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Der Investmentbanker


 
 
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Nils Oelfke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 25
Beiträge: 56
Wohnort: Jever


Beitrag25.06.2018 10:49
Der Investmentbanker
von Nils Oelfke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Liebe DSFO-Community,

hier habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, in der ich vor jedem Satz nicht wusste, was als nächstes kommt. Dementsprechend gibt es (glaube ich) ein paar interessante Wendestellen. Ich freue mich über euer Feedback Very Happy

„Du spinnst ja wohl!“
„Ich habe dir nichts getan.“
„Wer hat denn gerade auf meinen Hintern gestarrt?“
Schuldbewusst senkte Paul seinen Blick. Verona konnte er nichts vorspielen. Es war, als hätte sie überall Augen.
„Ich drehe mich jetzt wieder um und wenn du es noch einmal wagst, werde ich dir zeigen, warum meine früheren Liebhaber lieber mit einem Gorilla schlafen würden, als mit mir.“
Paul wollte es nicht verstehen, denn die Verlockung war zu schön. Sie stand vor ihm, fünf Meter entfernt, hatte nichts mehr an, als ihre Unterwäsche und roch nach Lavendel.
Warum konnte ich mich nicht beherrschen, einfach mein Eis aufessen?
Er dachte an den Tag zurück, an dem er Verona an der Eisdiele kennengelernt hatte. Eigentlich wollte er nur mit seinen Jungs ein Eis holen gehen, aber eine junge Frau, vollbusig und mit betont enger Kleidung, hatte seine Pläne geändert. Schon damals waren ihm ihre tigerhaften, gierigen Augen aufgefallen, hatten ihn gefangen, ohne dass er es bemerkt hatte. Und jetzt war er hier, wollte sein Glück zu sich holen, es küssen oder mehr, aber es ging nicht, denn Tiger lassen nicht mit sich spielen. Sie spielen mit dir.
„Ok, ok, ich habe verstanden.“ Paul wagte nicht, aufzuschauen. Zumindest vorerst.
„Du schaust mich nicht an, erst wenn ich es sage.“
Der junge Investmentbanker, frisch verheiratet, hörte, wie sich Verona entfernte.
„Wo willst du hin“, rief er ihr nach.
Die Schritte halten an den Wänden nach, dann verstummten sie. Der Herzschlag von Paul vervielfachte sich und seine Ungeduld wuchs.
Wo bei all den schönen Frauen auf der Erde will sie hin?
Diese Frau ängstigte ihn, war sie doch ganz anders als die anderen, die er kannte.
Verona ist dir ebenbürtig, nein, sie ist stärker als du, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
Schämst du dich nicht, Kira zu verraten. Glaubst du wirklich, sie wüsste nichts davon?
Die Stimmen waren die Stimmen seiner vergangenen Frauen: Melissa, Johanna und die vielen anderen, mit denen er geschlafen hatte.
„Arrghhh, keiner kann mich aufhalten, ihr seid nur Schlampen, die sich glücklich schätzen können, mit mir geschlafen zu haben.“
Jetzt fühlte er sich besser, denn er war der Löwe, er wollte der König sein. Auch Verona würde dies über kurz oder lang lernen. Sein einziges Problem bestand darin, dass er sich von ihr hatte festbinden lassen mithilfe von Handschellen und so war er an das Bett gebunden, musste sich seine Freiheit erkämpfen.
Paul hörte Schritte. Noch wollte er ihr Spiel mitspielen, noch würde sie bekommen, was sie wollte. Die Schritte näherten sich dem Bett und Pauls Muskeln spannten sich an, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
Verdammt.
Als Erstes nahm er den Geruch von Lavendel war, dann blieb sie vor ihm stehen.
War sie nackt?
Sein eben gefasster Entschluss, schlich davon, floh vor der Dominanz dieser Frau.
„Wie ich sehe, warst du brav“, säuselte sie ihm ins Ohr.
Am liebsten, hätte er sie berührt, angefasst, geküsst, aber nichts von alledem ging, denn er war festgebunden an dieses Bett, festgebunden an den Willen dieser Frau.
„Natürlich.“
Ihre Hand glitt von seinem Ohr herunter, immer weiter, bis sie irgendwann ihr Ziel erreicht hatte.
„Gefällt dir das?“
Oh ja, und wie er es mochte, aber ihre Frage erinnerte ihn wieder an seinen Entschluss, den er eben gefasst hatte. Zwar wollte er, dass es nie aufhörte, andererseits verletzte es sein Ego, Verona ausgeliefert zu sein.
„Bitte befrei mich von diesen Fesseln. Ich habe genug“
Hatte ich wirklich genug?
Verona kicherte. Das Kichern wurde zu einem Lachen. Einem Lachen, das Paul alles andere als gefiel.
„Wir fangen doch gerade erst an, Süßer.“ Das letzte Wort betonte Verona, Spott und Spaß lagen dich beieinander.
Paul wollte aufgeben und es über sich ergehen lassen, schließlich genoss er ihre Berührungen trotz seiner Unterwürfigkeit, aber er hörte weitere Schritte.
