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Der Steingott (AT) (Charaktereinführung)


 
 
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Milkymalk
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Beiträge: 8



M
Beitrag28.06.2018 03:30
Der Steingott (AT) (Charaktereinführung)
von Milkymalk
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So, als Einstand zeige ich hier nun die Charakterexposition meines Fantasyromans vor. Die eigentliche Bettszene habe ich herausgeschnitten, was übrig bleibt ist denke ich für ein öffentliches Forum geeignet.

Bisher habe ich noch von niemandem Feedback bekommen. Ihr wisst ja, wie es ist: "Ja, das lese ich sobald ich Zeit habe." Pustekuchen. Deswegen verstehe ich einerseits, wenn ich eine Menge negativer Kommentare ernte, andererseits bitte ich dann doch darum, konstruktiv und konkret zu kritisieren.

---

Felio zog den roten Vorhang vor die geschlossenen Fensterläden. Die dünnen Sonnenstrahlen, die durch die Spalten der Holzlamellen drangen, erhellten den feinen Stoff und tauchten den Raum in ein schwaches, rosafarbenes Licht. Das Fenster war stets geschlossen, um die Sommerhitze draußen zu halten, und in diesen Landen war immer Sommer. Er kannte es nicht anders, denn er war hier geboren und aufgewachsen, was man unschwer am satten Bronzeton seiner  Haut und dem wallenden schwarzen Haar erkennen konnte. Er wusste, dass es woanders im Winter so kalt wurde, dass dort Eis vom Himmel fiel und auf den Straßen liegenblieb. Hier war Winter nur ein Wort und Zeit seines Lebens hatte er Eis nur bei Händlern gesehen, die es von weit her heranbrachten und teuer an die Wohlhabenden der Stadt verkauften.
Hal-Zhovanis war seine Heimat, aber sie war auch ein Moloch, der sein eigenes Gewicht kaum stemmen konnte. Die am Westkap gelegene Hafenstadt war Anfangs wenig mehr als ein Leuchtturm gewesen, um Schiffe sicher um die ins Meer ragende Landzunge zu lotsen. Das lag nun schon viele Generationen zurück. Im Laufe der Zeit hatten sich mehr und mehr Menschen dort niedergelassen, um von den zahllosen Handelsschiffen zu profitieren, die diesen Ort zunächst nur passierten und schließlich auch anfuhren. Wirklich bewohnbar war dieser Landstrich kaum. Der steinige Boden war karg und versalzen vom Meer. Die Sonne brannte jeden Tag gnadenlos auf die ausgetrocknete Erde herab und im Osten trennte ein breiter Wüstenstreifen die unabhängige Handelsstadt vom Reich Bas'kalar. Eine Karavane war nur unter großen Anstrengungen durch das Ödland zu führen, so dass Handel fast ausschließlich über See stattfand. Mit einer Armee einzumarschieren war vollkommen aussichtslos, was nicht bedeutete, dass es noch nie versucht worden war. Die mitleiderregenden Reste der ausgerückten Kompanien erreichten jedes Mal mit versengter Haut und um Wasser flehend die Stadtmauern, wo man sie vor verschlossenen Toren verdursten ließ. Für Feinde hatte man kein Wasser übrig, es reichte ja kaum für Freunde.
„Bitte, macht es Euch bequem“, forderte Felio mit tiefer, voller Stimme die junge Frau auf, die kurz hinter ihm den Raum betreten hatte, und wies auf ein breites, viel zu luxuriös wirkendes Bett, das fast die Hälfte des Raumes einnahm. Ansonsten bestand das Mobiliar des Zimmers nur noch aus einem hüfthohen Schrank, der gleichzeitig als Tisch diente, und einem mit Schnitzereien verzierten Stuhl. Beides war deutlich einfacher und schmuckloser als das mit seinem seidenen Laken und bemalten Reliefs viel zu luxuriös wirkende Bett. In einer der hinteren Ecken des Raumes stand eine Truhe mit dünnen, rostigen Metallbeschlägen. Es roch nach Duftöl und dem Staub der Straße.
Die Frau öffnete die Schnalle ihres Schwertgurtes und legte diesen mit unbeeindruckter Miene über die Stuhllehne, bevor sie den dunkelblauen Schleier, den sie trug, achtlos dazu warf und sich auf die Bettkante sinken ließ. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung kippte sie nach hinten auf das Bett und schloss für einen Moment die Augen.
„Sicher seid ihr nicht nur zum Schlafen mit mir heraufgekommen?“ Er setzte sich neben sie und strich ihr mit seiner breiten Hand sanft über den Arm. „Wenn Ihr erlaubt …?“
Sie nickte nur, ohne die Augen zu öffnen. Nach Stunden in der grellen Sonne genoss sie die Momente der Dunkelheit, die sie hier haben konnte. Sie spürte, wie der junge Mann an ihrer Kleidung herumtastete, mit kundiger Fingerfertigkeit Knöpfe, Bänder und Laschen öffnete und begann, Stück für Stück Leder und verschwitzten Stoff von ihrem Körper zu streifen. Eine angenehme Kühle erreichte sie dort, wo die schweißnasse Haut bloßgelegt wurde.
„Ich hatte noch nie eine Elfe als Kundin“, gestand Felio.
„Das glaube ich“, erwiderte die Frau und korrigierte ihn. „Viertelelfe. Hättest du jemals eine Elfe hier gehabt, würdest du den Unterschied sofort erkennen und nicht darauf angewiesen sein, zuerst meine Ohren zu sehen.“
„Verzeiht, ich wollte Euch keinesfalls kränken.“ Er hielt in seinen Bewegungen inne und entschuldigte sich.
„Du kränkst mich viel mehr, wenn du nicht gleich weitermachst“, gab sie mit gespielter, halbherziger Schroffheit zurück.
Er nickte für ihre immer noch geschlossenen Augen nicht sichtbar und fuhr damit fort, sie zu entkleiden. Vorsichtig zog er ihr einen Stiefel vom Fuß, wobei ihm auffiel, aus was für feinem Leder der Schuh gearbeitet war und wie zart ihr kleiner Fuß. Keine Schwiele und keine Hornhaut verunstaltete ihn, obwohl ihre Montur auf Felio den Eindruck machte, als würde sie viel auf Reisen sein. Er hielt den Fuß etwas höher und strich mit den Lippen über die Oberseite. Ein breites Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, als seine langen Haare über ihre Knöchel streiften.
„Erlaubt Ihr mir die Frage, was Elfen so sehr von … von Menschen unterscheidet?“
Obwohl er es nicht ausgesprochen hatte wusste sie, dass er im Begriff war, zu fragen, was Elfen von „uns“ unterscheidet, als ihm gerade noch in den Sinn kam, dass seine Kundin weder zu den Einen noch zu den Anderen gehörte.
Salea nahm es ihm nicht übel. Menschen begegneten ihr meistens auf die gleiche Art und Weise. Wenn sie sie für eine Elfe hielten, waren sie furchtsam bis neugierig, aber immer respektvoll. Sobald sie erfuhren, dass das Elfenblut bereits durch zwei Generationen verdünnt worden war, wich die Furcht und machte stattdessen Unsicherheit Platz. Die junge Frau hatte es nie anders kennengelernt und gab nicht mehr Viel darauf, ob man sie nun als Mensch oder als Elfe behandelte. Sie nahm üblicherweise die Rolle an, in der sie es dort, wo sie zu einer gegebenen Zeit war, leichter hatte.
Sie hatte ihren Großvater, dem sie ihre verräterischen Ohrspitzen verdankte, nur einmal getroffen. Damals war ihre Mutter kaum dreißig gewesen. Zusammen standen sie vor dem mächtigen Tor der Elfenstadt und wurden von ihm abgewiesen. Er hatte kaum älter als seine Tochter ausgesehen, so wie diese selbst viel zu jung wirkte, um ihrerseits eine zwölfjährige Tochter zu haben.
„Sie sind unheimlich“, erzählte Salea ihrem Liebhaber. „Ihre Gesichter sind nicht menschlich. Sie sehen aus wie … ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Fleischgewordene Geister. Betörend und bedrohlich. Mhhh...“ Sie stöhnte leicht auf, als sein Mund ihre Wade erreichte. „Und sie altern sehr, sehr langsam, nachdem sie dem Kindesalter entwachsen sind. Es ist unmöglich, ihr wahres Alter zu schätzen. Auch bei Halbelfen ist es schwer.“
„Dann seid Ihr …?“ zögerte Felio.
Salea lachte herzlich auf. „Natürlich, ich bin einige Jahre älter, als es den Anschein hat. Dachtest du, eine so junges Frau könnte sich deine Dienste leisten?“ Sie hatte einige Attribute ihrer mysteriösen Vorfahren übernommen. Dazu gehörten auch das feine Gesicht und der grazile Körperbau, der so manchen Mann schon genarrt hatte und ihre Gegner oft dazu brachte, sie zu unterschätzen. Das Elfenblut in ihren Adern war dünn, aber es zeigte unverkennbar seinen Einfluss.
„So, nun muss ich aber bald Lehrgeld von dir verlangen.“

