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Lodrian


 
 
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag05.04.2018 17:56
Lodrian
von poetnick
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

.

Lodrian

war ausgebrochen

rannte mit brennenden sohlen
und wucht in den Knochen
durch die gassen

ein guter junge rief
der vater das alter halt
trägt feuer in der brust
wird seine inbrunst
ausleben

gebt mir etwas
zeit
bis ich den burschen
wieder krieg

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Gast







Beitrag09.04.2018 21:08

von Gast
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Ich rätsle, gib mir bitte einen Tipp! Ist der einzige Grußbuchstabe K gewollt?

Herzliche Grüße
dulce
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menetekel
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 104
Beiträge: 2451
Wohnort: Planet der Frühvergreisten


Beitrag10.04.2018 08:01
Re: Lodrian
von menetekel
Antworten mit Zitat

poetnick hat Folgendes geschrieben:
.

Lodrian

war ausgebrochen

rannte mit brennenden sohlen
und wucht in den Knochen
durch die gassen

ein guter junge rief
der vater das alter halt
trägt feuer in der brust
wird seine inbrunst
ausleben

gebt mir etwas
zeit
bis ich den burschen
wieder krieg


Lieber Poetnick,

es geht wohl um die loderne Kriegsgefahr (Lodrian), um das, was jedem Beobachter des Weltgeschehens täglich deutlicher wird.
Nach dem Ruckzuck-Handelskrieg, der Aufwärmung des Kalten Kriegs, soll es nun endlich (?) wieder richtig knallen. Die so vielfältig gesponserte Rüstungsindustrie möchte ihre Produkte schließlich auch absetzen, nicht wahr? Da drängt sich ein sog. Stellvertreterkrieg geradezu auf ...

Ich finde dieses Gedicht in allen Punkte großArtig: dieses wunderbare Bild des Lodrians, seine Personifizierung, die Assoziation zum Schlendrian (so läuft es halt ...), die Anspielung auf den "Krieg als Vater aller Dinge" und deinen genialischen Schluss.

So euphorisch siehst du mich nicht oft. Doch dies ist das beste Gedicht, das ich bisher von dir gelesen habe. Und für mich ein Highlight des Forums.

Gratulation Daumen hoch²
m.

[Die "Knochen" würde ich aber auch kleinschreiben (Tippfehler?) und nur den "Lodrian" groß lassen]


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Alles Amok! (Anita Augustin)
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag10.04.2018 22:21

von poetnick
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo dulce,

zunächst mal danke ich Dir für Dein aufmerksames Lesen. Die Knochen sind mir tatsächlich durchgegangen,
 wollten wohl zu schnell auf die Gasse. Werde ich in Kleinschreibung umändern.
Mindestens einen Tipp hat es nun schon durch Menetekels Anmerkung gegeben. Vielleicht noch soviel an dieser Stelle,
 dass der auslösende Impuls auf die Redewendung 'der Krieg ist ausgebrochen' zurückgeht.

Schönen Abend und liebe Grüße - Poetnick



Hallo Menetekel,

Du hast dem Text mit Deiner Deutung sehr schön die Hand gereicht - dem Lodrian.
Tatsächlich handelt es sich um das Phänomen eines sich verselbständigenden Prozesses, so dass davon die Rede geht: "der Krieg war ausgebrochen".
Lange vorher beginnt er durch Denkmuster und Sprachgebrauch, der optimistischen Berechnung von statischer Sicherheit an Kartenhäusern
 und der Anfertigung von moralischem Rüstzeug seine
 Fesseln zu lösen und sie schließlich abzustreifen. Er wird wieder zu einer Option um aufgeladene Affektlagen zu ventilieren und mit einem
 'kurzen Sprung' eine (Er)-Lösung herbeizuführen.
Es ist der 'Vater' der den 'Sohn' von der Leine lässt und darauf vertraut diesen nach einem begrenzten Feuerlauf wieder anbinden zu können.

Sehr gefreut hingegen habe ich mich, dass Dich das Gedicht in Form und Sinn so angesprochen hat. Vielen Dank für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüsse - Poetnick



Lodrian

war ausgebrochen

rannte mit brennenden sohlen
und wucht in den knochen
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Gast







Beitrag11.04.2018 08:07

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Poetnick,

Ich habe es  vermutet, aber mir kam es dann doch zu verharmlosend vor.

Die Ironie, die vermutlich gerade aus der Verharmlosung und Nachsicht des Vaters (Kriegstreibers) mit seinem dummen Bub, der sich in seinem jugendlichen Übermut ein wenig austoben muss, erwachsen soll, ist bei mir nicht angekommen und wird mE dem Krieg, der Grausamkeit, Zerstörung, Verzweiflung und Unmenschlichkeit nicht gerecht.

Die Figur des Vaters überzeugt mich überhaupt nicht. Die Väter der Kriege verharmlosen diese in der Regel nicht und geben natürlich auch nie zu, dass ihnen die Dinge entglitten sind, sondern sie "wissen ganz genau", warum sie den Sohn losschicken "müssen"(die wahren Söhne aufs Schlachtfeld): Sie sind nationale oder religiöse Hetzer oder fühlen sich jedenfalls als die gerechten Verteidiger (oder spielen diese Rolle zumindest) von was auch immer und manipulieren und instrumentalisieren ihre Söhne.

