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Arbeitstitel: Die neun Augen der Finsternis


 
 
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McOwen
Geschlecht:männlichErklärbär
M


Beiträge: 2



M
Beitrag27.10.2017 22:58
Arbeitstitel: Die neun Augen der Finsternis
von McOwen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

So, nun ist es wohl an der Zeit meine ersten Zeilen wie die berühmten Schafe unter die Wölfe zu schicken. Mr. Green
Nein aber im Ernst, bin für jedes Feedback dankbar. Auch Kritik "auf hohem Niveau" durchaus erwünscht (und Kritik an den offensichtlichen Sachen sowieso).
Und nun, ohne weitere Umschweife, das erste Kapitel:
(sorry übrigens wegen der Länge, hab keinen guten Punkt gefunden, wo man die Handlung unterbrechen könnte. Aber dafür hab ich versucht, es so zu formatieren, dass man es besser lesen kann.)

Klappentext:

Die Welt verbrennt. Jeden Tag tut sie es etwas mehr.
Es ist das Feuer der Apokalypse, das sie verzehrt.
Niemand kann es stoppen; es liegt in ihrer Natur. […]
Alles was ich jemals wollte, mein einziges Trachten war es,
als Letzter auf die verbrannte Welt zu blicken,
und zu Lächeln.

- Aus den Geheimen Geständnissen des Markes vin Adjin;
Alchemist, Kristallurg, Maschinist und Schriftgelehrter zu Kelhor. Angeklagt wegen Hexerei, Blasphemie, falscher Lehre, Sodomie und allgemeiner Gottlosigkeit.
Durch Erdverbrennung hingerichtet im Jahr des Propheten 1096.


Kapitel 1
Die Jagd beginnt



   Arlen ließ seinen Blick mit einem seltsam losgelösten Gefühl über den riesigen Berg aus Trümmern schweifen, der sich vor ihm auftürmte.
Es war kaum zu glauben, dass dieser unordentliche Haufen aus Schutt und verkohltem Holz vor gar nicht allzu langer Zeit der Dachstuhl eines der größten und schönsten Gotteshäuser der Westmark gewesen war. Die massiven Steine und Balken waren durch die Wucht des Einsturzes zu gewaltigen, abstrakten Skulpturen verschmolzen, die symbolisch dem allgegenwärtigen Verfall ein Denkmal setzten, der über das gesamte Reich hereingebrochen war.
   Vorsichtig ging er vor dem nächstgelegenen Stein auf die Knie und fuhr mit seinen Fingerspitzen durch den grau-weißen Belag, der hier alles überzog wie frischer Schnee. Aber der Jungpaladin wusste, dass es kein Schnee war. Mit schwerem Herzen zerrieb er die lauwarme Vulkanasche zwischen den Fingern, die der Gotris nun schon seit Wochen über die gesamte Westmark und darüber hinaus verteilte. Über einhundert Jahre lang war der größte Vulkan des Kontinents stumm geblieben, aber ausgerechnet jetzt, in der dunkelsten Stunde des Reiches, war er wieder erwacht. Ein seltsamer Zufall. Und Arlen glaubte nicht an Zufälle.
   Träge erhob er sich wieder. Die Mauern der Kirche waren zum größten Teil unversehrt geblieben und ragten wie Mahnmale in den wolkenverhangenen Himmel. Aus dem endlosen Grau fielen immer noch vereinzelte Ascheflocken. Die riesigen Mosaikfenster waren praktisch nirgendwo zerbrochen, nein, zu Arlens Erstaunen waren sie zerschmolzen. Fast jede der kleinen, bunten Scheiben war wie Kerzenwachs zu Boden geronnen. An einigen Stellen war es so schlimm, dass sich die verschiedenen Farben miteinander vermischt hatten, sodass das Glas eine dunkle, manchmal bis ins Schwarze gehende Tönung angenommen hatte.
   „Fast wie die Tränen eines Dämons“, dachte Arlen. „Was für eine Art von Feuer kann bloß eine solche Zerstörung anrichten?“
   „Arlen…? Arlen!?“ Eine junge Stimme rief ihn.
   „Ich bin in der Kirche, Bjern!“, rief er zurück. Achtlos schmierte er die klebrige Asche zurück auf den Stein und drehte sich um.
   Ein junger Mann mit knabenhaftem Gesicht tauchte im Bogen des Eingangstores auf. Seine Kleidung machte den Eindruck eines Wanderers. Sein langer Umhang hatte eine Kapuze, die er im Moment nicht übergestülpt hatte. Das Hemd und die Hose waren zwar nicht aus Leder, wirkten aber trotzdem zäh und widerstandsfähig. Abgerundet wurde der Eindruck durch die eng gebundenen Stiefel, die eindeutig dafür ausgelegt waren, lange Distanzen zu Fuß zurückzulegen.
   „Der Meister ruft uns!“, rief Bjern, ein wenig außer Atem. „Wir sollen so schnell wie möglich kommen! Was machst du hier eigentlich?“
   „Ich hab mich nur umgesehen. Ich dachte, vielleicht finde ich hier etwas. Aber überall das gleiche. Keine Spur von den Hüterinnen. Vielleicht sind sie vor dem Angriff in die Berge geflohen.“
   „Nein, deswegen sollen wir ja kommen. Florn hat sie gefunden!“
   „Wen gefunden?“
   „Die Hüterinnen natürlich! Hat er jedenfalls gesagt, wie er gerufen hat, dass ich dich suchen soll.“
   „Was?!“, rief Arlen überrascht. „Wo? Wo hat er sie gefunden?“
   „Drüben beim Weinkeller, glaub ich.“
   Ohne zu zögern lief Arlen an Bjern vorbei und an der Außenwand des Klosters entlang. Sein Ordensbruder folgte ihm so schnell er konnte.

