.

LG Constantine
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Herr N.
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Beitrag10.07.2018 23:34

von Herr N.
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hi liebe heidi,

Zitat:


 Das nun meine ganz individuelle Leseart.


... lass dir die nicht wegnehmen

Zitat:
Das ist doch eine gute Kombination. Was fasziniert dich daran? Was macht dich ratlos?


mich fasziniert egon, so wie du ihn wahrnimmst, welche person er ist. die steifheit, das pendantische, das er dann im verlauf ablegt - das bild des stockes, der ihm, egon, vormals im arsch steckte, dann aber von ihm, auch für den aufstieg zur ruine, als stütze genutzt wird. jeweils also wird die gleiche nutzfunktion eines stockes für zwei völlig unterschiedliche zwecke gebraucht - einmal zur stabilisation des außen und einmal als synonym für einen krampfig, unlockeren, vielleicht spießigen charakter.
ratlos macht mich, dass hier humor erkannt wird (nicht nur von dir, so scheint es). vielleicht ist es auch schlicht nicht mein humor, der erkannt wird. und das kann ja schon sein. wäre nicht das erste mal, dass mir etwas unfreiwillig humoristisches gelungen wäre ... Twisted Evil
diese erwartung an den (potentiell vorliegenden) humor wird wahrscheinlich in der folge dann auch automatisch an der nächsten stelle erwartet oder hineingedacht. wie dem auch sei. humoristisch sollte dieses kleine stückchen nicht sein. obwohl  man ja auch lachen kann, wenn gar nichts witzig ist ... Rolling Eyes


Zitat:
Du hast plausibel gesagt. Yippie. Smile
Wenn der Schaffner eine Kreation Egons ist, dann wäre der Text tatsächlich noch psychotischer. Nein, nicht Text, sondern er als Figur. Persönlichkeitsspaltung. Weißt du, ich erlebe den Text von der ersten Zeile an als (seelisches, inneres) Bild. Alles, was da steht, erlebe ich von innen heraus erzählt, durch Egon. Im Grunde könnte es auch ein Traum sein. Deshalb der Spaltungsgedanke gerade (aber vielleicht ist Egon auch einfach nur im Zwiespalt mit sich). Der Schaffner ist ja derjenige der eine Bahn führt bzw. lenkt und die Bahn erlebe ich als Fortbewegungsmittel, auch als Teil von Egon, das ihm hilft voranzukommen (innerlich betrachtet). Jetzt sitzt er in der Bahn und kann sich fortbewegen, davor war er möglicherweise nicht in dieser Position. Die Bahn auch als Synonym für Auto. Auto - Selbst. Und der Schaffner ist eben die Person, die dieses Selbst lenkt (aber gleichzeitig zu Egon gehört, also nicht von ihm erschaffen ist, in meinem Lesen).


auch hier bleibe ich in deiner lesrichtung etwas ratlos zurück - klar: in einem traum wäre dann alles möglich. was soll man dann aber greifen? bahn = auto = selbst - der schaffner lenkt das selbst, der schaffner als zweitfigur egons. es ist eine verschachtelte lesart, die sich eventuell nur durch den "anker" alles-ist-ein-traum lösen ließe?

Zitat:


Ja, könnte man meinen. Ich schätze du weißt mehr, weil du ja der Regiemeister bist und nun machst du Andeutungen, ohne klar auszusprechen; vielleicht, um mich auf Text scharf zu machen. Du bist vielleicht einer. Ich dachte immer, Frauen wären fürs Drumrumreden zuständig.


ich werde niemanden mit der schnauze in meinen text drücken und so tun, als gäbe es 'den korrekten' zugang zu ihm, das weißt du Wink - das mag hier an anderer stelle und in anderer form der fall sein (und von der forummehrheit im zuge einer textbesprechung vom autor so gewollt) - ändern wird sich daran nichts. smile

Zitat:
Ein Kreis ist doch sehr endlich, eigentlich.


wenn man einen kreis als abgeschlossenes werk wahrnimmt, dann mag der schon auch endlich sein. wenn man ihn sich aber in der entstehung betrachtet, nämlich wenn die linie gezogen wird, dann ist er (oder die in kreisform gebrachte linie) nach meinem geschmack sehr unendlich.

Zitat:

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

tierqualle ist in diesem kontext eher als verzerrte tierform gemeint. als eine art tierwucherung, etwas halbgewachsenes. ein fehler der natur.


Interessant. Hab ich anders gesehen, weil bei mir der Quallenbegriff eher flüssig mit Dehn- und Senkbewegungen gefüllt ist, auch beruhigend in der Bewegung. Und ein Tier, na ja, ist halt ein Tier.


im wasser, ja. da gebe ich dir recht - sehr anmutig. wenn man sich eine qualle allerdings, vielleicht bereits verendend, am strand denkt, dann ist das eher ein unförmiger klumpen galertartiger masse - und im wald - so meine gedankenrichtung - müsste solch eine tier(klar, vielleicht wald-tier)-quallen-vermischung eher wie fehl am platz und wenig anmutig erscheinen.

Zitat:
Ich auch. Hast du auch gelacht?

nur heimlich und ganz kurz. im keller, in meiner kiste.


