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Drama - Mein Feind, das Leben


 
 
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Alufolie
Geschlecht:männlichWortedrechsler
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Alter: 38
Beiträge: 74
Wohnort: Leverkusen


A
Beitrag27.04.2017 10:31
Drama - Mein Feind, das Leben
von Alufolie
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Hallo zusammen,
gerade eben erst habe ih mich in diesem Forum angemeldet. Hauptsächlich deswegen, hier ein paar Zeilen meines Erstlingswerks, "Mein Feind, das Leben" vorzustellen. Mich interessiert brennend die Meinung der erfahrenen Leser und Schreiber, da ich selber praktisch Null Vor-Erfahrung im Schreiben habe.
Also, los geht´s:



Mein Feind, das Leben


Kapitel 1: Willkommen im Alltag

Da war es wieder. Das ohrenbetäubende Kreischen meiner Schwester. Wir beide hatten mal wieder Streit. Vermutlich ist das normal unter Geschwistern. Doch manchmal fragte ich mich, in welchem Ausmaß ein Streit noch normal ist. Und ob die scharfkantige Lego- Platte, die ich ihr vor fünf Sekunden an den Kopf geworfen hatte noch als normal gilt. Allerdings war mir das in diesem Moment egal, denn Strike,  es war ein Volltreffer auf die Nase, den sie sich redlich verdient hatte. Das Ergebnis war ein tiefer, blutiger Schnitt, der sie nicht gerade hübscher machte.
Aber sie war selber Schuld. Sie hatte mich wieder bis auf´s Blut gereizt, wie sie es nur allzu gerne tat. Womit, weiß ich mittlerweile nicht mehr. Mein Kopf hat irgendwann in jüngeren Jahren den Deckel zu gemacht, weil dort zu viele Dinge eindringen wollten, die ich nicht ertragen konnte. Aber in diesem Moment fühlte ich mich wie der Gewinner. Ich hatte es ihr gezeigt. Meiner Schwester, der hinterhältigen Brut, der ich den Tod wünschte, seit ich denken kann. Leider war meine Selbstwahrnehmung in diesem Moment getrübt von den Glückshormonen und dem Adrenalin, welches durch meinen Körper schoss. Denn die Realität sah anders aus. Ich war nicht der Gewinner. Ich war der Verlierer. Und zwar haushoch. Denn was folgen musste, lehrten mich schon die Jahre der Vergangenheit. Er kam. Brüllend und stampfend. "Was ist das oben los", schallte es aus dem Treppenhaus, so laut, dass die Wände bebten. Nun war ich wie erstarrt. Meine persönlichen Urängste wurden los getreten und als ich realisieren konnte, dass mir nichts Gutes blüht, war es schon zu spät. Jetzt ging die Party erst richtig los. Und ich war Ehrengast auf dieser Party. Auf einer Party, auf der Niemand gerne sein wollte. Peng, peng, peng knallte es links und rechts um meine Ohren. Ein Hoch auf das Adrenalin, welches noch in meinem Körper für Auftriebsstimmung sorgte und das Brennen auf meinen Wangen erträglicher machte. Doch leider hielt diese wundersame Wirkung nicht lange an, was dazu führte, dass sich das Brennen im ganzen Gesicht ausbreitete. "Wow", dachte ich. Der Typ hatte Kraft. Oder er war nur extrem motiviert, mir seine Energie ins Gesicht zu transportieren.
Vielleicht war er aber auch einfach noch sauer wegen der Fünf in der letzten Mathearbeit. Oder aber Beides. Vermutlich eher Beides, so fest, wie er schlug. Schläge waren seine Art, mich zum lernen zu motivieren. Hatte nur komischerweise nie Erfolg. Nunja, irgendwann gewöhnte ich mich daran und muss sogar zugeben, dass sie mir in gewisser Hinsicht auch gut taten. Denn auch für mich war es eine Art Aggressionsabbau. Ok, auf lange Sicht stärkte es nicht gerade meinen Charakter und es staute in mir nur noch mehr Wut an, die ich in mich hinein fressen musste, aber verbuchen wir es mal als gut gemeinte Erziehungsmethode. Nach dieser spaßigen Veranstaltung fuhr ich mich schweren Herzens runter und widmete mich wieder meinen Legosteinen. Die eine Platte durfte meine Schwester behalten. Blut an meinen Legos mochte ich noch nie. Da war ich schon immer etwas eigen.
Nun hieß es also ab in meine Welt. Eintauchen in die futuristischen Universen meines Gehirns. Alles aus eigener Kraft erbaut. Gedanklicher und handlicher Kraft. Das war der Moment, in dem ich alles um mich herum ausblenden konnte. Mit meinen selbstgebauten Lego Raumschiffen durch triste Wüstenlandschaften fliegen, wie im Klassiker Dune, der Wüstenplanet, so öde und karg. Science Fiction hatte mich schon immer begeistert. Die verrotteten Welten eines Star Wars Universums dabei mehr als die glatt geleckten Welten in Star Trek. Möge die Macht mir mir sein. War sie nur leider nie. Aber immerhin konnte ich zumindest im Legorausch Schurke und Held sein zugleich. Da machte es krach, bumm und zisch. Einzig und alleine aus meinem Mund. Wahrscheinlich sogar lauter als ich es selbst wahrgenommen hatte, da meine Ohren noch von den Schlägen von vorhin irritiert waren.
Aber langsam neigte sich der Tag dem Ende. Und meine Stimme auch. Deshalb machte ich mich langsam fertig für das Bett. Einen Happen Essen wäre vor dem zu Bett gehen nicht verkehrt gewesen, aber aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund durfte ich nach achtzehn Uhr nichts mehr essen. Wollte ich etwas essen, so musste das vor achtzehn Uhr passieren, oder aber ich ging mit leerem Magen ins Bett, wofür ich mich auch dieses Mal wieder  entschied. Das erschwerte allerdings das Einschlafen enorm. Der knurrende Magen ergriff oft meine volle Aufmerksamkeit. Ein Übriges dazu tat an diesem Abend das Adrenalin, welches weiterhin über dem Normalspiegel lag. Doch irgendwann legte es sich und die Müdigkeit gewann die Oberhand, sodass ich bald ins Reich der Träume entglitt.

