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Hautfarbe der Protagnostin = Rassimus?

 
 
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novalee.white
Leseratte
N

Alter: 35
Beiträge: 115



N
Beitrag06.09.2017 12:09
Hautfarbe der Protagnostin = Rassimus?
von novalee.white
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich habe die Idee für ein Spinn-off einer schon geschriebenen Buchideen. Eine der Nebenfiguren ruft nach ihrer eigenen Geschichter. Allerdings ist diese Nebenfigur dunkelhäutig.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein weißer Autor keine Hauptfigur haben sollte, die dunkelhäutig ist, weil das mit Rassismus gleichzusetzen ist. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich es gelesen habe und finde dazu auch nichts im Internet.
Daher meine Frage: Habt ihr davon schonmal etwas gehört? Und was ist eure Meinung dazu? Kennt ihr vielleicht Bücher wo Hautfarbe von Autor und Hauptprota sich unterscheiden?

Liebe Grüße,
Novalee
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag06.09.2017 12:22

von Canyon
Antworten mit Zitat

Der Protagonist meines geplanten Romans ist auch dunkelhäutig, und das wird auch so bleiben, egal ob sich jemand daran stört. smile Ich wüsste auch nicht inwiefern das etwas mit Rassismus zu tun haben sollte. Rassismus bedeutet doch, dass ich Menschen mit anderer Hautfarbe herabsetze und als weniger Wert betrachte. Meine Hauptfigur ist doch aber der wichtigste Teil der ganzen Geschichte, wie kann sie da wertlos sein? Lass dich nicht von Dingen abhalten, die du schreiben möchtest, nur weil irgendjemand irgendwann mal irgendetwas gesagt hat.
Für mich gibt es grundsätzlich keine Unterschiede wegen solcher Belanglosigkeiten wie der Hautfarbe. Ich sehe mich nicht als weiß und andere als schwarz. Ich bin mit dunkelhäutigen Menschen aufgewachsen, mein erster fester Freund war dunkelhäutig (Halbamerikaner), für mich ist das nix Unnormales oder Exotisches, sondern einfach Teil der Welt. Und in meiner Fantasywelt möchte ich das ganz genauso handhaben. Und das mache ich auch, komme was wolle! Cool


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Ruby Smith
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 33
Beiträge: 1180
Wohnort: Kenten


Beitrag06.09.2017 12:28

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Hallo novalee.white,

ich habe noch nie davon gehört und finde es persönlich auch ziemlich bescheuert. Ich kann mir vorstellen woher diese Aussage stammt (wahrscheinlich Amerika und dem "Blackpower Movement") und dass sie ursprünglich mit guten Absichten getätigt wurde, um ein höheres Maß an Respekt und Rücksicht für die Gedanken und Gefühle einer schwarzen Minderheit zu fördern.
Meiner Meinung nach ist diese Aussage in sich selbst rassistisch, denn sie spricht "Weißen" ab, die Gefühle und Gedanken eines "Dunkelhäutigen" richtig wiedergeben zu können. Ich denke mit der richtigen Recherche und dem entsprechenden Einfühlungsvermögen, kann man sehr wohl eine Geschichte mit einem dunkelhäutigen Protagonisten schreiben, wenn man weiß ist.

Liebe Grüße

Ruby


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(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag06.09.2017 12:35

von Canyon
Antworten mit Zitat

Robien Schmidt hat Folgendes geschrieben:

Meiner Meinung nach ist diese Aussage in sich selbst rassistisch, denn sie spricht "Weißen" ab, die Gefühle und Gedanken eines "Dunkelhäutigen" richtig wiedergeben zu können. Ich denke mit der richtigen Recherche und dem entsprechenden Einfühlungsvermögen, kann man sehr wohl eine Geschichte mit einem dunkelhäutigen Protagonisten schreiben, wenn man weiß ist.


