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"Status quo" (Diskrimminierungen etc.) darstellen oder Idealbild beschreiben?

 
 
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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag28.07.2017 21:39

von Slaavik
Antworten mit Zitat

nebenfluss hat Folgendes geschrieben:
licet iovi hat Folgendes geschrieben:
Wirtschaftswissenschaften gehören zu den Studiengängen, die die Goldgräberinnen unter den Frauen als Heiratsmärkte benutzen, weil sie dort auf Kommilitonen mit guten Berufs- und Verdienstaussichten stoßen.

Wo hast du das denn her Shocked

Also heute fliegen sie aber wieder tief. Laughing Der Spruch ist echt reif für den Stammtisch.


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Kolliy
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 27
Beiträge: 125
Wohnort: Region Hannover


Beitrag28.07.2017 21:43

von Kolliy
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:

@ Kolliy:

Die Frage ist ja nicht: Lass ichs drin oder nicht.
Sondern:
Jenny hat Folgendes geschrieben:
Wie macht ihr das? Eher die Wirklichkeit beschreiben und damit "leben", dass wir diese Wirklichkeit dadurch quasi noch mehr einzementieren oder lieber das zwischenmenschliche Leben so beschreiben, wie es für euch ideal ist?
Oder: Ein leicht besseres, aber noch an die Wirklichkeit angelehntes Bild zeichnen, was den Weg in die - von euch jeweils - präferierte Richtung lenkt, aber noch nicht angekommen ist?


Die Situation in meinem Manuskript stand nur als Beispiel.

Und: Die Zielgruppe für meinen Roman kannst du aus den knappen Infos doch gar nicht rauslesen Wink


Gut, wenn die Frage so lautet, dann lass es drin.
Es macht mehr Sinn, den Leuten einen Weg aufzuzeigen, sprich, einen Lösungsansatz vom IST-Zustand zum WOLLEN-Zustand. Das würde auch das Problem des "einzementieren" vorbeugen.
Ich denke, es ist effektiver, als den Lesern nur die "heile Welt" zu zeigen.
Kleine Nebenfrage, wie kommst du darauf, dass dadurch ein Verhaltensmuster bestärkt wird? Verstehe ich nicht so ganz.

Und was die Zielgruppe angeht: War ne These von mir. Razz
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licet iovi
Wortedrechsler
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Beiträge: 61



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Beitrag28.07.2017 22:08

von licet iovi
Antworten mit Zitat

Zitat:
Wo hast du das denn her


Laut der Broschüre "Familienfreundlichkeit an deutschen Hochschulen" des BMBF ist Schwangerschaft der häufigste Grund, aus dem Frauen ein Studium abbrechen. Gut, es gibt Verhütungspannen, aber die sollten bei Akademikerinnen eigentlich seltener sein als bei der Durchschnittsbevölkerung. Daraus ziehe ich den Schluss, dass die Mehrheit Frauen, die während des Studiums schwanger werden, der Familienplanung einen höheren Stellenwert einräumen als Abschluss und Karriere.

Und der Studienabbruchstudie im Auftrag der RWTH 2002 kannst Du entnehmen, dass die Wirtschaftswissenschaften zwar nicht ganz an der Spitze, aber doch im Spitzenfeld liegen, wenn es um den Anteil an Abbrüchen aus "familiären Gründen" geht.
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Corydoras
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag28.07.2017 23:28

von Corydoras
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Und das hat jetzt mit deinem von dir behaupteten Vorsatz genau was zu tun?

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Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

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Beitrag28.07.2017 23:29

von Poolshark
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Oder mit dem Thread? Rolling Eyes

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"But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro
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Poolshark
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 42
Beiträge: 827
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Wohnort: Berlin


Beitrag28.07.2017 23:31

von Poolshark
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Slaavik hat Folgendes geschrieben:
Ich persönlich stelle mir da immer die Fragen, bringt es die Geschichte voran, oder hilft es mir dabei den Charakter des Prota darzustellen? Lautet die Antwort ja, gehört es hinein. Lautet die Antwort nein und die Antwort auf die Frage, wirkt das jetzt belehrent, so als wollte ich den Leser in eine von mir gewollte Richtung erziehen, ja. Dann kommt es weg.

