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[ähnlich Faktor 5] Das Model

 
 
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SarahRabe
Geschlecht:weiblichErklärbär

Alter: 35
Beiträge: 3
Wohnort: Vorarlberg, Österreich


Beitrag06.05.2018 16:36
[ähnlich Faktor 5] Das Model
von SarahRabe
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallihallo! Ich wusste nicht ganz genau, wo ich meine Übung posten sollte, da sie nicht hier aus dem Forum sondern aus dem Internet ist. Aufgabe war, ein zufällig gewähltes Bild oder Foto zu nehmen und darum eine Geschichte aufzubauen bzw zu erzählen.
Mein Bild kann ich glaube ich nicht hochladen, da es aus einer Wurfsendung eines Einkaufszentrums kommt und ich nicht weiß, wie das dann mit Urheberrecht ist. Kurz zum Bild: ein Model, sitzend auf einer Leinwand, die ähnlich wie weiße Fliesen im Bad ausschaut, Pferdeschwanz, dunkle Sonnenbrille, leicht geöffnete, lächelnde Lippen, Jeansjacke, Jeanshose, blumige Sandalen/Ballerinas, ein Bein aufgestellt und die Arme darum geschlungen.
Nun gut, ich habe erst eine Kürzestgeschiche darum entwickelt. Auf deren Basis habe ich dann eine zweiseitige Kurzgeschichte geschrieben. Ich bitte um ehrliche Kritik! Danke



Das Model (Kürzestgeschichte)

„Jetzt sitze ich hier schon seit 2 geschlagenen Stunden. Ich spüre meinen Hintern schon nicht mehr!“, dachte Eva.
„Ja, jetzt aber mit Brille... Die Brille!! Wo ist die Brille?“, er wurde lauter, „Maria! Die Sonnenbrille!“ Er stapfte im Kreis und suchte etwas. Vermutlich Maria, oder die Sonnenbrille.
In ebendiesem Moment huschte sie hinter der Leinwand hervor (Maria, nicht die Brille), reichte ihm eine rosarote Ray-Ban mit dunklen, undurchsichtigen Gläsern und starrte wieder in den Boden, den sie zuvor schon intensiv gemustert hat.
„Ob der Boden an dieser Stelle wohl interessanter ist, als an der anderen, an der sie vorher stand?“, dachte Eva, als der Fotograf nun wieder ihr die Aufmerksamkeit gab.
„Nein, stell den Fuß wieder auf, du bist kein Nilpferd im Sumpf!.. Hier!“, er warf Eva die Brille zu, „setz die auf.“ „Das Nilpferd bist wohl eher du.“, flüsterte Eva, an den Fotografen gerichtet aber in die Brille hinein. Er schaute funkelnd von seiner Kamera auf: „Was hast du gesagt?“
„Ob ich meine Arme um die Beine schlagen soll!“, Evas Stimme zitterte. Diesen Job durfte sie nicht wieder vermasseln. Sie brauchte ihn dringend und tat wie ihr geheißen, stellte den Fuß auf, lächelte in die Kamera und hoffte, dass sie nicht wieder vergessen hatte, ihre Lippen für das Foto zu schließen.
Klick.


Das Model (Kurzgeschichte)

