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Abgesang dem Roman, Hymne dem Ich-Text??

 
 
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Abifiz
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 236
Wohnort: Deutschland, in Nähe von Marburg seit 2007


Beitrag31.12.2017 04:36
Abgesang dem Roman, Hymne dem Ich-Text??
von Abifiz
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Hallo verehrte Skribenten.

Zwei Artikel in DIE WELT, einer vom 7.1. aus der Feder von Peter Praschl (https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article160960374/Warum-mich-Romane-heute-nur-noch-langweilen.html#Comments) mit dem forschen Titel "Warum mich Romane heute nur noch langweilen" und einer vom 24.9. 2016 (https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article158350626/In-welche-Richtung-will-die-Gegenwartsliteratur.html) mit dem vorsichtigeren Titel "In welche Richtung will die Gegenwartsliteratur?" von Richard Kämmerlings schneiden das Thema an -- wenn auch mit verschiedenen Akzenten -- ob heutige Fiktion überholt sei, und die "Zukunft" dem Ich-Text gehöre.

Reichlich abifizisch bösartig von mir übersetzt: Musik nicht mehr orchestriert, sondern nur noch onaniert.

Was hält nun die hiesige verehrte Forumleserschaft von solchen Thesen?

Herzlich
Abifiz


_________________
Meine sehr kluge Signatur befindet sich noch in der Herstellungsphase. Falls keine gravierenden Inkompatibilitätsprobleme auftauchen werden, rechne ich mit ihrer Lieferung für das 1. Quartal 2034. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3755



Beitrag03.01.2018 02:38

von Nordlicht
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Ich hatte eigentlich schon immer ein Faible für Sachbücher. Romane sind eher eine Glückssache, da man sie nicht in erster Linie wegen der Informationen darin liest. Ich denke, daraus ergibt sich eine größere "Weiterleshürde" für den Leser. Beim Sachbuch dagegen greift man doch meist zu, weil einen das Thema interessiert, und verzeiht vielleicht eine nicht so gelungene Aufarbeitung eher als bei einem Roman.

_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag03.01.2018 09:12

von BlueNote
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Ich denke nicht, dass die Selbstentblößung (oder die Entblößung anderer) zukünftig die einzige Möglichkeit sein wird, sich literarisch auszudrücken und diese Schreibe den Roman (in seiner Vielfalt) ersetzen wird (ich befürchte eher stark gegenteilige Tendenzen). Der Journalist hat mit Sicherheit keinen Trend entdeckt, nur weil ihn aus Überdruss inzwischen alles in der Literatur (oder auch bei Theaterinszenierungen) anödet. Das ist vielleicht eher ein Problem des zu viel Konsumierens (von Geschäfts wegen), so als ob man täglich Austern und Kaviar essen muss.

Aber ein bisschen komme ich mir auch vor wie in so einer Schrowange->RTL-Entrüstungs-Show. Was bringt es, die Empörung der verehrten Forumleserschaft bezüglich solcher Thesen abzufragen bzw. auszulösen? Wenn Literatur zukünftig nicht nur reine Unterhaltung, Kommerz und Märchenwelt für Kind gebliebene Erwachsene ist und neben bissigen Vampirgeschichten und Harry-Potter Schicksalen auch noch literarisch ein kleines Rinnsal in eine andere Richtung fließt, ist daran doch nichts auszusetzen.
Keine Angst, die flache Unterhaltung wird sicherlich niemandem genommen. Aber vielleicht meinten die Autoren des Feuilleton ja gar nicht diese Art von Literatur. Um die "Es wird gedruckt, was Kohle bringt"-Literatur werden wir uns mit Sicherheit keine Sorge machen müssen. Die regelt ja der Markt und nicht irgendwelche gelangweilten Zeitungsfeuilletonisten.
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Merlinor
Geschlecht:männlichArt & Brain

Alter: 72
Beiträge: 8666
Wohnort: Bayern
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Beitrag03.01.2018 15:08

von Merlinor
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Hallo Abifiz

Ich denke, BlueNote hat es ganz gut auf den Punkt gebracht. Ich glaube auch nicht, dass es neuerdings einen generellen Trend zum autobiographischen Schreiben gibt, der sich durchsetzen und die Literatur auf den Kopf stellen wird. Den erhoffen sich nur überdrüssige Journalisten, denen die Flut an fiktionaler Literatur, der sie sich täglich stellen müssen, die Laune verhagelt hat.

