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Fiktive minderjährige Charaktere und explizite Sexualität?

 
 
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Dr. Fusselpulli
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Beitrag24.03.2018 16:07
Fiktive minderjährige Charaktere und explizite Sexualität?
von Dr. Fusselpulli
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich habe jetzt doch mal eine rechtliche Frage.

Ich schreibe eine Art "Slice of Life" Story über eine Jugendliche (14 bzw. 15 Jahre alt). In der Geschichte dreht es sich um ihre alltäglichen Probleme, in der Schule, mit ihren Eltern, Freunde und Schwierigkeiten die die Pubertät so mit sich bringt, wie beispielsweise Selbstzweifel am eigenen Körper und dessen Veränderung.
Es gibt in der Geschichte auch eine Handlung um ihre erste Liebe zu einem gleichaltrigen Mitschüler und erste sexuelle Erfahrungen mit ihm.
Diese sind in meiner Ansicht nach bedeutende Ereignisse in ihrer Entwicklung, und ich würde es gerne explizit beschreiben, vor allem, weil nicht immer alles so klappt, wie sich die Beiden das vorstellen.
Es gibt also Sexszenen und unter anderem beschreibe ich auch eine Masturbationsszene.

Jetzt habe ich nach einem Post im Redlight District hier im Forum aber doch Sorge, ob ich mich damit nicht strafbar mache? Bzw. ob ich mich strafbar mache, sobald ich meine Geschichte veröffentliche.
Ich hätte gerne ein paar gut-argumentierte Meinungen.

Meiner persönlichen Auffassung nach sollte es nicht strafbar sein.

Die Seite Rechtslexikon.net definiert pornografische Schriften wie folgt:

Zitat:
pornographische Schriften

(griech: pomeuein = Unzuchttreiben, graphein = schreiben)
Schriften (sowie ihnen gleichgestellt Ton- und Bildträger, Abbildungen und andere Darstellungen), bei denen der sexuelle Reizzweck überwiegt, eine über den sexuellen Zweck hinausgehende inhaltliche Darstellung nicht beabsichtigt ist oder der geschlechtliche Inhalt aufdringlich vergröbert, verzerrt oder anreißerisch wiedergegeben wird. Bestimmte Formen der Verbreitung (insbes. an Jugendliche) und Darbietung sind strafbar.


Eine Geschichte wie ich sie geschildert habe, hat zwar über einen sexuellen Zweck hinausgehende inhaltliche Darstellungen, aber ich weiß nicht ob der geschlechtliche Inhalt nicht als aufdringlich vergröbert gesehen werden kann. Denn was genau ist hier gemeint? Die Geschichte kann also je nach Auslegung durchaus als pornografische Schrift angesehen werden. Geschenkt.

§ 184c
Verbreitung, Erwerb und Besitz jugendpornographischer Schriften

Zitat:
jugendpornographisch ist eine pornographische Schrift (§ 11 Absatz 3), wenn sie zum Gegenstand hat:
a) sexuelle Handlungen von, an oder vor einer vierzehn, aber noch nicht achtzehn Jahre alten Person oder
b) die Wiedergabe einer ganz oder teilweise unbekleideten vierzehn, aber noch nicht achtzehn Jahre alten Person in unnatürlich geschlechtsbetonter Körperhaltung,


Dort steht also, dass es um Personen zwischen 14-18 Jahren geht. Das ist bei meiner Geschichte nicht der Fall. Der Hauptcharakter ist weder eine natürliche Person, noch eine juristische Person, sondern eine Idee.
Dementsprechend kann es also keine Jugendpornografie sein.

Sollte ich mich irren, und sollte es sich dennoch um eine Person handeln, dann sind Autoren von Kriminalromanen nach dieser Logik gleichermaßen Mörder.

Sind Geschichten (z.B. ein Liebesroman) mit fiktiven Minderjährigen in denen ihre Sexualität beschrieben wird legal, oder muss man als Autor Haftstrafen fürchten, wenn man eine solche Geschichte veröffentlicht?

Ich bitte um Meinungen.
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RememberDecember59
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Beitrag24.03.2018 17:23

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Hallo Dr. Fusselpulli,
so, wie du dein Vorhaben beschreibst, geht es dir ja darum, die ersten sexuellen Erfahrungen realistisch darzustellen. Das klingt für mich schon fast ein bisschen nach Aufklärungsarbeit, auf unterhaltsame Weise in Form einer Geschichte. Ich glaube, dass man das durchaus darf (und bin mir fast sicher, dass es andere Jugendbücher gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigen, vielleicht mal recherchieren, wie andere das machen), ich würde aber auf ein paar Punkte achten, damit die Texte ganz eindeutig nicht als pornografisch durchgehen.

Es geht dir ja stattdessen um realistische Darstellung, also bleibe auch realistisch. Du schreibst ja, dass auch einiges schiefgeht, deshalb denke ich, dass du da auf einem guten Weg bist. Die wenigsten Jugendlichen dürften bei ihrem ersten Mal pornoreife Szenen hinkriegen und dabei Spaß haben, deshalb sollte sich das Ganze eigentlich sowieso nicht pornografisch lesen. Es geht eher um Ausprobieren, obwohl Lust dabei natürlich eine Rolle spielen darf und sollte. (Jugendliche, die ja hoffentlich deine Zielgruppe sind, könnten außerdem falsche Vorstellungen bekommen und verunsichert werden, wenn der Junge auf Anhieb und ohne Probleme lange durchhält, genau weiß, was er machen soll und das Mädchen am besten gleich dreimal kommt. Laughing )

Es kann einen in dem Alter aber auch verschrecken, wenn zu offensiv mit dem Thema umgegangen wird, man sollte also eher einfühlsam schildern. Bemühe dich darum, dass die dargestellte Sichtweise auch wirklich der deiner Protagonisten entspricht und nicht die eigene, erwachsene Sichtweise einer Person, für die das alles ganz normal ist, beim Schreiben durchschlägt. Mit 14/15 sind Jugendliche ja auf einem ganz unterschiedlichen Stand. Da gibt es zwar die, die schon seit Jahren sexuell aktiv sind und sich für furchtbar reif halten, aber eben auch noch die, die heimlich in der Bravo die Tipps vom Dr-Sommer-Team lesen, weil sie überhaupt keinen Plan haben. Das sollte man im Hinterkopf behalten.

Darauf achten würde ich später außerdem, dass die Geschichte entsprechend und eindeutig als eine Geschichte mit aufklärerischen Elementen ausgezeichnet wird. Damit klar ist, womit man als Leser zu rechnen hat und die richtige Zielgruppe zugreift, nämlich diejenige, auf die Sex zwar schon eine gewisse Faszination ausübt, die aber noch recht unerfahren sind.

Problematisch wird das Ganze in meinen Augen dann, wenn es sich so liest, als würde sich der Autor an den expliziten Sexszenen aufgeilen oder darauf spekulieren, dass die Leser das tun. Was in Erotikliteratur das Ziel ist, nämlich etwas zu schreiben, das anregt, wäre hier meiner Meinung nach sehr unangebracht und ich fände es durchaus bedenklich (genauso, wie ich es z.B. sehr bedenklich finde, wenn manche Autoren sexuelle Gewalt auf eine erotisierende Art schildern). Es sollte eindeutig erkennbar sein, dass dein Ziel ein anderes ist, nämlich die realistische Darstellung von ersten Erfahrungen.
Ob das bei deiner Geschichte der Fall ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, weil ich die Szenen nicht kenne.

