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Das Feuer wäscht die Seele rein


 
 
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hobbes
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Beitrag06.02.2018 23:03
Das Feuer wäscht die Seele rein
von hobbes
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Das Feuer wäscht die Seele rein*

Er hat das Streichholz in der einen, die Streichholzschachtel in der anderen Hand. Die Ofentür steht offen, doch im Ofen ist nichts als Asche.
Neben dem Ofen liegen Holzscheite, große und kleine, fein säuberlich gestapelt, auch Späne zum Anzünden liegen da, neben einem Pappkarton mit Zeitungen, Eierschachteln, Brötchentüten.
Etwas lässt ihn aufmerken. Er dreht sich um, im Türrahmen steht ein Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt, Hose und Schuhe matschgesprenkelt, über der Jacke ein wollener Schal voller Tannennadeln und über dem Schal ein Wust brauner Locken. Sie lächelt ihn an.
Emmi, sagt er und Emmi!, ruft draußen jemand. Emmi, wir müssen zu Oma. Pfannkuchen!
Nächstes Mal zeige ich dir, wie es geht, sagt sie und rennt los.
Er starrt eine Weile auf den leeren Türrahmen, entzündet schließlich das Streichholz und wirft es in den Ofen. Die Flamme erlischt, noch bevor sie die Asche erreicht.
Ich weiß, wie es geht, sagt er.

Draußen bricht die Dämmerung herein. Die Nussbäume werden zu dunklen Schemen, über denen die Krähen letzte Kreise ziehen.

Drinnen zieht er das T-Shirt aus, die Jeans, die Unterhose, steht schließlich nackt in der Stube. Er sieht noch einmal zum Ofen, zur Streichholzschachtel, dann geht er hinaus. An der Haustür hält er inne, richtet den Blick auf die Nussbäume, auf die Krähen, die noch immer ihre Kreise ziehen. Kra, rufen sie, Kra. Nächstes Mal, ruft er zurück und geht die Wiese hinunter. Das Gras ist feucht, es soll Frost geben diese Nacht.
Unten am See bleibt er stehen, sieht aufs Wasser hinaus.
Wolken sind aufgezogen, und genau wie die Krähen sind auch sie noch nicht zur Ruhe gekommen, sie eilen von hier nach da, schließen Löcher und reißen sie wieder auf; Löcher, in denen ab und an die schmale Sichel des Mondes zum Vorschein kommt.
Es ist still am See, still und leer. Keine Ente, kein Vogel, niemand, der seinen Hund ausführt, noch nicht einmal die Krähen sind hier unten zu hören.

Er geht ins Wasser hinein, drängt es zur Seite und reißt es auf wie die Wolken den Himmel. Zügig und ohne innezuhalten, weiter, immer weiter, bis er vollends eintaucht. Nichts ist mehr von ihm zu sehen, nur noch ein paar Luftblasen, doch auch sie verschwinden, eine nach der anderen löst sich auf, genauso wie die Ringe auf der Wasseroberfläche.
Der See liegt still und reglos wie zuvor.  

Als der Mann wieder auftaucht, platzt er geradewegs in das Leuchten des Mondes hinein, zerschlägt es mit Kopf und Armen. In gleichmäßigen Zügen krault er durchs Wasser, nur um immer wieder aufs Neue unterzutauchen. Mit jedem Mal dauert es länger, bis er nach oben kommt.

Am Ufer, dort, wo zuvor der Mann gestanden hat, steht nun eine Frau. Sie ist kaum auszumachen in der Dunkelheit mit ihrer blauen Daunenjacke, der Jeans und der Mütze über dem dicken Zopf dunkler Haare.
Sie hält den Atem an, immer, wenn er untertaucht, hält sie den Atem an. Holt sie Luft, ist er noch nicht wieder aufgetaucht.
Vom Mond ist mittlerweile nichts mehr zu sehen. Es schneit. Flocken wirbeln durch die Luft, wirbeln um die Frau herum, sie atmet Wolken aus, schnell aufeinander folgende, dann lange keine.
Irgendwann schüttelt sie den Kopf. So geht das nicht weiter, sagt sie. So kann das nicht weitergehen.

Als der Mann aus dem Wasser kommt, schüttelt er sich vor ihr wie ein nasser Hund. Sie rührt sich nicht.
Die beiden sehen sich an. Sie weiß, dass seine Augen dunkel sind, fast schwarz. Holzkohleaugen. Er weiß, dass ihre Augen dunkel sind, von der Farbe eines aufgewühlten Ozeans.
Hallo, sagt er. Immer noch sehen sie sich an, atmen Wolken gegeneinander.
Bis sie sich umdreht, im Wald verschwindet.
Er sieht ihr nach. Lange sieht er ihr nach.
Nächstes Mal, sagt er leise, bevor er die Wiese wieder hinaufgeht. Nächstes Mal.

Die Krähen sind in den Nussbäumen zur Ruhe gekommen, sind nur mehr schwarze Schatten auf kahlen Ästen.

