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Trog Wortedrechsler
Beiträge: 67 Wohnort: Rheinhessen (RLP)
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21.05.2017 14:49 Martin von Trog
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Ein Text, den ich blauäugig bei einem Wettbewerb eingereicht habe, bei dem es um Geschichten "gegen Gewalt" ging. Ich habe mich erkundigt und der Text hat angeblich das "obere Drittel" erreicht von 280 Einsendungen. Ich dachte zunächst, dass mein Beitrag evtl. das Thema verfehlt haben könnte bzw. habe ich mir einfach Feedback für meinen ersten eingereichten Text gewünscht. Die Antwort war nur "oberes Drittel" Spaß hat's trotzdem gemacht. Am Ende musste ich kämpfen, um das Zeichenlimit einzuhalten - sei's drum, unzensiert:
Sörens Gewicht lastete schwer auf Martins Rücken. Lässig hockte er auf ihm, futterte an Martins Pausenbrot herum und lachte mit zwei Kumpels über den Jungen. Sie hatten ihn nach der Schule gejagt und hinter der Turnhalle auf den Boden gedrückt.
»Geh runter von mir!«, forderte Martin strampelnd. Er spannte Bauch und Rücken an, um nicht zu ersticken.
»Du schuldest mir zehn Euro«, behauptete Sören.
»Das ist eine Lüge! Steh endlich auf!« Sören änderte seine Sitzposition von lässig in kerzengerade, um den Druck auf Martins Rücken zu erhöhen.
»Ich krieg keine Luft«, japste Martin.
»Wo ist mein Geld?«, bellte Sören.
»Lass mich gehen!«, forderte der Schwächere, aber Sören begann daraufhin, grinsend auf und ab zu wippen. Seine beiden Kumpels lachten und feuerten ihn an. Martin wollte schreien, doch der stechende Schmerz und Sörens Gewicht erdrückten seinen Willen.
»Wo ist mein Geld?«, zischte Sören erneut.
»Du kriegst es! Du kriegst es ja!«, keuchte Martin.
»Na geht doch! Wenn du es morgen nicht dabei hast, setzt es was, Kurzer!«
Daraufhin erhob sich Sören und riss seinem Opfer gleichzeitig die Mütze vom Kopf, um sie sich selbst aufzusetzen.
Martin keuchte und schnappte nach Luft. Er unterdrückte Wut und Tränen. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass seine Peiniger den Weg Richtung Schulhof zurückschlenderten. Martin drehte sich auf den Rücken, atmete tief durch und starrte dabei in den wolkenbedeckten Himmel. Seine Erfahrungen mit Sören erzählte er niemandem. Tief saß die Furcht vor Vergeltung, Schlägen und Schikanen. Langsam setzte sich der Junge auf und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. Martin zog seinen rechten Ärmel bis zum Ellenbogen hinauf und schaute auf das Abziehtattoo am Unterarm, welches im letzten Comicheft steckte. Dort war das Zeichen des Superhelden zu sehen, der erst vor einigen Wochen entdeckt worden war. Ein Held, der immer zur Stelle war, um den Schwächeren zur Seite zu stehen, konnte natürlich nicht immer und überall sein. Jemand, der selbstlos durch die Welt streifte, Bösewichten das Handwerk legte und das Volk vor Korruption und Krieg bewahrte. Gab es vielleicht sogar mehrere davon? Niemand müsste sich je wieder vor Gewalt und Krieg fürchten, denn Superhelden waren stets unterwegs, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Er liebte diesen Gedanken und immer wenn es ihm schlecht ging, dachte Martin genau an diese Superhelden. Manchmal stellte sich Martin vor, er selbst könne so jemand werden. Mit Maske und Umhang. Immer bereit, sich dem Bösen entgegen zu stellen. Der Schmerz in Rücken und Brust erinnerten ihn daran, dass er heute wieder einen Kampf verloren hatte. Und das die Welt eher voll böser Superschurken war, die wahllos andere unterdrücken und sich an ihrer Furcht erfreuen konnten. Die erste Träne kullerte seine Wange hinab. Schniefend zog er seinen Ärmel herunter, stand auf und klopfte seine Kleidung ab. Ein Held zu sein war so schwierig. Ein Schurke hatte es viel leichter. Zehn Euro. Morgen. Oder er würde wieder leiden.