   Draußen im Dämmerlicht wäre niemand auf die Idee gekommen, dass es erst Spätsommer war. Die umliegenden Wiesen und Wälder waren so weit das Auge reichte mit einer dicken, grauen Decke überzogen. Die Stiefel der Jungpaladine hinterließen bei jedem Schritt deutliche Abdrücke in der klebrig-glitschigen Masse. Ständig musste man Acht geben, nicht auszurutschen.
Nachdem sie das halbe Kloster umrundet hatten, kam endlich die Rampe in Sicht, die von außen in den Weinkeller hinab führte. Tatsächlich stand Meister Velquain direkt davor und sprach wild gestikulierend auf den halbwüchsigen Laufburschen ein, den das Nachbardorf geschickt hatte, um mit ihnen zu reden.
   „Meister! Wo sind die Hüterinnen?“, fragte Arlen, und musterte den Laufburschen zum ersten Mal genauer. Er war jung, stellte er fest. So jung, dass der Paladin sich ernsthaft fragte, ob er überhaupt schon das Erwachsenenalter erreicht hatte. Eine Frechheit, dass der Dorfvorstand versuchte, sie mit einem so unerfahrenen Grünschnabel abzuspeisen.
   Statt Arlen eine Antwort zu geben, deutete der Meister nur in Richtung des Weinkellers. „Schau selber nach!“, spie er aus und wandte sich dann wieder dem Jungen zu, der so wirkte, als wäre er buchstäblich an jedem anderen Ort der Welt lieber gewesen.
   Arlen war sprachlos. Er hatte den Meister selten so angespannt erlebt. Etwas Furchtbares musste passiert sein. Langsam ging er auf den Weinkeller zu. Eine schlimme Vorahnung ließ ihm die Nackenhaare zu Berge stehen.
   Das Tor stand nur einen Spaltbreit offen, obwohl eine der beiden Hälften zum Teil aus der Verankerung gerissen worden war. Ein paar Schritte davor saß Florn auf einem flachen Stein und starrte wie gebannt auf eine vollkommen leere Stelle vor sich am Boden. Als er Arlen bemerkte, wandte er sich kreidebleich zu ihm hin und meinte: „Ich würd mir etwas vor den Mund halten, wenn ich du wäre.“
   Arlen erwiderte nichts. Stattdessen ging er weiter auf das Tor zu. Dabei fiel ihm auf, dass ein Teil des Holzbalkens, der das Tor verschlossen gehalten hatte, in Form von Splittern auf der ganzen Rampe verteilt lag. Als er den Kopf in den dunklen Spalt hinein steckte, schlug ihm ein bestialischer Geruch entgegen. Sofort presste er sich den Stoff seines Umhangs auf die Nase und versuchte, so wenig wie möglich zu atmen. Umständlich stieg er durch die enge Öffnung.
   Drinnen war es beinahe stockdunkel. Abgesehen vom Riss im Tor fiel nur durch ein kleines Kellerfenster weiter hinten Tageslicht herein. Der Gestank war beinahe unerträglich. Ein kaum wahrnehmbares Summen durchdrang den weitläufigen Keller. Arlen fuchtelte instinktiv mit den Armen durch die Luft, um die Insekten zu verscheuchen. Es dauerte einen Moment, bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Bisher war er immer sehr stolz darauf gewesen, nachtsichtig zu sein. Nachtsichtigkeit war immerhin eine sehr seltene Fähigkeit, selbst unter Paladinen. Aber im Moment hätte er die Szene, die sich vor ihm ausbreitete, lieber nicht so detailliert gesehen.
   „Arlen?“ Bjern stieg genauso umständlich durch den Spalt. „Was ist das hier?“, fragte er mit zitternder Stimme.
   „Halt! Geh nicht weiter!“, warnte Arlen. Aber zu spät.
Bjern hatte bereits zwei Schritte in den dunklen Raum hinein getan und war prompt auf der glitschigen Oberfläche der Rampe ausgerutscht. Gerade noch konnte er verhindern, dass er die letzten paar Schritte hinunter rutschte.
   „Elur im Himmel, was ist das?!“, stieß er mit Abscheu in der Stimme hervor. „Da krabbelt was! Da krabbelt was am Boden!“
Unter anderen Umständen hätte Arlen vielleicht über das gelacht, was jetzt passierte. Bjern versuchte mehrmals verzweifelt wieder aufzustehen und rutschte ein ums andere Mal in der Mischung aus Schleim und Maden wieder aus. Drei oder viermal ging das so, und bei jedem Durchgang wurde seine Stimmlage panischer. Arlen wollte ihm schon helfen, aber am Ende schaffte es sein Ordensbruder doch alleine. Bei dem Versuch, so schnell wie möglich durch den Spalt nach draußen zu springen, schlug er dann noch einmal der Länge nach hin.
   Arlen ignorierte ihn einfach. Wie gebannt ließ er den Blick sorgfältig über das dunkle Gewölbe schweifen. Er hatte wirklich keine Lust, noch einmal hier hereinzusteigen, bloß weil er das Gefühl hatte, etwas übersehen zu haben.
Hier im Zwielicht, wahllos verteilt zwischen den verstreuten Weinfässern, lagen mindestens dreißig Leichen, vielleicht sogar mehr. Genau konnte er es nicht sagen, weil von hier aus nicht jede Ecke des Kellers einsehbar war. An den Gewändern der Toten konnte er genau erkennen, wer diese Menschen einmal gewesen waren. Ja, kein Zweifel, es waren die vermissten Hüterinnen. Doch am Schrecklichsten war nicht einmal die Tatsache, dass sie alle tot waren. Nein, viel schlimmer war der Zustand, in dem sie sich befanden. In seiner Zeit als Novize hatte er schon öfters Tote gesehen, aber so etwas wie das hier war ihm dabei noch nie untergekommen. Nein, nicht einmal annähernd so etwas wie das hier.
   An den stark verwesten Leibern war kaum noch etwas dran. Es war, als ob sie geschmolzen wären. Es erinnerte Arlen auf unangenehme Weise an die Glasscheiben in der Kirche. Das Fleisch schien sich einfach von den Knochen gelöst und wie eine dünne Suppe über den gesamten Boden verteilt zu haben. Der daraus resultierende Schleim war ein idealer Nährboden für die Larven und Maden, die sich in der braun-gelben Masse aus Innereien und Eiter suhlten, als wäre es das Paradies auf Erden.
   Arlen unterdrückte den aufsteigenden Brechreiz. Eilig stieg er nach draußen. Es tat ihm gut, wieder an der frischen Luft zu sein. Der Meister hatte die Befragung des Dorfjungen inzwischen abgeschlossen und stand alleine oben am Rand der Rampe, wo er mit den Stiefeln in der Asche herum scharrte. Bjern lag auf der Seite - beinahe auf allen Vieren - und übergab sich ausgiebig ins graue Gras. Mit einem kräftigen Schluck aus seinem Wasserbeutel spülte Arlen die eigene Übelkeit hinunter und ging dann entschlossen nach oben. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Florn ihm stumm folgte.
   „Meister“, haschte er nach Aufmerksamkeit. „Was ist hier passiert? Was hat der Junge aus dem Dorf gesagt?“
   „Nicht viel“, erwiderte Meister Velquain knapp. Er hob nicht einmal den Kopf, während er mit ihnen sprach. „Verdammter Bengel hat kaum das Maul aufbekommen. Hab ihm alles einzeln aus der Nase ziehen müssen. Aber ein paar Sachen hab ich mir aus dem Gestammel dann doch zusammenreimen können: Sie haben das Feuer heute Nacht zum ersten Mal gesehen. Etwa zur Mitternachtsstunde. Es muss also ungefähr zu dieser Zeit passiert sein. Erst heute Früh hat der Dorfvorstand jemanden geschickt, um nachzusehen. Aus Angst vor Flüchen haben sie dann alles genauso gelassen, wie es war. Ausnahmsweise ist der Aberglaube der Plebs auch mal zu was nütze. Danach haben sie den halben Tag mit Debatten verplempert, und als sie dann endlich beschlossen hatten, einen Boten nach Kelhor zu schicken, da sind wir auch schon aufgetaucht.“
