Findet ihr das nachvollziehbar? (Kaputtes Klavier in der Schule)

[Megan E. Moll]

Hallo
Bevor ich auf meine Fragen eingehe, schildere ich einfach mal kurz die Ausgangssituation:

Ein neuer Mitschüler hat es schwer, von den anderen aufgenommen zu werden, weil er bis vor kurzem noch Zuhause unterrichtet worden ist. Im Musikunterricht stellt sich heraus, dass er ziemlich gut Klavier spielen kann. Dafür erntet er viel Zuspruch, sowohl von einigen Klassenkameraden, als auch von der Lehrerin. [...] Im weiteren Verlauf wird der Junge aber von drei Jungs aus seiner Klasse immer wieder gemobbt. Eine der "Mobbing Aktionen" soll darin bestehen, dass die Jungs sich in einer Pause mit einem Seitenschneider in den Musikraum schleichen, um das Klavier kaputt zu machen. Mit dem Ziel, dass der Junge dadurch nicht mehr seinen üblichen Zuspruch im Musikunterricht bekommt.

Meine Fragen hierzu wären:
- Ist das Szenario nachvollziehbar? Könntet ihr euch vorstellen, dass Jungs  (14 Jahre alt) auf solch eine Idee kommen würden, um jemanden zu diskriminieren?
- Reicht ein Seitenschneider um innerhalb von 15 Minuten genug Saiten durchzutrennen, damit das Klavier unbrauchbar ist?
- Haltet ihr es für wahrscheinlich, dass eine durchschnittliche Realschule in NRW es für eine Weile nicht hinbekommt, dieses Klavier zu reparieren? (Vor dem Hintergrund, dass es sowieso nur selten genutzt wird und die vorhandenen Gelder in andere Projekte gesteckt werden.)

Vielen Dank schonmal.

[Elster]

[Aslindor]

Hallo Megan,

ich denke schon das 15 Minuten durchaus ausreichen um einige Saiten des Klaviers zu durchtrennen (dies müssen ja durchaus nicht alle 88 sein) um die Funktionstüchtigkeit des Klaviers dahinzuraffen
und ich denke auch das es realistisch ist das generell wenig Budget für Reparaturen von Musikinstrumenten zur Verfügung steht, weil ich glaube das viele künstlerische Fächer generell stiefmütterlich behandelt werden und dementsprechend ist es durchaus plausibel das einige Monate dann halt kein Klavier im Einsatz ist

ich könnte mir vorstellen dass sie sowas aus Neid machen, ob ich das aber bereits als eine Form des Mobbings ansehen würde kann ich gerade schlecht beurteilen... ist es denn offenkundig, dass die Jungs dafür verantwortlich sind?

[Terhoven]

In diesem Video hat es 30 Sekunden gedauert, eine erhebliche Anzahl Saiten zu durchtrennen.
https://www.youtube.com/watch?v=O8URdWm6y80

Allerdings scheint ein gewisses Verletzungsrisiko zu bestehen, man könnte sich die Augen und/oder die Hände verletzen.

Die fiesen Mobber könnten sich auch noch schön an den Geräuschen erfreuen, die das leidende Piano dabei macht.

Aber lass auch mindestens einen dafür bluten

[Corydoras]

Ich habe jetzt "Seitenschneider" gegoogelt. Gesehen habe ich das Ding schon tausendfach, aber wie es heißt, hast erst du mir beigebracht.

Danke!

[scopie]

Ich kann mir vorstellen, da Klaviersaiten so krass gespannt sind, dass ein Durchtrennen der Saiten eventuell zu Verletzungen führen könnte. Vorteilhaft für deine Story wäre, dass das Aufziehen viel Geld kostet. Glaubwürdig wäre es vielleicht, wenn einer der Jungs ein Geschwister hat, das Klavier spielt; dann könnte er mal beim Austausch einer kaputten Saite oder beim Stimmen zugeschaut haben und davon inspiriert werden.

Ansonsten könnten die Jungs auch großzügig Honig auf die Tasten (und / oder auf die Filzhämmer im Inneren) kippen, der sich schön in den Zwischenräumen und unter den Tasten absetzt. Vielleicht könnte man auch einzelne Tasten rausheben bzw. rausbrechen; ich weiß aber nicht, wie schwer das ist. Man könnte auch Wasser in den Resonanzboden kippen oder auf der Hinterseite ein Stück raussägen (oder raustreten?), darunter würde mindestens der Klang leiden.

[Babella]

Das fand ich jetzt auch lustig, dass man die Saiten mit einem Seitenschneider zerschneidet

Eine Möglichkeit, den Jungen zu blamieren, wäre, das Klavier derbe zu verstimmen. Dann setzt er sich nämlich hin und spielt und alles klingt schrecklich. Und da ein Klavierstimmer Geld kostet, kann es auch eine Weile dauern, bis das Klavier wieder benutzbar ist. Wie man es verstimmt, kann man sicher bei Youtube gucken.