Da stellt sich mir nun aber die Frage, inwieweit sich die Gefühle und Gedanken von Dunkelhäutigen in denen von anderen Menschen unterscheiden sollen. wink Mensch ist Mensch, die Hautfarbe ist doch nur außen. Alles was Innen passiert ist doch gerade in der Schriftstellerei völlig unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild gestaltbar.
Aber ich weiß was du mit dem ersten Teil des Satzes aussagen wolltest, so empfinde ich das nämlich auch. Wenn man solche "Verbote" ausspricht, müsste man auch Männern untersagen über weibliche Protagonisten zu schreiben, und Frauen über männliche, weil das ja Sexismus wäre.


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Taranisa
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 55
Beiträge: 3227
Wohnort: Frankenberg/Eder


Beitrag06.09.2017 13:00

von Taranisa
Antworten mit Zitat

Ich sehe auch kein Problem darin, wenn du deiner Hauptfigur eine andere Hautfarbe gibst, als du selber hast.
Meiner Meinung nach unterscheiden wir Menschen uns vor allem durch unsere Erfahrungen und Prägungen. Daher sollte es schwieriger sein, gefühlsmäßig authentisch über eine bestimmte Problematik zu schreiben, mit der man bislang noch nie Erfahrungen hatte, statt über jemanden mit einer anderen Hautfarbe. Ich fände es z.B. nicht einfach, mich in eine Person mit Demenz einzufühlen.
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Rainer Prem
Geschlecht:männlichReißwolf
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Alter: 66
Beiträge: 1270
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Beitrag06.09.2017 13:03

von Rainer Prem
Antworten mit Zitat

Canyon hat Folgendes geschrieben:


Da stellt sich mir nun aber die Frage, inwieweit sich die Gefühle und Gedanken von Dunkelhäutigen in denen von anderen Menschen unterscheiden sollen. wink Mensch ist Mensch, die Hautfarbe ist doch nur außen. Alles was Innen passiert ist doch gerade in der Schriftstellerei völlig unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild gestaltbar.
Aber ich weiß was du mit dem ersten Teil des Satzes aussagen wolltest, so empfinde ich das nämlich auch. Wenn man solche "Verbote" ausspricht, müsste man auch Männern untersagen über weibliche Protagonisten zu schreiben, und Frauen über männliche, weil das ja Sexismus wäre.


Auch hier unterscheidet sich Nachkriegs-Deutschland/Europa deutlich von den USA. Die Farbigen dort tragen eine gewaltig schwere Geschichte auf ihren Rücken. Vorfahren, die mit Gewalt aus ihrer Heimat verschleppt und als Ware verkauft wurden, ein Bürgerkrieg, wo die Weißen über die Köpfe der Schwarzen hinweg neue Verhältnisse geschaffen haben, ständige Unterdrückung der "Befreiten" legal bis ins späte 20. Jahrhundert und real noch heute.

"Keine Angst, wir erschießen nur Schwarze", hat ein weißer Polizist vor gerade mal einer Woche zu einer weißen Frau gesagt.

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/usa-wir-erschiessen-nur-schwarze-polizist-sorgt-fuer-empoerung-a-1165796.html

Ist doch bei uns undenkbar, oder?
Rainer

Edit: Nur zur Korrektheit: Der Vorgang ereignete sich schon im Juni 2016, wurde aber erst letzte Woche bekannt.
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IQ Dino
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Alter: 62
Beiträge: 516
Wohnort: MG


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Beitrag06.09.2017 14:12

von IQ Dino
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Sollte das so sein und richtig sein,
gäbe es nur noch ethnisch homogene Literatur,

am besten auch noch geografisch geordnet,
sicher ist sicher.

Und wenn wir schon dabei sind:

schreiben Frauen nicht als Mann
und Männer nicht als Frau,

Alte nicht als jung
und Junge nicht als alt.

Das Spiel kann unendlich weitergehen.

