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Unfreiwillig Schwarzgefahren


 
 
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Nils Oelfke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 24
Beiträge: 56
Wohnort: Jever


Beitrag13.06.2018 09:13
Unfreiwillig Schwarzgefahren
von Nils Oelfke
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin wie der Titel schon sagt, unfreiwillig schwarzgefahren. Mich interessiert, ob sich aus dieser Geschichte ein spannender Text entwickeln kann. Deshalb würde ich mich über euer Feedback freuen, ob dieser hier spannend ist. Seid ruhig ehrlich, denn das hilft am meisten smile

Viel Spaß beim Lesen

„Hier noch zugestiegen, die Fahrkarten bitte.“
Die Stimme des Schaffners holte mich raus aus dem Buch, zurück in die Realität. Er war wenige Reihen von mir entfernt und so kramte ich mein Portmonee aus der Tasche. Bei mir angekommen, reichte ich dem Schaffner die Fahrkarte zusammen mit der Bahncard 25. In Gedanken war ich bereits beim Buch, wartete nur darauf, weiterzulesen, aber der stutzige Blick des Schaffners ließ mich stoppen. Er kniff die Augen zusammen und starrte auf meine Bahncard.
„Ihre Bahncard ist seit einem Monat abgelaufen.“ Seine Augen wanderten zu mir, warteten auf eine Erklärung. Er gab mir die Bahncard zurück, damit ich mich von der Richtigkeit seiner Aussage vergewissern konnte. Auf der Bahncard stand 31.04 und heute war der 30.05.
Mist. Warum musste mir das gerade jetzt passieren, wo das Buch so spannend war? Energisch schob ich die Gedanken an das Buch zur Seite und schaltete in den Lösungsmodus. Da die Bahncard offensichtlich abgelaufen war, würde ich nachzahlen müssen. Ich hatte mithilfe der Bahncard einen Sparpreis für mein Ticket von Jever nach Sulzbrunn, einem Ort im Allgäu, bekommen.
„Na dann werde ich wohl nachzahlen“, sagte ich zum Schaffner, der mich beobachtete. Auf mich wirkte er wie ein netter Kerl aus der Kneipe, mit dem man gerne ein Bierchen trinkt. Er schien wenige Jahre im Dienst der Deutschen Bahn zu sein, ich schätzte ihn auf Mitte 20. Sein Alter könnte sich als Nachteil erweisen, denn ich in der Vergangenheit die Erfahrungen gemacht, das junge Schaffner sich strikt an die Regeln halten. Vielleicht müsste er mich sogar aus dem Zug werfen?
Aber der Schaffner nahm mir meine Sorgen- für einen kurzen Moment- weg: „Ok, kein Problem, dann können sie jetzt nachzahlen.“
Also wollte ich das Geld aus meinem Portmonee holen, aber da war nichts. Kein Schein, kein Kleingeld nichts. Mist, damit hatte ich nicht gerechnet. Ab diesem Moment galt meine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Ticketproblem und nicht mehr meinem Buch. Meine Augen suchten den Schaffner, um die Chancen zu bestimmen, ob ich weiterfahren dürfte oder nicht. Dieser guckte mich ruhig an, wartete auf Erklärungen.
