Gesichtslose Protagonisten

AchimS · Wortedrechsler Alter: 46 Beiträge: 51 Wohnort: Bayreuth

Zum Aussehen suche ich mir meist per Bildersuche ein Foto, lasse das durch irgendeinen Filter laufen, damit es ein bisschen wie Bleistiftzeichnung aussieht und packe es mit auf das Charakterblatt. Immer, wenn ich im Text eine besondere Eigenschaft erwähne (z.B. "sein großer breiter Mund"), notiere ich sie dann auf dem Charakterblatt.

Mehr Gedanken mache ich mir über den zentralen Konflikt des Charakters, die geplante Entwicklung (inkl. ob ich ihn ableben lasse) und die Erkenntnis, die der Charakter am Ende gewinnt.

Dr. Fusselpulli · Leseratte D Alter: 38 Beiträge: 110 Wohnort: Prag

Also, ich empfinde das Aussehen von Charakteren schon als Wichtig, denn es gibt dem Leser etwas, woran er die Charaktere wiedererkennen kann.
Ich habe zum Beispiel eine Protagonistin mit einer Zahnspange, die ich öfters erwähne, mal ist sie sichtbar wenn sie lächelt, mal lispelt sie leicht wegen der Zahnspange, mal beschwert sie sich über ihre Zahnspange und mal hat sie einen Termin bei einem Kieferorthopäden.

Das erschafft ein konkretes Bild beim einem Leser, das wieder und wieder kehrt, und wenn ihr Name auftaucht, dann weiß er "Ah, genau, das war die mit der Zahnspange."

Ähnlich verhält es sich mit einem Charakter der eine Brille hat. Mal verschiebt er sie auf der Nase, mal putzt er sie, mal wird er als "Brillenschlange" bezeichnet. Beim Namen alleine fragt sich der Leser vielleicht nur "Wer war nochmal Lukas?"

Ein Charakter hat rote Haare und er grinst gerne hämisch. Das brachte ihm den Spitznamen Fox ein, das Sticht heraus und charakterisiert. Der Leser bekommt ein Bild an das er sich erinnern kann, und hat nicht bloß einen Namen.

Fräulein Marienkäfer bekam ihren Spitznamen, weil sie gerne einen roten Pettycoat mit weißen Punkten trägt, und dazu noch eine schwarze Bobfrisur hat.

Ich denke, gerade wenn man es mit vielen Charakteren zu tun hat, helfen optische Beschreibungen ungemein, und sie sollten auch immer wieder erwähnt werden, nicht nur, damit der Leser einen optischen Eindruck der Charaktere bekommt, sondern auch, damit er sie im Roman wiedererkennt und zuordnen kann.

Gast · 06.01.2019 22:18 von Gast

Weiß nicht, ob es dir weiterhilft
Ich schreibe einen Roman in der 2.Person
Damit jede Leserin sich als Protagonistin fühlen kann, habe ich sie so gut wie gar nicht beschrieben. Auch die anderen Protagonisten habe ich nur sehr oberflächlich beschrieben, da jede Frau andere Vorstellungen ihres Traummannes hat.
Schreibt man in der 3.Person, sollte man schon die Protagonisten so gut wie möglich beschreiben, denn das Kopfkino braucht ja eine Beschreibung was es sich vorstellen möchte