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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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18.07.2017 11:14 Reizwortgeschichte - Lucky Strike von Canyon
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Hallo, liebe Schreibergemeinde.
Ich habe mich mal an einer der Schreibübungen versucht, und zwar an den Reizwörtern. Da ich nichts Genaues zur Länge der Geschichte gefunden habe, gehe ich davon aus, dass auch hier die Empfehlung 500 - 2000 Wörter gilt. Ich hoffe die Absätze sind in Ordnung so.
Kritik ist natürlich erwünscht und willkommen und ich wünsche eurerseits (hoffentlich) viel Spaß beim Lesen.
***
Der Gestank von Autoabgasen und Benzin wehte durch die gläserne Schiebetür, als sie mit einem lauten Zischen zur Seite sprang. Wolfgang trat mit regennassen Schuhen auf die gummierte Schmutzfangmatte und ließ seinen Blick durch den Verkaufsraum der Tankstelle schweifen.
Außer ihm befand sich noch ein weiterer Kunde in einem der zahlreichen, verwinkelten Gänge zwischen den Regalen. Ein schmächtiger, junger Mann mit kupferrotem Haar, der die Auslage mit den Schokoriegeln anstarrte und dabei gedankenverloren an seiner Unterlippe herum zupfte. Wahrscheinlich der Fahrer des frisch gewachsten Audi R8, in dessen Schatten Wolfgangs von Rost zerfressener Opel Kadett parkte.
Beim Aussteigen hätte Wolfgang fast die Wagentür gegen die Schnauze des Protzmobils geknallt, doch zum Glück hatte seine Reaktionszeit ausgereicht um den Zusammenstoß in letzter Sekunde zu verhindern. Nicht, dass es ihm um eines der Fahrzeuge Leid getan hätte. Aber Ärger mit der Polizei war das Letzte, das er wegen solch einer Lappalie riskieren wollte.
Sein Blick wanderte unauffällig zu dem großen, runden Spiegel, der unter der Decke in der hinteren Ecke des Ladens Wache hielt. Auf der gewölbten Oberfläche schimmerte das lückenlose Abbild der kleinen Tankstellenwelt. Schlechte Musik dudelte aus noch schlechteren Lautsprechern. Keine Überwachungskamera war zu sehen, was ungewöhnlich war, aber vielleicht waren solche Sicherheitsvorkehrungen in dieser ländlichen Gegend einfach nicht notwendig. Wolfgang steckte seinen Autoschlüssen in die Jackentasche und schlenderte zur Getränkeabteilung.
Neben einer Wand, die mit Duftbäumchen und Scheibenputztüchern bestückt war, erwartete ihn eine Armee aus gläsernen Türen, die eine übertriebene Anzahl von Erfrischungsgetränken in unnatürlichen Farben beherbergte. Sogar Flaschen mit Glühwein standen zum Verkauf; dabei fingen die Blätter der Bäume gerade erst an sich gelb zu färben. Wie er diese aufdringlichen Prä-Weihnachtsverkäufe Anfang September hasste. Nicht mehr lange und die Regale würden überquellen von all dem unnützen Kinderkram, wie dümmlich grinsenden Nikoläusen und Adventskalendern. Kram, der die heranwachsende Generation jedes Jahr aufs Neue an den Supermarktkassen in jähzornige Diktatoren verwandelte. Ein Gedanke, der Wolfgang noch mehr zur Weißglut trieb, als pickelgesichtige Sportwagenfahrer.
Er öffnete einer der Kühlschranktüren und beäugte die Auflistung der Inhaltsstoffe auf einer Dose Zitroneneistee. Dabei schielte er heimlich zu dem Rotschopf, der sich mittlerweile einem Stapel unterschiedlicher Chipssorten zugewandt hatte. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden, ob ihm der Sinn mehr nach Süßem oder Salzigem stand.
„Entscheide dich ein bisschen schneller, du Knilch.“, murmelte Wolfgang leise vor sich hin. Der Tankwart stand hinter dem Tresen und summte die alberne Schlagermelodie aus den Lautsprechern mit, während er Zigarettenpäckchen in die vorgesehenen Halterungen an der Wand sortierte.
