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Wildgooseman Schneckenpost
W Alter: 90 Beiträge: 7
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W 02.05.2017 13:32 Mein Freund Milan von Wildgooseman
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Eigentlich hieß er ja Grzk. Milan Grzk, um genau zu sein. Aber jeder im Betrieb nannte ihn nur Milan.
Wer um Himmels willen hätte seinen Nachnamen aussprechen können, ohne ins Schleudern zu kommen?
Als er in den sechziger Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam, hatte er die Hoffnung, einen Zipfel des Glücks zu erhaschen, von dem die Leute in dem kleinen Dorf Dubrovčak an der Sava erzählten, wenn sie mit erwartungsvollen Augen von Njemačka sprachen.
Deutschland schien für diese Menschen das Paradies zu sein. Viele ließen sich damals anwerben, um in der Ferne zu arbeiten, um dann ihre Familien besser versorgen zu können.
Milan hatte sehr großes Glück, er fand einen Arbeitsplatz in einer westfälischen Textilfabrik, in der auch ich in leitender Stellung tätig war. Da er auch schnell eine tolle Werkswohnung bekam, konnte er kurzfristig seine dreiköpfige Familie nachholen.
Alles in allem - es ging ihm gut, die Zufriedenheit leuchtete richtig aus seinen Augen. Das Lächeln, mit dem er mich an jedem Morgen begrüsste, war so herzerfrischend, dass ich schon fast süchtig danach war, ihn morgens zu sehen.
Es war ein herrlicher Oktobertag, das Laub der Bäume leuchtete in allen Farben des Herbstes. Milan hatte mich zu sich nach Hause eingeladen, er wollte mir seine Familie vorstellen. Ich hatte diese Einladung gern angenommen, mir aber ausbedungen, dass sie ja keine großen Umstände machen sollten.
Mit einem kleinen Gastgeschenk machte ich mich dann auf den Weg. Freudestrahlend öffnete Frau Grzk mir die Tür, empfing mich mit einer Herzlichkeit, die ich so in dieser Form selten erlebt hatte.
Mattea war eine wunderschöne Frau, so eine richtige dalmatinische Schönheit. Und die kleinen Zwillinge waren niedlich und wohlerzogen, und alle drei fassten auch gleich Vertrauen zu mir und so ließ sich der Nachmittag gut an.
Milan erzählte aus seiner Heimat, erwähnte dann dabei, dass Mattea den besten Kaffee nach einer alten kroatischen Weise kochte!
Das wollte ich mir dann aber auch nicht entgehen lassen.
Dieser Kaffee wird in einem Kupferkessel vorbereitet.
Der gemahlene Kaffee - pro Tasse zwei Teelöffel - wird mit der entsprechenden Menge von kaltem Wasser angesetzt. Dann wird das Wasser mit dem Kaffee zum Kochen gebracht, gleichzeitig wird noch eine ziemliche Portion Zucker zugefügt. Da dieser Kaffee im Endeffekt sehr stark ist, gehört eben auch viel Zucker hinein.
Heiß wie die Liebe, süß wie ein Kuss und schwarz wie die Nacht, heißt es ja so schön!
Gut. Nach einer Weile wurde uns dann auch von Mattea der Kaffee kredenzt. Ich betone das ausdrücklich so, weil es eine wirkliche Zeremonie war, die da ablief. Irgendwie kam ich mir vor wie bei einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht, die Teppiche auf dem Boden und an den Wänden sowie unzählige Kissen taten ein Übriges, um diesen Anschein zu stärken.
Dann kam der große Augenblick, da ich den Kaffee genießen sollte. Erwartungsvoll sahen mich vier Augen an, ich spürte richtig den Stolz Milans auf seine Frau.
Ich nahm meine Tasse, führte sie zum Munde, der Kaffee war siedend heiss, dann der erste Schluck - es war wirklich ein einzigartiger Kaffee, so etwas hatte ich noch nie getrunken.