Am nächsten morgen.
Mit einem schrillen: piep, piep, piep, piep..., machte mein Wecker auf sich aufmerksam.
"Meine Fresse, ist das dein Ernst", fragte ich mich. In Gedanken sprach ich mit ihm. Er wollte mich doch verarschen. Wie konnte er so dreist sein, mich mitten in der Nacht zu wecken? Um sieben Uhr.
SIEBEN UHR!!
Meine Augen waren noch verquollen und zugeklebt, denn anscheinend hatte es das Sandmännchen mal wieder zu gut mit mir gemeint. Ich hatte sowieso schon lange Zeit den Eindruck, dass ich vom Sandmännchen missbraucht werde. Ich denke, es hatte genauso wenig Lust auf seinen Job, wie ich auf die Schule. Deshalb lud es den gesamten Inhalt seines Sackes in meine Augen. So wie es manch fauler Zeitungsausträger macht, dessen morgendliche Nachrichtenquellen zentral in einem Altpapier- Container zu finden sind. Gegen das Sandmännchen war ich aber auch immer wieder machtlos. Klar, mit leerem Magen und daraus resultierender Schlappheit konnte man nun mal keine Kämpfe gewinnen. Aber es führte auch an diesem Morgen kein Weg dran vorbei,- die Schule rief. Das konnten sogar meine, von den Schlägen des Vortages betäubten, Ohren hören. Also machte ich mich fertig, um wenig motiviert zum Bus zu gehen. Lange musste ich nicht auf ihn warten, er war wie immer pünktlich. Pünklich auf die Minute. Plus / Minus 15 Minuten, aber pünktlich. Dabei war das Busfahren immer wieder ein besonderes Erlebnis. Der Bus war ein Ort, an dem man neue Leute kennenlernte, egal ob man  wollte oder nicht. Es war ein Ort um Freundschaften zu knüpfen und zu kuscheln. In einem vollen Schulbus kommt man Fremden näher, als seiner frisch vermählten Ehefrau zur Hochzeitsnacht.
“Hey, du Hurensohn”, hallte es aus den hinteren Sitzreihen. Von dort, wo nur die wirklich coolen saßen. Fachintern nannten wir sie auch "Gangsta". Diese Leute scherten sich nicht um Andere. Und man legte sich besser nicht mit ihnen an, denn sie waren in einer eigenen Welt. Um diese Welt betreten zu dürfen, musste man schon eine gewisse asoziale Ader haben. Die Gangsta penetrierten ihre Mitfahrer immerzu mit plärrender Rap Musik. Dabei war der Inhalt des Liedes meist völlig egal, solange nur oft genug "Ich fick deine Mudda" darin vorkam.

“Was? Wer, ich”, dachte ich. Aber nein, ausnahmsweise war ich nicht gemeint. Schade eigentlich, war es doch ein neuer potenzieller Freund weniger. Dafür drängelte sich ein anderer Junge mit verkehrt aufgesetztem Cappie und einer Hose, so tief, dass sie zum Stuhlgang nicht weiter hätte runter gezogen werden müssen, zum sympathischen Schreihals.
"Jetzt gibt´s was auf die Fresse", dachte ich. Aber weit gefehlt. Beide klatschten sich nur gegenseitig ab und werteten sich mit weiteren Beleidigungen auf. Wie langweilig! Ich hätte zu gerne Action gesehen und miterlebt, wie mal ein anderer, außer mir, auf die Fresse bekommt. Aber nein, man bekommt im Leben einfach nichts geboten.
Inzwischen waren es nur noch wenige Minuten bis der Bus die Endstation erreichte. ENDSTATION. Das war genau der passende Begriff diesen Ort. Dort wartete das Ende. Aber kein Gutes. Es war schließlich die Schule. Als sich die Türen des Busses öffneten, blickte ich schon meinen  Freunden, Chris und Marius entgegen. Die zwei waren echt super Jungs. Es waren zwar die einzigen Freunde, die ich in der Schule hatte, aber genau deswegen waren sie super. Wir drei gehörten zusammen. Uns verband etwas ganz Besonderes. Etwas, das man sich nicht erarbeiten oder antrainieren könnte. Eine Position als Außenseiter. Nur mit viel Glück wurde man von seinen Mitschülern dazu gekrönt. Und diese Ehre gebührte nur Wenigen auf der Schule. Mir gebührte sie allerdings schon seit Beginn der fünften Klasse.
"Na, alles klar", fragte Marius.
"Wie immer", erwiderte ich genervt und noch im Halbschlaf.
"Ich hab kein Bock auf Schule”, sagte ich.
"Hm…”, grummelte er. “Hat das denn überhaupt IRGENDJEMAND?”
Damit hatte er ja so Recht. Das war eine absolut überflüssige Frage von mir. Natürlich hatte das Niemand. In der Welt, in der ich Zuhause war, gab es Niemanden, der Bock auf Schule hatte.