Zitat:
Ich mach das gerne für dich.
Phosphoros Lila: leuchtendes Lila, die "Verniedlichung" von Violett (Farbmischung aus rot und blau). Der Bezug zum chemischen Element Phosphor ist spürbar. Dieses Chemische tritt in meinem Lesen hervor, das liegt (auch) an den beiden anderen Geruchsbegriffen.
Hieße es fliederndes Lila, dann würde ich was anderes riechen.
Hornhart: hartes Horn, kein geschmeidiges, flexibles durchlässiges,
Mähnwurz: eine Mähne ist langes Tierhaar. Und hier ist es verwurzelt. Haar deute ich als stark mit dem Innenleben verbunden, wenn es sich als Wurzel verdichet, erlebe ich es ebenfalls als hart und unflexibel.
So viel Härte und Chemie kann nicht gut riechen.
Und klar ergibt sich der Geruch auch aus den davor-Textbildern und denen danach. Es geht doch recht apokalyptisch vor in Egons Welt.


danke smile

Zitat:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:


kann ich akzeptieren. wirkung und ursache teilen sich ja manchmal die gleiche familie.


Ich denke schon die ganze Zeit über diese Aussage nach, finde aber keine Antwort. N. wie meinst du das?


deine lesart ist die basis dafür, wie der text auf dich wirkt, denke ich. also müssten sich, so ganz familiär, auch die ursachen für diese wirkung irgendwo in deiner lesart finden.

Zitat:
Herr N. hat Folgendes geschrieben:
Es blutet. Dann hört es auf [...]


Die Stelle ist meinem Empfinden nach, im Satzbau zu einfach geraten. Du wolltest hier hetzig schreiben, wie ich jetzt weiß, aber trotzdem finde ich, dass du dieses "Es blutet" / "Dann hört es auf" tatsächlich wie in einer Kindergeschichte für 0 - 2 Jahre einsetzt. Das geht besser. Vor allem, wenn man die Rest-Textsprache miteinbezieht.

Das wars auch schon.

LG Heidi
[/quote]

hier wollte ich keinesfalls hetzig schreiben (woher "weißt du das jetzt" nur? Twisted Evil ). durch den gebrauch der sprachlichen reduzierung und der erzählerischen gleichgültigkeit sollte hier eher die unausweichliche determiniertheit der vorgänge hervorgestellt werden. das schaf kommt herbeigehetzt, pünktlich zur schlachtung, dann blutet es - und dann hört es auf zu bluten -  als sei dies ein ereignis, das sich, aufgereiht in einer kaskade an ereignissen, eben zu ereignen habe - und dem dabei außerdem nur ein vorbestimmter zeitlicher rahmen zugestanden ist.


liebe heidi,

vielen dank dir nochmal, für deine interessanten überlegungen zum text. smile
n.


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Beitrag11.07.2018 09:34

von Stimmgabel
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-

Hallo Herr N.,

Hach, welch eine Freude, dich wieder begrüßen zu können, deine Gedanken filetieren zu dürfen  Smile

und gleiich ist da Egon Rufus  / allein schon dieser eigenwillige Name, wäre er schon vorbegleitend den Text, ist er;
beginne ich mir dem text_Ende, ist da ja die Abrundung zum gesamten Geschehen [ R's initiierte Aktion ]. Hat sich
mMn hier Egon Rufus 'als sich selbst' wieder gefunden … spürte er endlich wieder seine Äquidistanz zu sich selbst.

Ja, dieses text_Ende hat es in sich, explodierten quasi aus Rufus die klettenden krall_Dämonen aus ihm heraus ...

Herr N. hat Folgendes geschrieben:

Dann platzende Wälder, Tierquallen, Graskrüppel und Darmschnecken, klitschig im Rot des fallenden Hysterie-Himmels (Frauen). Laute, blaue Kaltsteine, reibend über nassweißes Holz. Es riecht nach Phosphoros Lila, Hornhart und Mähnwurz. Schwellkörper und Platzkatzen, schlierig. Am Ende: Egon Rufus.
.


… sehe ich in dieser Sequenz das Ablegen, Absprengen alter, das ICH verkrustende Häute und im ICH krabbelnden fress_Würmer; hat Rufus erkannt, braucht es hierfür einen quasi radikalen Weg in sein eigenes Ich hinein,

Rufus tut es;  müssen sich die eingeklebten, unbeweglichen Gedanken wieder bewegen. Müssen sie herausbrechen, sich zeigen … muss dieser zugewachsene Wald aufplatzen  / sieht Rufus Gedankenbilder seiner klitschigen direkt_Figurativen aus seiner passierten Vergangenheit;

wie ein geifernder (reibender) Fick kalter Steine mit einem nassweißen Stück Holz, spürt er so plastisch-nah seine verhornten Weich-Ebenen im Schlier seinerselbst,

entweicht ein phosphoresziertes Lila in seinen Augenschein, als löste sich etwas in Rufus.

                       -------------------------------                      

Herr N., mal bis hierhin … geht's dann im zweiten Teil zum text-Anfang, die Bindung und der Grund für das text_Ende  (mMn , Wink )…


dir erst mal mein Freu für dein wieder Da und deinen extravaganten Text, Tschüüss, Frank …

-


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