BlueNote hat Folgendes geschrieben:
... Der Journalist hat mit Sicherheit keinen Trend entdeckt, nur weil ihn aus Überdruss inzwischen alles in der Literatur (oder auch bei Theaterinszenierungen) anödet. Das ist vielleicht eher ein Problem des zu viel Konsumierens (von Geschäfts wegen), so als ob man täglich Austern und Kaviar essen muss ...


Ja, einem Journalisten des Feuilletons kann ich so einen Überdruss an fiktionalen Stoffen durchaus nachempfinden. Ich für meinen Teil habe auch schon seit einiger Zeit nur mehr wenig Lust auf Romanliteratur. Ich habe in diesem Feld einfach ein paar hundert Bücher zuviel gelesen.

Auf die Idee, deshalb auf autobiographische Werke auszuweichen, käme ich allerdings nicht. Die Selbstentblößung von Menschen wie Knausgård, Stuckrad-Barre oder Melle zu bestaunen liegt mir nicht. Ihre Leben interessieren mich nur am Rande, weil es da für mich nur wenig Neues zu lernen gibt.

Also lese ich mit Interesse - und oft auch Vergnügen - fast nur noch reine Sachtexte. Ich recherchiere viel und fröne meiner Neugier.
Das reicht mir, wird aber sicher auch kein literarischer Trend ... smile

LG Merlinor


_________________
„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
Als Physiker sage ich Ihnen nach meinen Erforschungen des Atoms:
Es gibt keine Materie an sich, Geist ist der Urgrund der Materie.“

MAX PLANCK (1858-1947), Mailand, 1942
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag03.01.2018 17:10

von Babella
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Schöner Artikel von Praschl, danke für den Link, Abifiz, aber warum du dich ereiferst, verstehe ich nicht. Ich kann diese Stimmung, die Praschl beschreibt, gut nachempfinden, ich bin es auch manchmal leid, Geschichten erzählt zu bekommen. Es hat mit Märchen und der Bibel schon in früher Kindheit angefangen, und ja, da möchte ich im Nachhinein auch auf die nichtvorhandene Bühne stürmen und rufen: Hey, das stimmt alles nicht, Wölfe fressen keine Großmütter, Frösche werden nicht zu Prinzen und eine Hölle gibt es mal grad gar nicht.
Es geht gut aus: Im Märchen leben sie glücklich, und die Braven kommen in den Himmel. Der Täter wird gefasst. Nein, das Leben ist nicht so.
Aber sich an Krankheit und Tod anderer zu weiden ("Das Schicksal ist ein mieser Verräter") ist auch nicht die Lösung. Das ist mir zu billig, zu durchschaubar: Man weint im Kino und ist dann verdammt froh, selbst gesund zu sein. Da gibt es auch bessere Bücher, etwa "Arbeit und Struktur", auch wenn man das vielleicht nicht vergleichen kann, aber dabei kam das Offene und Ehrliche auch rüber, während Das "Schicksal" eher die "Love Story"-Liga ist.
Irgendwo in einem meiner Regale steht ein Buch mit dem Titel "Erfundene Wirklichkeit". Darin stehen Geschichten, die zwar erfunden sind, aber eben etwas wiedergeben, das wahr ist. Bei Madame Bovary ist eine Menge wahr, wenn auch nicht die Geschichte an sich.
Ich mag etwas lesen, wo ich diese Wahrhaftigkeit spüren kann. Und eben nicht all die Tricks durchschaue, die routinierte Erzähler beherrschen, die halt damit ihr Geld verdienen.
Natürlich lasse ich mich trotzdem unterhalten und lese querbeet. Aber die Bücher, die in meinem Regal stehenbleiben dürfen, sind die, die mir etwas aufgeben, die mich denken, vielleicht auch handeln lassen.
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d.frank
Geschlecht:weiblichReißwolf
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Alter: 44
Beiträge: 1129
Wohnort: berlin


D
Beitrag03.01.2018 18:48

von d.frank
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Schön gesagt, alles hier!