"Ich hab gestern ein total cooles Raumschiff aus Lego gebaut”, erzählte ich voller Stolz.
"Cool. Wie sieht es denn aus? Kann ich mir das mal anschauen“, wollte er wissen
"Klar! Am Mittwoch könntest du vorbei kommen."
Plötzlich wurden wir vom Läuten des Schulgongs unterbrochen. Es war an der Zeit, in die Tiefen aller menschlichen Qualen zu steigen.
Zielstrebig peilten wir drei die Tür zum Haupteingang an und insgeheim wusste ich, dass es wieder ein Spießroutenlauf für uns wird. Der Gang durch das Schulgebäude fühlte sich dabei genauso an, wie die Busfahrt. Es war voll. Einfach nur voll. Richtig voll!
Bäms! Es rummste gegen meine Schulter.
"Ey Alter, wieso rempelst du mich an?!"
Ich schaute verdutzt zur Seite und versuchte, meine Gedanken zu sortieren, aber dann erkannte ich Ihn. Es war einer meiner Lieblingsschüler. Wahrscheinlich hielt er von mir nicht unbedingt das gleiche, hatte ich doch schließlich diese Ehrenposition inne, auf die er mit Sicherheit neidisch war. Wer wäre schließlich nicht gerne ein Außenseiter?
Wie konnte ich ihn nur anrempeln? Das war eindeutig mein Fehler, das sah ich ein. Hatte ich doch ernsthaft gewagt, den selben Eingang zur selben Zeit zu benutzen, wie er. Und das nur, um pünktlich zur Klasse zu gelangen. Ich Egomane. Und sowas musste bestraft werden. Gottlob sah er das genau so und verpasste mir sofort eine. Solche Leute braucht das Land. Leute, die anpacken. Leute, die was bewegen. Und seien es auch nur die eigenen Fäuste.
Aber ich wusste, auf meine Freunde konnte ich zählen. Jetzt würde es los gehen.
Oder auch nicht. Als ich mich umsah, waren Chris und Marius schon nicht mehr zu sehen. So machte man das eben unter den Coolen. Man vertraute auf die Coolness des Einzelnen und man wusste, dass er alleine zurecht kommt. Also stand ich meinem Widersacher alleine gegenüber und stellte mich seelich auf den Kampf ein. Das hieß, ich machte nix und ließ alles über mich ergehen, so wie immer. Pumm! Eine kräftige Rechte begrüßte meinen Wangenknochen. Zum Glück beließ er es dabei und wandte sich von mir ab. Später erfuhr ich, dass meine Jungs pünktlich zu Unterrichtsbeginn ankamen. Und mein Homie, der Schläger, auch. Daumen hoch!
Nur ich kam zu spät. Weil ich den Schock erst noch im Treppenhaus verdauen musste.

Frau Juli würde nicht begeistert sein, da war ich mir sicher und kaum betrat ich das Klassenzimmer, giftete sie mich auch sofort an.
"Wieso bist du zu spät?!" Dabei bohrte sich ihr Blick unter meine Haut.
"Ich, äh, ich..."
Ich betete eine spontane Flutkatastrophe herbei. Aber nichts kam. Das hatte man davon, wenn man so naiv war, auf Gott zu vertrauen.
"...Ich hab den Bus verpasst”, sagte ich dann.
Das war mir die, in diesem Moment, weniger peinliche Antwort, als zuzugeben, dass ich erst noch eine auf´s Maul bekommen hatte. Das hätte nämlich für mehr Gelächter im Klassenzimmer gesorgt und darauf konnte ich verzichten.
"Wenn du noch ein mal zu spät kommst, dann werde ich deine Eltern darüber informieren“, drohte sie.
Na herrlich! Meine Lieblingseltern und meine Lieblingslehrerin würden gemeinsame Sache machen. Das hätte doch nur etwas Schönes ergeben können. Noch schönere Momente würde das Leben kaum zu bieten haben. Außer der Pest vielleicht.
"Es tut mir Leid", log ich mir wenig glaubhaft von den Lippen und ging zu meinem Platz. Kurz nachdem ich mich setzte, spürte ich etwas nass-kaltes an meinen Hinterkopf flitschen. Oh, stimmt. Da war es wieder. Wie konnte ich es nur vergessen. Ein unregelmäßig gepflegtes Morgenritual zu meiner persönlichen Begrüßung, an dem sich alle beteiligten. Es handelte sich um ein zusammen geknülltes Stück Papier, welches zur Verbesserung der Flugeigenschaften durch den Mund gespült und dann auf mich abgefeuert wurde. Einen passenden Strohhalm hatten ambitionierte Streithähne sowieso immer dabei, weshalb es selten vorkam, dass darauf verzichtet wurde.  Aber ich ließ es wie immer über mich ergehen. Was hätte ich schon dagegen tun können? Petzen? Oder mich wehren? Von Zuhause hatte ich gelernt, dass es nur schlimmer wird, wenn ich versuche, mich zu wehren.