Schon die 3. Stunde hatte begonnen, als Eva unruhig hin und her wippte: „Jetzt sitze ich hier schon seit 2 geschlagenen Stunden. Ich spüre meinen Hintern schon nicht mehr!“, dachte sie, während das Blitzlicht ihre Augen blendete. Es war ihr 3. Shooting diese Woche, aber dieses war das anstrengendste. Der Fotograf, Sergio Grelli, war einer der Besten auf seinem Gebiet, aber menschlich war er der letzte.
„Ja, jetzt aber mit Brille...“, sagte er, durch die Linse glotzend. „Die Brille!! Wo ist die Brille?“, er wurde lauter, „Maria! Die Sonnenbrille!“
Sergio brüllte regelrecht, nun über der Kamera. „Was musste er denn immer so schreien? Seine Assistentin steht doch gleich hinter ihm.“, dachte Eva  und musterte den Fotografen. Sein viel zu enges Hemd klebte unter seinen Achseln, unter denen sich schon Schweißränder bildeten, sein mit Gel gekleistertes Haar bewegte sich kein Stück, als er den Kopf umriss, zwei Schritte nach hinten stapfte und Maria anfunkelte. Sofort rannte diese hinter die Leinwand und kam Millisekunden später mit einer rosaroten Brille zurück. Eva sah sie an: Ihr Lieblingsmodel! Eine Ray-Ban und dann auch noch mit den dunklen Gläsern!
Ihre Motivation wurde wieder ein wenig angestupst, sie setzte sich gerade hin und warf ihren Pferdeschwanz nach hinten. Maria hingegen reichte ihrem Chef die Sonnenbrille und stellte sich wieder leise hinter ihn. Sie starrte schon die ganze Zeit in den Boden. Eva sah Maria genauer an, genauer als die letzten zwei Stunden: „Weshalb sucht sie sich so einen Chef aus? Oder warum bleibt sie bei so einem Ekel? Naja, wahrscheinlich hat sie die gleichen Probleme wie ich und braucht jeden Cent. Ob ihr Mann auch so war, wie ihr Chef?“
Eva schweifte mit ihren Gedanken ab zu ihrem Haus. Sie hatte es vor einem Jahr geerbt und zog gleich darauf mit ihrem Mann Georg ein. Und seitdem war sie vom Pech verfolgt. Sie verlor ihren gut bezahlten Job in der Anwaltskanzlei, die Heizung im neuen Haus funktionierte kurz vor dem Wintereinbruch plötzlich nicht mehr und das Dach war, laut Statiker, eine Gefahr für sich selbst. Nur deshalb hatte sie vor 10 Monaten angefangen, als Model zu arbeiten. Sie war recht erfolgreich, hatte schon zwei große Shootings für angesagte Zeitschriften, doch zurzeit dümpelten die Jobangebote dahin. Mal ein Werbeshooting da, mal ein Modekatalog hier. Nichts gut bezahltes und schon gar nichts fixes. Und als wäre das nicht schon genug, hatte Georg einen Unfall und konnte seit nun 8 Monaten nicht mehr arbeiten.
„Nein, stell den Fuß wieder auf, du bist kein Nilpferd im Sumpf!“, riss Sergio Eva aus ihren Gedanken, „Hier!“, er warf ihr die Brille zu, „setz die auf!“
„Ein Nilpferd?“,  sie fing die Brille gefährlich nahe am Boden auf, „das Nilpferd bist wohl eher du!“ Der Fotograf sah sie zornerfüllt an: „Was hast du gesagt?“ Letzteres hatte sie wohl laut gedacht. „Mist! Ich und meine Klappe...“ Evas Gedanken kreisten nun darum, wie sie sich dieses Mal retten sollte. „Äh.. ich wollte wissen, ähm… ob ich…“, stammelte Eva, „ob ich… ja, ob ich meine Arme um die Beine schlingen soll!“ Evas Stimme zitterte vor Angst, ob er ihr diese Ausrede glaubte.
Er war nun mal der Fotograf und sie musste tun, was er wollte. Zwei Jobs hatte sie schon vergeigt, weil sie ihre Meinung zu den Outfits preis gab, diese war aber nicht gefragt und die beiden Fotografen ersetzten sie kurzerhand mit einem anderen Model. Von dort an schwor sie sich, ihre Meinung und ihre Wut über unschöne Outfits für sich zu behalten. Sie hatte sogar mit Yoga angefangen.
Sergio schaute sie an. Gefühlte 5 min (in Wahrheit waren es wohl  nur 2 Sekunden) wanderte sein Blick von ihren Beinen, die immer noch am Boden lagen, schräg neben ihrem Po, auf ihre Hände, die nun in der Luft gestikulierten, bis zu der Brille, die sie immer noch in der Hand hielt, mit der sie sie gefangen hatte. Er schien es ihr zu glauben, oder zumindest wollte er nicht weiter darauf eingehen, denn er sagte nur: „Probier es, Nilpferd.“
 
