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Autor |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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25.05.2018 10:56 eigenhändig aufgetan von menetekel
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eigenhändig aufgetan
öde saccharin versetzt als
matte tat in jeder lyrikecke
wiesen champignons nicht
oft gemäß der metrik regel
saure sahne speck ein hauch von
knoblauch träumte jene
tödlich giftig: pantherpilz! der
ähnlich zum verwechseln
häppchenweise angedient und
aufgeklaubt aus sparmahl zeiten
hemmungslos gegabelt wird
früher dachte sie sich viele
einen jetzt – was ist dir
will sie rufen
Weitere Werke von menetekel:
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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28.05.2018 21:10
von poetnick
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Hallo Menetekel,
aus der Saccharin-Öde der matten Tat sticht der Pantherpilz!
wie ein Panaritium beim Dauerlauf hervor.
Eine abgegarte (Lyrik) Küche aus Sparmahlzeiten?
Zitat: | früher dachte sie sich viele
einen jetzt – was ist dir
will sie rufen |
Geht es hier um eine Selbstbefragung des LI, der Titel, Zitat: | eigenhändig aufgetan | bestärkt mich in der Vermutung. Fehlende Würze, trotz oder wegen vorhandener Rezeptur. (gemäß der metrik regel).
Es bleiben Fragen nach interessiertem Lesen.
Liebe Grüße - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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29.05.2018 07:27
von menetekel
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Hallo Poetnick,
ich bin aufrichtig dankbar, dass hier (!) wenigstens einer versteht worum es geht. Aus meiner Sicht ist das Gedicht nämlich nicht sonderlich schwer zu entschlüsseln.
Die Wortzerstücklungen "saccharin versetzt" und "sparmahl zeiten" sind mit Bedacht eingesetzt und machen aus meiner Sicht Sinn.
Und natürlich geht es um das Schreiben in Lyrikzirkeln.
Nicht ohne Spott und häufige "Mordgelüste" um das Lesen der Werke anderer. Aber indirekt leider auch um die eigenen - als einem Teil davon.
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 29.05.2018 09:15
von Aranka
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Hallo Menetekel,
ich gönne mir mal einen kurzen Ausflug aus der Wettbewerbs-Ecke in deine Pilz bestandene Lyrik-Ecke.
Zitat: | eigenhändig aufgetan |
Das ist ein verheißungsvoller Titel, denn „etwas auftun“ besagt für mich: aktiv suchen und dann fündig werden, außerdem steckt darin, dass sich einem etwas öffnet, aber nicht ohne das eigene Zutun. Ich steige jedenfalls mit Erwartung in die Zeilen.
Zitat: | öde saccharin versetzt als
matte tat in jeder lyrikecke
wiesen champignons nicht
oft gemäß der metrik regel |
Oje! Saccharin! Das scheußlich aufdringliche chemische Süßungsmittel aus den frühen Zeiten der Schlank-Küche. Was versetzte man nicht alles mit dem Zeug. Und nun wird hier das lyrisch Angerichtete unter die Lupe genommen und auch hier gibt es mit Saccharin Gesüßtes, „Geschöntes“, „Aufgepepptes“ und „Kaschiertes“, nur dem äußeren Schein nach ein süßer Genuss.
Das ist jetzt mal recht frech und rheinisch frei gelesen.
Noch ist der Ton im Text ruhig gehalten, fast harmlos, die Tat als „matt“ bezeichnet lässt jedoch etwas ahnen.
Der Text nimmt Fahrt auf.
Zitat: | saure sahne speck ein hauch von
knoblauch träumte jene
tödlich giftig: pantherpilz! der |
Pantherpilz leicht zu verwechseln mit dem Perlpilz, eine Art Champignon (hier spricht und liest die Pilzsammlerin) und all die Zutaten einer feinen Pilzmahlzeit, hier als Mantel, als Versteck für das Gift des Pantherpilzes.
Hier spüre ich die „Mordlust“ des LI. Den Hass auf all die, mit aufdringlichen Gift-Effekten gespickten Texte, die nichts wissen von dem Reiz eines zarten „giftigen Hauchs“ in guter Zubereitung und Dosierung.
Zitat: | ähnlich zum verwechseln
häppchenweise angedient und
aufgeklaubt aus sparmahl zeiten
hemmungslos gegabelt wird |
Hemmungslos wird „gekocht“ und auch „gegabelt“ mit Zutaten, die einer gekonnten und wohldosierten Verwendung bedürften. Bei überwiegend solcher Kost, kann auch schon mal der Geschmacksnerv nachlassen.
Zitat: | früher dachte sie sich viele
einen jetzt – was ist dir
will sie rufen |
Zum Schluss der deutliche Blick auf sich selbst und die Frage: Was ist mit dir?
Nur ein paar Gedanken, die mir beim Lesen gekommen sind.