Eine Lanze für den miesen Verräter:

Ich "liebe" dieses Buch. Nicht wegen der todkranken und traurigen Jugendlichen, die darin ihr Schicksal beweinen, sondern weil sie es eben gerade nicht tun: sich beweinen und aufgeben. Die klugen Sätze und Gedanken der Hauptdarstellerin sind wie Diamanten in einem Schrotthaufen und ich gebe zu, dass Green ein Dieb ist und mit allen weiteren, von ihm gelesenen Büchern nicht an das Schicksal anknüpfen kann. Aber dieses eine Buch steht bei mir im Regal, weil es mehr ist, als ein autobiografisches Trauerspiel und weil es Dinge auf einen Punkt bringt, die gegensätzlicher nicht sein können: Die Jugend und den Tod, Hoffnung und Endgültigkeit. Vielleicht hat Green der Liebe zu viel Platz gewidmet, aber die ist in einer Gesellschaft, in der die Wissenschaft dem Glauben den Rang abgelaufen hat, das einzig Spirituelle, an das wir uns noch klammern können und ja, sie ist ein Verkaufsgarant, aber ich möchte Green nicht dafür verurteilen, dass er von seinem erzählerischen Talent auch leben möchte.

Zum Anderen:
Interessante Artikel, die ich demnächst lesen werde. Die Übersetzung, die mit ihnen in den Raum gestellt wird, scheint mir zu tendenziös.
Gute Fiktion ist nicht selten eine autobiografische Masturbation, der eine fiktive Rüstung angelegt wird. Aus welchem Fundus sollten Autoren auch schöpfen, wenn sie eigenes kreieren wollen? Wo könnten sie sich bedienen, wenn nicht bei sich selbst, um schreibend zu sich selbst zu finden und damit einen Weg weg von Idolen und Lehrmeistern zu gehen?
Vielleicht liegt das Augenmerk hier einzig auf dem Prädikat, mit dem autobiografische Literatur auch als solche klassifiziert wird.
Es reicht schon der magische Satz: "Die Geschehnisse beruhen auf wahren Begebenheiten", um einen Film mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht sucht der Mensch nach Authentizität in einer Welt, in der der Schein immer mehr zum Sein wird und die eigenen Träume und Ängste von Stellvertretern gelebt oder erlitten werden, weil es systembedingt in erster Linie darum geht, zu funktionieren? Meine Güte, ich schweife mal wieder völlig ab. Entschuldigung ob der vielen pseudophi­lo­so­phischen Worte an einem weiteren Neujahrstage.


_________________
Die Wahrheit ist keine Hure, die sich denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: Vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, daß selbst wer ihr alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiß sein darf.
*Arthur Schopenhauer
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2294
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag04.01.2018 10:44

von Pickman
Antworten mit Zitat

Liebe Leute,

nur zur Erinnerung: "Die Welt" gehört zum Axel-Springer-Konzern. Dass die Sätze länger und die Lettern kürzer sind als in der "Bild", darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um Teile der selben Maschinerie handelt, die Massen aufhetzt und Präsidenten absetzt.

Vor diesem Hintergrund kann man die zitierten Artikel nicht als inhaltlich ernstzunehmende Analyse des Literaturmarktes lesen, sondern allenfalls als weiteren Beleg dafür, dass Geschichte nach Lesart der Rechten von starken Persönlichkeiten gestaltet wird und dass sie deshalb lieber Biographien als Romane lesen.

Liebe Grüße

Pickman
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Babella
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 61
Beiträge: 890

Das goldene Aufbruchstück Der bronzene Roboter


Beitrag05.01.2018 00:18

von Babella
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Jetzt mach mal halblang, Pickman. Über die Art der Literatur, die man gerade gern liest, kann man auch sprechen, ohne Verschwörungstheorien zu bemühen und Journalisten zu diffamieren.

Schade um den Thread.
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Pickman
Geschlecht:männlichPlottdrossel


Beiträge: 2294
Wohnort: Zwischen Prodesse und Delectare


Beitrag05.01.2018 21:52

von Pickman
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Liebe Babella,

vielen Dank für Deinen Input, mit dem ich allerdings nicht völlig einverstanden bin.

