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"Die Schwärmer" von Willi Hetze

 
 
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag05.04.2018 12:26
"Die Schwärmer" von Willi Hetze
von Piratin
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Titel:Die Schwärmer
Autor: Willi Hetze
Verlag: salomo publishing; Auflage: 1 (15. März 2018)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3941757849
ISBN-13: 978-3941757844
Taschenbuch 15,00 - E-Book 8,99

Sprachgewalt trifft Zukunftsszenario

Ein vergleichbares Buch fällt mir zu "Die Schwärmer" von Willi Hetze nicht ein, denn hier trifft eine manchmal fast schon lyrische Sprachgewalt auf einen Science-Fiction-Plot. Oft verwenden Autoren Metaphern, verlieren sich sogar in ihnen und lassen den Lesern mit häufig überzogenen Bildern allein, doch in diesem Roman ist das absolute Gegenteil der Fall. Der Autor zaubert mit seiner Sprache immer neue bildhafte Emotionen in den Leserkopf, ohne dabei die eigentliche Handlung um den Postboten Teo aus den Augen zu verlieren. Teo muss aus der Dorfidylle in die Stadt, um zu klären, warum im Dorf keine Posttransporter mehr ankommen, die Briefe zur Poststelle bringen oder abholen. Die Stadt in Willi Hetzes Roman ist eine Stadt im permanenten Wandel, Straßenzüge und Fassaden verändern ihr Aussehen in rascher Abfolge, sodass eine Orientierung nur noch über Hilfe aus dem Schwarm, der aus den miteinander vernetzten Bewohnern der Stadt besteht, möglich ist. Die Bewohner tragen keine echten Namen mehr, sondern werden nach ihrem Beruf oder ihrer Aufgabe, die sie erfüllen haben, benannt, wodurch der Roman auch kafkaeske Züge erhält, die durch die Absurditäten der Stadt noch unterstützt werden. Das Zukunftsszenario zeigt, dass eine Vernetzung der Menschen untereinander, bei der keine Zeit bleibt, Informationen zu hinterfragen, Gefahren birgt.
Eine klare Leseempfehlung für diesen Roman, der mit Spannung und Sprachvielfalt den Leser in den Bann zieht.


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Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen.
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Nemo
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
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Postkartenprosa II


Beitrag07.04.2018 14:15

von Nemo
Antworten mit Zitat

Hallo Piratin,

ganz herzlichen Dank für diese Rezension und die freundlichen Worte! Freut mich sehr, wenn es gefallen hat! smile

Beste Grüße
Nemo


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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2757
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag21.06.2018 16:47

von fancy
Antworten mit Zitat

Na, dann will ich auch mal meine Eindrücke hier lassen:

Titel: Die Schwärmer
Autor: Willi Hetze
Verlag: salomo publishing
Softcover, 376 Seiten oder als E-Book
Sprache: deutsch
ISBN-10: 3941757849
ISBN-13: 978-3941757844
Preis Taschenbuch: 15,00 €
Preis E-Book: 8,99 €

Der Autor stellt uns seinen Hauptprotagonisten Teo schon als Kleinkind vor. Das ist von Bedeutung, um sein späteres Verhalten zu verstehen. Die Handlung beginnt gemächlich und ist auf den ersten Blick nicht gleich als SF zu erkennen.
Teo eifert bei der Berufswahl seiner Mutter nach und wird Postbote. Die Probleme beginnen, als vom Hauptpostamt keine Briefe mehr kommen. Telefonate werden nicht angenommen, Briefe nicht beantwortet. Teo Mutter will wissen, was los ist und schickt ihren Sohn in die Hauptstadt. Sie meint, es könne ihm dabei helfen endlich selbstständig zu werden. Teo fühlt sich im Elternhaus sehr wohl und sieht keine Veranlassung, dort auszuziehen. Aber seine Mutter enttäuschen möchte er auch nicht und so nimmt er den Auftrag an und verreist zum ersten Mal.

In der Hauptstadt beginnt dann die eigentliche SF. Die Stadt erneuert sich ständig. Die Straße, auf der man gestern noch ging, gibt es heute schon nicht mehr. Alles ist permanent in Bewegung und das verwirrt den armen Teo ohne Ende. Er fragt sich, wie die Bewohner sich in dieser Welt überhaupt zurechtfinden können und bekommt heraus, dass sie sich mittels Funknerv in Schwarmwesen verwandelt haben. Jeder im Schwarm weiß alles, was im Schwarm bekannt ist. Dort werden Erinnerungen abgelegt, man findet Straßenpläne, und kann sich darüber auch austauschen und finden. Selbst wenn man stirbt, kann man sein Wissen, vorher einspeisen, damit es erhalten bleibt.
 