[Willebroer]

Heißt das dann nicht Saitenschneider?

[Yaouoay]

Ich finde, wie Elster schon geschrieben hat, die Idee viel zu durchdacht.
Kein durchschnittlicher Mobber würde auf die Idee kommen, jemanden auf diese Art zu bestrafen, dass er etwas gut kann und dafür bewundert wird.
Realistischer wäre es vielleicht, wenn es ein Mobberduo ist, was an der Schule eben für seine bösen und hinterhältigen Einfälle bekannt ist.
Sonst scheint es mir zu weit hergeholt.

Ob eine Realschule in NRW ihr Klavier nicht sofort reparieren würd, kann ich nicht beurteilen.
Jedenfalls haben wir an meiner Gemeinschaftsschule in Berlin ein uraltes Klavier, welches bereits ausrangiert wurde.
Ich weiß nicht mal, ob Ersatz oder Reparatur geplant ist; wir haben ja Keyboards.
Zum Glück auch ein E-Piano, sonst würde ich resignieren.


Liebe Grüße
Yaouoay

[Tjana]

ich denke auch - wie einige vor mir - dass diese Idee nicht die nächstliegendste ist. Da müsste man die Mobber schon entsprechend schlau und mit ausgefallenem Ideenreichtum kennengelernt haben, um das zu glauben.
Um seine Darbietung schrecklich klingen zu lassen, reicht schon eine Saite aus. (Mir ist mal eine um die Ohren geflogen, die Blutidee von Terhoven ist also gut )
Dass die Schule lange braucht, um das Klavier reparieren zu lassen, ist dagegen seeeehr nachvollziehbar,

[Megan E. Moll]

Holla, das sind aber viele Rückmeldungen, vielen Dank euch allen.

@Elster: Na zum Glück habe ich nachgefragt, mir kam das nämlich eigentlich nachvollziehbar vor. (Ich bin aber auch 27 und weiblich und habe mit 14 Jährigen Mobbern schon lange nichts mehr am Hut gehabt.)  Dann werde ich mir etwas simpleres einfallen lassen, um das Klavier unbrauchbar zu machen.

@Aslindor: Es soll nur eine vorn vielen Aktionen sein, die das Ganze zum Mobbing machen. Die drei Jungs sticheln anfangs immer nur auf das Opfer ein, mit augenscheinlichen Kleinigkeiten. (Wie kaputten Fahrradreifen, Beleidigungen in seinen Tisch einzuritzen, die Sporttasche über nen Zaun werfen.) Irgendwann bleibt ihm nur noch das Lob im Musikunterricht und das nervt sie, also hat einer die Idee, das Klavier außer Gefecht zu setzen. Es wird wohl schwierig, die Steigerung so rüberzubringen, dass der Leser auch wirklich mitleidet. Aber ich muss zugeben, dass es mir bisher wirklich ans Herz geht, den Jungen überhaupt zum Opfer von Mobbing zu machen. Das ist gar nicht so einfach.

@Terhoven: Wow, danke für das Video. Der Klang ist ja unheimlich und mir war gar nicht bewusst, dass die Aktion Geräusche hervorbringt. Das wird mir sehr bei der Beschreibung der Situation helfen. (Wenn ich mich endgültig entschieden habe, wie ich es genau mache) - Eines ist gewiss. Jemand wird sich verletzen, sollte ich sie doch den Seitenschneider benutzen lassen.

@Corydoras: Haha, gerne! Ich weiß selber nicht, woher ich den Begriff kenne. Als ich aber gestern nachgooglete, ob man damit Klaviersaiten durchtrennen kann, bin ich auf einen Artikel gestoßen, in dem stand, dass das Werkzeug auch Saitenschneider genannt wird und tatsächlich für Klaviersaiten gedacht war. Somit war meine Frage prompt beantwortet.

@scopie: Deine Idee finde ich gut, die beiden Mitläufer des Mobbers haben bislang noch keine näher definierte Geschichte. Einer davon könnte tatsächlich etwas mit Klavieren zu tun haben und sich auskennen, dankeschön.

@Babella: Ja, das ist echt ein lustiger Zufall - Google hat mich sogar eines noch besseren belehrt. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Se(a)itenschneider und Klaviersaiten. Das Klavier zu verstimmen ist auch eine gute Idee, danke dir.

@Willebroer: Richtig.

@Yaouoay: Okay, dann werde ich speziell an dieser Situation etwas mehr feilen und einen Erklärungsansatz für die Motivation des Mobbers und seiner Mitläufer einbauen. Das mit den Keyboards ist auch ein guter Ansatz. Vielleicht wird das Klavier ja gar nicht mehr repariert, weil der Schulleiter lieber ein Keyboard anschaffen möchte und Neuanschaffungen brauchen ja auch ihre Zeit, nehme ich an... Ich arbeite zwar nicht in einer Schule aber auch im öffentlichen Dienst. Größere Anschaffungen müssen bei uns meist mehrfach abgesegnet werden. In Schulen stelle ich mir das ähnlich vor - oder?

