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Wie ein Juckreiz


 
 
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag01.05.2017 16:20
Wie ein Juckreiz
von Yaouoay
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat


Wie ein Juckreiz

Mit dem Auto bin ich unterwegs zu irgendeiner Messe auf der anderen Seite von Deutschland. Allein. Bisher war es eine sehr entspannte Fahrt … Ich habe ein bisschen Kulturradio gehört, mir zwischendurch noch ein herzhaft belegtes Brötchen gegönnt und pfeife gerade munter vor mich hin, als ich auf die Autobahn fahre.
Während ich mit hundertsechzig über das in der Ferne glänzende Asphalt heize, bemerke ich im Rückspiegel einen dunklen BMW, der mit gut zweihundert die Bahn entlangjagt, als wäre der Teufel persönlich in seinem nuklearbetriebenen Raketenauto hinter ihm her. Ich versuche, auf die rechte Spur zu biegen, um ihm Platz zu machen, da überholt er mich schon in einem mörderischen Manöver rechts, biegt dann wieder sofort in meine Spur, muss aber direkt vor mir mit quietschenden Reifen bremsen. Die Höllenfahrt wird mit vielstimmigem Gehupe quittiert, aber ich bin zu geschockt, um mich dem anzuschließen. Bei solch Irren hilft eigentlich nur noch ein Führerscheinentzug.
Schnell bin ich aber über das Ereignis hinweg und chauffiere wieder heiter summend meine gute Laune durch die Stadt.
Und wahrscheinlich hätte ich es sogar geschafft, sie bis ans Ziel zu bringen – wäre da nicht das Klappern gewesen. Es fängt ganz unterschwellig an, als wollte es sich hinterhältig einschleichen. Es kommt ungefähr aus der Richtung des leeren Beifahrersitzes, genau kann ich es jedoch nicht lokalisieren. Klapper, klapper, klapper, klapper. Mit einer Hand taste ich in Richtung Beifahrersitz, kann aber nur ab und zu hinschauen; falls noch mehr solcher Stuntmen unterwegs sind. Klapper, klapper, klapper, klapper.
Nach einer halben Stunde bin ich so verzweifelt, dass ich bei einer Raststätte halte und versuche, die Quelle des Geklappers zu finden. Ein bisschen schiebe ich herum, fixiere den Gurt hinter der Kopflehne, schaue in das Handschuhfach, krieche sogar unter den Sitz.
Ich habe nichts gefunden, aber zumindest besteht die Wahrscheinlichkeit, dass ich etwas verändert habe.
Ich fahre weiter. Die ersten paar Meter – bis ich wieder auf der Autobahn bin – ist es still und ich mache mir schon Hoffnungen, doch: klapper, klapper, klapper, klapper. Die ganze Zeit. Klapper, klapper, klapper, klapper.
„Was für eine Scheiße“, knurre ich. Dann, weil ich allein im Wagen bin, rede ich mich immer weiter in Rage: „Was für eine nervtötende, unsägliche, schmierige SCHEISSE!“ Das letzte Wort brülle ich heraus. So laut, dass die Frau am Steuer meines Nachbarautos verdutzt zu mir rüberblickt. Aber es ist mir scheißegal.
Klapper, klapper, klapper, klapper. Ich schalte das Radio ein. „Komm schon!“, murmle ich, während ich mich durch die Sender suche. Endlich finde ich, wonach ich gesucht habe: Rock ’n’ Roll dröhnt mit 140% Lautstärke aus den Lautsprechern. Ich gröle mit, auch wenn ich keinen Text aus dem akustischen Gemetzel heraushören kann. Nach einer Weile habe ich im Takt wummernde Kopfschmerzen und bringe nur noch trockenes Gekrächze heraus. Ich stelle das Radio aus.
Klapper, klapper, klapper, klapper. Als der Verkehr einmal stehenbleibt, nutze ich die Gelegenheit, reiße das Handschuhfach auf und verlade den gesamten Inhalt auf den Rücksitz. Zufrieden, wenigstens meine Wut an irgendetwas ausgelassen zu haben, lehne ich mich zurück und lege seichte klassische Musik auf. Nur ab und zu rückt mein Vordermann ein wenig weiter. Ich beginne, entspannt mitzusummen.
Dann geht es endlich weiter; der Stau ist vergessen und ich beschleunige wieder auf hundertsechzig. Mit gekreuzten Fingern.
Klapper, klapper, klapper, klapper. Ich fluche ungehemmt auf alles ein, was mir in den Sinn kommt.
„Hey! Wo hast du denn deinen Führerschein gemacht!?“, brülle ich aus dem Fenster, als wieder irgendein Wahnsinniger uns beide fast mit seinem halsbrecherischen Manöver umbringt. Kurz stutze ich. Deshalb sind die Autofahrer also immer so schlecht gelaunt, wenn man ihnen in die Quere kommt. Doch schnell habe ich mich wieder gefasst und schimpfe vor mich hin, das liege doch nur am Alkohol.
Als ich schließlich ankomme, kotzt sich meine Stimmung irgendwo im Minusbereich aus.
„Scheiß Job, wa?“, blaffe ich den Portier des Hotels an, als ich es betrete. Der Austausch mit der Frau hinterm Empfangstisch gestaltet sich ähnlich höflich.
Auf meinem Zimmer nehme ich erst einmal ein Bad.
„Was für ein Tag“, murmle ich, fast schon wieder entspannt, und lasse mich in den Schaum sinken.
Später – als ich wieder das Hotel verlasse, um bei Sonnenschein zur Messe zu spazieren – grüße ich die Empfangsfrau fröhlich. Irritiert blickt sie mir nach, als ich, dem Portier zuzwinkernd, das Hotel verlasse.
Ich sauge frische Frühlingsluft in meine Lungen.