Aber es gab nicht viel zu erklären. Meistens vergesse ich auf jeder Reise irgendetwas. Manchmal ist es ein Buch, die Zahnbürste und heute war blöderweise das Geld. Schön, dass ausgerechnet dann noch meine Bahncard 25 abgelaufen war, ohne dass ich dies wusste. Bilder kamen in mir auf, wie ich bei der nächsten Zugstation austeigen würde, um von der Polizei in Empfang genommen zu werden. Denn ich hatte in diesem Moment weder ein Ticket, noch Geld, aber saß in der Bahn, was bedeutete, dass ich schwarzfuhr. Die Strafe für Schwarzfahren war eine Geldbuße, die Beendigung der Fahrt und möglicherweise Gerichtsverfahren bzw. ein Besuch bei der Polizeiwache.
Der Gedanke, aussteigen zu müssen und zur Polizeiwache gefahren zu werden, hatte einen gewissen Reiz. Ich stellte es mir als ein Abenteuer vor, von dem ich Freunden, Familie und anderen erzählen könnte. Aber der Teil in mir, der in Sulzbrunn ankommen will, überwog. Also suchte ich nach Lösungsmöglichkeiten. Option 1: Menschen im Zug die Situation erklären und hoffen, dass sie mir Geld leihen, in dem Vertrauen, es später von mir zurückzukommen. Option 2: Meine Oma und Opa in Hannover anrufen, welche zum Bahnhof Hannover fahren könnten, um mir dort Geld zu geben für das Ticket, was ich im nächsten Zug nachzahlen würde. Ich befand mich auf der Strecke von Oldenburg nach Hannover. In weniger als 40 Minuten würde ich in Hannover ankommen und dort in den nächsten Zug umsteigen.
„Ok. Ich habe mein Geld zuhause vergessen. Das meine Bahncard abgelaufen ist, wusste ich nicht. Mein Vorschlag wäre, dass ich bis Hannover mitfahre, dort meine Oma und Opa mir Geld geben, sodass ich im nächsten Zug nachzahlen kann.“ Während meiner Worte nickte der Schaffner, was ich als positives Zeichen deutete.
„Ja, dass können Sie so machen.“ Trocken und ohne Ironie in der Stimme gab mir der Schaffner zu verstehen, dass er mit meinem Vorschlag einverstanden war. Er verabschiedete sich von mir, um bei weiteren Fahrgästen die Fahrkarten zu kontrollieren.
Allerdings war ich damit noch nicht durch, denn Oma und Opa mussten zum Bahnhof kommen, damit mein Plan aufging. Da ich die Nummer von ihnen nicht hatte, rief ich bei meinen Eltern an, fragte nach der Telefonnummer meiner Oma und rief sie anschließend an. Zu dem Zeitpunkt war der Zug 30 Minuten von Hannover entfernt. Wir hatten bereits Verspätung, sodass ich keine Umsteigezeit hatte. Folglich musste einer meiner Großeltern es schaffen, in 30 Minuten beim Bahnhof zu stehen, um mir Geld zu geben. Aber waren sie überhaupt zuhause?
Ich tippte die Nummer meiner Oma in mein Handy, hörte das Tuten, aber auf einmal war die Verbindung weg, da ich kein Netz mehr hat. Bitte nicht, lass mich meine Oma erreichen, dachte ich und tippte erneut ihre Nummer in mein Handy. Große Angst, in Hannover steckenzubleiben, weil ich kein Geld bekommen würde, hatte ich nicht. Es war mehr eine Sorge, dass meine Fahrt in Hannover enden würde.  