Das isn guter Richtwert. Das gefällt mir.
Jenny hat Folgendes geschrieben:
Das geht soweit, dass schwule Männer in einem Buch, was homosexuelle Hauptcharaktere hat, erst einmal nach hinten ans Ende blättern, um herauszubekommen, ob am Ende wenigstens noch beide leben. Von glücklich sein, ganz zu schweigen.

Meh, das bricht einem ja das Herz. Crying or Very sad


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Slaavik
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 509



Beitrag28.07.2017 23:38

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Poolshark hat Folgendes geschrieben:

Das isn guter Richtwert. Das gefällt mir.


Bei all den Jahren die ich nun schon schreibe, musste ja einmal eine gute Faustregel bei rumkommen. Blindes Huhn und so. Wink


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licet iovi
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Beiträge: 61



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Beitrag29.07.2017 15:29

von licet iovi
Antworten mit Zitat

Zitat:
Oder mit dem Thread?

Was hat es mit dem Thread zu tun, von anderen zu verlangen, dass sie Aussagen belegen, die sie nicht so überspitzt gemacht haben, wie unterstellt wird? Und erst Antworten zu fordern und dann böse zu werden eine kommt - wirklich sehr konstruktiv und sehr nah am Thema.

Aber damit es aus den Wald rauschallt, wie es reingeschallt hat:

Zitat:
Das geht soweit, dass schwule Männer in einem Buch, was homosexuelle Hauptcharaktere hat, erst einmal nach hinten ans Ende blättern, um herauszubekommen, ob am Ende wenigstens noch beide leben.

Dafür hätte ich gerne eine Beleg.

Wenn ihr lieber über mein Beispiel diskutieren wollt als über die Aussage (Erst mal genau hinsehen, ob das, was man für Diskriminierung hält auch tatsächlich welche ist), kann ich Euch nicht daran hindern. Ich habe versucht, es kurz zu fassen und auf ein Beispiel beschränkt, bei dem ich nur einen von vielen Einflussfaktoren genannt habe. Ich könnte zu dem Thema viel mehr schreiben - zum Beispiel, dass Frauen seltener als Männer bereit sind, die achtzig, neunzig hundert Wochenstunden Arbeitszeit zu leisten, die von Spitzenmanagern erwartet werden.

Wenn ihr mit mir über die Punkte:
Zitat:
1. Schritt: Sicherstellen, dass die Vermutung, es liegt Diskriminierung vor, auch tatsächlich stimmt.
2. Schritt: Überlegen, wie das Zielpublikum aussieht und was ich beim Zielpublikum erreichen will.
3. Schritt: Sicherstellen, dass die Darstellung nicht unbeabsichtigt schädlichen Nebenwirkungen entfalten kann - wie zum Beispiel diskrimierende Denkmuster zu zementieren.

diskutieren wollt, nur zu. Ansonsten habe ich hier fertig!
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Jenny
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Beitrag29.07.2017 16:03

von Jenny
Antworten mit Zitat

Es ist schwierig, einen Beleg für Aussagen zu finden, die Freunde live treffen. Aber okay, ich nahm die Herausforderung an und durchforstete mal das Internet.

Witzigerweise habe ich tatsächlich eine schriftliche Aussage gefunden, auch wenn das ein wenig Suche erforderte:
https://jamiefessenden.com/2014/06/28/my-take-on-women-writing-mm-romance/
Zitat:
When I was first coming to terms with my sexuality in the early eighties, I devoured every gay novel I could find—not that I could find many.  Most of what I discovered was in the bargain bins of the local used book store.  Those books were mostly dreary depictions of gay men living lonely lives, having sex with strangers, and resolving to die alone.  Often they died prematurely of AIDS or violence.  As much as I love The Front Runner, which depicts a wonderful, loving relationship between two men, the ending is horrific.  These books depicted a bleak future for a teenage boy just coming out of the closet.  It got to the point where I flipped to the end chapter of every book I picked up to make sure the main character and his love interest were both still alive before I purchased it.