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purpur
Klammeraffe


Beiträge: 964



Beitrag01.05.2017 16:40

von purpur
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Hallo inko,

man, was für eine rasante und aufregende Fahrt!
Das nervige Klopfgeräusch wird doch nicht vom rechten Türschweller gekommen sein, denn Rostschäden sind dort nicht selten zu entdecken!
Gern gelesen!
 Kommt noch was?
HerzlichePpGrüße und
einen schönen 1. Mai
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag01.05.2017 16:51

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Es ist nie herausgekommen, woher das Klappern kam.
Irgendwann verlor der Fahrer die Nerven und ließ den Wagen demontieren.

wink

Einen schönen ersten Mai!
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manon
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 57
Beiträge: 111



Beitrag05.05.2017 23:02

von manon
Antworten mit Zitat

Hi Inkognito,

ich habe deinen Text gern gelesen bin aber nun unsicher, weil ich nicht weiß, ob man in diesem "Feedback"-Thread überhaupt detailliert kommentieren soll/kann oder ob es hier darauf ankommt ein allgemeines Feedback zu geben. Vielleicht kannst du mich kurz aufschlauen.

Die Überholszene war für mich nicht eindeutig, wo sich der andere Wagen befindet und wie es genau ablief.

Du schreibst über einen Mann, der eine Autofahrt zu einer Messe macht. Auf dem Weg erlebt er einen Autofahrer, der ihn rechts überholt, einen Stau und ein nerviges Geklapper im Auto. Als er ankommt ist er schlecht gelaunt, was sich aber nach einem Bad ändert.

Ist das ein Romananfang? Denn eine Kurzgeschichte ist es nicht, oder?

Viele Grüße
 Smile
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag06.05.2017 10:00

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, manon!

manon hat Folgendes geschrieben:
bin aber nun unsicher, weil ich nicht weiß, ob man in diesem "Feedback"-Thread überhaupt detailliert kommentieren soll/kann oder ob es hier darauf ankommt ein allgemeines Feedback zu geben.

Also, meines Wissens geht es tatsächlich nur um allgemeines Feedback. Wie der Text wirkt, wie einem der Schreibstil gefällt,
höchstens noch besonders gelungene Formulierungen oder so etwas.

Zitat:
Die Überholszene war für mich nicht eindeutig, wo sich der andere Wagen befindet und wie es genau ablief.

Der BMW kommt von hinten, überholt über die rechte Spur und biegt dann direkt vor mir wieder in meine Spur ein.
Dann muss er - direkt vor mir - bremsen, weil der Wagen dort auch nicht schneller fährt als ich.

