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Schreib mal was - Die Aufgabenstellung

 
 
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Bananenfischin
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Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag27.12.2017 20:00
Schreib mal was - Die Aufgabenstellung
von Bananenfischin
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Aufgabenstellung


Schreibe einen Prosatext zum Thema:
 
Gedächtnisbilder [Leere]

Ein Gedächtnisbild ist das gespeicherte Wahrnehmungsbild, das in Abwesenheit eines Gegenstandes, einer Szenerie oder einer Situation aus dem Gedächtnis abgerufen wird. Für den Akt des Abrufens benötigt es in der Regel einen Auslöser. In der Literatur denke man zum Beispiel an die berühmte Stelle in Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«, in der der Geschmack der petites madeleines, eines Gebäcks, beim Protagonisten längst verloren geglaubte Kindheitserinnerungen weckt.
Für den Wettbewerb tritt ein weiteres Themenfeld hinzu: das der Leere. Zentral für das Thema ist also der Prozess des Erinnerns, der nicht von einem anwesenden Auslöser angestoßen wird, sondern paradoxerweise von dem Fehlen von etwas, von einer Leere, einen Gegenstand, eine Szenerie oder eine Situation betreffend.

Eure Prosatexte sollen unter dem Motto der folgenden zwei Verse aus einem Gedicht von Emily Dickinson stehen, die dem Text vorangestellt werden können, aber nicht müssen:

Die Stille rollte wie ein Ozean heran,
Brach sich an meinem Ohr.


oder im englischen Original:

The silence like an ocean rolled,
And broke against my ear.


»Motto« bedeutet hier, dass der Text damit in Verbindung steht oder davon inspiriert ist oder sich damit auseinandersetzt, nicht, dass wir mit diesen Versen eine spezifische Situation vorgegeben, die behandelt werden soll.  


Weitere Vorgabe:

Der Prosatext muss entweder überwiegend mit der Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms (stream of consciousness) verfasst werden oder überwiegend aus der Perspektive des neutralen, externen, wie durch eine Kamera schauenden Beobachters.
Da sich in der Fachliteratur teils sehr unterschiedliche Beschreibungen dieser erzählerischen Mittel finden, haben wir unsere eigenen, für den Wettbewerb maßgeblichen Definitionen erarbeitet. An ihnen sollt ihr euch orientieren, doch wie sich am obigen »überwiegend« schon erkennen lässt, sind gezielte, bewusst gesetzte Verletzungen der Darbietungsform oder Perspektive durchaus erlaubt.
Die Entscheidung über die Erfüllung bzw. die Qualität des Bruchs mit dieser Vorgabe wird weitgehend den Bewertern überlassen. Die Ausnahme stellen Texte dar, die überhaupt nicht den Versuch unternehmen, entsprechend der erwähnten erzählerischen Mittel zu schreiben. Diese werden wir vorher aussortieren und nicht einstellen.


Definitionen:

Der Bewusstseinsstrom kann als die Extremform des inneren Monologs betrachtet werden. Während der innere Monolog lediglich die Gedanken einer Figur ungefiltert wiedergibt, vermischen diese sich in der Darbietungsform des Bewusstseinsstroms noch mit subjektiven Eindrücken und Sinneswahrnehmungen. Der stream of consciousness meint die Darstellung von Bewusstseinsinhalten vor ihrer inhaltlichen, chronologischen oder logischen Ordnung, er füllt gewissermaßen den Raum zwischen unbewussten und bewussten geistigen Prozessen.

Er besteht in seiner radikalen Form aus einer amorphen, assoziativen Folge von Empfindungen, Wahrnehmungen, Erinnerungen, sich überlagernden Reflexionen, Ressentiments und subjektiven Reaktionen auf Umwelteindrücke. Selbst die üblichen Regeln der Grammatik, Interpunktion und Logik können aufgehoben werden.
Im Normalfall werden das Präsens und die Ich-Form verwendet, wobei explizite Äußerungen des Sagens und Denkens (»..., sagt sie«, »Ich dachte, ...«) sowie Anführungszeichen oft ganz fehlen.

Erlaubt sind im Wettbewerb sowohl gemäßigte als auch extreme Varianten dieser Darbietungsform, die Grundvoraussetzungen (s. erster Absatz der Definition) müssen jedoch erfüllt sein.


Beispiel für eine gemäßigtere Form:

Dass die ausgerechnet jetzt einen Wettbewerb machen müssen ... Aber das Thema kann ich mir mal angucken, kost ja nix. Den Bildschirm könnt ich auch mal wieder putzen. Uff, mein Magen, ich glaub, ich platz gleich. »Weihnachten muss das so«, hat die Luise gesagt. Alle Jahre wieder.
Aha, da ist es ja. Die haben sie doch nicht alle! »Schreib mal was.« Soll das ein Thema sein? Ich würd ja lachen, wenn der Bauch nicht so aua täte. Das Lied macht mich auch wahnsinnig. Weiß nicht, was schlimmer ist.
Was will die Alte jetzt wieder? »Es gibt noch Kuchen«, sagt sie. Ha! Sieht die meine Bauchtrommel nicht? Der Fatzke trommelt auch immer noch, muss doch mal aus sein, die Schnulze? »Aber es ist Kirsch«, sagt Luise. Warum nicht gleich?