Die beiden befanden sich in einer verlassenen Lagerhalle, abseits der Stadt. Er war auf die Einladung von Verona hierhergekommen, sie hatten sich neben dem Tor zur Eingangshalle getroffen und sie waren zusammen eingebrochen. Einzig ein Bett stand in der Lagerhalle, so groß, dass Paul bestimmt seine Liebhaber der letzten drei Monate darin unterbringen könnte. Verona hatte Paul erklärt, dass sie hier schon öfter gewesen war. Lange Zeit hatten sie sich unterhalten, zusammen gelacht, aber dann hatte er sie nach ihrer Arbeit gefragt. Nach dieser Frage hatte sie sich auf ihn gestürzt- liebevoll- und nach zwanzig Minuten, die dem Investmentbanker viel zu kurz vorgekommen waren, hatte er sich in der Lage befunden, in der er nun steckte.
Wieder hörte er Schritte, die näherkamen. Zu dem Gefühl der Aufregung mischte sie Angst. Angst vor der Person, welche ihnen entgegenkam, denn wer kam nachts in eine verlassene Lagerhalle. Bilder von Serienmördern und Schießereien fuhren durch seinen Geist, er konnte nichts dagegen tun.
„Verona, wer ist das“, flüsterte Paul. Er konnte von seiner Position nicht erkennen, wer sich auf die beiden zubewegte. Außerdem war es viel zu dunkel.
Seine Instinkte übernahmen die Kontrolle über seinen Körper, pumpten Adrenalin in jede Faser seines Körpers. Er spürte die Kraft in seinen Armen, wollte sich von seinen Fesseln losreißen, aber sie waren zu fest.
Seine Verführerin schien von alledem wenig beeindruckt. Sie streichelte weiterhin seinen Bauch und schaute Paul mit ihrem „Du gehörst mir“-Blick in die Augen. Dieser konnte ihre Berührungen nicht mehr genießen, wollte weg von diesem Ort, weg von Verona.
Warum hat sie keine Angst? Diese Hexe.
Er wollte von ihr wegrücken, aber es ging nicht. Aus der Dunkelheit bildeten sich die Konturen eines Menschen, eines Frauenkörpers…
Kira!
Trotz der Dunkelheit konnte Paul die Wut in ihrem Gesicht sehen. In ihren Augen lag Enttäuschung, die sich Paul nicht erklären konnte.
Was um alles in der Welt ging hier vor sich?
Er schluckte einmal, dann noch einmal. Verona hatte sich in die Dunkelheit zurückgezogen, sodass er mit Kira allein war. Kira wirkte wie eine Katze, der man beim Streicheln zu nahe gekommen war: Sie könnte jeden Moment anfangen zu kratzen und zu beißen.
„Kira, was machst du denn hier?“
Er schaute ihr in die Augen, sie glotzte zurück, mit einer Stärke, die er noch nie in ihren Augen gesehen hatte.
Paul hörte weiter Schritte.
Was ging hier vor sich? Wo blieb Verona?
Langsam machte ihm Kira Angst, denn sie antwortete ihm nicht und starrte ihn weiterhin mit der gleichen Bosheit in den Augen an. Normalerweise war er der Löwe, aber die Fesseln verhinderten, dass er sich als solcher verhalten konnte.
„Kira, bitte öffne meine Handschellen.“
Seine Freundin schüttelte den Kopf. Die Schritte kamen immer näher. Dann konnte er sie sehen, einer nach der anderen tauchte aus der Dunkelheit auf, stellte sich neben Kira, mit der gleichen Wut, mit der gleichen Entschlossenheit. Melissa, Johanna, alle standen sie da, starrten auf ihn herab.
Paul robbte zurück, an die Bettkante, versuchte Abstand zwischen sich und diese Kampfkatzen zu bringen, die heute Abend gemeinsam jagten. Sein Herzschlag war ein einziges Trommelgewitter und die Gedanken in seinem Kopf kämpften gegeneinander um die Vorherrschaft, schoben sich zur Seite, schrieben wild durch die Gegend.
„Was macht ihr hier“, stammelte Paul.
Er bekam eine Antwort, aber nicht die, welche er hören wollte: Verona stellte sich neben ihn und bot ihm die Hand an, als wenn sie sich guten Tag sagen würden, aber er konnte ihre nicht schütteln, denn er war angekettet. Dann fing sie an zu reden: „Gestatten:  Agentin 137. Du fragtest mich, wo ich arbeite. Ich kann es dir sagen: Bei der OGSAF, der Organisation gegen strukturelle Ausbeutung von Frauen. Wir sind die Avantgarde aller Frauen und schaffen dort für Gerechtigkeit, wo der Staat versagt.“
Sie zeigte auf die Frauen hinter ihr.
„Ihr Strafenkatalog ist ganz schön lang, sie haben ihr Leben auf Kosten von anderen geführt, haben sie alle belogen und anschließend alleine gelassen.“
Verona rückte mit ihrem Mund nah an seinen heran, so nah, dass er es in einem anderen Kontext genossen hätte.
„Dank Kira, ihrer tapferen Freundin, können wir dem nun ein Ende setzen. Sie werden ihre Strafe bekommen, ob sie wollen oder nicht.“
Am Ende ihrer Worte angekommen, wich sie vor ihm zurück, als wäre er eine Krankheit, die beider kleinsten Berührung ansteckend wäre. Danach setzte sie ihren Körper gekonnt in Szene, Paul konnte einen weiteren Blick auf ihren Hintern, fangen und lies ihn mit den anderen Frauen allein.