Babella hat Folgendes geschrieben:
Über die Art der Literatur, die man gerade gern liest, kann man auch sprechen, ohne Verschwörungstheorien zu bemühen und Journalisten zu diffamieren.


Falls das Vorstehende eine Unterstellung sein soll, ich würde Verschwörungstheorien verbreiten oder Journalisten diffamieren, weise ich sie ebenso pauschal zurück, wie sie vorgetragen wurde.

Babella hat Folgendes geschrieben:
Schade um den Thread.


Der Thread ist durch meinen Post durchaus nicht verdorben, sondern um den Aspekt der Quellenkritik reicher. Das war zumindest meine Absicht.

Es reicht nämlich nach meinem Dafürhalten nicht immer, nur zu diskutieren, was gesagt wurde. Manchmal ist es, um das Gesagte angemessen bewerten zu können, unverzichtbar, einen kritischen Blick auf die Quelle, in diesem Fall "Die Welt" und den Springer-Konzern, zu werfen.

Ich will es kurz machen und empfehle zum Weiterlesen die einschlägigen Wikipedia-Artikel und www.bildblog.de.

Liebe Grüße

Pickman
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Weltenbastler
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Beiträge: 152



W
Beitrag05.01.2018 22:03

von Weltenbastler
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Liebe Leute,

nur zur Erinnerung: "Die Welt" gehört zum Axel-Springer-Konzern. Dass die Sätze länger und die Lettern kürzer sind als in der "Bild", darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um Teile der selben Maschinerie handelt, die Massen aufhetzt und Präsidenten absetzt.

Vor diesem Hintergrund kann man die zitierten Artikel nicht als inhaltlich ernstzunehmende Analyse des Literaturmarktes lesen, sondern allenfalls als weiteren Beleg dafür, dass Geschichte nach Lesart der Rechten von starken Persönlichkeiten gestaltet wird und dass sie deshalb lieber Biographien als Romane lesen.

Liebe Grüße

Pickman


Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen. Als ob das ein Qualitätsmerkmal für sorgfältige Recherche im Journalismus wäre.
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Gerling
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Beiträge: 2366
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Beitrag05.01.2018 22:44

von Gerling
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Ein klein wenig off Topic, aber Wikipedia ist eine sehr unzuverlässige Quelle.

_________________
Die Ewigen (Juni 2018)
Architekt des Bösen - Edition M (Aug 2019)
Tag X - Bookspot Verlag (2020)
Caldera - Bookspot Verlag (März 2021)
Brandmale - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Argusaugen - Rowohlt Verlag (Okt 2021)
Kopfgeld - Rowohlt Verlag (April 2022)
Der Perfektionist - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Die Schuldigen - Rowohlt Verlag (Mrz 2023)
Der Seelsorger - Rowohlt Verlag (Juli 2023)
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Soleatus
Reißwolf


Beiträge: 1000



Beitrag05.01.2018 23:17

von Soleatus
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Zitat:
Vor diesem Hintergrund kann man die zitierten Artikel nicht als inhaltlich ernstzunehmende Analyse des Literaturmarktes lesen, ...


Seltsam: Ich habe diesen Hintergrund (schon lange) und kann das Gesagte trotzdem "inhaltlich ernstnehmen". Oh nein - das kann nur eins bedeuten: Ich bin nicht "man"!
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Nina
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Beiträge: 5012
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Beitrag05.01.2018 23:40

von Nina
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Nabend zusammen,

ich empfinde es auch so, dass es diese Tendenz gibt, sowohl in der Literatur, als auch beim Film in Richtung Biographie/wahre Geschichte ... Ob das so bleiben wird, wird sich zeigen. Die letzten Kinofilme, die ich gesehen habe, hatten fast alle diesen "nach einer wahren Geschichte/Begebenheit"-Zusatz (hab ich dann im Kino festgestellt, also vorher nicht die Filme danach ausgesucht). Genügend Romane mit, "erfundenen Geschichten" gibt es ja dennoch und gleichzeitig auch noch.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter ist ein sehr gutes Buch, auch die Verfilmung kann sich sehen lassen, was in dem meisten Fällen ja eher nicht gelingt. Hier schon. Danke an d.frank für den Hinweis, dass die anderen Green-Bücher nicht heranreichen. Dann lass ich mir damit noch etwas Zeit, hab eh noch andres zu lesen hier. Thomas Melle hat mit "Die Welt im Rücken" ein überwältigendes Buch geschrieben, sprachlich virtuos, großartig, facettenreich, ehrlich, einfach großartig. Schön, dass auch wenn er leider den Buchpreis damit nicht gewonnen hat, hat er dennoch einen anderen Preis kürzlich dafür erhalten. Knausgard, na ja, ist nicht so mein Fall.

