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Panda Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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10.05.2018 22:40 Weißes Blatt von Panda
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Weißes Blatt
Wieder greifen meine Hände
nach der Worte Offenheit,
suchen in des Geistes Stille
lang vermisste Einsamkeit.
Sanft so streift ein Traum die Finger,
hält kurz inne, zieht dann fort,
leise schwebt er durch das Chaos
hin zu seinem Traumlandort.
Und die Hände suchen weiter,
sammeln Worte, halten fest,
was des Chaos' scharfe Klinge
unverwundet hinterlässt.
Was in Schrift gehalten wurde,
wird barbarisch roh zerstört;
so entsteht nun neue Leere,
die der Hände Worte hört.
Doch die Hand verharrt in Stille,
unvermögend Schreiberkunst,
jeder Traum wird eine Hülle,
unsichtbar in grauem Dunst.
Dunkle Geister, schwarze Wesen
sehnen sich zurück zu mir
und was bleibt ist eine Träne
auf dem weißen Blatt Papier.
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stefandrea Wortedrechsler
Beiträge: 94 Wohnort: Bonn
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12.05.2018 11:55
von stefandrea
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Hallo Panda,
in melodiöses Stück über den Versuch, Kontakt zur eigenen Sehnsucht herzustellen, indem man sie in Worte fasst. Was letztlich ja sehr gut gelingt, wie man sieht...
Ein paar Füllwörter und merkwürdige Formulierungen zugunsten des Rhythmus stören ein wenig: "sanft (so) streift", "(barbarisch) roh", "unvermögend Schreiberkunst".
Weiterhin fruchtbares Schaffen
_________________ LG
s. |
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Panda Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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12.05.2018 15:48
von Panda
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Hallo stefandrea,
danke für das Kompliment und die Anmerkung zu den Füllworten.
Ich gebe zu, der Text ist etwas älter. Wenn ich mich richtig erinnere waren die "seltsamen Formulierungen" absichtlich gewählt aus einer Laune heraus.
Bisher hat aber noch niemand angemerkt, dass das (negativ) auffällt
Mir scheint also, ich bin hier wohl richtig
Viele Grüße,
Panda
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AchWiesoNicht Gänsefüßchen
A Alter: 28 Beiträge: 15 Wohnort: Leipzig
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Panda Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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12.05.2018 19:36
von Panda
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Hallo AchWiesoNicht,
danke dir.
Wenn ich so drüber nachdenke, dann war die einzige Intention hinter "scharf", dass scharfe Klingen gut Dinge kaputt machen können. Allerdings hätte man diese Assoziation bei dem Wort "Klinge" auch schon, wenn man das Adjektiv einfach weglassen würde
Ich glaube ich war bei der Wortwahl auch beeinflusst von anderen Gedichten, die ich zu der Zeit geschrieben habe. Interessant.
Deine Vorschläge haben allerdings durchaus Sinn. Des Rhythmus wegen wäre "schiefe" am besten passen und das könnte man noch zu "krumme" ändern. "krumme Klinge" ist dann sogar eine gute Alliteration. Wenn man es etwas weiter dehnt, könnte man sogar sagen "Chaos' krumme Klinge" ist eine Alliteration. Sehr schön.
Ich habe das Gedicht recht häufig gelesen in den letzten Jahren (es müsste etwa 1,5 Jahre alt sein) und dann bin ich 2 Tage hier und sehe plötzlich ganz neue Sachen. Ich bin verzückt
Viele Grüße,
Panda
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Tula Klammeraffe
Beiträge: 905 Wohnort: die alte Stadt
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04.06.2018 00:00
von Tula
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Hallo Panda
du hast definitiv Talent für die gereimte Dichtung, das freut mich als Gleichgesinnter.
Sprachlich würde ich aber vorsichtig mit Genitiv-Konstruktionen sein. Das klingt alles irgendwie nach einer anderen, längst vergangenen Epoche. Und bei "Geistes Stille" sowieso.
LG
Tula
_________________ aller Anfang sind zwei ...
(Dichter und Leser) |
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Panda Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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04.06.2018 20:16
von Panda
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Hallo Tula,
danke dir für das Lob!
Ich schweife inzwischen allerdings auch hin und wieder in die moderneren Formen der ungereimten Dichtung ab. Aber keine Sorge, ich werde den Reimen wohl immer treu bleiben
Was des Genitivs Benutzung anbelangt ...