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azareon35
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 292
Wohnort: Hessen


Beitrag30.06.2018 20:59
Re: Der Investmentbanker
von azareon35
Antworten mit Zitat

Heyo Nils,

dann geb ich mal Feedback.
Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:
Liebe DSFO-Community,

„Du spinnst ja wohl!“
„Ich habe dir nichts getan.“
„Wer hat denn gerade auf meinen Hintern gestarrt?“
Schuldbewusst senkte Paul seinen Blick. Verona konnte er nichts vorspielen. Es war, als hätte sie überall Augen.
„Ich drehe mich jetzt wieder um und wenn du es noch einmal wagst, werde ich dir zeigen, warum meine früheren Liebhaber lieber mit einem Gorilla schlafen würden, als mit mir.“ Wahrscheinlich, weil der Gorilla nicht annähernd so eine Diva ist?
Paul wollte es nicht verstehen, denn die Verlockung war zu schön. Sie stand vor ihm, fünf Meter entfernt, hatte nichts mehr an, als außer  ihrer Unterwäsche und roch nach Lavendel.
Warum konnte ich mich nicht beherrschen, einfach mein Eis aufessen?
Er dachte an den Tag zurück, an dem er Verona an der Eisdiele kennengelernt hatte. Eigentlich wollte er nur mit seinen Jungs ein Eis holen gehen, aber eine junge Frau, vollbusig und mit betont enger Kleidung, hatte seine Pläne geändert. Schon damals waren ihm ihre tigerhaften, gierigen Augen aufgefallen, hatten ihn gefangen, ohne dass er es bemerkt hatte. Wie jetzt? Das passt nicht. Oder findest du dich häufiger in inniger Umarmung mit einer wildfremden Frau wieder? Und jetzt war er hier, wollte sein Glück zu sich holen, es küssen oder mehr, aber es ging nicht, denn Tiger lassen nicht mit sich spielen. Sie spielen mit dir. Vorsicht mit der vierten Wand. Das ist irritierend, wenn du plötzlich die Anrede änderst.
„Ok, ok, ich habe verstanden.“ Paul wagte nicht, aufzuschauen. Zumindest vorerst.
„Du schaust mich nicht an, erst wenn ich es sage.“
Der junge Investmentbanker, frisch verheiratet, hörte, wie sich Verona entfernte.
„Wo willst du hinFragezeichen“, rief er ihr nach.
Die Schritte halten an den Wänden nach, dann verstummten sie. Der Herzschlag von Paul vervielfachte sich und seine Ungeduld wuchs.
Wo bei all den schönen Frauen auf der Erde will sie hin?
Diese Frau ängstigte ihn, war sie doch ganz anders als die anderen, die er kannte.
Verona ist dir ebenbürtig, nein, sie ist stärker als du, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
Schämst du dich nicht, Kira zu verraten. Glaubst du wirklich, sie wüsste nichts davon?
Die Stimmen waren die Stimmen seiner vergangenen Frauen: Melissa, Johanna und die vielen anderen, mit denen er geschlafen hatte.
„Arrghhh, keiner kann mich aufhalten, ihr seid nur Schlampen, die sich glücklich schätzen können, mit mir geschlafen zu haben.“ Denkt er das oder sagt er das?
Jetzt fühlte er sich besser, denn er war der Löwe, er wollte war der König sein. Auch Verona würde dies über kurz oder lang lernen. Sein einziges Problem bestand darin, dass er sich von ihr hatte festbinden lassen mithilfe von Handschellen und so war er an das Bett gebunden, musste sich seine Freiheit erkämpfen mit Handschellen an das Bett gekettet war.
Paul hörte Schritte. Noch wollte er ihr Spiel mitspielen, noch würde sie bekommen, was sie wollte. Die Schritte näherten sich dem Bett und Pauls Muskeln spannten sich an, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
Verdammt.
Als Erstes nahm er den Geruch von Lavendel war, dann blieb sie vor ihm stehen.
War sie nackt?
Sein eben gefasster Entschluss, schlich davon, floh vor der Dominanz dieser Frau.
