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Der Mensch und die Nacht


 
 
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BerndHH
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Beitrag22.06.2018 16:30
Der Mensch und die Nacht
von BerndHH
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Der Mensch und die Nacht

Für den Menschen ist die Nacht weitaus mehr als nur die Abwesenheit von Licht.
Die Angst vor dem Dunkelwerden und der um sich greifenden Schwärze, wenn die Pupillen keine Gegenstände oder Gestalten mehr ausmachen können, wenn sie allein mit ihren Wahr-nehmungen sind, dessen reale oder irreale Bedrohung ihnen keiner nehmen kann. Zumindest nicht, wenn sie nachts allein sind.

„Papa, schau bitte nach, ob unterm Bett und im Kleiderschrank keine Monster sind!”
„Nein, das sind keine Monster, mein Sohn, ganz bestimmt nicht und jetzt machen wir das
Licht aus. Es ist schon spät.”
„Aber Du hast doch gar nicht nachgeschaut.”
„Nein, das brauche ich auch gar nicht. Da sind keine, basta! So, und jetzt machen wir
endlich das Licht aus, Du musst schlafen …”
„Papa, lass bitte das Licht an, bitte, bitte …!”

Die Nachtangst (Pavor Nocturnus, Achluophobie, Nyktophobie). Ausgelöst vom Botenstoff Scotophobin. Sie beginnt schleichend mit der Dämmerung, kommt schubweise bei völliger Dunkelheit und verschwindet bestenfalls wieder, wenn die Sonne am Horizont erscheint.
Die pathologhische Angst vor dem Unbekannten, dem nicht Erkennbaren. Dem Etwas, was keine Gestalt annimmt, etwas, das vielleicht da ist, das sich aber nicht zeigt, sich in der Schwärze verliert. Nur noch Tasten, Riechen und Hören. Vor allem das menschliche Ohr muss jetzt anstelle der Augen die diffusen Wahrnehmungen orten, sie versuchen, sie zu ident-ifizieren, sie zu materialisieren.
Und wo die Sinne aussetzten, setzte die Phantasie ein. Und sie war keine Gute.
Der Abgrund. Einsam und den unerbittlichen Gesetzen der Natur, vom Fressen und Gefress-enwerden, schutzlos ausgeliefert sein.

Um dies zu verstehen, müssen wir ganz weit zurück gehen, denn nur die Stammesgeschichte des Homo sapiens kann erklären, warum dem so war.
Eine tiefsitzende Angst als evolutionsbiologischer Schutzmechanismus, schon in der grauen Urzeit des Frühmenschen fest verankert. Es begab sich zu der Zeit, als wir anfingen, die schützenden Baumkronen zu verlassen, auf denen wir schlafen konnten, ohne Angst zu haben, überraschend von Raubtierfängen gepackt zu werden. Als die umherstreifenden Jägersippen eines Tages anfinden, in der Savanne unter freiem Himmel zu übernachten und damit ohne Feuer nahezu hilflos den nachtaktiven Raubtieren ausgeliefert waren.
Den Säbelzahntigern, Hyänen, Schakalen, Löwen, Wildhunden, dessen Netzhaut tausendfach besser an schwache Lichtverhältnisse angepasst waren, als die der ersten Menschen. Die röhrenden Löwenweibchen, die unheimlichen Laute der Hyänen, die ihre Beute schon fest im Visier hatten und abwogen, wen sie zuerst schlagen sollten. Das breitschultrige und wehrhafte Männchen oder lieber das in Fell eingewickelte Junge, welches sich hilflos an den Busen seiner Mutter presste?

Auch Soldaten fürchten sich vor der Finsternis.
Sehr sogar. Vor allem bei Schwinden des Tageslichtes, wenn es allmählich stiller wird und im Wald eine unheimliche Geräuschkulisse die vorherige ablöst. Jeden Moment könnte ein feindlicher Spähtrupp angeschlichen kommen und das Feuer eröffnen oder mit dem Messer den Nah-kampf eröffnen.
Sehen und Hören bei Nacht.
Wenn hochauflösende Optiken der Panzer die unzulängliche menschliche Sehkraft ersetzen.



