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Hängen geblieben

 
 
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Klemens_Fitte
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Beitrag28.01.2018 21:46

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das ist seltsam schön und fragil


Dem habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen.

Vielleicht: dass mich das trifft – im Sinne nicht eines Be-, sondern Getroffenseins, oder anders: eines Gemeint-Seins. Formuliert bekomme ich das nicht, aber diese TextSituation, in die ich beim Lesen ebenso widerwillig wie unwiderstehlich hineingezogen werde, scheint an irgendetwas zu rühren, das ich in meinem Lesen, einem fremden Text gegenüber, normalerweise ungern öffne. Und es ist erstaunlich, mit welch sparsamen Mitteln und auf welch – s.o. – fragile Weise der Text diese Emotionalisierung meines Lesens erreicht.


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Lorraine
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Beitrag03.02.2018 21:15

von Lorraine
Antworten mit Zitat

Hallo smile
Kalten Kaffee zu trinken, gehört zu meinen AngewohnheitenSchrullen. Bis auf wenige Ausnahmen gab es in den Kommentaren diese »aber«. Nein, aber. Eigentlich schon, aber. An denen hangle ich mich mal entlang, aber vorher möchte ich noch erwähnen, wie die Kommentare von d. frank, Heidi, finis und anderswolf für mich den 10k geprägt haben, in der Nach-Lese-Phase. Da wurde viel Energie und Zeit dafür aufgewendet, so zahlreichen Texten Rückmeldungen und Kritik zu geben und viele solcher Kommentare sind interessant und kurzweilig zu lesen; ich finde es toll, verschiedene Lesarten, Meinungen mit den eigenen abgleichen zu können, von der Wirkung von Texten auf andere zu erfahren und zu verstehen, was wem wichtig ist und warum.


holg hat Folgendes geschrieben:

Aber das Lesen lohnt sich, das ist nach ein bisschen Anlauf geschickt gemacht
Danke.
Wenn ich recht verstanden habe, hast du in deinem Text genau das (Klotz) vermeiden wollen, was du hier vorgefunden hast. Ja, es sieht recht gleichförmig aus, ich habe mich nach kurzem Überlegen für Großschreibung und Kommata entschieden, ersteres, um eine Logik der Verknüpfungen zu erhalten und die Kommasetzung, so stellte ich mir vor, könnte den Eindruck vermeiden helfen, hier gäbe es so etwas wie Atemlosigkeit im Denken. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass solcherart Texte ohnehin nicht beim ersten Lesen komplett funktionieren – ganz ohne Satzzeichen hätte es wohl kaum jemand ein zweites oder drittes Mal versuchen wollen, hier zu folgen.
Im Nachhinein denke ich, dass ich durch Formatierung die wenigen Standortwechsel des Ich hätte markieren können, für nötig halte ich das jedoch immer noch nicht.
Verschiedene Schriftgrößen, wie in deinem Text – ich lese da eine Veränderung der Lautstärke (oder eben der Raumforderung eines Gedankens) einer inneren Stimme –  das hätte hier nicht gepasst.

Überhaupt stelle ich fest, dass ich eine etwas antiquierte Herangehensweise hatte, im Gegensatz zu dem, was z.T im Wettbewerb versucht wurde, bin da bei den Texten anderer eigentlich recht aufgeschlossen, ich selbst habe auf Experimente verzichtet. Jedes mal, wenn ich da eine Ausnahme gemacht habe, ist mir das (auch) angekreidet worden, vom Großteil der Bewerter. smile


lebefroh hat Folgendes geschrieben:
- aber es war dann doch zu schwierig zu lesen, um mich bei der Stange zu halten, zu ermüdend, um die Bedeutung zu finden...