Milan fragte andachtsvoll: »Na, iis das guttt?«
Ich hatte den ersten Schluck überwunden, nickte mehrmals heftig zustimmend, bekam dann jedoch einen leichten Hustenanfall.
»Ja«, krächzte ich danach, »sehr gut!«
Dann trank auch Milan seinen Kaffee. Das heißt, er wollte ihn trinken! Nach dem ersten Schluck sprang er auf, prustete laut in ein Taschentuch und gab dann einige unverständliche Worte von sich.
Mattea, die aus der Küche herbeigeeilt war, brach in Tränen aus und lief weinend wieder hinaus.
Des Rätsels Lösung? Ganz einfach. Die gute Mattea hatte in der Aufregung wegen des deutschen Besuches statt des Zuckertopfes den Topf mit dem Salz erwischt! Und die Menge hätte gereicht, um eine Gulaschkanone voller Suppe zu salzen ...
Es wurde trotzdem noch ein schöner Abend! Bei einer Flasche rotem Plavic ließ es sich auch gut erzählen. Und als ich mich später von meinen Gastgebern verabschiedete, drückte mir Mattea ein Küsschen auf die Wange und bat noch mal für den Unfall um Verzeihung.
Wenn Milan und ich in späterer Zeit in der Kantine einen Zuckerstreuer sahen, brachen wir stets in lautes Gelächter aus. Im ganzen Raum konnte sich niemand erklären, warum wir immer so lauthals lachten!
Weitere Werke von Wildgooseman:
_________________ Schweigen ist ein Teil der Redefreiheit! |
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Vincent Vice. Eselsohr
Alter: 33 Beiträge: 428 Wohnort: Heute
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02.05.2017 16:57
von Vincent Vice.
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Hallo Wildgoosemann,
ich finde Deinen Schreibstil ganz gut.
Das liest sich flüssig und sauber.
Nur manchmal finde ich Deine Sätze etwas lang und sperrig.
Die Handlung hat mich hingegen nicht so mitgenommen.
Irgendwie passt der erste Teil, in dem Milans Vergangenheit beschrieben wird nicht zum Rest.
Die Pointe ist dann am Schluss schon trollig, hat mich aber auch nur leicht zum Schmunzeln bringen können.
Ich hatte das Gefühl, dass diese Geschichte autobiografische Züge hat?
Das ist immer gefährlich, weil man als fremder Leser dann nicht den selben Bezug dazu hat, wie der Autor.
Ich habe ein paar Rechtschreibfehler entdeckt, auf die ich aber ehrlich gesagt gerade nicht eingehen wollte.
Wenn Du einen Text schreibst findest Du rechts oben die "Gerold"- Funktion. Mit der kannst Du Rechtschreibfehler ziemlich zuverlässig erkennen und ausmerzen.
Hier noch ein paar kleine Anmerkungen:
____________________________________________________________
Eigentlich hieß er ja Grzk. Milan Grzk, um genau zu sein. Aber jeder im Betrieb nannte ihn nur Milan.
Wer um Himmels willen hätte seinen Nachnamen aussprechen können, ohne ins Schleudern zu kommen?
Grzk ist natürlich ein ungewohnter Nachname, aber sollte doch aussprechbar sein, oder? Ich hätte vielleicht einen längeren Namen gewählt.
Als er in den sechziger Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland kam, hatte er die Hoffnung, einen Zipfel des Glücks zu erhaschen, von dem die Leute in dem kleinen Dorf Dubrovčak an der Sava erzählten, wenn sie mit erwartungsvollen Augen von Njemačka sprachen.
Njemačka musste ich erst Mal googeln. Der größte Teil der Leser wird das Wort wohl nicht kennen.
Klar, man kann argumentieren, dass man sich halt schlau machen soll, wenn man es kapieren will.
Aber ich finde, gerade für das Genre könnte man es dem Leser auch einfacher machen.
Deutschland schien für diese Menschen das Paradies zu sein. Viele ließen sich damals anwerben, um in der Ferne zu arbeiten, um dann ihre Familien besser versorgen zu können.
Zweimal "um" im letzten Satz.