d.frank hat Folgendes geschrieben:

Gute Fiktion ist nicht selten eine autobiografische Masturbation, der eine fiktive Rüstung angelegt wird. Aus welchem Fundus sollten Autoren auch schöpfen, wenn sie eigenes kreieren wollen? Wo könnten sie sich bedienen, wenn nicht bei sich selbst, um schreibend zu sich selbst zu finden und damit einen Weg weg von Idolen und Lehrmeistern zu gehen?


Also, ich würde es nicht autobiographische Masturbation nennen, aber ansonsten stimme ich Dir zu.

d.frank hat Folgendes geschrieben:
Vielleicht sucht der Mensch nach Authentizität in einer Welt, in der der Schein immer mehr zum Sein wird [...].


Ich denke auch, dass die technisierte, digitalisierte Welt damit zu tun hat bzw. haben könnte und das "Wahre" quasi als Gegenpol dazu wirkt.

LG
Nina
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Pickman
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Beitrag06.01.2018 00:41

von Pickman
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Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen.


Ziemlich genau das. Es gibt Quellen, die ich für weniger vertrauenswürdig halte als andere. Das heißt nicht, dass ich den Vertrauenswürdigeren alles blind glauben würde.

Gerling hat Folgendes geschrieben:
Ein klein wenig off Topic, aber Wikipedia ist eine sehr unzuverlässige Quelle.


Die Glaubwürdigkeit von Wikipedia ist in anderen Threads ausführlich erörtert worden.
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Weltenbastler
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Beiträge: 152



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Beitrag06.01.2018 00:47

von Weltenbastler
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Nina hat Folgendes geschrieben:
Die letzten Kinofilme, die ich gesehen habe, hatten fast alle diesen "nach einer wahren Geschichte/Begebenheit"-Zusatz


Nichts ist leichter als eine Geschichte aufzuwerten, indem man die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit ausräumt und die Option anbietet, sich mit wahren Figuren zu identifizieren.
Das ist genau das was Menschen begeistert, belegbare Nähe zu menschlichen Geschichten, Momente der Hoffnung. Oder einfach nur nachdenklich und emotional berührt werden,
ohne am Ende sagen zu müssen "War doch nur ein Film".
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Nina
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Beiträge: 5012
Wohnort: Berlin


Beitrag06.01.2018 00:57

von Nina
Antworten mit Zitat

Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Nina hat Folgendes geschrieben:
Die letzten Kinofilme, die ich gesehen habe, hatten fast alle diesen "nach einer wahren Geschichte/Begebenheit"-Zusatz


Nichts ist leichter als eine Geschichte aufzuwerten, indem man die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit ausräumt und die Option anbietet, sich mit wahren Figuren zu identifizieren.
Das ist genau das was Menschen begeistert, belegbare Nähe zu menschlichen Geschichten, Momente der Hoffnung. Oder einfach nur nachdenklich und emotional berührt werden,
ohne am Ende sagen zu müssen "War doch nur ein Film".

Oder kurz, dass Material für Blockbuster und Bestseller.


... womit auch du mögliche erklärungen lieferst, warum es eben diesen trend derzeit gibt, biographisch zu erzählen und wahre geschichten zu verfilmen.
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Weltenbastler
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Beitrag06.01.2018 01:19

von Weltenbastler
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen.


Ziemlich genau das. Es gibt Quellen, die ich für weniger vertrauenswürdig halte als andere. Das heißt nicht, dass ich den Vertrauenswürdigeren alles blind glauben würde.


Dann würde ich empfehlen bei den Quellen, mehr auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten und weniger darauf , für welchen Verlag sie gerade einen Artikel veröffentlichen.