Kann ich gut verstehen, mir ging es bei vielen Texten ganz ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen.  Danke fürs Kommentieren.

firstoffertio hat Folgendes geschrieben:

Da strömen schon Gedanken, aber die haben etwas Meta-Physisches, obwohl es um Nagel, Bild, Wand geht, bzw. diese Auslöser sind.
Vielleicht meinst du, die Gegenstände selbst seien Teil einer gedanklichen Metaphorik? Da bin ich mir ziemlich sicher, ich halte das sogar für ganz selbstverständlich in diesem Denken, es funktioniert das Ich genau so. Wenn »Abstieg« gedacht wird, dann betrifft das die Kellertreppe, die wiederum unzureichend beleuchtet ist, aber was zu diesem Gedanken führt, das Wissen darum, dass »etwas fehlt«, es genügen müsste, mit der Suche danach zu beginnen – ich glaube schon, dass wir in Metaphern und Symbolen denken, oder uns hin- und herübersetzen. Dabei ist aber smile die innere Sprache etwas Individuell-Idiomatisches, wie ein Dialekt, besser: eine Varietät, die sich (glaube ich) gerade dann entwickelt, wenn eben nicht laut gedacht wird, und sich das Denken wiederholt an persönlichen Grenzen entlang oder darüber hinaus bewegt, dabei das Außen und das Sicht- und Beschreibbare (das Mit-teilbare) sich nicht zu verändern scheinen. Question
Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

Municat hat Folgendes geschrieben:
Trotzdem fällt es mir schwer, den Sinn des Textes zu erfassen. […] Die Leere, die den Stream auslöst, ist in diesem Fall wohl der leere Rahmen ... gleichzeitig aber auch das Haus an sich. 
»Das Haus an sich« – so sehe ich es nicht, und, wie schon gesagt, lag der Fokus für mich bei »das Fehlen von etwas«,  und tatsächlich gibt es (noch) kein Bild für diesen Rahmen, konkret aber beginnt der Gedankenlauf schon beim Nagel, der erst gesucht werden muss usw. – Danke für deinen Kommentar.

RememberDecember59 hat Folgendes geschrieben:
Es tut mir leid, das ist irgendwie nichts für mich, ich krieg schon nach ein paar Zeilen Kopfschmerzen. Allein die Formatierung. Laughing

Tut mir leid, dir Unannehmlichkeiten bereitet zu haben smile aber du hast immerhin deinen Lese-Eindruck hinterlassen. Danke!

d.frank hat Folgendes geschrieben:
[...] macht diese Geschichte ihrem Namen alle Ehre und ist bei mir hängengeblieben. Ich möchte nicht vorgreifen, aber es geht ja gar nicht anders, wenn ich die Texte nach und nach kommentiere. Allein am Merkmal Bewusstseinsstrom betrachtet, hat dieser Text ihn für mich bisher am Besten eingefangen.

Schön, dass der Text hängengeblieben ist und ein Dankeschön für deine positive Einschätzung. Das hier hat mich ebenfalls gefreut:
d.frank hat Folgendes geschrieben:
Es geht um das Tun und das Fühlen, darum, das eine hinter dem anderen zu verstecken, keine Balance darin zu finden. Und deshalb geht es für mich schlussendlich auch um Kunst und Handwerk, das Schöpferische und das rein Handelnde.

Du hast dir wirklich viel Zeit genommen für die Texte, insgesamt, toll und: Danke!

Literättin hat Folgendes geschrieben:
Dem hier kann ich doch noch was abgewinnen, nachdem mich dieser Text schon zwei, dreimal abgeworfen hatte [...] und ich das auf dieser Länge hier nicht durchhalten konnte oder wollte.

Aber da mittendrin versteckt sich ein kleines einsiedlerisches Idyll oder Stilleben


Stillleben … im Französischen sagt man »nature morte« Cool – Übrigens: der Text reicht nur ganz knapp über die verlangte Mindestzeichenzahl hinaus. Kürzer ging nicht. Danke fürs Lesen und Kommentieren.


Heidi hat Folgendes geschrieben:
Das Motto finde ich aber nicht in der Form vor, wie ich es verstanden habe (als Steigerung einer Stille, die dann später wie eine Gewalt hereinbricht oder umgekehrt), aber das ist für mich kein Kriterium, einen Text nicht zu bepunkten, wenn ich inhaltlich und stilistisch davon überzeugt bin und wenigstens das Thema vorfinde (oder umgekehrt).