Es mag zwar Anfangs ironisch beginnen, aber es wird im späteren Verlauf immer trauriger.
Ps. sehe gerade, dass es DRAMA gar nicht als anzukreuzendes Genre gibt. Ob ich dann LIEBE/MELODRAM hätte ankreuzen sollen?

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Michel
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Das bronzene Bühnenlicht Das goldene Niemandsland
Der silberne Durchblick Der silberne Spiegel - Prosa
Silberne Neonzeit


Beitrag27.04.2017 11:11

von Michel
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Frage: Welche Art Textarbeit stellst Du Dir vor?
Hintergrund meiner Frage: Der Text ist anscheinend autobiographisch - und damit möglicherweise emotional ziemlich nah. Da kann es besonders schmerzen, wenn andere ihn auseinandernehmen ("Zu lang", "Adjektivitis", "Aufwachen ist kein Thema" o.ä.). Geht es Dir darum, den Text zu verbessern, auch für andere spannend zu machen?
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Monostone
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M
Beitrag27.04.2017 12:26
Re: Drama - Mein Feind, das Leben
von Monostone
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Grüß dich Alufolie!

Hier sind meine Gedanken: Der Titel klingt auf jeden Fall passend zur Geschichte, so weit man das anhand eines Kapitels beurteilen kann. Mir gefällt der zynisch/sarkastische Grundton des Erzählers und gibt dem Charakter auf jeden Fall eine gewisse Tiefe. Dafür wirken die Nebenfiguren meines Erachtens noch etwas blass. Ich stelle mir die Frage, woher die Wut auf die Schwester kommt und Chris und Marius sind ununterscheidbar. Ich weiß natürlich nicht, wie wichtig diese Protagonisten später wirklich sind und wielleicht wird da noch in anderen Kapiteln stärker darauf eingegangen, womöglich sollte man aber über eine etwas ausführlichere Einführung nachdenken. Mir sind doch ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen, also auf jeden Fall noch einmal drüber lesen. Du verwendest auch sehr viele Satzfragmente, was grundsätzlich zwar funktioniert (es passt zum Charakter des Erzählers), für den Lesefluss ist es meiner Meinung aber besser, wenn man sie mit Strichpunkten und nicht mit Punkten trennt. Hier noch ein paar Punkte, die mir aufgefallen sind:
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
Denn auch für mich war es eine Art Aggressionsabbau.

Da bin ich beim Lesen gestolpert, es passt meines Erachtens nicht zum restlichen Stil. Vielleicht eher mit "Aggressionen loswerden" umschreiben.
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
Ok, auf lange Sicht stärkte es nicht gerade meinen Charakter und es staute in mir nur noch mehr Wut an, die ich in mich hinein fressen musste, aber verbuchen wir es mal als gut gemeinte Erziehungsmethode. Nach dieser spaßigen Veranstaltung fuhr ich mich schweren Herzens runter und widmete mich wieder meinen Legosteinen.

Der Übergang ist mir etwas zu abrupt. Was ist mit dem (ich nehme an) Vater? Steht er immer noch da, ist er wieder gegangen? Hat er noch etwas gesagt?
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
Nun hieß es also ab in meine Welt. Eintauchen in die futuristischen Universen meines Gehirns. Alles aus eigener Kraft erbaut. Gedanklicher und handlicher Kraft. Das war der Moment, in dem ich alles um mich herum ausblenden konnte. Mit meinen selbstgebauten Lego Raumschiffen durch triste Wüstenlandschaften fliegen, wie im Klassiker Dune, der Wüstenplanet, so öde und karg. Science Fiction hatte mich schon immer begeistert. Die verrotteten Welten eines Star Wars Universums dabei mehr als die glatt geleckten Welten in Star Trek. Möge die Macht mir mir sein. War sie nur leider nie. Aber immerhin konnte ich zumindest im Legorausch Schurke und Held zugleich sein. Da machte es krach, bumm und zisch. Einzig und alleine aus meinem Mund. Wahrscheinlich sogar lauter als ich es selbst wahrgenommen hatte, da meine Ohren noch von den Schlägen von vorhin irritiert waren.

Dieser Teil gefällt mir recht gut, "futuristisch" ist aber ein wenig redundant und kann glaube ich weggelassen werden. Man sollte auch überdenken, ob man so deutlich auf andere Werke verweist. Dune vielleicht durch Arakis ersetzen und Star Wars/-Trek z.B. durch Outer Rim und Föderation.
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
Am nächsten Morgen.

Das kann weggelassen werden.
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
SIEBEN UHR!!

So etwas würde ich persönlich vermeiden. Das Schreiben in Großbuchstaben und mehrfache Ausrufezeichen sind nicht bei jedermann gerne gesehen. Hervorhebungen erreicht man da besser durch Kursiv-Schreiben.
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
So wie es manch fauler Zeitungsausträger macht, dessen morgendliche Nachrichtenquellen zentral in einem Altpapier- Container zu finden sind.

Auch hier bin ich beim Lesen drüber gestolpert. Ein gebräuchlicheres Synonym für "Zeitung" ist vielleicht sinnvoller, oder man ersetzt es überhaupt durch "Lieferung".
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
In einem vollen Schulbus kommt man Fremden näher, als seiner frisch vermählten Ehefrau zur Hochzeitsnacht.