Jeder soll schreiben können, wozu er sich imstande sieht.
Das Publikum entscheidet dann, ob er recht hatte oder nicht.
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Canyon
Leseratte

Alter: 44
Beiträge: 128
Wohnort: Nimmerland


Beitrag06.09.2017 14:36

von Canyon
Antworten mit Zitat

Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
Canyon hat Folgendes geschrieben:


Da stellt sich mir nun aber die Frage, inwieweit sich die Gefühle und Gedanken von Dunkelhäutigen in denen von anderen Menschen unterscheiden sollen. wink Mensch ist Mensch, die Hautfarbe ist doch nur außen. Alles was Innen passiert ist doch gerade in der Schriftstellerei völlig unabhängig vom äußeren Erscheinungsbild gestaltbar.
Aber ich weiß was du mit dem ersten Teil des Satzes aussagen wolltest, so empfinde ich das nämlich auch. Wenn man solche "Verbote" ausspricht, müsste man auch Männern untersagen über weibliche Protagonisten zu schreiben, und Frauen über männliche, weil das ja Sexismus wäre.


Auch hier unterscheidet sich Nachkriegs-Deutschland/Europa deutlich von den USA. Die Farbigen dort tragen eine gewaltig schwere Geschichte auf ihren Rücken. ...


Genau deswegen habe ich es angesprochen. smile Es geht bei solchen Dingen nicht um die Hautfarbe, sondern um das persönliche und kulturelle Erleben der einzelnen Person. Solche Aspekte findet man überall auf der Welt, nicht nur bei dunkelhäutigen Menschen. Wenn ich also einen dunkelhäutigen Protagonisten habe, kann der genauso "normale" und alltägliche Probleme haben, ohne das typisch afro-amerikanische Schicksal zu teilen.


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novalee.white
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Alter: 35
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Beitrag06.09.2017 17:05

von novalee.white
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Robien Schmidt hat Folgendes geschrieben:
Ich kann mir vorstellen woher diese Aussage stammt (wahrscheinlich Amerika und dem "Blackpower Movement") und dass sie ursprünglich mit guten Absichten getätigt wurde, um ein höheres Maß an Respekt und Rücksicht für die Gedanken und Gefühle einer schwarzen Minderheit zu fördern. Ruby


Ja ich glaube das könnte stimmen. In dem Text den ich gelesen habe ging es glaube ich darum, dass ein "weißer" nie wissen wird, wie es in "schwarzen" aussieht. Wobei ich das auch nicht so sehe. Mein Jugendbuch, das im Januar erscheint, handelt von einem Brandopfer - da konnte ich mich auch hineinverstezen, ohne jemals eins gewesen zu sein.
Ich hatte nur etwas sorge, dass ich das Manuskript schreibe, es liebe, und es dann deswegen keiner haben will. Wobei die Hautfarbe im Plot keine Rollen spielen wird.
Aber dann mache ichs einfach Smile Wir sind ja nicht in den USA.
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VickieLinn
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Beitrag06.09.2017 20:07

von VickieLinn
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Wir schreiben über Menschen, nicht über die Hülle.

Ich habe einige Autor*innen betreut, deren Hauptfiguren nicht weiß waren. Sowohl SP als auch Verlag.

Ein Problem kann es nur werden, wenn der Rassismus (auch positiven Rassismus!) nicht zum Plot gehört und in der Geschichte behandelt wird, sondern die Einstellung des Autor den Text färbt.

Als Autor muss achtsam schreiben, wenn man PoC, LGBT usw. in die Geschichte einbringt – um nicht aus Versehen rassistisch zu sein, oder vorgeworfen zu bekommen, dass man ja nur einen Quoten-Schwarzen / Quoten-Behinderten benutzt.
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IQ Dino
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Beitrag06.09.2017 20:32

von IQ Dino
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Davon abgesehen werde ich mit diesem Kunstbegriff "positiver Rassismus" nicht warm.

Wenn ich bestimmten Menschengruppen tendenziell bestimmte Talente oder Eigenschaften eher zutraue, ist das kein Rassismus oder ein Vorurteil sondern eher erlebte Lebenserfahrung.