„Wie ich sehe, warst du brav“, säuselte sie ihm ins Ohr.
Am liebsten, hätte er sie berührt, angefasst, geküsst, aber nichts von alledem ging, denn er war festgebunden an dieses Bett, festgebunden an den Willen dieser Frau.
„Natürlich.“
Ihre Hand glitt von seinem Ohr herunter, immer weiter, bis sie irgendwann ihr Ziel erreicht hatte.
„Gefällt dir das?“
Oh ja, und wie er es mochte, aber ihre Frage erinnerte ihn wieder an seinen Entschluss, den er eben gefasst hatte. Zwar wollte er, dass es nie aufhörte, andererseits verletzte es sein Ego, Verona ausgeliefert zu sein.
„Bitte befrei mich von diesen Fesseln. Ich habe genug“
Hatte ich wirklich genug?
Verona kicherte. Das Kichern wurde zu einem Lachen. Einem Lachen, das Paul alles andere als nicht gefiel.
„Wir fangen doch gerade erst an, Süßer.“ Das letzte Wort betonte Verona, Spott und Spaß lagen dicht beieinander.
Paul wollte aufgeben und es über sich ergehen lassen, schließlich genoss er ihre Berührungen trotz seiner Unterwürfigkeit, aber er hörte weitere Schritte.
Die beiden befanden sich in einer verlassenen Lagerhalle, abseits der Stadt. Wiebittewas? In einer verlassen Lagerhalle? Er war auf die Einladung von Verona hierhergekommen, sie hatten sich neben dem Tor zur Eingangshalle getroffen und sie waren zusammen eingebrochen. Einzig ein Bett stand in der Lagerhalle, so groß, dass Paul bestimmt seine Liebhaber der letzten drei Monate darin unterbringen könnte. Verona hatte Paul erklärt, dass sie hier schon öfter gewesen war. Moment, Auszeit. Sie brechen in eine verlassene Lagerhalle in, in welcher seit mehreren Monaten ein riesiges Bett steht? Nope, sorry, das ist unrealistisch. In der kurzen Zeit haben sich da weiß der Geier wieviele Ratten und Mäuse eingenistet, von Obdachlosen ganz zu schweigen. Außerdem ist es extrem übertrieben kompliziert. Mach daraus eine Wohnung in einem abgelegenen Teil der Stadt, das ist glaubwürdiger.
Lange Zeit hatten sie sich unterhalten, zusammen gelacht, aber dann hatte er sie nach ihrer Arbeit gefragt. Nach dieser Frage hatte sie sich auf ihn gestürzt- liebevoll- und nach zwanzig Minuten, die dem Investmentbanker viel zu kurz vorgekommen waren, hatte er sich in der Lage befunden, in der er nun steckte. Nee, die wären sofort zur Sache gekommen. Oder sie hätte wohl noch ein kleines Tänzchen hingelegt.
Wieder hörte er Schritte, die näherkamen. Zu dem Gefühl der Aufregung mischte sie Angst. Angst vor der Person, welche ihnen entgegenkam, denn wer kam nachts in eine verlassene Lagerhalle. Wer ist so blöd und geht überhaupt mit einer fremden Person in eine verlassene Lagerhalle? Bilder von Serienmördern und Schießereien fuhren durch seinen Geist, er konnte nichts dagegen tun.
„Verona, wer ist dasFragezeichen“, flüsterte Paul. Er konnte von seiner Position nicht erkennen, wer sich auf die beiden zubewegte. Außerdem war es viel zu dunkel. Was jetzt? Ist es dunkel oder hell? Den ersten Sätzen nach dachte ich, es wäre Tag.
Seine Instinkte übernahmen die Kontrolle über seinen Körper, pumpten Adrenalin in jede Faser seines Körpers. Er spürte die Kraft in seinen Armen, wollte sich von seinen Fesseln losreißen, aber sie waren zu fest. Naja, er könnte sich die Daumen brechen, um aus den Handschellen zu kommen.
Seine Verführerin schien von alledem wenig beeindruckt. Sie streichelte weiterhin seinen Bauch und schaute Paul mit ihrem „Du gehörst mir“-Blick in die Augen. Dieser konnte ihre Berührungen nicht mehr genießen, wollte weg von diesem Ort, weg von Verona.
