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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Rezension "Schlaf in den Uhren"

 
 
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woertchen
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 137



Beitrag29.10.2007 18:35
Rezension "Schlaf in den Uhren"
von woertchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe einfach mal eine Rezension zum Romanauszug aus „Schlaf in den Uhren“ von Uwe Tellkamp
Textauszug auch zu sehen unter http://bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis/texte/stories/13752/ geschrieben und würde mich mal über eine Bewertung eurerseits freuen =)

Ins Netz gegangen…!“

Was Uwe Tellkamp da zurechtspinnt, ist für den Kenner ein Meisterwerk, für alle anderen eine Tortur

Schon in der Mitte der ersten Seite ist es soweit: Ich bin gefangen.
Vor mir steht eine große Spinne, die ihr Netz sorgsam und
 bedacht um mich herum ausgebreitet hat und mich nun
 gelassen ansieht. Gelassen, weil sie ihre Arbeit bereits
erledigt hat und der Rest mir selbst überlassen bleibt.
Mir stehen zwei Optionen zur Wahl: Aufgeben und mich
 der scheinbaren Ausweglosigkeit ergeben oder
versuchen, in dem Wirrwarr der gesponnenen Fäden
eine Struktur zu finden.

Uwe Tellkamp, die Spinne, kennt sein Handwerk.
Mit sprachlichem Geschick verbindet er in seinem
Roman „Der Schlaf in den Uhren“ verschiedene
 Zeitpunkte der Vergangenheit, sodass ein fließender
Gedankenstrom entsteht. Bewusstseinsstrom nennt man
 diese Erzähltechnik, die hier in Form einer
Straßenbahnfahrt durch Dresden auftritt.
Während dieser Fahrt schildert eine Erzählstimme
persönliche Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend.
Mehrere Jahrzehnte werden dabei reflektiert,
von 1945 bis zur Zeit der ehemaligen DDR.
 Die verschiedenen Haltestellen, die die Bahn
anfährt, dienen als  jeweils neuer Zeitabschnitt.
 Die Erzählstimme berichtet von einer Schokoladenfabrik,
die mehrmals im Text erwähnt wird und in der
prägende Ereignisse stattfinden. So überfallen
die Russen eines Tages die Fabrik, um sich danach,
da sie „von unten bis oben mit Schokolade bespritzt
waren“, die „Zeigefinger abzuschlecken“. Man kann hier den
 bitteren Nachgeschmack förmlich spüren. Tellkamp
 arbeitet intensiv mit Gerüchen, die man beim
Lesen sehr gut nachempfinden kann.
So charakterisiert das „süß und schwer
lastende Duchi-Parfüm“ die russischen Offiziersfrauen.
Durch diese Assoziationen distanziert sich der Leser
 unbewusst und empfindet Ekel gegenüber den Figuren,
an die sich die Erzählstimme negativ erinnert.

Viele Gedankenstriche, die fehlenden Punkte und
 die unzähligen Kommata bilden das Grundgerüst des Netzes,
in  das Tellkamp uns fallen lässt. Ohne Erläuterungen
 oder Erklärungen ausgestattet fordert er einen
 selbstständigen Leser. Der Text möchte nicht bloß
konsumiert, sondern miterlebt werden. Durch die fehlenden Satzbegrenzungen bleibt Interpretationsspielraum.
„Muriel, ich sehe dich, eingekapselt von Apparaten,
die dich und deine Träume retten sollen (…)“ Der
 Leser kann hier vermuten, dass Muriel, die
Schwester der Erzählstimme, nicht mehr lebt.
 Handfeste Belege erhält man nicht, man muss
sein eigenes Konzept finden, um sich sicher
durch das Fadengespann zu manövrieren.

Tellkamp benutzt viele bildliche Vergleiche
(„der Platz der Einheit, der wie eine riesige Karieshöhle lag..“)
und erzählt in einem beinahe kindlichen Ton
(„dann taten sie mir Leid, die Offiziere).