Auf der Bank vor dem Haus sitzt ein Mann. Die Hände hat er in den Manteltaschen, er trägt keinen Schal, keine Mütze, in seinen dunklen Haaren hie und da eine Schneeflocke.
Die Tür ist offen, sagt der Schwimmer.
Ich weiß, antwortet der Mann auf der Bank. Aber es ist ja nicht so, als wäre es drinnen wärmer.
Sie hätten Feuer machen können, sagt der Schwimmer und geht an dem Mann vorbei ins Haus hinein.
Ich habe es versucht, sagt der andere und tatsächlich, im Ofen – die Ofentür ist noch immer geöffnet - sind ein paar angekokelte Späne zu sehen, es riecht nach Rauch.
Der Schwimmer zieht eine Augenbraue hoch und greift nach einem zerschlissenen Handtuch.
Geht Ihnen doch nicht anders, sagt der Mann, der dem Schwimmer gefolgt ist und nun im Türrahmen steht wie zuvor das kleine Mädchen. Im Gegensatz zu ihr lächelt er nicht.
Der Schwimmer wirft das Handtuch über einen Stuhl und dreht sich um, zur Tür hin.
Und, fragt er. Willst du mich weiter ansehen oder kann ich mich anziehen.
Es ist zu dunkel, um etwas zu sehen, sagt der Mann.  
Der Lichtschalter ist direkt neben dir.
Ich weiß, sagt der Mann, aber statt zum Lichtschalter, geht er auf den Schwimmer zu, einen Schritt nur, bevor er wieder stehen bleibt.
Angst?, fragt der Schwimmer.
Das wäre vernünftig, sagt der andere, bevor er den nächsten Schritt auf ihn zugeht, einer, zwei, drei Schritte, er streckt die Hand aus und berührt den Schwimmer am Arm, kurz nur, schnell zieht er die Hand zurück, einer, zwei, drei Schritte, er steht wieder an der Tür.
Wie kann deine Haut nur so warm sein, fragt er. Das kann nicht sein.
Vieles kann nicht sein, sagt der Schwimmer und greift nach seinen Kleidern.
Ich weiß nicht, was ich hier mache, sagt der andere. Ich sollte gar nicht hier sein.
Dann geh, sagt der Schwimmer und zieht sich wieder an. Unterhose, T-Shirt, Jeans.
Ja, sagt der andere, dreht sich um, zögert, geht dann doch.
Ihm sieht der Schwimmer nicht hinterher.

Am nächsten Morgen wird er von dem Mädchen geweckt, ihrem Hantieren am Ofen.
Emmi, sagt er und sie dreht sich um, lächelt ihn an.
Guten Morgen, Sam Krähenjunge, sagt sie. Ich hab dir einen Pfannkuchen mitgebracht.
Er streckt sich, gähnt, greift nach Unterhose und T-Shirt, zieht beides an und geht zu ihr.
Hier, sagt sie und hält ihm die Streichholzschachtel hin. Du musst es nur noch anzünden.
Sie hat Holz aufgeschichtet, hat es sorgfältig gestapelt, einen kleinen Scheiterhaufen gebaut.
Er sieht vom Ofen zu ihr, sie nickt und er kniet sich nieder, entzündet ein Streichholz und hält die Flamme an die zerknüllte Zeitung, die sofort brennt. Eine Flamme, groß und stark, doch sie fällt wieder in sich zusammen, wird kleiner. Und kleiner. Und tot, aus, der Funke ist nicht übergesprungen.
Oh Sam, sagt sie. Du musst es anzünden wollen.
Ich muss Zähne putzen, sagt er und tut genau das.
Sie zerknüllt eine weitere Zeitung, schiebt sie in den Stapel, entzündet ein Streichholz, entzündet die Zeitung. Es brennt und hört nicht auf zu brennen. Die Flamme wächst, lebt, wärmt. Ihr Lächeln gilt jetzt dem Feuer, sie betrachtet es eine Weile, bevor sie Holz nachlegt, die Ofentür schließt und sich an den Tisch setzt.
Du musst es anzünden wollen, wiederholt sie und greift nach dem Pfannkuchen.
Ich weiß, sagt er.

Als er am Abend vom Schwimmen kommt, flackern die Schatten der brennenden Kerze bis an die Stubentür. In der Stube steht die Frau mit dem Zopf an einen der Stühle gelehnt.
Er bleibt im Türrahmen stehen. Hallo, sagt er.
Sie sieht ihn an.
Du holst dir noch den Tod, sagt sie.
Den muss ich nicht holen.
Er geht auf sie zu und greift nach dem Handtuch, das hinter ihr auf dem Stuhl liegt. Sie riecht nach warmem Brot.
Etwas fällt zu Boden. Ein Stück Holzkohle.
Er sieht sie an, hebt die Kohle auf, hält sie in den Händen, setzt sie dann an ihren Wangenknochen an und malt schwarze Striche, auf jeder Seite einen. Die Kohle bröselt.
Du willst mich immer noch malen, sagt er und lächelt.
Die Kerze flackert.
Aber es geht nicht, sagt er und wischt die schwarzen Streifen auf ihren Wangen wieder weg. Du musst erst mit mir ins Wasser gehen.
Ich muss nach Hause, sagt sie und drückt die Kerze aus.


* geklaut bei: Asche zu Asche, Rammstein

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Selanna
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1146
Wohnort: Süddeutschland


Beitrag07.02.2018 00:13

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo hobbes,

ein spezieller, interessanter Text, mit eigenem Stil geschrieben, der Ton modern, das Geschehen nicht aufgedeckt, nur angedeutet. Ich hab’s gern gelesen, auch wenn ich den Inhalt nur erahnen kann und die Aussage des „Fragments“ (so nenn ich es mal, ich weiß nicht, ist es eine Kurzgeschichte?) nicht ganz verstanden habe.
Ich hab mal ein paar Dinge angemerkt, die ich mich gefragt habe:
Zitat:
Er hat das Streichholz in der einen, die Streichholzschachtel in der anderen Hand.

Warum nicht nur „Schachtel“? Warum die WW?
Zitat:
Die Ofentür steht offen, doch im Ofen ist nichts als Asche. Neben dem Ofen…

Warum dreimal „Ofen“ und nicht nur „darin“/ „dahinter“ und zum Schluss „daneben“?

Zitat:
Neben dem Ofen liegen Holzscheite, große und kleine, fein säuberlich gestapelt, auch Späne zum Anzünden liegen da, neben einem Pappkarton mit Zeitungen, Eierschachteln, Brötchentüten.