@Tjana: Alles klar, dann werde ich die Mobber, bzw. den Anführer von Anfang an einbringen, damit man ihn kennt. Er ist zufällig der Bruder des Mädchens, mit dem sich sein Mobbingopfer anfreundet, da ist es nicht zu abwegig, in am Anfang schon näher zu beschreiben.

Ich werde dann gleich mal weiterschreiben und bin gespannt, welchen Weg meine Charaktere sich aussuchen werden. (Meistens schreiben sich Passagen von selbst, da bin ich nur die Hülle, die tippt ) Eure Vorschlägeund Rückmeldungen haben mir auf jeden Fall schon sehr geholfen.

[Michel]

Gab's da nicht ganz am Anfang der Feuerzangenbowle (Buch, nicht Film) diesen Vorschlag? Kette auf die Saiten legen (Flügel) oder Butterbrotpapier dazwischen flechten: "Pirr, machte der Flügel."
Ohne das Video hätte ich das Durchtrennen der Saiten ohne vorheriges Lockern nicht für möglich gehalten. Da sind doch insgesamt ein paar Tonnen Zug drauf! Aber es geht viel schneller als ich dachte - wirklich unrealistisch finde ich das nicht. (Vom Lärm mal abgesehen.)

[Nicki]

Was man vielleicht in der Geschichte auch berücksichtigen solllte: Klaviere, insbesondere Flügel stehen in Schulen eigentlich immer in abgeschlossenen Räumen. Es gibt Lehrer, die dazu den Schlüssel besitzen. Derjenige kommt auf jeden Fall in Erklärungsnot, wenn nicht sogar in Teufels Küche, wie denn die Schüler überhaupt in den Raum gelangen konnten.
Schlüssel gestohlen, Einbruch oder danach gefragt, weil irgendwas vergessen(dann kennt man sie allerdings).

[nothingisreal]

Nur wenn jemand mobbt, ist er deswegen nicht dumm Zudem ist Saiten durchzuschneiden wirklich kein Intelligenzbeweis. Wirklich nicht.

Ein offenes Fenster würde den Zugang zum Flügel möglich machen. Nach der Musikstunde Fenster zudrücken, aber nicht schließen und schon hat man Zugang. Am besten noch eines hinterm Vorgang. Nein, kein Lehrer prüft nach jeder Stunde die Fenster. Vor allem nicht vor einer Pause, am Ende des Tages bestimmt, aber nicht für zwanzig Minuten bei gutem Wetter.

Du kannst die beiden davor durchsprechen lassen, welche Optionen sie haben, ohne das jemand sie verdächtigt. Das wäre die Möglichkeit.

[Tarrantio]

Was ist mit dem Punkt, dass die "Mobber" im Unterricht einfach den Deckel über den Tasten runter hauen, um ihren Opfer so das Spielen zu nehmen? Das wäre für mich das logischste, wenn wir über 14-jährige reden. Hm, irgendwie traurig^^

[Gast]

Ist das Szenario nachvollziehbar?
Naja. ich würde es als eher spontane Aktion nachvollziehbar finden. Das sie also kein Werkzeug mitbringen, sondern schnell was suchen um das Klavier zu beschädigen. Ist nur die Frage was das sein soll und ob das so funktioniert...

Haltet ihr es für wahrscheinlich, dass eine durchschnittliche Realschule in NRW es für eine Weile nicht hinbekommt, dieses Klavier zu reparieren?
Definitiv ja   
Vielleicht auch das aus Kostengründen kein neues angeschafft wird...

[BlueNote]

Mir wäre das in einem (Jugend?)Buch zu viel Vandalismus, zumal ich mir vorstellen kann, dass das Klavier insgesamt Schaden nimmt, wenn sich schlagartig die Spannung verschiebt.

[Jacaranda]

Bei uns fanden es (vor fünfundzwanzig Jahren) zwei Jungs sehr lustig, flüssige Schuhcreme über die Tasten des Schulflügels zu kippen (damit es nur noch schwarze Tasten gebe). Das war eine teure Angelegenheit zum Reinigen - historisches Teil mit Elfenbeintasten... es ging für eine ganze Weile zurück zum Klavierbauer zwecks Auseinandernehmen & Putzen/Abschleifen. Die Eltern haben gezahlt (es hatte sich doch etwas zu gut herumgesprochen, wer es gewesen war...). So ein klassischer Streich, ohne über Konsequenzen nachzudenken, nur weil man den Musiklehrer nicht mochte. Naja.