Der Ausdruck in seinem von Falten zerklüfteten Gesicht wirkte angestrengt, die bleigrauen Barthaare unter seiner Nase bebten bei jedem Atemzug, und seine Hände zitterten in jeder Bewegung, wie die eines Drogensüchtigen auf Entzug. Er sah aus, als stünde er kurz vor einem Herzstillstand. „Reiß dich bloß zusammen.“, dachte Wolfgang finster. Ein solcher Vorfall würde ihn nur unnötig aufhalten und er hatte nicht vor, länger als nötig, in diesem Kaff zu bleiben.
Wolfgang stellte die Dose mit dem zuckerhaltigen Inhalt zurück an ihren Platz und ging weiter zu den Zeitschriften, die ordentlich aufgereiht in der Nähe der Kasse standen. Bevor er die aktuelle Ausgabe von National Geographics auswählte, griff er in seine Jackentasche und zog ein Paar Einmalhandschuhe heraus. Als er sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete, streifte er sie hastig über seine Hände. Seine Finger sahen unter der milchigen Latexhaut aus wie verbeulte Weißwürste. Es war jedoch angebracht sie zu tragen – außerdem wollte er hier schließlich keinen Schönheitswettbewerb gewinnen.
Der Rotschopf setzte sich in Bewegung, und trottete mit einem Arm voll ungesunder Snacks zur Kasse. Wolfgang drehte ihm den Rücken zu, während er National Geographics in seinen Besitz brachte. Beim Hochheben des Hefts rutschte ein Flyer zwischen den Seiten heraus und flatterte träge zu Boden. Wolfgang betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Ein dunkelhäutiges Kind mit Hungerbauch und großen, traurigen Augen war darauf abgebildet. Darunter prangten in weißer Schrift die Daten für das Spendenkonto von Brot für die Welt. Wolfgang ließ den Flyer auf dem nackten Fliesenboden liegen und blätterte beiläufig in der Zeitschrift. Seine Aufmerksamkeit galt jedoch ganz dem Gespräch, das hinter ihm zustande kam.
„Hallo, Bert.“ Es war die Stimme des Jungen, die zuerst ertönte.
„Guten Abend, Jonas.“, antwortete Bert mit einem kränklichen Kratzen in der Kehle. „Na? Bist du fündig geworden?“
„Bin ich. Einmal Nummer Vier und der ganze Knabberkram hier.“ Die Chipstüten wälzten sich raschelnd über den Tresen.
„Das ist ja ein ganzer Jahresvorrat. Fährst du heute wieder zu Marie?“
„Klaro! Sie hat morgen Geburtstag und wir wollen reinfeiern.“
„Ach, wie schön. Dann grüß' sie ganz herzlich von mir.“
„Mach' ich, Bert. Da wird sie sich freuen.“
Die Registrierkasse gab piepende Laute von sich, als Bert mit den Fingern auf den Tasten herumdrückte.
„Wie laufen die Geschäfte, Bert?“
„Sehr gut, die Urlaubszeit ist immer ein Gewinn für Tankstellenbesitzer.“
„So soll das auch sein.“ An der Art, wie der Junge die Worte aussprach, war deutlich zu hören, dass er grinste.
„Das macht dann zwanzig Euro fürs Benzin und 8,60 für die Zahnarztfreuden.“ verkündete Berts Krächzen.
Jonas lachte. Das Rascheln von Geldscheinen erreichte Wolfgangs Ohren.
„Behalt' den Rest.“, sagte Jonas und sammelte geräuschvoll die Chipstüten wieder ein.
„Danke, bist ein guter Junge.“, sagte Bert hörbar gerührt. „Fahr vorsichtig, die Straßen sind nass!“
„Mach ich doch immer!“ rief Jonas auf dem Weg nach Draußen. „Dir einen baldigen Feierabend!“
Nun war es Bert der lachte. „Die letzte halbe Stunde werde ich schon noch überstehen.“, sagte er, bevor das Zischen der Schiebetür den Plausch beendete.