Beispiel für eine radikalere Form:

Ein Wettbewerb jetzt ausgerechnet jetzt das haben sie sich ja toll mein Magen uff der kleine Trommler und dann das Thema meine Fresse nie wieder rühren am besten ta ram tam tam tam wobei gab auch schon ein schlimmeres zwei Jahre her drei jetzt noch Kuchen wie soll man da bitteschön denken lenken versenken unendlich pah pahpahpapperlapapp unendlich ist bloß meine Müdigkeit ta ram tam dieser Fatzke oh Kirsch ein Stück geht schon morgen vielleicht.



Neutrales Erzählen: Hierbei handelt es sich um die Extremform personalen Erzählens, bei der der Erzähler abwesend zu sein scheint. Beim neutralen Erzählen werden Situationen wie durch eine Kamera hindurch geschildert, eine Innensicht auf die Figuren fehlt dem Erzähler ebenso wie der Überblick über das Gesamtgeschehen. Auch wertende Aussagen trifft er nicht.

Beispiel:

Die Stirn gerunzelt, blickte Kurt durch Fingerabdrücke, Kaffeespritzer und eine zerquetschte Fliege auf den Bildschirm seines Notebooks. Er klickte das Zehntausendforum an, dann die Wettbewerbsankündigung. »Schreib mal was«, stand da. Kurt schüttelte den Kopf und rieb sich den Bauch, über dem sich straff sein Pullunder spannte. Plötzlich stand seine Frau neben ihm.
»Kommst du vielleicht mal? Es gibt noch Kuchen.«
Er schloss den Browser, machte aber keine Anstalten aufzustehen.
»Sag mal, siehst du das hier?« Er zeigte auf seine Körpermitte. »Da ist nicht mal mehr Platz für einen Keks. Außerdem will ich bei dem Wettbewerb mitmachen, ich muss nachdenken.«
»Aber es ist Kirsch!«
Kurt sah seine Frau an und stand auf. »Das ist was anderes.«




Der »Zehn Tage, zehntausend Zeichen«-Wettbewerb ist, wie in der Ankündigung erwähnt, der sogenannten ernsten Literatur verschrieben; ausdrücklich erwünscht sind also inhaltlich anspruchsvolle, ungefügige und mehrschichtige Texte.

Falls ihr Fragen zur Aufgabenstellung habt, stattet dem Fragenfaden einen Besuch ab.


Formales:

Um zum Wettbewerb zugelassen zu werden, muss im Text das Thema (»Gedächtnisbilder [Leere]«) erkennbar umgesetzt und ein Zusammenhang mit dem Motto zumindest andeutungsweise spürbar sein. Zudem muss der Prosatext mit einem der vorgegebenen erzählerischen Mittel verfasst werden. Der Umfang der Textes darf 6600 Zeichen nicht unter- und 10.000 Zeichen (jeweils mit Leerzeichen) nicht überschreiten. Alles, was im Textfeld steht, zählt - also auch der Titel, sofern er nicht nur in der Betreffzeile eurer PN genannt wird, sondern nochmals direkt über dem Text platziert ist. Es gilt der Zeichenzähler im Forum.

Wir behalten uns vor, Texte, die den genannten Vorgaben nicht entsprechen, zu disqualifizieren. Ob Inhaltliches und Formales der »ernsten Literatur« gerecht wird, wie gut das Thema umgesetzt wurde, wie gut der Text zu dem Motto passt und wie gut die Erzählperspektive funktioniert, all diese eher graduellen Einschätzungen obliegen den Lesern in Form ihrer Bewertung.

Schickt euren Text bitte per PN an Guy Incognito. Der Einsendeschluss ist am 7. Januar 2017 um 19:00 Uhr. Beiträge, die später eintreffen oder nach Ablauf der Frist noch editiert werden, können nicht berücksichtigt werden. Texte, die von uns aus dem Postfach von Guy Incognito abgeholt wurden, gelten als unwiderruflich abgesandt und können nicht mehr geändert werden. Also lieber das Werk noch einmal mehr durchlesen, bevor ihr auf den Absendeknopf drückt.

Euer Text muss für den Wettbewerb geschrieben worden und unveröffentlicht sein. Jeder Benutzer kann nur einen Beitrag einreichen.

Vergesst nicht, einen Titel für euren Text zu vergeben und diesen in die Titelzeile der PN zu schreiben.


Eine interessante Reise in die Tiefen der Erinnerns wünscht euch

das Organisationsteam (sleepless_lives & Bananenfischin)


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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