Interessante Satzstruktur
 
Zitat:
Ich weiß, wie es geht, sagt er.

Kurz und trotzdem aussagekräftig, ich kann ihn mir vorstellen. Aber da tauchen auch Fragen auf. Fühlt er sich dem kleinen Mädchen unterlegen? Warum kann sie den Ofen anschüren, er nicht? Oder ist er nur zu lustlos?

Zitat:
Er sieht noch einmal zum Ofen, zur Streichholzschachtel, dann geht er hinaus.

Warum macht er das? Um sich noch einmal seine Unzulänglichkeit in Erinnerung zu rufen? Mhh, ich wüsste es gern. Bin ich zu begriffsstutzig (kann gut sein, passiert mir öfter).
Zitat:
Kra, rufen sie, Kra.

Gefällt mir, ehrlich gesagt nicht. Kommt mir so vor, als hätte ich das schon oft gelesen. Ich kann es aber nicht belegen.

Zitat:
Er geht ins Wasser hinein, drängt es zur Seite und reißt es auf wie die Wolken den Himmel.

Ich bin mir bewusst, dass „reißen“ in diesem Bezug sehr gut in moderne Texte passt. Aber für mir ergibt das nicht das richtige Bild. Man schiebt das Wasser doch eher in Wellen vor sich her, gleitet hinein, geht darin auf etc., aber wenn man nicht gerade Moses ist, dürfte das Reißen nicht passen.
Zitat:
Der See liegt still und reglos wie zuvor.   

Ich frage mich: Was um alles in der Welt kommt jetzt? Ist hier der Nullpunkt, der Wendepunkt, der Mann ist weg, der See ist wieder ruhig, alles auf Anfang?

Zitat:
Als der Mann wieder auftaucht, platzt er geradewegs in das Leuchten des Mondes hinein, zerschlägt es mit Kopf und Armen.

Das war zwar ein Aufatmen-Moment auch für mich als Leser, aber im Nachhinein hätte ich mir hier wirklich einen Wendepunkt erwartet und nicht, dass genau das gleiche jetzt einfach wiederholt wird (das Abtauchen)

Zitat:
Am Ufer, dort, wo zuvor der Mann gestanden hat, steht nun eine Frau.

Ich frage mich, ob jetzt die Wende kommt. Jetzt kommt der zweite Teil mit einem weiblichen Prota?
Zitat:
Sie hält den Atem an, immer, wenn er untertaucht, hält sie den Atem an. Holt sie Luft, ist er noch nicht wieder aufgetaucht.

Sie ist immerhin eine Art Spiegelung des Mannes. Was er unter Wasser macht, macht sie am Strand. Gut, gefällt mir.

Zitat:
So geht das nicht weiter

Er trainiert offenbar nicht auf Apnoe, irgendetwas stimmt nicht und läuft falsch. Er kann nicht nur kein Feuer machen, er taucht auch sehr lange, länger als Ungeübte (Frau) Luft anhalten können. Ist es eine seltsame Art von Suizidversuch? Mh, mal sehen. Außerdem haben wir jetzt drei Elemente: Er kann nicht gut mit Feuer umgehen, im Wasser bleibt er sehr lange, er kommt lange ohne Luft aus.

Zitat:
Als der Mann aus dem Wasser kommt, schüttelt er sich vor ihr wie ein nasser Hund. Sie rührt sich nicht.

Wieder: er ist aktiv, sie eher passiv. Aber kein echtes Spiegelmotiv mehr.
 
Zitat:
Die beiden sehen sich an. Sie weiß, dass seine Augen dunkel sind, fast schwarz. Holzkohleaugen. Er weiß, dass ihre Augen dunkel sind, von der Farbe eines aufgewühlten Ozeans.

Die Holzkohle bekommt ja noch später Bedeutung. Spiegelbild: beide haben dunkle Augen. Sie ist quasi wie Wasser, in dem er lange bleiben will.
 
Zitat:
Nächstes Mal.

Sagt er zum dritten Mal. Auf was bezieht er es? Aufs Tauchen? Aufs unerwiderte Hallo-Sagen?

Zitat:
Sie hätten Feuer machen können, sagt der Schwimmer und geht an dem Mann vorbei ins Haus hinein.

Beim zweiten Lesen fällt mir hier das Siezen auf, bei der Szene danach hätte ich eher auf Duzen getippt.

Zitat:
Und, fragt er. Willst du mich weiter ansehen oder kann ich mich anziehen.

Der Schwimmer hingegen duzt. Und er scheint attraktiv, wenigstens interessant zu sein. Der fremde Mann sieht ihn an, die Frau will ihn später malen.

Zitat:
er streckt die Hand aus und berührt den Schwimmer am Arm, kurz nur,

Tja. Was ist das? Ist das ein angedeutetes Comingout? Dass Angst thematisiert wird, scheint die Theorie zu stützen. Der fremde Mann will also was vom Schwimmer, traut sich aber nicht rein, der Schwimmer scheint kein Problem damit zu haben.
Zitat:
Wie kann deine Haut nur so warm sein, fragt er.

Jetzt duzt er auch
Zitat:
Vieles kann nicht sein

Ich wette: Doppeldeutigkeit! Haut und Männerbeziehung, oder?
Zitat:
Dann geh,

Das klingt so schmollend wie damals, als er das Streichholz in den Ofen warf.
Zitat:
Ihm sieht der Schwimmer nicht hinterher.

Ich interpretiere: Der Schwimmer ist eher hetero- als homosexuell, aber auch ein bisschen bi?