Manchmal packt mich einfach die Lust an der Sprache und dann entstehen solche Konstrukte. Mir ist das also schon bewusst, aber was soll ich machen. Da bin ich machtlos. Danke aber für den Hinweis! Das deckt sich ja auch mit dem was stefandrea meinte.
Manchmal ist es wichtig daran erinnert zu werden, dass die eigenen sprachlichen Ausflüge nicht unbedingt dem Zeitgeist entsprechen.
Viele Grüße,
Panda
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menetekel Exposéadler
Alter: 104 Beiträge: 2452 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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27.06.2018 06:49
von menetekel
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Hallo Panda,
es ist schon einiges zum Text gesagt worden.
Mir fallen trotz der gereimten Form schon in der ersten Strophe Ungereimtheiten auf:
Zitat: | Wieder greifen meine Hände
nach der Worte Offenheit,
suchen in des Geistes Stille
lang vermisste Einsamkeit. |
Wenn ein Mensch nach Einsamkeit sucht, wird er sie sicherlich nicht in "der Worte Offenheit" finden. - Und so geht es eigentlich lustig weiter ...
Deine altertümelnden Formulierungen ("unvermögend Schreiberkunst" etc.) sind nicht zeitgemäß, sondern wirken ziemlich reimgeschuldet auf mich.
Danach widmest du dich dem Schreibversuch und seinem Misslingen. - In der letzten Strophe
Zitat: | Dunkle Geister, schwarze Wesen
sehnen sich zurück zu mir
und was bleibt ist eine Träne
auf dem weißen Blatt Papier. |
sehnen sich die Geister der Depression nach dem Dichter. Also jene, die "lang vermisste Einsamkeit" ausmachen.
Für mich ist das unlogisch. Die Offenheit der Worte (sind die immer offen?) bewirkt auch keine Geistesstille.
Insgesamt ein Gedicht an dem einiges nachzuarbeiten wäre, das aber Potential zeigt.
Liebe Grüße
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Anoa Leseratte
A Alter: 67 Beiträge: 143 Wohnort: Berlin
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A 27.06.2018 09:58 ! von Anoa
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Hallo Panda,
die Reime sind gut, und die Wortwahl ist nicht unbedingt veraltet: ist das nicht eher klassisch, was Du schreibst?
Weiter so, Du hast eine gute Hand!
Anoa
_________________ Mona Ullrich, Berlin |
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Catalina Eselsohr
Alter: 51 Beiträge: 427 Wohnort: Kehdingen
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06.07.2018 00:35
von Catalina
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Hallo Panda, hallo menetekel,
ich habe das Gedicht komplett als Schreibblockade interpretiert. So macht es dann auch Sinn, wenn man in lang vermisster Einsamkeit (ganz bei und mit sich) der Worte Offenheit sucht.
Die letzte Strophe habe ich mir damit erklärt, dass der Dichter hauptsächlich düstere Dinge schreibt - die jetzt aber einfach nicht zu ihm dringen können. Schreibblockade eben.
Wie war es gedacht, Panda?
Viele Grüße,
Catalina
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nihil supernum Schneckenpost
N
Beiträge: 12
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Panda Gänsefüßchen
Alter: 28 Beiträge: 17 Wohnort: Berlin
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13.07.2018 19:20
von Panda
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Ui, da bestand ja noch einiges an Interesse hier.
Sorry für meine Abwesenheit, ich habe momentan leider eine eher unlyrische Phase und anderweitig viel zu tun.
Da ihr aber alle meinen Text gelesen habt, möchte ich das nicht unkommentiert lassen
Mir scheint, es ist hier angebracht einfach mal zu erklären, was ich in dem Gedicht sehe, um eure Neugier zu befriedigen ^^
Ich selbst kann mich nicht an all meine Intentionen erinnern, denn das Gedicht ist doch schon ein wenig älter. Ich werde aber mal mit meinem eigenen Wissen über meine Texte eine kleine Interpretation wagen
Die altertümliche/klassische/veraltete Wortwahl ist lediglich ein Mittel zum Zweck. Ich erinnere mich, dass sich hinter dem Gedicht tatsächlich eine Schreibblockade verbarg, die mich davon abhielt mir Dinge von der Seele zu schreiben. Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten (bei der Sprache also beispielsweise auf veraltete Worte zurückzugreifen) hilft ja oft Gedankenknoten zu entwirren und klarer sehen zu können. Deswegen konnte so wohl ein Gedicht entstehen, wo sonst nichts gewesen wäre.