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Elster
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Beitrag29.07.2017 16:46
Re: "Status quo" (Diskrimminierungen etc.) darstellen oder Idealbild beschreiben?
von Elster
Antworten mit Zitat

Sehr interessante Ausgangsfrage.
Jenny hat Folgendes geschrieben:

Würde jede/r SchriftstellerIn (auch DrehbuchautorInnen etc.) konsequent keine Diskrimminierung mehr darstellen, würde das einerseits an der momentanen Wirklichkeit vorbeigehen, aber anderseits eine bessere Möglichkeit als 'normal' darstellen und damit auch normal machen. Denn Bücher und Filme haben einen enormen Einfluss darauf, wie die Welt gesehen wird.

Wird in Büchern/Filmen weiterhin die Diskrimminierung von Frauen/Homosexuellen/Arbeitslosen/Was weiß ich wem nochs als normal dargestellt, als etwas, wo der/die ProtagonistIn unter Umständen gegen ankämpfen muss, reproduziert es auch die Diskrimminierung als normal.



Ich finde es wichtig, Diskriminierung und Diskriminierungsmechanismen darzustellen. Das sieht man ja schon daran, dass es Leute gibt, die sofort aufschreien und sagen, nein stopp, diese oder jene Diskriminierung gibt es gar nicht. Deshalb macht es für mich wenig Sinn, Diskriminierungen auszublenden.

Wichtig ist die Frage, wenn wir zu Handelnden machen. Wenn du also einen homosexuellen Protagonisten hast, kannst du ihn ja auf vielen verschiedenen Ebenen darstellen. Also auch auf Ebenen, wo seine Sexualität völlig nebensächlich ist und er eben nicht darüber definiert wird. Und eben auch auf Ebenen, wo er Diskriminierung erlebt, aber vielleicht trotzdem handlungsfähig bleibt (was natürlich nicht immer klappt). Diese Handlungsfähigkeit und Vielschichtigkeit einer Person finde ich bei deiner Frage wichtig.

Und natürlich kommt es auch auf das Genre an.
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licet iovi
Wortedrechsler
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Beitrag29.07.2017 16:49

von licet iovi
Antworten mit Zitat

Zitat:
Es ist schwierig, einen Beleg für Aussagen zu finden, die Freunde live treffen. Aber okay, ich nahm die Herausforderung an und durchforstete mal das Internet.

Witzigerweise habe ich tatsächlich eine schriftliche Aussage gefunden, auch wenn das ein wenig Suche erforderte:
https://jamiefessenden.com/2014/06/28/my-take-on-women-writing-mm-romance/

Das ist rein anekdotisch und lässt keine Rückschlüsse darauf zu, wie verbreitet diese Haltung unter schwulen Männern ist. Darauf auf "schwule Männer" zu schließen ist, als würde man, weil bei einer Lottoziehung erst eine sechs und dann eine vierundvierzig gezogen wurde, sagen: "In der Trommel sind nur gerade Zahlen drin."

Und das ist, was mit "Überlegen für wen man schreibt, und was man erreichen will" meine. Ein Buch, das Schwulen sagt, dass mit ihnen alles okay ist dass sie ein schönen haben können muss mit Diskriminierung anders umgehen als eines, dass Heten aufzeigen will, wie schwer das Schwul-Sein ist. Beides hat seine Daseinsberechtigung aber die Crux ist: Du kannst unmöglich beides in einem Buch vereinen. Du musst Dich entscheiden, was Du machen willst Du musst entscheiden, was Du erreichen willst und von diesen Entscheidungen hängt ab, wie Du mit Diskrimierung umgehen und sie darstellen musst.
Und was noch wichtig wäre: Auch wenn Du eine Zielgruppe anpeilst: letztlich machst Du wenn Du eine Geschichte schreibst und publizierst, Du nur ein Angebot. Darauf, wer dieses Angebot annimmt und was Dein Text mit jedem einzelnen Leser macht, hast Du so gut wie keinen Einfluss. Deswegen brauchst Du Dich da auch nicht in der Verantwortung zu sehen. Aber manchmal ist es aller guten Absichten zum Trotz auch besser, die Klappe ganz zu halten. Ich höre nämlich auch live Sachen und die meisten Schwulen in meinem Bekanntenkreis reagieren genervt bis feindselig, wenn Frauen sich ungefragt als ihr Sprachrohr aufspielen, weil sie das anmaßend finden. Ein weiteres Beispiel, warum Schritt drei wichtig ist.
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Jenny
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Alter: 39
Beiträge: 314
Wohnort: Ein Dorf nahe Mariazell, Niederösterreich