Hier habe ich Gelegenheit, etwas zum »Motto« loszuwerden, auch anhand deiner Erklärung dazu, wie du diese Vorgabe verstanden hast. Dazu
Vorgabe hat Folgendes geschrieben:

The silence like an ocean rolled, 
And broke against my ear. 

»Motto« bedeutet hier, dass der Text damit in Verbindung steht oder davon inspiriert ist oder sich damit auseinandersetzt, nicht, dass wir mit diesen Versen eine spezifische Situation vorgegeben, die behandelt werden soll.
*kursiv von mir

Das Motiv einer Stille, die als laut empfunden wird, dieses Paradox also – ich habe erst mal geschluckt, als ich das gesehen habe, vielleicht auch, weil ich es nicht mehr sehen kann, vielleicht, weil ich glaube, das schon mehrfach »abgehandelt« zu haben.
Dem Ich dieses Motto als ein von außerhalb auf den Text einzuwirkendes Anbranden vom Leib zu halten, ist (für mich) eine Art der Auseinandersetzung
Zitat:
wie der Rahmen selbst einen Schatten wirft, sein Schatten ihm gewichtigere Dimensionen verleiht, wie ähnlich es ist dein freier Tag, draußen bleibt heute ausgesperrt, es kann mich mal, kein Laut dringt herein, ich bin die Handwerkerin, die Krach geschlagen hätte noch gefehlt, mich einem stillen Tag zu beugen, mich beuteln zu lassen,

eine weitere liegt darin, dem Ich die Möglichkeit der Kontrolle zu lassen, »silence like an ocean rolled«, dieser Vergleich lässt mich nicht an »Steigerung einer Stille« denken, für mich steht »Ozean« für ein unablässiges Rauschen, eine Regelmäßigkeit des Wellengangs, und es wäre für mich der Moment des Sich-Bewusstwerdens dieser Stille, die gar keine ist, die es nicht gibt: »Und brandete gegen mein Ohr«. Oder eben »Und brach sich an meinem Ohr« – ich habe das nicht als »bricht über mich herein« aufgefasst, wollte das Zitat in keinen anderen Zusammenhang bringen als den zum Text,
Zitat:
Form würde, was ich dem Weiß wegnähme, wenn ich es zerteilte, auflöste, aufstehen, packen, abreisen, alles dasselbe, das Schlängeln, die Straße, fliehende Tropfen, die Kühle eines frühen Morgens, du willst es, ja, weiter, noch weiter, Anthrazit und das Gleißen, diesmal hältst du an, hältst inne, stellst das Rauschen ab, ja, steig aus, denn hier bist du weit genug, genau dort, wo sich alle Linien in einem Punkt treffen, du musst dich nur umdrehen, du hast es hinter dir,
wo es einen Widerstand oder eben den Kontrollversuch gegenüber dem Rauschen gibt. Oh je. Das ufert aus, fürchte ich – und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie schwer bis unmöglich es sein kann, bei anderen Texten Spuren des Mottos zu finden oder nachvollziehen zu können, wie der Text Bezug nimmt.
Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit dem Beitrag, dein Text gehört zu denen, die ich sehr oft gelesen habe, »Stille« und »Leere« waren mir überdeutlich, wohingegen mich selbst die Wolfskinder nicht auf den Pfad der Entschlüsselung führen konnten smile
Es folgen noch Antworten, hier unterbreche ich für jetzt,
L.
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Lorraine
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Beitrag10.02.2018 19:11

von Lorraine
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Puh. Das hier ist anstrengend. Zu lesen. Ich fürchte, es könnte eine Geschichte sein, die ich lieber nicht als Bewusstseinsstrom gelesen hätte. Aber dann wäre es vielleicht eine andere Geschichte geworden. Und eigentlich mag ich diese hier ja, so inhaltlich, die Sache mit den leeren Tagen kenne ich leider nur zu gut, die andere Sache, die mit dem kratzen, krakeln, tuschen, die eher nicht, aber das macht nichts, die finde ich dafür umso interessanter. Nur leider liest es sich so mühsam. Vielleicht liegt es auch an der Form, an diesem monströsen Brocken, der sich im Forum natürlich noch einmal schlechter liest als vielleicht anderswo. Allerdings gibt es andere Brocken im Wettbewerb, die sich deutlich angenehmer lesen.