(*schnipp* für Öffentlichkeitstauglichkeit)

Schwer atmend sank er vollkommen verausgabt neben ihr ins Laken. Auch Saleas Atemzüge gingen schwer und tief und sie genoss noch eine Weile die sanft streichelnden Hände ihres Liebhabers. Sie rechnete nicht damit, ihn nach diesem Tag jemals wiederzusehen. Hal-Zhovanis war für sie nur eine Zwischenstation und sie hatte nicht vor, so bald wieder in die Westlande zurückzukehren.



„Steck ihn langsam wieder rein, wenn du an deinem Leben hängst“, warnte sie ihren Bettgefährten, als sie aus dem Dämmerschlaf hochfuhr und sah, wie er ihren kunstvollen Dolch begutachtete.
„Ich hatte nichts Unredliches damit im Sinn“, beteuerte er mit einer Ruhe, die einem gerade auf frischer Tat Ertappten nicht zustand. Wahrscheinlich sagte er die Wahrheit.
„Das glaube ich dir. Um so mehr würde ich trauern, wenn du dich an dieser Klinge schneiden würdest. An ihr klebt Basiliskenblut.“
Die bloße Erwähnung dieses Giftes konnte einem gestandenen Mann das Blut in den Adern gefrieren lassen. Felio musste sich zusammenreißen, um die Klinge nicht reflexhaft fallen zu lassen. Unendlich langsam schob er sie zurück und wickelte sorgsam das Band wieder um die Handgarde, das verhinderte, dass die Waffe aus versehen heraus rutschte.
„Ein grausames Instrument“, sinnierte er.
„Nur für die vorgesehen, die es verdienen. Bisher ist mir noch niemand begegnet, auf den diese Beschreibung passt.“
„Mögen die Götter bescheren, dass dies so bleibt.“
Salea nickte nur. Ohne sich die Mühe zu machen, sich vorher anzukleiden, ging sie zu der Schüssel und spritzte sich ein paar Handvoll Wasser ins Gesicht. Es war warm und abgestanden, aber sie folgende Kühle weckte ihre Lebensgeister zumindest teilweise.
Der Zauber ihrer gemeinsamen Lust war verflogen. Es ernüchterte sie, wie … ernüchternd das Danach immer war.
„Nimm, was du für angemessen erachtest“, forderte sie ihn auf und wies auf ihren Geldbeutel, der in einem Haufen ihrer Kleidung lag.
„Ihr kennt die Gebräuche meiner Zunft hier gut“, gab er anerkennend zu.
„Die Liebesdiener in dieser Stadt haben mehr Anstand und Ehrgefühl als die Herrschaften anderer Städte, in denen ich schon gewesen bin.“
„Spricht dies für die Liebesdiener oder gegen die Herrschaften?“
„Sowohl, als auch“, stellte sie fest und nahm von ihm ihren Beutel entgegen, aus dem sie ihm eine weitere goldene Halbmünze reichte. Erstaunt schaute er Salea an.
„Was immer du dir genommen hast, es war nicht genug“, erklärte sie und zeigte den Anflug eines Lächelns, während sie für einen Moment in der noch frischen Erinnerung schwelgte.
„Ihr seid so großzügig wie ihr anmutig und schön seid.“
Wäre das Kompliment von einem anderen Mann gekommen hätte sie es ihm ohne zu zögern geglaubt. Doch sie wusste, dass Felio ein Meister der schönen Worte war und Frauen mühelos um den Finger wickeln konnte. Das Traurige daran war, dass man sich nie sicher sein konnte, ob es ehrlich gemeint oder nur ein tausendfach geübtes Ritual war.
Während sie ihre Kleider wieder anlegte ging sie in Gedanken ihre nächsten Schritte durch.
Ein Schiff nach Osten finden. Und was dann?
Egal.
Mit den Westlanden wollte sie nicht nur ihre Heimat hinter sich lassen, sondern auch ihre Vergangenheit. Sehr viel Heimat hatte es ohnehin nirgends für sie gegeben. Heimat - so hatte es eine gutmütige alte Frau einmal gesagt, bei der sie in schlechteren Zeiten einmal untergekommen war - ist dort, wo die eigene Familie ist. Doch mit dem Begriff „Familie“ hatte Salea auch nicht viel anfangen können. Ihre Mutter war alles gewesen, was sie an Familie gehabt hatte. Seit ihrem Tod vor mehr als zehn Götterläufen war sie alleine. Saleas Vater mochte noch am Leben sein oder auch nicht. Sie hatte ihn nie getroffen und wann immer sie ihre Mutter nach ihm fragte musste sie ihre Neugierde sofort bereuen, wenn sie in das von Herzensschmerz verzerrte Gesicht der vom Elfenblut jung gehaltenen, doch innerlich uralten und verbitterten Frau sah. Was Salea betraf war ihr Vater lange vor ihrer Mutter gestorben.
Wieder kam in ihr das Bild hoch, wie sie mit ihrer Mutter vor dem Tor der Elfenstadt stand und ihr Großvater ihnen verweigerte, als Teil der Familie dort eine Heimat zu finden. Eine Szene, die sie immer wieder quälte, ihr des Nachts Alpträume bescherte und tagsüber ihre Gedanken vereinnahmte. Sie schüttelte den Kopf, um die Bilder loszuwerden und richtete ihren Gürtel.