Wolfgang wartete, bis der Motor des Audi aufheulte und mit quietschenden Reifen die Ausfahrt verließ. Die nächste Minute verstrich, ohne dass die Zapfsäulen hinter der Fensterwand erneut von Scheinwerfern geblendet wurden. Stille senkte sich über Wolfgangs Gedanken und er genoss den Augenblick des Friedens, als wäre es sein Letzter. Dann stopfte er National Geographics achtlos in die Sparte einer Frauenzeitschrift.
Langsam ging er zur Kasse, wo das Plastikschälchen für Wechselgeld auf seinen Einsatz wartete. Bert war unter den Tresen getaucht und schien dort irgendetwas zu suchen. „Moment, bin gleich bei Ihnen.“, nuschelte er. Dabei wühlte er sich mit beiden Händen durch diverse Gegenstände, die mal klapperten und mal klirrten.
Wolfgang lächelte, befand er sich doch selbst auf der Suche. Bald würde sich entscheiden, ob der Weg, für den er sich entschieden hatte, vor den Toren eines lange erträumten Wallfahrtsort endete, oder in einer anderen, noch unbekannten Hölle. Er griff mit einer Hand an die Wollmütze auf seinem Kopf und zog sie soweit herunter, dass nur noch seine Augen aus zwei Löchern hervor starrten. Mit der anderen griff er hinter seinen Rücken, zerrte er die halbautomatische Walther P1 aus seinem Hosenbund und hielt sie Bert just in dem Moment vor die Nase, als er wieder auftauchte.
„Das ist ein Überfall!“ brüllte Wolfgang. „Pack das Geld aus der Kasse in eine Plastiktüte und ein paar Schachteln Lucky Strike dazu! Und mach keine Dummheiten, Freundchen, sonst wird nichts aus dem friedlichen Feierabend!“
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_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha) |
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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18.07.2017 13:52
von Graven
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Hey Canyon
Ich habe Deine Geschichte bis zu den Chips gelesen und dann aufgehört. Nicht, weil sie schlecht wäre - ich hatte Hunger.
Mit vollem Magen ging dann weiter.
Sie liest sich flüssig, man ist nah am Wolfgang, der Schauplatz sehr bildhaft dargestellt. Was mir gut gefallen hat:
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Wahrscheinlich der Fahrer des frisch gewachsten Audi R8, in dessen Schatten Wolfgangs von Rost zerfressener Opel Kadett parkte.
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Sehr schön der Kontrast, auch der Schatten, den man zweideutig nehmen kann.
Auch der Aufbau ist verständlich, die hin und da eingestreute Hinweise - Polizei, Handschuhe, Überwachungsspiegel lassen schnell darauf schließen, wo die Reise endet. Und hier der erste Kritikpunkt. Vielleicht wäre es gut, den Leser zu überraschen? Du beschreibst den alten Tankstellenbesitzer so schön, der Leser bekommt Mitleid mit Ihm. Aber zu Wolfgangs Gedanken hat er auf einmal keinen Zutritt. Lässt es Wolfgang kalt, dem alten Mann zu schaden? Dann soll Leser das erfahren, zB. „Deine Rührseligkeit wird dir bald vergehen, du alter Mann, du erinnerst mich an einen Lehrer, der mich mal sitzen ließ.“
Oder Wolfgang kriegt auf einmal Mitleid mit dem Mann, der wie sein Nachbar, der ihn immer heimlich Zigaretten zusteckte, aussieht. (Ok, jetzt geht meine Phantasie mit mir durch. Was ich sagen will, Wolfgang könnte dreidimensionaler werden)
Und Wolfgang zieht dann die Geldbörse aus der Tasche und keine Waffe.
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Der Gestank von Autoabgasen und Benzin wehte durch die gläserne Schiebetür, als sie mit einem lauten Zischen zur Seite sprang.
Schlechte Musik dudelte aus noch schlechteren Lautsprechern.
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In dem ersten Satz habe ich klitzekleines Perspektive Problem. Du schreibst aus Wolfgangs Sicht. Aber er kann die Abgase nicht auf einmal riechen, da er auch von außen kommt.
Der zweite Satz, da ist noch Luft nach oben. Was war das für Musik? Warum war sie schlecht.
