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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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06.05.2018 18:00 egolution partout von Constantine
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egolution partout
charles, in mir brennen verse.
den keil gegen die wand hämmern?
stein ist mir partout zu ordinär.
die schrift mit einem griffel einritzen?
ton trocknet partout meine haut aus.
das blatt mit der feder linieren?
papier ist mir partout zu weiß.
den cursor in die binären sphären verbannen?
displays fehlt partout das gewisse flair.
wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.
charles, die verse rennen davon.
Weitere Werke von Constantine:
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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13.05.2018 23:29
von firstoffertio
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Ich dachte erst, egolution sei ein französisches Wort.
Es geht aber wohl um egoistische Losungen, oder auch Nichtlösungen.
Ein Dialog? Ein Disput? Währenddessen die Verse sich verdrücken?
LI ist sich nicht sicher.
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Literättin Reißwolf
Alter: 58 Beiträge: 1836 Wohnort: im Diesseits
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14.05.2018 09:02
von Literättin
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Zentrale Rolle des Themas Un-Gewissheit - Ein egomaner Dichter durchläuft in schnellen Gedanken die Evolution seines Schreibantriebs, kommt aber nicht zum Zuge, weil ihm kein Mittel genügen will. Ich finde leider nur darin die zentrale Rolle der Un-Gewissheit nicht. Oder? Mir scheint des Dichters Blasiertheit, sein Drang, sich zu verewigen, das Beharren auf der Wichtigkeit der Verewigung seiner Emotion hier viel zentraler beleuchtet, als eine Un-Gewissheit. Schließlich wird er es nicht schaffen.
Einarbeitung des Zitats - Finde ich hier gelungen. Die Idee, die Evolution des menschlichen Egos nachzuvollziehen gefällt mir in ihrer Originalität und wie der Schnösel darüber palavert, das ist schon schön ironisch-kritisch und eröffnet mir eine originelle neue Frage: wie hat sich das menschliche Ego tatsächlich entwickelt? In dieser Verarbeitung wird der Vers regelrecht organisch so eingefügt, dass ich ihn fast suchen muss. Was dadurch ein wenig zu sehr betont wird, ist in meinen Augen das partout, das der Auslöser für die Idee zu sein scheint, einem Schnösel lyrisch einen Auftritt zu ermöglichen. Hier ist jedenfalls etwas überraschend eigenes entstanden.
Lyrischer Gesamteindruck - Das Gedicht funktioniert im Ganzen rund. Die Form dient dem Inhalt und umgekehrt. Sprachlich erscheint es mir etwas "letztlich unbearbeitet gefügt" (emotion ist partout in mir), manchmal mangelt es leicht an Logik (den cursor verbannen?) und auch in der Idee hakelt es etwas, denn letztlich bleibt doch die Frage, worauf hier gezeigt wird: Den abgehobenen Dichter gab es immer schon, nur blieb er unsichtbar? Das wäre in sich wiederum textlogisch wackelig. Wird nur ein einzelnes Extrem beschrieben - das widerspräche der "Egolution" die mehr auf einen "globalen" Prozess zeigt, wobei mir das Wort gut gefällt. Ich glaube, der Titel ist für mich das beste an diesem Stück überhaupt - jedenfalls nehm ich den hier für mich mit.
_________________ when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -
Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -
Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.) |
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menetekel Exposéadler
Alter: 103 Beiträge: 2447 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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14.05.2018 15:41 Re: egolution partout von menetekel
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Postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | egolution partout
charles, in mir brennen verse.
den keil gegen die wand hämmern?
stein ist mir partout zu ordinär.
die schrift mit einem griffel einritzen?
ton trocknet partout meine haut aus.
das blatt mit der feder linieren?
papier ist mir partout zu weiß.
den cursor in die binären sphären verbannen?
displays fehlt partout das gewisse flair.
wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.
charles, die verse rennen davon. |
Hallo, halbkühner Dichter,
meinst du die Musikgruppe "egolution" ("Ego, Ego / Nur Ich! Nur Ich! Nur Ich! / Ego, Ego, Ego / Nur Ich! Nur Ich! Nur Ich! / Ego, Ego, Ego / Ich höre gerne Techno ...") ?
Die verschwistert sich aber nicht so recht mit deiner Uni-Sprache.