Edit: wenn die Geschichte sich nicht pornografisch liest, sollte sie ja eigentlich auch außerhalb des Redlight-Districts stehen bleiben dürfen, denn deine Zielgruppe ist jünger als 18. Du könntest dir also die Meinung der Moderatoren zu den Szenen abholen, die dir vielleicht auch sagen, wo genau sie ein Problem sehen, wenn sie die Geschichte für ungeeignet für den öffentlichen Bereich halten. Nur so als Idee.


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Bartimäus: "...-was ist das?"
Kobold: "Hätte mich das jemand anders gefragt, o Herr, der ihr Schrecklich und Unübertrefflich seid, hätte ich ihn einen Dummkopf genannt, bei Euch jedoch ist diese Frage ein Zeichen jener entwaffnenden Schlichtheit, welche der Born aller Tugend ist. ..."

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Dr. Fusselpulli
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Beitrag24.03.2018 19:02

von Dr. Fusselpulli
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RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:
Hallo Dr. Fusselpulli,
so, wie du dein Vorhaben beschreibst, geht es dir ja darum, die ersten sexuellen Erfahrungen realistisch darzustellen. Das klingt für mich schon fast ein bisschen nach Aufklärungsarbeit, auf unterhaltsame Weise in Form einer Geschichte.


Das muss ich verneinen. Obwohl meine Geschichte durchaus aufklärerische Tendenzen haben kann, ist sie nicht als solche gedacht. Mir geht es darum einen Abschnitt ihren Lebens zu verfolgen, Charakter und Atmospähre sind hier die Kernelemente. Ich möchte den Leser an ihrem Leben teilhaben lassen.
Das sind alltägliche Sorgen, aber auch erste sexuelle Erfahrungen.
Da ich weiß, dass diese Explizit schildere, richtet sich die Geschichte an Erwachsene, auch wenn die Protagonisten noch Minderjährig sind.
Ich habe lange damit gerungen ob ich meine Protagonistin deswegen älter werden lasse, aber das würde soviel verändern, dass meine Geschichte nicht mehr glaubwürdig wäre.

Die Sexszenen die ich habe sollen nicht aufklären, sondern tatsächlich erregen, denn das ist auch, was die Protagonisten spüren.
Auch wenn nicht alles so klappt, wie sich die Beiden das vorstellen, sie sind erregt und das Gefühl möchte ich auch an den erwachsenen Leser weitergeben.
Jugendliche in dem Alter sind durchaus sehr sexuell. Das bedeutet nicht, dass sie ständig Sex haben, was bei mir auch auch nicht der Fall ist, aber Sexualität insgesamt spielt eine extrem wichtige Rolle und diese würde ich auch gerne explizit beschreiben und sie nicht literarisch verstecken müssen. Darf ich beschreiben, wie sich eine Jugendliche in der Dusche selbst befriedigt, weil sie den ganze Tag über an ihren Schwarm denken musste? Oder mache ich mich damit strafbar, wenn ich die Szene in erregender Weise schreibe?
Wie gesagt, es ist kein Aufklärungsroman.
Wenn sich die Jugendlichen am Abend am See treffen und sich an einem illegalen Lagerfeuer mit Marshmellows amüsieren, dann will ich das genauso dicht und atmospärisch beschreiben, wie wenn sie sich mit ihrem Freund in einem Abbruchhaus trifft, und sie sich anfangen zu befummeln, weil die Eltern diese Beziehung nicht zulassen würden.
Ich möchte die Lebensumstände meines Hauptcharakters umfassend beschreiben. Und dazu gehört auch explizite Sexualität. Die Frage ist, darf ich das?

Roman von 300 Seiten, auf einer Seite beschreibe ich wie mein minderjähriger Charakter explizit unter der Dusche masturbiert. Und ich stelle das dann online. Darf ich das oder sagt der Richter dann
"Wenn er das Wort Klitoris nicht erwähnt hätte, dann währe alles okay gewesen, aber so ist es Jugendpornografie. §184c Absatz 1, der Autor kommt jetzt 3 Jahre in den Knast! Hinfort mit ihm!"

RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:

Was in Erotikliteratur das Ziel ist, nämlich etwas zu schreiben, das anregt, wäre hier meiner Meinung nach sehr unangebracht und ich fände es durchaus bedenklich (genauso, wie ich es z.B. sehr bedenklich finde, wenn manche Autoren sexuelle Gewalt auf eine erotisierende Art schildern).

Dann gehe ich davon aus, dass du meine Geschichte bedenklich findest. Was okay ist. Nach moralischer Bedenklichkeit habe ich nicht gefragt, dieser bin ich mir bewusst. Mir geht es aber nicht darum, ein möglichst moralisch unbedenkliches Buch zu schreiben.

Moralische Bedenklichkeit darf niemals die Grundlage dafür sein, ob etwas erlaubt oder verboten ist. Wer bestimmt, was moralisch bedenklich ist, wenn wir Bücher verbieten? Welchen moralischen Standard nehmen wir?
Deinen? Meinen? Den der katholischen Kirche? Im Iran gilt das Schachspiel als moralisch bedenklich.

RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:

Edit: wenn die Geschichte sich nicht pornografisch liest, sollte sie ja eigentlich auch außerhalb des Redlight-Districts stehen bleiben dürfen, denn deine Zielgruppe ist jünger als 18. Du könntest dir also die Meinung der Moderatoren zu den Szenen abholen, die dir vielleicht auch sagen, wo genau sie ein Problem sehen, wenn sie die Geschichte für ungeeignet für den öffentlichen Bereich halten. Nur so als Idee.


Die Bedenken hatte ich nicht wegen meiner Szene. Die Szene die ich in den Redlight District gestellt hatte, hatte nichts mit Erotik zu tun, sondern war eine Alptraumszene mit Horrorelementen. (an deren Gruselfaktor ich aber offenbar noch arbeiten muss).
Es war die Geschichte eines anderen Nutzers, in der es um die explizite Schilderung von Sexualität an einem Minderjährigen Charakter ging, und zu der Jemand meinte, dass das Strafrechtlich bedenklich sei.
Dabei ist mir aufgefallen, dass dieser Kommentar möglicherweise auch für meine Geschichte Relevanz hat.
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RememberDecember59
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Beitrag24.03.2018 19:54

von RememberDecember59
Antworten mit Zitat

Hallo Dr. Fusselpulli,
dann habe ich dich wohl falsch verstanden. Mit der Rechtslage kenne ich mich leider nicht genug aus.

Moralische Bedenklichkeit ist oft eine Grundlage für das entsprechende Gesetz, das etwas verbietet. Und wenn Pornografie, die Jugendliche zeigt, verboten ist (und nach dem, was du jetzt geschrieben hast, gehe ich jetzt davon aus, dass der Inhalt pornografisch ist), geht es weniger um "literarisches Verstecken", sondern viel mehr um Schutz.

Vielleicht wäre eine Rechtsberatung sinnvoller, als sich hier Meinungen von Laien einzuholen.


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Dr. Fusselpulli
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Beitrag24.03.2018 20:32

von Dr. Fusselpulli
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Schutz kann ich durchaus verstehen und heiße ich auch gut. Der Jugendschutz zum Beispiel ist verständlich. Sowohl wenn es um den Konsum von Pornografie geht, als auch (und hier ist es besonders wichtig!) wenn es um die Erstellung eben dieser geht.


Aber wenn explizit nicht das Publikum, sondern mein fiktionaler Charakter in meiner Geschichte davor geschützt werden soll, fiktionalen Geschlechtsverkehr mit ihrem fiktionalen Freund zu haben, um wessen Schutz geht es dann? Insbesondere, wenn das Werk um das es geht, nicht pornografisch zentriert ist, sondern eine umfassende Perspektive auf den Charakter einnimmt?

Sind Krimis nicht dann noch viel gefährlicher? Da werden fiktionale Charaktere ermordet. Wer schützt die?