Evas Motivation, die eben noch der tollen Brille wegen stieg, wich nun blankem Zorn. Sie stand auf und warf die Ray-Ban (die in etwa 350 Euro kostet) auf den Boden, auf dem sie aufschlug und beide Gläser sprangen heraus. Ihr Fuß wollte ihr nicht mehr gehorchen, denn er stampfte 3 Mal mit den hässlichen Ballerinas auf die Überreste. Er war wohl eingeschlafen, als sie am Boden hockte, Schmerzen durchzuckten ihr Bein. Sergio starrte sie verblüfft hinter der Kamera an. Auch Maria widmete nicht mehr dem Boden alle Aufmerksamkeit und sah so aus, als würde sie jeden Moment umfallen.
„Ich bin kein Nilpferd!! Ich mache diesen blöden Job nur, um Geld zu verdienen, damit ich diesen Winter nicht in meinem Bett erfriere und ich etwas zu essen habe. Dann kommen Sie dahergelaufener Proleten-Italiener mit schmierigen Haaren und grauer Maus als Handlanger“, Maria wurde rot, „und behandeln mich wie ein Stück Dreck, den sie eben gerade aus einer Schlammpfütze geholt haben, die vermutlich ein dickes, fettes, schleimiges Nilpferd hinterlassen hat. Und soll ich Ihnen was sagen? Sie sind das dicke, fette, schleimige Nilpferd! Nein, das wäre ungerecht den Tieren gegenüber… die haben das nicht verdient. Sie sind lediglich der Mist, der aus dem Nilpferd hinten raus fällt!“
Alle Personen, die am Set waren, starrten Eva an, inklusive dem normalerweise um Konterworte nicht verlegenen Sergio. Sie zitterte vor Wut, ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie trat einen großen Schritt von der Leinwand weg, die ausschaute wie Fliesen im Bad. Sergio blickte sie angsterfüllt an, seine Augenbrauen wanderten in die Höhe und noch bevor er den Mund öffnen konnte, sah er eine Faust auf sich zukommen. Eva holte mit ihrer linken Hand aus, nahm alle Kraft, alle Wut, allen Zorn und jeglichen Missmut, der sich im letzten Jahr gesammelt hatte zusammen und…
„Ich sagte: Setz die Brille auf! Hörst du schlecht, Nilpferd?“ Sie blinzelte Sergio gedankenverloren an, stellte ihren Fuß auf und schlang einen Arm um ihre Beine. Die Brille lag in ihrer linken Hand. Mit einer gekonnten Bewegung setzte das Nilpferd die Sonnenbrille auf die Nase und hoffte, dass es nicht wieder vergessen hatte, die Lippen für das Foto zu schließen.
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Lucky Dragon
Gänsefüßchen
L


Beiträge: 17



L
Beitrag08.05.2018 19:05
Re: [ähnlich Faktor 5] Das Model
von Lucky Dragon
Antworten mit Zitat

Hallo SarahRabe,

die Übung klingt gut, muss ich auch mal probieren! Ich bin zwar selbst erst seit Kurzem dabei, versuche mich aber trotzdem an einem kleinen Feedback.

Zunächst einmal: Ich habe die Geschichte bis zum Ende gelesen, irgendetwas muss sie also in mir ausgelöst haben. Ich wollte weiterlesen, das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt. Auch den Aufbau finde ich gelungen; die Geschichte liest sich flüssig, die Dramatik steigert sich und endet mit der Erkenntnis, dass die Konfrontation des Gegners nur ein schöner Traum war.

