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Hilfsverben

 
 
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Pixie
Geschlecht:weiblichSchneckenpost

Alter: 35
Beiträge: 5
Wohnort: Hamburg


Beitrag07.04.2017 18:47
Hilfsverben
von Pixie
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo ihr Lieben,

bevor ich mit dem Schreiben überhaupt angefangen habe, habe ich mir unendlich viele Seiten mit Ratschlägen angeschaut (Um möglichst viele Fehler zu vermeiden und hinterher nicht die doppelte Arbeit zu haben...)

Allerdings habe ich jetzt das Gefühl, das ich mir dadurch gerade selber gehörig viele Stolpersteine in den Weg lege T_T

Auf der Seite einer Lektorin habe ich z.B. gelesen, das man Hilfsverben durch Verben ersetzten sollte. (Also hatte/hätte, war/wäre, wurde/würde, konnte/könnte)

Ich glaube in vielen Punkten hat dieser Ratschlag meinen Text tatsächlich besser gemacht. (Zumindest habe ich dadurch manchmal erst gemerkt, das es Sinn macht Sätze oder ganze Passagen zu streichen.)

Es gibt aber auch Sätze an denen sitze ich nun schon Tage ohne eine Lösung zu finden. ("Dafür war die Verletzung viel zu schwer." -> Bin ich gerade einfach nur zu blöd eine andere Formulierung zu finden? Q_Q)

Nun also zu meiner Frage:
Muss man Hilfsverben immer ersetzen? Oder kann man das so pauschal gar nicht sagen?

Ich habe mir einige Bestseller als Orientierung raus gesucht (ich dachte, die wissen schon wie man es richtig macht) und teilweise werden da sogar ziemlich viele Hilfsverben verwendet. ("hatte" besonders gern)

Ich glaube, ich verwirre mich gerade selber. @__@" Ist vielleicht der Nachteil, wenn man unbedingt "alles" richtig machen will.

Kann mir jemand helfen? T_T

LG
Pixie
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag07.04.2017 18:51

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Zitat:
Muss man Hilfsverben immer ersetzen?


Nur so viel wie möglich. Manchmal hilft es auch, den Satz umzustellen oder ihn anders zu formulieren, aber ganz ohne Hilfsverben wird es seltsam und ist zudem absolut unnötig.


_________________
"Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten." - William Somerset Maugham
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Corydoras
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 39
Beiträge: 751
Wohnort: Niederösterreich


Beitrag07.04.2017 19:02

von Corydoras
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Nein, ganz vermeiden würde genauso seltsam aussehen wie ein Text, der nur aus Hilfs- und Modalverben (können ist ja ein Modalverb...) besteht. Genauso kommst du bei der Verwendung von Futur, Perfekt und Plusquamperfekt gar nicht um Hilfsverben herum.

Zu obigem Satz:

"Die Verletzung schwächte ihn/sie zu sehr."
"Die Wunde ging zu tief."
"Die Verletzung führte zum Tode."

etc... was auch immer du aussagen möchtest.


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I'm not a king. I am just a bard.
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Moonbow
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 42
Beiträge: 39
Wohnort: Marburg / Hessen


Beitrag07.04.2017 20:01

von Moonbow
Antworten mit Zitat

Hallo Pixie,

vorweg will ich dir mal zwei "geheime" Zahlen verraten. Selbst die deutsche Übersetzung von Stephen King, oder ein Andreas Eschbach, haben einen war/waren Anteil von 4-6%!
Bei 100.000 Wörtern heißt dies 4000-6000....
Und woran liegt das? Weil sie im Präteritum schreiben und die Form von "ich bin" nun mal "ich war" lautet.
Mit hatte verhält es sich ähnlich. (habe--hatte)

Mein Tipp lautet also: Wann immer es spielend einfach ist, Hilfsverben durch ein passendes starkes Verb zu ersetzen, tu es.
Wann immer du dir den Kopf zermarterst, Zeitformen misshandelst, oder das Endergebnis "komisch aussieht", lass es besser so, wie es war. Laughing

Schreib in der Ich-Perspektive Präsens und du wirst erstaunt sein, wie wenig war/hatte vorkommt.