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Sogar Flaschen mit Glühwein standen zum Verkauf; dabei fingen die Blätter der Bäume gerade erst an sich gelb zu färben. Wie er diese aufdringlichen Prä-Weihnachtsverkäufe Anfang September hasste. Nicht mehr lange und die Regale würden überquellen von all dem unnützen Kinderkram, wie dümmlich grinsenden Nikoläusen und Adventskalendern. Kram, der die heranwachsende Generation jedes Jahr aufs Neue an den Supermarktkassen in jähzornige Diktatoren verwandelte. Ein Gedanke, der Wolfgang noch mehr zur Weißglut trieb, als pickelgesichtige Sportwagenfahrer.
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Der Satz kann weg. Kommt hier auch ohne sehr schön zum tragen
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Die Registrierkasse gab piepende Laute von sich, als Bert mit den Fingern auf den Tasten herumdrückte.
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Warum nicht einfach „piepte“
Ach, und natürlich hast Du die Reizwörter gut untergebracht.
Es machte Spaß, die Geschichte zu lesen und zu zerpflücken. Ist zwar nur eine Übung, aber ich hoffe, Dich stört es nicht, dass ich auch andere Kritikpunkte angesprochen habe.
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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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18.07.2017 15:47
von Canyon
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Hey Graven!
Vielen Dank für deine Textanalyse. Natürlich stören mich deine Kritikpunkte nicht, ganz im Gegenteil. Schließlich bin ich ja hier, um etwas zu lernen.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Ich habe Deine Geschichte bis zu den Chips gelesen und dann aufgehört. Nicht, weil sie schlecht wäre - ich hatte Hunger. |
Oh, tut mir Leid, dass du wegen mir deinen Vorratsschrank plündern musstest.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Auch der Aufbau ist verständlich, die hin und da eingestreute Hinweise - Polizei, Handschuhe, Überwachungsspiegel lassen schnell darauf schließen, wo die Reise endet. Und hier der erste Kritikpunkt. Vielleicht wäre es gut, den Leser zu überraschen? |
Genau da war ich mir nicht sicher, wie schnell sich das ganze tatsächlich herauskristallisiert. Ich wusste es ja von Anfang an, daher kann ich das beim Leser immer schwer abschätzen. Daher: Gut, dass du es angesprochen hast! Ich denke, ich werde das mit dem Fast-Unfall beim Parken streichen und eventuell den Hinweis auf die fehlende Überwachungskamera.
Das mit dem Spiegel würde ich stehen lassen, die Dinger fallen mir nämlich auch immer sofort ins Auge, ganz ohne Hintergedanken.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Du beschreibst den alten Tankstellenbesitzer so schön, der Leser bekommt Mitleid mit Ihm. Aber zu Wolfgangs Gedanken hat er auf einmal keinen Zutritt. Lässt es Wolfgang kalt, dem alten Mann zu schaden? Dann soll Leser das erfahren, zB. „Deine Rührseligkeit wird dir bald vergehen, du alter Mann, du erinnerst mich an einen Lehrer, der mich mal sitzen ließ.“ |
Hmmm, ja, im Grunde ist ihm das ganze menschliche Drumherum tatsächlich egal. Deshalb auch die Idee mit dem Flyer, auf dem ein Kind abgebildet ist, dem es noch viel schlechter geht, als Wolfgang. Hier hätte er quasi eine Chance sein Handeln nochmal zu überdenken - tut es aber nicht. Oder, als die beiden sich unterhalten und mit Namen ansprechen: Auch hier hätte sich Wolfangs Gewissen einschalten können. Wieder nichts. Das soll schon ein bisschen seine Ignoranz anderen gegenüber zeigen. Er ist auf seinen eigenen Vorteil aus, nämlich das Geld in die Finger zu bekommen, um sich selber ein schöneres Leben zu machen.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Oder Wolfgang kriegt auf einmal Mitleid mit dem Mann, der wie sein Nachbar, der ihn immer heimlich Zigaretten zusteckte, aussieht. (Ok, jetzt geht meine Phantasie mit mir durch. Was ich sagen will, Wolfgang könnte dreidimensionaler werden)
Und Wolfgang zieht dann die Geldbörse aus der Tasche und keine Waffe. |
Das würde nicht so ganz passen, denn der Tankstellenwart sagt ja, dass die Geschäfte gut laufen. Ist also nicht in einer Notlage. Ich verstehe aber, was du meinst und werde mir nochmal Gedanken drüber machen, ob ich hier und da noch was einflechten kann.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Der Gestank von Autoabgasen und Benzin wehte durch die gläserne Schiebetür, als sie mit einem lauten Zischen zur Seite sprang.