Warum hat sie keine Angst? Diese Hexe. Gedanken? Dann bitte kursiv.
Er wollte von ihr wegrücken, aber es ging nicht. Aus der Dunkelheit bildeten sich die Konturen eines Menschen, eines Frauenkörpers…
Kira!
Trotz der Dunkelheit konnte Paul die Wut in ihrem Gesicht sehen. In ihren Augen lag Enttäuschung, die sich Paul nicht erklären konnte. Ist da jetzt eine Lichtquelle, oder ist es dunkel? Das ergibt keinen Sinn.
Was um alles in der Welt ging hier vor sich?
Er schluckte einmal, dann noch einmal. Verona hatte sich in die Dunkelheit zurückgezogen, sodass er mit Kira allein war. Kira wirkte wie eine Katze, der man beim Streicheln zu nahe gekommen war: Sie könnte jeden Moment anfangen zu kratzen und zu beißen.
„Kira, was machst du denn hier?“
Er schaute ihr in die Augen, sie glotzte starrte Glotzen impliziert einen etwas dümmlichen Blick zurück, mit einer Stärke, die er noch nie in ihren Augen gesehen hatte.
Paul hörte weitere Schritte.
Was ging hier vor sich? Wo blieb Verona?
Langsam machte ihm Kira Angst, denn sie antwortete ihm nicht und starrte ihn weiterhin mit der gleichen Bosheit in den Augen an. Normalerweise war er der Löwe, aber die Fesseln verhinderten, dass er sich als solcher verhalten konnte der Löwe war nun in Ketten gelegt.
„Kira, bitte öffne meine HandschellenAusrufezeichen
Seine Freundin schüttelte den Kopf. Die Schritte kamen immer näher. Dann konnte er sie sehen, einer nach der anderen tauchte aus der Dunkelheit auf, stellte sich neben Kira, mit der gleichen Wut, mit der gleichen Entschlossenheit. Melissa, Johanna, alle standen sie da, starrten auf ihn herab.
Paul robbte zurück, an die Bettkante, versuchte Abstand zwischen sich und diese Kampfkatzen zu bringen, die heute Abend gemeinsam jagten. Kann er nicht, denn er ist ans Bett gefesselt. Sein Herzschlag war ein einziges Trommelgewitter und die Gedanken in seinem Kopf kämpften gegeneinander um die Vorherrschaft, schoben sich zur Seite, schrieben wild durch die Gegend.
„Was macht ihr hierFragezeichen“, stammelte Paul.
Er bekam eine Antwort, aber nicht die, welche er hören wollte: Verona stellte sich neben ihn und bot ihm die Hand an, als wenn sie sich guten Tag sagen würden, aber er konnte ihre nicht schütteln, denn er war angekettet. Dann fing sie an zu reden: „Gestatten:  Agentin 137. Du fragtest mich, wo ich arbeite. Ich kann es dir sagen: Bei der OGSAF, der Organisation gegen strukturelle Ausbeutung von Frauen. Wir sind die Avantgarde aller Frauen und schaffen dort für Gerechtigkeit, wo der Staat versagt.“ lol Bwahahahaha! Lustige Idee, gebe ich zu, aber auch wieder übelst kompliziert. Sie ist eine Privatermittlerin, die von den anderen Damen angeheuert wurde, um Paul zur Strecke zu bringen.
Sie zeigte auf die Frauen hinter ihr.
„Ihr Hä? Warum siezt sie ihn jetzt? Strafenkatalog ist ganz schön lang, sie haben ihr Leben auf Kosten von anderen geführt, haben sie alle belogen und anschließend alleine gelassen.“
Verona rückte mit ihrem Mund nah an seinen heran, so nah, dass er es in einem anderen Kontext genossen hätte sie hätte küssen können.
„Dank Kira, ihrer tapferen Freundin, können wir dem nun ein Ende setzen. Sie werden ihre Strafe bekommen, ob sie wollen oder nicht.“
Am Ende ihrer Worte angekommen, wich sie vor ihm zurück, als wäre er eine Krankheit, die beider kleinsten Berührung ansteckend wäre. Danach setzte sie ihren Körper gekonnt in Szene,  ließ Paul konnte einen weiteren Blick auf ihren Hintern kein Komma hier fangen und ihn mit den anderen Frauen allein.