Beim zweiten Versuch klappte es, meine Oma ging ans Telefon. In wenigen Sätzen erklärte ich ihr die Situation. Glücklicherweise war sie in Hannover und nicht im Urlaub. Sofort setzte sie sich aufs Fahrrad, um mir Geld zu bringen. Doch es war längst nicht sicher, ob ich weiterfahren könnte: Von ihrem Haus aus braucht man mit dem Fahrrad eine halbe Stunde zum Bahnhof. Mein Zug brauchte planmäßig etwas weniger Zeit.
Die letzten 20 Minuten konnte ich wieder in dem Buch lesen. Es gab nichts mehr, was ich tun konnte, außer abwarten. Als per Lautsprecherdurchsage informiert wurde, dass Hannover Hauptbahnhof in wenigen Minuten erreicht werden würde, wusste ich nicht, ob es meine Oma geschafft hatte. Nun galt es, schnell aus dem Zug rauszukommen, weshalb ich mir einen Platz neben der Tür sicherte. Der Zug fuhr in den Bahnhof ein, stoppte und die Türen öffneten sich.
Ich hastete aus dem Zug, meinen schweren Koffer und den Rucksack im Schlepptau. Wie ein Slalomläufer mit Gepäck fühlte ich mich. Inmitten der strömenden Menschenmenge bahnte ich mir einen Weg Richtung Rolltreppen. Dabei suchte ich mit meinem Auge die Menschenmenge nach dem Gesicht meiner Oma ab. Das Resultat: Keine Oma in Sicht. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich atmete schneller als zuvor im Zug, wo ich die meiste Zeit entspannt mein Buch gelesen hatte. Ein angenehmes Kribbeln ging durch meinen Körper, das Ergebnis aus einer Mischung aus Hektik und positiver Aufregung. An meiner Situation konnte ich nichts ändern, sodass ich das Beste herausholen musste und das war meine Oma finden, um den nächsten Zug nehmen zu können.
Bei der Rolltreppe angekommen fuhr ich nach unten. Vor und hinter mir standen Menschen, zu viele, um sie zu zählen. Die Menschen um mich herum verhielten sich meinem Gemütszustand entsprechend, denn entweder gingen sie mit raschen Schritten zu einem unbestimmten Ziel oder sie hasteten durch die Gegend. Die wenigsten schlenderten die Treppe herunter oder warteten geduldig auf der Rolltreppe. Meine Augen suchten weiterhin das Gesicht meiner Oma. Bei der Hälfte der Rolltreppe, entdeckte ich sie. Ihr Blick schoss durch die Gegend, auf der Suche nach Etwas, vermutlich mich. Erleichterung durchfuhr meinen Körper, speziell bei meinen Schultern, die sich lockerten, da die Reise weitergehen würde.
Ich winkte meiner Oma zu, aber es dauerte einige Winker, bis sie mich erkannte. Beim Ende der Rolltreppe angekommen ging ich zügig in ihre Richtung. Jetzt war ich entspannt, weil ich wusste, dass ich den nächsten Zug bekommen würde. Dieser würde in drei Minuten abfahren, in drei langen Minuten, in denen ich nur das Geld nehmen und zum Gleis- es war das Benachbarte- kommen müsste.
Drei Minuten später, mit nun vollem Portmonee, stand ich an dem Gleis, an welchem mein nächster Zug abfahren sollte. Er stand nicht da, weshalb ich nicht einsteigen konnte. Der Grund dafür war Verspätung, sechzig Minuten Verspätung.
Meine Mundwinkel gingen leicht nach oben, formten ein Grinsen. Der ganze Stress der letzten 45 Minuten war nicht nötig gewesen, denn in Hannover müsste ich sowieso länger warten.