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BerndHH
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Beitrag22.06.2018 16:31

von BerndHH
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Moin zusammen,

Solange sich der “Sonnenprinz” noch in der Sommerpause befindet, treibe ich derweil mein Manuskript “Fertigmachen zum Sterben” voran.
Es ist zwar nicht das Leitthema aber eins der bestimmenden Motive: DER MENSCH UND SEINE URANGST VOR DER DUNKELHEIT.
Und wo könnte diese Thematik bedrohlicher wirken, als in der militärischen Realität des Nachtkampfes. Mitten im Wald, wo alle Zivilisation endet und der Mensch (Soldat i.d. Fall) mit seinen Ängsten mehr oder weniger allein gelassen ist. Quasi eine Parallelwelt, so wie sie Alarmposten erfahren, wenn sie irgendwann zwischen 0200 – 0400 auf Alarmposten liegen und den Auftrag haben, mit Nachtsichtgeräten oder Restlichtverstärkern das Vorfeld zu beobachten. Sie liegen an irgendeiner Waldkante in einer nass geregneten Schützenmulde und sollen starr nach vorne beobachten. Nicht essen, nicht rauchen, sich nicht unterhalten, strengste Geräusch- und Lichtdisziplin, sich nicht rühren, die Hacken der Stiefel nach unten – der Feind könnte von drüben alles aufklären …
https://de.wikipedia.org/wiki/Alarmposten

Vor allem die Nachtstunden ab 0100 bis zum Sonnenaufgang/Morgengrauen Tageslicht sind die schlimmsten überhaupt. Der Soldat ist im Rhythmus 2 Stunden im Unterschlupf Gruppennest, 2 Stunden Alarmposten mit Ablösung gefangen und muss dann natürlich als Alarmposten funktionieren, also nicht einpennen. Und genau in diesen Stunden, wenn der Körper buchstäblich am “erschöpftesten und kaputtesten” ist, passieren die absurdesten Dinge, die einem aber nur die Phantasie vorgaukelt.

Also es geht mir um eine hautnahe Einstimmung auf die Geschichte.
Der Dritte Weltkrieg beginnt und damit auch die Ewige Nacht in Deutschland. Die alte bunte Zivilwelt wird entweder grau oder tiefschwarz. Bekanntes, Vertrautes, Freundin, Mutter, Familie … all das gibt es nicht mehr. Wald – Einsamkeit – Finsternis – das Gefühl der absoluten Verlorenheit – nichts Wärmendes mehr (nur der Motor des Schützenpanzers, der sich allerdings zwecks besserer Beobachtung mit dem Wärmebildgerät in der Nacht weit ab von den abgesessenen Schützentrupps befindet) – komische Geräusche, Halluzinationen durch Übermüdung.
Wie kommt das bei Euch rüber?

Gruss,
Bernd


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BerndHH
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Beitrag22.06.2018 16:31

