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Longo
Klammeraffe
Beiträge: 886
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Verfasst am: 21.05.2017 18:00 Titel: Golem
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Düster drang
Der Golem
Durch dunkle
Gassen
Grub
Sich in jene
Grimassen
Verbarg Tränen
In Lehmberge
Und spie Feuer
als mein Scherge
Daß Licht werde -
mit dieser
ellenlangen
Zunge,
doch wenn sich
das Blatt wendet?
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Constantine
Exposéadler

Beiträge: 2969
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Verfasst am: 21.05.2017 22:25 Titel:
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Bonjour,
werter Verfasser, du spinnst um die Fratze und das rote Band des Lesezeichens eine Geschichte, beziehst auch den Charakter des Lesezeichens mit ein und schaffst mit dem Wortspiel des Sich-wendenden-Blattes einen schönen Abschluss.
Du hast es in meine Top Ten geschafft: huit points.
Merci beaucoup,
Constantine
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Eulenbaum Klammeraffe
Beiträge: 846
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Verfasst am: 22.05.2017 04:49 Titel:
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Zitat: |
Düster drang
Der Golem
Durch dunkle
Gassen
Grub
Sich in jene
Grimassen
Verbarg Tränen
In Lehmberge
Und spie Feuer
als mein Scherge
Daß Licht werde -
mit dieser
ellenlangen
Zunge,
doch wenn sich
das Blatt wendet? |
Der Golem dringt überall ein (Lesezeichen ist zwischen den Seiten, also "Doppelbödigkeit"), versteckt auf der einen Seite (im Buch sind Dinge versteckt, dieses Bch ist mit dem Lesezeichen verbunden).
Auf der anderen Seite speit er feuer, damit man die Möglichkeit hat, alles zu erlesen.
Gruß,
Eulenbaum
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Literättin
Exposéadler
 Alter: 55 Beiträge: 2085 Wohnort: im Diesseits
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Verfasst am: 22.05.2017 09:17 Titel:
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Ha! Der Golem war mein Arbeitstitel, da bin ich natürlich neugierig, wie dieser Einfall hier verarbeitet wurde und ich treffe auf eine düster, rumorende Gestalt, die durch die Gassen schleicht und irgendwie was Finsteres verbreitet.
Was dann nicht mein Golem ist, der mir ein anderer ist. Wie in meinem Beitrag nachzulesen ist.
Mir scheint, dieser hier ist vielleicht in einer vagen Erinnerung stecken geblieben, was dieser ungeschlachte Lehmkloben womöglich geworden ist, durch verblasste, weitergetragene Legende, die heute in Vergessenheit geraten ist. Feuerspeiend, jedenfalls, war er, soweit ich weiß, nie. Und ein Scherge?
Am Ende die Frage: Was, wenn sich das Blatt wendet?, kann ich nicht so recht einordnen. Hier auf das Textlein bezogen, steht eventuell eine Wandlung vom düster-heimtückischen zum lichten-hellen an?
Auf alle Fälle bezieht es sich gestalterisch auf das Bild des Lesezeichens und es versucht, etwas von diesem groben einzuarbeiten. Darüber hinaus wirbt es mit etwas Geheimnisvollen und nutzt einen Fingerzeig am Ende. Am Ende nicht ganz meins, aber es erfüllt hier einige Kriterien. Und es versucht sich gestalterisch (rhythmisch, lautmalerisch) einigermaßen rund an lyrischen Techniken.
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firstoffertio
Show-don't-Tellefant

