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Anton der Weltraumjunge


 
 
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag02.04.2017 11:43
Anton der Weltraumjunge
von Gaukli
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Den hiesigen Gepflogenheiten folgend möchte ich gerne einen zweiten Text zum Einstand vorstellen. Was ihr lest, ist der Beginn eines Kinder- und Jugendbuches (ich habe mal 10-13 Jahre als Kategorie angeklickt und bin gespannt, ob das eurem Empfinden nach zu dem Text passt). Das SF-Element entfaltet sich allerdings erst nach und nach und ist in dieser Passage noch gar nicht erkennbar. Ich freue mich sehr auf eure Meinungen, Kommentare und kritischen Anmerkungen.

Anton der Weltraumjunge
1
Anton brauchte sich nicht lange an seine neue Schule zu gewöhnen. Gleich am ersten Tag war alles beim Alten: Er musste wegrennen.

„Bleib stehen, du Opfer“, brüllten die Jungs, die ihm aufgelauert hatten. Für einen winzigen Augenblick stand Anton wie angewurzelt da, die Augen entsetzt aufgerissen, im Magen ein Gefühl wie beim Rückwärts-die-Treppe-Runterfallen. Dann zuckte er zurück und zischte um die Ecke. Er sauste zickzack davon wie ein Goldfisch, dem ein halbes Dutzend hungriger Haie an der Schwanzflosse klebten. Aufs Wegrennen verstand er sich wie kein zweiter.

Anton hetze über den Schulhof, dann den Bürgersteig entlang. Die Drohungen seiner Verfolger flogen ihm um die Ohren. Mario und Kevin und ein paar ihrer Kumpel kamen näher.

„Ich muss mir was überlegen“, schoss es Anton durch den Kopf. „Wenn ich einfach weiter geradeaus renne, haben sie mich gleich.“ Und noch bevor er den Gedanken, richtig zu Ende gedacht hatte, schlug er einen Haken und sprang zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße. Autos hupten, quietschende Bremsen, ein lauter Knall. Wütend sprangen zwei Fahrer aus ihren Autos und schrien hinter Anton her. Dann warfen sie ihre Fäuste in die Luft und schrien sie sich gegenseitig an.

„Mist“, dachte Anton, „jetzt ist sicherlich auch noch die Polizei hinter mir her.“ Aber er hatte keine Zeit, sich vorzustellen, wie ihn die Polizei ins Gefängnis warf. Die Rufe dröhnten ihm wieder lauter im Ohr.

Anton rannte und rannte und rannte. Er merkte, dass ihm die Puste ausging. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. „Ich muss mir was einfallen lassen“, donnerte es zum zweiten Mal in seinen Gedanken. Genau in dem Moment traf ihn ein Stein am Kopf.

„Guter Wurf, Mario“, feixten die Jungs. „Die kleine Missgeburt kann was erleben, wenn wir sie in unsere Finger bekommen.“

Anton rutschte das Herz in die Hose. – Eine Sekunde später packte ihn jemand von hinten an der Schulter.

2
Morgens vor seinem ersten Tag auf dem neuen Gymnasium hatte Anton der Bauch wehgetan. Seine Oma hatte ihm freundlich über den Kopf gestreichelt und geseufzt: „Ach Anton, mach dir keine Sorgen. Das wird schon alles gut werden.“ Dann hatte sie sich eine Träne aus dem Auge gewischt und Anton hatte für sich selbst gedacht: „ Ja sicher, Oma. Und das sind Freudentränen oder was?“ Aber er biss sich auf die Zunge und schluckte seine spitze Bemerkung runter. Denn er liebte seine Oma sehr und er konnte es gut verstehen, dass sie traurig war. Er war ja selbst so traurig. Wegen allem. Und natürlich vor allen Dingen wegen Mama.

Es verging keine Minute, in der Anton nicht an Mama dachte. Vor drei Monaten war sie plötzlich von einem auf den anderen Tag krank geworden und musste Hals über Kopf ins Krankenhaus. Oder vielleicht war sie auch schon länger krank gewesen und hatte es nur nicht gemerkt? Oder gehofft, dass es von alleine besser würde? Anton wusste es nicht. Und niemand machte sich die Mühe, ihm das genauer zu erklären. Alle sagten immer nur: „Das wird schon wieder. Mach dir keine Sorgen. Deine Mama ist schon bald wieder zu Hause.“ Und dann verzogen die Leute ihr Gesicht, als hätten sie in eine saure Zitrone gebissen.

All die Zitronengesichter versetzten ihm einen Stich. Da halfen auch die watteweichen Aufmunterungsversuche nichts. Anton war ja nicht blöd. Jedenfalls fand er selbst, dass er zumindest ganz ok im Kopf war. Klar, er war kein Einstein oder Hawkings (das war ein Wissenschaftler, den Anton sehr bewunderte; der saß nämlich im Rollstuhl und war auch ansonsten so ziemlich am ganzen Körper gelähmt und gleichzeitig war er einer der klügsten Menschen auf der ganzen Welt und kein bisschen darüber beleidigt, dass er nicht klettern konnte oder Fahrrad fahren oder was man sonst so konnte, wenn man in einem gesunden Körper steckte). Aber er hatte beim Schach spielen schon seinen Opa besiegt. Und außerdem hatte er in der Grundschule eine Klasse übersprungen. Das war doch zumindest ganz ok, hoffte Anton.