Ah, der wilde Casanova, von seinen früheren Liebschaften zur Strecke gebracht. Ein klassisches Thema.
An der Umsetzung haperts aber noch etwas, Nils. Neben einigen Grammatikfehlern kommst du auf arg übertriebene Ideen. Solche Liebestreffen finden eher in Hotels oder in abgelegenen Wohnungen statt, aber garantiert nicht in einer verlassenen Lagerhalle. Und was diesen Pseudo-Geheimdienst angeht ... naja. Das würde eher passen, wenn du die Story in eine SF-Dystopie verwandelst. Eine Gesellschaft, in der Sex streng reglementiert wird, so dass sich Rebellen zu geheimen Liebestreffen an abgelegenen Orten (wie verlassene Lagerhallen), äh, treffen müssen, aber immer gibt es die Angst, dass einer von ihnen ein Agent des Zentrums für zentralistisches Zölibat oder sowas ist. wink

Falls du Fragen hast, melde dich.
Azareon


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V.K.B.
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Beitrag01.07.2018 00:58

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo Nils,

Zitat:
Der junge Investmentbanker, frisch verheiratet, hörte, wie sich Verona entfernte.
Den Einschub empfinde ich als ungeschickten Infodump für den Leser. Natürlich muss man solche Infos irgendwie unterkriegen, aber an dieser Stelle und wie du es hier machst wirkt es extrem aufgesetzt. Außerdem: Mit wem ist er denn nun verheiratet? Kira? Von der ist hinterher aber auch nur als "Freundin" die Rede.