Schlechte Musik dudelte aus noch schlechteren Lautsprechern.
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In dem ersten Satz habe ich klitzekleines Perspektive Problem. Du schreibst aus Wolfgangs Sicht. Aber er kann die Abgase nicht auf einmal riechen, da er auch von außen kommt.
Der zweite Satz, da ist noch Luft nach oben. Was war das für Musik? Warum war sie schlecht.
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Ja, da muss ich zugeben, das gleiche Problem hatte ich auch von Anfang an. Im Grunde wollte ich vermitteln, dass diese "Wolke" mit Wolfgang in die Tankstelle eintritt, aber das kommt so nicht rüber, da hast du Recht. Muss ich mal schauen, wie ich das besser beschreiben kann.
Die Art der Musik wird später nochmal erwähnt, aber vielleicht streiche ich das auch weg. Immerhin hat jeder eine andere Vorstellung von "schlechter Musik", ich weiß nicht ob ich dem Leser da was vorschreiben will.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Sogar Flaschen mit Glühwein standen zum Verkauf; dabei fingen die Blätter der Bäume gerade erst an sich gelb zu färben. Wie er diese aufdringlichen Prä-Weihnachtsverkäufe Anfang September hasste. Nicht mehr lange und die Regale würden überquellen von all dem unnützen Kinderkram, wie dümmlich grinsenden Nikoläusen und Adventskalendern. Kram, der die heranwachsende Generation jedes Jahr aufs Neue an den Supermarktkassen in jähzornige Diktatoren verwandelte. Ein Gedanke, der Wolfgang noch mehr zur Weißglut trieb, als pickelgesichtige Sportwagenfahrer.
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Der Satz kann weg. Kommt hier auch ohne sehr schön zum tragen |
Absolut richtig, danke für den Hinweis.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Die Registrierkasse gab piepende Laute von sich, als Bert mit den Fingern auf den Tasten herumdrückte.
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Warum nicht einfach „piepte“ |
Auch hier hast du wieder Recht. Wird gestrichen.
Graven hat Folgendes geschrieben: |
Ach, und natürlich hast Du die Reizwörter gut untergebracht.
Es machte Spaß, die Geschichte zu lesen und zu zerpflücken. |
Danke vielmals, und auch für das Lob zwischendrin. Und vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast. Das hat mir wirklich sehr geholfen.
_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha) |
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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18.07.2017 17:13
von Graven
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Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Genau da war ich mir nicht sicher, wie schnell sich das ganze tatsächlich herauskristallisiert. Ich wusste es ja von Anfang an, daher kann ich das beim Leser immer schwer abschätzen. Daher: Gut, dass du es angesprochen hast! Ich denke, ich werde das mit dem Fast-Unfall beim Parken streichen und eventuell den Hinweis auf die fehlende Überwachungskamera.
Das mit dem Spiegel würde ich stehen lassen, die Dinger fallen mir nämlich auch immer sofort ins Auge, ganz ohne Hintergedanken.
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Nein, nein, halt, nicht den beinahe Unfall streichen. Nur die Polizei. Der zeigt doch die Einstellung des Protagonisten.
Die Kamera vielleicht weg. Und sonst einfach die Hinweise subtiler machen.
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Hmmm, ja, im Grunde ist ihm das ganze menschliche Drumherum tatsächlich egal. Deshalb auch die Idee mit dem Flyer, auf dem ein Kind abgebildet ist, dem es noch viel schlechter geht, als Wolfgang. Hier hätte er quasi eine Chance sein Handeln nochmal zu überdenken - tut es aber nicht. Oder, als die beiden sich unterhalten und mit Namen ansprechen: Auch hier hätte sich Wolfangs Gewissen einschalten können. Wieder nichts. Das soll schon ein bisschen seine Ignoranz anderen gegenüber zeigen. Er ist auf seinen eigenen Vorteil aus, nämlich das Geld in die Finger zu bekommen, um sich selber ein schöneres Leben zu machen.