von BerndHH
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Kein Mond schien. Nichts Tröstliches. Die Nacht war wie ein klebriges Nichts.
Eine kräftige Hand schüttelte ihn unsanft an seiner steifgefrorenen Uniform und riss ihn abrupt aus seinen feuchten Träumen.
“Heh, Schneider aufstehen! Du löst jetzt den ALPHA-Drei Alarmposten ab!”, knurrte die unfreundliche Stimme des Feldwebels. Er war immer noch nicht ganz da. Seine Müdigkeit verstärkte das allgemeine Gefühl der Abgespanntheit und der zehrenden Schlaflosigkeit um Faktor zehn.
Mühsam qälte er seine steif gewordenen Glieder aus dem Schlafsack heraus und griff, so wie man ihm das in den endlosen Herbstnächten auf dem Truppenübungsplatz Munster beigebracht hatte, als Automatismus sofort zum G3, welches er ebenfalls als perversen Schlafgefährten in den widerlich modrigen BW-Schlafsack gestopft hatte. Keine Freundin, keine Mutter aber das Scheiß Sturmgewehr immer dabei. Das nackte Metall gab keine Wärme ab. Er hatte die ganze Zeit lang seine Stiefel und das Gerödel, Koppeltragegestell, Magazintaschen, und so weiter anbehalten, weil dieser Moment kommen musste.
Der Feldwebel hatte das Rotlicht gnadenlos auf den Gefreiten fixiert und beleuchtete seine gespenstischen Gesichtszüge. Das Geisterschiff der lebenden Leichen. Ein Blick auf die Leuchtziffern der Armbanduhr. Halb drei Uhr morgens – die beschissendste Zeit überhaupt.
“Nun komm mach hinne. Die beiden warten auf Dich!”
“Und wo ist Meier? Ich soll doch mit Meier zum Alarmposten”, bettelte der Gefreite fast schon flehenend. Einsam für zwei Stunden im Dreck, draußen in der Nacht zu liegen, war das Schlimmste, was ihm jetzt passieren konnte.
“Negativ, Schneider, ich brauch den an anderer Stelle. Und jetzt beweg Deinen Arsch nach vorne, verstanden!”
Der Gefreite Schneider taumelte leicht benommen nach vorn, mitten durch den kleinen, veschlungenen Pfad, der nur sporadisch mit leicht gelb fluoreszierendem Trassierband ausgekleidet war, die zweihundert Meter durch dick mit Brombeergestrüpp überwuchterten Kieferwald vom Gruppennest zum Alarmposten. Das Gruppennest war ein schlechter Witz! Es lag in einer kleinen Kuhle von nackter, kalter Walderde und die sechs Panzergrenadiere hausten in ihrem erbärmlichem Unterschlupf schlechter als die letzten Landstreicher.
Die letzten fünfzig Meter vor dem Alarmposten musste der Gefreite Schneider über den Boden gleiten, denn die Waldbürste war von feindwärts gut einsehbar.
Er kroch bis zu den Stiefeln des rechten Alarmpostens und flüsterte verschwörerisch die Parole, die von 0200 bis 0600 Uhr galt.
“Ja komm, halt die Fresse.”, war die entnervte Antwort, “Hier auf dem Meldeblock steht die ganze Ablösescheiße, linke Grenze, rechte Grenze, der ganze Mist. Hier, rechte Hand, das Funkgerät, DF … so und jetzt bist Du dran!”


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BerndHH
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Beitrag22.06.2018 17:14

von BerndHH
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Also der Mensch in kompletter Abwesenheit von Zivilisation und gewohnter Umwelt wieder komplett auf seine Urängste reduziert. Auf die „stammesgeschichtlich uralten“ Nervenzellen im Hippocampus, die nur in bedrohlichen Situationen aktiviert werden.

Zur Verdeutlichung:
1.) Zivilleben: man geht nachts mit breiter Schulter (offenes Visier, klares Ziel) um 0200 Uhr über die grell beleuchtete Reeperbahn, unterhält sich/grölt lautstark, zündet sich auf offener Straße eine Zigarette an, hört überlaute Musik, isst Döner, flirtet mit Mädchen, etc.
2.) Krieg: allumfassende Dunkelheit. Es ist leise, es ist still. Die Nacht ist der neue Tag. Die Panzergrenadiergruppe liegt im Wald und friert sich den Arsch ab. Es gibt kein Döner mit ordentlich Knobi, sondern nur Kalt-EPa – Feuermachen aufgrund der Nähe zum Feind untersagt. Zigaretten nachts schon mal gar nicht, tagsüber nur in der hohlen Hand – Glut ist Zielmarkierung für Scharfschützen. Schlafen Fehlanzeige – nach 2 beschissenenen Stunden Dämmerzustand im Unterschlupf aus der Zeltbahn und den prasselden Regen kommt der nächste Alarmposten. Und der neue Tag kommt wie ein junger Gott aus der Deckung. Dämmerlicht/Morgengrauen das ist wie ein Gebet an das Leben, dass die beschissene Nacht endlich, endlich mal ein Ende haben wird und der neue Tag begrüßt Dich wie ein Freund …