Zitat:
Sam Krähenjunge

Klärt das wirklich auf, warum Du die Krähen so oft erwähnt hast? Oder klären ein paar Krähenerwähnung auf, warum er Krähenjunge genannt wird? Ich bin vielleicht ein bisschen zu begriffsstutzig für Deine Geschichte
Zitat:

Oh Sam, sagt sie. Du musst es anzünden wollen.
Ich muss Zähne putzen, sagt er und tut genau das.

Feuer ist nicht sein Ding. Er ist ja auch ein Krähenjunge (Luft) und Taucher (Wasser). Und er lenkt (schmollend?) ab.

Zitat:
… Du holst dir noch den Tod, sagt sie.

Sie mag ihn einfach nicht zurückgrüßen, hm? Wink

Zitat:
Sie riecht nach warmem Brot.

Die Frauen sind hier die mit Feuer und warmer Kleidung, warmen Brot und (warmen?) Lächeln; Männer können nicht zündeln und gehen nackt oder kühl angezogen durch die Gegend, in den Haaren Schnee. Ist das ein Gegensatz, der existiert oder den ich mir einbilde. Moment, der Schwimmer hatte immerhin bemerkenswert warmen Haut. Bilde ich mir wohl ein.

Zitat:
setzt sie dann an ihren Wangenknochen an und malt schwarze Striche, auf jeder Seite einen.

Er hat Holzkohleaugen, deswegen will sie ihn malen, mit besagter Kohle. Stattdessen beschmiert er sie und lässt sich nicht malen. Gegensatzpaar?
Zitat:
Aber es geht nicht, sagt er und wischt die schwarzen Streifen auf ihren Wangen wieder weg. Du musst erst mit mir ins Wasser gehen.

Der Gegensatz zwischen ihnen muss verschwinden, oder?

Was mir noch auffiel: Du arbeitest viel mit Aufzählungen (Hose, Unterhose) und mit einigen Wortwiederholungen (zB still), was mir gefällt; andere Wortwiederholungen, v.a. am Anfang, scheinen mir zufällig (zB dreimal Ofen) und ergeben für mich leider keinen Sinn.
Wie gesagt, war interessant zu lesen, aber ich habe den Sinn nicht wirklich erfasst. Ein Mann geht tauchen, zieht sich davor aus, danach an. Er kann kein Feuer machen. Er bekommt Besuch von einem Mädchen, einer Frau, einem Mann. Das Mädchen will ihm das Feuermachen beibringen, er der Frau das Tauchen. Mann und Mann sind sich einig, dass sie sich gegenseitig nichts beibringen sollten (im übertragenen Sinne). Mann bekommt das Feuermachen nicht gebacken, Frau verweigert das Tauchen, zweiter Mann taucht nicht mehr auf. Drumherum Krähen (schwarz) und Schneeflocken (weiß).
Ist es eine tiefer gehende Allegorie, die sich auf Elemente bezieht? Oder auf Gegensätze allgemein: Wärme/Kälte, Feuer/Wasser, Atmen/Anhalten, nackt/dick angezogen, Schwarz/Weiß? Was sollen aber dann die sexuellen Anspielungen? Oder gibt’s die gar nicht?
Dann der Titel: Feuer wäscht die Seele rein. Können nur die mit reiner Seele Feuer machen? Können die zwei Männer es deshalb nicht? Will das Mädchen, dass er Feuer macht, um die Seele zu reinigen? Geht der Mann deshalb tauchen? Um etwas abzuwaschen? Oder ist es doch ein Suizidversuch?

Verdammt! Ich steh auf dem Schlauch.

Liebe Grüße

Selanna


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Nina
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Beitrag07.02.2018 12:35

von Nina
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Hallo Hobbes,

sehr schöner Text. Du hast eine klare, einfache Sprache, das gefällt mir sehr. Ich komme gut durch diese Geschichte, die sich traumartig liest. Es ist auch ein bisschen wie ein Film, in dem sich Situation an Situation knüpft und man als Zuschauer immer nur diese kleinen Impressionen bekommt, woraus man langsam den Inhalt und die Bindungen der Menschen zueinander sich erschließen muss.
Ich habe die Geschichte in einem Rutsch gelesen, ohne abzusetzen, ohne hängen zu bleiben oder das Bedürfnis eine (unklare) Stelle noch einmal zu lesen oder lesen zu müssen. Weil es keine Unklarheit gab für mich beim Lesen, obgleich hier so vieles vage gehalten ist.
Ich finde sie sehr gelungen und weil ich schon manches Mal Texte von Dir gelesen habe, in denen es um eine männliche oder weibliche Sam ging, und darin Sam immer weiblich war, auch wenn Du mit diesem Namen eine männliche Person verbunden hattest. Sie war immer weiblich. In diesem Text ist es anders. Hier ist Sam zum ersten Mal männlich.
Ich weiß nicht, was und wer dieses Sam in Deinem Leben ist, das Du immer wieder darüber erzählst und schreibst, vielleicht ist es Dir selbst nicht klar. Ich kann jedenfalls sagen, dass mich die Geschichten von Sam interessieren und mein Gefühl sagt, dass es Zeit wird, seine oder ihre Geschichte (hier ist Sam ja männlich, ansonsten weiblich) mal aufzuschreiben. Dich vielleicht davon frei zu schreiben, nicht im Sinne, um es "endlich zu schreiben", oder "endlich zu erfassen", sondern Dich frei zu machen von dem Stückwerk bislang. Falls Du Dir das nicht vorstellen kannst - einfach weiter machen. Du machst es gut und klar, mir reichen die knappen Beschreibungen, um Dir zu folgen und in der Geschichte "mit zu gehen". Gefällt mir sehr. Ich weiß nicht, ob ich es erwähnte, aber Textstellen, die zu überarbeiten wären, sind mir keine aufgefallen, deshalb sind keine hier erwähnt.