Tja, nun. Das ist leider ein recht nichtssagender Kommentar geworden. Du bist der letzte Text, den ich kommentiere, das ist dir vielleicht nicht bekommen.

Ich mag dich ja, Text. Aber einfach machst du es mir nicht.


 »monströser Brocken« Laughing
Klingt nicht nach schwer verdaulich, eher nach »das kriege ich gar nicht erst runter«. Kein Wunder, wenn man sich quer durchs Menu kommentiert und dann kommt das Letztedas Dessert so

dwds.de hat Folgendes geschrieben:
 monströs Adj. ‘ungeheuerlich, mißgebildet’ (17. Jh.), aus frz.monstrueux (lat. mōnstruōsus ‘widernatürlich, unnatürlich, scheußlich’);
 
daher.
Beim Nachgucken ist mir aufgefallen, dass das, was du am äußeren Erscheinungsbild kritisierst, etymologisch mit dem in Verbindung steht, was (oder wen) ich im Sam-Text bei dir gelesen habe:

dwds.de hat Folgendes geschrieben:
Monstrum n. ‘Ungeheuer, Ungetüm, Mißbildung, großer unförmiger Gegenstand’, Übernahme (16. Jh.) von lat. mōnstrum ‘Ungeheuer, Scheusal’, eigentlich ‘Mahnzeichen, Weisung der Götter durch ein widernatürliches Ereignis’. Der Ausdruck entstammt der römischen religiösen Terminologie und ist abgeleitet von lat. monēre ‘an etw. denken lassen, erinnern, mahnen, warnen’


Ich finde es verständlich, dass man, wenn der eigene Text so ganz anders (formal) mit den Vorgaben umgehend daherkommt, hier nicht viel findet, was die Anstrengung rechtfertigt, zu einer Geschichte durchdringen zu wollen, die nicht auffindbar ist. Oder ein Trugbild.
GlG dir!

finis hat Folgendes geschrieben:
[...]
Ich muss mich doch ganz schön zusammenreißen, um den Text mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu lesen und nicht etwa ein paar Gedanken zu überspringen - aber das ist es wirklich wert.
[…]

Vielen Dank dafür, besonders auch, weil ich das nicht geschafft habe: Jedem der Texte im Wettbewerb genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Deine Kommentare wiederum haben dazu beigetragen, dass ich auf vieles aufmerksam wurde, was mir während der Bewertungsphase zwangsläufig entgehen musste.
 
finis hat Folgendes geschrieben:
Ich will natürlich nicht vom Text auf den Autor schließen, aber ich unterstelle Dir mal sehr viel Menschenkenntnis und eine scharfe Beobachtungsgabe.
[...]

"..."
 
finis hat Folgendes geschrieben:
Klar, vorhanden, Vorgabe erfüllt soweit so gut - aber ich frage mich dann doch: ist es wirklich das, worum es hier geht? Und: soll es darum gehen? Oder einfach nur vorkommen? Reicht mir das? Ich will damit unter keinen Umständen unterstellen, dass Du die Vorgaben nicht erfüllst, das tust Du schon. Und der Text ist wahnsinnig gut geschrieben und die Idee das mit dem kreativen Prozess zu verbinden ist toll. Ich bin mir nur nicht sicher, inwiefern das Thema hier wirklich Thema ist und nicht nur ein zugefügtes Textelement.