Ob nun überproportional oft Schwule künstlerisch tätig sind, schnelle Sprinter oder sehr gute Tänzer oft dunkelhäutig sind oder auch, ganz andere Gruppen, Jugendliche viel schneller mit neuer Technik klarkommen oder Nerds eher sozial unbeholfen sein können, ist das kein Rassismus oder Vorurteil, sondern schlichtweg Wahrscheinlichkeit.

Es wird brenzlig, wenn diese Wahrscheinlichkeiten mit tatsächlichen Vorurteilen gegenüber Gruppen gepaart werden und diese Wahrscheinlichkeiten dafür eingespannt werden, um Vorurteile zu bekräftigen.

Natürlich ist das eine sehr schmale und empfindliche Grenze, weshalb das ganz dünner Boden ist, so dass ich da gar nicht weiter ausformulieren werde Smile
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Jules Monster
Wortedrechsler


Beiträge: 76



Beitrag07.09.2017 12:14

von Jules Monster
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ich finde es erst rassistisch, wenn man derartige Gedanken und Bestimmungen macht.
Wenn Unterschiede zwischen Hautfarben gemacht werden, wenn man etwas darf weil man eine bestimmte Hautfarbe hat oder nicht hat.
Wir sind alle Menschen und ich als Mensch darf über andere Menschen schreiben, die Hautfarbe ist doch nur ein Merkmal und kein Grund warum etwas nicht dürfte. Wir sollten einfach aufhören derartige Unterschiede zu sehen, zu machen und uns als solche total verrückten Bestimmungen zu halten.

Darf ich dann als Erwachsener nicht über Kinder schreiben? Als Frau nicht über Männer? Darf ich als Hetero nicht über lesbische und schwule Menschen schreiben?

Ich finde solange man sich in seinen Protagonisten hineinversetzten kann, sich nicht nur an Klischees bedient, ihm/ihr gerecht wird, ist es egal über wen man schreibt.
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VickieLinn
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Beitrag07.09.2017 21:57

von VickieLinn
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@Herr Bossi

Ich glaub, wie sprechen über verschiedene Dinge.

Eine Kolumbianerin als Protagonistin zu wählen und sie gute Salsa tanzen zu lassen, hat weniger mit Rassismus zu tun. Wie du sagtest ist es eher die Wahrscheinlichkeit. Die Fähigkeiten einer Salsatänzerin damit zu begründen, dass sie Kolumbianerin ist, ist rassistisch. Noch schlimmer ist es, wenn man ihr nur einen gewissen Exotismus zuspricht – und mehr nicht.




Ich bezog mich aber auf die Ungleichbehandlung.
Es fühlt sich kacke an, auf Eigenschaften der Herkunft reduziert zu werden – selbst wenn es positive Eigenschaften sind. Es fühlt sich kacke an, aus der Menge herausgepickt zu werden, weil man der Quoten-Schwarze / Quoten-Rollstuhlfahrer / Quoten-Schwule ist – selbst wenn man dann Vorteile genießt. Es fühlt sich so an, als würde man nur gut behandelt, weil der andere zeigen möchte, wie tolerant er doch ist.
"Mein bester Freund ist Inder!" oder "Ich finde es ganz toll, wie mich der Chinese bei Asia-Pfanne auf deutsch begrüßt. Die geben sich echt Mühe, sich zu integrieren" oder "Ich spende auch für diese armen schwarzen Kinder [die einen auf diesen riesigen Postern mit ihren riesigen Augen anschauen]".

Ich finde es gar nicht so einfach PoC zu schreiben, und kenntlich zu machen, dass sie PoC sind, ohne herauszustellen, dass sie anders als "die Norm" sind.
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IQ Dino
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Beitrag07.09.2017 22:31

von IQ Dino
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Ok, so eine Art Gutmensch-Rassismus.
Den Betreffenden auf bestimmte besondere Eigenschaften reduzierend und damit herabwürdigend.

Sehr provokant für den, den das trifft.

Da stimme ich Dir zu.