Außerdem, wie gesagt, habe/hatte ich auch Spaß daran hin und wieder solche Sprachausflüge zu veranstalten. Ich erwarte natürlich nicht, dass das jedem gefällt.
Wieder greifen meine Hände
nach der Worte Offenheit,
suchen in des Geistes Stille
lang vermisste Einsamkeit.
Die Offenheit der Worte steht hier wohl sinnbildlich für das Finden von Worten. Das LI versucht Worte zu finden, doch aus irgendeinem Grund bleiben sie ihm verschlossen. Es sehnt sich danach, dass die Worte offen zu ihm sprechen.
Der Grund ist vielleicht, dass der Kopf voll ist mit Gedanken oder anderen Dingen. Das LI fühlt sich erdrückt von der Last dieser Gedanken und es versucht, durch das Finden der richtigen Worte, die eigenen Gedanken zu beruhigen. Vielleicht ist es auch gewohnt, in einer gewissen Abgeschiedenheit zu seinen Emotionen o.ä. zu leben und wurde aus dieser Abgeschiedenheit herausgerissen. Doch diese Abgeschiedenheit hat ihm vielleicht bisher erlaubt die richtigen Worte zu finden.
Sanft so streift ein Traum die Finger,
hält kurz inne, zieht dann fort,
leise schwebt er durch das Chaos
hin zu seinem Traumlandort.
Das LI empfindet die momentane Situation als chaotisch und bekommt dennoch fast etwas zu greifen. Es scheint, als wäre die Lösung des Ganzen (oder generell etwas schönes, traumhaftes) zwar nah und doch nicht erreichbar. Es ist, als wäre die Erfüllung der Träume verborgen an einem Ort, den das LI (noch) nicht betreten kann.
Und die Hände suchen weiter,
sammeln Worte, halten fest,
was des Chaos' scharfe Klinge
unverwundet hinterlässt.
Das LI versucht aus den Bruchstücken, die es zu greifen bekommt, einen Sinn zu ziehen und etwas gutes zu erschaffen. Es versucht nicht aufzugeben und gegen das Chaos anzukämpfen, indem es diese Bruchstücke niederschreibt.
Was in Schrift gehalten wurde,
wird barbarisch roh zerstört;
so entsteht nun neue Leere,
die der Hände Worte hört.
Doch trotz aller Versuche scheint das LI nicht das zu finden, was es sucht und wird wütend auf das Chaos und/oder sich selbst. Es steht immer wieder am Anfang und findet nicht den richtigen Weg die Bruchstücke zu ordnen. Immer wieder beginnt es von neuem die Worte niederzuschreiben.
Doch die Hand verharrt in Stille,
unvermögend Schreiberkunst,
jeder Traum wird eine Hülle,
unsichtbar in grauem Dunst.
Irgendwann erkennt das LI scheinbar, dass es keinen Zweck hat weiter den Worten hinterherzujagen. Es verfällt in Lethargie und hört auf zu schreiben. Es hat das Gefühl, nicht mehr in der Lage zu sein, Texte zu verfassen.
Nach und nach verschwinden auch die letzten gefunden Worte wieder und hinterlassen ein Gefühl der Ermattung, vielleicht auch der Sinnlosigkeit.
Dunkle Geister, schwarze Wesen
sehnen sich zurück zu mir
und was bleibt ist eine Träne
auf dem weißen Blatt Papier.
Am Ende wird das LI offenbar übermannt von negativen Emotionen, vielleicht auch Depressionen oder ähnlichem. Das Chaos ließ sich nicht bändigen und das einzige, was am Ende des Prozesses steht ist die Verzweiflung und Trauer des LI über sich selbst und die missglückten Versuche sich selbst zu begreifen. Statt zu schreiben deutet sich an, dass das LI einen anderen Kampf zu führen hat. Ob es sich den negativen Emotionen hingibt oder versucht weiter zu kämpfen, bleibt aber offen.
Ich denke, so in etwa können meine damaligen Formulierungen und Bilder gemeint gewesen sein
Das soll keinesfalls bedeuten, dass man das auch unbedingt erkennen können muss. Ich bin durchaus bereit zu sagen, dass das Gedicht nicht gut genug ausgearbeitet wurde, um einem Leser vermitteln zu können, was sich in den Versen verbirgt.
Vielleicht beantwortet das aber die ein oder andere Frage und erklärt einige scheinbare Widersprüche im Text.
Viele Grüße und danke für das rege Feedback,
Panda
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