Das Ganze in einem Juraforum zu besprechen ist sicherlich auch zielführend, aber es passt ebenso gut hier in diesen Forenbereich, schließlich ist es eine Frage, die auch andere Autoren betreffen könnte.
Wäre Twilight mit einer 17 jährigen Bell Swan verbotene Jugendpornografie, würde eine explizite Sexszene enthalten sein? Haben sich Fans, die eben solche Szenen in Fanfictions beschrieben und untereinander geteilt haben Strafbar gemacht?
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Willebroer
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Beitrag24.03.2018 23:33

von Willebroer
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Wenn du wirklich in Prag lebst und schreibst, solltest du dich weniger um deutsches Recht kümmern. Gerade bei diesem Thema gibt es sehr, sehr große Unterschiede zwischen den verschiedenen Staaten.
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Dr. Fusselpulli
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Beitrag24.03.2018 23:40

von Dr. Fusselpulli
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Ich bin deutscher Staatsbürger und habe zwei Wohnsitze. Ich schreibe in deutscher Sprache, des tschechischen bin ich nicht mächtig.
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Willebroer
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Beitrag24.03.2018 23:49

von Willebroer
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Das macht die Sache eher noch komplizierter.
Es sei denn, du hättest einen Verlag, der die rechtliche Seite übernimmt.
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Dr. Fusselpulli
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Beitrag25.03.2018 00:29

von Dr. Fusselpulli
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Das ist hier nicht mein Problem, ich möchte wissen, wie das deutsche Recht zu meinem Problem steht, ob meine Geschichte legal ist, oder ob ich ein vom deutschen Staat geächteter und verfolgter Künstler bin weil ich eine verbotene Geschichte über eine fiktive Jugendliche schreibe, die gelegentlich fiktiven Sex mit ihrem fiktiven Freund hat.

Ich bin mir nicht sicher, ob meine Geschichte als pornografische Schrift gilt, gehe aber mal davon aus, weil man es meiner Ansicht nach durchaus so auslegen könnte.

Gibt halt ab und an explizite Situationen, die ich auch explizit beschreiben will, damit der Leser versteht, was schief gelaufen ist und warum das Mädchen jetzt Streit mit ihrem Freund hat, oder was eigentlich ihr Problem mit den Eltern ist und warum sie das Selbstbild von sich hat, was sie hat, und wieso sich ihr Charakter zu dem entwickelt, wie er sich entwickelt.
Die Geschichte lässt sich so nicht mit einer 18 Jährigen schreiben.
Die Pubertät ist eine sehr prägende Zeit, in der Freundschaften und Liebesbeziehungen anders ablaufen als als Erwachsene. Und in der auch die Eltern einen ganz anderen Stellenwert haben.

Ich möchte wissen, ob ich eine solche Geschichte legal schreiben darf, auch ohne sie soweit zu zensieren, dass Plotlöcher entstehen und die Stimmung eine andere ist, als die von mir beabsichtigte?
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V.K.B.
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Beitrag25.03.2018 01:13

von V.K.B.
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Zitat:
"Wenn er das Wort Klitoris nicht erwähnt hätte, dann währe alles okay gewesen, aber so ist es Jugendpornografie. §184c Absatz 1, der Autor kommt jetzt 3 Jahre in den Knast! Hinfort mit ihm!"
Damit bringst du die juristische Situation in Deutschland leider auf den Punkt. Das ganze ist so schwammig formuliert, dass es reine Auslegungssache ist. Theoretisch ist Jugend- und Kinderpornographie eine Art "Hexerei 2.0", sprich, du kannst fast jeden damit kaputtmachen, wenn der nicht höllisch aufpasst. Das geht schon bei Urlaubsbildern am Strand los, wenn man Kinder hat. Denn was zum Teufel ist eine "unnatürlich geschlechtsbetonte Körperhaltung"? Wo da die Grenzen sind und wie die eindeutig gezogen werden sollen, ist mir schleierhaft. Das kann alles oder nichts sein. Das Gesetz wurde gemacht, um freie Hand zu haben, gegen Kinderpornographie vorzugehen (was ja auch angemessen und zu befürworten ist), aber ohne Rücksicht auf mögliche Kollateralschäden. Ähnlich wie die mal angedachte Internetzensur. Wir müssen uns also schon darauf verlassen, dass es nur gegen die "Bösen" angewendet wird und nicht harmlose Schriftsteller trifft oder jemanden, der ohne was Sexuelles im Sinn zu haben seine Kinder im Badeanzug oder sogar – Gott bewahre! – nackt am Strand fotografiert. Ich mag paranoid sein,  aber ich würde bei der aktuellen Gesetzeslage echt die Finger davon lassen, da irgendwas explizit zu beschreiben.

Zitat:
Dort steht also, dass es um Personen zwischen 14-18 Jahren geht. Das ist bei meiner Geschichte nicht der Fall. Der Hauptcharakter ist weder eine natürliche Person, noch eine juristische Person, sondern eine Idee.
Dementsprechend kann es also keine Jugendpornografie sein.
Dem ist nicht so. Ein Beispiel: Das Spiel "Valkyrie Drive: Bhikkhuni" wurde aus genau diesem Grund in Deutschland nicht auf den Markt gebracht, um eine mögliche Liste-B-Indizierung (Beschlagnahmung, strafrechtliche Relevanz) zu verhindern. Später hat sich der Publisher sogar entschlossen, eine Steam-Aktivierung mit deutscher IP-Adresse unmöglich zu machen, um rechtlichem Ärger aus dem Weg zu gehen.  (Quellen: https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=10968 und https://www.anime2you.de/news/161060/valkyrie-drive-bhikkhuni-nicht-mehr-in-deutschland-bei-steam-verfuegbar/)
Dort geht es um aus Polygonen bestehende Videospielfiguren, das wären nach deiner Einschätzung auch keine juristischen oder echten Personen. Trotzdem hat sich der Publisher entschlossen, komplett auf den deutschen Markt zu verzichten. Und die werden das x-Mal in ihrer Rechtsabteilung durchgegangen sein, bevor sie sich diese Einnahmen durch die Lappen gehen lassen.

Wie du also siehst, das ist sehr kompliziert in Deutschland (und Australien), also wie gesagt lieber Finger weg. PS: Man beachte besonders folgenden Satz: "In Europa wird der Titel hingegen am 16. September 2016 mit einer PEGI 16 Freigabe erscheinen." Ich kenne das Spiel zwar nicht, aber es kann nicht so wirklich pornographisch sein, wenn es für den Rest von Europa als "ab 16" durchgeht, nur für Deutschland ist es aufgrund der in dieser Beziehung extremen Gesetzeslage eben selbst "ab 18" nicht möglich.


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Beitrag25.03.2018 02:44

von Dr. Fusselpulli
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Das ist bitter und sehr sehr enttäuschend für mich. Ich fühle mich durch unseren Staat unterdrückt und in meiner freien Meinungsäußerung zensiert.
Es gibt eine Geschichte die ich erzählen möchte, und es nicht darf. Sad
Ich lebe derzeit in einem Land, deren Bewohner dieses Gefühl aus der Vergangenheit wohl sehr bekannt vorkommt.
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Beitrag25.03.2018 08:57

von Akiragirl
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Ich bin keine Expertin, aber die offizielle Definition von Kinderpornografie setzt sowieso die Altersgrenze bei 14. Wenn deine Hauptfiguren 14 und 15 Jahre alt sind, sehe ich dementsprechend kein Problem.
Jugend"pornografie" kommt in einer Menge von Büchern vor. Da hierbei darüber hinaus keine echten Menschen in irgendeiner Weise zu Schaden kommen, wüsste ich nicht, wo eine Klage gegen dich ansetzen sollte.