Ein Text zum Thema »Gedächtnisbilder [Leere]« sollte geschrieben werden. Beim Lesen vieler Texte habe ich festgestellt, dass es meist um Erinnerungen ging, um ganze Sequenzen, weniger um Gedächtnisbilder. Schon eine Frage der Interpretation der Themenstellung, denke ich. Der Prozess des Erinnerns als eine gedankliche Bewegung um oder hin zu Gedächtnisbildern, angestoßen »von dem Fehlen von etwas, von einer Leere« … für mich sollte so ein Text »zeigen«, wie die Wahrnehmung »Fehlen« und »Leere« automatisch als zu füllende Lücke oder als etwas, das es zu finden gilt, identifiziert. Aus einem so ausgelösten Bewusstseinsstrom dann eine Folge von Bildbeschreibungen zu machen, die im Kopf eines Ich stattfänden, auf die Idee wäre ich nicht gekommen.
Schlomo hat Folgendes geschrieben:
Ein Bewusstseinstrom, anstrengend zu lesen.

Ja, mag sein. Danke für den Stempel smile

V.K.B. hat Folgendes geschrieben:
Sorry, ich habe gerade zuviel um die Ohren und komme dieses Jahr nicht wirklich dazu, alle Texte so zu kommentieren, wie ich gerne würde (sind ja auch recht viele diesmal). Deshalb muss dieser Kurzkommentar reichen, bitte nicht enttäuscht sein.

Dreimal gelesen, leider bleibt da mir nicht wirklich was hängen. Tue mich auch schwer, die Vorgaben umgesetzt zu sehen. Nicht meins, sorry.

Da ging es mir bei deinem Text ganz anders. Mir ist davon ziemlich viel hängengeblieben. Dass dieser Text hier nicht »deins« ist, wundert mich weder, noch sehe ich einen Grund, sich dafür zu entschuldigen.  
Jenni hat Folgendes geschrieben:
Da hast du das Thema ja sehr wörtlich genommen, die Leere in einem Bilderrahmen beschwört ein inneres Bild herauf, das gemalt werden will, die Farben machen es aus, aber tatsächlich scheint es sich um eine Erinnerung zu handeln, an einen entscheidenden Moment, ein bestimmtes Gesicht im Halbdunkel, von außen durch die Scheiben betrachtet - vielleicht ist es aber auch Nighthawks von Edward Hopper.
Hängen bleiben bezieht sich ja auch auf den Protagonisten, der sich von etwas nicht lösen kann.
Dennoch, ich finde nicht genügend Anhaltspunkte, um etwas auszumachen, das über die Szene hinausgeht. Ich bin mir nicht sicher, ob du mir nicht genug anbietest oder ich nicht ausreichend genau hinschaue.

Es gibt nicht viel zu sehen, das stimmt wohl, das Angebot ist karg, das Ich klebt, stimmt auch und es gibt, glaub ich, nur wenig Anhalts-Punkte. Da wären der Fluchtpunkt,

Text hat Folgendes geschrieben:
genau dort, wo sich alle Linien in einem Punkt treffen, du musst dich nur umdrehen, du hast es hinter dir,

und, am Ende, ein weißer Fleck. Es gab, glaub ich, genug Texte, die mehr zu bieten hatten, auch mehr Präzision. Danke für deinen Lese-Eindruck, Jenni.


Michel hat Folgendes geschrieben:
Depressiver (?) versucht, den Tag zu gestalten, indem er wenigstens ein Bild aufhängt. Harter SoC, dem ich folgen kann, aber anfangs nicht möchte, weil er mir einfach zu banal erscheint. Gegen Ende dann poetischere Färbung. Sich aus einer solchen Lethargie aufzuraffen, kann ja eine wirkliche Heldentat sein, aber um da zuzusehen, bin ich wohl zu ungeduldig. Und mich Ungeduldigen nimmt der Text nicht so richtig mit oder rein.