Es gibt zwei Dinge an Deiner Geschichte, mit denen ich Schwierigkeiten habe.
Mein erstes Problem ist Deine Hintergrundgeschichte. Ich könnte Dir glauben, wenn Du sagen würdest, Eva hätte sich aus finanzieller Not heraus entschieden, für Nacktbilder zu posieren. In diesem Fall könnte ich auch ihre heftige Abneigung gegen den Job gut nachempfinden. Dass es für sie aber leichter sein soll, mit Modeln ihr Geld zu verdienen, als einen neuen Job in einer Anwaltskanzlei zu finden, klingt für mich wie ein Märchen. Die Konkurrenz muss doch in der Modelbranche viel größer sein - insbesondere, da Eva bereits verheiratet ist und ein Haus geerbt hat, also vermutlich keine zwanzig mehr ist. Dadurch, dass sie eigentlich gar kein Model sein will, wird das Ganze noch unplausibler. Hinter ihr stehen hundert Frauen, für die Modeln ein Traumjob ist.

Mein zweites Problem ist Eva selbst. Obwohl sie von dem Fotographen so schlecht behandelt wird, fällt es mir schwer, Mitgefühl für sie zu entwickeln. Möglicherweise liegt es daran, dass sie mich bereits zu Beginn der Szene, als ihr noch niemand etwas getan hat, mit einem Lamento überfällt. Hätte sie an dieser Stelle noch eine professionelle Haltung, wäre für mich völlig klar, dass sie später lediglich wegen des Verhaltens des Fotographen wütend wird. So aber nehme ich Eva als schwierig und verwöhnt wahr; ärgere mich sogar ein wenig über sie. An dieser Stelle dann:

 
SarahRabe hat Folgendes geschrieben:

„Ich bin kein Nilpferd!! Ich mache diesen blöden Job nur, um Geld zu verdienen, damit ich diesen Winter nicht in meinem Bett erfriere und ich etwas zu essen habe. Dann kommen Sie dahergelaufener Proleten-Italiener mit schmierigen Haaren und grauer Maus als Handlanger“, Maria wurde rot, „und behandeln mich wie ein Stück Dreck, den sie eben gerade aus einer Schlammpfütze geholt haben, die vermutlich ein dickes, fettes, schleimiges Nilpferd hinterlassen hat. Und soll ich Ihnen was sagen? Sie sind das dicke, fette, schleimige Nilpferd! Nein, das wäre ungerecht den Tieren gegenüber… die haben das nicht verdient. Sie sind lediglich der Mist, der aus dem Nilpferd hinten raus fällt!“


bin ich eher peinlich berührt, als dass ich Genugtuung empfinden würde. Die Gesten, mit denen sie die Brille zertrümmert, und ihre langwierigen verbalen Ausführungen scheinen mir viel zu groß und pathetisch für eine erwachsene Frau; ich würde so etwas vielleicht bei einer Dreizehn- oder Vierzehnjährigen erwarten. Auch ist mir nicht klar, woher eigentlich ihre Gehässigkeit gegenüber der Assistentin kommt.

Es gibt eine Stelle in Deinem Text, die mir sehr nahe gegangen ist, und das ist diese:

SarahRabe hat Folgendes geschrieben:

„Nein, stell den Fuß wieder auf, du bist kein Nilpferd im Sumpf!“, riss Sergio Eva aus ihren Gedanken, „Hier!“, er warf ihr die Brille zu, „setz die auf!“


Dieser Kommentar des Fotographen fühlt sich absolut authentisch an. Er schafft ein verletzendes Bild, und ich kann mir gut vorstellen, dass diese Bemerkung Eva trifft. Ich würde mir wünschen, mehr von Evas verletzlicher Seite zu sehen, und weniger Trotz/Patzigkeit. Ich glaube, dass es den an sich sehr gelungenen Aufbau der Szene unterstützen könnte, wenn auch Evas Emotionen stärker changieren würden: Professionelle Ruhe - Motivation/Freude - Scham - Empörung - Resignation.  

Liebe Grüße,
Lucky Dragon
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