Zitat:
Du schreibst über einen Mann, der eine Autofahrt zu einer Messe macht. Auf dem Weg erlebt er einen Autofahrer, der ihn rechts überholt, einen Stau und ein nerviges Geklapper im Auto. Als er ankommt ist er schlecht gelaunt, was sich aber nach einem Bad ändert.

Ja, wobei es hauptsächlich um das Geklapper geht; der Juckreiz. Wink

Zitat:
Ist das ein Romananfang? Denn eine Kurzgeschichte ist es nicht, oder?

Weshalb sollte es keine Kurzgeschichte sein?


Grüße
Inkognito
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manon
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 57
Beiträge: 111



Beitrag06.05.2017 10:23

von manon
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

ich bin Neuling und keine Expertin. Ich versuche in die Tiefen der Schreiberei einzutauchen und kann dann natürlich auch mal total daneben liegen. Confused

Ich dachte, es wäre keine Kurzgeschichte, weil der Konflikt für mich fehlte. Auch gab es für mich keine Entwicklung oder Wandlung der Figur.

Aber vielleicht habe ich es nur nicht verstanden, denn dieses hier

Zitat:
Ja, wobei es hauptsächlich um das Geklapper geht; der Juckreiz. Wink


verstehe ich nicht. Was hat es mit dem Juckreiz auf sich? Mir fällt jetzt erst auf, dass das dein Titel ist, aber ich kann das nicht zuordnen.


Zitat:
Dann muss er - direkt vor mir - bremsen, weil der Wagen dort auch nicht schneller fährt als ich.


Okay, jetzt ist klar. Das hatte ich so nicht herausgelesen. Wusste nicht, wo er bremst.

Viele Grüße
manon
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag06.05.2017 11:05

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

manon hat Folgendes geschrieben:
Ich dachte, es wäre keine Kurzgeschichte, weil der Konflikt für mich fehlte. Auch gab es für mich keine Entwicklung oder Wandlung der Figur.

Ich bin mir auch nicht zu hundert Prozent sicher, wie genau die Definition von "Kurzgeschichte" ist; vielleicht klärt uns da ja ein Experte auf?
Es ist aber als solche gemeint und m. E. gibt es schon einen Konflikt: das Klappern zu "besiegen".

Zitat:
ich bin Neuling und keine Expertin. Ich versuche in die Tiefen der Schreiberei einzutauchen und kann dann natürlich auch mal total daneben liegen. Confused

Natürlich; hat meine Erklärung zum Thema Feedback denn so gewirkt, als sei selbstverständlich, wie es funktioniert?
Ich bin mir, wie gesagt, auch nicht sicher. Das ist mein erster Text im Feedback. Wink

Zitat:
Aber vielleicht habe ich es nur nicht verstanden, denn dieses hier

Zitat:

Ja, wobei es hauptsächlich um das Geklapper geht; der Juckreiz. Wink



verstehe ich nicht. Was hat es mit dem Juckreiz auf sich? Mir fällt jetzt erst auf, dass das dein Titel ist, aber ich kann das nicht zuordnen.


Ursprünglich wollte ich es "Wie ein akustischer Juckreiz" nennen; dann dachte ich, es sei wohl doch zu offensichtlich.
Oft kann man einen Juckreiz nicht finden, weil man nicht genau spürt, wo er ist. Und er kann einen tierisch aufregen.
Ich hatte eben diese Assoziation mit dem Klappern; vielleicht ist es doch zu uneindeutig.

Zitat:
Okay, jetzt ist klar. Das hatte ich so nicht herausgelesen. Wusste nicht, wo er bremst.

Inko hat Folgendes geschrieben:
... da überholt er mich schon in einem mörderischen Manöver rechts, biegt dann wieder sofort in meine Spur, muss aber direkt vor mir mit quietschenden Reifen bremsen.

smile


Grüße
Inkognito
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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag06.05.2017 12:23

von traumLos
Antworten mit Zitat

Hallo Inkognito,

für mich ist dein Text nicht gelungen. Sprachlich und inhaltlich. Eine Autofahrt mit Ereignissen, die jeder so oder ähnlich kennt, ohne dass ich erkennen könnte, warum ich das lesen sollte. Was mein Interesse wecken könnte. Dazu kommen Unsauberkeiten und unpassende Bilder.