Beitrag29.07.2017 16:57

von Jenny
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Das geht soweit, dass

Das bedeutet nicht: Immer und überall. Ich dachte, das sei klar.

Ich will mich weder als Sprachrohr aufspielen noch sonst irgendwie was - grad bereue ich sehr, dass ich das Beispiel überhaupt gebracht habe.

Weil damit eine sachliche Diskussion über "Bessere Welt oder die vorhandene beschreiben" anscheinend nicht möglich ist.

Damit kann von mir aus dieses Thema auch zu ...


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Ithanea
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Beitrag29.07.2017 17:44

von Ithanea
Antworten mit Zitat

Jenny hat Folgendes geschrieben:
Jenny hat Folgendes geschrieben:
Das geht soweit, dass

Das bedeutet nicht: Immer und überall. Ich dachte, das sei klar.


Ist es auch. Für ein "das geht soweit, dass ..." reicht nach meinem Verständnis des Satzes ein einziges Positiv-Beispiel. Dass es so etwas gibt, nicht mehr hast du behauptet, und dass es so etwas gibt, nicht weniger hast du mit dem Zitat nachgewiesen.

Zitat:

Weil damit eine sachliche Diskussion über "Bessere Welt oder die vorhandene beschreiben" anscheinend nicht möglich ist.

Damit kann von mir aus dieses Thema auch zu ...

Glaube ich nicht, dass das nicht möglich ist. Viele Beiträge auf der ersten und auch zweiten Seite haben sich mit deiner Frage beschäftigt und die Leute haben von ihrer eigenen Einstellung erzählt.

Ich habe mir über die Frage auch schon häufig Gedanken gemacht, vor allem aus folgendem Grund: Fast alle (oder alle?) meine Geschichten fallen durch den Bechdel-Test, und das, obwohl ich mich eindeutig für vielschichtige Frauencharaktere abseits von Beiwerk/Quote ausspreche*, aus dem einfachen Grund, dass ich fast andauernd über männliche Hauptcharaktere schreibe. Hab mich schon oft gefragt, warum und mir ebenso oft die Frage gestellt: Sollte ich selbst nicht mehr davon schreiben, was ich fordere?
Ist n echtes Dilemma, weil es bisher eine reine Pflichtmaßnahme wäre. Ich gehe wenig planend vor beim Schreiben, sondern bilde mir ein, irgendwie zu fühlen, wie ein Charakter ist und was er will. Was dann entsteht, das interessiert mich und ich mach damit weiter. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, warum ich öfter männliche Protagonisten "finde" und habe einen Theorienmix aus drei Erklärungen dazu. Ich schätze, ich nehme mir vor, mehr über genauso interessante Frauencharaktere zu schreiben und bin gespannt, wie schwierig das für mich wird.

Was die Frage Status quo kritisieren vs. Idealbild malen angeht, bin ich wohl eindeutig beim Status quo angesiedelt. Meine Figuren handeln ungerecht und rücksichtlos und inkorrekt und werden ungerecht und inkorrekt behandelt und ich tu einen Teufel, sie sich selbst reflektiert damit auseinandersetzen und klüger werden zu lassen, sondern lass sie unkommentiert auf die Fresse fallen. Erst jetzt, wenn ich das so ausschreibe, merke ich, was für ein absurdes Verhältnis ich zu meinem Schreiben und zu meinen Figuren habe. Und trotzdem sind sie (in meinen Augen) liebenswert und eben selbst das "Ergebnis" von Problemen des Status quo und ich hoffe, auf diese Art, Verständnis und Empathie zu befördern und damit ebenfalls gegen Diskriminierung anzuarbeiten.
Interessant ist auch, dass ich prinzipiell Positivbeispiele als Ermutigung für wirksamer halte als Abschreckung durch Negativbeispiele, es in diesem Bereich aber selbst anders mache. Ich lese auch selbst sehr viel lieber so richtig Bitteres.