LG
Nina
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firstoffertio
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Beitrag07.02.2018 22:41

von firstoffertio
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Das ist wie ein Film, ja.

Bevor "der Mann wieder auftaucht", könnte "er" ein Junge sein (der noch nicht gelernt hat, gescheit Feuer zu machen.

Auch wieder in der späteren Szene mit Emmi, wenn man nur sie betrachtet. Sam Kraehenjunge. Auch eigentlich in der mit dem anderen Mann. Da wird  "er" nur "der Schwimmer" genannt.

Ich gehe davon aus, dass dies dein Text mit dem neutralen Erzähler ist?

Dann müsste vielleicht das "blau" hier weg:

 
Zitat:
Sie ist kaum auszumachen in der Dunkelheit mit ihrer blauen Daunenjacke


Und über dies bin ich mir unsicher:

Zitat:
es soll Frost geben diese Nacht
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hobbes
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Beitrag08.02.2018 18:42

von hobbes
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Danke für eure Rückmeldungen. Mich hat irgendein Virus niedergerungen, von daher bin ich gerade nicht in der Lage, genauer darauf einzugehen. Kommt aber noch.
In jedem Fall habe ich sie mit Interesse gelesen.
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Abari
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Beitrag08.02.2018 21:04

von Abari
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Hallo hobbes,

auch ich fühlte mich sofort in die Geschichte hineingezogen, die in ihrer beeindruckenden sprachlichen Schlichtheit so ruhig erzählt; auch mich gemahnte es an ein Traumbild. Dazu passend die Krähen als tiefes, altes Symbol - so, wie mir der ganze Text symbolhaft zu sein scheint. Andererseits, passend zur Kürze, nicht überladen damit. Der Text wirkt auf mich so unaufgeregt und schließt verschiedene Deutungsebenen auf. Feuer - Schwimmen - Krähen: Auf diesen drei, miteinander verwobenen Grundpfeilern steht der Text für mich. Er wirkt auf mich höchst kontemplativ, verlangsamt mein Lesetempo und wühlt mich dennoch auf eine seltsame Art auf; vermutlich, weil er mehrere Fragen unbeantwortet lässt - genaugenommen alle. Er ist mystisch und verborgen, wie eine Erzählung aus alter Zeit, die oft auch nichts erklärt, sondern einfach ist. Ich finde nichts hinwegzunehmen oder hinzuzufügen. Mehr kann ich leider für den Text nicht leisten.

Ich wünsche Dir gute Besserung.


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Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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purpur
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Beitrag08.02.2018 23:46

von purpur
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Hallo hobbes,

ich finde den Titel zum Text gut gewählt ( RammsteinMusik, die ich unwillkürlich höre), verwoben und wie doch die gegensätzlichen Elemente Feuer-Wasser von dir in Bezug gebracht wurden. Besonders auffällig und gefällt mir das umfangreiche Sammelsurium an gehaltvoller und wirkmächtiger Symbolik, man könnte Anklänge an gewünschte Affirmationen vermuten.
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße
Pia


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hobbes
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Beitrag12.02.2018 00:06

von hobbes
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Hallo Selanna,

du hast mich zum Lachen gebracht, mit deinem Kommentar. Ich fand ihn herrlich erfrischend. Und fürchte nun, dass das jetzt ganz falsch ankommen könnte, so, als lache ich über dich, dabei lache ich doch im Gegenteil über mich.
Weil ich nämlich beim Lesen deines Kommentars festgestellt habe, wie überaus ernst ich diese Geschichte mittlerweile nehme, zu ernst, und wie gut es mir täte, da eine große Portion Leichtigkeit mit hineinzunehmen. Und an die konnte ich eben anknüpfen, beim Lesen deiner Gedanken.

Vielleicht hast du ja schon aus den anderen Kommentaren herausgelesen, dass du mit deiner Fragment-Vermutung richtig gelegen hast. Was genau das hier ist, kann ich dir selbst nicht beantworten, oder doch, ein weiteres Experiment auf der langen Liste des Stückwerks, wie Nina so schön schrieb.
Eine "Aussage" kann ich leider (noch?) nicht bieten. Vermutungen, vielleicht, aber auch die würde ich lieber für mich behalten, habe ich doch den Eindruck, mit ihrem Aufschreiben etwas kaputt zu machen.

Betrachte die Streichholzschachtel als gestrichen. Irgendwann flackerte der Gedanke kurz auf, die zu streichen, den habe ich dann aber mit "missverständlich" beseite geschoben, doch das sehe ich mit etwas Abstand nun anders.
Den dreimaligen Ofen finde ich schon schwieriger zu ersetzen, sehe aber deinen Punkt.

Deine Fragen zum Inhalt, zur Handlung, also die in Richtung: Warum ist das so, Warum tut er/sie dies oder jenes - da mag ich gar keine Antwort darauf geben. Auf keinen Fall stehst du auf dem Schlauch oder bist gar begriffsstutzig, denn es ist durchaus möglich, dass es keine Antworten gibt (vielleicht im größeren Kontext, vielleicht aber auch nicht).
Auch in dem Sinn war der Text ein Experiment, ich dachte nämlich so etwas wie: Aber das ist doch jetzt kein Ende, das ist doch keine "Geschichte"? So kann ich das doch nicht aufhören lassen und anderen zum Lesen geben?

Spannend fand ich auch, dass du die Elemente ins Spiel bringst. Irgendwie völlig logisch, aber ich hatte das in der Form tatsächlich noch nicht auf dem Schirm.