Nina hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Nina hat Folgendes geschrieben:
Die letzten Kinofilme, die ich gesehen habe, hatten fast alle diesen "nach einer wahren Geschichte/Begebenheit"-Zusatz


Nichts ist leichter als eine Geschichte aufzuwerten, indem man die Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit ausräumt und die Option anbietet, sich mit wahren Figuren zu identifizieren.
Das ist genau das was Menschen begeistert, belegbare Nähe zu menschlichen Geschichten, Momente der Hoffnung. Oder einfach nur nachdenklich und emotional berührt werden,
ohne am Ende sagen zu müssen "War doch nur ein Film".

Oder kurz, dass Material für Blockbuster und Bestseller.


... womit auch du eine mögliche erklärung lieferst, warum es eben diesen trend derzeit gibt, biographisch zu erzählen und wahre geschichten zu verfilmen.


Ich halte das biographische erzählen für ein sehr wichtiges Mittel, dass sich bei fiktiven Superhelden schon länger bewährt hat. Wie wurde Superman zu Superman, Wolverine zu Wolverine , Spiderman zu Spiderman. Ein sehr gutes Beispiel war "Batman Rising", weil die Geschichte so glaubwürdig in der Realität erzählt wurde, dass sie wahr sein könnte. Der Film konnte sogar viele Zuschauer begeistern, die mit solchen Figuren eher nichts anfangen konnten. Der Trick war mit sehr wenig Utopie auszukommen um nicht an "Glaubwürdigkeit" zu verlieren.
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d.frank
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Beitrag06.01.2018 16:12

von d.frank
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Hallo Nina,

lass dir von mir den John nicht vermiesen. wink
Vielleicht geht es dir ja anders mit seinen Büchern.
Nach dem Schicksal habe ich die Alaska angefasst, und mir fehlten schon hier die ironisch, nachdenklichen Zwischenzeilen. Es gibt sie - auch Miles denkt über das Leben nach - aber sie reichen nicht an Hazel heran. Greens neustes Werk liegt nun halb gelesen auf meinem Reader und irgendwie lockt mich nichts so richtig zurück in die Welt seiner von Zwängen geplagten Hauptdarstellerin. Ich finde in diesem Buch wird nun deutlich, was ihm beim Schicksal vielleicht vorgeworfen werden könnte: Er verdient Geld mit der aus den Fugen geratenen Welt desillusionierter Jugendlicher.
Was er ziemlich gut kann, ist Stränge miteinander zu verknüpfen und seinen Figuren Authentizität zu verleihen.
Mach dir am besten selbst ein Bild. Ich bin, was Leseempfehlungen oder Kritik betrifft, eher vorsichtig geworden.


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Pickman
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Beitrag07.01.2018 11:26

von Pickman
Antworten mit Zitat

Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen.


Ziemlich genau das. Es gibt Quellen, die ich für weniger vertrauenswürdig halte als andere. Das heißt nicht, dass ich den Vertrauenswürdigeren alles blind glauben würde.


Dann würde ich empfehlen bei den Quellen, mehr auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten und weniger darauf , für welchen Verlag sie gerade einen Artikel veröffentlichen.

Mir ist die Zeit zu schade, um in der Springer-Presse oder in der Washington Times, bei Fox News oder bei Russia Today „auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten“. Ich komme ja nicht einmal bei den seriösen Medien hinterher.

Wer in Medien bekannter politischer Ausrichtung (und ich schließe linksorientierte, liberale und meinetwegen andere Medien nicht aus) veröffentlicht, stützt deren Absicht entweder bewusst oder als nützlicher Idiot (was hier keine Beleidigung sein soll, sondern eine Bezeichnung für eine Rolle in einem politischen Diskurs).
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Weltenbastler
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Beiträge: 152



W
Beitrag07.01.2018 11:57

von Weltenbastler
Antworten mit Zitat

Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen.


Ziemlich genau das. Es gibt Quellen, die ich für weniger vertrauenswürdig halte als andere. Das heißt nicht, dass ich den Vertrauenswürdigeren alles blind glauben würde.


Dann würde ich empfehlen bei den Quellen, mehr auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten und weniger darauf , für welchen Verlag sie gerade einen Artikel veröffentlichen.

Mir ist die Zeit zu schade, um in der Springer-Presse oder in der Washington Times, bei Fox News oder bei Russia Today „auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten“. Ich komme ja nicht einmal bei den seriösen Medien hinterher.