Deshalb mein Tipp: Lass Charles rennen, und bitte Harry, den Wagen vorzufahren.
[Den göttlichen Baudelaire wirst du ja wohl nicht meinen, oder? ]
Liebe Grüße vom Felde der Mutmaßungen
m.
P.s.: "wohin mit mir? mich vererben?" ist indes eine berechtigte und originelle Frage.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
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14.05.2018 20:14
von Stimmgabel
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Hallo Inko.
die beiden text-ummantelnden Verse [ insbesondere auch die persönliche Ansprache an Charles ]:
charles, in mir brennen verse.
........................
........................
........................
charles, die verse rennen davon.
haben mich sehr verlockt, LI's schreib_Reise entdecken zu wollen ... versickert dann mMn der innere Hauptteil einzig in partout'eske Versatzstücke, die ich mehr als Füllselei empfinde [ plaudert sie mMn sehr ungebunden und beliebig austauschbar daher ],
verneint LI sämtliche Ausdrucksmöglichkeiten um dann doch nicht schreiben zu müssen? ... und der Sinn dahinter?
wofür dann der text_Einstieg?
... schade, letztlich nur eine Kauderwelscherei ...
Gruß Stimmgabel ...
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_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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15.05.2018 10:26
von Constantine
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ich bins nur
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lebefroh Eselsohr
L Alter: 43 Beiträge: 364 Wohnort: Berlin
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L 15.05.2018 14:32
von lebefroh
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Die Idee finde ich gut und witzig - aber irgendetwas fehlte mir, die Verse wollen nicht so richtig von meinen Lippen, wenn ich es laut lese.
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 16.05.2018 21:43
von Aranka
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Hallo Inko!
Zitat: | charles, in mir brennen verse. |
Da eröffnet ein LI einem Charles, dass Verse in ihm brennen. Das klingt spannend und frisch und lässt einiges erwarten.
In der nun folgenden Aufzählung von fünf Zeilenpaaren jeweils Frage- + Aussagesatz, spielt das LI ganz nüchtern ein paar Möglichkeiten durch, wie sich die Verse/Gedanken fixieren ließen. Hier wird ein Zeitfaden abgearbeitet, von der "Keilschrift" bis ins digitale Heute.
Sprachlich fallen die Zeilen durch eine fast gleiche Satzkonstruktion auf. Es entsteht mir das Gefühl einer Länge. Die Überlegungen das LI stehen lose im Raum, führen nicht aus seinem Suchen heraus. Der Ton der Zeilen ist emotionslos, fast ein wenig gelangweilt.
Für mich ist das letzte Zeilenpaar das interessanteste. Der Gedanke, etwas von sich zu "hinterlassen", etwas, dass es wert ist, die Gedanken, die sich zu Versen formen. (So lese ich es.)
Emotion ist partout in mir. Hier steht das "partout" für mich überzeugend in der Zeile.
Das sich sonst überall wiederholende „partout“ steht in den meisten Aussagen sehr sperrig im Satz, da es rhythmisch nicht immer gut eingearbeitet wurde, was es etwas gewollt erscheinen lässt. (Das sind jetzt ganz subjektive Leserempfindungen)
Der Abschlussvers ist ebenso erfrischend wie der Eingangsvers. In diesem Textrahmen spüre ich Emotion.
Zitat: | charles, die verse rennen mir davon. |
Rahmen und „Gerahmtes“ passen nicht wirklich zueinander.
Auf jeden Fall hat der Text mir so viel Aufmerksamkeit abgerungen, dass er auf meiner Punkte-Liste landen wird.
Gruß Aranda
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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poetnick Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 834 Wohnort: nach wie vor
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17.05.2018 15:33
von poetnick
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Hallo.
Eine gute Ausgangslage, der Humor sizt hier subcutan und das gefällt mir.
Irgendwie fühlte ich mich an ein Kammerspiel like 'Dinner for One' erinnert.
Zitat: | wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir.
charles, die verse rennen davon. | ...herrlich!
Werde wohl, wenn alles gewichtet pünktlich wieder auftauchen.
LG - Poetnick
_________________ Wortlos ging er hinein,
schweigend lauschte er der Stille
und kam sprachlos heraus |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4279
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17.05.2018 19:56
von hobbes
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charles, aufgrund dieser Zeile
Zitat: | charles, die verse rennen davon. |
bekommst du fünf Punkte von mir.