Auch wenn das eine schöne Metapher ist, aus dem Mund eines 12-14-Jährigen(?) klingt es ein wenig seltsam.
Alufolie hat Folgendes geschrieben:
Plötzlich wurden wir vom Läuten des Schulgongs unterbrochen. Es war an der Zeit, in die Tiefen aller menschlichen Qualen zu steigen.
Zielstrebig peilten wir drei die Tür zum Haupteingang an und insgeheim wusste ich, dass es wieder ein Spießroutenlauf für uns wird.

Auch hier ist mir der Übergang ein wenig zu holprig; auch wenn das Gespräch unterbrochen wird, stumm weiter gehen werden die drei wohl kaum. Hier bietet sich auch an, den Nebenfiguren etwas mehr Farbe zu verpassen.

Alles in allem hat dieser Text auf jeden Fall Potential und macht Lust auf mehr. Man muss aber trotzdem noch gründlich feilen.
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Verena72
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Alter: 52
Beiträge: 17
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Beitrag27.04.2017 14:44

von Verena72
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Hallo Alufolie,

ich gehe davon aus, dass es sich um ein Tagebuch des Protogonisten handelt, in dem chronologisch das Erlebte (in diesem Fall ab späten Nachmittag bis zum nächsten Tag morgens) aufgeschrieben wird?
(Meine Tagebücher waren früher genauso, nur nicht ganz so umfangreich und detailliert Wink )

Mir als Leser, der ja nicht in den Protagonisten hineinschauen kann (wir sind ja nicht die Borg Wink ) schwirren allerdings sehr viele Fragezeichen nach dem Lesen des Tagesbuchtextes vor dem inneren Auge herum.

Wie alt ist der Protagonist? (Ich habe übrigens erst zu dem Zeitpunkt rausgefunden, dass es sich um einen Jungen handelt, als er mit "Hey, du Hurensohn" angesprochen wurde... also muss es sich wohl um einen Jungen handeln - schade, das wäre mir gerne früher klar gewesen)
Wie alt ist seine Schwester?
Warum hasst er seine Schwester?
Er? Ist er der Vater?
Warum schlägt er den Hauptdarsteller, ohne überhaupt zu wissen was los ist?
Die Schläge taten gut (inwiefern?), obwohl sie doch noch nicht mal zur Lernmotivation taugten, nicht den Charakter stärkten sondern zu mehr Wut führten (wer bitte hat gerne Wut in sich?)?
War es vor oder nach 18 Uhr? Der Protagonist "entschied" sich, nichts mehr zu essen... obwohl er Hunger hatte... oder durfte er nichts mehr essen, weil es nach 18 Uhr war?
Warum hatte er keine versteckte Notreserve im Zimmer? (Ich hätte eine gehabt, wenn meine Eltern mir grundsätzlich untersagt hätten nach 18 Uhr zu essen. Da hätte es eine Kiste mit Schokolade, Chips, Keksen & Co. gegeben)
Warum hat der Junge dann am nächsten Morgen vor der Schule nichts gegessen, wo sein Magen doch leer und er dadurch schlapp war?
Am nächsten Morgen waren die Ohren von den Schlägen am Vorabend immer noch taub? (Wenn das so wäre, dann müsste der Junge dringlich zum Arzt... oder war das bildlich gemeint?)
Wie kann ein Bus "pünktlich auf die Minute" sein, wenn es da ein Zeitfenster von +/- 15 Minuten gibt?

Den Fragenkatalog könnte ich noch weiterführen.
Um zu verstehen, was in dem Jungen vor sich geht, wie er sich fühlt, wie sein Leben wirklich IST, bräuchte ich viel mehr Informationen und nicht nur eine aneinander gereihte Auflistung von den Ereignissen.
Für den Protagonisten als Tagebuch reichen diese Infos aus und er kann sich wahrscheinlich auch noch 20 Jahre später, wenn er sein Tagebuch noch einmal durchliest, an den beschriebenen Zeitraum und auch seine Emotionen dabei erinnern.
Ein fremder Leser kann von den Ereignissen aber leider kaum etwas nachvollziehen und "miterleben".


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Alufolie
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Beitrag27.04.2017 17:31

von Alufolie
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Michel hat Folgendes geschrieben:
Geht es Dir darum, den Text zu verbessern, auch für andere spannend zu machen?


Richtig. Er soll natürlich auch für Andere interessant sein.



Oh Mann, da scheine ich ja viel mehr verbessern zu müssen, als ich dachte.
Dass es momentan wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen wirkt, habe ich zur Kenntnis genommen und werde versuchen, es zu verbessern.

Marius und Chris haben in dem Teil tatsächlich noch keinen Charakter. Im späteren Verlauf kommt das aber. Martin ( der Hauptprotagonist, dessen Namen ich nicht erwähnt habe, wie mir gerade auffällt ) wird vor allem mit Marius noch Einiges erleben.
Ist es eigentlich schlimm, dass ich den Namen des Hauptprotagonisten noch nicht erwähnt habe? Später erfährt man ihn. Aber sollte er schon von Beginn an klar sein? Wäre ja kein großes Problem, das umzusetzen.

Zur Metapher im Schulbus: Das sehe ich ein. Das würde ein Jugendlicher in dem Alter wohl nicht sagen.
Tja, wie alt ist Martin? Gute Frage Laughing
Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Für mich war nur klar, dass er zu dem Zeitpunkt etwa in der 6. oder 7. Klasse ist. Ist das genaue Alter wichtig für das Verständnis der Geschichte?