   „Warum haben die Leute so lange damit gewartet, bis sie Hilfe geschickt haben?“, fragte Arlen. „Ich meine, wenn sie das Feuer schon heute Nacht bemerkt haben, warum haben sie dann nicht sofort nachgesehen? Doch nicht nur bloß aus Aberglaube?“
   „Aberglaube spielt bei diesen Leuten immer eine Rolle, Arlen. Aber, der Gerechtigkeit halber, dieses Mal war es nicht nur das alleine.“ Der Meister strich sich durch sein leicht ergrautes Haar, das auf eine gewisse Art sehr gut zur Umgebung passte. „Anscheinend hat die Mutter Oberin ihnen schon vor ein paar Tagen höchstpersönlich verboten, dem Kloster zu nahe zu kommen.“
   Arlen war überrascht. „Warum sollte die Mutter Oberin so etwas befehlen?“
   „Das hat er mir auch nicht sagen können. Dafür hat er eine halbe Ewigkeit damit verschwendet, mir zu erklären, dass niemand aus dem Dorf eine direkte Anweisung der Mutter Oberin ignoriert hätte. Hat ihm ohne Zweifel der Dorfvorstand so aufgetragen. Alles elende Hurensöhne und Feiglinge, sag ich euch. Schicken einen kleinen Jungen, nur weil sie Angst um ihren eigenen Hals haben. Als ob jemand ernsthaft auf die Idee gekommen wäre, dass die etwas mit dieser Sauerei hier zu tun hätten. Ohne fremde Hilfe könnten die nicht einmal ihr eigenes Scheißhaus erobern.“
   „Meister, kann es sein, dass es die Barbaren waren?“, fragte Florn.
Meister Velquain wandte sich zum ersten Mal vollständig zu ihnen herum. Man musste schon genauer hinsehen, um unter den kantigen Gesichtszügen seine arratische Herkunft herauszulesen. „Eine reichlich dumme Frage“, meinte er hart. „Arlen! Was sagst du dazu?“
   Arlen überlegte kurz. „Ich glaube nicht, dass es die Barbaren gewesen sind.“
   „Sehr schlau. Auf die Antwort wäre jetzt sogar mein Schweinehirte gekommen. Die Frage ist, warum nicht!?“, bohrte der Meister nach.
   „Weil das hier nicht nach ihrem Handwerk aussieht. Und selbst die vordersten Späher der Horde sollten noch mindestens zwei Tage von hier entfernt sein.“
   Meister Velquain nickte. „Richtig. Außerdem wäre eine Gruppe Barbaren, die groß genug wäre, um das Kloster im Handstreich zu nehmen, den lokalen Milizen mit Sicherheit nicht entgangen. Die Westmarkler sind ein ungepflegtes, kleines Völkchen, aber das hier ist ihr Land, und wenn es Eines gibt, das sie können, dann ist es, ihre Grenzen zu sichern. Und selbst wenn wir annehmen, dass es eine Gruppe Barbaren wie durch ein Wunder doch bis hierher geschafft hat, dann erklärt das noch immer nicht den seltsamen Befehl der Mutter Oberin.“
   „Aber wer war es dann?“, fragte Florn, der noch immer ein wenig bleich um die Nase war.
   „Denk darüber nach, dann kommst du vielleicht sogar von selbst drauf.“ Mit diesen Worten schien das Gespräch für Meister Velquain beendet. Wie ein Getriebener begann er damit, immer mehr Gras und Matsch um die Rampe herum von der Asche zu befreien.
   Eine kurze Pause entstand, in der niemand etwas sagte. Arlen und Florn sahen einander in die Augen. In Florns Blick stand deutlich die Frage geschrieben: „Was ist heute bloß mit dem Meister los?“
   Arlen zuckte als Antwort mit den Achseln. Er war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um sich mit der Gefühlswelt des Meisters auseinanderzusetzen. Mit flatterndem Herzen begann er damit, die matschigen, von der Asche befreiten Stellen zu untersuchen. Es dauerte nicht lange, bis er fand, was den Meister so aufgewühlt hatte. Mit einer kurzen Handbewegung deutete er Florn, sich den Boden genauer anzusehen. Die Augen seines Ordensbruders weiteten sich, als er der Aufforderung nachkam. Im festgetrampelten Schlamm waren deutliche Spuren zu erkennen. Es waren Spuren, wie die beiden Jungpaladine sie noch nie gesehen hatten. Sie wirkten, als hätte jemand mit einem Stock flache Löcher in den Boden gestampft. Jeder der dicht beieinanderliegenden Abdrücke war in etwa so dick wie ein Ellenbogen und völlig konturlos. Einem seltsamen Muster folgend führten sie in zwei parallelen Linien vom nahen Waldstück aus zur Rampe - oder umgekehrt, denn eine eindeutige Richtung konnte Arlen nicht feststellen.
   „Bei Elur“, flüsterte Florn. „Was ist das?“
   „Ich weiß es nicht“, antwortete Arlen wahrheitsgemäß. „Aber es sind eindeutig keine Menschenabdrücke.“
   „Was willst du damit sagen?“, presste Florn hervor und wurde so weiß im Gesicht, dass Arlen fast Angst hatte, er würde gleich in Ohnmacht fallen.
   „Ich will damit sagen, dass diese Spuren von etwas verursacht worden sind, das kein Mensch war - oder ein Tier, was das anbetrifft.“
Unruhig starrte Florn in Richtung des Waldrandes, zu dem sich Meister Velquain gerade langsam vorarbeitete.
   „Wie kannst du dir da so sicher sein? Vielleicht war es irgendeine Barbarenmaschine. Ich hab gehört, dass die Ketzer ganz seltsame Apparate verwenden, wenn sie Burgen angreifen. Dinge, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Er machte den Eindruck, als suchte er verzweifelt nach Ausflüchten, nur um das Offensichtliche nicht akzeptieren zu müssen.
   Arlen schüttelte den Kopf. „Das hier war keine Maschine. Dafür sind die Abdrücke zu unregelmäßig. Außerdem hast du die Toten im Keller ja gesehen. Kennst du eine Maschine, die so etwas anrichten könnte?“
   Florn kaute auf seiner Unterlippe, sagte aber nichts.
   „Das heißt also, es ist ein Monster gewesen“, stellte eine belegte Stimme fest. Es war Bjern, der endlich wieder auf wackeligen Beinen stand. Auf seinen Ärmeln und Knien sah man deutliche Flecken, wo er mit der Mischung aus Schleim und Maden in Kontakt gekommen war. „Irgendein Monster oder Dämon hat das Kloster angegriffen. Die Hüterinnen haben sich im Keller versteckt, aber es hat ihnen nichts geholfen. Ist es das?“
   Arlen überlegte fieberhaft. Was Bjern da sagte, war oberflächlich betrachtet eine echte Möglichkeit. Aber irgendetwas stimmte hier trotzdem nicht. Gedankenverloren ließ er seinen Blick über das Kloster, die Rampe und das aufgebrochene Holztor streifen, und endlich ging ihm ein Licht auf. Ja, so passte alles zusammen. Aber in dem Fall…!
   Ohne ein Wort zu verlieren ging er zu dem Dorfjungen hinüber, der noch immer bei seinem Maultier stand, offenbar unschlüssig, ob er schon entlassen war. Hastig stellte er ihm ein paar Fragen, und die Antworten schienen zu passen. Langsam schlenderte er wieder zu den anderen zurück, noch immer tief im Gedanken.
   „Was hast du mit ihm geredet?“, fragte Florn, der zusammen mit Bjern gewartet hatte.
   „Ich hab ihn gefragt, ob etwas Seltsames passiert ist, bevor die Mutter Oberin ihnen verboten hat, dem Kloster zu nahe zu kommen“, erwiderte Arlen.