Allerdings finde ich diesen Begriff "positiver" Rassismus immer noch nicht passend. Positiv finde ich daran gar nichts.
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Rübenach
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Beitrag07.09.2017 22:38

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Herr Bossi hat Folgendes geschrieben:
Ok, so eine Art Gutmensch-Rassismus.
Den Betreffenden auf bestimmte besondere Eigenschaften reduzierend und damit herabwürdigend.

Sehr provokant für den, den das trifft.

Da stimme ich Dir zu.

Allerdings finde ich diesen Begriff "positiver" Rassismus immer noch nicht passend. Positiv finde ich daran gar nichts.


An einem positiven AIDS-Test findet der Betroffene in der Regel auch nichts positives. Heißt trotzdem so.


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IQ Dino
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Beitrag07.09.2017 22:57

von IQ Dino
Antworten mit Zitat

Deswegen muss ich dem doch nicht im allgemeinen Sprachgebrauch folgen Smile .

In der Medizin und der Wissenschaft bringt die notwendige exakte Definition eben oft seltsam klingende Begriffe und Benennungen mit sich.
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Slaavik
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Beitrag07.09.2017 23:10

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Was soll an der Bedeutung "einen als möglich ins Auge gefassten Sachverhalt als gegeben ausweisend" für positiv seltsam sein?

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nebenfluss
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Beitrag08.09.2017 00:31

von nebenfluss
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VickieLinn hat Folgendes geschrieben:
Die Fähigkeiten einer Salsatänzerin damit zu begründen, dass sie Kolumbianerin ist, ist rassistisch.

Dann wäre es also auch rassistisch, wenn ich jemandes Fähigkeit, ein ganz besonders leckeres Nudelgericht zuzubereiten darauf zurückführe, dass er Italiener ist?


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Zauberzunge
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Beitrag08.09.2017 01:40

von Zauberzunge
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Hallo novalee.white,

ich denke auch nicht, dass es prinzipiell rassistisch ist, als weißer Mensch über People of Color zu schreiben. Im Gegenteil. Ich beschäftige mich ein bisschen mit Rassismus und hab deshalb auch für mein eigenes Schreiben darüber nachgedacht. Warum waren eigentlich irgendwie alle meine Figuren weiß? Was für ein Bild vermittelt das eigentlich? Als weiße Person nie über z.B. Schwarze zu schreiben ist auch nicht unbedingt super.
Was ich wichtig fände, auch für die Qualität des eigenen Schreibens, ist gute Recherche, die sich mit Rassismus auseinandersetzt und ernst nimmt, weil Rassismus viele wesentliche Erfahrungen markiert, die Menschen of Color machen und die ziemlich prägend sind. Ein weißer Mensch macht in seinem Alltag nun mal nicht die Erfahrung, z.B. Schwarz (oder überhaupt of Color) zu sein und läuft daher leider recht leicht Gefahr, Dinge zu übersehen oder einfach nicht richtig zu deuten.
Viele Weiße wissen z.B. nicht, dass Rassismus durch die Polizei auch in Deutschland noch zum Alltag gehört: das racial profiling, ein Mechanismus, nach dem nicht-weiße Menschen unverhältnismäßig häufig von der Polizei kontrolliert werden, ist zwar verboten, wird aber immer noch angewandt; auch und gerade bei verdachtsunabhängigen Kontrollen. http://www.taz.de/Petition-gegen-Racial-Profiling-eingereicht/%215079034/
Oder dass Diskriminierung bei der Wohnungssuche für Menschen of Color weit verbreitet ist:
https://www.antidiskriminierung.org/neuigkeiten-1/2017/6/22/kommentar-des-advd-zu-studie-zu-rassistischer-diskriminierung-auf-wohnungsmarkt?rq=Untersuchung%20zu%20rassistischer%20Diskriminierung

Ein paar Ansatzpunkte, die dir - und anderen, die sich damit beschäftigen wollen - helfen können, einen Einstieg ins Thema zu finden:

http://www.derbraunemob.de/ - Deutschlands erste Medienwatchorganisation, die sich gegen Rassismus einsetzt. In den FAQ sind auch einige Fragen zum Sprachgebrauch - für uns Schreiberlinge ja besonder interessant - erläutert. Warum es am Besten ist, Schwarze zu sagen, warum es keine "Farbigen" gibt, warum People of Color aber eine positive Bezeichnung ist