Hoffe das muntert dich ein wenig auf.

lg
Moonbow


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Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
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nothingisreal
Geschlecht:weiblichPapiertiger


Beiträge: 4002
Wohnort: unter einer Brücke


Beitrag07.04.2017 20:53

von nothingisreal
Antworten mit Zitat

Moonbow hat Folgendes geschrieben:


Schreib in der Ich-Perspektive Präsens und du wirst erstaunt sein, wie wenig war/hatte vorkommt.


Na ja ... "bin" und "habe" ist auch nicht gearde besser Wink


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Arcularius
Geschlecht:männlichEselsohr
A


Beiträge: 202



A
Beitrag07.04.2017 21:31

von Arcularius
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Wolf Schneider (den ich uneingeschränkt empfehlen kann) weist bei all den guten Tipps darauf hin: Ausnahmen von den Regeln sind im Einzelfall immer möglich.

"Dafür war die Verletzung viel zu schwer." -> Das "viel" streichen, ansonsten passt es meiner Meinung nach.
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wabe
Geschlecht:männlichLeseratte
W


Beiträge: 149



W
Beitrag08.04.2017 07:50

von wabe
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Absolute Aussagen, was man darf oder nicht darf, sehe ich immer sehr kritisch.
Warum  soll es falsch sein, immer auf Hilfsverben zu verzichten? Inflatorischer Einsatz, ja den sollte man vermeiden
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SraSoph
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen
S

Alter: 30
Beiträge: 20
Wohnort: Köln


S
Beitrag26.04.2017 17:50

von SraSoph
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Ich schließe mich den anderen an; so wenig wie möglich, so viel wie möglich. Auch das Passiv sollte nach Möglichkeit vermieden werden, aber es gibt auch Fälle, in denen das "Erleiden" betont wird und der Akteur nicht bekannt oder unerheblich ist. Oder vielleicht spricht gerade ein alter Professor, der durch seine gestelzte Sprache charakterisiert wird?
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Mogmeier
Geschlecht:männlichGrobspalter

Moderator
Alter: 50
Beiträge: 2677
Wohnort: Reutlingen


Beitrag27.04.2017 02:59

von Mogmeier
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Ja, die lieben Hilfsverben, die haben die Angewohnheit, während des Schreibens, sich auch in meine Texte einzuschleichen. Wobei ich es dann immer so halte, dass ich beim Drüberlesen danach meine Texte daraufhin durchsuche. Sicherlich finde ich dabei nicht alle, aber das eine oder andere Hilfsverb lässt sich dabei schon ausradieren. Was ich mir dabei allerdings angewöhnt habe: sollte sich das Umformulieren eines Satzes dahingehend als Verkünstelung1 herausstellen, dann belasse ich das lieber in der ursprünglichen Form. Achten tue ich aber schon darauf, dass die Anwendung von Hilfsverben innerhalb einer Buchseite nicht unbedingt gleich ins Auge sticht2.

Aber eigentlich ist das halb gelogen, denn neuerdings habe ich den Spleen, die Stimmung einer Szene nicht nur durch das altbewährte »Show, don’t tell« rüberzubringen, sondern auch meinen Schreibstil an die Szene anzupassen oder anders gesagt, die Stimmung innerhalb der Szene via Schreibstil zum Leser zu transportieren. Zum Beispiel schrieb ich da letztens so über eine chaotische Horde Kinder. Nun hätte ich mich dabei darauf konzentrieren können, das alles bildlich in gewohnter Manier wiederzugeben, aber das war mir nicht genug. Ich strebte also einen untertonigen Gesamtwert an und schrieb das in ’nem sich überholenden Telegrammstil, der von einer gewissen Naivität zeugt, und dabei war mir der gezielt übermäßige Gebrauch von Hilfsverben willkommen.
Oder in einer anderen recht ausgedehnten Szene verwendete ich in fast allen Sätzen die schönsten und banalsten Füllwörter, um die sorglose Beschwingtheit einer Brieftaube wiederzugeben. Das machte ich aber nicht, weil mir gerade mal eben so danach war, sondern weil die Szene ein abruptes Ende bekommt, das auch für die Brieftaube das Ende bedeutet, denn da kreuzt der Flügel einer Windmühle ihren Weg. Crying or Very sad


1.   So eine Verkünstelung ist in meinen Augen schlimmer als der übermäßige Gebrauch von Hilfsverben.

2.   Aber auch hierbei gibt es die Ausnahme, dass es sich eben manchmal nicht vermeiden lässt. Das sollte aber wirklich nur so gehandhabt werden, dass die Ausnahme nicht zur Regel wird.