   „Und?“
   „Ich glaube“, begann Arlen, noch immer geistig woanders, „es war ein Gestaltwandler.“
   „Was?“ Man konnte Bjerns Stimme nicht entnehmen, ob er ihn nicht verstanden hatte, oder ob er mit der Schlussfolgerung nicht einverstanden war.
   „Er hat nicht gleich gewusst, worauf ich hinaus will“, erklärte Arlen ruhig, „Der Junge, meine ich. Aber als ich nachgebohrt habe, hat er sich doch noch an so Einiges erinnert. Zum Beispiel daran, dass vor einer Woche überraschend ein Fremder im Dorf aufgetaucht ist. Der Junge hat es zwar nicht selber gesehen, aber sein Vater hat ihm alles darüber erzählt. Der Mann hat überhaupt nicht gut ausgesehen. Er hatte wohl überall ungewöhnliche Narben und Geschwülste am ganzen Körper, besonders am Hals und um die Hüfte. Außerdem hat er im Fieber ganz komisches Zeug geredet, von Feuer und Dämonen. Also haben ihn die Leute vorsichtshalber zu den Nonnen im Kloster gebracht, nur für den Fall. Schon am nächsten Morgen hat die Mutter Oberin dann den Befehl gegeben, dem Kloster auf keinem Fall zu nahe zu kommen. Für ein, zwei Tage war es das Gesprächsthema im Dorf, aber am Ende haben sich die Leute nur noch für die anrückende Horde interessiert, und der seltsame Mann war gleich wieder vergessen.“
   „Und du glaubst, das war ein Gestaltwandler?“, lachte Florn.
   „Ja. Es würde auf jeden Fall Einiges erklären.“
   „Zum Beispiel?“
   „Zum Beispiel, warum das Tor von außen verschlossen war, aber von innen heraus aufgebrochen wurde.“
   Florn warf einen hastigen Blick hinunter zur Rampe. Es war klar, dass ihm dieser Umstand bisher noch gar nicht aufgefallen war. Eine kurze Stille breitete sich aus, in der außer dem gedämpften scharren von Meister Velquains Stiefel nichts weiter zu hören war. Der Meister war dem Waldstück mittlerweile schon erstaunlich nahe gekommen.
   „Außerdem“, fuhr Arlen fort, „führen die seltsamen Spuren nur in eine Richtung. Also ist entweder etwas ins Kloster eingedrungen und drinnen auf mysteriöse Art und Weise verschwunden, oder etwas ist drinnen … geboren … worden und ist dann nach getaner Arbeit geflohen.“
   „Und ich sag dir trotzdem, es gibt keine Gestaltwandler!“ Unter Florns zuversichtlichem Lächeln schien seine Stimme ein wenig zu zittern. „Das sind alles bloß Ammenmärchen, genauso wie Werbiester, Geister und die Riesenspinne von Vennshain. Das erzählt man kleinen Kindern, damit sie nicht mit jedem dahergelaufenen Vagabunden mitgehen.“
   „Aber was machen wir, wenn es wirklich ein Gestaltwandler war?“, fragte Bjern.
   Arlen griff bei der Frage instinktiv an sein Langmesser unter dem Umhang. Die Oberfläche des Griffs half ihm, seine Gedanken zu ordnen.
   „Wir machen das, wozu wir ausgebildet worden sind“, meinte er kalt. „Und Florn, ich weiß nichts von Werbiestern oder Riesenspinnen, aber eines kann ich dir sagen: Geister, die gibt es.“
   Bjern und Florn warfen einander vielsagende Blicke zu, während Arlen sich zu Meister Velquain hin wandte, der im Laufschritt auf sie zukam.
   „Macht euch fertig“, rief er ihnen zu. „Wir brechen sofort auf!“
   „Was?“, fragte Florn. „Wohin?“
   „Wir gehen auf die Jagd! Die Spuren führen nach Norden. Man kann sie auch im Waldboden gut sehen.“
   Der Meister ließ ihnen keine Zeit zu antworten. Er marschierte schnurstracks auf seinen Rucksack zu, holte Tinte, Feder und einen dünnen Streifen Pergament hervor und begann hastig damit, ein paar Worte darauf zu kritzeln. Danach rollte er den Streifen ein und band ihn mit einer Schnur zusammen. Die Nachricht zu versiegeln war nicht notwendig. Sie war in der geheimen Schrift des Ordens verfasst. Nur ein Paladin würde sie lesen können. Schließlich ging er zu dem Laufburschen hinüber, drückte ihm die Nachricht in die Hand, wechselte ein paar Worte mit ihm, und schickte ihn weg.
   „Was steht ihr da so blöd herum?“, fuhr er seine Schüler an, als er merkte, dass sich keiner von ihnen vom Fleck bewegt hatten. „Beeilt euch! Es hat schon über einen halben Tag Vorsprung.“
   Ohne zu zögern nahm der Meister seinen Rucksack und steuerte auf den Waldrand zu. Bjern und Florn starrten ihm sprachlos hinterher.
   „Na los!“, forderte Arlen sie auf. „Ihr habt den Meister gehört!“
   „Er ist verrückt geworden!“, stellte Florn halblaut fest, tat aber wie geheißen. Als er Arlen eingeholt hatte, zischte er ihm ins Ohr. „Wir sind nur zu viert, und wir haben nur einen Meister auf unserer Seite. Und jetzt sollen wir auf etwas Jagd machen, das zwanzig Hüterinnen erledigt hat? Der Meister hat vollkommen den Verstand verloren!“
   „Die Hüterinnen wurden überrascht. Jetzt ist das Überraschungselement auf unserer Seite“, erwiderte Arlen.
   „Wir haben keine Waffen, um ein Biest zu erlegen“, warf Bjern ein.
   „Es gibt ein geheimes Waffenlager des Ordens, keine zwei Tage nördlich von hier. Beim Tempel der Untergehenden Sonne.“
   „Verdammt, der Meister wird uns noch alle umbringen!“, rief Florn aus. „Und wofür? Für Rache und verletzten Stolz?“
   Arlen blieb unvermittelt stehen und schaute seinem Ordensbruder direkt in die Augen. „Es geht hier nicht um verletzen Stolz! Was immer es war, dieses Wesen hat zwanzig der besten Streiter des Ordens auf dem Gewissen, inklusive eines Mitglieds des Triumviats. Zumindest falls die Mutter Oberin unter den Toten ist, und wir haben keinen Grund, das zu bezweifeln. Und das Schlimmste daran ist, dass wir keine Ahnung haben, was es war. Aber der Meister weiß eines genau: Wenn wir nicht herausfinden, was passiert ist, dann könnte es woanders noch einmal passieren. Und genau deshalb dürfen wir jetzt die Spur nicht verlieren! Ist dir das jetzt klar?!“
   Arlen wartete keine Antwort ab, sondern lief wieder los. Sie durften nicht zu weit hinter den Meister zurückfallen. Einen Moment befürchtete er, dass Bjern und Florn einfach stehen geblieben waren, aber schließlich schlossen die beiden stumm zu ihm auf.
   „Hey Arlen“, fragte Bjern schließlich. „Liegt dort in der Richtung nicht deine alte Heimat? Telmur oder so?“
   „Teilur!“, erwiderte Arlen, schärfer als geplant. Er hatte sich aber schnell wieder im Griff. „Ja, Teilur liegt dort im Norden, aber hinter den Feuerbergen.“
   „Vielleicht können wir ja einen kleinen Abstecher dorthin machen“, meinte Florn sarkastisch. „Ich würde nämlich nur zu gerne das Haus zu Gesicht bekommen, in dem ein wandelnder Eisblock wie du zur Welt kommen konnte. Vor allem würde ich gerne darunter graben, weil dort liegt eindeutig das legendäre Eislabyrinth des Phreios. Eine andere Erklärung gibt es einfach nicht.“
   Bjern schnaufte. „Der war gut!“, meinte er.
   Arlen ignoriert die beiden einfach. In schnellem Trab lief er dem Meister hinterher, immer weiter und weiter nach Norden.
   Seiner alten Heimat entgegen.
   Und seiner Vergangenheit.