Zitat:
und schaffen dort für Gerechtigkeit, wo der Staat versagt.
"sorgen" statt "schaffen" würde passen, oder das "für" streichen

Zitat:
Sie werden ihre Strafe bekommen, ob sie wollen oder nicht.
Den Nachsatz nach dem Komma kannst du dir sparen. Denn völlig egal, ob er jetzt masochistisch veranlagt ist oder nicht, das würde er bestimmt nicht wollen.

Azareon hat zum Sprachlichen ja schon eine Menge angemerkt, deshalb schenke ich mir das. Das meiste davon kann ich unterschreiben. Nur die Lagerhalle passte für mich, weil sich zum Schluss ja quasi ergibt, dass das wohl nicht wirklich eine verlassene Halle ist, sondern ein extra dafür gemachter Ort, weil die sowas eben öfter machen. Zur Frage, wie man so blöd sein kann und mit einer wildfremden Person in eine einsame Halle gehen, sich nicht mal über das bereitgestellte Bett wundern und sich dann auch noch anketten lassen – ich kann mir durchaus vorstellen, dass so mancher Mann, wenn er nur sexuell erregt genug und damit triebgesteuert ist, durchaus seinen Verstand so ausschalten kann, nur um zu seinem gewünschten sexuellen Erlebnis zu kommen. Leider sind wir Männer manchmal so. Als ich zum Beispiel vor vielen, vielen Jahren in der Oberstufe Single war und eine längere Zeit keine Freundin hatte, hätte mich ein Mädel auch zu jedem Bullshit anstiften können, denke ich. Ob das jetzt allerdings für einen "Löwen" gilt, der eh immer jemanden findet, wenn er will, wage ich zu bezweifeln. Andererseits zeigt er ja schon ein gewisses Suchtverhalten mit dieser hohen Promiskuität, so dass ich ihn mir aber auch als triebgesteuert genug vorstellen kann. Also, für mich passt das schon.

Nur den Namen der Organisation fand ich doch ein bisschen albern, und besonders, dass sie sich als Agentin mit einer Nummer vorstellt. Das ist etwas zu over-the-top.

Hoffe, da ist was Hilfreiches für dich dabei.

Grüße,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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RememberDecember59
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Wohnort: Franken


Beitrag01.07.2018 12:59

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Hallo Nils,
ich lasse dir auch schnell meine Meinung zu deinem Text da, obwohl ich auch diesmal mehr zu meckern als zu loben habe. Aber immerhin habe ich wieder bis zum Ende gelesen und habe das Bedürfnis, mich dazu zu äußern, das ist doch auch schon mal was. Wink

Erstmal zum Inhalt. Mir persönlich sind da zu viele Klischees und bereits Bekanntes verbaut. Das rücksichtslose Alpha-Männchen, das seine Frau betrügt und dann natürlich auch noch Investmentbanker ist. Dann trifft er auf die schöne Frau, die ihm ebenbürtig ist. Dann auf die Frauen, die sich zusammenschließen, um sich an ihm zu rächen. Diese Idee habe ich so in der Art vor allen in Filmen schon so oft gesehen, dass ich sie nicht mehr sehr interessant finde.

Was dazu kommt, ist, dass ich sie auch nicht besonders gut ausgearbeitet finde – dadurch wirkt das Ganze noch klischeehafter. Zum Beispiel was die anderen Frauen betrifft – man erfährt nicht mal, wer die waren. Freundinnen, Affären, One Night Stands? Dass man viele wechselnde Sexualpartner hat, heißt ja nicht automatisch, dass man ihnen unrecht tut, aber so klingt es ein bisschen. Seine Frau betrügt er, aber was hat er den anderen denn angetan? Die Info würde ich schon mit reinmachen, damit am Ende klarer ist, worum es eigentlich geht. Ansonsten könnte man diese anderen Frauen auch einfach weglassen.