* das dient hier jetzt nur als Beispiel und ich der Test ist ein interessantes Überblicksdings, aber kein Einzelfall-Messwerkzeug. Ansonsten kann man meine Haltung dazu ja im verlinkten Thread nachlesen


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licet iovi
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Beitrag29.07.2017 17:56

von licet iovi
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Zitat:
Das bedeutet nicht: Immer und überall. Ich dachte, das sei klar.
Jetzt weißt Du wie es sich anfühlt, wenn die eigenen Aussagen verzerrt werden.
Zitat:
Ich will mich weder als Sprachrohr aufspielen noch sonst irgendwie was...

Hat das irgendjemand behauptet? Ich habe doch nur gesagt, dass die meisten Schwulen in meinem Bekanntenkreis das nicht mögen. Bei solchen Themen ist halt manchmal anderen das Feld zu überlassen, weil man selbst nicht die Authentizität hat, sie glaubhaft zu vertreten. Was ist an der Feststellung auf Dich bezogen oder unsachlich?
Zitat:
Weil damit eine sachliche Diskussion über "Bessere Welt oder die vorhandene beschreiben" anscheinend nicht möglich ist.

Nicht einzuschnappen und Beiträge anderer nicht komplett auf eine von mehreren Aussagen zu reduzieren, könnte sehr zum Gelingen einer sachlichen Diskussion beitragen.
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Jenny
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Alter: 39
Beiträge: 314
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Beitrag29.07.2017 18:01

von Jenny
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Ithanea, das finde ich spannend. Also dass du nur über männliche Hauptcharaktere schreibst. Mir ging es, als ich ganz frisch mit dem Schreiben gestartet bin, witzigerweise nämlich auch so. Ich habe nur über männliche Charaktere geschrieben und dann auch noch stets in der Ich-Perspektive. Rolling Eyes

Das hat mich beides irgendwie genervt und ich habe mich dazu 'gezwungen', in der dritten Person über eine Frau zu schreiben. Hat auch geklappt Laughing Und jetzt werden die Charaktere irgendwie mal männlich, mal weiblich. Einem bestimmten Rhythmus folgt es nicht.


Ithanea hat Folgendes geschrieben:
Für ein "das geht soweit, dass ..." reicht nach meinem Verständnis des Satzes ein einziges Positiv-Beispiel.

Das sehe ich auch so. Hätte ich geschrieben: "Es geht so weit, dass Männer Selbstmord begehen ..." hieße das doch auch nicht, dass sich jetzt alle Männer umbringen ... Nur mehr als zwei sollten es schon sein, da ja vom Plural die Rede ist.
Leider schneide ich meine privaten Gespräche mit Freunden, Kollegen, Brüdern etc. nicht mit und konnte daher auf Anhieb nur das eine Beispiel im Internet finden. (Mir ist auch meine Lebenszeit zu schade, da noch nach weiteren Beispielen zu suchen.)


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Akiragirl
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Alter: 33
Beiträge: 3632
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Beitrag29.07.2017 19:37

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Hi Ithanea,

(die Diskussion über das Schreiben von männlichen vs. weiblichen Figuren passt zwar meiner Meinung nach besser in den anderen Thread, aber der wird ja gerade heftigst vollgemüllt, also antworte ich lieber hier):
Ich finde es ebenfalls sehr sehr spannend, was du schreibst.
Zitat:
Ich habe mir über die Frage auch schon häufig Gedanken gemacht, vor allem aus folgendem Grund: Fast alle (oder alle?) meine Geschichten fallen durch den Bechdel-Test, und das, obwohl ich mich eindeutig für vielschichtige Frauencharaktere abseits von Beiwerk/Quote ausspreche*, aus dem einfachen Grund, dass ich fast andauernd über männliche Hauptcharaktere schreibe. Hab mich schon oft gefragt, warum und mir ebenso oft die Frage gestellt: Sollte ich selbst nicht mehr davon schreiben, was ich fordere?
Ist n echtes Dilemma, weil es bisher eine reine Pflichtmaßnahme wäre. Ich gehe wenig planend vor beim Schreiben, sondern bilde mir ein, irgendwie zu fühlen, wie ein Charakter ist und was er will.