Krieg zu ironisieren, ist sicher eine äußerst heikle und schwierige Aufgabe, insbesondere in der Lyrik. Bei diesem Thema muss mE Satire schon richtig weh tun und nicht so locker und flockig daherkommen wie dieser Text.

Herzliche Grüße
dulce
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
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Beitrag11.04.2018 22:57

von poetnick
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Dulce,

Dulce schrieb:
Zitat:
Die Ironie, die vermutlich gerade aus der Verharmlosung und Nachsicht des Vaters...


Eine Ironie sehe ich in dem Text nicht verbaut, auch stellt er für mich keine Satire dar, eher jedoch eine Analogie zum Aberwitz.

Dulce schrieb:
Zitat:
Die Väter der Kriege verharmlosen diese in der Regel nicht


Ich kann Dir hier nicht zustimmen, denke dass die Begleitmusik zum Krieg an sich eine Verharmlosung seiner Folgen darstellen muss, ansonsten er nicht geführt würde; es sei denn unabwendbar in einem Verteidungsfall vor drohender Vernichtung.

Die Eskalationsstufen hingegen scheinen schrittgerechter zu werden.
Digitale Präzision und digital garantierte Distanz zum Geschehen lassen eine flotte Entscheidung für 'chirurgisch präzise' Eingriffe als gangbar erachten.
Waren es früher Schliefenpläne, Blitzkriege und Präventivoperationen mit denen sich das eigene Risiko scheinbar günstig kalkulieren ließ, so sehen wir heute virtuell begleitete Lenkwaffen, die uns eine unblutige Analyse medial servieren.
 Das Ganze bei eines an Verschwörungstheorien, Desinformation und babylonischer Ideenverwirrung leidenden Zeitgeistes schon eine brisante Figuration, die ihre 'Sarajevoereignisse' unbemüht hervorbringen kann.
Die Banalität des Bösen wird möglicherweise irgendwann abgelöst durch die Fatalität des Banalen.

Dulce, ich danke Dir für Dein Feedback und die darin geäußerten Zweifel zum Text.

Liebe Grüße - Poetnick

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Gast







Beitrag12.04.2018 17:26

von Gast
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Ich bin lästig wink:

Du hast sicher recht, dass besonders die USA (samt NATO) als (erfolglose) "Weltpolizei" versuchen, den Krieg als " kalkulierbaren, präzisen chirurgischen Eingriff" darzustellen. Aber ein dem entsprechendes Bild finde ich in deinem Text nicht... und was verstehst du unter "Analogie zum Aberwitz"?

Die fanatischen Väter des Krieges, wie zB aktuell der IS, wollen gar nichts verharmlosen, ganz im Gegenteil, wollen sie den totalen Hass, den totalen Schrecken, die totale Vernichtung, kurz den totalen Krieg.

Also ich frage mich noch immer, welche Botschaft du eigentlich mit deinem Werk an Mann/Frau bringen willst? Nicht böse gemeint, ich bin nur einfach neugierig, weil das meinem Denken so ganz zuwiderläuft.

Herzlich Grüße
dulce
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poetnick
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 62
Beiträge: 834
Wohnort: nach wie vor


Beitrag13.04.2018 11:52

von poetnick
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Dulce schrieb:

Zitat:
Ich bin lästig wink


Bis jetzt noch nicht... Wink

Vielleicht nochmal zum Anfang des Gedanken bei mir. Sprache: der Krieg ist ausgebrochen.
Er wird zu einem eigenständigen Subjekt, dessen Handlung sich 'unserer' Kontrolle entzieht. So wird es wohl wegen der Komplexität und des Schreckens wahrgenommen; die Verantwortung für das eigene Wollen und Handeln löst sich gleichsam in einer atherischen Essenz auf.

Der von Dir angesprochene situative Bezug (Nato, Syrien, etc.) war von mir nicht vorgesehen. Er hat sich dem Gedicht auf eine beunruhigende Weise genähert.
Der Text hat schon einige Monate auf dem Rücken und wäre für mich auch in anderen Zusammenhängen verständlich, wie etwa dem Auslösen von Internetstürmen - und Lawinen.
Sein Kern drückt für mich aus, dass leichtfertig, in unverantwortlicher  Weise
oder in mentaler/emotionaler Beschränktheit eine 'Kugel' abgefeuert wird - hier als Metapher genannt.
Den Aberwitz brauche ich darin nicht lange suchen, er holt mich bald ein.
Ich denk auch das von Dir angesprochene Phänomen des 'IS' zeigt einen Lodrian. Derer tausende, junge Vertreter sind ja ausgezogen um ein 'reinigendes Feuer' unter alle 'Ungläubigen' zu bringen. Doch es waren nicht ihre ursprünglichen Ideen, sie waren das Feuerholz und der Bolzen, für einen Moment mit dem Gefühl von Allmacht und Sendung befeuert, mit der Verrücktheit eine Hölle als Weg zum Paradies zu preisen.
Irgendwo sitzt auch dort 'ein Vater' und lässt seinen Burschen losrennen.

Liebe Grüße - Poetnick

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