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RememberDecember59
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 507
Wohnort: Franken


Beitrag13.06.2018 12:35

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Hallo Niels,
also, spannend finde ich den Text leider nicht wirklich, aber das bräuchte er auch nicht zu sein, witzig wäre vielleicht ein besseres Ziel.

Auch da sehe ich allerdings Probleme. Zum einen zieht sich der Text in meinen Augen zu sehr in die Länge, man könnte ihn locker um etwa die Hälfte kürzen, damit er knackiger ist. Aber die größte Schwierigkeit sehe ich darin, dass mir die ganzen Befürchtungen bzgl Aussteigenmüssen, zur Polizei etc. überhaupt nicht realistisch erscheinen. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich schon schwarz gefahren bin, oft unfreiwillig und manchmal auch bewusst, und bin auch das ein oder andere Mal erwischt worden. Ich habe so was nie erlebt und auch noch nie gehört. Der Schaffner notiert sich Name und Adresse, reicht dir nen Wisch und du erscheinst innerhalb der nächsten Tage bei irgendeinem Büro, wo du die Strafe zahlen kannst. Ganz einfach und überhaupt nicht dramatisch. Laughing Aber vielleicht wird das auch unterschiedlich gehandhabt und ich habe einfach nur immer Glück gehabt.

Ich glaube, man könnte aus dem Text was machen, und zwar, indem man sich genau diese Tatsache – dass eigentlich nämlich überhaupt nichts Schlimmes passieren kann, obwohl man in der Situation trotzdem einen Anflug von Panik bekommt – zu Nutze macht und eine Satire daraus macht. Also ganz gezielt die Angst überspitzen und übertreiben und den Text dadurch ins Humorvolle abgleiten lassen.
Kishon hat über solche harmlosen alltäglichen Zwischenfälle total lustige satirische Kurzgeschichten geschrieben, indem er genau das gemacht hat. Nur, falls du Inspiration brauchst. smile

Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

Bartimäus I (Jonathan Stroud)
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Nils Oelfke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 24
Beiträge: 56
Wohnort: Jever


Beitrag13.06.2018 13:01

von Nils Oelfke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo RememberDecember59,

danke für die Antwort. Unabhängig von der Art und Weise, wie ich den Text geschrieben habe (zu lang, usw.), hast du mir gezeigt, dass Menschen Situationen ganz unterschiedlich wahrnehmen. Ich z.B. finde Schwarzfahren krass, während andere dies nicht schlimm oder dramatisch finden (z.B. du). Das hängt ganz von dem Erlebten ab.
 

Mir war nicht bewusst, dass diese Art des Schwarzfahrens, wie es mir passiert ist, nicht dramatisch finden. Da dann die eigentliche Spannung (wird etwas Schlimmes passieren) wegfällt, wäre es vielleicht besser, die Bahnfahrt als Satire zu erzählen.



Liebe Grüße
Nils
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kioto
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 71
Beiträge: 442
Wohnort: Rendsburg


Beitrag16.06.2018 19:20

von kioto
Antworten mit Zitat

Hallo Nils,
leider muss ich RememberDecember59 zustimmen. Was du, zwar recht flüssig, erzählst, sind Allerwelterlebnisse, die kaum jemanden wirklich interessieren dürften. Versetze dich doch mal in die Rolle eines Lesers, er muss ja seine Zeit aufwenden, um das zu lesen.

Du könntest natürlich das Erlebnis als Aufhänger nehmen, um eine Geschichte darum zu zu ranken. Du bist ja nicht dein Biograph (und die schummeln meistens auch). Du mußt aussteigen, nach Hause Trampen. Eine nette Familie nimmt dich mit, die gerade ihre Tochter abgeholt haben, die Liebe deines Lebens und du siehst sie nicht wieder (Schluchtz!). Oder du wirst sitzengelassen und dein Gepäck wird geklaut. Deshalb sind wir Autoren und nicht Buchhalter.


_________________
Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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Valentin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 177



Beitrag18.06.2018 14:55

von Valentin
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Hallo Nils,

wenn man beim Schwarzfahren erwischt wird, läuft es nicht so ab, wie du geschrieben hast.
RememberDecember hat recht.

Du scheinst einen starken inneren Drang zu haben, das Richtige zu tun. Wieso nutzt du das nicht für deinen Protagonisten? Du könntest der - ich nenne es jetzt mal so - "Wissenslücke" entgehen.

Die besten Ideen kommen mir mit der "What if"-Methode - ich durfte mal an einem Workshop der Gründer von whatifinnovation teilnehmen - ziemlich lustige Typen Smile
In Kürze: Frag dich, was wäre wenn und lass den Gedanken freien lauf. Erst danach fragst du dich, wie du deine Lieblingsidee zum Laufen bekommst. Wo musst du anpassen, dass es realistisch bleibt oder es im Kontext deiner Geschichte noch Sinn macht? etc.

Also meine Idee für deine Geschichte, die du gerne verwenden darfst:
Was wäre wenn ein überkorrekter Fahrgast beim Schwarzfahren erwischt wird und den Schaffner juckt es nicht? Der Fahrgast kann es aber nicht zulassen, unbestraft davon zu kommen. Was wird er tun, um seine gerechte Strafe zu erhalten?

Daraus lassen sich sicherlich einige lustige Szenen mit unvorhergesehenen Wendungen kreieren.