„Was gibt es östlich von hier?“ fragte sie, ohne sich zu Felio umzuwenden.
„Nur Staub und Tod“, gab er zurück. „Aber Ihr fragt sicher nach einer Schifffahrtsroute, nicht wahr? Viele Schiffe fahren die Pentarchie an. Von dort könnt ihr überall hin. Durch die Straße von Zenibar sogar bis nach Qu'Shang, wenn es Euch dort hin zieht.“
„Ganz so weit wollte ich vorerst nicht reisen, aber danke. Durch die Straße von Zenibar nach Osten klingt in der Tat nach einer guten Route.“
„Mir scheint, Ihr sucht nach einem Ort für Euch.“
„Noch nicht. Zuerst will ich so viel Entfernung wie möglich zu einem anderen Ort haben. Erst, wenn er mich endlich losgelassen hat, kann ich einen anderen finden.“
„Wir alle tragen unsere Narben“, antwortete er gelassen.
Ohne ihn anzublicken erinnerte sie sich an die hellen Male auf seiner ansonsten makellosen braunen Haut. Sie war hergekommen, um sich der körperlichen Lust hinzugeben und nicht, um mit ihm gemeinsam die Ungerechtigkeit der Welt zu beklagen.
„Danke für die Nacht. Es war wunderbar.“ Sie zog den Schleier wieder auf und schickte sich an, Felios Gemächer zu verlassen, als dieser ihr noch etwas mit auf den Weg gab.
„Um anzukommen muss man zuerst wissen, wo man hin will.“
Sie hielt inne und blickte sich noch einmal zu ihm um.
„Bist du denn, wo du hin wolltest?“
„Ich durfte die letzte Nacht mit einer bezaubernden jungen Frau verbringen, die mich mehr als jede andere vor ihr betört hat.“
Salea musste lächeln. „Die Schöne Göttin möge dich schützen. Sie hat in dir einen treuen und hingebungsvollen Diener gefunden“, sagte sie, bevor sie auf die Straße hinaus trat.
Noch bevor der erste Sonnenstrahl sie berührte verhüllte sie sich wieder mit dem dünnen, durchsichtigen Stück Stoff, das sie auch bei ihrer Ankunft in diesem Haus getragen hatte. Hal-Zhovanis war ein Schmelztiegel aller Völker und Reiche, deren Schiffe hier Handel trieben. Wenn sie den Schleier trug hielt man sie für eine Frau der Lahagreb, einem Volksstamm von der  südlich gelegenen Küste, bei dem es als unzüchtig galt, wenn eine Frau ihr Gesicht vollkommen unverhüllt auf der Straße zeigte. Saleas Gesicht wies kaum eindeutig elfische Züge auf, doch ihre spitz zu laufenden Ohrmuscheln zogen mehr Aufmerksamkeit auf sie als für eine Lahagreba gehalten zu werden. Es machte viele Dinge unnötig kompliziert.
Prüfend befühlte sie ihren Geldbeutel, den sie in einer kleinen Ledertasche bei sich trug. Felio war nicht unbedingt bescheiden gewesen, wie sie feststellen musste, aber er war schließlich auch kein Lustknabe, den man einfach auf der Straße auflas. Dennoch bereute sie ein wenig, ihm noch etwas zusätzlich zugesteckt zu haben.
Ihre Finger ertasteten drei goldene Marwed und vier, nein, fünf Halbmünzen. Fünfeinhalb Marwed und etwas Silber, das dazwischen herumklimperte, waren genug, um sie von hier fort zu bringen, aber es würde sicherlich nicht für ewig reichen.
Ihre Schritte trugen sie in Richtung des Hafens, der zu jeder Tageszeit Dreh- und Angelpunkt der Stadt war. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel und war einen langen Schatten vor Salea, deren Blick umherschweifte und nirgends wirklichen Halt fand. Eselskarren überholten sie mit Ladung, die sicher noch vor dem nächsten Glockenschlag mit einem Schiff auslaufen würde. An einem Marktstand feilschten zwei Männer mit wilden Gesten um Preise, während ein dritter daneben stand und sich mit einem stoffbespannten Fächer Luft zuwedelte.
Eine entgegenkommende Lahagreba grüßte Salea knapp in ihrer eigenen Sprache, woraufhin sie nur höflich nickte. Sie verstand einige Brocken Lahagrebi, aber diese Sprache selbst zu sprechen hatte sie schnell aufgegeben. Sie schaffte es einfach nicht, die kehligen Laute auch nur annähernd zu treffen. Mit Neswari, der Sprache der Elfen, hatte sie hingegen keine Probleme. Ihre Mutter hatte sie ihr beigebracht und sie beherrschte sie ebenso gut wie Gotnisch, die am meisten verbreitete Sprache in den Westlanden.
Wie weit sie wohl nach Osten reisen konnte, bevor niemand mehr Gotnisch sprach? Das mochte ein Zeichen sein, dass sie weit genug von allem weg war, was sie hinter sich lassen wollte.