Beiträge: 6148 Wohnort: Irland
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Verfasst am: 22.05.2017 22:43 Titel:
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Ich habe die Vorgaben so verstanden, dass der Lesezeichentext auf irgendeine Art sich auf die Funktion eines Lesezeichens beziehen soll. Das war ein wesentlicher Grund für die Auswahl der Texte, die ich unter Zeitdruck kommentiere.
Das Lesezeichen ein Helfershelfer.
Doch wenn sich das Blatt wendet?
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Longo
Klammeraffe
Beiträge: 886
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Verfasst am: 23.05.2017 09:01 Titel:
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Ich hoffe, euch hat der Text ein bisschen gefallen, er ist klassisch gehalten.
MFG Longo
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Heidi
Reißwolf
 Alter: 39 Beiträge: 1307 Wohnort: Hamburg
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Verfasst am: 24.05.2017 20:08 Titel:
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Interessante Idee, auch, weil das lyrische Ich offensichtlich der „Besitzer“ des Golems ist. Diese Zeilen kriege ich noch nicht ganz zu fassen:
Zitat: | Daß Licht werde -
mit dieser
ellenlangen
Zunge, |
Ich frage mich, ob der Befehlshaber des Golems, dessen Zunge benutzt, um an Wörter heranzukommen. Ich meine, Worte, die er dann zu Gedichten formt, ist er sozusagen eine Art Muse für ihn? Oder verhedder ich mich mal wieder in meinen Gedanken?
Die letzten beiden Sätze sind interessant. Es wäre doch spannend zu erfahren, was passieren würde, wenn zwischen Mensch und Inspiration (ich verstehe den Golem als eine Art Synonym für diese) so etwas wie „Umkehrung“ stattfinden könnte.
Dein Gedicht ist oben mit dabei.
_________________ Scheiße darf keine Flügel haben
der Phallus braucht Flügel |
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menetekel
Exposéadler
 Alter: 100 Beiträge: 2141 Wohnort: Planet der Frühvergreisten
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Verfasst am: 26.05.2017 08:05 Titel:
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Erschließt sich mir nicht. - Vor allem nicht der Zusammenhang zum weltbekannten Golem. Ebenso nicht deine kuriose Rechtschreibung.
m.
_________________ Alles Amok! (Anita Augustin) |
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Municat
Eselsohr
 Alter: 53 Beiträge: 382 Wohnort: Zwischen München und Ingolstadt
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Verfasst am: 26.05.2017 14:22 Titel:
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Lieber unbekannter Dichter,
ich habe leider ziemlich wenig Ahnung von Lyrik. Meine Vorstellung geht nicht weit über Songtexte und gereimte, rythmische Texte hinaus. Den übrigen Beiträgen zu diesem Wettbewerb sehe ich an, dass moderne Lyrik mit der Moritaten-Schreiberei, die ich für Geburtstage ab und an von mir gebe, nicht viel zu tun hat. Ich werde also keine Stilmittel bewerten, weil ich nicht beurteilen kann, was in moderner Lyrik möglich, gut, verpöhnt oder schlecht ist. Ich werde nach meinem subjektiven Eindruck werten, nach dem Gefühl, das der Text bei mir verursacht ... und natürlich danach, ob ich die Vorgaben irgendwie sehe. Also bitte nicht böse sein, wenn ich wahrte Perlen nicht erkenne oder plumpe Versuche gutheiße.
Hier sehe ich die Emotionen, die auf einer beschriebenen Seite stehen können und die Frage, was mit diesen Emptionen passiert, wenn man umblättert. Hat also durchaus mit dem anfangen, erleben und weiterlesen zu tun.
Punkte vergebe ich erst, wenn ich alle Gedichte kommentiert habe.
_________________ Gräme dich nicht, weil der Rosenbusch Dornen hat, sondern freue dich, weil der Dornbusch Rosen trägt  |
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Zinna
schweißt zusammen, was

Beiträge: 1711 Wohnort: zwischen Hügeln und Aue...
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Verfasst am: 27.05.2017 15:40 Titel:
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Hallo Inko,
Auf einen Golem wäre ich durch unseren Freund auf dem Lesezeichen nicht gebracht worden.
Schön ist die Alliteration am Beginn.
Ich kann die Handlung nicht verorten, sie geht auf die Ursprünge der Golem-Legende zurück?
Mir fehlt etwas konkretes.
Lieber Gruß
Zinna
_________________ Wenn alle Stricke reißen, bleibt der Galgen eben leer...
(c) Zinna |
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gold
Show-don't-Tellefant
 Alter: 68 Beiträge: 6446 Wohnort: Persepolis
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Verfasst am: 28.05.2017 08:59 Titel:
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Der erste Teil gefällt mir einschließlich Vers 11. Aber dann kommt ein inhaltlicher Bruch zwischen den Anfangsversen und dem Ende. Mir ist nicht klar, wie mit der Zunge Licht werden soll. Auf die fünf letzten Verse könntest du m.E. locker verzichten vor allem auf das
Zitat: | Doch wenn sich das Blatt wendet. |
Einen Punkt.
_________________ es sind die Krähen
die zetern
in wogenden Zedern
Make Tofu Not War (Goshka Macuga)
Es dauert lange, bis man jung wird. (Pablo Picasso) |
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MoL
Quelle