LG Mog


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»Nichtstun ist besser, als mit viel Mühe nichts schaffen.«
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag09.05.2018 22:11
Hilfe - zu viele Hilfsverben
von MrT
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Je weiter ich bei der Überarbeitung meines Kinderbuches (für 10 - 12+ Jahre) vorankomme, umso mehr fällt mir auf, dass ich eine besondere Vorliebe für Worte wie "könnte", "würde" u. ä. m. habe, bzw. Hilfs-(Schwache-)verben im Allgemeinen.

Vereinzelt habe ich bereits Abhilfe geschaffen, aber noch immer sind recht viele von ihnen in meinem Text versteckt. Ganz lassen sie sich sicher nicht vermeiden. Doch dort, wo ich versuche sie zu verringen (z. Bsp. durch Satzumstellung), klingt mein Text anschließend stellenweise sehr "gekünstelt" bzw. "gezwungen", was auch nicht Sinn und Zweck sein kann.

Hat jemand ein paar Ideen, wie man dieses Problem möglichst einfach lösen kann?

Eventuell kann man dies bei einem Kinderbuch auch etwas weniger streng sehen. Was meint ihr?


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"Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017
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Aneurysm
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 462



Beitrag09.05.2018 22:59

von Aneurysm
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Hallo MrT,

wenn du ein Hilfsverb streichen kannst, ohne groß die Aussage zu verändern, solltest du es in der Regel tun. In anderen Fällen ist das Hilfsverb am besten, weil alles andere den Satz verkomplizieren würde. Du bist gut beraten, wenn du dabei auf dein Sprachgefühl vertraust.

Ansonsten kannst du ein paar Beispiele aus deinem Buch mit uns teilen. Vielleicht fällt den anderen eine gute Lösung ein. Ein Patentrezept für alle Situationen gibt es nicht.

Liebe Grüße
Aneurysm

Edit: Das Thema wurde vor kurzem in diesem Thread diskutiert.
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MrT
Geschlecht:männlichKlammeraffe


Beiträge: 726

Ei 3


Beitrag10.05.2018 09:00

von MrT
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Danke für den Link. Es ist mir entgangen, dass es dieses Thema schon einmal gab.

Dann scheint mein Problem nicht wirklich ein großes zu sein. Immerhin hat sich noch keiner meiner Testleser beschwert, dass zu viele Hilfsverben in meinem Text sind.


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"Zwei Engel wider Willen", theaterboerse, 08/2017
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fancy
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Alter: 64
Beiträge: 2758
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Beitrag10.05.2018 10:17

von fancy
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Es gibt zu viele Storys in denen zu viele Hilfsverben verwendet werden. In der Regel liegt das daran, dass die Autoren es nicht gewohnt sind, nach stärkeren Verben zu suchen.
Hier kann ein wenig Übung wirklich helfen.

In den ersten Versionen werden sicher ganz viele von uns etliche Hilfsverben verwenden, aber in der Überarbeitung sollte man gezielt nach ihnen suchen und alle ersetzen, die sich ersetzen lassen. Meine Erfahrung ist, dass viele Autoren dem Ersetzen zu wenig Aufmerksamkeit widmen. Wenn ihnen nicht gleich eine Alternative einfällt, bleibt es bei der alten Version. Aber, wie gesagt, die Übung macht den Meister.
Ich weiß, dass nicht alle ersetzt werden können, aber doch sehr viele. Autoren, die darauf achten, schreiben viel lebendiger.

Wenn sich Interessenten fänden, könnten wir das gerne mal in einer AG üben.

Meinetwegen auch in einer Rubrik, die öffentlich einsehbar ist.
Ich biete meine Mitarbeit gerne an, denn mich nerven diese eindimensionalen Storys ohne Ende.

Liebe Grüße

fancy


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Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

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Klemens_Fitte
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Alter: 41
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Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag10.05.2018 10:40

von Klemens_Fitte
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Ich merke beim Lesen solcher Fäden immer, wie sehr mein Lesen und Schreiben, meine Vorstellung davon, was Literatur ist und (sein) kann, vom gängigen Diskurs in diesem Forum unterscheidet.
Lohnt sich eine Diskussion, wenn man offensichtlich nicht über den gleichen Gegenstand spricht?