Ich finde es echt überraschend und spannend, zu sehen, wie viele Fragen einem als Leser so aufkommen, über die ich mir nie Gedanken gemacht habe. Ich werde mich auf jeden Fall bemühen, eure Einwände umzusetzen.

Gruß, Marco
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Beitrag27.04.2017 20:51

von Monostone
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Hallo Marco,

ja, es ist wichtig, dass man Meinungen einholt wink hast du den Text schon Freunden zum Lesen gegeben und dir Feedback geholt?

Das Alter ergibt sich meiner Ansicht nach aus dem Kontext (ich habe es wie ich sehe ja auch ziemlich gut geschätzt Razz), ich finde nicht, dass man es explizit erwähnen muss.

Zu der Aneinanderreihung von Ereignissen : Das kann prinzipiell funktionieren (Stichwort Kurzgeschichte), wenn es richtig umgesetzt wird und ich sehe schon Ansätze dafür in deinem Text. Ich stimme aber zu, dass mehr Informatiom transportiert werden muss. Innere Monologe, sich zurück Erinnern bieten sich hier an. Mein Vorschlag wäre es auch, die Übergänge zu verwenden, die teilweise noch holprig sind wink

Der Name des Protagonisten kann auch später fallen, er kann auch ganz namenlos bleiben, das tut der Geschichte keinen Abbruch. Auch dass das Geschlecht lange nicht eindeutig war hat mich persönlich nicht gestört, es ist mir nicht einmal aufgefallen. Das ist aber nur meine Meinung und ist vielleicht einer Voreingenommenheit geschuldet.
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Alufolie
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Beitrag27.04.2017 21:08

von Alufolie
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Hallo noch mal. Ja, ich habe es drei Freunden vorher gegeben. Zwei fanden es gut und einer sagte auch, dass man hier und da noch was verbessern müsste.
Es lesen aber alle drei nur sporadisch ein Buch, weshalb ich mir auch hier Meinungen einholen wollte.
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Alufolie
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Beitrag28.04.2017 20:44

von Alufolie
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Hallo noch mal. Ich habe versucht, eure Verbesserungen umzusetzen und poste den überarbeiteten Text, um zu prüfen, ob ich die Anregungen richtig verstanden / umgesetzt habe. Ein kleiner Teil fehlt zwar noch, aber zur Prüfung reicht der Rest wohl aus.
Einige Sachen habe ich absichtlich drin gelassen, wie z.B. der +-15 Minuten pünktliche Bus oder die "futuristischen" Universen meines Gehirns. Ich mag das Wort futuristisch und kann mir darunter auch was vorstellen Wink


Mein Feind, das Leben


Kapitel 1: Willkommen im Alltag

Da war es wieder. Das ohrenbetäubende Kreischen meiner Schwester. Wir beide hatten mal wieder Streit. Vermutlich ist das normal unter Geschwistern, doch manchmal fragte ich mich, in welchem Ausmaß ein Streit noch normal ist. Und ob die scharfkantige Lego- Platte, die ich ihr vor fünf Sekunden an den Kopf geworfen hatte noch als normal durchgeht. Allerdings war mir das in diesem  Moment völlig egal, denn Strike, es war ein Volltreffer auf die Nase, den sie sich redlich verdient hatte. Das Ergebnis war ein tiefer, blutiger Schnitt, an den sie sich noch lange zurück erinnern würde.
Sie war selber Schuld, denn sie hatte mich mal wieder beklaut und belogen, so wie sie es immer tat. In ihren Augen war ich schon immer ein Verlierer. Aber in diesem Moment fühlte ich mich endlich mal wie der Gewinner, denn ich es ihr gezeigt. Meiner Schwester, der hinterhältigen Brut, der ich den Tod wünschte, seit ich denken kann. Schon zu oft hatte sie mich bei meinen Eltern schlecht gemacht und mich für ihre Fehler Prügel kassieren lassen.
Doch leider war meine Selbstwahrnehmung getrübt von den Glückshormonen und dem Adrenalin, welches durch meinen Körper schoss, denn die Realität sah anders aus. Ich war nicht der Gewinner. Ich war der Verlierer. Und zwar haushoch. Was folgen musste, lehrten mich eigentlich schon die Jahre der Vergangenheit. Er kam. Brüllend und stampfend. "Was ist das oben los", schallte es aus dem Treppenhaus, so laut, dass die Wände bebten. Nun war ich wie erstarrt.
Meine persönlichen Urängste wurden los getreten und als ich realisieren konnte, dass mir nichts Gutes blüht, war es schon zu spät. Jetzt ging die Party erst richtig los. Und ich war Ehrengast auf dieser Party. Einer Party, auf der Niemand gerne zu Gast wäre.
Peng, peng, peng knallte es links und rechts um meine Ohren. Mein Vater langte richtig zu. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass wir wieder Streit hatten und ich meiner Schwester die Lego- Platte an den Kopf geworfen hatte.
Aber vielleicht war er auch einfach noch sauer wegen der Fünf in der letzten Mathearbeit. Oder aber Beides. Vermutlich eher Beides, so fest, wie er schlug. Das war auch sonst seine Art, mich zum lernen zu motivieren, die nur komischerweise nie Erfolg hatte. Nun ja, irgendwann gewöhnte ich mich an die Schläge und versuchte, die Schmerzen auszuhalten. Meinen Charakter stärkten sie allerdings nicht, denn es staute in mir nur noch mehr Wut an, die ich in mich hinein fressen musste. Trotzdem verbuchen wir es einfach mal als gut gemeinte Erziehungsmethode. Nachdem er irgendwann von mir abließ und aus dem Zimmer ging, zog ich mich in meines zurück und tauchte ab in meine eigene Welt. In die futuristischen Universen meines Gehirns, in der alles aus eigener Kraft erbaut wurde. Gedanklicher und handlicher Kraft. Das waren die Momente, in denen ich alles um mich herum ausblenden konnte. Die Momente, in denen ich mit selbstgebauten Lego Raumschiffen durch triste Wüstenlandschaften fliegen konnte oder durch  Galaxien, die mein Kopf erschaffen hatte. Science Fiction begeisterte mich schon immer. Ganz besonders verrottete Endzeit- Szenarien. Schön dreckig und trist sollten sie sein, wie das wahre Leben. So kam es dann auch, dass ich stundenlang in meinen selbst kreirten Universen verbrachte, bevor mich spät Abends, gegen 22 Uhr die Müdigkeit übermannte und mich zwang, ins Bett zu gehen. Leider fiel mir das Einschlafen auch dieses Mal wieder nicht leicht, denn mein Magen knurrte vor Hunger, da ich nach 18 Uhr nichts mehr essen durfte. Und für Süßigkeiten, die ich hätte bunkern können, reichte mein Taschengeld nie aus.
Neben dem knurrenden Magen hielt mich zudem mein Adrenalinspiegel vom Einschlafen ab, da er noch immer über dem Normalspiegel lag. Glücklicherweise legte er sich aber im Laufe der Zeit, sodass ich irgendwann, tief in der Nacht, doch noch ins Reich der Träume entgleiten konnte.