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Heidi Reißwolf
Alter: 42 Beiträge: 1424 Wohnort: Hamburg
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17.05.2018 20:46 Re: egolution partout von Heidi
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Konzeptarbeit? Hats nicht leicht bei mir.
Das Bild der davonrennenden Verse mag ich allerdings. Auch die Emotionen, die partout im LI hausen, die ich allerdings nicht spüren darf. LI erklärt mir seine Emotionen - kein Wunder (aber dazu später).
Es bleiben viele Dinge im Text unklar für mich. Etwa: Warum ist Stein ordinär? Weil die Verse brennen? Ein Stein ist einSteinistein Stein. Für mich. Aber für LI ist Stein ordinär. Seltsam. Gut, das hängt wohl mit dem Keil zusammen, der an die Wand gehämmert wird mit Fragezeichen. Wenn die Verse brennen. Trotzdem: Warum ist er zu ordinär? Ist doch eine gute Möglichkeit dafür, seinen Ausdruck für die Ewigkeit zu hinterlassen. Wenn sonst nix da ist.
Den Griffel mag LI auch nicht, sorgt sich um trockene Haut. Scheint von melancholischer Natur zu sein, mit empfindlicher Haut. Neurodermitis?
Das Papier ist dann auch zu weiß, deshalb wirds nix mit Feder.
Und Displays haben eben nicht dieses nostalgische Flair, das dem LI aber wichtig ist. Ich habe es hier also mit einem sehr wählerischen LI zu tun, auch einem passiven, das Gegebenes nicht aufgreifen will, um seiner Kreativität nachzukommen, denn Emotionen sind in ihm drin - jedenfalls behauptet LI das. Ob das stimmt, beweist es mir nicht.
Handeln ist also nicht LIs Stärke, weshalb die Verse davonlaufen müssen und es nicht zum individuellen Ausdruck kommen kann. Leider.
Charles, die Rahmenfigur, soll vermutlich den Butler (oder die Hilfskraft) darstellen, der die Verse des schreibfaulen handlungsunfähigen Autors zu Papier (oder Stein oder ...) bringen soll, damit sie am Weglaufen gehindert werden. Der Titel erklärt mir, dass der Text mit Ich-Bezogenheit zu tun hat, was die inhaltliche Passivität des LI gut unterstützt.
All das zusammen ergibt das Bild einer Figur, deren Charakter ich in die Kategorie: Arschloch einsortieren würde (Passivität + Forderung, dass Charles gefälligst machen soll). Wobei ich das nicht gerne mache - es liegt mir nicht, Charatkere in Schubladen zu stecken.
Im Grunde finde ich Arschlöcher so als Figur durchaus spannend, aber leider gelingt es Text nicht, mir eine tiefere Einsicht in das lyrische Ich zu gewähren - Facetten; denn kein Mensch besteht nur aus einseitigen Charakterzügen. In diesem Text lerne ich aber nur den LI-Egoismus kennen, der gewiss vorhanden ist (also, Thema erfüllt), aber da ich eben nur die Arschlochseite wahrnehmen darf, interessiert mich die Figur nach dem Lesen nicht weiter. Schade.
Sicherlich kann man auch Einseitigkeiten in einem Text verarbeiten, um etwas damit auszudrücken (wie die Egolution, die der Titel spricht). Dann müsste er aber insgesamt provokanter aufgebaut sein, um mich so richtig zu reizen. So sehr, dass ich dieses lyrische Ich nicht wieder vergesse, es interessant finde und immer wieder zu ihm zurückkehre, bis ich es ergründet habe. Dieses hier schafft das nicht mal im Ansatz. Es langweilt mich.
Keine Punkte für dich.
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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D 19.05.2018 09:20
von d.frank
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Charles, ich kann mir nicht helfen, aber das klingt für mich nach Diener.
Soll das so?
Dieses Gedicht erzeugt in mir unfreiwillig das Bild vom Dinner for One. Wie der trottelige Diener da um den Tisch schwankt, ein Glas nach dem anderen herunterstürzt:
"The same procedure as last year, Miss Sophie?"
“The same procedure as every year, James.”