Ein Tipp von mir: Lies mal die ersten paar Seiten von so einem als Erfahrungsbericht getarnten SP-Dreck wie Mit Papa war's nur Blümchensex und dann frage dich selbst: Wenn das nicht verboten wurde, wie wahrscheinlich ist es, dass du irgendwas zu befürchten hast?[/url]


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Beitrag25.03.2018 12:35

von V.K.B.
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Zitat:
und dann frage dich selbst: Wenn das nicht verboten wurde, wie wahrscheinlich ist es, dass du irgendwas zu befürchten hast?
Wo kein Kläger, da kein Richter. Aber wenn jemand dem Autor was böses will und einen Indizierungsantrag stellt, kann das mit Liste-B, Beschlagnahmung, und rechtlichen Konsequenzen inklusive hoher Geldstrafe und sehr wahrscheinlich gesellschaftlicher Ächtung sehr schnell gehen. Ja, es stimmt schon, den meisten passiert nichts. Aber die Gesetzeslage ist nun mal da. Es ist also ein Risiko, das man eingeht.

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Beitrag25.03.2018 12:39

von Akiragirl
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Sorry, aber ich halte das tatsächlich für etwas paranoid. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen Fall in Deutschland, in dem das jemals passiert ist.

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Beitrag25.03.2018 13:46

von Dr. Fusselpulli
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@Akiragirl danke, das Buch kannte ich bisher nicht. Ich habe es jetzt nicht gelesen, und habe es ehrlich gesagt auch nicht wirklich vor, aber von dem, was die Kundenrezensionen auf Amazon so sagen ist das deutlich härterer Tobak, als das, was ich schreibe, und steht offenbar auch in einem krassen Missverhältnis zu dem Spiel, dass von V.K.B. erwähnt wurde.

In wie weit ein Roman, als Text mit interaktivem Bewegtbild - einem Spiel - vergleichbar ist, ist ebenfalls fraglich. Zwei Punkte sprechen dafür, dass die Hürde bei Spielen ungleich höher ist, als bei Texten.
- das Medium selbst, da interaktivem Bewegtbild eine sehr viel stärkere suggestive Wirkung nachgesagt wird, als einem Text.
- die "Neuheit" des Mediums. Literatur gilt als hochwertige Kunst, alleine schon des Mediums willen. Spiele haben kaum anerkannten künstlerischen Wert.

Ein Risiko bleibt bestehen. In einem Rechtsforum, in dem ich nachgefragt habe, verweist man mich darauf, dass sie dort keine Rechtsberatung geben, und das New Adult/Young Adult Romane mit sexuellen Inhalten "krank" sind, und das auch Krimis "krank" sind, weil gesunde Menschen nicht an Mord denken würden, und man rät mir eine Therapie zu machen.

Ich habe nachgefragt, wie es denn mit Germanys Next Topmodel aussieht, denn Pro7 verbreitet (je nach Auslegung) nach Definition des §184c Absatz 1b durchaus Jugendpornografie. Eine Antwort darauf habe ich nicht bekommen.

Ich habe auch einen Anwalt kontaktiert, dieser konnte mir jedoch nicht sagen, ob das was ich mache, strafrechtlich relevant ist, er müsse die Geschichte erst sehen. Da ich die Szenen bisher aber noch nicht fertig ausgeschrieben habe, und sie stellenweise nur in der Plotstruktur existieren, kann ich sie ihm nicht schicken.

In meiner persönlichen Rechtsauffassung handelt es sich nicht um Jugendpornografie, weil es wie oben beschrieben, nicht auf die Definition passt. Es fehlt eben die Person.
Ich gehe zwar davon aus, dass das was ich schreibe pornografische Anteile enthält, aber selbst da bin ich mir nicht sicher. Ab wann ist der geschlechtliche Inhalt aufdringlich vergröbert? Ich nehme zumindest an, dass das bei mir der Fall ist, wenn ich es direkt beschreibe, auch ohne maßlose Übertreibungen.
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nothingisreal
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Beitrag25.03.2018 18:31

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

EDIT:

Zitat:
Die Sexszenen die ich habe sollen nicht aufklären, sondern tatsächlich erregen, denn das ist auch, was die Protagonisten spüren.
Auch wenn nicht alles so klappt, wie sich die Beiden das vorstellen, sie sind erregt und das Gefühl möchte ich auch an den erwachsenen Leser weitergeben.


Warum? Shocked
Warum willst du, dass dein erwachsener Leser davon erregt wird, dass ein vierzehnjähriges Mädchen sich befriedigt? Das klingt für mich tatsächlich nach Pornographie.


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Dr. Fusselpulli
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Beitrag25.03.2018 20:15

von Dr. Fusselpulli
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Geht es um den Milenas Albtraum? Sorry, aber wenn du das als Jugendpornographie abstempelst, dann hast du ein gänzlich falsches Bild von Sex. Da fasst jemand jemanden an die Möpse.


Ja, um die Geschichte geht es, aber nicht um diese Szene, in der sehe ich tatsächlich auch selbst kein Problem. Wie gesagt habe ich auch Sexszenen geplant und mindestens eine Selbstbefriedigungsszene geplant.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Wie viele Bücher ich gelesen und Filme ich geschaut habe, die sich an ein junges Publikum wenden, bei denen es heiß zur Sache ging und wo wirklich was gezeigt wurde. Die kann man immer noch lesen und die kann man immer noch sehen.


Ich habe nie behauptet, dass meine Geschichte unglaublich innovativ oder besonders Tabulos ist, soll sie auch garnicht sein.
Wie gesagt, bin ich echt lange davon ausgegangen, dass mein Werk strafrechtlich keine Relevanz hat, eben weil ich weiß, dass es viele ähnliche Geschichten gibt. Bis ich einen Post von V.K.B. im Redlight District gelesen habe. Dann habe ich mich umgesehen, und geschaut was ich finden konnte, aber ich habe keine Antworten gefunden, also habe ich die Frage hier im Forum gestellt.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Und das hier:
Zitat:
Das ist bitter und sehr sehr enttäuschend für mich. Ich fühle mich durch unseren Staat unterdrückt und in meiner freien Meinungsäußerung zensiert.
Es gibt eine Geschichte die ich erzählen möchte, und es nicht darf.


Herrje. Sag doch gleich "Danke, Merkel".
Wer unterdrückt dich bitte? Wer zensiert dich? Lebst du in Nordkorea? Nein? Gut. Dann sag nicht so ein Unsinn.
Du willst eine Szene schreiben, bei der eine Minderjährige an ihrer Klitoris spielt? Mein Gott, mach es doch.


Ich muss gestehen, meine Aussage ist im nachhinnein doch sehr pathetisch.
In welche Ecke willst du mich jetzt drängen? Falls das eine Anspielung darauf sein soll, dass ich der AfD in irgendeiner Weise nahestehe, dann muss ich dich enttäuschen. Ich bin Links-liberal, wie vermutlich ein Großteil der kreativen hier im Forum.
Das wir in den letzten Jahren eine Erstarkung der staatlichen Zensur zu haben, steht jedoch außerfrage, und ich betrachte den allmählichen Zerfall der demokratischen Rechtstaatlichkeit mit Argwohn. Wir haben derzeitig jedenfalls so einigen Demokratiedefekten zu kämpfen. Links und Rechts schaukeln sich grade geschickt nach oben und pushen ihre autoritäre Agenda. Die große Koalition ist eine politische Katastrophe und die absolute Unfähigkeit der SPD verschafft selbst einer CDU, die zuletzt 1949 so schwach war, noch die Führung in der Regierung. Da läuft gewaltig was schief.