Spätestens nach der ersten Seite spaltet der Text die Leser:
 Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Was für den
Literaturkenner eine Kunst  ist, ist für den Otto-Normal-Verbraucher
 eine Tortur. Wer die Müße hat, sich aus der wehrlosen
Opferrolle zu erheben und sich daran macht die Handlung
Stück für Stück aufzudröseln, kann Gefallen daran finden.
Es kommt also ganz auf die Einstellung des Lesers an.
Tellkamp hat es nicht nötig, die Geschehnisse zu
 kommentieren oder zu bewerten- das bleibt dem
Leser selbst überlassen. Der Text spricht für sich,
auch wenn er anfangs wie ein undurchdringbares Netz wirkt.
Doch jedes Netz beinhaltet eine Struktur – man muss nur den Willen haben, sie zu finden. Tellkamps Intention war es nun mal nicht, eine seichte „Gute-Nachtgeschichte“ zu schreiben.

 
Romanauszug aus „Schlaf in den Uhren“ von Uwe Tellkamp
Textauszug auch zu sehen unter http://bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis/texte/stories/13752/

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joey1988
Erklärbär
J


Beiträge: 1



J
Beitrag14.12.2007 13:26

von joey1988
Antworten mit Zitat

hi... ich finde deine rezension garnicht mal so schlecht aber zu einer Rezension gehört auch immer , dass man informationen zum Autor gibt und die hast du nicht gegeben. Zudem finde ich die Idee mit dem Netz richitig! Du gibst den Inhalt des Buches gut wieder und die Form ist auch gut dargestellt . Aber meiner Meinung nach bewertest du zu wenig. Naja aber da hat jeder seine eigene Meinung. Naja aber ansonsten gute idee!! Very Happy

_________________
Eine Hand wäscht die Andere!!
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Mazagran
Geschlecht:männlichErklärbär
M


Beiträge: 1



M
Beitrag27.12.2007 14:28

von Mazagran
Antworten mit Zitat

HI

ich finde, deine rezension ist insgesamt ein recht gut gelungener versuch

ein paar inhaltliche mängel habe ich festgestellt, etwa, dass du bei der beschreibung der erzhälebenen jene kurz vor dem ersten weltkrieg ausgelassen hast (du grenzt es auf 1945 bis heute ein).

Desweiteren halte ich es für fragwürdig, den erzählstiel tellkamps als "kindlich" zu bezeichnen, insbesondere mit dem gegebenen textbeispiel- da ich diese mitleidsanwandlung nicht als unerwachsen o.ä. auslegen würde

generell fällt dein part der spachlichen analyse sehr kurz aus, sodass es bei diesen aspekt an nachvollziehbarkeit mangelt

die grundfunktionen einer rezension, nach der man deine bewerten könnte, hast du teilweise bedient: die informationsfunktion (bei der wie schon erwähnt autoreninformationen fehlen) und die didaktisch vermittelnde funktion, bei der du dem leser das textverständnis erleichterst hast du bedient - die selektions- sowie die didaktisch-sanktionierende funktion fallen eher lasch u. oberflächlich aus da du stärlen und schwächen nicht klar genug gegenüber stellst und dich vor einer abschließenden stellungnahme drückst - angesichts des adressatenkreises im zusammenhang mit dem veröffentlichungsmedium (primär junge menschen, schüler, die das internet zur einholung von informationen zur schullektüre nutzen) ist davon abzusehen und der schwerpunkt sollte auf den ersten beiden funktionen liegen

das verwendete stilmittel der spinnenmetapher als leitmotiv zur struckturierung deiner rezension und möglicherweise auch um interesse zu wecken zeigt zwar kreativität wirkt jedoch ein wenig entfremdend, da du tellkamp als spinne bezeichnest und seinen text als netz in welchem man gefangen ist- dies erzeugt negative assoziationen und führt zu einer vorabwertung, möglicherweise hätte hier die metapher sinvoller gewählt oder drauf verzichtet werden sollen, angesichts des schon erwähnten adressatenkreises

insgesamt ist dein versuch einer rezension recht lobenswert


_________________
"Ich hätte nie von Scotch auf Martini umsteigen sollen."

Humphrey Bogarts letzte Worte
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woertchen
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 137



Beitrag27.12.2007 15:01

von woertchen
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Danke für deinen Kommentar smile Es war mal ein Text, den ich im Unterricht geschrieben habe, der sollte extra keine sprachlich-analytischen Mittel enthalten, deswegen habe ich mich da zurückgehalten.
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