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PhilipS Leseratte
Beiträge: 109
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08.03.2018 16:51 Kapitel: Format, Länge etc. von PhilipS
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Ihr Lieben,
ich habe jetzt 10 DIN-A4-Seiten meines neuen Romans geschrieben und mache mir ein paar Gedanken über Kapitel. Ich verstehe, dass man um des Lesekomforts willen inhaltliche Abschnitte setzt. Aus Gründen, die mir selber nicht ganz klar sind, habe ich einen gewissen Widerwillen gegen Kapitelüberschriften oder -nummerierungen. Meint Ihr, es reicht aus, einfach einen Seitenumbruch zu machen?
Außerdem wüsste ich gerne, wie die Kapitel den Inhalt strukturieren sollen. Wie lang sollten sie sein? Sollte zwischen dem Ende eines Kapitels und dem Anfang des nächsten Zeit verstrichen sein oder kann ich nahtlos anschließen und das Kapitel nur setzen, weil gerade eine Überraschung kam? Früher habe ich das recht intuitiv gemacht, jetzt überdenke ich das und werde unsicher...
_________________ Schreibt die Texte, die Ihr selber gerne lesen möchtet. |
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Selanna Reißwolf
Beiträge: 1146 Wohnort: Süddeutschland
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08.03.2018 17:45
von Selanna
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Hallo PhilippS,
Zitat: | ich habe jetzt 10 DIN-A4-Seiten meines neuen Romans geschrieben |
Du weißt ja, es geht nicht um DIN-A-4-, sondern um Normseiten Da können das auf einmal einige Seiten mehr sein
Zitat: | Ich verstehe, dass man um des Lesekomforts willen inhaltliche Abschnitte setzt |
Ich verstehe das ein bisschen anders, ohne zu glauben, die allgemeingültige Antwort parat zu haben, aber: man setzt Absätze für den Lesekomfort, aber vor allem aus Sinngründen. Immer, wenn innerhalb einer Szene, die Du schilderst, sich der Fokus ändert, entweder von einer Person auf die nächste oder von einem Zimmereck ins nächste, oder von einer wörtlichen Rede zur nächsten oder von einer Beschreibung zu einer Handlung etc.
Abschnitte sind Szenen und Du setzt die Abschnitte vor allem dann, wenn sich der gesamte Schauplatz ändert. Gerade waren Maxi und Leon noch im Klassenzimmer, die nächste Szene ist dann im Pausenhof, die übernächste vor dem Gartenzaun von Maxi, als sie sich verabschieden. Möglich wäre auch, einen sehr krassen Themenwechsel/ein sehr einschneidendes Ereignis durch einen neuen Abschnitt hervorzuheben. Sie sind auf dem Heimweg und ein Auto fährt in Maxi. Neuer Abschnitt: Maxi liegt mit verrenktem Bein auf der Straße. Dann wäre eine Szene dem Thema Nachhauseweg gewidmet, das mit einem Unfall endet. Die nächste Szene wäre den Folgen des Unfalls gewidmet, ein völlig anderes Thema, verstehst Du, was ich meine?
Vom Theater her könnte man auch folgende Regel für Abschnitte ableiten: immer wenn eine Figur abgeht oder auftritt, beginnt eine neue Szene. Aber das dürfte in Prosa anders als in der Dramatik nicht so bindend sein, nur ein Aspekt von vielen.
Ein Kapitel beinhaltet normalerweise die Szenen, die inhaltlich zusammengehören. In einem Kapitel erzählst Du in verschiedenen Szenen zB Maxis Schulzeit: eine Szene zu einer Schulrauferei, eine Szene über seinen ungerecht benoteten Aufsatz, eine Szene über seinen ersten Kuss. Im nächsten Kapitel beschäftigst Du Dich damit, wie er auf die schiefe Bahn gerät, zB eine Szene über eine Kneipe, die er eigentlich meiden sollte. Eine Szene über ein Treffen mit zwielichtigen Gestalten. Eine dritte Szene über eine Schlägerei, eine Szene zu einem Polizeiverhör, eine Szene mit den Hells Angels. Drittes Kapitel: Maxi ist im Milieu angekommen und schon recht einflussreich (mehrere Szenen).
Natürlich kannst Du hier spielen, Du kannst zB die harmlose Kussszene noch als Start in das Abrutschkapitel hinüberziehen. Neben dem Inhalt spielt hier, wie Du selbst sagst, auch die verstrichene Zeit eine Rolle. Szenen, zwischen denen Jahre liegen, gehören eher nicht ins selbe Kapitel (wobei es da bei bestimmten Geschichten auch Ausnahmen gibt, wenn sie thematisch zusammengehören und Du quasi über Jahrzehnte hinwegerzählst, kann das auch legitim sein, nur als Bsp.).
Es kann auch gar keine Zeit zwischen den Kapiteln vergangen sein, sondern nur die Thematik völlig wechseln, zB von Maxi zu Leon, der gleichzeitig zu Maxis Abrutschen auf die Polizeischule geht. Oder ein Kapitel handelt komplett von Maxis Leben in Köln, das nächste schließt zeitlich direkt daran an, aber ab jetzt wohnt er in Hamburg und Du erzählst seine Hamburger Erlebnisse.
Absätze sind quasi minimale Fokusänderungen innerhalb einer Szene. Von Szene zu Szene ändern sich entweder die Figurenkonstellationen oder die kleinen Themen innerhalb eines großen Zusammenhangs. In Kapiteln ändern sich Orte oder Zeiten oder große Themen.