Klare Worte einem Text gegenüber, der banal erscheint und sich verschlossen gibt. »Harter SoC« … Cool

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
[...] Hängen und Geblieben, was zuerst vielleicht der Rechtschreibung entsprechen mag, immer aber seltsam aussieht, so dass ich noch vor dem ersten Lesen mir diesen Mangel notieren wollte: Hängengeblieben! Nun aber muss es auseinanderstehen, muss optisch getrennt werden, denn das ist das Tagwerk der dem Tode nahen Dame: erst muss sie etwas hängen, den Rahmen an die Wand nämlich, und wer dann meint, sie wäre zu kraftlos, um weiterzuleben, dem zeigt der zweite Teil, sie ist am Ende doch geblieben.  Und so denkt sie auch: Ihr wagt Stille nicht zu drohen, sie wird bleiben, sie steht immer wieder auf, bis das Werk ihres Lebens irgendwann einmal vollends getan. [...]

Ja. Ich finde das alles im Text wieder, wobei dieses »dem Tode nahe« für mich (hier) nichts mehr bedeutet, als ein gesteigertes Bewusstsein für die eigene Endlichkeit.

anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das ist feinsinnig mit Worten gemalt, durch leichtes Spiel in der Sentenz wandelt sich ein ganzes Bild und zeigt einen Menschen, einen echten Menschen, dem man auch abnimmt, so zu denken, [...]

Vielen Dank für das.
     
Angst hat Folgendes geschrieben:
Ein weiterer Beitrag, den ich zwar vage interessant finde, der in mir aber nichts auslöst.
Der Text wird gegen Ende immer spannender (da assoziativer), blüht aber nie so recht auf.
Einige gestelzte Wendungen stören mich, etwa:
„Dein ist das Weich und die Kraft und die Müdigkeit“.
Das finde ich aufgesetzt.
Überhaupt lädt mich der Text nicht dazu ein, seine Rätsel zu lösen.
Obwohl ich denke, dass hier etwas verborgen liegt, wird es wohl nicht für Punkte reichen.

0 Punkte.

Kaum zu entkräftende Argumente. Was ein Text nicht kann: jeder Art von Lesezeit und -Lust entgegendenken. Noch zwei, drei Jahrzehnte, und deiner Gratin-Frau könnte so ein Denken passieren, falls sie nicht vorher abdankt Confused

Tjana hat Folgendes geschrieben:
Diesen Text habe öfter gelesen, als alle anderen. Teils, weil der Zugang es einforderte, teils weil der Text nicht aufhörte, mich zu faszinieren.
Möglich, dass ich immer noch nicht alle Facetten zu einem echten Erkennen gebracht habe. Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich vielleicht detaillierter benennen. So bleibt mir nur, ein großes Lob auszusprechen. Bewunderung, für einen Text, der sich angefüllt um die banale Leere eines Bilderrahmens rankt und in mir brodelt, weiterhallt.

Sprachlich höchst interessant finde ich die Verbindungen zweier Sätze / Aussagen.
Die schriftstellerische Aussage des mal Setzens, mal Weglassens der Interpunktion bleibt mir allerdings verborgen. Da hoffe ich auf eine Diskussion im Nachhinein.
Jedenfalls ist dies mein Favorit!


Tjana,
in der Hoffnung, offen gebliebene Fragen an den Text weiter oben beantwortet zu haben, bleibt mir,
»Dankeschön« zu sagen für dein Lob. Von dieser Stelle wünsche ich auch gute Besserung und baldiges, ungehindertes Stehen, Gehen, Tanzen.

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
Ich habe gerade Angst vor der Macht meiner Kritik und sorge mich um meine Urteilsfähigkeit. Deshalb an dieser Stelle kein inhaltlicher Kommentar.

Danke für deine Teilnahme am Wettbewerb.