Ich bin mittlerweile jedenfalls nicht mehr sicher, ob ich sowas in Deutschland wirklich schreiben kann, ohne zumindest latent fürchten zu müssen, dafür einmal in den Knast zu wandern. Noch mag das marginal erscheinen, aber wie sieht das in 5 oder 10 Jahren aus? Es macht nicht den Eindruck, als würde sich die politische Landschaft wirklich abkühlen.
Nenn mich paranoid, ich nenne dich naiv. Demokratien sind empfindlich.
Dass mein Werk kein politisches, sondern ein Triviales ist, ist dabei aber nicht bedeutend, wenn es entgegen der politischen Ideologie läuft.

Wie gesagt, ich hab die Frage auch in einem Juraforum gestellt, dort mit dem Beispiel an Twilight Fanfictions. Bella Swan ist 17 Jahre alt, auf der Seite Fanfiction.de gibt es 2739 Fanfictions ab 18 alleine zu den Twilight Romanen. Dort hat man die Diskussion sofort geschlossen, mir gesagt dass sowas krank und pädophil ist, ich eine Therapie machen soll.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Aber wenn du das Buch für Minderjährige schreibst, frag dich lieber selbst - und nicht das Gesetz - ob so etwas tatsächlich sinnvoll ist.


Nein, das Buch ist nicht für Minderjährige gedacht. Ich weiß nicht einmal, ob ich eine ausreichende Zielgruppe habe. Ich gehe eher davon aus, das meine Niesche sehr klein sein wird, meine wenigen Leser mein Werk aber mögen werden.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

 Vor allem: Was willst du da groß beschreiben? Jedes Stöhnen und jede Fingerbewegung? Wozu?

Es wird vor allem für die Szene wichtig, in der zusammen mit ihrem Freund, etwas nicht so funktioniert, wie es soll, um zu verstehen, was der Auslöser des Streites ist, in welchen die Beiden geraten.
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Dr. Fusselpulli
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Beitrag25.03.2018 23:00

von Dr. Fusselpulli
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

Warum willst du, dass dein erwachsener Leser davon erregt wird, dass ein vierzehnjähriges Mädchen sich befriedigt? Das klingt für mich tatsächlich nach Pornographie.


Eben war deine Meinung noch 180° eine Andere...

Warum? Warum sind Stimmungen in Romanen überhaupt wichtig. Warum erzählen wir die Geschichte nicht in einem 2 Seiten Infodumb? Spart doch Zeit!
Warum beschreiben andere Autoren Sexualität in ihren Werken? Auch mit minderjährigen Charakteren. Was soll der Leser da fühlen?
Ich würde es im Regelfall als "erregend" beschreiben. Was sonst soll er fühlen? Leere? Irgendeine Andere Empfindung? Durst? Heiterkeit? Ein Jucken im Zeh?
Nein. Erregung! Ist ein starkes Gefühl. Gefühle will ich auslösen, das lässt den Leser in die Geschichte eintauchen und ihn Verbundenheit mit den Charakteren mit der Geschichte empfinden.

Meine Geschichte besteht nicht aus einer Orgie nach der Anderen.
Das würde auch überhaupt nicht passen, sie ist 14, bzw. wird 15. in meiner Geschichte.
Ich möchte eine Geschichte Schreiben, in der der Charakter und ihr Alltag mit seiner Stimmung im Mittelpunkt stehen.
Ich will auch beschreiben, wie sie Probleme mit ihrer Periode hat, und das ihr Gefühlsleben beeinflusst. Ich will einfach dicht dran sein an ihrem Charakter.

Eine erwachsene Frau macht sich darüber nicht mehr viele Gedanken, ein  Mädchen schon.
Ich hab ja schon nicht viel Plot, also brauche ich einen umso stärkeren Charakterfokus. Also, ein Mädchen in der Pubertät. Aber wie alt?
So um die 16-17 Jahre wäre doch gut, dachte ich mir.
Die Charakterliche und auch körperliche Veränderung ist am stärksten in der Pubertät, und lasse dann eine Reihe von Problemen auf sie los. Die erste Beziehung mit ihrem Freund und die Trennung, strengreligiöse Eltern die nicht viel verdienen.
Gebe ihr eine schleichende Erbkrankheit mit, lasse sie aber eine illegale Immigrantin ohne Versicherung in den USA sein. Gebe ihr ein großes soziales Umfeld, und damit muss sie dann klar kommen. Das größte Soziale Umfeld mit der stärksten Bindung ist die Schule. Schule, das sind aber auch eine Menge Jugendliche die sich da tummeln. Wie stelle ich die alle am besten vor, ohne, dass es den Leser überfordert?
Ich habs, so, dass die meisten der Schüler auch für sie neu sind. Wie wäre es, wenn ich mit den letzten Tage in der Middelschool, anfange und hier schon mal ein paar Charaktere beschreibe, ein paar Freunde, und vielleicht sowas wie ihre Rivalin. Durch eine Freundin lernt sie dann noch jemanden kennen, der im neuen Schuljahr mit auf die Highschool kommen wird. Und sobald hier der erste Tag gekommen ist, kann ich ne Menge von den bereits bekannten Charakteren aus der Middleschool mit rüber nehmen, und dann die neuen Charaktere aus der Highschool einführen. Wunderbar nach und nach, ganz natürlich ein großes soziales Umfeld implementieren und damit arbeiten. Cliquenbildung, Freundschaften, Mobbing. Wunderbar, ein langsam angewachsener großer Pool an Charakteren mit denen ich Arbeiten kann. Nah dran will ich sein, wie alt muss meine Protagonistin denn sein damit meine Idee funktioniert? Das Internet sagt, in den USA sind die Schüler in der 9. Klasse, der Ersten Klasse in der Highschool 14-15 Jahre alt. Dann muss sie logischerweise 14 sein, wenn sie in der Highschool anfängt. Wäre sie schon 15, dann bedeutet dass, dass sie noch 16 wird. Das Schuljahr ist Lang. Ein Jahr. Sie würde also in diesem Schuljahr 16 werden.
Würde sie aber schon in diesem Schuljahr 16 werden, und nicht erst im nächsten, dann wäre sie nicht mehr in der 9. sondern schon in der 10. Klasse. Also muss sie in dieser Konstellation 14 sein. Alles andere passt auch gut, die Eltern die pubertäre Entwicklung. 14 ist ein gutes Alter.
Aber ich willst nah dran sein, an meinem Charakter. Jeden Tag beschreiben, jeder Tag ist irgendwo ein eigenes Abenteuer, kein Tag ist sinnlos. Stimmung ist unglaublich wichtig. Sex will ich durchaus auch drin haben, sollte ich meinen Charakter älter machen? Vielleicht 16?

Das wäre schon besser, da würde ich mich wohler fühlen. Aber dann verliere ich viel. Die neue Schule, die Möglichkeit all die Charaktere über 250 Seiten langsam alle nacheinander Einzuführen. Ihnen hier und da überall Spotlights für sie einzubauen, wo sie Stück für Stück vorgestellt werden können, in eigenen kleinen Geschichten. Das ist super, so habe ich ständig etwas Neues, und Neues in einer Geschichte ist gut, denn dann ist es nicht das Gleiche. 16? Was mache ich damit? Lasse ich sie vielleicht aufs College gehen, statt auf die Highschool? Da kann ich sie noch älter machen, ist ja gar nicht so schlecht. Ne, das passt nicht, da ist sie mir zu unabhängig von ihren Eltern, ich will ja auch den Prozess erklären wie sie sich vom streng dogmatischen Glauben ihrer Eltern trennt und zu ihren eigenen Ansichten kommt. Klappt das so, wie ich mir das vorgestellt hatte mit dem College? Im Grunde genommen wird es dann eine ganz andere Geschichte. Vielleicht kann ich sie in den letzten Tagen der Highschool beschreiben und dann gehen sie alle zusammen aufs College? Quatsch, so passiert doch das garnicht. Warum soll ich in der Highschool anfangen einen Haufen Charaktere einfügen, und dann geht sie vielleicht mit einer Freundin aufs College und alles was davor war spielt keine Rolle mehr. Blöd.