Gerade dieses "fühlen" wird sich zu einem großen Teil aus dem Unterbewusstsein speisen, und da sind wohl gerade die "untypischen" Frauen (klingt jetzt mega doof, aber du weißt was ich meine) eher auf männliche Figuren eingestellt, weil sie sich selbst mit dem, was es so an weiblichen Vorbilderfiguren gibt, eben nicht identifizieren können oder es sie schlicht nicht interessiert.
Mir ging es da genauso. Meine ersten beiden Bücher und fast alles angefangene sowie die meisten Kurzgeschichten hatten immer männliche Hauptfiguren. Ich habe das nie reflektiert, es ist einfach so "passiert". Im Nachhinein denke ich, klar, ich habe in meinem Leben in Filmen, Serien und Büchern auch selten für mich interessante und identifizierbare Frauenfiguren vorgesetzt bekommen und letztlich ist ja alles, was man selbst schreibt, von dem beeinflusst, was man vorher "konsumiert" hat. Wenn ich zurückdenke an die "Helden" meiner Kindheit und Jugend; Figuren, die mich geprägt haben, die ich interessant, faszinierend usw. fand, dann waren das eigentlich immer Männer (mal ein paar wild gewürfelte Beispiele: Robin Hood, Ash (Pokemon), Link (Zelda), Vegeta (Dragonball), Tetsuo (Akira), Dr. House, Sherlock Holmes, Sweeney Todd, Heath Ledgers Interpretation des Jokers).
Dazu kommt, dass ich in meinem Alltag von deutlich mehr Männern umgeben bin und dadurch vielleicht auch wieder unterbewusst das Gefühl habe, sie besser zu verstehen, ihre Art zu reden und zu handeln besser beschreiben zu können. Nicht zuletzt habe ich mich eben immer als "untypische" Frau empfunden, die keine "typischen" Frauenfiguren schreiben kann, weil ich nie verstehen konnte, was an Schminke, Schuhen, Liebesfilmen usw. toll sein soll.
Mein persönlicher Augenöffner war dann mal ein Interview mit einer Reporterin der Emma. Da ging es um Engagement im Kontext der Hochschule  (damals fand ich die Emma noch toll, mittlerweile bin ich etwas abgerückt, aber das ist ein anderes Thema) und relativ gegen Ende erwähnte ich mein Schreiben und die Dame fragte mich, worum es denn so ginge in meinem Buch. Und irgendwie ... während ich das erzählt habe ist mir klar geworden, dass es sich super antifeministisch anhört (er knapp 10 Jahre älter und viel gebildeter, muss sie dauernd retten bla ... waren die Stachelschweine ^^). Und dann hat es irgendwie "klick" gemacht und ich dachte mir: Ich muss ja auch garkeine von diesen "typischen" Frauenfiguren schreiben. Ich kann einfach eine Figur schreiben, die mir ähnlich ist oder die ich gern zur Freundin hätte. Meine beste Freundin z.B. erfüllt auch kein Klischee und sie gäbe eine tolle, vielschichtige Romanfigur ab.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube, manchmal kann es durchaus berechtigt sein, sein eigenes erstes Gefühl zu hinterfragen (wobei ich nicht unterstellen will, dass du das nicht tust - du tust es ja gerade offensichtlich). Das heißt nicht, dass man nicht weiterhin männliche Figuren schreiben "darf". Nur, dass man sich bewusst damit auseinandergesetzt hat und solche Entscheidungen nicht auf "Autopilot" (vom Unterbewusstsein geleitet) trifft.


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Ithanea
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Beitrag29.07.2017 20:27

von Ithanea
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Hi Akira, spannende Nebendiskussion, aber entfernt sich wirklich wieder. Ich antworte nochmal hier im Spoiler, notfalls verlegen wirs halt in PN?

