[Die schlechteste Geschichte der Welt] Ein Spaziergang im Wald

[Quill]

Sonntag Nachmittag, die Sonne steht hoch am Himmel und bewegt sich schon langsam in Richtung Horizont, also nicht mehr so hoch wie am Mittag, aber auch noch nicht abends. Noch hat die Sonne eine schöne, weiß-gelbe Farbe, also nicht golden. Außerdem ist es nicht warm und nicht kalt, das heißt, nicht so kalt, dass man sich die Zehen abfriert, aber nicht mehr in dieser ekligen Zwischenphase zwischen warm und kalt, wo man nie genau weiß, was man eigentlich für Kleidung tragen sollte, damit es einem angenehm ist. Ich finde, das ist das perfekte Wetter, um einen Sonntagsspaziergang zu machen. Sicher, es gibt perfekteres Wetter und das hängt auch immer von der eigenen Stimmung ab, ob man gehen will oder nicht; alles in allem aber ziemlich perfekt. Ich ziehe mir also meine alte Fleece-Jacke an. Selbst gekauft habe ich sie nicht, denn sie gehörte davor meinem Vater. Irgendwie hat sie es geschafft, all die Jahre zu überstehen, ohne zu viele Abnutzungserscheinungen davon zu tragen. Wahrscheinlich hat mein Dad einfach nie das Haus verlassen, deswegen sieht sie noch so gut aus, und ich bin wahrscheinlich genau so faul. Aber heute nicht, heute geht's raus, wie gesagt. Der besagten Fleece-Jacke meines Vaters folgen meine alten Schuhe. Die sind tatsächlich ziemlich ausgelatscht. Das sind so rot-blaue, alte Turnschuhe von einer Marke, die niemand kennt. Die ziehe ich auch nur an, wenn mich keiner sehen muss. Normalerweise nehme ich Schuhe, die nicht ganz so schrecklich benutzt aussehen. Ein Bisschen achte ich ja doch auf mein Äußeres. Kann ja nicht angehen, dass man mit so kaputten Schuhen unter Leute geht. Für einen Spaziergang an so einem wunderschönen Sonntag Nachmittag reichen sie aber alle mal. Also, nicht wunderschön, aber das hatten wir ja bereits geklärt. So, nur noch die Schlüssel und zur Sicherheit eine Kleinigkeit zu trinken. Trinken ist ja bekanntlich wichtig, wir bestehen ja zu keine-Ahnung-wie-viel-achtzig?-Prozent aus Wasser, da wundert es mich nicht, dass wir jeden Tag so viel trinken müssen. Das fällt mir stellenweise auch ziemlich schwer, wirklich. Deswegen ist es ganz gut, wenn ich mir jetzt einfach eine Flasche Leitungswasser extra mitnehme. Andererseits muss ich dann meine Umhängetasche mit mir herumtragen. Das wird bei so einem Spaziergang sicher nicht so angenehm, auf Dauer. Ich entscheide mich also nochmal um und nehme nur meine Schlüssel mit. So, nochmal alles kontrollieren, Schlüssel sind da, Jacke, Schuhe, der Herd ist aus, ich habe auch sonst nichts Wichtiges vor. Ich erwarte keinen Anruf, also muss ich mir darum auch keine Sorgen machen. Jetzt aber raus aus der Tür, wir wollen ja schließlich spazieren gehen! Wohin, ist die Frage. Mein erster Gedanke war ja, in den Wald zu gehen und einfach zu schauen, wo mich der Weg hinführt. Gerade jetzt im Herbst ist der Wald ziemlich schön: Bunte Blätter, Vögelgezwitscher, das Knarzen der Steine unter den Fußsohlen. Nicht direkt Knarzen, eher ein Krachen oder Knistern; ein Reiben der Steine aneinander, das ein deutliches Geräusch von sich gibt und das irgendwie befriedigend ist. Darauf wollte ich hinaus. Naja, wenn ich nicht in den Wald gehe, dann könnte ich auch durch die Fußgängerzone in der Nachbarstadt laufen. Das ist sicher auch mal ganz lustig, einfach in die Schaufenster zu schauen und die geschlossenen Geschäfte zu bewundern. Vielleicht entdecke ich ja sogar ein Geschäft, das mir besonders gut gefällt. Wobei ich natürlich nicht direkt reinlaufen könnte, es ist ja Sonntag, das heißt, es hat nichts offen. Wahrscheinlich würde mich das im Gegenzug sogar enttäuschen. Sonntag ist ja eigentlich ein Entspannungstag, da muss ich mir sowas nicht antun. Außerdem fahre ich mit dem Auto auch ein paar Minuten, bis ich dann angekommen bin. Und es könnte sein, dass ich nicht der einzige mit dieser Idee bin, deswegen müsste ich erstmal einen Parkplatz suchen. Also nein, wir gehen in den Wald. Ist sowieso die bessere Lösung, viel entspannter und viel näher dran. Eigentlich muss ich nur ein paar Hundert Meter meine Straße entlanglaufen und dann links abbiegen. Und genau das mache ich nun. Bedächtig setze ich mich in Bewegung, setze Fuß vor Fuß vor Fuß. Achte darauf, meine Ferse sauber abzurollen. Bei meiner letzten Verletzung wurde mir erst gesagt, dass ich eigentlich eine Fehlstellung habe, die ich doch bitte korrigiere, weil ich sonst langfristig Probleme bekomme. Nicht, dass ich besonders viel Ahnung von Medizin habe, aber das erschien mir vernünftig. Mensch, ich bin ja schon lang nicht mehr spazieren gegangen. Das ist ja doch ziemlich nervig, zum Wald zu kommen, auch wenn es nur ein paar Hundert Meter sind. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, müsste ich dringend mal unseren Keller aussortieren, außerdem ist es doch kälter als gedacht und daheim wartet eine warme Wohnung, heiße Schokolade und Kuchen und ein Sofa auf mich, das meiner Meinung nach immer noch nicht genug Aufmerksamkeit von mir bekommen hat. Ich halte einen Moment inne und schnaufe tief durch: "Was für ein wunderschöner Sonntag", denke ich mir, drehe um und lege mich ins Bett. Zeit für ein Nickerchen.

... so weit erstmal. Das ist ein ganz, ganz schlimmer Text und ich würde so nie schreiben. Mein Hauptproblem beim Schreiben von Geschichten ist Folgendes: Sobald ich meine Idee habe, fallen mir alle möglichen Details ein. Wie ich meine Charaktere nennen könnte, welche Geschichte sie haben, wie die Welt aussieht, wie wohl alles enden könnte, welche Ereignisse ich UNBEDINGT reinbringen möchte, wieso die absolut nicht relevante Katze rot und nicht schwarz sein muss usw. usw. Deswegen habe ich mich mal alle Assoziationen reingebracht, die ich während des Schreibens hatte. Egal, wie dumm sie sind. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und ich freue mich auf Kommentare.

Liebe Grüße
Quill

[Lilly_Winter]

[gold]

[kijkou]

Hahaha

Das hast du echt "gut" schlecht geschrieben

Musste beim Lesen an eine Freundin denken, die immer extremen Rededrang hat und einen teilweise genau so vollquatschen kann, wie du hier geschrieben hast...

Viele in den Gedanken herumspukenden Details zu einer neuen Geschichtsidee kenne ich gut (^^)
Bei Szenen, die ich fix einbauen will, muss ich mich dann oft richtig zusammenreißen, mich nicht zu sehr zu beeilen und die Geschichte dann nicht irgendwie dorthin "zwinge", weil ich mich so darauf freue, diese Szene zu schreiben...

LG
kijkou