Anne Chebu: Anleitung zum Schwarzsein (http://schwarzsein.de/buch/)
Ein sehr gut verständlicher, aber trotzdem mMn relativ guter Einblick darin, was es heißt Schwarz zu sein. Es gibt eine kleine Einführung in den Begriff und es werden verschiedene gesellschaftliche Themen im Zusammenhang mit Schwarzsein angesprochen.

Was ich zwar noch nicht gelesen habe, mir aber empfohlen wurde: 'Deutschland schwarz weiß' von Noah Sow. Auch hier geht es um Rassismus in Deutschland, auch im Alltag. Auf der Verlagsseite http://www.deutschlandschwarzweiss.de/index.html findest du weitere Informationen und viele verschiedene weiterführende Links.

Das ist natürlich nur ein kleiner Eindruck; je nach dem wie und worüber du (noch) schreibst und wer genau deine Hauptfigur ist wirst du sicher besondere Schwerpunkte finden, die für deine Geschichte relevant sind.

Rainer Prem hat Folgendes geschrieben:
"Keine Angst, wir erschießen nur Schwarze", hat ein weißer Polizist vor gerade mal einer Woche zu einer weißen Frau gesagt.

Ist doch bei uns undenkbar, oder?

heftig, nicht wahr? Aber wenn ich daran denke, dass ein Schwarzer in einer Polizeizelle in Deutschland qualvoll verbrannt ist, ohne dass er sich selbst angezündet haben kann (er war betrunken und angekettet), ohne dass die Flüssigkeit auf dem Boden untersucht wurde, ohne dass die betreffenden Polizisten bzw. Polizistinnen eine glaubwürdige Aussage gemacht haben, ohne dass es Aufnahmen eigentlich vorhandener Videoüberwachung gab, ohne dass vor dem Brand ein Feuerzeug bei dem Mann gefunden wurde - dann ist vieles für micht nicht mehr so undenkbar.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/tod-eines-asylanten-was-geschah-in-zelle-nr-5/3692880.html

Robien Schmidt hat Folgendes geschrieben:
Meiner Meinung nach ist diese Aussage in sich selbst rassistisch, denn sie spricht "Weißen" ab, die Gefühle und Gedanken eines "Dunkelhäutigen" richtig wiedergeben zu können. Ich denke mit der richtigen Recherche und dem entsprechenden Einfühlungsvermögen, kann man sehr wohl eine Geschichte mit einem dunkelhäutigen Protagonisten schreiben, wenn man weiß ist.

Zu Rassismus gehört immer ein Machtverhältnis. Etwas ist rassistisch, wenn es dazu beiträgt, dass Menschen einer bestimmten Hautfarbe/ angenommenen Herkunft/ etc. stereotypisiert, abgewertet und benachteiligt werden. Solche Mechanismen, die sich gegen Weiße - als Weiße - richten, gibt es nicht. Dass solche Mechanismen nun mal leicht bestätigt werden können, wenn Weiße über Menschen of Color schreiben, ohne sich genau damit zu beschäftigen - so lässt sich das, was novalee.white gelesen hat, wohl am besten einordnen. Zu bemerken, dass Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen blinde Flecken haben, ist aber nicht rassistisch, sondern eine Tatsache.

Zitat:
Dann wäre es also auch rassistisch, wenn ich jemandes Fähigkeit, ein ganz besonders leckeres Nudelgericht zuzubereiten darauf zurückführe, dass er Italiener ist?

