Kapitelübergänge sinnvoll hin bekommen

[jaqui]

Ich versuche mich gerade an einer längeren Geschichte, die zwischen zwei Protagonisten hin und her wechselt.

Die beiden Stränge haben anfangs noch nichts miteinander zu tun. Ich will sie aber im Laufe der Geschichte zusammen führen.

Wie macht ihr das in so Fällen? Schreibt ihr einen Strang komplett zu Ende oder wechselt ihr auch beim Schreiben ab?
Ich schreibe jetzt mal Strang 2 weiter, habe aber noch keine Ahnung wie ich zu Strang 1 sinnvoll zurück kommen soll.

[Stefanie]

Bei Game of Thrones wird einer Figur immer bis zu einem Mordscliffhänger gefolgt, dann der Wechsel zur nächsten Person.
Das hält einem am Lesen.

[jaqui]

Das stimmt.
George R. R. Martin macht das toll. Ich werde wohl meinen eigenen Weg für das Problem finden müssen.

[Willebroer]

[jaqui]

@willebroer: Danke für deine Antwort.

Anfangs wissen die beiden Figuren noch nichts voneinander. Sie arbeiten aber am selben Problem. Im Laufe der Handlung sollen sie sich dann begegnen. Aber wie das stattfinden soll liegt noch voll im Dunkeln.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, dass ich zwar eine grobe Handlung im Kopf habe. Aber Einzelheiten noch gar nicht durchdacht sind.
Ich brauche wohl echt einen Plot mit den wichtigsten Wendungen.

Einfach drauf los schreiben und schauen was kommt mag für einige wenige funktionieren. Für mich offenbar nicht.

Ich bin froh dass ich mich hier angemeldet habe. So werden mir diese Dinge wenigstens bewusst.

[Willebroer]

Die unbequemste Frage ist in dem Fall immer, ob man wirklich die beiden Handlungsstränge braucht. Es ist nämlich durchaus kein automatisches Erfolgsrezept!

Wenn gelungen, kann es natürlich sehr reizvoll sein - das ist gar keine Frage!

Und nicht vergessen: Die Zwei als Zahl ist langweilig und neigt zur Statik.

[Michel]

[jaqui]

Ich denke ein Patentrezept kann es nie geben. Für keine Frage in diesem Bereich.

Aber ich schaue mich gerne um und lerne von erfahrenen Autoren. Oft sind da gute Tipps dabei. Ob man es dann selber so macht stellt sich sowieso langsam raus. Was für den einen funktioniert, klappt beim anderen gar nicht.

Danke für eure Anmerkungen. Das mit den zwei Strängen stimmt natürlich. Vielleicht fällt mir da noch was sinnvolles ein.

[MrT]

Es hat auch etwas mit dem Genre zu tun. Bei einem Thriller ist der Aufbau zum Beispiel ein anderer, als bei einem Liebesroman.

[sonnenblümchen]

ich denke auch, dass das immer auf das Genre ankommt, wobei natürlich auch gewisse Normen gebrochen werden können...was ich ja eigentlich sehr interessant finde.
Ich finde allerdings ganz große Sprünge zwischen zwei Kapiteln sehr merkwürdig und verwirrend. Ein nahtloser Übergang aber auch - sonst hätte man ja im vorherigen Kapitel weiterschreiben können.

[jaqui]

Danke für eure Antworten. Ein Liebesroman ist es nicht, die lese ich gerne, aber sie zu schreiben ist nichts für mich.

Ich bin eher mehr der Actiontyp, gepaart mit SF. Sowas in der Richtung schwebt mir auch vor.

[BaronHarkonnen]

Hi jaqui´,

vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir von meinem aktuellen Projekt berichte - ich hab nämlich dasselbe Problem, und bei sind es sogar 4 Stränge mit jeweils einem Prota, die sich nach und nach zu einem zusammenfügen.

Damit das alles zusammenpasst, habe ich am Anfang fleißig geplottet, und die Handlung (des ersten Akts) relativ detailliert skizziert, und insbesondere die Berührungspunkte der Stränge festgelegt. Das alles mache ich auf einem Riesen Poster, das (zum Schrecken meiner Freundin )  die Schlafzimmerwand füllt.
Die horizontalen Linien sind die Stränge der Protas, und wo sie sich begegnen, gibt es vertikale Pfeile. Rechts sieht man, wie die Stränge zusammenlaufen.
Zur Frage, einen Strang durchzuschreiben, oder abwechselnd zu schreiben: das mache ich nach Lust & Laune. Natürlich ändert sich die Handlung im Detail im Laufe des Schreibens, und ich muss mein Poster nachjustieren, aber ich kann mir aussuchen, ob ich erstmal einen Stang weiter verfolge oder Switche. Momentan schreib ich sogar 3 Kapitel parallel, weil ich das Akt-Finale nicht abwarten konnte

--> Muss man natürlich nicht so machen, hilft mir persönlich aber sehr!

Viele Grüße!

[Taranisa]

Ein solches Poster kann ich nicht aufweisen, aber bei einem Projekt mit zwei Hauptfiguren habe ich auch ausgiebig Notizen für die Szenen und deren Reihenfolge geschrieben. Ich bin chronologisch vorgegangen, damit ich nichts durcheinanderbringe, was einer wann mitbekommt oder erlebt. Bei den gemeinsamen Szenen musste ich mir natürlich überlegen, aus wessen Perspektive ich sie erzähle.

[asriel66]

Ich glaube eine Gesetzt gibt es nicht... aber wenn man sein Text überarbeitet merkt man schon ob das zu lang zu kurz oder die Anordnung verändert werden muss...

Der Roman muss stimmig wirken. Dabei darf der Autor kreativ sein, solange es beim lesen einfach passt...

[Avatar]

Es ist egal, wie Du es machst. Das hängt von Deinem Kreativitätsprozess ab bzw. oder wie Dir die Ideen kommen.
Ich würde wahrscheinlich erst dem einen, dann dem anderen Strang folgen und mich dabei ganz vom Gefühl leiten lassen. ABER: Da das nicht ganz ohne Risiko ist, erstelle ich nebem dem Hauptfile zwei weitere Files, in denen die Stränge der beiden Figuren ohne Unterbrechung gespeichert sind. Denn sie müssen auch ohne Wechsel in sich stimmig sein und dass solltest Du dann unbedingt überpüfen im rahmen der Überarbeitung.

Liebe Grüße
Avatar

[jaqui]

Das Poster ist echt beeindruckend BaronHarkonnen.

Danke für eure Anmerkungen und Tipps. Ich werde mich einfach von meinem Gefühl leiten lassen.

[sonnenblümchen]

ich denke auch, dass man das irgendwann im Gefühl hat. Aber ja, am Anfang ist das sicher eine schwierige Angelegenheit. Ich weiß auch oft nicht, ob ich nicht gerade viel zu weit abschweife und es den Leser verwirren würde...da werden dann oft Absätze rausgelöscht...als Autor darf man jedenfalls seinen geschriebenen Texten nicht nachtrauern, falls man sie mal löschen muss