Vielleich so wie diese Olle von Twilight, die mit 17 mit ihrem Vater alleine irgendwo hin zieht. Bisschen Klischee ist es schon, eine Geschichte damit zu beginnen, dass sie irgendwo frisch hingezogen ist.
Warum beginne ich nicht damit, wie sie morgens aufsteht, und in den Spiegel schaut und dabei ihre Grünblau gesprenkelten Augen mit den kleinen goldenen Einschlüssen beschreibt. Oder gleich eine Traumsequenz, auch sehr beliebt. NEIN, weg!
Okay, dann eben doch 14. Ob 16 oder 14, Leute werden sich so oder so, beschweren, wenn ich den Charakter in ein paar Situationen, sexuell werden lasse. Und das ist bisher das einzige Gegenargument gegen diese Konstallation. Soll ich eine Geschichte deswegen nicht schreiben, weil es unanständig ist? Sonst passt alles super, ich hab Ideen wie sie eine Lerngruppe bilden um für die Prüfungen zu lernen, das Abschlussessen in der Schule, soll ich das über den Haufen werfen, weil Leute den Charakter für zu Jung empfinden?
Okay, ich lasse sie direkt in den ersten Tagen auf der Highschool Geburtstag haben, und mache sie in dieser Konstellation so alt wie möglich. Fein, dann ist sie halt am Beginn der Geschichte 14. Ich denke, da kann ich mit leben.
Eine 14 Jährige hat vermutlich deutlich weniger Sex als eine 16 Jährige. Passt, streiche ich raus, der Fokus liegt ohnehin auf der Charakterentwicklung, der Stimmung und dem sozialen Umfeld.
Und deswegen ist sie 14.

Wann könnte ich die Geschichte spielen lassen? 2001 wäre doch ein äußerst interessantes Jahr. Da gab es einerseits dieses Ereignis im September, und andererseits können sich die Leser auch vielleicht allgemein ein wenig nostalgisch zurückerinnern. An eine Zeit, als das Internet noch neu war, und nicht jeder einen Anschluss hatte. Als Handys nur etwas für Reiche Juppies waren und es noch kein Facebook gab.
Das Internet könnte ich auch langsam vorstellen, vielleicht Chats? Dann hätte ich wieder etwas neues in der Geschichte, Wandel, den brauche ich so dringend um das Gefühl von vorranschreitender Zeit zu generieren, denn einen festen Plot, ein Ziel auf das meine Geschichte hinarbeitet, das gibt es so nicht.
 
Dann beginne ich die Geschichte irgendwo in ihrem Leben, und ich beschreibe von dort an jeden einzelnen Tag bis zu einem anderen Augenblick in ihrem Leben. Jeder Tag ein eigenes kleines Abenteuer. Manche für sich alleine, andere ergeben erst Sinn, wenn man sie mit den anderen Tagen kombiniert.
Das möchte ich schreiben, und nah dran möchte ich sein.
Mir egal wie wenig innovativ das ist.

Es soll ein bisschen Seriencharakter haben. Eine Geschichte in die man Abends immer mal wieder eintaucht, das Leben von ihr für ein Paar ihrer Tage begleitet, als wäre man mit dabei, um sie als fiktiven Charakter von all ihren Seiten kennenzulernen. Viele keine Anekdoten. Mal lustig, mal traurig, mal romantisch, mal aufregend, mal peinlich und eben auch schon mal erotisch und anregend.

Eine Pornogeschichte ist das sicher nicht. Aber die Szene die am 2 Juni spielt, oder die Andere am 6. August vielleicht. Und was ist mit dem 14. Mai? Denn diese Szenen sollen durchaus erregend sein, denn Stimmung ist wichtig.
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nothingisreal
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Beitrag25.03.2018 23:07

von nothingisreal
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Zitat:
Ich muss gestehen, meine Aussage ist im nachhinnein doch sehr pathetisch.
In welche Ecke willst du mich jetzt drängen? Falls das eine Anspielung darauf sein soll, dass ich der AfD in irgendeiner Weise nahestehe, dann muss ich dich enttäuschen. Ich bin Links-liberal, wie vermutlich ein Großteil der kreativen hier im Forum.

Nö. Ich will dich in keine Ecke drängen. Ich hab nur angemerkt, dass dein Satz exakt genauso klang wie die ganzen Hass-facebook-Kommentare. Welche Partei du unterstützt/hasst ist mir ziemlich egal.

Zitat:

Ich bin mittlerweile jedenfalls nicht mehr sicher, ob ich sowas in Deutschland wirklich schreiben kann, ohne zumindest latent fürchten zu müssen, dafür einmal in den Knast zu wandern. Noch mag das marginal erscheinen, aber wie sieht das in 5 oder 10 Jahren aus? Es macht nicht den Eindruck, als würde sich die politische Landschaft wirklich abkühlen.
Nenn mich paranoid, ich nenne dich naiv. Demokratien sind empfindlich.

Vielleicht bin ich naiv, kann sein, aber ich bin vor allem stur. Ich lasse mir nicht den Mund verbieten. Ich stehe zu meiner Meinung. Ob ich dafür in fünf oder zehn Jahren im Knast lande? Vielleicht. Aber deswegen werde ich trotzdem das sagen, was ich für richtig halte. Weil ich eben an Demokratie glaube und die funktioniert nur, wenn man seine Fresse aufreist, statt zu fürchten, in fünf, zehn Jahren in den Knast zu kommen, weil man ein Mädchen beim Masturbieren beschreibt.

Aber meine eigentliche Frage hast du gar nicht beantwortet. Denn alles, was ich davor geschrieben habe, habe ich durch mein EDIT revidiert.

Ah, okay. Doch, hast du grad, hab ich noch nicht gesehen. Ich hab meine Meinung um 180 Grad gedreht, weil ich gesehen habe, dass du andere mit deiner Schreibe erregen willst. Ich hab deine Antwort noch nicht durchgelesen, ich antworte dir darauf später.