Du würdest doch auch nicht den Umstand, dass jemand besonders pünktlich ist, direkt damit begründen, dass sie Deutsche ist, oder? Gut ein Nudelgericht zubereiten zu können hat erstmal nur einen Grund: gut Nudeln kochen gelernt zu haben. VickieLinn hat das ganz gut mit der Kolumbianerin, die Salsa tanzen kann, erklärt.
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nebenfluss
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Beitrag08.09.2017 08:38

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Entweder habe ich einen magischen Bug, oder Zauberzunge kann wirklich zaubern - nämlich völlig leere Beiträge posten ...
wer auf "zitat" klickt, sieht den Inhalt.



Hinweis der Moderation: Beitrag wurde durch Ersetzen eines problematischen Zeichens in einem der Links sichtbar gemacht.


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Rübenach
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Beiträge: 2832



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Beitrag08.09.2017 08:47

von Rübenach
Antworten mit Zitat

Ist ein Bug. Hängt wahrscheinlich mit dem ! im link auf den taz-artikel zusammen.




Hinweis der Moderation: Genau, das war es..


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Ruby Smith
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Beitrag08.09.2017 09:25

von Ruby Smith
Antworten mit Zitat

Zauberzunge hat Folgendes geschrieben:
Zu Rassismus gehört immer ein Machtverhältnis. Etwas ist rassistisch, wenn es dazu beiträgt, dass Menschen einer bestimmten Hautfarbe/ angenommenen Herkunft/ etc. stereotypisiert, abgewertet und benachteiligt werden. Solche Mechanismen, die sich gegen Weiße - als Weiße - richten, gibt es nicht. Dass solche Mechanismen nun mal leicht bestätigt werden können, wenn Weiße über Menschen of Color schreiben, ohne sich genau damit zu beschäftigen - so lässt sich das, was novalee.white gelesen hat, wohl am besten einordnen. Zu bemerken, dass Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen blinde Flecken haben, ist aber nicht rassistisch, sondern eine Tatsache.


Oh doch, die gibt es sehr wohl, Zauberzunge. Und der Satz "dass ein weißer Autor keine Hauptfigur haben sollte, die dunkelhäutig ist, weil das mit Rassismus gleichzusetzen ist", ist das beste Beispiel dafür. Denn der Weiße wird hier als rassistisch, egoistisch und nicht empathisch stereotypisiert, abgewertet und benachteiligt, denn a) wird ihm abgesprochen sich in einen Menschen mit einer anderen Herkunft/Hautfarbe/etc. hineinzuversetzen und b) wird das "Machtverhältnis", wie du es nennst, umgekehrt und der Schwarze/Mensch mit anderer Herkunft/etc. automatisch aufgewertet, denn er sei etwas besonderes.
Rassismus ist etwas, was auf beiden Seiten existiert.
Zum Thema "Blinde Flecken": Das Problem ist, dass mit dieser obigen Aussage auch gesagt wird, dass Menschen, die Schwarz/eine andere Herkunft haben/etc. sind, automatisch wissen, wie sich ein Schwarzer fühlt und das ist genauso falsch. Diese Schwarzen haben nämlich auch "Blinde Flecken". Um sich in jemanden richtig hineinzuversetzen und zu wissen, wie sich jemand mit einer bestimmten Hautfarbe fühlt, kann man nicht verallgemeinern, denn dafür spielt der Kontext eine viel zu große Rolle. Ein Schwarzer/Mensch mit anderer Herkunft/etc. in Deutschland hat ein anderes Innenleben, als einer in den USA, Asien oder Afrika.
Deswegen ist es auch ebensowenig rassistisch, keine einzigen Schwarzen/Mensch mit anderer Herkunft/etc. in seinen Geschichten zu haben, wenn es in den Kontext passt. Wir in Deutschland haben ein ganz anderes Verhältnis zur Einwanderung- und Vorfahrenkultur als die Menschen in den USA. In den USA bist du automatisch Schwarz, wenn ein einziger Vorfahr Schwarz war (das gilt für jede Ethnie und wird besonders deutlich, an den Formularen der Unis, in denen du angeben musst, welcher Ethnie du angehörst). Das haben wir in Deutschland nicht und in Asien und Afrika sieht das Ganze noch mal anders aus.


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(Anne Shirley - Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery)
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