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Vielleicht ein paar Gedanken von ihm, die das ganze untermauern, wäre nicht schlecht.
Aber denk dran, das ist Deine Geschichte. Du machst, was Du für richtig hältst. Sonst wäre es meine Geschichte.
Canyon hat Folgendes geschrieben: |
Danke vielmals, und auch für das Lob zwischendrin. Und vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast. Das hat mir wirklich sehr geholfen. |
Gern.
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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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18.07.2017 19:21
von Canyon
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Graven hat Folgendes geschrieben: |
Vielleicht ein paar Gedanken von ihm, die das ganze untermauern, wäre nicht schlecht.
Aber denk dran, das ist Deine Geschichte. Du machst, was Du für richtig hältst. Sonst wäre es meine Geschichte.
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Ja, es ist meine Geschichte, aber ich finde, sobald ich sie anderen zugänglich mache, ist sie auch irgendwie ihre Geschichte. Natürlich heißt das nicht, dass jeder Mitspracherecht hat, hehe. Aber wenn ich etwas öffentlich mache, und sei es nur in einem Forum, bin ich schon daran interessiert, dass potentielle Leser auch was damit anfangen können. Sonst könnte ich sie auch als Datei auf meinem Rechner lassen und nur für mich selber lesen.
Es gilt also, einen Kompromiss zwischen meinen eigenen Ideen und dem Anspruch eventueller Leser zu finden. Das ist ja gerade die Herausforderung, die Spaß macht, wie ich finde, und im Prinzip auch der Prozess, den man später im Lektorat durchläuft.
_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha) |
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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19.07.2017 08:20
von Graven
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Ich meinte nur, ändere nur das, wo Du selbst überzeugt bist, dass es verbessert werden muss
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IQ Dino Alter Ego
I Alter: 62 Beiträge: 516 Wohnort: MG
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I 19.07.2017 08:36
von IQ Dino
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Graven hat Folgendes geschrieben: |
Aber denk dran, das ist Deine Geschichte. Du machst, was Du für richtig hältst. Sonst wäre es meine Geschichte.
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Richtig, Stilkritik oder Hinweis auf Schreibfehler, ja.
Inhaltskritik, nein. Es sei denn, es betrifft wieder den Stil, der aber bei jedem Änderungsvorschlag zum Autoren passen muss.
Ausnahme ist, gerade hier im Forum, ein Text, dessen Bestimmung es ist, "zerrissen" und seziert zu werden, damit der Schreiber daran Erkenntnisse gewinnen kann.
Sozusagen ein "Stilmodell"
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Graven Eselsohr
Beiträge: 281
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19.07.2017 08:57
von Graven
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Herr Bossi hat Folgendes geschrieben: |
Richtig, Stilkritik oder Hinweis auf Schreibfehler, ja.
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Da kann ich Dir nicht ganz zustimmen. Was für einen ein Stilfehler, kann für anderen ein Stilmittel sein
Edit: was ich damit sagen will - der Autor muss abwägen und am Ende sich sicher sein, dass die Änderung wirklich den Text ausdrucksstärker macht.
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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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19.07.2017 09:04
von Canyon
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Herr Bossi hat Folgendes geschrieben: | Graven hat Folgendes geschrieben: |
Aber denk dran, das ist Deine Geschichte. Du machst, was Du für richtig hältst. Sonst wäre es meine Geschichte.
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Richtig, Stilkritik oder Hinweis auf Schreibfehler, ja.
Inhaltskritik, nein. Es sei denn, es betrifft wieder den Stil, der aber bei jedem Änderungsvorschlag zum Autoren passen muss.
Ausnahme ist, gerade hier im Forum, ein Text, dessen Bestimmung es ist, "zerrissen" und seziert zu werden, damit der Schreiber daran Erkenntnisse gewinnen kann.