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Beitrag25.03.2018 23:31

von V.K.B.
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Zitat:
Ich bin mittlerweile jedenfalls nicht mehr sicher, ob ich sowas in Deutschland wirklich schreiben kann, ohne zumindest latent fürchten zu müssen, dafür einmal in den Knast zu wandern. Noch mag das marginal erscheinen, aber wie sieht das in 5 oder 10 Jahren aus? Es macht nicht den Eindruck, als würde sich die politische Landschaft wirklich abkühlen.
Nenn mich paranoid, ich nenne dich naiv. Demokratien sind empfindlich.
Full Ack! Ich glaube zwar nicht, dass man in 5 bis 10 Jahren dafür eingeknastet wird, aber eine Beschlagnahmung und Geldstrafe könnte ich mir gut vorstellen. Verdammt, es sind schon Leute wegen negativer Amazon-Bewertungen erfolgreich wegen Geschäftsschädigung verklagt worden. Mit der Begründung, man müsse einem Händler ja die Möglichkeit zum Nachbessern geben, wenn der eine kaputte Spezialschraube liefert (und das Teil vor allem als Beweisstück aufheben). Wegen einer dämlichen Schraube. Es ist eben keine freie Meinungsäußerung mehr, einem Händler nur einen Stern zu geben, wenn er das beim ersten Mal nicht auf die Reihe kriegt, etwas Vernünftiges zu liefern. Nein, die eventuelle minimale Geschäftsschädigung einer ein-Stern-Bewertung übersteigt das Recht des Kunden, mit einer solchen Lieferung unzufrieden zu sein und diese Meinung zu äußern. Hat zwar jetzt nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, aber es zeigt, wie sich das Klima ändert. Freie Meinungsäußerung steht eben nicht mehr an erster Stelle. Warum soll ich das dann von der Freiheit der Kunst noch denken?
Klar ist das jetzt nicht mit Nord-Korea zu vergleichen, aber damit anzukommen, ist ein Strohmannargument. In etwa so als würde man sagen, ein Faustschlag im Streit sei keine Anzeige wegen eines gewalttätigen Übergriffs wert,  weil anderswo auf der Welt Menschen im Streit des öfteren mal erschossen werden.
Wenn man sich mal ein bisschen anschaut, wie hierzulande die (erwachsene) Video– und Computerspielszene unter dem Deckmantel des Jugendschutzes bevormundet und drangsaliert wird, hat das mit freiheitlichem Rechtsstaat wirklich nicht mehr viel zu tun. Denn Jugendschutz hört bei "ab 18" auf. Darüber hinaus Freigaben zu verweigern ist Zensur und eine Bevormundung von Erwachsenen. Jetzt mag man natürlich argumentieren, das Medium Spiel sei keine Kunst (sehe ich auch anders, nicht komplett, aber es gibt durchaus Spiele, denen ich einen künstlerischen Wert nicht absprechen würde).
Ist Literatur immer Kunst? Trivialliteratur? Die Meinungen gehen auseinander. Und es existiert tatsächlich eine Gesetzeslage, die quasi willkürlich eingesetzt werden könnte, sobald es um minderjährige Charaktere geht. Das geradezu Kafkaeske ist, dass es für einen erwachsenen Menschen strafrechtlich unbedenklich ist, eine sexuelle Beziehung zu einer siebzehnjährigen Person zu haben, solange keine berufliche Abhängigkeit im Spiel ist (emotionale, finanzielle oder sonstige Abhängigkeiten irrelevant). Man darf also etwas im realen Leben mit realen Menschen tun, das in der Fiktion strafrechtlich relevant sein kann. Ist mir übrigens aufgefallen, als mich ein Amerikaner nach dem deutschen Wort für "jailbait" fragte und ich ihm erklärte, dass wir kein Wort dafür brauchen, weil dieses Konzept gar nicht existiert. Und dass ich in Amerika ein Sexualstraftäter sei, weil ich als Neunzehnjähriger eine siebzehnjährige Freundin hatte. Und dass uns nachts auf einem einsamen Rastplatz bei einer Fahrt durch Schweden tatsächlich mal in einer eindeutigen Situation völlig überraschend eine Polizeistreife mit der Taschenlampe ins Auto geleuchtet hat. Der Amerikaner konnte kaum glauben, dass wir nicht verhaftet wurden, sondern alles, was die beiden getan haben, war, amüsiert zu grinsen und weiterzugehen. Ich fragte ihn dann ganz direkt, ob er denn meine, dass ich dafür ins Gefängnis gehört hätte, was er verneinte und meinte, das europäische System sei da eben viel weiter als das Amerikanische und das sei gut so. Habe ich damals auch gedacht. Jetzt existiert aber eine Gesetzeslage, die eine solche Szene, wenn man sie nur detailliert genug beschreibt, strafrechtlich relevant machen könnte. Heißt im Klartext: Jugendliche dürfen in der Realität immer noch soviel in Autos rumvögeln, wie sie wollen, fiktionale Jugendliche in einer Geschichte dürfen das nicht. Das finde ich arg bedenklich. Auch wenn Anne ganz zu Recht sagt, ihr sei kein Fall bekannt, wo dieses Gesetz je so angewendet worden sei. Doch das Potenzial ist da. Und damit die rechtliche Unsicherheit.
Spießigkeit und rechtsgerichtetes Denken sind in Europa leider wieder auf dem Vormarsch. Natürlich ist es abwegig und paranoid zu glauben, dass wir bald wieder eine neue faschistische Diktatur oder ein System wie Nordkorea hätten. Aber Dinge ändern sich im Kleinen. Entwicklungen sind langsam, aber sie sind da. Ich hab mich in den Neunzigern mal mit Leuten darüber unterhalten, was sie von Schockbildern auf Zigarettenpackungen halten würden, als Singapur damit angefangen hat. Die gängige Meinung, selbst von Nichtrauchern: Das gehe komplett gegen die Menschenwürde und werde in Deutschland niemals möglich sein. Heute werde ich (und meine Kinder) an der Supermarktkasse mit Pathologiefotos zugespammt. Ein Verstoß gegen die Menschenwürde? Heute werde ich ausgelacht, wenn ich das wiederhole. Interessanterweise sogar teilweise von den gleichen Leuten, die mir in den Neunzigern genau das auf meine Frage antworteten.
Der langen Rede kurzer Sinn: Werte und Normen ändern sich, und kaum jemand hinterfragt das. Und wer also kann garantieren, dass eine Gesetzesgrundlage, die heute schon existiert, nicht in wenigen Jahren viel schärfer angewendet wird? Ich hoffe, all diejenigen haben Recht, die mir sagen, ich sei paranoid. Ich hoffe, meine Frau hat Recht, wenn sie mich auslacht, auf den Hinweis auf die strafrechtliche Bedenklichkeit, die Kinder mit dem Handy beim Herumtoben in der Badewanne zu filmen. "Da soll doch mal jemand versuchen, mich dafür vor den Kadi zu zerren, das ist doch völlig absurd", lacht sie heute. Ich hoffe, das Lachen wird ihr nie vergehen…

Okay, soweit also das Wort zum Sonntag eines Paranoiden. Lachen wir darüber, ich möchte es auch tun. Aber ich habe Geschichte studiert und kann es nicht.

Grüße,
Veith (der sich jetzt wieder der (strafrechtlich unbedenklichen) Literatur zuwendet und aufhört, hier den Kolumnisten zu geben))


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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nothingisreal
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Beitrag26.03.2018 09:24

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

@VKB: Nein, das ist eine Übertreibung. Ist so ein Stilmittel. Denn solche Aussagen wie der Doctor getroffen hat, kann man in einer Diktatur treffen. Die haben wir in Deutschland nun mal nicht, ja, es gibt einen Rechtsruck, aber nein, wir leben noch immer nicht in einer Diktatur. Deswegen müssen wir nicht alles hinnehmen, das stimmt, aber den Staat gleich als das Böse schlechthin darzustellen, finde ich eine reine Übertreibung.
Es gibt sogar eine gewisse Zensur in Deutschland, ein gutes Beispiel dafür hast du genannt. Nämlich jenes mit den Computerspielen. Das zweite Beispiel mit den amazon-Rezis ist völlig absurd. Sorry. Man kann wegen allem Möglichen verklagt werden. Ob der Ankläger den Prozess gewinnt, hängt aber nicht nur von der Gesetzeslage ab, sondern auch von den Anwälten. Ein Händler hat nun mal mehr und/oder bessere Anwälte als ein Otto-Normal-Verbraucher. Dadurch fühle ich mich zwar verarscht und unfair behandelt, aber ich schreie deswegen noch lange nicht, dass der böse deutsche Staat mich in meiner Meinung einschränkt.
Natürlich geschehen Änderungen im kleinen und vieles bekommt man nicht mit oder akzeptiert es einfach. Manchen sind bestimmte Entwicklungen auch gänzlich egal. Mich stören die Schockbilder auf den Zigarettenpackungen zum Beispiel nicht im Geringsten, was es mit einem Verstoß der Menschenwürde zu tun hat, bleibt mir schleierhaft. Ob ich deswegen eine Diktatur begünstigte, bezweifle ich sehr stark. Wenn ich allerdings aufhöre das zu sagen, was ich denke, aus Angst vor Konsequenzen, auf jeden Fall.
Und was die Badewannenfotos angeht: Wenn du die Fotos auf facebook und co. hochlädst, machst du dich tatsächlich strafbar. Allerdings meines Erachtens zu recht, weil dein Kind das Recht auf Privatsphäre besitzt. Nicht jeder muss seinen nackten Hintern sehen, auch wenn er noch ein Kind ist.