Milan hatte sehr großes Glück, er fand einen Arbeitsplatz in einer westfälischen Textilfabrik, in der auch ich in leitender Stellung tätig war. Da er auch schnell eine tolle Werkswohnung bekam, konnte er kurzfristig seine dreiköpfige Familie nachholen.
Alles in allem - es ging ihm gut, die Zufriedenheit leuchtete richtig aus seinen Augen. Das Lächeln, mit dem er mich an jedem Morgen begrüsste, war so herzerfrischend, dass ich schon fast süchtig danach war, ihn morgens zu sehen.
"Süchtig" finde ich etwas stark formuliert. Würde es nicht reichen, wenn sich der Erzähler einfach nur unheimlich freut?
Es war ein herrlicher Oktobertag, das Laub der Bäume leuchtete in allen Farben des Herbstes.
Mittendrin die Beschreibung der Jahreszeit (als Übergang?). Aber warum ist das wichtig?
Milan hatte mich zu sich nach Hause eingeladen, er wollte mir seine Familie vorstellen. Ich hatte diese Einladung gern angenommen, mir aber ausbedungen, dass sie ja keine großen Umstände machen sollten.
"Ausbedungen" klang für mich irgendwie nach Stilbruch. Etwas gehoben für den Rest des Schreibstils. Kann aber auch einfach daran liegen, dass das Wort in meiner Generation nicht mehr so gängig ist. ^^
Mit einem kleinen Gastgeschenk machte ich mich dann auf den Weg. Freudestrahlend öffnete Frau Grzk mir die Tür, empfing mich mit einer Herzlichkeit, die ich so in dieser Form selten erlebt hatte.
Mattea war eine wunderschöne Frau, so eine richtige dalmatinische Schönheit.
Und die kleinen Zwillinge waren niedlich und wohlerzogen, und alle drei fassten auch gleich Vertrauen zu mir und so ließ sich der Nachmittag gut an.
Der Satz ist sperrig. 4x "und".
Milan erzählte aus seiner Heimat, erwähnte dann dabei, dass Mattea den besten Kaffee nach einer alten kroatischen Weise kochte!
Das wollte ich mir dann aber auch nicht entgehen lassen.
Wieso das "Aber" im letzten Satz?
Aber ist ja ein Widerspruch.
Und warum "auch"?
Das "Auch" schließt ja eigentlich noch andere Sachen mit ein (Das Essen war lecker. Auch den Kaffee ließ ich mir nicht entgehen zB. Da schließt das "Auch" das Essen mit ein.)
Dieser Kaffee wird in einem Kupferkessel vorbereitet.
Der gemahlene Kaffee - pro Tasse zwei Teelöffel - wird mit der entsprechenden Menge von kaltem Wasser angesetzt. Dann wird das Wasser mit dem Kaffee zum Kochen gebracht, gleichzeitig wird noch eine ziemliche Portion Zucker zugefügt. Da dieser Kaffee im Endeffekt sehr stark ist, gehört eben auch viel Zucker hinein.
Das Wort "ziemlich" finde ich nicht so überragend. Ich hätte mich wohl eher für "gehörige" entschieden. Auch die beiden Wörter "im Endeffekt" könnten mMn raus.
Heiß wie die Liebe, süß wie ein Kuss und schwarz wie die Nacht, heißt es ja so schön!
Gut.
"Gut" könnte auch raus. Das sagt ja nichts aus.
Nach einer Weile wurde uns dann auch von Mattea der Kaffee kredenzt. Ich betone das ausdrücklich so, weil es eine wirkliche Zeremonie war, die da ablief. Irgendwie kam ich mir vor wie bei einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht, die Teppiche auf dem Boden und an den Wänden sowie unzählige Kissen taten ein Übriges, um diesen Anschein zu stärken.
Du listest die Eindrücke auf, die das Gefühl bestärken, einer Zeremonie beizuwohnen. Aber weshalb entsteht überhaupt der Eindruck, es wäre eine Zeremonie?