Ich habe jetzt ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil du so viele Fragen hast und ich quasi keine davon beantworte, nicht im Text und auch jetzt in meiner Antwort nicht. Dabei helfen mir deine Fragen und vor allem, dass du sie so konkret mit Zitaten unterlegt hast, das ist ein richtiger Blick von außen, von ganz außen, von jemandem, der noch nie was von Sam (dem Schwimmer) gelesen hat und ich glaube, mir helfen diese Fragen gerade sehr dabei, Antworten zu finden, auch wenn ich diese Antworten noch nicht aufschreiben kann.

Ganz lieben Dank dafür.
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 00:34

von hobbes
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Hallo Nina,

herrje. Da versuche ich mich an einem neutralem Erzähler, streiche sämtlichen Innenansichten und schon ist Sam männlich. Das ist einerseits erschreckend, andererseits vielversprechend.
Ich hoffe einfach auf letzteres.

Ein Film, schreibst du. Ich habe deinen Film-Satz gelesen und beim Lesen hat sich etwas zusammengefügt, so, dass ich gleich nach dem Lesen zum Stift gegriffen habe. Keine Ahnung, ob das tragfähig ist, mittlerweile schraube ich meine Erwartungen lieber herunter, in jedem Fall fühlt es sich aber momentan gut und richtig an. Mal sehen, ob etwas daraus wird.

Mein Gefühl sagt mir tatsächlich auch, dass es an der Zeit ist, mich frei zu schreiben. Leider waren die bisherigen Versuche nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, und Erfolg meine ich tatsächlich in dem Sinn, davon frei zu sein, aber nun ja, vielleicht war es noch nicht an der Zeit und jetzt endlich doch, eventuell ist deinem Gefühl ja mehr zu trauen als meinem.

In jedem Fall wird es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass du von Sam gelesen hast smile
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Selanna
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Beitrag12.02.2018 00:38

von Selanna
Antworten mit Zitat

Hallo hobbes,

Zitat:
so, als lache ich über dich, dabei lache ich doch im Gegenteil über mich.

Hauptsache, Du lachst. Das macht Deinem Virus schneller den Garaus Smile

Zitat:
Weil ich nämlich beim Lesen deines Kommentars festgestellt habe, wie überaus ernst ich diese Geschichte mittlerweile nehme, zu ernst

Die Geschichte ist ernstzunehmen, auch ich habe sie beim Lesen so aufgefasst. Das war etwas, das mir an ihr sehr gefiel. Aber Leichtigkeit beim Schreiben ist nie verkehrt.

Zitat:
Was genau das hier ist, kann ich dir selbst nicht beantworten, oder doch, ein weiteres Experiment auf der langen Liste des Stückwerks, wie Nina so schön schrieb.

Ich finde, Fragment und Experiment ist Antwort genug und passt auch sehr gut zum Text.

 
Zitat:
Aber das ist doch jetzt kein Ende, das ist doch keine „Geschichte“? So kann ich das doch nicht aufhören lassen und anderen zum Lesen geben?

Wenn ich jetzt noch einmal drüberlese und Deine Antworten sehe, wenn ich mir den Text gedruckt in einem Kurzgeschichtenband vorstelle, dann denke ich inzwischen schon, dass er so funktioniert. Warum sollte der Autor den Leser nicht mit so vielen Fragen zurücklassen? (Um ehrlich zu sein, das Fragen hat mir ja nicht gerade wenig Spaß gemacht Wink)

Zitat:
spannend fand ich auch, dass du die Elemente ins Spiel bringst.

Wenn die Elemente eine Rolle spielen, fände ich das sehr interessant. Wenn ich mir alles nur eingebildet habe, ein bisschen peinlich und versponnen von mir Wink

Zitat:
Ich habe jetzt ein klein wenig ein schlechtes Gewissen, weil du so viele Fragen hast und ich quasi keine davon beantworte, nicht im Text und auch jetzt in meiner Antwort nicht.

Bitte nicht. Musst Du auch nicht. Wie gesagt, ich habe mich gerne alle diese Dinge gefragt. Wenn Du mir sagst, die Fragen sind berechtigt und nicht dämlich, bin ich schon vollauf zufrieden und selig Wink

Zitat:
Ganz lieben Dank dafür.

Gern geschehen. Smile

Liebe Grüße
Selanna


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Beitrag12.02.2018 14:58

von hobbes
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Selanna hat Folgendes geschrieben:
(Um ehrlich zu sein, das Fragen hat mir ja nicht gerade wenig Spaß gemacht Wink)

Ein Glück. Ich war mir dann doch etwas unsicher.

Selanna hat Folgendes geschrieben:

Wenn die Elemente eine Rolle spielen, fände ich das sehr interessant. Wenn ich mir alles nur eingebildet habe, ein bisschen peinlich und versponnen von mir Wink

Doch, die spielen schon eine Rolle, ich habe sie bisher nur nie als "die Elemente" wahrgenommen. Totale Betriebsblindheit, immer wieder sehr erstaunlich.

Selanna hat Folgendes geschrieben:
Wenn Du mir sagst, die Fragen sind berechtigt und nicht dämlich, bin ich schon vollauf zufrieden und selig Wink

Na klar sind sie das. Die hier finde ich zum Beispiel auch sehr spannend:
Selanna hat Folgendes geschrieben:
Ist es eine seltsame Art von Suizidversuch?

Weil es genau so eine ist, auf die es keine Antwort gibt. Irgendwie ja, irgendwie nein, irgendwie alles andere dazwischen. Und so geht es mir fast mit allen. Ich finde es wunderbar, dass sie aufkommen, diese Fragen, merke ich doch immer mehr, dass vielleicht genau das sein muss, viel mehr Fragen aufzuwerfen, als zu beantworten. Und das in einer Form, in der die Leser trotzdem oder sogar genau deswegen noch mitmachen. Das scheint ja mit diesem Versuch ganz gut geklappt zu haben.
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 15:18

von hobbes
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Hallo firstoffertio,

auch eine interessante Lesart, dass der Mann eigentlich ein Junge sein könnte. Und auch hier wieder: ist er ja irgendwie auch, er ist immer noch "der Junge", von einigen wird er sogar tatsächlich so genannt.
Da musstest du mich jetzt aber auch erst drauf stoßen, damit ich das gesehen habe.