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 94
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D 01.06.2017 16:10 Re: Martin von Damelo
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Moin, ich schreib mal meine Anmerkungen direkt in deine Geschichte rein
Trog hat Folgendes geschrieben: |
Sörens Gewicht lastete schwer auf Martins Rücken. Lässig hockte er auf ihm, futterte an Martins Pausenbrot herum und lachte mit zwei Kumpels über den Jungen. Sie hatten ihn nach der Schule gejagt und hinter der Turnhalle auf den Boden gedrückt. Ich finde den letzten Satz zu viel Beschreibung für den Beginn einer Kurzgeschichte. Dass es sich um eine Situation in/nach der Schule handelt wird durch das Pausenbrot quasi schon klar. Vielleicht könntest du eher noch einen Halbsatz wie "Der Rest der Klasse stand bereits an der Bushaltestelle" oder "Herr Rauschebart hatte bereits vor 5 Minuten die Turnhalle abgesperrt" einbauen, um klar zu machen, dass es nach der Schule ist, oder es einfach weg lassen.
»Geh runter von mir!«, forderte Martin strampelnd. Er spannte Bauch und Rücken an, um nicht zu ersticken.
»Du schuldest mir zehn Euro«, behauptete Sören.
»Das ist eine Lüge! Steh endlich auf!« Sören änderte seine Sitzposition von lässig in kerzengerade, um den Druck auf Martins Rücken zu erhöhen.
»Ich krieg keine Luft«, japste Martin.
»Wo ist mein Geld?«, bellte Sören.
»Lass mich gehen!«, forderte der Schwächere, aber Sören begann daraufhin, grinsend auf und ab zu wippen. Seine beiden Kumpels lachten und feuerten ihn an. Martin wollte schreien, doch der stechende Schmerz und Sörens Gewicht erdrückten seinen Willen.
»Wo ist mein Geld?«, zischte Sören erneut.
»Du kriegst es! Du kriegst es ja!«, keuchte Martin.
»Na geht doch! Wenn du es morgen nicht dabei hast, setzt es was, Kurzer!« Den Dialog find ich gut
Daraufhin erhob sich Sören und riss seinem Opfer gleichzeitig die Mütze vom Kopf, um sie sich selbst aufzusetzen. Ich würde hier auf "daraufhin" und "gleichzeitig" verzichten. Ich finde bei Kurz/Kürzestgeschichten kommt es ja wirklich auf Pointiertheit an und die Worte sind für mich eher erzählende Schnörkel. Genau so könnte man beim Dialog vielleicht auf einige der Sprachverben verzichten.
Martin keuchte und schnappte nach Luft. Er unterdrückte Wut und Tränen. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass seine Peiniger den Weg Richtung Schulhof zurückschlenderten. Martin drehte sich auf den Rücken, atmete tief durch und starrte dabei in den wolkenbedeckten Himmel. Seine Erfahrungen mit Sören erzählte er niemandem. Das hat mich irritiert. Wir sind ja gerade mitten in der Situation und Martin alleine, wem soll er es erzählen? Dann vielleicht eher: "Er würde es niemandem erzählen." Tief saß die Furcht vor Vergeltung, Schlägen und Schikanen. Langsam setzte sich der Junge auf und wischte sich den Dreck aus dem Gesicht. Martin zog seinen rechten Ärmel bis zum Ellenbogen hinauf und schaute auf das Abziehtattoo am Unterarm, welches im letzten Comicheft steckte. Dort war das Zeichen des Superhelden zu sehen, der erst vor einigen Wochen entdeckt worden war. Hier war ich wieder irritiert. Gibt es in der Geschichte wirklich Superhelden? Die Beschreibung klingt ür mich, als gäbe es auf der Welt Superhelden wie verborgene Grabkammern, die entdeckt werden. Sonst könntest du schreiben: Ein Held, den Martin gerade erst in der letzten Ausgabe entdeckt hatte, oder dessen Serie es noch nicht so lang gibt etc. Ist es aber total wichtig, dass es den Helden erst seit kurzem gibt? Ein Held, der immer zur Stelle war, um den Schwächeren zur Seite zu stehen, konnte natürlich nicht immer und überall sein. Jemand, der selbstlos durch die Welt streifte, Bösewichten das Handwerk legte und das Volk vor Korruption und Krieg bewahrte. Das finde ich wieder etwas zu weitschweifig erzählend, bzw klischeehaft. Es ist ja klar, was ein Held macht. Ich fände