Sitzt da also eine blockierte bornierte Schriftstellerin vor dem Schreibtisch und klagt ihr Leid dem Untergebenen?
Oder geht es die Wortlosigkeit?
Wenn wir schon nicht reden können, bleibt uns ja der halbherzige Austausch anderer Gefälligkeiten.
Wie auch immer, ich mag den humoristischen Touch in diesem Gedicht, wie er trotzdem etwas Ernstes abhandelt und ich mag das Dinner for One.
_________________ Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer |
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V.K.B. [Error C7: not in list]
Alter: 51 Beiträge: 6125 Wohnort: Nullraum
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20.05.2018 20:34
von V.K.B.
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Vorweg: Ich bin kein Lyrik-Experte und fühle mich nicht wirklich qualifiziert, Lyrik zu bewerten. Daher muss ich mich auf mein Bauchgefühl beschränken und mehr danach gehen, was mir von Gedanken, Sprache und Inhalt gefällt, statt wirklich nach lyrischem Können zu beurteilen. Das „un“ in un-Gewissheit interpretiere ich wie cummings die Vorsilbe verwendet hat.
Hallo Inko,
na, ob es Herrn Darwin wirklich interessiert hätte, ob sich jemand künstlerisch verwirklichen könnte? Nette Idee, aber bleibt sehr an der Oberfäche. Am besten gefällt mir fast das Wortspiel im Titel. Was dann kommt, sind Fragen und dahingehauene Antworten, die zum Teil nicht passen. (cursor in binäre Sphären verbannen, was soll das heißen?) Irgendwie zündet es nicht richtig bei mir, sorry. Und die Un-Gewissheit suche ich auch noch.
_________________ Let the cosmic muse I summoned forth inspire thee …
Warning: Cthulhu may still occasionally jumpscare people … |
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d.frank Reißwolf
D Alter: 44 Beiträge: 1122 Wohnort: berlin
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Zinna schweißt zusammen, was
Beiträge: 1551 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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21.05.2018 18:30
von Zinna
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Hallo Inko,
bei diesem Wettbewerb werde ich meinen Kommentar nach einem Schema erarbeiten.
Titel
Partout selbstbezogen – an den Song angelehnt, vermute ich.
Thema
Ach ja, das Schreiben.
Aber mit welchem , Meißel, Griffel, Feder, Coursor?
Bis über dem Wie das Was verschwindet...
Zitat
Ist sinnig eingepflegt, wobei den anderen „partout“-Versen das Runde fehlt (besonders dem Ton-Haut-Vers)
Weiteres
Insgesamt finde ich deinen Beitrag interessant 8im positivem Sinne) er führt einen eher kantigen Klang.
Charles - Bukowski?, Darwin?
Punkteränge? Kann ich noch nicht sagen.
LG
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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Lorraine Klammeraffe
Beiträge: 648 Wohnort: France
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24.05.2018 13:02
von Lorraine
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Meine Güte. Es hat gedauert, bis ich auf Darwin gekommen bin - dieses (Pseudo-)Französisch überall ... hatte mich auf Baudelaire eingeschossen und das hat natürlich nicht hingehauen. Dabei ist das so offensichtlich, dass man sich hinterher ziemlich deppert vorkommt.
Dem Gedicht hat Darwin jedoch auch nichts genützt, im Gegenteil. Vor lauter Ego und dieser Zimperlichkeit haben irgendwelche brennenden Verse natürlich keine Chance, klar, dass sie flüchten, bevor sie irgendwo stehen könnten.
Entwicklung (in dichterischer Hinsicht) kann es da nicht geben, und das schlägt sich im Text gnadenlos nieder: Ein Vers, ein Thema, eine Idee - alles miteinander so phantasielos, bzw. einfach nicht nachvollziehbar umgesetzt, dass mich weder Form noch Inhalt interessieren.
Zitat: | wohin mit mir? mich vererben?
emotion ist partout in mir. |
Ob sich das nun auf das Gedicht oder den Dichter beziehen soll, ist gar nicht mehr so wichtig, erstens rennen die Verse ja davon, und zweitens schweigt Darwin beharrlich zu diesen Fragen - ich wüsste auch nicht, was ich da antworten sollte, tut mir leid. Nur noch eins: Gäbe es eine Dringlichkeit, wie "brennende Verse" eingangs vermuten lassen, wäre es herzlich egal, durch welches Medium sie am Leben erhalten oder zum Bleiben veranlasst würden - falls es das ist (und das übergroße Ego eines selbsternannten Lyrikers), was auf's Korn genommen werden sollte, das Ganze also ein Spottgedicht sein soll - dann hast du dich im Ton vergriffelt, denn Humor oder Spott erfordern großes Feingefühl und das Gegenteil von Plattheit, wenn sie greifen sollen. Nichts für ungut.