Und ja, das soll ein neutraler Erzähler sein.
Das Blau, natürlich, es ist ja dunkel, das sieht er nicht. Ist außerdem sowieso völlig unwichtig. Kann weg.

Und der Frost - hm, ja, da sehe ich auch deinen Punkt. Wenn man an dieser "Kamerasicht" festhält, dann kann er das eigentlich nicht wissen.

Die Augenfarben bzw. das Wissen darum, die stören dich dagegen nicht?
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Nina
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Beitrag12.02.2018 15:35

von Nina
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Hallo hobbes,

nun ja, Du lässt ihn anders sprechen und agieren, das macht es wohl aus. Diesmal ist er wirklich eindeutig männlich, gefühlt und gelesen männlich. Ansonsten ist er für mich immer weiblich gewesen, obwohl Du darauf bestanden hattest, dass er männlich sei. Ich finde das sehr interessant. Du schreibst, Du habest die Innenansichten weggelassen. Das ist mir gar nicht aufgefallen, wohl aber, dass er anders spricht und agiert.

Ja, was die Geschichte angeht, wirkst Du auf mich einerseits, als wärest Du sehr froh, dieses Sam/diesen Sam zu haben, und doch nicht so recht etwas mit ihm/ihr anzufangen zu wissen. Das ist okay. Vielleicht ist er/sie Dir inzwischen zuviel geworden, vielleicht bist Du müde geworden im Versuch ihn/sie zu begreifen. Let go! Du kannst schreiben, also schreibe. Und Sam scheint Dein Begleiter und Teil Deiner Energie zu sein, ... dann überlasse doch ihm mal das Schreiben und stelle Dich lediglich als Stifthalterin zur Verfügung und schau, was dabei heraus kommt. Ein bisschen genießt Du ja auch die Anwesenheit, oder?, also ... gib Dich hin und see what happens. Laughing Ich bin gespannt.

Liebe Grüße
Nina

hobbes hat Folgendes geschrieben:
Hallo Nina,

herrje. Da versuche ich mich an einem neutralem Erzähler, streiche sämtlichen Innenansichten und schon ist Sam männlich. Das ist einerseits erschreckend, andererseits vielversprechend.
Ich hoffe einfach auf letzteres.

Ein Film, schreibst du. Ich habe deinen Film-Satz gelesen und beim Lesen hat sich etwas zusammengefügt, so, dass ich gleich nach dem Lesen zum Stift gegriffen habe. Keine Ahnung, ob das tragfähig ist, mittlerweile schraube ich meine Erwartungen lieber herunter, in jedem Fall fühlt es sich aber momentan gut und richtig an. Mal sehen, ob etwas daraus wird.

Mein Gefühl sagt mir tatsächlich auch, dass es an der Zeit ist, mich frei zu schreiben. Leider waren die bisherigen Versuche nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, und Erfolg meine ich tatsächlich in dem Sinn, davon frei zu sein, aber nun ja, vielleicht war es noch nicht an der Zeit und jetzt endlich doch, eventuell ist deinem Gefühl ja mehr zu trauen als meinem.

In jedem Fall wird es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass du von Sam gelesen hast smile
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Selanna
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Beitrag12.02.2018 18:40

von Selanna
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Hallo hobbes,

Zitat:
Das scheint ja mit diesem Versuch ganz gut geklappt zu haben.


Absolut. Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass die Fragen definitiv unbeantwortet bleiben sollten. Auch den Fragmentcharakter finde ich gut, ein in der Luft schwebendes, unverknüpftes Stück Einblick.

Liebe Grüße
Selanna


_________________
Nur ein mittelmäßiger Mensch ist immer in Hochform. - William Somerset Maugham
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 20:52

von hobbes
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Nina hat Folgendes geschrieben:
nun ja, Du lässt ihn anders sprechen und agieren, das macht es wohl aus.

Und nun ja, das macht es für mich so schwer fassbar, ich sehe nämlich überhaupt keinen Unterschied. Also schon, darin, dass das jetzt eine andere Art Text ist, aber Sam ist doch trotzdem der Gleiche. Für mich.

Nun denn, dann schreibe ich mal smile Dass mit der Stifthalterin für Sam habe ich allerdings schon ausprobiert. Er ist leider nicht sonderlich kooperativ. Oder ich habe blöd drangestellt. Kann natürlich auch sein.
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 20:54

von hobbes
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Selanna hat Folgendes geschrieben:
Auch den Fragmentcharakter finde ich gut, ein in der Luft schwebendes, unverknüpftes Stück Einblick.

Ist halt die Frage, ob und wie ich das für das "große Ganze" schaffe.
Aber nun denn, ich hab ja jetzt wieder ein paar Ansatzpunkte, mal sehen, was sich daraus ergibt.
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 21:05

von hobbes
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Wow, Abari. Mehr kannst du für den Text nicht leisten, schreibst du und das, wo du so schöne Worte gefunden hast. Allein für diesen Satz könnte ich dich herzen:
Abari hat Folgendes geschrieben:
Er ist mystisch und verborgen, wie eine Erzählung aus alter Zeit, die oft auch nichts erklärt, sondern einfach ist.

Das ist auch wieder so einer, der dafür sorgt, dass es in mir drin klickKlickKlick macht.

Ach, ich kann das schon wieder gar nicht alles in Worte fassen.