Gern geschehen, Grüße von hier nach da.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Für meinen persönlichen dritten Platz musste ich lange überlegen.
Ich habe mich entschlossen, diesem Text meine Punkte zu geben, weil er, ebenso wie der neutrale Erzähler auf Nummer zwei, die gewählte Erzähltechnik am Besten transportiert. Hier hatte ich am stärksten das Gefühl, jemandem beim zusammenhanglosem Denken zuzusehen. Der Text wirkt trotz dieser starren Form aber immer noch natürlich und ich mag seine Aussage, so ich sie denn richtig gedeutet habe, auch hier freue ich mich darauf, die Sicht des Autors dazu zu hören.


Nochmals Grüße und ein Dankeschön, hoffentlich hat die Sicht der Autorin dazu beigetragen, mehr Licht aufs zusammenhanglose Denken zu werfen, das Prädikat »natürlich« nehme ich gern mit, danke fürs Bepunkten. Ob du richtig gelegen hast, mit deiner Vermutung, wer hinter dem Text stecken könnte  – vielleicht erfahre ich das ja noch smile

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Das ist seltsam schön und fragil


Dem habe ich eigentlich nichts hinzuzufügen.

Vielleicht: dass mich das trifft – im Sinne nicht eines Be-, sondern Getroffenseins, oder anders: eines Gemeint-Seins. Formuliert bekomme ich das nicht, aber diese TextSituation, in die ich beim Lesen ebenso widerwillig wie unwiderstehlich hineingezogen werde, scheint an irgendetwas zu rühren, das ich in meinem Lesen, einem fremden Text gegenüber, normalerweise ungern öffne. Und es ist erstaunlich, mit welch sparsamen Mitteln und auf welch – s.o. – fragile Weise der Text diese Emotionalisierung meines Lesens erreicht.


Lieber Klemens_Fitte,
»Emotionalisierung meines Lesens« schreibst du, und der Eindruck, dass es diesem Text szs ausnahmsweise gelingt, so etwas bei dir zu erreichen, lässt mich ein wenig ratlos zurück. Jetzt gerade kommt es mir vor, als könnte das auf einen Mangel hindeuten, an dem sich der Text mit Hilfe des Konstrukts einer Zerbrechlichkeit vorbeischummelt? Vielleicht ist es ja genau das: Mangel – was ankommt, wie hier beschrieben
anderswolf hat Folgendes geschrieben:
Gleichzeitig geschieht so viel in diesem von Schmerz und Hunger und Sehnsucht bewohnten Leib, träumt eine empfindsame Seele nach einem Ausdruck ihrer Eindrücke.

… wenn man Lesezeit schenkt. Mit Träumen ist es halt nicht getan. Dem Ich dort müsste die Autorin mal auf die Sprünge helfen. Danke dir für deine Lesezeit und deine Worte.

Hat gedauert, das Antworten und Herumdenken, aber jetzt bin ich durch. Den einen oder anderen der Texte aus diesem 10k werde ich im Gedächtnis behalten - Danke an die Organisatoren, Danke Boro, für alles smile
L.
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Beitrag11.02.2018 00:00

von d.frank
Antworten mit Zitat

Hallo Lorraine,

ja, ich habe dich schon hinter dem Text vermutet. Embarassed
Das wird einerseits dieser typischen Verkettung von Worten zuzuschreiben sein, die ich bei dir schon öfter gesehen habe, andererseits war mir absolut klar, dass hier jemand aus der Lyrik schreibt. Vielleicht habe ich mit dem Hintergrundwissen, das ich mir zur Person hinterm Text erarbeitet und gemacht habe, eben auch diesen Zwiespalt herauslesen können, den du, denke ich, nach dem ich nun deine Antworten gelesen habe, auch gemeint hast. Aber eigentlich? Nein! Wenn dann habe ich eher mich selbst herausgelesen, diesen ewigen Kampf: Ich sitze vor einem leeren Blatt / Bildschirm und versuche in Worte zu fassen, was ich denke, fühle und eben noch so deutlich vor mir gehabt habe. Am Ende siegt dann nicht selten die Verzweiflung und ich gebe mich tätigeren Dingen hin, damit ich mich nicht komplett verloren und nutzlos fühlen muss.
Den Rahmen bauen und aufhängen: das Geringste im ganzen Prozess. Eine leere Fläche mit Kopfbildern füllen? Eigentliche Kür und Anspruch.