Mit einem schrillen: piep, piep, piep, piep..., machte mein Wecker am nächsten Morgen auf sich aufmerksam.
"Meine Fresse, ist das dein Ernst", fragte ich mich. In Gedanken sprach ich mit ihm. Er wollte mich doch verarschen. Wie konnte er so dreist sein, mich mitten in der Nacht zu wecken? Um 7 Uhr!
Meine Augen waren auch an diesem Morgen noch verquollen und zugeklebt, denn anscheinend hatte es das Sandmännchen mal wieder zu gut mit mir gemeint. Sowieso hatte ich schon lange Zeit den Eindruck, dass ich vom Sandmännchen missbraucht werde.
Ich denke, es hatte genauso wenig Lust auf seinen Job, wie ich auf die Schule und lud deshalb den gesamten Inhalt seines Sacks in meine Augen. So wie es manch fauler Zeitungsausträger macht, dessen morgendliche Nachrichtenquellen zentral in einem Altpapier- Container zu finden sind. Dagegen war ich aber auch immer wieder machtlos. Klar, mit leerem Magen und daraus resultierender Schlappheit konnte ich nun mal keine Kämpfe gegen das Sandmännchen gewinnen. Darum hieß es auch an diesem Moren wieder, Augen zu und durch. Denn die Schule rief. Also machte ich mich fertig, um wenig motiviert zum Bus zu gehen. Lange musste ich nicht auf ihn warten, er war wie immer pünktlich. Pünktlich auf die Minute. Plus / Minus 15 Minuten, aber pünktlich. Dabei war das Bus fahren jedes Mal ein besonderes Erlebnis, denn der Bus war ein Ort, an dem man neue Leute kennen lernte. Egal ob man wollte oder nicht. Es war ein Ort um Freundschaften zu knüpfen und zu kuscheln.
“Hey, du Hurensohn”, hallte es aus den hinteren Sitzreihen. Von dort, wo nur die wirklich Coolen saßen. Fachintern nannten wir sie auch "Gangsta". Diese Gangsta scherten sich nicht um Andere und man legte sich besser nicht mit ihnen an. Sie lebten in ihrer eigenen Welt. Eine Welt, für die man schon eine gewisse asoziale Ader brauchte, um eintreten zu dürfen.
Zudem penetrierten die Gangsta ihre Mitfahrer immerzu mit plärrender Rap Musik, bei der der Inhalt des Liedes meist völlig egal war, solange darin nur oft genug "Ich fick deine Mudda" vorkam.
“Was? Wer, ich”, dachte ich. Aber nein, ausnahmsweise war ich nicht gemeint. Schade eigentlich, war es doch ein neuer potenzieller Freund weniger. Dafür drängelte sich ein anderer Junge mit verkehrt aufgesetztem Cappie und einer Hose, so tief, dass sie zum Stuhlgang nicht weiter hätte runter gezogen werden müssen, zum sympathischen Schreihals.
„Jetzt gibt’s Action“, dachte ich. Aber weit gefehlt. Beide klatschten sich nur gegenseitig ab und werteten sich mit weiteren Beleidigungen auf. Langweilig! Ich hätte zu gerne Action gesehen und miterlebt, wie mal Jemand anderer, außer mir, auf die Fresse bekommt. Aber nein, ich bekam im Leben einfach nichts geboten.
Nach zirka einer halben Stunde Fahrt waren es nur noch wenige Meter, bis der Bus die Endstation erreichte. Endstation war genau der passende Begriff für diesen Ort. Dort wartete das Ende. Aber kein Gutes. Es war schließlich die Schule. Als sich jedoch die Türen des Busses öffneten, blickte ich schon meinen  Freunden, Chris und Marius entgegen. Sie waren für mich der einzige Lichtblick, den die Schule bot. Die Zwei waren echt super. Es waren zwar die einzigen Freunde, die ich in der Schule hatte, aber genau deswegen waren sie so super. Wir gehörten einfach zusammen. Uns verband etwas ganz Besonderes. Etwas, das man sich nicht erarbeiten oder antrainieren könnte,- eine Position als Außenseiter. Nur mit viel Glück wurde man von seinen Mitschülern dazu gekrönt. Und diese Ehre gebührte nur Wenigen auf der Schule. Mir gebührte sie allerdings schon seit Beginn der fünften Klasse.
"Na, alles klar", fragte Marius, der mich genau so lustlos anschaute, wie mein Spiegelbild.
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nebenfluss
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Beitrag19.05.2017 23:51