Es hatte keinen Glockenschlag gedauert, bis Salea einen Kapitän gefunden hatte, der in Richtung der Straße von Zenibar fuhr und bereit war, sie mitzunehmen. Das wenige Kupfer, das er dafür verlangt hatte, schien er mehr aus Prinzip denn als tatsächliche Bezahlung zu nehmen. Der lahagrebische Schleier verbarg ihr Gesicht nicht wirklich und der Kapitän mochte dem Gedanken erlegen sein, dass es seine Vorzüge haben könnte, eine hübsche junge Frau an Bord zu nehmen, auch wenn sie keine Anstalten gemacht hatte, ihr schlankes Schwert zu verbergen. Falls er dennoch versuchen sollte, sich an ihr zu vergreifen, war er wirklich sehr dumm. Aber dumme Kapitäne waren selten. Sie lebten einfach nicht besonders lange.
Als der Einmaster ablegte sah Salea lange dem Hafen hinterher. Ein anderes Schiff, das kurz nach ihnen auslief, setzte Kurs nach Westen. Sie gestattete sich einen Moment der Wehmut, sich nicht auf jenem Schiff zu befinden, aber Hal-Zhovanis war bereits nur ein Zwischenhalt auf ihrem Weg nach Osten gewesen.

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kioto
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Beitrag28.06.2018 15:23

von kioto
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Hallo Milkymalk,

Obwohl dein Text doch etwas länger ist, habe ich ihn  flüssig lesen können. Du schreibst nach meiner Einschätzung schon sehr professionell und dein Stil ist dem Genre gut angepasst. Lange Sätze verwendest du häufiger, aber sie sind immer gut zu lesen und es passt ja auch zu dem etwas epischen Stil der Erzählung. Offensichtliche Fehler in Rechtschreibung und Grammatik sind mir auch nicht aufgefallen. Der Text wirkt auf mich wie mit Sorgfalt erstellt. Das gefällt. Zum Inhalt selber kann ich nichts sagen, da ich eher SF Leser (und Schreiber) bin, da müssen die Fantasy Fans ran.