BG
Calvin

Idee: - schwärzt er den Schaffner bei seinem Arbeitgeber an? Sich kaputt lachen


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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag18.06.2018 16:34

von Jenni
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Hallo Nils.

Also, ich finde den Text "spannend" insofern, dass ich ihn ohne Langeweile zu Ende gelesen habe und das Dilemma des Erzählers gut nachvollziehen konnte.
Nicht nachvollziehen kann ich die Kritik, die Geschichte wäre unrealistisch. Denn der Schaffner in der Geschichte reagiert doch völlig gelassen* und lässt den Erzähler einfach weiterfahren. All das "könnte passieren" spielt sich allein in dessen Fantasie ab, und wie gesagt für mich sehr authentisch. Diesen Widerspruch thematisiert ja die Geschichte gerade.

Sicher könnte man den Text hier und da straffen, um ihn noch unterhaltsamer zu gestalten, aber ich finde das nicht uninteressant erzählt und eine schöne (auch ein bisschen selbstironische) Charakterisierung.

VG Jenni

*
Ich wurde als Schülerin, ewig her, mal in der U-Bahn erwischt, als ich - ebenfalls aus Versehen übrigens - ohne Fahrkarte unterwegs war, und damals haben die Kontrolleure ein Riesenfass aufgemacht, ein Passant hat die dann im Vorbeigehen voll beschimpft dafür, ein kleiner Trost, 60 DM musste ich trotzdem zahlen, also wenn die da heute oder anderswo cooler sind ist ja schön.
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Nils Oelfke
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 24
Beiträge: 56
Wohnort: Jever


Beitrag19.06.2018 20:40

von Nils Oelfke
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ahh, ok. Interessant. Danke für deine Antwort, Jenni.

Dieser Text sollte in einem Blog auf meiner Autorenwebsite hochgeladen werden. Ich wollte anhand des Textes die Arbeit an meinen Schreibfähigkeiten demonstrieren. Meine selbst gestellte Aufgabe war es, aus einer alltäglichen Situation eine spannende Erzählung zu entwickeln. Meinen Lesern des Blogs wollte ich einen Text zeigen, den ich vor kurzem geschrieben habe, aber als ich die Kritik hier gelesen habe, dachte ich, dass ich dies lieber lasse. Zu grottig und langweilig erschien er mir, doch nach deinem Feedback schöpfe ich neue Hoffnung: Könnte ich den Text doch den Besuchern meiner Autorenwebsite zeigen, ohne dass es eine Blamage ist? Vielleicht ist er gar nicht so schlecht wie gedacht?

Danke für deine Kritik (und auch die der anderen) smile
Ich freue mich über weitere Rückmeldungen.

Liebe Grüße Nils
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Clearlight Angel
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C

Alter: 26
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C
Beitrag01.07.2018 01:54

von Clearlight Angel
Antworten mit Zitat

Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:
Zu grottig und langweilig erschien er mir, doch nach deinem Feedback schöpfe ich neue Hoffnung: Könnte ich den Text doch den Besuchern meiner Autorenwebsite zeigen, ohne dass es eine Blamage ist? Vielleicht ist er gar nicht so schlecht wie gedacht?


Hallo, Nils.

Also, eine Blamage wird es bestimmt nicht. Der Text an sich ist ja schon mal gar nicht schlecht, was fehlt, ist nur eben das besondere. Was du da geschrieben hast, liest sich, in dieser Form, eher wie ein kurzer Bericht als wie eine Kurzgeschichte.

Generell würde ich aber bei diesem Text auch eher RememberDecember59 Ansatz verfolgen und eher versuchen, eine witzige Geschichte anstelle einer wirklich spannenden zu erzählen. Gerade die überspitzte Darstellung einer solchen, eigentlich völlig alltäglichen Situation, bietet da einige Möglichkeiten.

Calvin Tower hatte ja schon eine solche Idee: Ein überkorrekter Fahrgast wird beim Schwarzfahren erwischt und ist zwischen seiner Angst vor den Konsequenzen und dem Drang, das Richtige zu tun, hin und her gerissen.