Sozusagen ein "Stilmodell" |
Hmmm, und ich dachte immer gerade der Schreibstil ist das, was man nicht kritisieren sollte, weil der individuell vom Autoren abhängt. Es sei denn natürlich, der Text wäre total unleserlich oder wirr geschrieben. Die Stilfrage ist doch immer Geschmackssache, oder? Ich habe schon Bücher in der Hand gehalten, die vom Schreibstil absolut nicht mein Fall waren. Trotzdem standen sie gedruckt im Verkaufsregal, also muss ja zumindest ein Verlag/Lektor Gefallen daran gefunden haben. Ich wüsste auch gar nicht, wie ich einen Stil kritisieren sollte, ohne dabei quasi meinen eigenen mitaufzudrängen ... gibts zu dem Thema eventuell schon eine Diskussion im Forum?
Beim Inhalt wirds schon schwieriger. Natürlich ist der Inhalt ja praktisch die Uridee des Autors, aber auch diese Idee muss ja irgendwie funktionieren. Und wenn mir sechs Testleser sagen würden, das geht so nicht, das verstehen wir nicht, oder an der Stelle fehlt uns was, dann denke ich wäre es schon sinnvoll daran zu arbeiten. Ich, als Verfasser habe oft Details im Kopf, die z.b. eine Figur in Gedanken sehr plastisch darstellen. Diese Details schreibe ich aber nicht unbedingt in ihrer ganzen Fülle nieder, so dass dem Leser am Ende durchaus was fehlen kann.
Um mal das Beispiel von Wolfgang zu nehmen: Für mich war auch anhand der anhand eher spärlichen Gedankengänge klar, was für ein Typ Mensch er ist, zumal ich seinen Charakter noch ein wenig durch gewisse Handlungen abrunden wollte (das Ignorieren des Flyers, das Zurückstopfen des Heftes in die falsche Spalte ...). Wenn das beim Leser aber so nicht rüber kommt ... ja,was bringt mir das dann? Ich möchte ja schon, dass meine Geschichte auch in ihrer Gesamtheit verstanden wird.
Eine Geschichte wie "Lucky Strike" ist ja nicht für Intellektuelle geschrieben, die nach dem Lesen erstmal jedes Wort anaylsieren, um dann am Ende vielleicht auf "die Lösung" zu kommen, sondern es ist schon mehr als Unterhaltungsliteratur gedacht. Natürlich kann ich mich auch da nicht an einzelnen Lesern orientieren, aber wenn eine größere Masse das gleiche "Problem" anspricht (oder im Besten Fall ein Fachmann), könnte ja vielleicht doch was dran sein.
Davon abgesehen, muss ich ja auch nicht jeden Text der Öffentlichkeit unter die Nase halten. Wenn ich bei einem Text der festen Überzeugung bin, dass er perfekt ist, so wie er ist, und ich ums Verrecken nichts mehr daran ändern will, dann kann ich den auch einfach für mich selber lesen und mich drüber freuen.
Das sind aber auch nur meine eigenen, laienhaften Ansichten und ich lasse mich natürlich gerne eines bessren Belehren.
_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
(Buddha) |
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Christof Lais Sperl Klammeraffe
Alter: 62 Beiträge: 925 Wohnort: Hangover
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21.07.2017 06:46 Klasse von Christof Lais Sperl
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Das interessiert mich! Nur der Fettdruck stört ein wenig. Atmosphäre ist top. Würde gerne weiterlesen! L kollegiale G. Cls
_________________ Lais |
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Canyon Leseratte
Alter: 44 Beiträge: 128 Wohnort: Nimmerland
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21.07.2017 09:03
von Canyon
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Hey CLS
Vielen Dank für deinen Kommentar. In den Regeln für die "Reizwort Übung" stand, dass man die gewählten Reizwörter im Text hervorheben soll; das ist der einzige Grund, warum manche Wörter fett gedruckt sind.
Da es ja eigentlich nur eine Übung war, hatte ich eigentlich nicht geplant weiter zu schreiben. Aber wer weiß ... vielleicht mache ich irgendwann doch noch eine richtige Kurzgeschichte draus.
_________________ "Du bist, was du warst; und du wirst sein, was du tust."
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