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BerndHH
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Beitrag29.06.2018 05:14

von BerndHH
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Es ging mir auch nur um den ersten Block und die Beziehung Mensch und Dunkelheit.

Trotzdem doof, oder?
Na denn ab dafür.


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kioto
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Beitrag29.06.2018 20:04

von kioto
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Hallo BerndHH,
Was soll der Text mit einem Gemisch aus Populär-Wissenschaft, Reibert (Zitat aus dem Gedächtnis "Wenn dem Soldaten das Wasser bis zur Brust reicht, hat er selbsttätig mit Schwimmbewegungen zu beginnen") und Landser Roman dem Leser sagen? Soll er informieren, abschrecken, für die BW werben. Spannung ist keine da, nur die üblichen soldatischen Stereotypen. Mich lässt er ratlos zurück, die anderen wohl auch.

Der wissenschaftliche Exkurs ist sachlich wohl richtig, aber etwas reißerisch. Ich glaube nicht, dass sich die Urmenschen nachts zitternd in Höhlen oder Hütten schaarten. Naturvölker kommen damit weit besser klar als der Zivilisationsmensch. Da gilt wohl für den Homo errectus wie auch für Homo sapiens. Der Homo soldaticus sollte sich deshalb auch nicht in die Hose machen. Ich sage nur M*MM "Männer (genderkorrekt!) Männer und Frauen mit Mut braucht das Land. Laughing


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Stanislav Lem: Literatur versucht, gewöhnliche Dinge ungewöhnlich zu beschreiben, man erfährt fast alles über fast nichts.
Phantastik beschreibt ungewöhnliche Dinge (leider m.M.) meist gewöhnlich, man erfährt fast nicht über fast alles.

Gruß, Werner am NO-Kanal
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BerndHH
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Beitrag02.07.2018 14:13

von BerndHH
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Hi Kioto,

besten Dank für Dein Feedback!
Ja, der Text reißt niemanden vom Hocker. Das habe ich leider selbst auch schon gemerkt.
Er soll den Leser ja auch nur für das Grundtimbre, die allbeherrschende Stimmung der Geschichte sensibilisieren. Scheint mir ja so rein gar nicht gelungen zu sein.

Eine Art Einführung in die Kulisse. Nämlich in die Welt der Ewigen Nacht. Untertitel der Geschichte ursprünglich
Als es Nacht wurde in Lauenburg
Der Dritte Weltkrieg zunächst als unheimlicher Dämmerzustand, der dann stufenartig in die Ewige Nacht abfällt und es überhaupt nicht mehr Tag wird.  