Weiter so und viel Spaß beim Schreiben.


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Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Rainer Prem
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Beitrag29.06.2018 06:30

von Rainer Prem
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Hallo,

ja, sehr flüssig geschrieben. Allerdings machst du einen typischen Fehler. Dieser Text geht so:

1 Satz Name und eine Handlung, deren Relevanz sich nicht erschließt
1 Abschnitt äußerliche Personenbeschreibung und Wetter
1 Kapitel Infodumping

Mich interessieren weder Ökonomie, noch ein Leuchtturm noch ein vergangener Krieg. Mich interessiert, was der Hauptdarsteller in dieser Geschichte tut. Wenn ich ihn erst einmal besser kenne, muss ich vielleicht irgendwann später etwas über die Welt lernen, in der er lebt. Jetzt am Anfang vergesse ich eh alles wieder, was du hier erzählst.

Also: Felio kommt in einen Raum mit einer jungen Frau. Gleich am Anfang schreiben, denn Mann und Frau in einem Raum sind viel interessanter als ein Mann, der einen Vorhang zuzieht. Dialog, näher miteinander bekanntmachen. Die Tatsache, dass er ein Prostituierter ist, und sie seine Kundin macht die Sache spannend.

Schneide alles, was nicht direkt mit den beiden Personen zu tun hat, raus und speichere es am Ende deines Dokuments. Falls du es noch einmal brauchst, kannst du es dort einfügen, wo die Information wichtig ist.

Grüße
Rainer
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kioto
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Beitrag29.06.2018 13:19

von kioto
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Hallo Milkymalk,

Die Vorschläge von Rainer sind schon richtig, aber ich möchte sie etwas relativieren.

Natürlich ist der Text recht weitschweifig, aber es kommt auch auf die Art der Geschichte und die gesamte Länge an. In einer Kurzgeschichte oder einer Novelle wären sicher zu viele Details drin, aber ich habe es als Teil einer mehr epischen Geschichte gelesen mit sagen wir mal 700-1000 Seiten. Und es fehlt ja der erotische Teil, der wohl mehr auf den Prota fokussiert.
Ich habe Bücher von Lukianenko (SF) gelesen. Da wird auch mal 2 Seiten lang das Kochen eines russischen Gerichtes beschrieben oder sonstwie abgeschweift. Und da passte es meiner Meinung nach. Es ist doch gerade die Kunst des Autors, Texte nicht nur durch relevante Handlung (Action) interessant zu gestalten?


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Gruß, Werner am NO-Kanal
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BaronHarkonnen
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Beitrag29.06.2018 21:18

von BaronHarkonnen
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Hi Milkymalk,

erstmal super, dass Du Dich entschieden hast, hier zu veröffentlichen! Mit Fantasy hast Du bei mir erstmal einen Pluspunkt Wink
Ich stimme den Vorrednern zu: Du schreibst flüssig und gekonnt, da kann man auf jeden Fall was mit anfangen.

Ein paar Details gibt es trotzdem, die mir aufgefallen sind:

Ich stimmt Reiner teilweise zu. Für einen Einstieg ist es viel zu viel Infodump. Die Beschreibung der Stadt ist schon interessant, sollte aber mehr im laufe der Zeit in kleinen Häppchen eingestreut werden. Es ist am Anfang interessanter, den Leser erstmal im Ungewissen über die Welt zu lassen und ihm nur ein paar Infos zu geben, z.B. dass immer Sommer herrscht.
Zügle Deine Ungeduld, Padawan Wink

Zitat:
Ansonsten bestand das Mobiliar des Zimmers nur noch aus einem hüfthohen Schrank, der gleichzeitig als Tisch diente, und einem mit Schnitzereien verzierten Stuhl. Beides war deutlich einfacher und schmuckloser als das mit seinem seidenen Laken und bemalten Reliefs viel zu luxuriös wirkende Bett.

Wie denn nun - ist der Stuhl schmucklos oder mit Schnitzereien verziert?

Zitat:
„Sie sind unheimlich“, erzählte Salea ihrem Liebhaber.

Er ist nicht ihr Liebhaber, sondern er betreibt Prostitution. Das ist schon ein Unterschied.

Zitat:
Zusammen standen sie vor dem mächtigen Tor der Elfenstadt und wurden von ihm abgewiesen.

Sorry, ich mag ja auch Fantasy, aber das stört mich. "Die" Elfenstadt? Gibt es nur eine einzige? Für ein ganzes Volk, ja sogar eine ganze Spezies würde ich mehr Ausdifferenzierung erwarten als die eine Elfenstadt. Verstehst Du, was ich meine?

Ab dem Absatz springt die Perspektive zwischen ihm und ihr hin und her, das ist etwas unschön. Ist das beabsichtigt?

Zitat:
Mögen die Götter bescheren, dass dies so bleibt.