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»Es ist illusionär, Schreiben als etwas anderes zu sehen als den Versuch zur extremen Individualisierung.« (Karl Heinz Bohrer)
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Bananenfischin
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Beitrag10.05.2018 10:42

von Bananenfischin
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Themen zusammengeführt.

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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Aneurysm
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Beitrag10.05.2018 11:04

von Aneurysm
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Ich merke beim Lesen solcher Fäden immer, wie sehr mein Lesen und Schreiben, meine Vorstellung davon, was Literatur ist und (sein) kann, vom gängigen Diskurs in diesem Forum unterscheidet.
Lohnt sich eine Diskussion, wenn man offensichtlich nicht über den gleichen Gegenstand spricht?

Diskussionen im Forum haben für mich den Vorteil, dass sie viele unterschiedliche Standpunkte enthalten und meinen Horizont erweitern. Ich fände es schade, wenn die Vertreter der Mindermeinung nicht daran teilnehmen, weil sie eine andere Sicht auf die Dinge haben.
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Klemens_Fitte
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Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag10.05.2018 11:12

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Aneurysm hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Ich merke beim Lesen solcher Fäden immer, wie sehr mein Lesen und Schreiben, meine Vorstellung davon, was Literatur ist und (sein) kann, vom gängigen Diskurs in diesem Forum unterscheidet.
Lohnt sich eine Diskussion, wenn man offensichtlich nicht über den gleichen Gegenstand spricht?

Diskussionen im Forum haben für mich den Vorteil, dass sie viele unterschiedliche Standpunkte enthalten und meinen Horizont erweitern. Ich fände es schade, wenn die Vertreter der Mindermeinung nicht daran teilnehmen, weil sie eine andere Sicht auf die Dinge haben.


Aber das Markierte ist ja, woran ich zunehmend zweifle. Es ist eben (womöglich) keine andere Sicht auf die Dinge, sondern eine Sicht auf ein anderes Ding. Und dann besteht immer die Gefahr, dass man nur aneinander vorbeiredet.


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Aneurysm
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Beiträge: 462



Beitrag10.05.2018 11:32

von Aneurysm
Antworten mit Zitat

Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Aneurysm hat Folgendes geschrieben:

Diskussionen im Forum haben für mich den Vorteil, dass sie viele unterschiedliche Standpunkte enthalten und meinen Horizont erweitern. Ich fände es schade, wenn die Vertreter der Mindermeinung nicht daran teilnehmen, weil sie eine andere Sicht auf die Dinge haben.


Aber das Markierte ist ja, woran ich zunehmend zweifle. Es ist eben (womöglich) keine andere Sicht auf die Dinge, sondern eine Sicht auf ein anderes Ding. Und dann besteht immer die Gefahr, dass man nur aneinander vorbeiredet.

Wenn es nur darum geht, sich gegenseitig Tipps fürs Schreiben zu geben, gehe ich mit dir d’accord. In Diskussionen wie dieser kann man verschiedene Herangehensweisen an Literatur austauschen – und vielleicht sogar erkennen, dass man nicht so weit auseinanderliegt. Aber das ist bei dir vielleicht anders.
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Literättin
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Beitrag10.05.2018 12:12

von Literättin
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Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Es ist eben (womöglich) keine andere Sicht auf die Dinge, sondern eine Sicht auf ein anderes Ding. Und dann besteht immer die Gefahr, dass man nur aneinander vorbeiredet.


Auch wenn das jetzt off topic wird (und doch vielleicht auch nicht): das ist einer der spannendsten Punkte, der mich die letzten Jahre immer wieder beschäftigt hat.

Und erst, wo ich deinen Post jetzt hier gelesen habe, wird mir klar, dass ich in dieser Zeit der Beschäftigung mit diesem Punkt tatsächlich etwas verinnerlicht zu haben scheine:

Das nämlich wirklich was dran ist, an dem Phänomen, dass die jeweilige Sicht auf die Dinge, die Dinge selbst verändert. Und dass tatsächlich die unterschiedlich betrachteten Dinge als unterschiedliche Dinge nebeneinander zu stehen kommen und sich unter der anderen Sicht tatsächlich auch verändern.

Es sei denn, man will sie nach dem Motto: das IST aber so und so und kann nicht anders sein, festlegen. Wo diese Festlegung nicht stattfindet, ist Raum für Bewegung / Veränderung.