von nebenfluss
Antworten mit Zitat

Hallo Alufolie,

von mir ein etwas allgemeinerer Kommentar. Du hast ja von Monostone und anderen schon hilfreiche konkrete Hinweise bekommen.

Für mich ist das so ein Text, den man leicht mit einem Schreibratgeber erschlagen könnte. Anders ausgedrückt: Da sind einige Stilblüten und Fallbeispiele aus der Kategorie "So macht man das aber eigentlich nicht" drin, aber wollte man das alles elimieren, wäre der Text wahrscheinlich klinisch tot. Und das wäre schade.
Wie Monostone mag ich den sarkastischen Unterton des Erzählers und bin gespannt, ob man noch etwas Spezifischeres über den Ursprung seiner Wut bzw. Gewalttätigkeit erfährt. Ob autobiografisch oder nicht, wirkt der Protagonist auf mich sehr authentisch, was bei "ausgedachten" Charakteren von Nachwuchsautoren eher selten vorkommt. Ich nehme an, du schreibst über das was du kennst, und das ist auf jeden Fall eine gute Idee.
Etwas schade fand ich, dass du diese Stelle:
Zitat:
Peng, peng, peng knallte es links und rechts um meine Ohren. Ein Hoch auf das Adrenalin, welches noch in meinem Körper für Auftriebsstimmung sorgte und das Brennen auf meinen Wangen erträglicher machte. Doch leider hielt diese wundersame Wirkung nicht lange an, was dazu führte, dass sich das Brennen im ganzen Gesicht ausbreitete. "Wow", dachte ich. Der Typ hatte Kraft. Oder er war nur extrem motiviert, mir seine Energie ins Gesicht zu transportieren.

durch diese ersetzt hast:
Zitat:
Peng, peng, peng knallte es links und rechts um meine Ohren. Mein Vater langte richtig zu. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass wir wieder Streit hatten und ich meiner Schwester die Lego- Platte an den Kopf geworfen hatte.

Dass er seinem Vater gegenübersteht, fand ich naheliegend, der Hinweis stört nun aber auch nicht.
Aber:
Dass die beiden Streit hatten und er seiner Schwester eine Lego-Platte an den Kopf geworfen hat, weiß der Leser bereits, und dass es dem Vater überhaupt nicht gefällt, ergibt sich sowieso und ist somit ein ganz unnötiger Perspektivwechsel.
Mir ist klar, dass du da versucht hast, die Hinweise von Verena umzusetzen, aber dann lass den Vater lieber beim Reinkommen ins Zimmer einen grimmigen Blick auf die blutende Schwester und die Legoplatte werfen. Nennt sich "Show don't tell" und hilft beim Vermeiden von Perspektivproblemen.

Die Sätze über die selbstgebauten Raumschiffe würde ich mir für später aufheben, sie lenken hier doch ziemlich stark vom Setting ab. Bzw. später den Prota "bei der Arbeit" zeigen. Wenn es ein Roman werden soll, hast du noch viel Zeit und Platz, um deinen Prota über solche Eigenheiten/Hobbys etc. zu charakterisieren.

Morgendlicher Hass auf Wecker gehört zu den Dingen, die ich allein im dsfo schon gefühlt hundertmal gelesen habe.

In diesem Sinne die Spreu vom Weizen zu trennen, wird noch ein Puzzlespiel, aber zunächst würde ich lieber eine Fortsetzung lesen.

Noch eine kritische Anmerkung:
Zitat:
Ich mag das Wort futuristisch und kann mir darunter auch was vorstellen Wink

Worte zu mögen oder nicht zu mögen, ist für Autoren nicht ungewöhnlich. Aber: Unter einem futuristischen Universum muss sich nicht nur der Autor, sondern auch der Leser etwas vorstellen können. Für den schreibst du ja schließlich. Wenn du den Begriff behalten möchtest, musst du dir schon die Mühe machen, die futuristischen Universen erfahrbar zu machen. Wie gesagt, vielleicht in einem späteren Kapitel.


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Alufolie
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Beitrag20.05.2017 19:31

von Alufolie
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo und danke für dein feedback.

Stimmt, ich habe  Einiges geschrieben, was ich selbst erlebt habe und es mit meiner Art beschrieben.  Es ist aber nicht alles tatsächlich passiert, sondern in etwa die Hälfte der gesamten Geschichte.
Den weiteren Teil zu posten dürfte noch einige Tage dauern, da ich das erstmal, entsprechend den vorherigen Kommentaren,  überarbeiten muss und aktuell am SciFi Roman arbeite.
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