Dann kam der große Augenblick, da ich den Kaffee genießen sollte. Erwartungsvoll sahen mich vier Augen an, ich spürte richtig den Stolz Milans auf seine Frau.
Ich nahm meine Tasse, führte sie zum Munde, der Kaffee war siedend heiss, dann der erste Schluck - es war wirklich ein einzigartiger Kaffee, so etwas hatte ich noch nie getrunken.
Hier entsteht der Eindruck, dass der Erzähler den Kaffee wirklich gut findet. Ist das Absicht? Wenn ja, warum?
Milan fragte andachtsvoll: »Na, iis das guttt?«
Ich hatte den ersten Schluck überwunden, nickte mehrmals heftig zustimmend, bekam dann jedoch einen leichten Hustenanfall.
»Ja«, krächzte ich danach, »sehr gut!«
Dann trank auch Milan seinen Kaffee. Das heißt, er wollte ihn trinken! Nach dem ersten Schluck sprang er auf, prustete laut in ein Taschentuch und gab dann einige unverständliche Worte von sich.
Mattea, die aus der Küche herbeigeeilt war, brach in Tränen aus und lief weinend wieder hinaus.
Des Rätsels Lösung? Ganz einfach. Die gute Mattea hatte in der Aufregung wegen des deutschen Besuches statt des Zuckertopfes den Topf mit dem Salz erwischt! Und die Menge hätte gereicht, um eine Gulaschkanone voller Suppe zu salzen ...
Es wurde trotzdem noch ein schöner Abend! Bei einer Flasche rotem Plavic ließ es sich auch gut erzählen. Und als ich mich später von meinen Gastgebern verabschiedete, drückte mir Mattea ein Küsschen auf die Wange und bat noch mal für den Unfall um Verzeihung.
Wenn Milan und ich in späterer Zeit in der Kantine einen Zuckerstreuer sahen, brachen wir stets in lautes Gelächter aus. Im ganzen Raum konnte sich niemand erklären, warum wir immer so lauthals lachten!
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Natürlich sind das nur meine Eindrücke.
Andere sehen es vielleicht anders.
Ich hoffe, sie helfen Dir hier und da trotzdem weiter
LG
W
_________________ Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer. |
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Wildgooseman Schneckenpost
W Alter: 90 Beiträge: 7
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Longo Klammeraffe
L Alter: 34 Beiträge: 890
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L 02.05.2017 23:02
von Longo
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Eine kleine Erinnerung an einen Freund. Scheint ganz autobiographisch zu sein und so sollte man es auch sehen; ich würde jetzt nicht ins Detail gehen, was man besser machen könnte (das wurde schon gemacht). Der Text ist nämlich eher wie ein persönlicher Tagebucheintrag, den man so einfach für sich stehen lassen sollte.
MFG Longo
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Wildgooseman Schneckenpost
W Alter: 90 Beiträge: 7
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manon Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 111
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04.05.2017 18:48
von manon
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Hallo wildgooseman,
dein Einstieg hatte mich neugierig gemacht. Dachte, wow, was passiert da wohl, da ich davon ausging, dass in der Geschichte entweder das Gegenteil passiert oder aber, eine Überhöhung. Aber im Grunde genommen wurde der Einstieg bestätigt. Das fand ich dann etwas langweilig. Aber du schreibst locker und ich las deinen Text gern bis zum Ende.
Ich fragte mich beim Lesen, was das für eine Textart ist und las dann eben, dass es ein Tagebucheintrag war.
Was hast du denn damit vor? Du schreibst ja, dass du es bei den nächsten anders umsetzen möchtest? Ein Buch? Dann müsstest du ja aus den einzelnen Tagebucheinträgen Kurzgeschichten machen oder wie wolltest du es umsetzen?
Wenn du daraus Kurzgeschichten machst, bräuchtest du ja eine Pointe oder eine überraschende Wende. Hierfür müsstest du dann von deinem Tagebucheintrag abweichen, aber wäre das so schlimm? Aus deiner Vorlage könntest du wirklich was zaubern.
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Wildgooseman Schneckenpost
W Alter: 90 Beiträge: 7
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