Prota ist auf der Autobahn, fährt dann aber summend durch die Stadt. Klar kann ich mir als Leser denken, dass die Autobahn dann wohl verlassen wurde, aber ein Text der gerne und viel erklärt, hätte mich da doch mitnehmen können. Zumindest erfahre ich kurz darauf, dass es wieder auf die Autobahn geht.

Die Wut war vielleicht schon mit dem Aufreißen des Handschuhfachs verraucht, denn das Verladen des Inhalts auf die Rückbank klingt noch nicht einmal nach gemäßigter Wut.

Dann hat sich Prota wieder gefasst, schimpft aber gleichzeitig vor sich hin.

Nun, und am Schluss verlässt Prota rückwärts gehend das Hotel.

Ein Fahrzeug, dass 200 fährt, als nuklearbetriebenes Raketenauto zu empfinden, wenn man selbst 160 fährt, erscheint mir auch überzeichnet.

Das sind nur Beispiele:

Dazu die Erklärungen oder Nicht-Erklärungen:

Zitat:
Dann, weil ich allein im Wagen bin, rede ich mich immer weiter in Rage:


Jetzt bin ich als Leser sicher, keinen zugestiegenen Mitfahrer überlesen zu haben.

Zitat:
Deshalb sind die Autofahrer also immer so schlecht gelaunt, wenn man ihnen in die Quere kommt.


Deinem Deshalb stellt sich mir ein Weshalb in den Weg.

Sprachlich sind mir deine Satzanfänge aufgefallen:

Dann, Doch Schließlich, Als


Oje, jetzt habe ich mich sehr negativ geäußert. Aber das ist nur mein Lesen. Meinen Vorschreibern hat dein Text gut gefallen. Gut möglich, dass ich einfach zu oberflächlich gelesen habe. Vielleicht auch ganz einfach eine Ironie nicht erkannt habe. Vielleicht kannst du aber doch einzelne Aspekte meiner Kritik gebrauchen.
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag06.05.2017 12:55

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo, traumLos,
vielen Dank für deine offene Kritik.

Natürlich ist es subjektiv, wie der Text gefällt; und positive Rückmeldung habe ich schon (auch außerhalb des Forums) viel bekommen.

Ich persönlich halte ihn nicht für meine beste Leistung; es war eher eine Spielerei, die auf einem Erlebnis aufbaut,
durch das ich mich einfach inspiriert fühlte, es niederzuschreiben.

Zitat:
Sprachlich sind mir deine Satzanfänge aufgefallen:

Dann, Doch Schließlich, Als

Ja, ich beginne gerne mit Adverbien und Konjunktionen. Ich versuche, daran zu arbeiten; es ist nicht leicht.


Deine restlichen Anmerkungen habe ich mir angeschaut und ordne sie subjektiver Meinung zu.
Natürlich ist es sehr unterschiedlich, wie viel Beschreibung man als Leser verlangt; ich arbeite mit möglichst wenigen, die möglichst viel implizieren.
Gefällt halt nicht jedem. Wink
Die Bilder ... sind teilweise in der Tat etwas albern oder überzeichnet. Wie gesagt, der Text soll nicht perfekt sein.
Das ist auch der Grund, weshalb ich ihn mal ins Feedback gepackt habe. Es ist nämlich für mich ziemlich neuer Boden, so sarkastisch und überzeichnend zu schreiben
und ich wollte wissen, ob es gelungen ist. Meinst du, in der Werkstatt würde mir das besser helfen?

Zitat:
Eine Autofahrt mit Ereignissen, die jeder so oder ähnlich kennt, ohne dass ich erkennen könnte, warum ich das lesen sollte.

Das ist eben der Grund, weshalb mancher es gerne liest: Man erkennt sich vielleicht darin wieder.
Oder eben nicht; wie gesagt, dieser Stil ist für mich unbekanntes Terrain.