In der Stadt lernt Teo einen Verfechter dieses Systems kennen, der nur die Vorteile sieht, aber auch einen »Analogen«, der vor dieser Entwicklung warnt. Er verbringt seine erste Nacht mit einer Frau, in die er sich prompt verliebt.
Nach langem vergeblichen Suchen ist er überzeugt, das Hauptpostamt nur mithilfe eines Funknerven zu finden und schluckt ihn.
Und tatsächlich wird er fündig. Allerdings wurde das Amt geschlossen, weil es überflüssig ist, wenn jeder sich mit jedem austauschen kann.
Der Obrigkeit sieht keine Eile geboten, die Provinz in den Schwarm aufzunehmen.
 
Teo kehrt zurück nach Hause und weiß selbst noch nicht so genau, was er von dieser Entwicklung halten soll. Dennoch vermisst er den Empfang des Schwarmwissens, den er zu Hause noch nicht abrufen kann. Zu gerne würde er nach der Frau suchen, die als Journalistin arbeitet und ihn nach der gemeinsam verbrachten Nacht ohne Abschiedsworte verließ. 
Im Dorf stoßen seine Neuigkeiten auf geteilte Reaktionen, einige sagen, sie würden sich dem Fortschritt verweigern, andere sehen große Chancen darin.
 
Bevor er noch alle Empfindungen teilen kann, bricht ein Krieg aus, der auch vor der Provinz nicht halt macht. Als Teo einen Bericht der Journalistin von der Front sieht, beschließt er, sie dort zu suchen. In diesem Krieg geschehen seltsame Dinge, über die ich nicht mehr verraten möchte.

Der Autor bedient sich einer bildhaften Sprache und davon bin ich nur bedingt Fan. Ich habe viele Storys gelesen, in denen die Autoren es übertreiben, nicht können und mich damit abschrecken, teilweise sogar verärgern. Das ist mir in diesem Roman nicht ein einziges Mal so gegangen. Hetze beherrscht diesen Stil, jedes seiner Bilder passt und ich bin oft hängen geblieben und dachte, das er bestimmte Passagen sehr schön ausgedrückt hat. Hinzu kam, dass der Autor in der Gegenwart ganz genau so gekonnt schreibt, wie in der Vergangenheit. Kaum war ich mir einig, dass mich kaum ein Autor im Präsenz so wenig genervt hat wie Hetze, musste ich feststellen, dass er die Zeit längst gewechselt hatte, ohne dass es mich im geringsten gestört hätte.
 
Die Gefahren der Digitalisierung sind zwar Thema, aber nicht von einem Autoren, der alles besser weiß und den Finger hebt, sondern von einem, der den Leser dazu bringen möchte, nachzudenken, wo die Grenzen gezogen werden sollten.
 
Die Freitaxis, die jeder immer und überall anfordern und benutzen kann, kamen mir vor, wie eine Idee, die vielleicht irgendwann einmal umgesetzt werden könnte.

Das Buch bekommt von mir 5 von 5 Sternen, ich kann es jedem SF – Fan empfehlen, aber auch Personen, die gerne Stoffe lesen, die sich einer schönen Sprache bedienen. Man merkt dem Text an, dass jede Stelle, jeder Vergleich sehr sorgfältig überdacht und formuliert wurde. Wie ich eingangs erwähnte, fängt das Buch gemütlich an. Hektisch wird es nie, dennoch schafft es der Autor, eine gewisse Spannung aufzubauen. Man möchte wissen, was Teo widerfährt und auch herausbekommen, was es mit diesem seltsamen Krieg auf sich hat. Solche Romane findet man selten.

Weil mir das Buch so gut gefallen hat, habe ich den Autoren interviewt.
Das Interview wird demnächst erscheinen.

Liebe Grüße

fancy.


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2757
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag23.06.2018 16:59

von fancy
Antworten mit Zitat

Hier der Link zum Interview:

https://fantasyguide.de/interview-willi-hetze.html

Ist etwas lang geworden, aber es hat sich einfach so ergeben und der Autor hat prima mitgespielt.

Liebe Grüße

fancy


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Piratin
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Ei 2


Beitrag16.08.2018 13:11

von Piratin
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Tolles Interview - Ihr Beide Daumen hoch²

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