Genauso könntest du das Ganze aber auch umkehren und in bester "Mr. Bean"-Manier eine Kurzgeschichte spinnen, in welcher der Schwarzfahrer durch humorvoll-hirnrissige Ideen und Aktionen versucht, eben nicht aufzufliegen und seiner Strafe zu entgehen.

Aber ganz unabhängig davon, was du letztendlich aus dem Text machst, halte ich die Erzählform "witzige Kurzgeschichte" definitiv für die vielversprechendste Möglichkeit mit dem meisten Potenzial.


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Valentin
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Beiträge: 177



Beitrag19.07.2018 10:17

von Valentin
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Mr. Bean ist super. Die Folgen haben mir geholfen einiges zu verstehen.

z.B. show, don't tell - Der Zuschauer erfährt die Geschichte rein durch Gestik und Mimik. Es gibt keinen Erzähler. Klasse gemacht.

z.B. Aufbau einer Szene (nach Swain) - Der Zuschauer kennt recht schnell das Ziel von Mr. Bean und dann kommen die Konflikte. Der Zuschauer fragt sich, auf welche lustige Art und Weise Bean den Konflikten begegnen wird. Schließlich bauen sich die Konflikte immer weiter auf, bis es schließlich in einem Desaster endet.

Einfach Klasse und auch noch was zum Lachen. Daumen hoch²


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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2284
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag25.07.2018 19:52

von Pickman
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Lieber Nils,

was RememberDecember59 schreibt, hätte genauso gut von mir stammen können, jedoch mit einer Einschränkung. Ich kenne Schwarzfahren nur aus der Nahverkehrsperspektive.

Liebe Grüße

Pickman


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IQ Dino
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I

Alter: 62
Beiträge: 516
Wohnort: MG


I
Beitrag26.07.2018 17:58

von IQ Dino
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@Nils
Das ist ein echtes Problem.

Zu unterscheiden, was dramatisch gechildert IST
und was der Schreiber dramatisch empfunden hat.


Ich kenne das noch aus meiner inzwischen sehr fernen Jugend. War ich in den Sommerferien ... und kam in den ersten Tagen nach diesen Sommerferien zu spät zum Unterricht in die Klasse .... so what? ....

Nach einer Woche war die gleiche Situation wieder zu Schweißausbrüchen und Nervosität gut smile
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MoL
Geschlecht:weiblichQuelle


Beiträge: 1838
Wohnort: NRW
Das bronzene Stundenglas


Beitrag27.07.2018 08:51

von MoL
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Hallo Nils!

Hallo, liebe Forengeschwister - ich find´s grad total amüsant, wie abgebrüht locker so viele von Euch in Sachen Scharzfahren zu sein scheinen!

Ich bin da definitiv auf Nils`Seite; als ich zuletzt aus Versehen schwarz gefahren bin, habe ich auch Blut und Wasser geschwitzt ... Vielleicht empfindet man das ja nicht mehr so, wenn man es ein paar Mal getan hat (RD59, was tun sich da denn für Abgründe auf? lol2) ...

Nun zu Deinem Text, lieber Nils!
Zuerst: Die letzten beiden Sätze würde ich komplett streichen, sie verderbe die Pointe.

Ansonsten zeigt Dein Text so einiges an Schwächen. Am deutlichsten fällt mir die "Wiederholittis" auf: Wo sich ein Autor größte Mühe gibt, in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen gleiche Worte zu vermeiden, scheinst Du Dir da die größte Mühe gegeben zu haben, lol2 Überhaupt benutzt Du einige Wörter und Ausdrücke so oft, dass es - sorry! - plump wirkt.