Du weisst also nicht, ob ein Journalist sorgfältig recherchiert hat und "gute" Artikel schreibt. Demnach wäre es auch egal für welchen Verlag er einen Artikel veröffentlicht,
weil du die Qualitätsmerkmale einzelner Journalisten und Redakteure nicht kennst.
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Merlinor
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Beitrag07.01.2018 16:10

von Merlinor
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Pickman hat Folgendes geschrieben:
... Mir ist die Zeit zu schade, um in der Springer-Presse oder in der Washington Times, bei Fox News oder bei Russia Today „auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten“ ...


Hallo Pickman

Du bindest in Deiner Argumentation schon eine recht merkwürdige Mixtur an Medienunternehmen aneinander, unter anderem die "Springer-Presse" an "Russia Today".
Hübsche Methode: Gegen eine von ihnen wird der werte Leser schon Einwände haben und deshalb auch kein Wort zur Verteidigung der anderen verlieren ...

Für mich klingt Dein Einwand gegen die Artikel von Praschl und Kämmerlings aus der "Welt" leider zu sehr nach der Fortsetzung uralter politischer Schlachten aus dem letzten Jahrhundert: Der Kampf der "Guten" gegen die "böse Springerpresse". Aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Ich mag es nicht, wenn die Argumente eines Journalisten nur deswegen nicht gehört werden sollen, weil er der vorgeblich "falschen" politischen Partei angehört, oder im vorgeblich "falschen" politischen Blatt veröffentlicht. Solange eine Gruppierung, Partei oder ein Medienunternehmen sich im Rahmen des Grundgesetzes und der demokratischen Ordnung unserer Gesellschaft bewegen, sind sie legitim und sollten daher auch gehört werden.

Der Springer Konzern ist konservativ, das stimmt, aber er bewegt sich im legalen Bereich des politischen Spektrums unserer Gesellschaft. Autoren, die für die "Welt" schreiben, haben also möglicherweise eine andere politischen Grundhaltung als ich, aber ich nehme sie als Gesprächspartner ernst, höre ihnen zu und wäge ihre Argumente ab. Alles andere wäre in meinen Augen intolerant und deshalb falsch.
Die Artikel Praschls und Kämmerlings wirken auf mich sauber recherchiert und sind handwerklich gut gemacht. Ihre Schlussfolgerungen mag ich nicht teilen, aber ich finde ihre Standpunkte interessant und bedenkenswert.

So what? Nicht lesen, weil sie in der "falschen" Zeitung schreiben? Ihre Meinung pauschal verurteilen, weil sie sich beim konservativen Springer Konzern verdingen?
Wenn "Springer" schreibt, dass etwas zur Reduzierung des Klimawandels getan werden muss, ist es falsch, wenn die "Süddeutsche" dasselbe schreibt, ist es richtig?
Tut mir leid, aber für diese Art der Ideologisierung bin ich nicht zu haben und ich finde es nicht gut, sie in diesem Thread als "Argument" einzuführen.

Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung.

LG Merlinor


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„Ich bin fromm geworden, weil ich zu Ende gedacht habe und nicht mehr weiter denken konnte.
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Pickman
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Beitrag07.01.2018 23:29

von Pickman
Antworten mit Zitat

Hi Weltenbastler, hi Merlinor,

ich verstehe nicht, warum Ihr mich nicht versteht.

Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Pickman hat Folgendes geschrieben:
Weltenbastler hat Folgendes geschrieben:
Mit anderen Worten, Du würdest Artikeln mehr vertrauen schenken, wenn sie bei anderen Verlage erscheinen.


Ziemlich genau das. Es gibt Quellen, die ich für weniger vertrauenswürdig halte als andere. Das heißt nicht, dass ich den Vertrauenswürdigeren alles blind glauben würde.


Dann würde ich empfehlen bei den Quellen, mehr auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten und weniger darauf , für welchen Verlag sie gerade einen Artikel veröffentlichen.

Mir ist die Zeit zu schade, um in der Springer-Presse oder in der Washington Times, bei Fox News oder bei Russia Today „auf die Arbeit einzelner Journalisten und Autoren zu achten“. Ich komme ja nicht einmal bei den seriösen Medien hinterher.