Beiträge: 1600 Wohnort: NRW
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Verfasst am: 28.05.2017 10:15 Titel:
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Atmosphäre, Bilder, Sinneseindrücke, Inhalt, Aussage: Läuft! Düster. 6 Punkte!
_________________ NEU - NEU - NEU im September 2020:
"Hexenherz - Goldener Tod"
----------------------------------
"Hexenherz - Eisiger Zorn", acabus Verlag, Februar 2017.
"Die große acabus-Jubiläumsanthologie", acabus Verlag, Oktober 2018.
"Hexenherz - Glühender Hass", acabus Verlag, Januar 2019.
"Die Tote in der Tränenburg", Alea Libris, 31. Oktober 2019. |
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Aranka
Bücherwurm
Beiträge: 3383 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach

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Verfasst am: 30.05.2017 00:30 Titel:
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Mit dem Wort „Golem“ öffnet der Text im Leser einen weiten Raum und stößt sein Wissen über diese Legenden umwitterte Gestalt an. Ich bin nun gespannt, an was genau der Text mit diesem Titel anknüpfen will.
Düster geht es los, auch lautlich mit vielen „u“. Inhaltlich bleibt es vage: es ist von dunklen Gassen die Rede (irgendwo?), von jenen Grimassen (welche?), von Tränen, Lehmbergen und Feuer. Wo treibt dieser Golem sein Wesen? Im LI? Er „wirkt“ als der Handlanger des LI?
"Auf dass Licht werde." (eine Anknüpfung an den biblischen Schöpfungsbericht)
Ganz schön viel Gewicht und Schwere für ein schmales Lesezeichen und so wirklich weiß ich nicht, was es mir sagen will. Und dann eine unerwartete Wende, fast ein Bruch, auf jeden Fall die Einarbeitung des Bildmotivs und eine Schlussfrage, die mit einem seltsamen „doch“ eingeleitet wird und für mich ins Leere greift.
Zitat: | mit dieser
ellenlangen
Zunge,
doch wenn sich
das Blatt wendet? |
Es gibt für mich neben den inhaltlichen Fragezeichen, die sicher jede Lyrik im Leser hinterlässt auch noch andere kleinere Störfaktoren. So erscheint mir die Großschreibung am Zeilenanfang recht regellos zu verlaufen. Auch setze ich mal ein Fragezeichen an die Zeichensetzung.
Ich denke, der Text braucht noch ein wenig Arbeit, denn ich gehe davon aus, dass der Autor mit Sicherheit ein durchaus lesenswerte Idee hat, die bei mir nicht angekommen ist.
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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Terhoven
Eselsohr

Beiträge: 413
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Verfasst am: 31.05.2017 20:12 Titel:
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[Lyriklaie hier]
Ich lese von einem Golem, der der Gehilfe des Lyrischen Ichs ist. Die Frage am Ende finde ich gelungen, denn sie ist doppelt verstehbar, so was gefällt mir.
Vorher könnte noch etwas mehr passieren, sag ich als Prosafreund.
Zitat: | Verbarg Tränen
In Lehmberge |
Das ist ein sehr schönes, sehr trauriges Bild.
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Longo
Klammeraffe
Beiträge: 886
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Verfasst am: 02.06.2017 21:48 Titel:
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Danke für eure Bewertungen.
Ich habe hier ein persönliches, düsteres Bild eines Golems entworfen, welches auch Anleihen des klassischen Golems hat. Dabei sollte das Setting durchaus in der Vergangenheit angelegt sein. Es sollte ein (innerer) Konflikt dargestellt werden, der - wohlgemerkt bewusst etwas verworren - im Laufe des Romans näher erläutert und gelöst wird: das Blatt wendet sich (sprichwörtlich und wörtlich - der Leser wendet das Blatt beim Lesen und nutzt dieses Lesezeichen) und vielleicht löst sich der Golem aus den Fesseln seines Herrschers, und Wahrheit erscheint nicht als Wahrheit, sondern als Lüge? Die Zunge sollte einfach zu dem Feuerspeien gehören, schöpferische Kraft.
MFG Longo
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