Akiragirl hat Folgendes geschrieben:
Ich glaube, manchmal kann es durchaus berechtigt sein, sein eigenes erstes Gefühl zu hinterfragen (wobei ich nicht unterstellen will, dass du das nicht tust - du tust es ja gerade offensichtlich). Das heißt nicht, dass man nicht weiterhin männliche Figuren schreiben "darf". Nur, dass man sich bewusst damit auseinandergesetzt hat und solche Entscheidungen nicht auf "Autopilot" (vom Unterbewusstsein geleitet) trifft.

Unbedingt. Ich habe im Beitrag oben von einem 3-Theorienmix gesprochen, und zwei davon hast du bereits angesprochen:
1. Konsum von Filmen und Literatur, in denen es viele interessante vielschichtige männliche Figuren gibt und wenig ebenso interessante weibliche. Unabsichtlich, unbewusst, aber halt doch mit Auswirkung.
2. Umgeben von Männern (keine/wenig weibliche Freunde, zwar Kolleginnen, aber Zielgruppe meiner Arbeit ausschließlich Männer, die viel Scheiße mitgemacht haben, prägt natürlich meine Protagonisten)
3. Abgrenzung von mir selbst. Ich bin meinen Charakteren sehr nah. Ich hab das Gefühl, mit weiblichen Charakteren manchmal zu sehr zu verschmelzen. Außerdem kann ich mich durch meine männlichen Charaktere in Lebenswelten bewegen, in die ich als Frau so nicht kann. Dabei nehme ich für mein Schreiben jedoch nicht nur "gute", sondern gerade schwierige. Jetzt könnte ich natürlich einen weiblichen Charakter erschaffen, der fiktiv so unterwegs ist. Mach ich auch mal. Aber es wäre dann im Realitätsabgleich doch eher Ausnahme als Regel und bekommt dadurch gleich eine "Besonderheits-Marke" mit aufgeklebt, die ich mal gar nicht brauchen kann. Klar, daran, dass sich Erwartungen und Regeln/Ausnahmen ändern, arbeite ich dann so nicht mit.


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Slaavik
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Beiträge: 509



Beitrag29.07.2017 21:03

von Slaavik
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Jenny hat Folgendes geschrieben:

Das hat mich beides irgendwie genervt und ich habe mich dazu 'gezwungen', in der dritten Person über eine Frau zu schreiben.


Gab es da einen bestimmten Grund wieso du dich dazu "zwingen" musstest?


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Jenny
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Beitrag29.07.2017 21:18

von Jenny
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Ja, mir hat es nicht gepasst, dass ich so eingeschränkt geschrieben habe. Entwicklung ist mir wichtig.

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Slaavik
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Beitrag29.07.2017 21:40

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Schon klar, mir ging es nur eher um das "zwingen".

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Jenny
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Beitrag29.07.2017 21:50

von Jenny
Antworten mit Zitat

Ach so, weil es mir schwer fiel und ich lieber etwas mache, was mir leicht fällt Wink

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Slaavik
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Beitrag29.07.2017 22:00

von Slaavik
Antworten mit Zitat

Kenne ich. Da habe ich sogar etwas das mehr zum Thema selbst passt. Ich tue mich persönlich immer schwer mit kritischen Themen aus der echten Welt. Wohl weil wenn ich ein Buch lese, ich eher weniger daran erinnert werden will wie scheisse die Welt doch manchmal sein kann und hatte mich dann jedoch trotzdem mal dazu gezwungen einen Text zu schreiben, in dem eigentlich jeder ismus den man im allgemeinen als schlecht betrachtet vorkam. Der war dann natürlich auch entsprechend vollgepackt, ich würde sogar sagen überfrachtet, es war jedoch trotzdem eine sehr hilfreiche Erfahrung, von der ich immer noch zehre wenn ich mich mal einem kritischerem Thema nähere. Dort liegt auch der Ursprung meiner Faustregel nach der ich entscheide, was rein kommt und was draußen bleibt.

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