Und Danke für die guten Wünsche. Scheinen angekommen zu sein smile
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 21:07

von hobbes
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Hallo purpur,

auch dir herzlichen Dank für die Rückmeldung. Den Titel hat der Text genaugenommen @Angst und seiner Rückmeldung zu meinem Zehntausendertext zu verdanken. Noch so ein Klick-Moment smile

Den letzten Teil deines Kommentars verstehe ich allerdings nicht. Anklänge an gewünschte Affirmationen? Was meinst du damit?
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Abari
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Beitrag12.02.2018 21:57

von Abari
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Hey hobbes,

schön, dass ich mit meinen Worten bei Dir etwas auslösen konnte. Man merkt dem Text einfach an, wie versiert Du im Schreiben bist und wie wenig Du Dich um Konventionen kümmerst. Sowas spricht mich einfach an. Freilich kann man Wortwiederholungen vermeiden, aber ich frage mich immer, ob eine Synonymsuche so sachdienlich ist - damit werden so viele verschiedene Bilder in mir aufgerufen - oder ob es, wie in diesem Text, nicht manchmal besser ist, die Wiederholungen als Mittel der Wahl auszukosten, zumal sie mir bewusst gesetzt erscheinen. Grade in diesen schlichten Worten steckt ja das Potenzial, dass der Leser es mit eigenen Bildern füllen kann und muss und das finde ich so kontemplativ daran.

Und ich schrieb "nicht leisten können", weil Du offenbar Nachholebedarf am Text siehst, sonst hättest Du ihn, vermute ich mal, ins Feedback gestellt. Ich fand aber keine Verbesserungsvorschläge, und wie Du vielleicht weißt, bin ich mit denen sehr ehrlich. Nichtsdestotrotz bleibt es ein interessanter Text, wenngleich ein unkonventioneller. Ich höre deutlich Deine Autorinnenstimme darin. Und das hat mich begeistert.


_________________
Das zeigt Dir lediglich meine persönliche, höchst subjektive Meinung.
Ich mache (mir) bewusst, damit ich bewusst machen kann.

LG
Abari
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firstoffertio
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Beitrag12.02.2018 22:02

von firstoffertio
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Weil du fragst, hobbes:

Zitat:
Sie weiß, dass seine Augen dunkel sind, fast schwarz. Holzkohleaugen. Er weiß, dass ihre Augen dunkel sind, von der Farbe eines aufgewühlten Ozeans.


Da bin ich mir unsicher. Ob ein neutraler Erzähler wissen darf, was die Figuren wissen. Beim ersten Lesen fand ich die Stelle clever ...
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Nina
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Beitrag12.02.2018 22:24

von Nina
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ja, schreib einfach weiter. wenn du unsicher bist und solch ein text wie dieser entsteht, dann ist doch alles gut. man muss ja nicht alles erklären können und erforschen, solang es funktioniert. und ich freu mich auf weitere geschichten von dir.

lg, nina



hobbes hat Folgendes geschrieben:
Nina hat Folgendes geschrieben:
nun ja, Du lässt ihn anders sprechen und agieren, das macht es wohl aus.

Und nun ja, das macht es für mich so schwer fassbar, ich sehe nämlich überhaupt keinen Unterschied. Also schon, darin, dass das jetzt eine andere Art Text ist, aber Sam ist doch trotzdem der Gleiche. Für mich.

Nun denn, dann schreibe ich mal smile Dass mit der Stifthalterin für Sam habe ich allerdings schon ausprobiert. Er ist leider nicht sonderlich kooperativ. Oder ich habe blöd drangestellt. Kann natürlich auch sein.
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hobbes
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Beitrag12.02.2018 23:32

von hobbes
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Abari hat Folgendes geschrieben:
Hey hobbes,

schön, dass ich mit meinen Worten bei Dir etwas auslösen konnte. Man merkt dem Text einfach an, wie versiert Du im Schreiben bist und wie wenig Du Dich um Konventionen kümmerst. Sowas spricht mich einfach an. Freilich kann man Wortwiederholungen vermeiden, aber ich frage mich immer, ob eine Synonymsuche so sachdienlich ist - damit werden so viele verschiedene Bilder in mir aufgerufen - oder ob es, wie in diesem Text, nicht manchmal besser ist, die Wiederholungen als Mittel der Wahl auszukosten, zumal sie mir bewusst gesetzt erscheinen. Grade in diesen schlichten Worten steckt ja das Potenzial, dass der Leser es mit eigenen Bildern füllen kann und muss und das finde ich so kontemplativ daran.

Und ich schrieb "nicht leisten können", weil Du offenbar Nachholebedarf am Text siehst, sonst hättest Du ihn, vermute ich mal, ins Feedback gestellt. Ich fand aber keine Verbesserungsvorschläge, und wie Du vielleicht weißt, bin ich mit denen sehr ehrlich. Nichtsdestotrotz bleibt es ein interessanter Text, wenngleich ein unkonventioneller. Ich höre deutlich Deine Autorinnenstimme darin. Und das hat mich begeistert.


 Embarassed Danke.

Was die Text-Kategorien betrifft, nun ja, ich glaube, ich habe immer noch nicht verstanden, wie die nun eigentlich gemeint sind. Aber ich hatte den Text tatsächlich mal hier, mal dort (kennt das jemand, dass einem, sobald er im Editor bzw. in der Vorschau erscheint, Trillionen Dinge auffallen, die man noch eben schnell ändern muss?) und was mich dann am Feedback abgeschreckt hat, ist dieser Haken, den ich bei "Formvollendet! Bestleistung!" oder so ähnlich setzen muss.
Denn gerade bei diesem Text war ich mir ob seines "Stückwerks" ziemlich unsicher darüber, ob ich den tatsächlich guten Gewissens als "fertig" kennzeichnen kann.
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