Also jedenfalls Danke für diese gedankliche Erinnerungs-Anregung zu diesem spannenden Punkt.


_________________
when I cannot sing my heart
I can only speak my mind
- John Lennon -

Christ wird nicht derjenige, der meint, dass "es Gott gibt", sondern derjenige, der begonnen hat zu glauben, dass Gott die Liebe ist.
- Tomás Halík -

Im günstigsten Fall führt literarisches Schreiben und lesen zu Erkenntnis.
- Marlene Streeruwitz - (Danke Rübenach für diesen Tipp.)
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Klemens_Fitte
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Beiträge: 2934
Wohnort: zuckerstudio waldbrunn


Beitrag10.05.2018 12:15

von Klemens_Fitte
Antworten mit Zitat

Aneurysm hat Folgendes geschrieben:
Klemens_Fitte hat Folgendes geschrieben:
Aneurysm hat Folgendes geschrieben:

Diskussionen im Forum haben für mich den Vorteil, dass sie viele unterschiedliche Standpunkte enthalten und meinen Horizont erweitern. Ich fände es schade, wenn die Vertreter der Mindermeinung nicht daran teilnehmen, weil sie eine andere Sicht auf die Dinge haben.


Aber das Markierte ist ja, woran ich zunehmend zweifle. Es ist eben (womöglich) keine andere Sicht auf die Dinge, sondern eine Sicht auf ein anderes Ding. Und dann besteht immer die Gefahr, dass man nur aneinander vorbeiredet.

Wenn es nur darum geht, sich gegenseitig Tipps fürs Schreiben zu geben, gehe ich mit dir d’accord. In Diskussionen wie dieser kann man verschiedene Herangehensweisen an Literatur austauschen – und vielleicht sogar erkennen, dass man nicht so weit auseinanderliegt.


Mir stellt sich die Frage, ob man das überhaupt so trennen kann. Gebe ich etwa den Tipp, Hilfsverben zu vermeiden, weil sie schwach seien, und sie durch stärkere Verben zu ersetzen – drückt sich darin nicht schon eine Sichtweise auf/Herangehensweise an Literatur aus? Die Prämisse, es gebe schwache und starke Verben, die man als gegeben voraussetzen muss, um überhaupt darüber diskutieren zu können, wie sich das eigene Schreiben dahingehend verbessern ließe?

Was ist das überhaupt, das Schreiben, so ohne Kontext, ohne Bezugnahme auf das Wesen des jeweiligen Textes, die Sprache des Autors? Ich muss ja nur in mein Bücherregal greifen und drei der von mir verehrten Autoren herausziehen, die Bücher irgendwo aufzuschlagen

Zitat:
[…] und es war ja schon Jahre zurück, dass ich es aufgegeben hatte, zu korrespondieren, völlig in meiner Naturwissenschaft aufgehend, hatte ich den Zeitpunkt übersehen, an welchem es noch möglich gewesen wäre, diese aufgegebenen Kontakte, Korrespondenzen wieder aufzunehmen, all meine Versuche in dieser Richtung waren immer wieder gescheitert […]

[Thomas Bernhard, JA]

Zitat:
Aber der Schnaps war schön, giftig, hellhörig, stark. Das Licht wurde noch schmieriger, und die Abwässer der Worte sickerten ihnen pausenlos aus den Mundsielen; ich besuchte unauffällig jede Gruppe im Saal; es war weit hinter 22 Uhr; alle Knaben taten, als schliefen sie. Politik (das war wieder der Kleine mit dem kleinen Kopf) […]

[Arno Schmidt, Die Umsiedler]

Zitat:
Es war ja noch ein langer Weg. Und es war noch nicht entschieden, ob er bis an das Ziel kommen würde, da der Tod ihm so offenbar den Beistand verweigerte. Zu seinem Trost kamen die Nachbarn früher, als er erwartet hatte. Den Sarg, den sie zuvor ins Haus gestellt hatten, schoben sie ins Zimmer. Das Stroh, das Kebad Kenya hatte hereintragen lassen, raschelte unter ihren Füßen.