Du weisst also nicht, ob ein Journalist sorgfältig recherchiert hat und "gute" Artikel schreibt. Demnach wäre es auch egal für welchen Verlag er einen Artikel veröffentlicht,
weil du die Qualitätsmerkmale einzelner Journalisten und Redakteure nicht kennst.


In der Tat: vor der Lektüre eines Artikels weiß ich nicht, ob er meine Wünsche (ich will informiert werden/ich will unterhalten werden/ich will ...) erfüllen oder enttäuschen wird. Aber ich habe gewisse Erfahrungswerte oder andere Erkenntnisse (Ihr etwa nicht?), die mir sagen, wo ich das Gewünschte mit höherer Wahrscheinlichkeit bekomme und wo mit geringerer. Wenn ich also nicht die Zeit habe, alle Artikel in allen Zeitungen zu lesen, dann treffe ich eine Auswahl, und zwar bevor ich sie gelesen habe. Natürlich kann ich die Auswahl dem Zufall überlassen, aber ist dann ist die Wahrscheinlichkeit der Enttäuschung groß.

Merlinor hat Folgendes geschrieben:
Für mich klingt Dein Einwand gegen die Artikel von Praschl und Kämmerlings aus der "Welt" leider zu sehr nach der Fortsetzung uralter politischer Schlachten aus dem letzten Jahrhundert: Der Kampf der "Guten" gegen die "böse Springerpresse". Aber diese Zeiten sind lange vorbei.
Ich mag es nicht, wenn die Argumente eines Journalisten nur deswegen nicht gehört werden sollen, weil er der vorgeblich "falschen" politischen Partei angehört, oder im vorgeblich "falschen" politischen Blatt veröffentlicht. Solange eine Gruppierung, Partei oder ein Medienunternehmen sich im Rahmen des Grundgesetzes und der demokratischen Ordnung unserer Gesellschaft bewegen, sind sie legitim und sollten daher auch gehört werden.

Der Springer Konzern ist konservativ, das stimmt, aber er bewegt sich im legalen Bereich des politischen Spektrums unserer Gesellschaft. Autoren, die für die "Welt" schreiben, haben also möglicherweise eine andere politischen Grundhaltung als ich, aber ich nehme sie als Gesprächspartner ernst, höre ihnen zu und wäge ihre Argumente ab. Alles andere wäre in meinen Augen intolerant und deshalb falsch.
Die Artikel Praschls und Kämmerlings wirken auf mich sauber recherchiert und sind handwerklich gut gemacht. Ihre Schlussfolgerungen mag ich nicht teilen, aber ich finde ihre Standpunkte interessant und bedenkenswert.

So what? Nicht lesen, weil sie in der "falschen" Zeitung schreiben? Ihre Meinung pauschal verurteilen, weil sie sich beim konservativen Springer Konzern verdingen?
Wenn "Springer" schreibt, dass etwas zur Reduzierung des Klimawandels getan werden muss, ist es falsch, wenn die "Süddeutsche" dasselbe schreibt, ist es richtig?
Tut mir leid, aber für diese Art der Ideologisierung bin ich nicht zu haben und ich finde es nicht gut, sie in diesem Thread als "Argument" einzuführen.


Ich sehe nicht, dass der Charakter der Springer-Presse sich seit Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" wesentlich geändert hätte. Wenn ich wissen will, welche Kampagne gerade läuft (oder vielleicht gerade einmal keine), reicht ein Blick auf die andere Straßenseite, um z. B. das Folgende zu lesen: "Mitten in Deutschland. BURKA-FRAU verprügelt Dessous-Verkäuferin".

Was die anderen Punkte in Merlinors Post betrifft, so wiederhole ich mich, wenn ich sage, dass es mir nicht um Verbote oder Verpflichtungen bei der Zeitungslektüre geht, sondern um Ressourcenallokation.

Wenn ich wissen will, was Konservative zum Thema Klimawandel oder Klonen oder was auch immer denken, dann, das sei nur am Rande erwähnt, greife ich zur FAZ.

Ach ja, Ressourcenallokation - ich werde meine Zeit jetzt auf andere Dinge verwenden und verabschiede mich aus diesem Thread.

So long

Pickman
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