hier spannender, wenn sich Martin ärgert, warum Superhelden immer nur Brücken vor dem Einstürzen retten oder Menschen aus brennenden Hochhäusern retten, aber nie die kleinen Ungerechtigkeiten, wie seine Demütigungen beenden. Oder er zeigt eben Verständnis. Aber dann würde ich die Heldentaten konkreter machen. "selbstlos durchs Land streifen" und "Bösewichten das Handwerk legen" sind mir zu abgegriffen als Formulierungen. Gab es vielleicht sogar mehrere davon? Niemand müsste sich je wieder vor Gewalt und Krieg fürchten, denn Superhelden waren stets unterwegs, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Er liebte diesen Gedanken und immer wenn es ihm schlecht ging, dachte Martin genau an diese Superhelden. Manchmal stellte sich Martin vor, er selbst könne so jemand werden. Mit Maske und Umhang. Immer bereit, sich dem Bösen entgegen zu stellen. Der Schmerz in Rücken und Brust erinnerten ihn daran, dass er heute wieder einen Kampf verloren hatte. Und das die Welt eher voll böser Superschurken war, die wahllos andere unterdrücken und sich an ihrer Furcht erfreuen konnten. Die erste Träne kullerte seine Wange hinab. Schniefend zog er seinen Ärmel herunter, stand auf und klopfte seine Kleidung ab. Ein Held zu sein war so schwierig. Ein Schurke hatte es viel leichter. Zehn Euro. Morgen. Oder er würde wieder leiden. | Das Ende finde ich wieder richtig cool. Ich kann mich in den kleinen Jungen reinversetzen und die Diskrepanz zwischen Superheldenträumen und realen Problemen finde ich nen sehr realistischen Gedanken für einen kleinen Jungen und erzeugt automatisch Spannung
Ich hoffe du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen. Die Rückmeldung der Jury ist ja schonmal cool. Ich hab sowas bei den Wettbewerben, an denen ich teilgenommen hab, leider noch nicht bekommen. Ist als Motivationsspritze ja ganz cool
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Trog Wortedrechsler
Beiträge: 67 Wohnort: Rheinhessen (RLP)
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05.06.2017 16:50
von Trog
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Hallo,
danke für dein Feedback Ich dachte schon, es kommt gar nichts mehr!
Tatsächlich ist es so, dass ein Superheld entdeckt wurde. Klassisch durch Ansagen über ein Video oder durch ein Foto, welches ihn/sie in Aktion zeigt. Ich wollte eigentlich nur vermitteln, dass Martin ein Fan dieses Helden ist und das die Helden eines Tages Frieden schaffen werden.
Na.. wenn du die Jury fragst, gibt sie dir vielleicht auch eine Antwort
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Damelo Wortedrechsler
D Alter: 34 Beiträge: 94
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D 05.06.2017 17:08
von Damelo
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Ok, dann versteh ich es besser.
Ja, auf den Versuch kommts vielleicht beim nächsten Mal an! Wobei die ja meist explizit sowas ausschließen.
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Ansch Wortedrechsler
A
Beiträge: 72 Wohnort: Düsseldorf
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A 06.06.2017 06:34
von Ansch
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Leider muss ich gähnen. Bei Antigewalttextt auf Schulhof zu kommen ist nicht gerade originell.
Ich glaube auch nicht, dass jemand noch in ganzen Sätzen redet, der bereits Schwierigkeiten mit der Atmung hat.
Wenn ein altes Thema, dann bitte wenigstens originell verpackt.
_________________ Ansch |
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Trog Wortedrechsler
Beiträge: 67 Wohnort: Rheinhessen (RLP)
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06.06.2017 11:21
von Trog
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Da gebe ich dir recht Schulhof und Gewalt ist ein altes Thema, aber bleibt aktuell.
Als Allergiker kann ich dir sagen - man kann auch mit wenig Luft noch reden
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