Ich färbe mal ein:
Nils Oelfke hat Folgendes geschrieben:


„Hier noch zugestiegen, die Fahrkarten bitte.“
Die Stimme des Schaffners holte mich raus aus dem Buch, zurück in die Realität. Er war wenige Reihen von mir entfernt und so kramte ich mein Portmonee aus der Tasche. Bei mir angekommen, reichte ich dem Schaffner die Fahrkarte zusammen mit der Bahncard 25. In Gedanken war ich bereits beim Buch, wartete nur darauf, weiterzulesen, aber der stutzige Blick des Schaffners ließ mich stoppen. Er kniff die Augen zusammen und starrte auf meine Bahncard.
„Ihre Bahncard ist seit einem Monat abgelaufen.“ Seine Augen wanderten zu mir, warteten auf eine Erklärung. Er gab mir die Bahncard zurück, damit ich mich von der Richtigkeit seiner Aussage vergewissern konnte. Auf der Bahncard stand 31.04 und heute war der 30.05.
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„Na dann werde ich wohl nachzahlen“, sagte ich zum Schaffner, der mich beobachtete.

u.s.w.

Es gibt im Internet (google "Zeichenzähler") kostenlose Tools, mit denen Du binnen weniger Sekunden nachschauen lassen kannst, wie oft Du welche Wörter verwendest.
Zumindest ich empfinde Deine Wortwahl als viel zu eintönig, daran solltest Du arbeiten.

Allgemein gebe ich Dir den Tipp, dem Lesern keine Emotionen "vorschreiben" zu wollen (siehe letzte Sätze), sondern mehr offen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass der Text noch besser werden kann, da ist auch viel Schönes dabei! Smile Steich die Wiederholungen, straff den Text ordentlich und stell ihn hier nochmal ein. Smile


_________________
NEU - NEU - NEU
gemeinsam mit Leveret Pale:
"Menschen und andere seltsame Wesen"
----------------------------------
Hexenherz-Trilogie: "Eisiger Zorn", "Glühender Hass" & "Goldener Tod", Acabus Verlag 2017, 2019, 2020.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris 2019.
"Der Zorn des Schattenkönigs", Legionarion Verlag 2021.
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RememberDecember59
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 507
Wohnort: Franken


Beitrag27.07.2018 12:23

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

MoL hat Folgendes geschrieben:
(RD59, was tun sich da denn für Abgründe auf? lol2) ...


Ich war jung und brauchte das Geld ... für was anderes. Laughing Die Miete, hauptsächlich. angel


_________________
Bartimäus: "...-was ist das?"
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Dinshi
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 51
Wohnort: Limes


Beitrag01.08.2018 11:04

von Dinshi
Antworten mit Zitat

Hallo zomb,
ich fand Deinen Text auch nicht langweilig. Einfach deshalb, weil ich diese Situation so gut nachvollziehen konnte. Ich bin auch noch nie (unfreiwilllig) Schwarz gefahren, hatte aber immer so eine leise Angst, was wohl passieren würde, wenn sich mein Ticket spontan in Luft auflösen würde...
Deinem Protagonist geht es ja ähnlich, er spinnt sich ja nur solche Szenen aus, weil er schlicht nicht weiß, was in Wirklichkeit passiert und es vllt nur aus dem Fernsehen oder von den überspitzten Erzählungen anderer kennt. Bau diesen Punkt ruhig noch aus. Insofern ist der Satire-Tipp wirklich angebracht.
Ich würde mir inhaltlich auch noch ein paar Twists überlegen. Warum will der Protagonist unbedingt im Allgäu ankommen, gibt es dort eine wichtige Situation und er ist zusätzlich noch unter Zeitdruck?
Und vllt könnte die Pointe am Ende noch etwas krasser sein. Vllt passiert was mit der Oma und er muss am Ende ihr helfen. etc
Sprachlich musst Du nochmal ran. Der Text wirkt manchmal etwas steif, hin und wieder gibt es unnötige Erklärungen, zu viel Wortwiederholung. Straffe die Sprache etwas, so entsteht Spannung.
Den Text kannst Du nach der Überarbeitung auf jeden Fall veröffentlichen.
Vergiss nicht, die Überarbeitung auch hier zu posten!
LG
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