Grüße,
Lorraine
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Rübenach Exposéadler
R
Beiträge: 2837
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R 25.05.2018 03:13
von Rübenach
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Vorab: Das Problem bei den Wettbewerben im dsfo ist, dass es nur sehr eingeschränkt möglich ist, einen Text einige wochen liegen zu lassen, um ihn dann mit etwas Abstand neu zu betrachten und gegebenenfalls nochmal zu verändern. Andererseits ist eine Woche eine Menge Zeit, da können die Bewertungsmaßstäbe schon etwas strenger sein als beim fff.
Hm. Ich erkenne eine Hommage an Beaudelaire und zumindeat die Vorgaben scheinen eingehalten worden zu sein. Vom Hocker reisst mich hier nichts, aber so richtig schlecht ist das Gedicht auch nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass ich 10 von 16 Gedichten Punkte geben muss, wird es wohl sicher Punkte geben, wahrscheinlich sogar mehr, als mein Kommentar vermuten lässt. Dies ist aber eher der Schwäche der Konkurrenz geschuldet.
_________________ "Vielleicht sollten mehr Leute Schreibblockaden haben." Joy Williams |
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.05.2018 09:16
von Constantine
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Liebe firstoffertio,
danke, dass ich in deiner Top Ten gelandet bin. Ich freue mich, dass dir mein Gedicht thematisch soweit gefallen hat.
firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Ich dachte erst, egolution sei ein französisches Wort. |
Es ist schon interessant, was die Verwendung von "partout" für einen Effekt (im Verfassen wie auch in der Wahrnehmung) haben kann.
firstoffertio hat Folgendes geschrieben: |
Es geht aber wohl um egoistische Losungen, oder auch Nichtlösungen. |
oder auch um Ungeduld eines Egos.
firstoffertio hat Folgendes geschrieben: |
Ein Dialog? Ein Disput? Währenddessen die Verse sich verdrücken? |
Ja.
firstoffertio hat Folgendes geschrieben: |
LI ist sich nicht sicher. |
In gewisser Weise ist sich LI sicher: Der Status Quo ist unzufriedenstellend.
Ungewiss bleibt fürs LI, wohin die Evolutions-Reise geht und drängt dahingehend, dass sie schneller voranschreitet.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
LG
Constantine
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.05.2018 09:45
von Constantine
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Literättin hat Folgendes geschrieben: | Zentrale Rolle des Themas Un-Gewissheit - Ein egomaner Dichter durchläuft in schnellen Gedanken die Evolution seines Schreibantriebs, kommt aber nicht zum Zuge, weil ihm kein Mittel genügen will. Ich finde leider nur darin die zentrale Rolle der Un-Gewissheit nicht. Oder? Mir scheint des Dichters Blasiertheit, sein Drang, sich zu verewigen, das Beharren auf der Wichtigkeit der Verewigung seiner Emotion hier viel zentraler beleuchtet, als eine Un-Gewissheit. Schließlich wird er es nicht schaffen.
Einarbeitung des Zitats - Finde ich hier gelungen. Die Idee, die Evolution des menschlichen Egos nachzuvollziehen gefällt mir in ihrer Originalität und wie der Schnösel darüber palavert, das ist schon schön ironisch-kritisch und eröffnet mir eine originelle neue Frage: wie hat sich das menschliche Ego tatsächlich entwickelt? In dieser Verarbeitung wird der Vers regelrecht organisch so eingefügt, dass ich ihn fast suchen muss. Was dadurch ein wenig zu sehr betont wird, ist in meinen Augen das partout, das der Auslöser für die Idee zu sein scheint, einem Schnösel lyrisch einen Auftritt zu ermöglichen. Hier ist jedenfalls etwas überraschend eigenes entstanden.