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V.K.B.
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Beitrag28.10.2017 17:04

von V.K.B.
Antworten mit Zitat

Hallo McOwen,
danke für deinen Einstand.

Zitat:
„Aber es sind eindeutig keine Menschenabdrücke.“
Das klingt jetzt wirklich komisch. Du meinst menschliche Fußspuren, oder? Sonst klingt das wie Abdrücke von menschlichen Körpern, die da gelegen hätten.

Zitat:
Also haben ihn die Leute vorsichtshalber zu den Nonnen im Kloster gebracht, nur für den Fall. Schon am nächsten Morgen hat die Mutter Oberin dann den Befehl gegeben, dem Kloster auf keinem Fall zu nahe zu kommen. Für ein, zwei Tage war es das Gesprächsthema im Dorf, aber am Ende haben sich die Leute nur noch für die anrückende Horde interessiert, und der seltsame Mann war gleich wieder vergessen.“
   „Und du glaubst, das war ein Gestaltwandler?“, lachte Florn.
Da geht mir die Logik auch gerade flöten. Das klingt eher nach einer ansteckenden Seuche, als ob die Oberin das Kloster unter Quarantäne gestellt hätte. Unter Gestaltwandler stelle ich mir auch was anderes vor, nämlich ein Wesen, das nach Belieben verschiedene Formen annehmen kann, um sich zu tarnen. Das hier sieht eher nach jemandem aus, der mit etwas infiziert war und sich dann verwandelt hat. Oder es kam aus ihm raus. Alien im Pseudomittelalter?

Zitat:
„Wir sind nur zu viert, und wir haben nur einen Meister auf unserer Seite. Und jetzt sollen wir auf etwas Jagd machen, das zwanzig Hüterinnen erledigt hat? Der Meister hat vollkommen den Verstand verloren!“
Na, wofür nennen die sich denn sonst Paladine?

So, durchgelesen. Erstmal was gutes: Dein Schreibstil ist gar nicht schlecht, du kannst formulieren und das kann man gut lesen (ob die Sonderformatierung jetzt allerdings die beste Idee war?). Spannend und interessant ist es allemal. Mein einziges Problem damit ist: Das liest sich wie das gefühlt zweihundertdreiundachzigste AD&D/DSA Abenteuer, das ein Buch werden soll. Für ein paar Rollenspielabende geht das durch, für Literatur ist mir das zu wenig. Die Geschichte steckt voller heroic-RPG Klischees und kommt nicht darüber hinaus. Ich finde kein Alleinstellungsmerkmal, nichts besonderes. Warum sollte ich diese Geschichte und nicht eine der vielen ähnlichen lesen? Vielleicht liegt das aber auch an mir, ich bin kein großer Fantasyleser und beim Wort Paladin klappen sich mir die Zehennägel hoch. Bin also wahrscheinlich nicht deine Zielgruppe, also mach dir nichts draus. Gut geschrieben ist es allemal, wesentlich besser als vieles andere, was man hier manchmal im Fantasybereich ertragen muss. Für mich ist das Genre nur einfach mittlerweile zu abgegriffen, das ist wie mit Zombiefilmen, da kann ich auch nichts mehr mit anfangen. Ist also nur meine Meinung und bedeutet nichts. Vielleicht ist ja trotzdem was Hilfreiches bei meiner Kritik dabei.

Danke für deinen Einstand und willkommen im Forum,
Veith


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Hang the cosmic muse!

Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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DancingMoonlight
Geschlecht:weiblichWortedrechsler


Beiträge: 67



Beitrag28.10.2017 20:14

von DancingMoonlight
Antworten mit Zitat

Guten Abend!
Dann will ich doch auch meinen Senf dazugeben wink

Ich finde den Anfang gut, du führst den Leser damit sehr gut zu der eigentlichen Handlung. Außerdem mag ich es irgendwie, wenn Beschreibungen am Anfang stehen ^^

Zitat:

„Fast wie die Tränen eines Dämons“, dachte Arlen. „Was für eine Art von Feuer kann bloß eine solche Zerstörung anrichten?“

In diesem Fall ist es kein wirklicher Fehler, aber ich empfinde es irgendwie als störend, dass die Gedanken in Anführungszeichen stehen. Ich würde an dieser Stelle empfehlen sie einfach wegzulassen, oder, falls du sie gerne abheben willst, in kursiv zu schreiben.

Zitat:
Dabei fiel ihm auf, dass ein Teil des Holzbalkens, der das Tor verschlossen gehalten hatte, in Form von Splittern auf der ganzen Rampe verteilt lag.

Das empfinde ich als etwas kompliziert ausgedrückt. Warum nicht einfach schreiben, dass er zersplittert ist?

Die Szene mit Bjern hat übrigens eine interessante Mischung aus Ekel und Amüsement hervorgerufen. Sehr gelungen smile
Insgesamt erzeugst du generell ein ziemlich gutes, gedankliches Bild.

Zitat:
„Verdammter Bengel hat kaum das Maul aufbekommen. Hab ihm alles einzeln aus der Nase ziehen müssen. Aber ein paar Sachen hab ich mir aus dem Gestammel dann doch zusammenreimen können: Sie haben das Feuer heute Nacht zum ersten Mal gesehen. Etwa zur Mitternachtsstunde. Es muss also ungefähr zu dieser Zeit passiert sein. Erst heute Früh hat der Dorfvorstand jemanden geschickt, um nachzusehen. Aus Angst vor Flüchen haben sie dann alles genauso gelassen, wie es war. Ausnahmsweise ist der Aberglaube der Plebs auch mal zu was nütze. Danach haben sie den halben Tag mit Debatten verplempert, und als sie dann endlich beschlossen hatten, einen Boten nach Kelhor zu schicken, da sind wir auch schon aufgetaucht.“

Das ist ein ziemlich langer Teil, in dem er redet. Ich würde ihn durch z.B. Gesten unterbrechen.