Das ist noch so eine ausgelutschte Fantasy-Phrase. In einfallslos entworfenen Welten sind es immer "die Götter", gähn. Wäre gut, wenn Du auch hier ein bisschen Tiefe reinbringst. Denk mal an Welten wie Westeros, da gibt es die Sieben, die Alten Götter, den Ertrunkenen Gott und viele mehr. Das bringt Farbe auf die Leinwand!

Übrigens machst Du das etwas weiter unten besser, als Du "die Pentarchie" erwähnst, ohne sie erstmal zu erklären. Das ist viel interessanter, als wenn nur die Rede vom "östlichen Königreich" oder so gewesen wäre!

Ansonsten wär ich neugierig, mehr von der Geschichte zu lesen!

Liebe Grüße & weiter viel Erfolg Smile


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Milkymalk
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Beitrag30.06.2018 06:50

von Milkymalk
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Vorab erst einmal herzlichen Dank für die ausführlichen Reaktionen auf meinen Text! Nach diversen Warnungen und Rezensionen anderer Texte, die ich hier sah, habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet und wurde mit erstaunlich positivem Feedback überrascht. Das motiviert wirklich ungemein!

Zum Punkt der unangebrachten Weltbeschreibung:
Ja, ich sehe ein, dass es vielleicht nicht die beste Stelle für einen Überblick über die Geographie ist. Ich wollte mit dem Abschnitt den Landstrich als unwirtliche Gegend beschreiben, und zwar beiderseits der Stadtmauern. Eine Stadt, die eigentlich über ihre Verhältnisse lebt, nicht weil sie dekadent und verschwenderisch ist, sondern weil sie zwischen Salzmeer und Wüste erbaut wurde und ihre Existenz vom steten Handel abhängig ist. Allerdings ist das an dieser Stelle nicht wirklich notwendig. Insofern werde ich diesen Abschnitt wohl wirklich schweren Herzens herausschneiden und ein andermal verwenden.

Auf 700 oder gar 1000 Seiten wollte ich eigentlich nicht hinaus, vielleicht 300. Allerdings rechne ich auch damit, dass es mehr wird als geplant, wenn die Haupthandlung erst einmal begonnen hat.

Zu den Anmerkungen von BaronHarkonnen:
Zitat:
Zitat:
„Sie sind unheimlich“, erzählte Salea ihrem Liebhaber.

Er ist nicht ihr Liebhaber, sondern er betreibt Prostitution. Das ist schon ein Unterschied.

Ich habe eben noch einmal im Duden nachgeschaut und demnach kann das Wort für einen Mann in seiner Eigenschaft als Sexualpartner stehen. Sollte also so passen smile

Nein, es gibt nicht nur eine Elfenstadt, aber hätten sie "vor der Frankenburg" oder "vor der Römerstadt" gestanden wärst du doch bestimmt auch nicht davon ausgegangen, dass es nur eine gibt? Dennoch ist es gut zu wissen, dass die Stelle so aufgefasst werden kann. Ich denke, ich werde sie etwas präzisieren müssen.

Ich bin nicht sicher, was du damit meinst, dass die Perspektive "in diesem Absatz" springt, da es hier sehr viele Absätze und Zeilenumbrüche nach nur einem Satz gibt. Wirkliche Sprünge habe ich nicht feststellen können.

Ja, die Sache mit den Göttern. Bei DSA sind es "die Zwölfe" nach römisch-griechischem Vorbild, in Westeros "die Sieben" (das eher die christliche Dreifaltigkeit auf sieben Aspekte ummünzt und auch Parallelen zu "Tochter, Mutter, Alte" aus dem modernen Wicca hat), in der nordischen Mythologie "die Asen" usw. Wenn die Götter aber kein zusammenhaltendes Pantheon bilden, warum sollte man dieses mit einem Eigennamen bedenken? Selbst der christliche Gott, von dem es ja nur einen gibt, wird im Christentum nicht mit einem Eigennamen benannt (was religöse Tabugründe hat, zugegeben) und stattdessen mit dem generischen Begriff als Name bezeichnet. Die griechischen Götter haben zwar alle zusammen auf dem Olymp gehaust und man kann sie als "Olympier" bezeichnen, aber dieses Wort wird doch eher selten bis gar nicht gebraucht.
Was nicht heißen soll, dass die Götter in der Welt des Romans keine Namen oder keine Gruppenbezeichnung haben. Ich finde nur, dass es nicht zwingend notwendig sein sollte, sie ständig damit zu betiteln. Tatsächlich sind Nennungen der Götter im weiteren Verlauf sehr zahlreich, auch mit Namen und Aliasen, da die Götterwelt wie der Arbeitstitel "der Steingott" suggeriert sehr wichtig für die Handlung ist.

Die Pentarchie ist ein Konzept, das ich vor einiger Zeit mal für eine Rollenspielwelt erdacht habe. Daher ist sie recht komplex und an der Stelle unmöglich kurz zu beschreiben, zumal aus dem Text hervorgeht, dass der Begriff in der Welt des Romans ausreichend bekannt ist, so dass er keiner Erläuterung bedarf. Bei solchen Nennungen befürchte ich aber auch immer, dass es als bloßes Namedropping verstanden wird und den Leser frustriert.