Lyrischer Gesamteindruck - Das Gedicht funktioniert im Ganzen rund. Die Form dient dem Inhalt und umgekehrt. Sprachlich erscheint es mir etwas "letztlich unbearbeitet gefügt" (emotion ist partout in mir), manchmal mangelt es leicht an Logik (den cursor verbannen?) und auch in der Idee hakelt es etwas, denn letztlich bleibt doch die Frage, worauf hier gezeigt wird: Den abgehobenen Dichter gab es immer schon, nur blieb er unsichtbar? Das wäre in sich wiederum textlogisch wackelig. Wird nur ein einzelnes Extrem beschrieben - das widerspräche der "Egolution" die mehr auf einen "globalen" Prozess zeigt, wobei mir das Wort gut gefällt. Ich glaube, der Titel ist für mich das beste an diesem Stück überhaupt - jedenfalls nehm ich den hier für mich mit. |
Liebe Literättin,
ich danke dir sehr für deine tiefgehenden Gedanken zu meinem Gedicht und dein Leseverständnis.
Ich finde, du hast dir das Gedicht recht gut erschlossen und auch manchem gut auf den Zahn gefühlt. Danke für diene lobenden Worte, dass das Zitat gut eingearbeitet worden ist, eigentlich schon zu gut, weil man es fast schon suchen muss. Danke. Ich freue mich auch sehr, dass mein Ansatz für dich originell war und natürlich, dass du in gewisser Weise deinen Spaß am Gedicht hattest und gemerkt hast, dass es (oder der Verfasser) nicht all zu ernst unterwegs ist, sondern auch eine Ironie vermittelt wird.
Die Sache mit der gehäuften Verwendung des Begriffs "partout" kann ich absolut nachvollziehen, habe ich auch selbst beim Schreiben gedacht, lass es hier und da weg, es ist zu viel und stört eher, als dass es dem Gedicht hilft. Konnte mich dazu leider noch nicht durchringen. Ja, etwas weniger hätte dem Lesefluss gut getan.
Du fragst nach der Un-Gewissheit und ich nehme dazu noch deine Äußerung hinzu, dass dieses beschriebene Einzelextrem der Egolution widerspräche, die mehr auf einen globalen Prozess zeigt:
Meine Hoffnung war es, einen ungeduldigen Dichter zu porträtieren, der einerseits getrieben von seinem Ego, andererseits in Kenntnis der Evolution, hin und her gerissen ist. Der Dichter hat viele Möglichkeiten sich und seine Lyrik auszudrücken, doch nichts will ihm genügen. Er mäkelt an allem, möchte dichterisch tätig sein, weil er seiner Meinung nach so wichtiges zu sagen hätte, und fordert die Evolution (mit der direkten Adressierung an Charles Darwin) auf,
schneller zu machen. Der Dichter selbst scheint nicht zu wissen, was er für seine Kunst braucht, er weiß nur, dass die Dinge, die ihm zur Verfügung stehen, nicht optimal für ihn sind. Für mich ist der Evolutionsgedanke dann der Themenbezug ins Un-Gewisse: Evolution findet statt, sie hat ihr eigenes Tempo, was kommen wird, weiß der Dichter nicht. Wann es kommt, weiß er auch nicht. Mit der Frage "wohin mit mir?" und dem Vererben-Gedanken eine kleine Reflexion des LI über sein Sein/Ich/Ego, womit für mich eine weitere un-gewisse Ebene gezeigt wird, ob es nicht auch in dieser Richtung eine Entwicklungsmöglichkeit gäbe.
Ironisch-kritisch, schön, dass dies bei dir angekommen ist.
Danke fürs Lesen und Kommentieren, für die Punkte und somit den Platz in deiner Top Ten.
LG
Constantine
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.05.2018 09:51 Re: egolution partout von Constantine
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Liebe menetekel,
ich glaube, du hattest deinen Spaß am Gedicht.
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
meinst du die Musikgruppe "egolution" ("Ego, Ego / Nur Ich! Nur Ich! Nur Ich! / Ego, Ego, Ego / Nur Ich! Nur Ich! Nur Ich! / Ego, Ego, Ego / Ich höre gerne Techno ...") ? |
Nein, die meine ist nicht.