Zitat:
„Was ist heute bloß mit dem Meister los?“

Hier dasselbe wie oben.
Für mich sind Anführungszeichen ausschließlich etwas für Gesprochenes. Das ist aber auch Ansichtssache, schätze ich.

Zitat:
„Aber es sind eindeutig keine Menschenabdrücke.“

Wie schon V.K.B. finde ich diese Stelle unschön. "Abdrücke/Spuren von Menschen" könnte man vielleicht noch schreiben.

Zitat:
„Was hast du mit ihm geredet?“

Das klingt irgendwie komisch. Wie wäre es mit "Worüber habt ihr geredet?"

Ich habe da noch eine Frage: Sind Gestaltswandler bei dir etwas, was sich in Menschen einnistet und dann geboren wird?

Ich muss sagen, es ist klassische Fantasy und unterscheidet sich wie V.K.B. bereits sagte, auf den ersten Blick nicht stark von anderen Büchern, aber erstens kann man so etwas oft nicht schon am ersten Kapitel festmachen und zweitens muss ich, als jemand der sehr viel Fantasy liest, sagen, dass typische Welten oft gewünscht sind und es eher darauf ankommt, das Charaktere und weiterer Handlungsverlauf nicht schon x-mal geschrieben und gelesen wurden. Man muss im weiteren Verlauf halt Überraschungen einbauen.
Im High Fantasy-Bereich gibt es oft ähnliche Welten, aber das ist überhaupt nicht schlimm. Wenn ich schreibe, wirken sie auf den ersten Blick alle irgendwo ähnlich. Ist im Sci-Fi-Bereich ja auch nicht anders. Eigene Wesen, erfundene Kulturen und Religionen können einen stark von anderen Geschichten abgrenzen. Man muss nur darauf achten, keinen Abklatsch eines anderen Romans zu schreiben.

Ich hoffe, dass ich dir ein wenig mit meiner Meinung helfen konnte!
Liebe Grüße.


_________________
❝Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.❞
-Mark Twain (1835-1910)
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McOwen
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Beitrag28.10.2017 23:34

von McOwen
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So, also gleich mal vielen herzlichen Dank für eure schnellen und hilfreichen Antworten. Daumen hoch²

Als erstes muss ich sagen, dass ich ziemlich erleichtert bin, dass der Text anscheinend im Großen und Ganzen gut zu lesen ist. Zumindest mal abgesehen von den 4-5 stilistischen Sachen, die ihr erwähnt habt, und die ich mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen werde! (Vor allem die Sache mit den "Menschenabdrücken", die jetzt schon zwei von euch sauer aufgestossen ist.)
Was mich besonders freut ist, dass es keine großen Logikfehler gibt, wegen denen ich größere Teile komplett umschreiben müsste. Mr. Green

Zu den restlichen Sachen die ihr angessprochen habt:

Was "Gestaltwandler" sind - und wie sie funktionieren - ist absichtlich etwas vage gehalten. Auf die Mythen um diese Wesen wird später noch eingegangen, was dann auch einiges erklären wird (auch warum Arlen bei der Beschreibung des Mannes auf "Gestaltwandler" kommt, und nicht auf "Seuche").

Was die Verwendung des Wortes Paladin angeht; dazu muss ich sagen, dass es mir auch nicht gut gefällt. Sobald mir ein besseres Wort einfällt wird das geändert. Mr. Green

Wegen dem Beschreiben am Anfang; ich persönlich hab diesen modernen Zwang, immer mit einem Dialog oder einer Aktion zu beginnen, schon immer für eine furchtbare Unsitte gehalten habe. Vor allem in SciFi- und Fantasy-Settings. Ich mein, wie soll man sich für etwas interessieren, wenn der Kontext nicht klar ist? In einem normalen Thriller zum Beispiel mag das ja OK sein, weil der Kontext offensichtlich unsere Welt ist. Aber in Fantasy...? Man stelle sich nur mal Star Wars ohne die berühmten Texte am Anfang vor, oder Herr der Ringe ohne Tolkiens auschweifenden Beschreibungen (in den Büchern) und Galadriels einleitende Worte (in den Filmen). Aber naja, ist nur meine Meinung.

Mir ist übrigens prinzipiell klar, dass das Fantasy-Genre in den letzten Jahren leider in einem ziemlichen Loch steckt. Vor allem High-Fantasy. Wahrscheinlich weil die Leserschaft in dem Jahrzehnt nach dem Erfolg von "Herr der Ringe" (ich mein die Filme) damit quasi überladen worden ist. Deswegen verkaufen sich im deutschsprachigen Raum im Moment auch nur Bücher mit einem bekannten Autorennamen darüber. Aber hey, deswegen ist das ja auch nicht mein einziges Projekt.

Wobei: Fantasy zu kritisieren, weil gewisse Sachen andauernd drin vorkommen, kommt mir irgendwie so vor, als ob man Krimis dafür kritisiert, dass absolut jedes mal ein Mord drin vorkommt. (Ich mein, können die sich nicht mal was anderes einfallen lassen?? Mr. Green )

Es stimmt aber natürlich absolut, dass dieses Kapitel an sich keinen besonders guten Hook hat. Aber zu meiner möglichen Ehrenrettung, es gäbe auch noch einen Prolog dazu. Ich hab nur zuerst dieses Kapitel gepostet, weil der Prolog sogar noch etwas länger wäre, und weil er für das Verständnis des ersten Kapitels nicht direkt notwendig ist. Werd den Prolog aber vielleicht auch hier posten.


Aber naja, möcht mich in jedem Fall nochmal für eure aufschlussreichen Meinungen bedanken. Diese Art von Feedback ist haargenau das wonach ich gesucht hab!! Daumen hoch²
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Kätzchen
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Wohnort: Katzenkörbchen


Beitrag03.11.2017 13:46

von Kätzchen
Antworten mit Zitat

Hi McOwen,

ich habe momentan leider keine Zeit, mich mit deinem Text ausführlich zu beschäftigen, da ich in der Endphase von "der Sündenfresser" stecke. Ich habe mir selbst absolutes Lese und Korrigierverbot erteilt, da ich viel zu gerne und zu leicht Dinge adaptiere.

Trotzdem möchte ich dir ein paar Gedanken dalassen, die mich gerade so umtreiben Very Happy

Zitat:
Was die Verwendung des Wortes Paladin angeht; dazu muss ich sagen, dass es mir auch nicht gut gefällt. Sobald mir ein besseres Wort einfällt wird das geändert.


Das Problem hatte ich in extremer Form. Man will seiner eigenen Welt einen eigenen Hauch verleihen und eben nicht immer nur die bereits vorurteilbehafteten Begriffe benutzen. Ich bin als Lösung zu einer Mischung aus Abstraktion und alten Begriffen gewechselt. Vielleicht könntest du überlegen, den klassischen Dingen eher Beschreibungen anhand ihrer Funktion zu geben.