Alle nicht einzeln genannten Anmerkungen habe ich natürlich auch gelesen und werde sie bei der Überarbeitung berücksichtigen.
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BaronHarkonnen
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Beitrag30.06.2018 09:10

von BaronHarkonnen
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Auch Frühaufsteher, wie ich sehe Wink

Freue mich über Dein Feedback-feedback - häufig gibt man sich hier Mühe mit den Texten von Neueinsteigern, die sich dann aber zu keiner Antwort mehr bequemen...

Zum Liebhaber: wieder was gelernt! Smile

Zur Elfenstadt und den Göttern: natürlich kannst Du das alles so benennen, und es gibt auch gute Gründe dafür! Meine Anmerkung war nur: ich habe diese generischen Phrase "bei den Göttern" etc. schon zu häufig im Fantasy-Kontext gelesen/gehört, genau so wie die Zwergenstadt, die Elfenstadt, die Diebesgilde etc. Da würde ich mich über was Frischeres freuen!
btw: selbst wenn es ein ganzen Pantheon gibt, heißt das nicht, dass man es so pauschal anrufen muss. Ich denke mal (ohne es zu wissen) dass ein Hindu auch nicht 'bei den Göttern' sagen würde, sonder eher 'bei Shiva'.

Zum Perspektivwechsel: ich meine den Abschnitt ab "„Steck ihn langsam wieder rein, ...".

Erst schreibst Du:
Zitat:
„Ich hatte nichts Unredliches damit im Sinn“, beteuerte er mit einer Ruhe, die einem gerade auf frischer Tat Ertappten nicht zustand. Wahrscheinlich sagte er die Wahrheit.

--> das ist aus ihrer Perspektive erzählt. Sonst müsste man nicht spekulieren (wenn es aus seiner Perspektive erzählt wäre, wüsste man ja, ob der die Wahrheit sagt)

Aber dann kommt:
Zitat:
Die bloße Erwähnung dieses Giftes konnte einem gestandenen Mann das Blut in den Adern gefrieren lassen. Felio musste sich zusammenreißen, um die Klinge nicht reflexhaft fallen zu lassen.

--> das ist jetzt seine Perspektive; woher könnte sie sonst wissen, dass er sich zusammenreißen muss? Dran denken: die personale Perspektive bedeutet, dass man nur in den Kopf eines Protagonisten guckt, und nicht sehen kann, was in den anderen vorgeht. Ausnahme: Auktoriale Erzählperspektive.

Ist jetzt nicht so dramatisch, aber kein guter Stil, und mir wurde hier zu diesem Thema auch schon der Kopf gewaschen Wink

Zur Pentarchie: belass es ruhig erstmal bei Andeutungen und bau es später nach und nach aus (falls für die Story relevant). Ich kenne den Drang, die Welten ausführlicher zu beschreiben, sehr gut (Spoiler: ich war auch mal Rollenspiel-Master Wink )

Liebe Grüße!


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M
Beitrag30.06.2018 13:18

von Milkymalk
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Frühaufsteher? Wenn du wüsstest wink Eigentlich wäre ich um die Uhrzeit nicht "wieder" sondern "noch" wach, aber neuerdings Frühschicht zu arbeiten stellt gewisse Dinge mit dem Tagesrhythmus an. Unschöne Dinge.
Feedback zum Feedback gehört für mich zum guten Ton, alleine schon um zu zeigen, dass die Kritik wahrgenommen wurde.

Jetzt verstehe ich, was du meintest. Da werde ich nochmal drüber schauen, danke!

Wie die Beschreibung durch Salea schon andeutet haben Elfen in meiner Welt einen leicht anderen Stellenwert als im üblichen Fantasy, daher ist es nachvollziehbar, wenn sie unter sich bleiben. Mich hat die Darstellung von Elfen als "hübsche Menschen mit spitzen Ohren, Magie und Bogen" und Zwergen als "kleine, feiste, streitlustige Menschen mit Bart, die viel trinken" immer gestört, daher sind beide Rassen bei mir eindeutig fremdartig und "unmenschlich".
Das eigentliche erste Kapitel stellt die Zwerge (die hier Steinalben heißen) vor, mitsamt des Ereignisses, das alle weiteren Geschehnisse ins Rollen bringt, aber ich bin noch von vorne bis hinten unzufrieden damit. Beim Versuch, die Fremdartigkeit und den Charakter dieses Volkes zu beschreiben, habe ich noch schlimmer über sie referiert als in diesem Text über die Wüstenstadt.

Der Text hier ist tatsächlich aus zwei Kapiteln zusammengestückelt, um die Charakterisierung von Salea komplett zu haben. Der Teil aus dem zweiten Kapitel endet an der Stelle noch nicht, aber ich dachte mir, dass es dann zu viel wird.

Und dann ist da noch ein Zwischenkapitel, das zwar längst fertig geschrieben ist, aber an vielen Stellen meinen Ansprüchen einfach nicht genügt. Einiges dort erinnert mich in seiner Naivität zu sehr an Jugendroman und zu wenig an erwachsene Fantasy.

Ich bin auch mit Vorliebe der Spielleiter beim Rollenspielen. Ich liebe einfach das Worldbuilding und könnte ganze Bände mit Szenariobeschreibungen füllen.
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Rainer Prem
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Beitrag02.07.2018 08:50

von Rainer Prem
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kioto hat Folgendes geschrieben:

...