Grüße
Inko
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Jenni
Geschlecht:weiblichBücherwurm


Beiträge: 3310

Das goldene Aufbruchstück Die lange Johanne in Gold


Beitrag07.05.2017 22:05

von Jenni
Antworten mit Zitat

Hallo Inko,

das liest sich für mich wie ein Schulaufsatz, "Ereignisbeschreibung", wenn ich mich richtig erinnere. Das liegt zum Teil an der Art, wie du deine Sätze konstruierst, die schon erwähnten Satzanfänge (mein Sohn musste neulich so eine Beschreibung verfassen mit der Anweisung die Satzanfänge mit einleitenden Konjunktionen auf diese Weise zu "variieren", wie du es hier tust - er ist in der zweiten Klasse), zum Teil an der distanzierten Erzählweise: Im Grunde beschreibst du die Ereignisse von außen, obwohl du in der ersten Person schreibst, als würde die Figur sich selbst beobachten und nicht erleben. Die Idee dieses störenden Geräusches als "akustischen Juckreizes", wie du schreibst, finde ich gar nicht uninteressant, aber mir scheint, du verabeitest sie (noch) nicht. Das interessante daran ja die Wahrnehmung des Erzählers und nicht seine Reaktion. Versuch mal die Gedanken und Empfindungen des Erzählers zu (be)schreiben statt seines Handelns, das was er hört, und nicht dass er es hört, ob du dann näher an ihn (oder sie, aber das soll ja ein männlicher Fahrer sein, nicht wahr) heran kommst.
Zum Beispiel: schreib nicht
Zitat:
Ich habe nichts gefunden.

sondern "Da ist nichts." Du musst nicht dazu sagen, dass es sich um die Gedanken und Rückschlüsse des Erzählers handelt, gerade wenn du in der ersten Person schreibst.

Auch so was:
Zitat:
Das letzte Wort brülle ich heraus.

solltest du niemals brauchen. Schreib nicht, er rede sich in Rage, sondern lass ihn sich in Rage reden. Im besten Fall braucht das letzte Wort nicht in Großbuchstaben stehen und trotzdem keine Erklärung, sondern es wird geschrieen.

VG Jenni
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag08.05.2017 16:02

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Jenni,

vielen Dank für deine sehr konstruktiv formulierte Kritik und hilfreichen Ratschläge.
Ich habe mir den Text jetzt mit drei verschiedenen Farben markiert, ohne schon etwas direkt geändert zu haben:
- für Konjunktionen u. Ä. am Satzanfang,
- für zu sachlich wirkende Passagen und
- für allgemein überarbeitungswürdige Sätze
...
Der Text ist sehr bunt.
Möchte vielleicht noch jemand etwas hinzufügen, oder sollte ich mich erst einmal ans Überarbeiten machen?

Jedenfalls finde ich deine Anmerkungen sehr hilfreich und versuche, sie gut umzusetzen.


Grüße
Inkognito

PS:
Noch eine Sache hierzu, traumLos:

traumLos hat Folgendes geschrieben:
Prota ist auf der Autobahn, fährt dann aber summend durch die Stadt. Klar kann ich mir als Leser denken, dass die Autobahn dann wohl verlassen wurde, aber ein Text der gerne und viel erklärt, hätte mich da doch mitnehmen können. Zumindest erfahre ich kurz darauf, dass es wieder auf die Autobahn geht.


Wieso war er denn zwischendurch in der Stadt? Raststätten gibt es auch an Autobahnen.
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traumLos
Eselsohr


Beiträge: 380

Pokapro 2017


Beitrag08.05.2017 20:18
Re: Wie ein Juckreiz
von traumLos
Antworten mit Zitat

Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Wie ein Juckreiz

… und pfeife gerade munter vor mich hin, als ich auf die Autobahn fahre.


Schnell bin ich aber über das Ereignis hinweg und chauffiere wieder heiter summend meine gute Laune durch die Stadt.


Hallo Inko,

gerade noch pfeifend auf der Autobahn, dann summend in der Stadt.
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Yaouoay
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 22
Beiträge: 232
Wohnort: Berlin


Beitrag08.05.2017 20:45

von Yaouoay
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ach, da; ich hatte zu weit unten geschaut.
Danke für den Hinweis! smile
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