So wurden bei mir aus Sonnenbrillen, Dunkelbrillen. Es ist jetzt kein Eureka-Begriff, der alle vom Sockel haut, ganz sicher nicht. Aber was ich sagen will, ist, es hat eine eigene Note, die ich bei Fantasy sehr wichtig finde. Du könntest die Paladine z.B. als Goldhämmer bezeichnen. Oder als Lichtritter. Lass deine Bevölkerung sprechen, um den Dingen einen Namen zu geben. Wie würden sie jemanden nennen, der klassisch einen Paladin darstellt, wenn sie nicht wüssten, dass es Paladine gibt? Vielleicht tragen die auch alle eine gewisse Kleidung und gehen als "Gelbröcke" durch?
Vielleicht kannst du mit diesen Gedanken ja etwas anfangen Wink Nach diesem System versuche ich jedenfalls, Dinge in meinen Roman "einzubürgern."

 
Zitat:
Mein einziges Problem damit ist: Das liest sich wie das gefühlt zweihundertdreiundachzigste AD&D/DSA Abenteuer, das ein Buch werden soll. Für ein paar Rollenspielabende geht das durch, für Literatur ist mir das zu wenig. Die Geschichte steckt voller heroic-RPG Klischees und kommt nicht darüber hinaus. Ich finde kein Alleinstellungsmerkmal, nichts besonderes. Warum sollte ich diese Geschichte und nicht eine der vielen ähnlichen lesen? Vielleicht liegt das aber auch an mir, ich bin kein großer Fantasyleser und beim Wort Paladin klappen sich mir die Zehennägel hoch. Bin also wahrscheinlich nicht deine Zielgruppe, also mach dir nichts draus. Gut geschrieben ist es allemal, wesentlich besser als vieles andere, was man hier manchmal im Fantasybereich ertragen muss. Für mich ist das Genre nur einfach mittlerweile zu abgegriffen, das ist wie mit Zombiefilmen, da kann ich auch nichts mehr mit anfangen. Ist also nur meine Meinung und bedeutet nichts. Vielleicht ist ja trotzdem was Hilfreiches bei meiner Kritik dabei.


Diese Aussage, die im Zuge der Kommentare gefallen ist, empfinde ich, als Fantasyautor, so krass pauschal, dass ich erst einmal schlucken musste. Ich meine, was zur Hölle?!
Stirbt nicht in jedem Krimi jemand? Wird nicht in jedem Thriller irgendwo ein Psycho auftauchen? Spielt nicht in jedem Liebesroman, irgendeine total nichtssagende Frau die Hauptrolle?
Das kann man auf alle Felder der Literatur ausbreiten und wir leben im 21sten Jahrhundert. Das Rad neu zu erfinden, ist praktisch unmöglich. So bleibt doch jedem Autor trotzdem die Möglichkeit, mit seiner Geschichte zu überzeugen. Etwas zu erzählen, das es wert ist, gelesen zu werden. Und ich glaube, dass selbst der x-te RPG Roman das Potenzial hat, der Beste zu werden.  

Was ich damit sagen will: Manchmal tut es ganz gut, die Leute einfach reden zu lassen und dein Ding zu machen. Denn viele Leute treffen pauschale Aussagen und waren wahrscheinlich auch dabei, als niemand Harry Potter nehmen wollte. Ließt ja eh keiner, so der O-Ton der damaligen "Kenner und Experten".
Ich habe wirklich viel lernen dürfen während der Arbeit an meinem Manuskript, aber das Wichtigste war, sich selbst zu vertrauen und an die Geschichte zu glauben. Dann tun es auch die anderen. Also lass dich bloß niemals aufhalten, Fantasy in deiner Art zu schreiben, nur, weil es alles schon einmal gegeben hat. Ich kann es auch langsam selbst nicht mehr hören Rolling Eyes

Keine Ahnung ob dir das jetzt was nützt, aber das musste ich mal loswerden Wink (Und ja, ich habe dann doch ein paar Zeilen überflogen und finde, dass es sich ganz gut ließt Laughing )

LG
Katze


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V.K.B.
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Beitrag04.11.2017 23:30

von V.K.B.
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Zitat:
Diese Aussage, die im Zuge der Kommentare gefallen ist, empfinde ich, als Fantasyautor, so krass pauschal, dass ich erst einmal schlucken musste. Ich meine, was zur Hölle?!
Stirbt nicht in jedem Krimi jemand? Wird nicht in jedem Thriller irgendwo ein Psycho auftauchen? Spielt nicht in jedem Liebesroman, irgendeine total nichtssagende Frau die Hauptrolle?
Das kann man auf alle Felder der Literatur ausbreiten und wir leben im 21sten Jahrhundert. Das Rad neu zu erfinden, ist praktisch unmöglich. So bleibt doch jedem Autor trotzdem die Möglichkeit, mit seiner Geschichte zu überzeugen. Etwas zu erzählen, das es wert ist, gelesen zu werden. Und ich glaube, dass selbst der x-te RPG Roman das Potenzial hat, der Beste zu werden.  
Da die Aussage von mir stammt, muss ich nochmal was dazu sagen. Das war keineswegs völlig negativ gemeint. Ich habe sogar herausgestellt, dass ich den Text für überdurchschnittlich gut halte. Und dass das "being fed up with…" meine Sichtweise auf das Genre ist und nichts bedeutet. Krimis und Liebesromane lese ich auch nicht, Thriller nur ganz selten, wenn ich eine neue Idee entdecke (also eben nicht der dahergelaufende run-of-the-mill-psycho). Es gibt auch im Fantasy-Bereich durchaus noch Neues und So-nicht-Dagewesenes, ich nenne mal Nis-Momme Stockmanns Fuchs (auch wenn das nur im Todorow'schen Sinne fantastisch ist) und einige Sachen von Murakami als Positivbeispiele. Das ist aber eben meilenweit von RPG-Klischees entfernt. Sicher gibt es genug Leute, die auch das traditionelle High Fantasy gerne lesen (und ich habe auch nichts dagegen, wenn jemand sowas schreibt) nur ich gehöre eben nicht zur Zielgruppe. Mehr wollte ich damit gar nicht sagen. Harry Potter hat mich (ungeachtet der astronomischen Verkaufszahlen) auch nicht vom Sockel gehauen und ich kenne es eigentlich nur, weil ich es meiner Tochter vorgelesen habe. Die Art und Weise, wie dort das Thema Kindesmisshandlung/Vernachlässigung verharmlost wird, fand ich sogar zutiefst verstörend. Aber vielleicht denkt man nur eben ganz anders über die Dursleys und ihren Umgang mit Harry, wenn man solche Familien von der Arbeit kennt. Es ist eben alles individuell, ich wollte bestimmt niemandem auf die Füße treten und keine Autorenzunft herabwürdigen. Sorry, wenn das so rüber kam.