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Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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firstoffertio
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Beitrag11.02.2018 00:48

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich habe nun noch mehrmals den Text gelesen.

Der Anfang beschreibt eigentlich schon, was Ich meint, tun zu sollen/wollen:

Zitat:
Genügt ja, mit der Suche nach einem Nagel zu beginnen, ich könnte aufstehen, sollte aufstehen, das lange Sitzen, aber dann finde ich den Hammer wahrscheinlich nicht,


Etwas festzunageln. Als Bild, als Text. Und dass es wohl nicht gelingen wird.

Dann beschreibt der Text die Schwierigkeiten.

Und hier bekommt man ein bisschen eine Skizze von dem, was festgenagelt werden sollte:

Zitat:
du hast es hinter dir, dieses eine Gesicht im Halbdunkel, der Blick, und viel deutlicher die großen Fenster der Kneipe, aus denen rot- und gelbgefärbtes Licht auf die Straße fiel, viel Schwarz braucht es, und Geduld, aber ich seh dich schon, Bild, seh euch noch, Gesicht, Augen, Fenster, Leuchten, Straße, Teilnahme, Wissen-wollen



Aber der Text beschreibt weiter, wie das nicht gelingt. Ich hängen bleibt, bei dem Bemühen, ein Bild für den (Text/Bilder)Rahmen zu kreieren. Und das Bild bleibt im Ich hängen.

Das kann man tatsächlich lesen als Metapher, Allegorie? zur Frage, was Sprache, oder auch bildnerische Darstellung kann, und wo die Grenzen sind.
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Klemens_Fitte
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Beitrag11.02.2018 12:43

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Lieber Klemens_Fitte,
»Emotionalisierung meines Lesens« schreibst du, und der Eindruck, dass es diesem Text szs ausnahmsweise gelingt, so etwas bei dir zu erreichen, lässt mich ein wenig ratlos zurück. Jetzt gerade kommt es mir vor, als könnte das auf einen Mangel hindeuten, an dem sich der Text mit Hilfe des Konstrukts einer Zerbrechlichkeit vorbeischummelt?


Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe, sage aber erst mal: nein, einfach weil Mangel und Konstrukt genau die allerletzten Worte sind, die mir bei der Beschreibung dessen, was ich vielleicht etwas spröde mit Emotionalisierung meines Lesens benannt habe, in den Sinn kommen.

Mir war ja schon klar, ich würde es nicht formuliert bekommen. Vielleicht eine Analogie: es gibt Erinnerungen – Szenen, Bilder – die Menschen betreffen, die mir nahe sind, und in denen sich diese Nähe derart klar – makellos? – und unverwortbar zeigt, dass diese ganze Mischung aus Prägnanz, Vergänglichkeit/Fragilität – des Augenblicks – und Beständigkeit – der Emotion? – einen Kloß im Hals schafft, oder anders: mich ergreift. Und das zunächst ohne Wertung, weil jede echte Emotion immer alle Aspekte in sich trägt.

Der Sinn dieser schiefen Analogie? Ich lese bspw.
Zitat:
Schraubenzieher, zurück mit dir in den Schrank, zum Hammer, schön, ihr Werkzeuge, wie ihr da aufgereiht hängt

und ich habe einen Kloß im Hals, weil ich mich diesem Text-Ich, seinem Denken, seinem ganzen Da-Sein so nahe fühle. Und das ist keine Ebene, auf die ich für gewöhnlich vorbereitet bin, wenn ich einen Text lese.


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Christof Lais Sperl
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Beiträge: 942
Wohnort: Hangover
Der silberne Roboter


Beitrag11.02.2018 13:01
Liebe Zeit
von Christof Lais Sperl
Antworten mit Zitat

Aus Zeitgründen jetzt erst gelesen. Genialer Text, Lorraine. Chapeau. Félicitations.

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Lais
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