Ich weiß nicht, wie gut und nachvollziehbar ich das erklären konnte, ich hoffe, es hilft zumindest ein bisschen.
Liebe Grüße
Selanna
_________________ Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham |
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Taranisa Bücherwurm
Alter: 54 Beiträge: 3180 Wohnort: Frankenberg/Eder
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09.03.2018 16:27
von Taranisa
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Ich wechsle das Kapitel normalerweise nach einem Handlungsabschnitt. Dabei kann es sein, dass zum nächsten Kapitel kaum bis ganz viel Zeit vergangen ist.
Beispiel: Entschluss zur Flucht + sich auf den Weg begeben in einem Kapitel, dem Fluchtziel nahe sein bis Ankommen und Einleben im nächsten und im dritten springst du ein Jahr weiter.
Hilfreich ist sicher auch, für sich selbst bei der Planung Überschriften zu finden (ich nehme beim eigentlichen Schreiben einfach: Kap. 1, Kap. 2 usw.), die den Teil der Handlung sinnvoll zusammenfassen.
Da du geschrieben hast, früher dahingehend intuitiv gearbeitet zu haben, frage dich doch mal, warum du den Kapitelwechsel genau dorthin gesetzt hast. Denn meist besitzt man ein recht sicheres Gespür dafür.
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PhilipS Leseratte
Beiträge: 109
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09.03.2018 16:35
von PhilipS
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Hallo Selanna.
Selanna hat Folgendes geschrieben: | Hallo PhilippS,
Zitat: | ich habe jetzt 10 DIN-A4-Seiten meines neuen Romans geschrieben |
Du weißt ja, es geht nicht um DIN-A-4-, sondern um Normseiten Da können das auf einmal einige Seiten mehr sein |
Stimmt, ich finde Normseiten nur furchtbar zu lesen. Weil ich meinen bisherigen Text manchmal nochmal zum Reinkommen lese, wollte ich eine augenfreundliche Formatierung haben.
Selanna hat Folgendes geschrieben: |
Zitat: | Ich verstehe, dass man um des Lesekomforts willen inhaltliche Abschnitte setzt |
Ich verstehe das ein bisschen anders, ohne zu glauben, die allgemeingültige Antwort parat zu haben, aber: man setzt Absätze für den Lesekomfort, aber vor allem aus Sinngründen. Immer, wenn innerhalb einer Szene, die Du schilderst, sich der Fokus ändert, entweder von einer Person auf die nächste oder von einem Zimmereck ins nächste, oder von einer wörtlichen Rede zur nächsten oder von einer Beschreibung zu einer Handlung etc.
Abschnitte sind Szenen und Du setzt die Abschnitte vor allem dann, wenn sich der gesamte Schauplatz ändert. |
Offenbar bin ich mit der Terminologie nicht vertraut. Mit "Abschnitt" meinte ich einfach irgendeine längere Textpassage, die eine mehr oder weniger in sich geschlossene Untereinheit der Geschichte darstellt und optisch irgendwie von vorangehenden und folgenden Passagen abgegrenzt ist. Durch eine Leerzeile, eine Initialie, mehrere Leerzeilen (evtl. mit einer kleine Illustration zwischen den Abschnitten) oder eben durch einen Seitenumbruch und Kapitelüberschrift.
Selanna hat Folgendes geschrieben: |
Gerade waren Maxi und Leon noch im Klassenzimmer, die nächste Szene ist dann im Pausenhof, die übernächste vor dem Gartenzaun von Maxi, als sie sich verabschieden. Möglich wäre auch, einen sehr krassen Themenwechsel/ein sehr einschneidendes Ereignis durch einen neuen Abschnitt hervorzuheben. Sie sind auf dem Heimweg und ein Auto fährt in Maxi. Neuer Abschnitt: Maxi liegt mit verrenktem Bein auf der Straße. Dann wäre eine Szene dem Thema Nachhauseweg gewidmet, das mit einem Unfall endet. Die nächste Szene wäre den Folgen des Unfalls gewidmet, ein völlig anderes Thema, verstehst Du, was ich meine? |
Jup. Irgendwie war mir das klar, ich hatte nur so einen Moment von Frustration, weil ich das Gefühl hatte, meine Intuition dafür verloren zu haben.
Selanna hat Folgendes geschrieben: |
Ein Kapitel beinhaltet normalerweise die Szenen, die inhaltlich zusammengehören. In einem Kapitel erzählst Du in verschiedenen Szenen zB Maxis Schulzeit: eine Szene zu einer Schulrauferei, eine Szene über seinen ungerecht benoteten Aufsatz, eine Szene über seinen ersten Kuss. Im nächsten Kapitel beschäftigst Du Dich damit, wie er auf die schiefe Bahn gerät, zB eine Szene über eine Kneipe, die er eigentlich meiden sollte. Eine Szene über ein Treffen mit zwielichtigen Gestalten. Eine dritte Szene über eine Schlägerei, eine Szene zu einem Polizeiverhör, eine Szene mit den Hells Angels. Drittes Kapitel: Maxi ist im Milieu angekommen und schon recht einflussreich (mehrere Szenen). |
Danke, das ist ausgesprochen hilfreich. Kapitel als Bündel zueinander gehörender Szenen. Das leuchtet ein.
Selanna hat Folgendes geschrieben: |
Ich weiß nicht, wie gut und nachvollziehbar ich das erklären konnte, ich hoffe, es hilft zumindest ein bisschen.
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Unbedingt! Ich danke Dir.
_________________ Schreibt die Texte, die Ihr selber gerne lesen möchtet. |
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