Zum Gemachtsein nur eins:
die Zeilenumbrüche sind sinnig, den Text erweiternd und wohltuend unauffällig. Endlich mal keine Zeilenumbrüche, die auf Deibel komm raus als Stilmittel eitel in den Vordergrund treten, so wie es fast Mode ist in den Lyrikecken. (Das war jetzt ein persönlicher Aufschrei.)
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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30.05.2018 06:54
von menetekel
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Hallo Aranka,
vielen Dank für deinen wundervollen Kommentar.
Deinen Worten entnehme ich, dass auch du - natürlich rein gedanklich - öfter einmal mit Dargebotenem haderst.
Bezogen auf die Aufdringlichkeit teile ich deine Meinung ganz und gar. Manchmal lese ich Gedichte, die formal geradezu perfekt sind, elegant und klug ausformuliert. Doch werden sie mir als Kunststückchen offeriert, als Zirkusnummern, als "Schaut mal, was ich alles kann!", was mich dann ziemlich stört. Manchmal empfinde ich sie geradezu als missbräuchlich, denn sie berühren nicht und regen nicht an.
Aber natürlich unterlaufen mir selber solche Fehler, die sich zuweilen erst im zeitlichen Abstand klären.
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Hoffentlich gibt es dich hier wieder öfter zu lesen!
Herzliche Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Berni Exposéadler
Alter: 64 Beiträge: 2517 Wohnort: Südhessen (aus NRW zugelaufen)
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30.05.2018 23:04
von Berni
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Hallo menetekel,
ich gebe zu, dass ich bei deinem Gedicht gerätselt habe. Gern hätte ich etwas dazu geschrieben, aber ich wurde nicht schlau aus dem Text.
Jetzt, nachdem ich hier die Kommentare gelesen habe und auch in einem anderen Forum deine Auflösung durch eingefügte Zeichensetzung, wird mir klarer, was du sagen wolltest.
Nun, vor diesem Hintergrund und also aufgeklärt, gefällt auch mir der Text. Ich frage mich nur, weshalb ich ohne diese Hilfestellungen keinen Zugang zum Gedicht finden konnte. Aber vielleicht ist es einfach nicht meins? Ich überlege noch ...
Ciao und einen schönen Feiertag,
Berni
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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31.05.2018 05:50
von menetekel
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Berni hat Folgendes geschrieben: | Hallo menetekel,
...
Nun, vor diesem Hintergrund und also aufgeklärt, gefällt auch mir der Text. Ich frage mich nur, weshalb ich ohne diese Hilfestellungen keinen Zugang zum Gedicht finden konnte. Aber vielleicht ist es einfach nicht meins? Ich überlege noch ...
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Vielleicht weil es sich um ein "böses" Gedicht handelt? Um eines, das uns den Spiegel vorhält? - Eigentlich nur entschuldbar, weil die Autorin selbst Teil des bemäkelten Geschehens ist ...
Manchmal fühle ich tatsächlich so
Dir aber einen absolut giftfreien Gruß
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Nina Dichterin
Beiträge: 4948 Wohnort: Berlin
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31.05.2018 22:09
von Nina
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hallo menetekel,
ich verstehe auch nur bahnhof, und finde keinen zugang zu diesen formulierungen, komme nicht rein, will nach zwei versuchen auch nicht mehr. (mir liegt eher das offene und das direkte. rätselraten ist nicht mein fall). den pantherpilz allerdings, den mag ich. (als begriff). es gibt manchmal gedichte, die enstehen, weil "irgendwas raus muss", (weil zum beispiel der flow sich nicht findet und die autorin/der autor sich "freischreiben muss"), so kommt mir dieses vor.
lg
nina
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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01.06.2018 19:02
von menetekel
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Hallo Nina,
herzlichen Dank für deinen Kommentar.
Ich selber versuche beim Lesen von Gedichten zwischen Rätsel und Geheimnis zu unterscheiden.
Mir scheint ein Gedicht verrätselt, wenn ich nach 3- 5 Versen nicht mehr weiß, was ich anfangs gelesen habe. Ich hoffe, dass dies bei meinem Werk nicht der Fall ist - geht es doch um einfache Gerichte, um Wiesenchampignons mit Knoblauch etc. Und um den giftigen Pantherpilz.
Setze ich ein Rätsel dem Dunklen, Schwammigen gleich, ist es im Endeffekt nichts weiter als eine Lache ohne Belang.
Das Geheimnis dagegen arbeitet mit Symbolen, vermeidet aber jedwede Unschärfe. Es ist semantisch offen gestaltet.
Nun, liebe Leserin, entscheide du.
Es gibt allerdings auch Texte, die vor lauter Geheimnis nicht rezipiert werden können. Oder welche, die dich schlichtweg nicht ansprechen.
Das ist dein gutes Recht als "Konsumentin."
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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