[Hans Henny Jahnn, Kebad Kenya]

und denke mir, dass die [vorhandene oder mangelnde] Qualität eines Textes vielleicht mehr mit der Sprache zu tun hat, die man in ihm findet, und weniger mit starken und schwachen Verben. Und selbst wenn man das Ersetzen von Hilfsverben auf eine bestimmte Art Text beschränkt – und eben immer noch nichts Konkretes hat, über das man diskutiert – fällt mir diese Hilfsverbvermeidung beim Lesen oftmals derart deutlich auf, dass die erhoffte Wirkung konterkariert wird. Insbesondere dann, wenn man sich um eine eigentlich erforderliche Zeitform oder den Konjunktiv etc. drückt, nur um keine Hilfsverben verwenden zu müssen.

Nur: wie sollte man auf dieser Grundlage überhaupt Tipps zum Schreiben geben können? Und wenn es um Tipps zum Schreiben geht, was hat dann eine solche Meinung in der Diskussion zu suchen?

Edit:
Literättin hat Folgendes geschrieben:

Das nämlich wirklich was dran ist, an dem Phänomen, dass die jeweilige Sicht auf die Dinge, die Dinge selbst verändert. Und dass tatsächlich die unterschiedlich betrachteten Dinge als unterschiedliche Dinge nebeneinander zu stehen kommen und sich unter der anderen Sicht tatsächlich auch verändern.


Sehe das jetzt erst und, ja, ebenso. Und wenn Literatur mit der Sprache beginnt und endet und die Sprache mit dem Satz beginnt und endet, dann lässt sich eventuell noch über den Satz reden, aber über die Sprache, losgelöst vom Satz? Darüber, was man vermeiden soll und was verbessern? Schwierig.


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sleepless_lives
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Beitrag10.05.2018 12:25

von sleepless_lives
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Nun, um da mal gleich anzuschließen. Ich finde, die Anweisung, Hilfsverben zu vermeiden - so isoliert zumindest - hart an der Absurditätsgrenze. Vor allem, wenn nicht unterschieden wird zwischen Hilfsverben, die benötigt werden, um eine bestimmte Zeitform des Verbs zu bilden (z.B. Plusquamperfekt) oder eine Eigenschaft (z.B. eines Objektes) zu beschreiben und solchen, die eine Aktion durch Hilfsverb + Substantiv ausdrücken. In der Unterhaltungsliteratur könnte man diskutieren, ob man die letzteren möglicherweise nicht ein wenig reduzieren sollte. Aber wenn sich das nicht organisch aus der Erzählstimme des/der Autors/in ergibt, dann verhält es sich damit ähnlich wie die Ersetzung von "sagte"  mit anderen Verben in Dialogen: Es fällt zunehmend unangenehm auf. Alles, das zu weit von der lebenden, gesprochenen Sprache wegführt, stößt schnell an seine Grenzen und sollte wohldosiert eingesetzt werden. Das gilt natürlich nicht für den bewussten Einsatz eines Stilmittels in der E-Literatur, wie auch immer ungewohnt es sein mag.


EDIT: Hat sich mit den zwei vorigen Beiträgen überschnitten.


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Murmel
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Beitrag10.05.2018 14:07

von Murmel
Antworten mit Zitat

Weiß gar nicht, ob die Threaderstellerin noch da ist?

Die Lösung ist ganz einfach: Die Sprache hat Hilfsverben nicht ohne Grund. Sie helfen.

Warum nun diese Forderung?

Wie einige andere, kommt sie aus dem Englischen. Dort heißt es: Vermeide SCHWACHE Verben. "Sein", "haben" sind schwache Verben, wenn sie für sich alleine stehen, also keine Hilfsverben sind.

Schwache Verben zeichnen kein Bild. Aber das willst du, du willst mit wenigen Worten im Kopf des Lesers Bilder entstehen lassen.

"Er war im Raum"

Saß er, lag er, ging er? Und wenn er ging, wie? Eilte, rannte, schlenderte?

"Es war Morgen"

Warm, kalt, nebelig? Sonne gerade übern Horizont?

Man muss allerdings aufpassen, den Text nicht mit Informationen zu überfrachten. Ist es unwichtig, ob warm oder kalt, sitzend oder stehend, dann kann ein "war" genau richtig sein.

Nicht irre machen lassen! Vor allem bei U-Literatur und noch viel mehr bei Trivialliteratur ist der Lesefluss und eine an Lesergruppe angepasste Sprache viel wichtiger als das Vermeiden von schwachen Verben.

Meint Murmel.


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