Grüße,
Veith


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Oh changelings, thou art so very wrong. T’is not banality that brings us downe. It's fantasy that kills …
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titanium_boy
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 52
Beiträge: 20
Wohnort: Niederrhein


Beitrag22.11.2017 00:11

von titanium_boy
Antworten mit Zitat

Hallo erstmal,

vorwegschicken möchte ich, dass auch mir der Text grundsätzlich gefallen hat. Bis auf ein paar Details lässt er sich flüssig lesen und das ist schon mal ein guter Anfang.

Ich würde mich aber V.K.B. durchaus anschließen. Ich bin ein großer Fantasyfan, aber um alles was sich nach Mittelalterliche Welt, Elfen, Orcs, Drachen anhört, mache ich heute einen großen Bogen. Das habe ich so oft gelesen, dass ich bis zum Twist der Story häufig schon nicht mehr komme. - Alternativen wurden auch schon genannt. Ich war irgendwann bei Pratchett gelandet, aber jeder hat nen anderen Geschmack...

Ich denke um Leute wie mich einzufangen, hat man grundsätzlich zwei Alternativen: Entweder man kommt gleich zu Beginn mit irgendeinem starken Twist in der Geschichte, damit ich weiterlese. Oder die Charaktere sind besonders. Ersteres ist extrem schwierig, weil man die Welt nicht ständig neu erfinden kann und der geneigte Leser vieles irgendwo schon mal gelesen hat. Würde ich mich eher auf die Charaktere stürzen. Die Paladine (das Wort finde ich im Übrigen auch scheußlich) geben aber nicht viel her. Über ihr Aussehen erfährt man nicht viel, also muss man annehmen, dass sie die typische Tempelritterversammlung sind, die dabei jedem erst einmal in den Sinn kommt. Und wenn sie etwas sagen, dann sind sie so harmlos wie Grundschüler. - Warum hat nicht einer von ihnen schon mal im Kampf die Axt des Feindes voll auf die Nase bekommen und lispelt deshalb, weil ihm die halbe Kauleiste fehlt. Warum flucht Arlen nicht wie ein Gossenjunge, wenn er verärgert ist, und sein Meister muss ihn ständig zur Ordnung rufen...


Details:

Zitat:
Er war jung, stellte er fest. So jung, dass der Paladin sich ernsthaft fragte, ob er überhaupt schon das Erwachsenenalter erreicht hatte.


Dreimal der Hinweis wie alt der Junge war. Einmal weniger hätte es sicher auch getan. - Abgesehen davon verstehe ich nicht warum das ein Problem ist. Werden in solchen Geschichten nicht immer die kleinen Jungs als Boten geschickt?

Zitat:
Drinnen war es beinahe stockdunkel. Abgesehen vom Riss im Tor fiel nur durch ein kleines Kellerfenster weiter hinten Tageslicht herein.


Meine Wahrnehmung mag mich täuschen, aber draußen ist Tag, wenn auch ein trüber, und obwohl der Raum ein Fenster hat, ist es stockdunkel? Als alter Rollenspieler würde ich bei der Beschreibung jetzt schon mal das Schwert ziehen.


Krabbeln Maden? Ich würde meinen die kriechen eher. Da du mit "krabbeln" in die Situation einsteigst, dachte ich zuerst an Kakalaken, o.ä.

Zitat:

Unter anderen Umständen hätte Arlen vielleicht über das gelacht, was jetzt passierte.



Als Pratchett Liebhaber gefällt mir die Szene zwar, aber den einleitenden Satz mag ich nicht. Das hört sich irgendwie nach "Alle mal herhören. Jetzt kommt ne lustige Szene an."


Zitat:
Bjern lag auf der Seite - beinahe auf allen Vieren - und übergab sich ausgiebig ins graue Gras.


Kann man sich auch weniger ausgiebig übergeben. - Ich denke ausgiebig und grau kann man streichen.

Zitat:
„Wir machen das, wozu wir ausgebildet worden sind“, meinte er kalt.


Ich finde "kalt" irgendwie nicht passend. Hört sich nach unbeteiligt oder gefühllos an. - Ich würde es mit entschlossen oder trotzig versuchen.   

Zitat:
Bjern schnaufte. „Der war gut!“, meinte er.


Der Ausspruch hört sich zu viel nach Jugendslang der Gegenwart an. Das würde ich nicht verwenden. "meinte er" ist überflüssig, da zu Beginn der Zeile schon der Bezug zur Person hergestellt wird.


Ansonsten... Einfach weitermachen...

CU titanium_boy
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Yorinde
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 36
Beiträge: 165
Wohnort: Stendal


Beitrag22.11.2017 14:07

von Yorinde
Antworten mit Zitat

Hallo McOwen,
ich würde gern auch noch ein paar Gedanken dalassen. Zu deiner Story an sich kann ich nicht viel sagen, da ich so gar nicht bewandert (und interessiert) bin in der Fantasywelt. Allerdings möchte ich mich meinem Vorgänger anschließen - deine Figuren könnten noch etwas mehr Tiefe vertragen. Wink
Alles in allem ließ sich dein Text aber gut lesen. Daumen hoch²
Das Einzige, was mich am Anfang irritierte und im Laufe des Kapitels zunehmend störte, war die Sache mit dem Vulkan. Meiner Meinung nach lenkt das vom eigentlichen Geschehen ab, bis zur Mitte deines Textes dachte ich, der Vulkan hätte die Zerstörung verursacht. Denn die Zeichen, die du beschreibst (verdunkelter Himmel, anhaltender Ascheregen) bedeuten, dass dem ganzen eine enorme Erruption vorausgegangen sein müsste. Die würde die Zerstörung des Klosters ja erklären (zum Beispiel in Form eines pyroklastischen Stromes), aber der Vulkan ist ja dann doch nur eine Nebensache.
Außerdem ist Vulkanasche extrem gesundheitsschädigend, deshalb würde wohl kaum jemand munter darin rumwühlen oder sich auf dem Boden wälzen ohne zumindest Atemwegsreizungen zu bekommen. Sie ist auch warm und trocken, wenn sie vom Himmel fällt - das passt mit dem Matsch, den du mehrfach beschreibst irgendwie nicht zusammen. Es sei denn, es hat zwischendurch geregnet. Dann allerdings stellt sich die Frage, ob die Spuren des Gestaltenwandlers noch so gut sichtbar wären...
Und zuguter Letzt wage ich zu bezweifeln, dass sich Insekten munter über die Leichen hermachen, wenn gerade ein Vulkanausbruch die Natur aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Du siehst, für meinen Geschmack (den du natürlich vernachlässigen kannst, ist ja dein Werk!) ist die Logik deines Kapitels nicht rund. Ein Vulkanausbruch bietet dir wahrscheinlich genügend Stoff für ein eigenes Kapitel. Vielleicht hältst du ihn aus dem Anfang etwas mehr heraus oder baust ihn passender in die Handlung ein.
In jedem Fall wünsche ich dir viel Freude beim Weitermachen! Smile
Yorinde


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Es heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten. Hin und wieder sollten wir dem Leben aber auch einen Stift leihen.
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