Stufe 1: die bunte, zivile Welt voller Faben, das uns bekannte Leben
Stufe 2: die Spannungsperiode, der graue Dämmerungszustand bricht herein. Deutschland wird mehr und mehr über Notverordnungen regiert und die Ängste der Zivilbevölkerung kochen langsam zur Panik hoch
Stufe 3: die Feindselikeiten haben begonnen.
Die Ewige Nacht ist da!
Die uns bekannte Welt gibt es nicht mehr. Anstattdessen nur noch getarnte Stellungen, die Gesichter sind zur Tarnung geschwärzt, irgendwo da vorne nächtliche Spähtrupps, die durch den finsteren Kiefernwald pirschen, Alarmposten, die nachts eh nichts sehen können, zwei Stunden lang ins Nichts vor ihnen starren und mit ihren (Ur)ängsten allein sind, beten, auf den Fingern herumkauen und verzweifelt an Freundin und Mutter denken. Oder an eine Schachtel Prince Denmark, ein kühles Bier von der Tanke, McDonald’s oder whatever … etwas, ein letzter trötstlicher Rest von Zivilisation und Hoffnung.
Der Rest der Gruppe liegt im Gruppennest, in ihren Dackelhütten (2-Mann BW-Zelt), die Stiefel werden im Schlafsack angelassen, denn JEDERZEIT kann alarmiert werden und dann rennen alle durch den finsteren Wald entlang von Trassierband in ihre Alarmstellungen. Falsch, vorher gehen sie immer eine Gangart tiefer, um feindwärts nicht aufgeklärt werden zu können. 20 Meter vor der Alarmstellung kriechen, die letzten 10 Meter gleiten, das G3 auf den Armen abgelegt und dann ganz leise hinein und dann vorsichtig hinüberspähen.

Die Ewige Nacht und es scheint keinen Morgen mehr zu geben. Nicht etwa der laute Krieg, Leuchtspurmunition, die umherzischt, Detonationen von Mörsergranaten, Gefechtsfeldbeleuchtung, sondern den Zustand davor. Die Anspannung, die Gewissheit, dass das, was da irgendwann von vorne kommt, nichts Gutes sein kann. Alarmposten. Nachts ist alles lauter als tagsüber aber es fällt schwer, die mysteriösen Geräusche zu identifizieren und zu lokalisieren. Wo hat da eben ein Zweig geknackt? Was das nicht eben ein schmatzender Stiefel, der schwerfällig durch einen sumpfigen Bach stapft, was raschelt da – ein Tier oder ein Mensch?

Also ich will den Leser an die Hand nehmen und ihn in die ihm (wahrscheinlich) unbekannte Welt des Lebens/Überlebens im Felde mitnehmen. Wo ein uns bekannter nordeuropäischer Mischwald in einer veränderten Lage/Situation durchaus zu einer Bedrohung werden kann.
Ständiger Schlafmangel, völlige Erschöpfung, Kaltverpflegung (Feuermachen wegen Lichtdisziplin verboten), mangelnde Hygiene, puntuelles Rotlicht ersetzt unsere Wohnzimmer-Festlichtdurchflutung, es gibt keine künstlichen Wärmequellen mehr, keine Bodenheizung, die Wärme, die wir verlieren, ist weg – und das geht verdammt schnell, wenn man ausgepumpt ist, es wird nur noch geflüstert, das ungewohnte Umfeld -> nur noch dreckige Grenadiere, die mit Grashalmen und Blättern auf dem Helm wie letzten Menschen (eigentlich eher wie Tiere als Menschen) aussehen, keine Familie (die Gruppe, die kleine Kampfgemeinschaft muss all dies ersetzen) all das macht etwas mit dem Menschen und er wird wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Und daher das Spiel mit den Urängsten des Menschen. Der Exkurs mit dem kleinen Jungen, der sich vor der Dunkelheit fürchtet bishin zum Urmenschen, der  - und da gebe ich Dir absolut recht – damit wohl wesentlich besser fertiggeworden ist, als der dekadente Zivilisationsmensch, der schwächliche und sinnenstumpfe Großstädter.
Spannung etc. sind in diesem Text noch gar nicht beabsichtigt, das kommt alles später. Es geht darum – jemand knipst das Licht aus, wir sind in einer neuen Welt und müssen mit einer beängstigenden Situation so gut es geht klar kommen.

Und für eine Landsergeschichte haben die Leute viel zu viel Angst.

PS: Mit Lauenburg meine ich das Hzgtm Lauenburg (Kreisstadt RATZEBURG, Kennzeichen RZ), insbesondere die in Friedenszeiten wundervolle Gegend um BÜCHEN, nicht unbedingt LAUENBURG a.d. ELBE.


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