@Doctor: Also bitte Doctor. Natürlich muss der Leser etwas empfinden, wenn er liest. Aber es ist doch ein Unterschied, ob der Leser mitfiebert oder sich die Hand in die Hose steckt. Oder? Deswegen habe ich nachgefragt, warum du Erwachsene erregen willst. Ich glaube, ich verstehe langsam, wie du das meintest, und das wäre meines Erachtens auch okay.

Übrigens hast du mich gänzlich missverstanden, was ich mit "wie neu" gemeint habe. Natürlich ist das nicht innovativ, aber das habe ich dir gar nicht angekreidet, sondern die Tatsache, dass dieses Bild tausende von Malen schon benutzt wurde, und daher - mich - nicht schocken würde. Ich hatte den Eindruck, das befürchtest du. Dass irgendein Sensibelchen liest "Er fasste ihr an die Brust", in Ohnmacht fällt und dann ihren Anwalt anruft.

Aber wenn man so denkt, kann man gar nichts mehr schreiben. Denn irgendjemanden wir irgendwas immer stören.

Und jetzt mal zwei Beispiele von verklemmten Amerikanern, die Sex bei Minderjährigen behandelt haben: Ganz klassisch "Game of Thrones". Da ist die Hälfte der Charaktere minderjährig. Ganz hoch oben sei die Khalessi erwähnt, die im Buch glaub elf oder zwölf am Anfang ist und im selben Jahr verheiratet wird. Die Sexszenen werden in aller Ausführlichkeit beschrieben. Bestimmt missfiel das irgendeinem Sensibelchen, trotzdem wurden die Schinken verfilmt und die gibt es sowohl im verklemmten USA als auch hier noch zu lesen.
Anderes Beispiel: Big Mouth. Das ist eine Serie auf Netflix, in der es um Jugendliche geht, die gerade in die Pubertät kommen. In jeder Folge holt sich mindestens einer einen runter, hat irgendjemand seine Tage etc. Wenn du kein Netflix hast, schau mal auf youtube paar Ausschnitte an.

Also mein Fazit: Du übertreibst. Schreib es einfach.


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Beitrag26.03.2018 11:26

von Dr. Fusselpulli
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nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Denn solche Aussagen wie der Doctor getroffen hat, kann man in einer Diktatur treffen.


Die Aussage war übertrieben polemisch, und im Nachhinein unangebracht. Das gebe ich zu. Ich empfinde aber noch immer keine Rechtssicherheit darüber, was ich schreibe.
Und das obwohl es tausende ähnliche, und weitaus dramatischere Geschichten gibt, @Akiragirl hat ja ein gutes Beispiel gebracht, und es keinerlei Opfer gibt, dass geschützt werden muss (abgesehen vielleicht von minderjährigen Lesern, die manche Szenen eventuell nicht lesen sollten).
Als anderes Beispiel seien hier alleine die 2837 Twilight Fanfictions ab18 von zumeinst jungen Frauen gelistet, die auf Fanfiktion.de zu finden sind (Das Urheberrecht mal beiseite gelassen).

Ich möchte ungern wegen so etwas als Sexualstraftäter gelten, was ich bisher auch nicht angenommen hatte, aber es scheint eine Grauzone zu sein.

Die politische Diskussion darüber, in welche Richtung sich unsere Demokratie entwickelt, und was die Ursachen und Wirkzusammenhänge sind, mag interessant sein, gehört hier aber nicht hin. Deswegen gehe ich darauf nicht näher ein, soweit es nicht das Thema betrifft.
Ich bin mir bewusst, dass ich diese Diskussion mit meinem übermäßig polemischen Kommentar selbst angeregt habe. Das war ein Fehler meinerseits, für den mich nothingisreal zurecht kritisiert hat.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:

@Doctor: Also bitte Doctor. Natürlich muss der Leser etwas empfinden, wenn er liest. Aber es ist doch ein Unterschied, ob der Leser mitfiebert oder sich die Hand in die Hose steckt. Oder? Deswegen habe ich nachgefragt, warum du Erwachsene erregen willst. Ich glaube, ich verstehe langsam, wie du das meintest, und das wäre meines Erachtens auch okay.


Wer meine Geschichte liest um sich die Hand in die Hose zu stecken, der wird sich durch eine Menge Seiten quälen müssen. Ausschließen kann ich es aber nicht.

@RememberDecember59 beschrieb meinen Roman möglicherweise als Aufklärungsroman. An einigen Stellen kommt das vielleicht hin. Ich sehe meinen Roman aber eher als mehr oder weniger seichte Unterhaltung an.
Etwas was Abends zum Einschlafen liest mit anekdotischem Charakter.
Deswegen sind mir auch Stimmungen so wichtig, und in erotischen Szenen will ich auch erregen und sie nicht verschämt ausblenden.

Ich würde meine Geschichte wie schon gesagt als Slice of Live Geschichte beschreiben. Mit erotischen Elementen. Diese können aber durchaus auch als pornografische Elemente ausgelegt werden.
Wie gesagt, ist der Hauptcharakter meiner Geschichte aber eine Jugendliche. Macht es das dann automatisch zur strafbaren Jugendpornografie?

Soweit ich das persönlich sehe ist die Jugendpornografie aber eine eigene Definition. Etwas kann soweit ich das erkenne zum Beispiel Jugendpornografisch sein, ohne pornografisch zu sein. Zum Beispiel eine teilweise nackte jugendliche Person die sich nach §184c in einer unnatürlich geschlechtsbetonter Körperhaltung präsentiert.
Germanys Next Topmodel könnte je nach Auslegung zum Beispiel in diese Definition passen, es fällt aber gleichzeitig nicht in die Definition der Pornografie.
Gleichzeitig kann etwas jugendlich und pornografisch sein, wie zum Beispiel eine über-sexualisierte Twilight Fanfiktion Geschichte, in der es um eine jugendliche Bella Swan geht, ohne dass es Jugendpornografie ist, weil keine Personen involviert sind.
Pornografie und Jugendpornografie sind also meiner Ansicht nach zwei voneinander unabhängige Sachverhalte, die sich überschneiden können, aber nicht müssen.
Allerdings ist das nur meine Meinung, und meine persönliche Meinung hat im Rechtsstaat kein Gewicht, und sei sie auch noch so plausibel begründet.
Um über meine Meinung hinauszukommen, habe ich diesen Thread eröffnet.

Die Szene die ich in den Redlight District gestellt hatte soll nicht erregen, sie soll eher verstörend wirken, ein wenig Horrormäßig. Eine Stimmung die in meinem Roman so ungewöhnlich und fremd ist, dass ich mir dessen Wirkung nicht sicher war.
Hauptsächlich wollte ich wissen, ob ich dieses Gefühl rüberbringen konnte.
Nach dem Feedback was ich in den letzten Tage erhalten habe, sollte ich noch einmal über eine Überarbeitung nachdenken.
Das war aber nicht die Szene, die mir Sorgen bereitete.

nothingisreal hat Folgendes geschrieben:
Also mein Fazit: Du übertreibst. Schreib es einfach.

Ich denke und hoffe, dass du recht hast. Die Verunsicherung darüber ließ mich diesen Thread eröffnen.
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