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
Die verschwistert sich aber nicht so recht mit deiner Uni-Sprache. |
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
Deshalb mein Tipp: Lass Charles rennen, und bitte Harry, den Wagen vorzufahren. |
ne, ne, der Charles ist schon der Richtige.
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
[Den göttlichen Baudelaire wirst du ja wohl nicht meinen, oder? ] |
Darwin.
menetekel hat Folgendes geschrieben: |
P.s.: "wohin mit mir? mich vererben?" ist indes eine berechtigte und originelle Frage. |
Danke. Eigentlich hoffte ich, spätestens da kommt man auf Charles Darwin. Wobei für mich das Titel gebende "Egolution" bereits mehr als nur ein Winken mit dem Zaunpfahl war.
Danke fürs Lesen und Kommentieren.
LG
Constantine
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.05.2018 10:10
von Constantine
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Liebe Stimmgabel,
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: | -
Hallo Inko.
die beiden text-ummantelnden Verse [ insbesondere auch die persönliche Ansprache an Charles ]:
charles, in mir brennen verse.
........................
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........................
charles, die verse rennen davon.
haben mich sehr verlockt, LI's schreib_Reise entdecken zu wollen |
Ja, der Rahmen hat mir auch sehr gefallen:
Am Anfang war das Feuer und der Beginn der menschlichen Zivilisation/Kultur nahm seinen Lauf. Am Ende ist dieser Entwicklungs-Lauf dann doch zu langsam fürs LI.
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
... versickert dann mMn der innere Hauptteil einzig in partout'eske Versatzstücke, die ich mehr als Füllselei empfinde [ plaudert sie mMn sehr ungebunden und beliebig austauschbar daher ], |
Diese Versatzstücke charakterisieren "Evolutionsphasen", die dem LI ironischerweise keinen Mehrwert gebracht haben. Es sind Beispiele und ich kann dein Füllselei- und Beliebigkeits-Empfinden nachvollziehen. Dennoch war es mir wichtig, einen gewissen Zeitstrahl zu skizzieren und dieser Zeitstrahl ist fürs LI unzufriedenstellend.
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
verneint LI sämtliche Ausdrucksmöglichkeiten um dann doch nicht schreiben zu müssen? ... und der Sinn dahinter? |
Au contraire. LI will schreiben, ganz dringend und ganz emotional, wichtige Verse, aber die Ausdrucksmöglichkeiten sind (noch) nicht ideal, um das, was LI fühlt und aufschreiben möchte, adäquat zu übertragen. Die Evolutions-/Egolutions-Problematik. LI steht sich selbst im Weg, der Zeitstrahl steht LI im Weg. Der Ausgang ist/bleibt (so hoffte ich) un-gewiss, was sich schneller entwickelt: LIs Ego oder das Voranschreiten des evolutiven Prozesses. Eigentlich so gesehen ein Gedankenexperiment über die inner_menschliche Entwicklung und seiner Umwelt am Beispiel eines Dichters.
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
wofür dann der text_Einstieg? |
Das Feuer/die Idee als Beginn eines kreativen Prozesses.
Stimmgabel hat Folgendes geschrieben: |
... schade, letztlich nur eine Kauderwelscherei ...
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Ja, sehr schade, dass du dies so empfunden hast. Liegt aber sehr an meiner Lyrik-Ausführung, die nicht optimal geworden ist.
Danke fürs Lesen und Kommentieren und die Punkte-Freude, in deiner Top Ten zu sein.
LG
Constantine
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Constantine Bücherwurm
Beiträge: 3308
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28.05.2018 10:24
von Constantine
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lebefroh hat Folgendes geschrieben: | Die Idee finde ich gut und witzig - aber irgendetwas fehlte mir, die Verse wollen nicht so richtig von meinen Lippen, wenn ich es laut lese. |
Hallo lebefroh,
ich freue mich, dass dich der Humor des Gedichts erreicht hat und dir die Idee gefallen hat.
Ich glaube zu verstehen, dass dir etwas fehlt und dir die Verse nicht leicht über die Lippen gegangen sind. Mit etwas mehr Arbeitszeit hätte ich evtl. manche Entscheidungen wieder überdacht und korrigiert, die ich in meinen Überarbeitungen getätigt hatte.
Begeistert bin ich über den tollen Platz in deiner Top Ten und danke dir sehr fürs Lesen und Kommentieren.
LG
Constantine
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