Das führt mich zum nächsten Punkt. „Organisation gegen strukturelle Ausbeutung von Frauen“. Den Namen finde ich sehr ungünstig gewählt, wenn es dir um das geht, was ich denke. Bei struktureller Ausbeutung hab ich irgendwie was anderes im Kopf – sowas wie Lohnunterschiede etc. Vielleicht ist das auch meine persönliche Konnotation dazu, aber davon, dass der Investmentbanker Frauen „strukturell ausgebeutet“ hat, lese ich in der Geschichte ehrlich gesagt nichts. Er geht ja einfach nur fremd. Wenn man so mancher Statistik glaubt, was ich tue (okay, da gibt es viele, die sich z.T. widersprechen), dann machen Frauen das genauso und sogar öfter als Männer und stehen ihnen an Promiskuität in nichts nach.
Man könnte auch diese „strukturelle Ausbeutung“-Sache weglassen. Ich sehe hier eigentlich nur, dass es um Rache einer betrogenen Ehefrau geht, vielleicht auch um Rache von Ex-Freundinnen, die er verlassen und vielleicht nicht gut behandelt hat. Alternativ könnte man eben ein bisschen besser herausarbeiten, was genau der Investmentbanker sich sonst so alles hat zuschulden kommen lassen, was den Einsatz einer Agentin, die für Gerechtigkeit sorgen will, rechtfertigt.

Das mal so als Denkanstoß. Ich weiß ja nicht, welche Ansprüche du selbst an diese kurze Geschichte hast, deshalb ist es schwer, dir einen Rat zu geben, wie man es besser machen kann. Das sind so die Dinge, die mir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind und die mir nicht wirklich durchdacht erschienen sind.

Zum Sprachlichen. Wie Azareo stolpere ich, wenn Gedanken mal so und mal so formuliert werden, sprich mal in der Vergangenheit, mal im Präsens wie ein Einschub. Ich würde mich für eins von beiden entscheiden. Und, auch wenn das verpönt ist, tendiere ich wie Azareo zum Kursivschreiben von solchen Präsens-Gedanken-Einschüben.
Zitat:
Warum hat sie keine Angst? Diese Hexe.

Zitat:
War sie nackt?

Alles in allem lässt sich das aber flüssig lesen. Ich würde am Anfang wieder ordentlich kürzen, dafür aber an anderen Stellen klarer machen, worum es eigentlich geht – nur Rache oder doch was anderes.

So, das ist jetzt doch viel länger geworden als gedacht. Mist. Laughing


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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nebenfluss
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Beiträge: 5982
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Beitrag01.07.2018 18:21

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Nils,
dieses 'Ins-Blaue-Schreiben' kann man natürlich machen, als Übung, zur Ideenfindung oder als Maßnahme gegen eine Schreibblockade.

Was vor dem Einstellen offenbar gefehlt hat: ein kritischer Blick deinerseits, was denn dabei rausgekommen ist (Stimmt der Aufbau? Funktioniert der Plot? Sind Prota und sonstige Figuren glaubwürdig in ihrem Handeln? Usw.) bzw. entsprechende Überarbeitung. Klar, da ist man auch leicht betriebsblind, dafür steht der Text ja in der Werkstatt, aber mir scheint, du hieltest das gar nicht für notwendig. So wie der Text ist, weiß ich kaum, wo anfangen, wo aufhören mit meiner Kritik.
Warum z. B. sollte der Job von dem Typen so wichtig sein, dass er sogar den Titel der Geschichte bestimmt, obwohl es ausschließlich um sein Privatleben geht? Wie sind denn  überhaupt Investmentbanker und wie wird man das? Bist du mit der wiederkehrenden Formulierung "mit ...(Frauen)... schlafen" wirklich nah genug dran an einem solchen Typen, der zudem noch Frauen aufs Sexuelle reduziert? Warum sollten sich die Verflossenen die Mühe dieser Aktion machen, warum sollte sein Rumgevögel diese Aufmerksamkeit verdient haben? Geht es hier wirklich um strukturelle Ausbeutung (oder nicht eher um strukturelle Langweilung) von Frauen, warum wird diese Ausbeutung nur behauptet, nicht gezeigt?


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Nils Oelfke
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Alter: 25
Beiträge: 56
Wohnort: Jever


Beitrag02.07.2018 15:26

von Nils Oelfke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo und vielen Dank an alle Kritiker!

Ich werde mich in den nächsten Tagen mit eurer Kritik zu diesem Text beschäftigen und melde mich dann wieder.

Liebe Grüße
Nils
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