Ich habe Bücher von Lukianenko (SF) gelesen. Da wird auch mal 2 Seiten lang das Kochen eines russischen Gerichtes beschrieben oder sonstwie abgeschweift. Und da passte es meiner Meinung nach. Es ist doch gerade die Kunst des Autors, Texte nicht nur durch relevante Handlung (Action) interessant zu gestalten?


Hallo,

ich sage nichts gegen Beschreibungen, nachdem der Leser in die Geschichte eingeführt ist. Nur vorher, noch bevor über den Protagonisten mehr als der Name bekannt ist, will ich als Leser erst einmal eingefangen und nicht mit Informationen überschüttet werden, die ich zu diesem Zeitpunkt nicht zuordnen kann und sowieso gleich wieder vergessen habe.

Grüße
Rainer
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Rainer Prem
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Beitrag02.07.2018 08:55

von Rainer Prem
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Milkymalk hat Folgendes geschrieben:

...

Wie die Beschreibung durch Salea schon andeutet haben Elfen in meiner Welt einen leicht anderen Stellenwert als im üblichen Fantasy, daher ist es nachvollziehbar, wenn sie unter sich bleiben. Mich hat die Darstellung von Elfen als "hübsche Menschen mit spitzen Ohren, Magie und Bogen" und Zwergen als "kleine, feiste, streitlustige Menschen mit Bart, die viel trinken" immer gestört, daher sind beide Rassen bei mir eindeutig fremdartig und "unmenschlich".

...


Wenn du Klischees benutzt, musst du damit rechnen, dass der Leser die Klischees anwendet und Konsistenz erwartet.

Wenn du NICHT die üblichen Namen verwendest, kannst du deine Völker gestalten wie du willst und für deine Geschichte nötig ist. Benutze irgendwelche exotisch klingenden Wörter für die Rassen, keine die seit Tolkien mit festen Merkmalen belegt sind. Oder wirf sie komplett über den Haufen wie der "Zwerg" in "Avengers: Infinity War".

Grüße
Rainer
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Rainer Prem
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Beitrag02.07.2018 09:00

von Rainer Prem
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Milkymalk hat Folgendes geschrieben:

...

Das eigentliche erste Kapitel stellt die Zwerge (die hier Steinalben heißen) vor, mitsamt des Ereignisses, das alle weiteren Geschehnisse ins Rollen bringt, aber ich bin noch von vorne bis hinten unzufrieden damit. Beim Versuch, die Fremdartigkeit und den Charakter dieses Volkes zu beschreiben, habe ich noch schlimmer über sie referiert als in diesem Text über die Wüstenstadt.

...


Dann bist du ja auf dem richtigen Weg. Warum willst du auch dem Leser die Spannung nehmen, mit den Figuren zusammen die Welt zu erkunden?

Lass das Kapitel erst einmal weg, lass deine Protagonisten "das Ereignis, das alles ins Rollen gebracht hat" erst im Laufe der Geschichte aufdecken. Lass sie mit einem "Zwerg" zusammentreffen, und beschreibe DA die Besonderheiten.

Du als Autor musst das alles wissen, der Leser soll es entdecken.

Grüße
Rainer
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Milkymalk
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Beitrag02.07.2018 17:37

von Milkymalk
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nun, würde man einen Steinalb und einen Elf aus meiner Welt ohne Nennung der Rassennamen beschreiben, würde jeder Leser, der ein wenig Fantasy kennt, sofort darauf kommen, dass es sich um einen Zwerg und einen Elf handelt. Die Ähnlichkeiten sind da und ebenso einige definierende Merkmale. Auch Steinalben buddeln, sind klein, stämmig und haben Bärte. Auch meine Elfen sind leicht blasiert, magiebegabt und haben spitze Ohren. Das sind denke ich mal die kleinsten gemeinsamen Nenner der beiden Rassen.

Die Orks aus Tolkiens Werken haben mit denen aus World of Warcraft auch wenig mehr als den Namen gemeinsam. Die einen sind abgrundtief böse, hutzelig und entstellt und können kaum ihren eigenen Namen aussprechen. Die anderen sind schwarzeneggermäßige Kraftpakete mit normaler Intelligenz und einer Disposition zum "edlen Wilden". Was haben sie gemeinsam? Die Wildheit, Unzivilisiertheit und den Hang, eher "fürs Grobe" da zu sein. Und je nach Quelle noch grüne oder erdfarbene Haut.

Natürlich gibt man einem Zwerg keine Schuppen, drei Augen, vier Arme, Flügel, einen Schwanz oder Hörner. Zumindest nennt man ihn dann nicht mehr "Zwerg". Ich denke, es gibt gewisse "Muss"-Merkmale ebenso wie Ausschlussmerkmale.

Zum eigentlichen Kapitel 1:
Ich mag eigentlich den Gedanken, dass der Leser mitbekommt, was da passiert ist, allerdings erst nach und nach erfährt, was dieses Ereignis konkret bedeutet. Ohne Hintergrundwissen zu den Steinalben, das der Leser erst später bekommt, kann er nur erahnen, was da eigentlich genau geschehen ist und welche Tragweite das Ereignis hat. Ich tue mich gerade schwer, ein vergleichbares Beispiel zu finden. Aber eventuell reicht es ja, das Kapitel umzustrukturieren, die Vorstellung der Steinalben wegzulassen und den Leser das alles deutlich knapper erleben zu lassen, vielleicht nur als Prolog statt als Kapitel 1.
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