Guten Tag eure Hoheit Wortedrechsler
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G 26.11.2017 11:25 Auszug aus einem angefangenen Roman von Guten Tag eure Hoheit
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Guten Morgen.
Hier mal ein Auszug aus einem angefangenen Roman, an dem ich mich versucht habe. Bin aber leider nicht weit gekommen.
Keine zwölf Uhr Mittags und ich habe schon eine Packung Roth-Händle ohne Filter geraucht. Und ich bin Nichtraucher. Wenn das so weiter geht, können die morgen die Straße vor dem Haus, in dem ich 5000 Dollar im Monat für mein Appartement bezahle, mit dem Inhalt meiner Lunge teeren. Die Fifth Avenue müsste eh mal geliftet werden. Sechs verdammte Stunden warte ich schon auf meinen Informanten von der Polizei. Frank, wo bleibst du?
Frank, ein unsympathischer Typ mit Dreitagebart. Von Hygiene hält der nicht viel. So oft habe ich den schon verärgert, dass er mich zwei Mal hat verhaften lassen. Ich liebe meinen Job. Ehrlich. Stopp! Ich liebe Amerika und meinen Job. So rum muss es heißen. Meine Nerven liegen so blank, dass ich hin und wieder die Zimmerdecke anschreie, um Stress abzubauen. Es klingelt an meiner Wohnungstür. Na endlich! Schön wär's. Es ist der Postbote. In meiner Hosentasche balle ich meine Hand zu einer Faust, damit sie nicht in seinem Gesicht landet. Er kann ja nichts dafür, dass er so ein Quatschkopf ist. Dieses ohne Punkt und Komma reden kann viele Gründe haben. Und wie immer hat der Geselle nichts besseres zu tun, als mich zu quälen. Er weiß, dass ich Journalist bin, und er versucht immer dann, wenn ich keine Zeit habe, mir eine Story anzudrehen. Erst letzte Woche soll seine Schwiegermutter versucht haben, ihn umzubringen, mit einem Küchenmixer. Das ist keine Story. Aber wenn ein Mann sieben Schwiegermütter töten würde, würde ich darüber auch keinen Artikel schreiben. Wir sind die New York Times und nicht die deutsche Bildzeitung. Seine Schwiegermutter erinnert mich an meine.
Beinahe wäre meine Ehe an diesem Monster zerbrochen. Dann hat der Umzug nach New York mich und meine Frau davor bewahrt, uns gegenseitig die Augen auszukratzen. Außerdem wollte ich schon lange raus aus L.A. Was gibt es dort schon für Zeitungen, die einem Journalisten erlauben, sich journalistisch auszutoben. Die LA Times? Kein Vergleich mit der New York Times. "Was, was haben Sie gerade gesagt?", will ich vom Postboten wissen. Hat der mich gerade etwa ins Koma gelabert? Der Mann in den blauen Klamotten hätte gerne gewusst, was ich von seiner Story halte und ob ich seinen Schwachsinn in der Zeitung bringe. "Nein. Schönen Tag noch." Ich mache die Tür zu.
Zehn Minuten stehe ich jetzt schon am geöffneten Fenster und halte Ausschaue nach Frank. Menschen, die sich durch die Straßen drängen. Jeder hat es eilig. Autos die unsere Luft verpesten. Die meisten davon gelb. Buntes Schilder Meer. Das ist die 5th Avenue. Würde ich nicht für die New York Times arbeiten, hätte ich diese Wohnung nie bekommen. Hier und da sehe ich einen Streifenpolizisten, aber keiner von denen will zu mir. Zwei Männer schreien sich an, wegen eines Taxis. "Das ist mein Taxi." "Nein, meins! Meine Frau bekommt gleich unser erstes Baby. Da muss ich hin." "Das ist mir egal. Verpiss dich von meinem Taxi." "Nicht in dem Ton." Schlägerei. Lass Fäuste sprechen. Können die Menschen nicht etwas netter zueinander sein? Ich mache das Fenster zu. Mein Handy klingelt. Ich gehe nicht ran. Es ist meine Frau. Hab jetzt keine Geduld, um mit ihr zu reden. Meine letzten, funktionierenden Nerven hat der Postbote ins Nirvana geschossen. Frank will nicht, dass ich ihn anrufe. Wenn raus kommt, dass er dahinter steckt, werden sie ihn kastrieren. Also darf ich noch gefühlte hundert Jahre warten, bis der Vogel hier aufkreuzt. Wenn er überhaupt noch kommt. Verdammt, wir hatten einen Termin. Meine Augen wandern zu meinem Handy, dass auf dem Wohnzimmertisch liegt und nicht aufhören will, zu klingeln. Meine Frau ist hartnäckig, sonst wäre sie nie im Vorstand von Facebook gelandet. Ist ein schöner Klingelton. I started a joke von den Bee Gees. Bei dem Song haben wir uns das erste Mal geküsst. Unsere Ehe ist kein Witz. Sie ist wunderschön. Meine Frau ist wunderschön. Ihr Name blinkt immer noch auf dem Hand. Wenn mir der Song nicht so gefallen würde, hätte ich meine Frau schon weggedrückt. Was will sie denn nur? Vielleicht ist es wichtig. Aber nur eine Minute. Sie wollte wissen, wie es mir geht. Es geht mir blendend. Hätte ich ihr gesagt, dass ich kurz davor bin, aus dem Fenster zu springen, wäre sie vorbeigekommen. Sie ist so führsorglich. Ein gutes Herz. Nur jetzt kann ich sie hier nicht gebrauchen. Die würde mir 1000 Liter Beruhigungstee kochen. Ich müsste darin baden, ansonsten einen Monat Sexentzug. Frauen können so gemein sein. Außerdem stinkt es hier nach Zigarettenrauch.
Ich mache das Fenster wieder auf. Was sehen meine Augen? Frank! Das wurde aber auch Zeit. Er rennt über die befahrene Straße, direkt auf mein Haus zu, hat aber noch Zeit, einen Autofahrer anzuschreien, weil er ihn fast überfahren hätte. Es gibt Ampeln, Frank. Was ist das für eine Verkleidung, die er da an hat? Klar, wenn die uns zusammen sehen, weiß jeder bescheid. Aber so eine Aufmachung? Dieser Hut. Diese Schlaghose. Von den Schuhen will ich gar nicht erst anfangen. Der Spinner sieht aus wie ein Zuhälter aus den Siebziegern. Ich öffne Frank die Türe. Er kommt rein. "Verdammt, was hat das so lange gedauert?", will ich von ihm wissen. "Bleib locker.", faucht er mich an. Er wirf seinen Hut auf das Sofa und schmeißt sich daneben. Erst kommt er sechs Stunden zu spät und jetzt zerbeult er mir noch mein Sofa. "Hast du irgendwelche Informationen für mich, die mich in einen komaähnlichen Entspannungszustand versetzen." "Bekomme ich erst mal etwas zu Trinken. Was ist das denn hier für ein Service?", grinst er mich spitzbübisch an. Er legt seine Beine auf den Wohnzimmertisch. Ja, fühl dich wie zu hause. Mach aber nichts kaputt. "Was darf es denn sein, Frank." | |