Was Anton nicht verstand, war, warum ihm die Erwachsenen nicht einfach ganz ehrlich erklären konnten, was seine Mama hatte und was die Ärzte jetzt versuchten, um sie wieder gesund zu machen. Es war Anton völlig unklar, wann Mama wieder gesund würde und wann er, Anton, wieder nach Hause gehen könnte. Diese Unsicherheit sorgte bei ihm häufig für Bauchschmerzen. Und wenn es ihm besonders schlecht ging, dann meldete sich immer wieder auch eine gemeine Stimme in seinem Kopf, die ganz laut fragte, ob Mama überhaupt jemals wieder gesund würde. Ein paar Mal musste er sich dann sogar übergeben.

Jetzt wohnte Anton erst einmal auf unbestimmte Zeit bei seinen Großeltern. Und damit er keine Lücke beim Lernen bekam, ging er nun fürs erste und bis auf Weiteres hier auf die Schule. „Nur so lange, bis Mama wieder zu Hause und alles wieder normal ist“, hatte seine Oma gesagt. Aber Anton zweifelte jeden Tag mehr, dass alles wieder normal würde.

„Was“, so fragte er sich selbst, „was, wenn jetzt alles anders würde? Dann wäre ja das, was jetzt noch anders ist, irgendwann ganz normal, oder?“ Ganze Nachmittage brütete er über diesem Gedanken, den er irgendwie klug und beängstigend zugleich fand.

Er lebte jetzt also in einer anderen Stadt. Zwar nur fürs erste und bis auf Weiteres, aber möglicherweise eben auch für sehr, sehr lange Zeit. Hier kannte er niemanden. Nur Oma und Opa. Seine beiden besten Freunde Tim und Josefine (die gleichzeitig auch, wenn er ehrlich war, seine einzigen Freunde waren) hatte er seit seinem Umzug nur einmal ganz kurz gesehen. Sie telefonierten zwar, wann immer es ging, bis die Ohren glühten. Aber das war nicht dasselbe.

Die traurige Wahrheit war: Anton fühlte sich allein. Das war ein Gefühl, was er vor allen Dingen in der Brust fühlte – die wurde ihm dann nämlich ganz eng und das Atmen war plötzlich eine große Anstrengung. In seinen Augen brannte das Gefühl manchmal so stark, dass ihm die Tränen kamen. Er hatte das schon früher ein paar Mal gefühlt. Jetzt in der neuen Stadt ohne Mama und ohne seine Freunde und ohne seine vertraute Umgebung war es alles noch schlimmer geworden.

Seine Mama hatte ihn einmal so gesehen mit enger Brust und Tränen in den Augen. Sie hatte ihn gefragt, was denn mit ihm sei. Da hatte Anton ihr erklärt: „Ich bin so ein bisschen wie ein Pinguin in der Südsee. Irgendwie passe ich nirgends richtig dazu.“ Seine Mutter hatte ihn ganz fest in den Arm genommen und gedrückt. „Ein Pinguin in der Südsee? Das ist ja etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches. Und du Anton, bist auch etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches. Und das ist eine gute Sache!“ Dann hatte sie gelacht und Anton hatte ein bisschen mitgelacht, weil er sich freute, dass ihn seine Mutter in den Arm nahm und ihn so gerne hatte. Aber er verstand nicht so recht, was genau seine Mutter so gut fand.

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Stefanie
Reißwolf


Beiträge: 1741



Beitrag02.04.2017 18:36
Re: Anton der Weltraumjunge
von Stefanie
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Gaukli hat Folgendes geschrieben:
Anton brauchte sich nicht lange an seine neue Schule zu gewöhnen. Gleich am ersten Tag war alles beim Alten: Er musste wegrennen.


Das ist die beste erste Zeile, die ich hier seit langem gelesen habe. Daumen hoch²

Du erzählst in der Zeile eine ganze Geschichte. Wie er an seiner alten Schule gemobbt wurde, an eine neue kam und gleich wieder an Leute geriet, die ihn runtermachen. Ich kann ihn mir vorstellen, eher klein für sein Alter und etwas schmächtig, so dass jeder auf den ersten Blick sieht, dass man ihn leicht fertigmachen kann.


Der Rest überzeugt mich nicht so. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand, der gerade quasi um sein Leben rennt, sich so viele Gedanken macht.
Das zweite Kapitel besteht nur aus Rückblende und Infodumping. Die Informationen kann man doch sicher eleganter vermitteln, ohne dass die Handlung zum erliegen kommt.
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Uwe Helmut Grave
Geschlecht:männlichOpa Schlumpf

Alter: 69
Beiträge: 1016
Wohnort: Wolfenbüttel


Beitrag02.04.2017 18:49

von Uwe Helmut Grave
Antworten mit Zitat

Ab und zu schau ich mal in den Einstand, um zu sehen, was es so Neues gibt, und manchmal/selten gebe ich meinen Senf dazu. Pech gehabt - heute erwischt es dich Cool.
Das erste Kapitel machte mich sofort neugierig. So flott sollte ein Roman, insbesondere ein Jugendroman - schätze ich mal (Gerüchten zufolge war ich irgendwann auch mal 13 Jahre alt) - beginnen und zum Weiterlesen animieren ...
Die Leselust verlor ich allerdings gleich wieder, weil es für meinen persönlichen Geschmack zu deprimierend und zu erklärend weitergeht. Das meiste von dem, was im zweiten Kapitel erzählt wird, würde ich erst nach und nach einbauen; allzu viele Eingangserklärungen verschrecken mich als Leser, und ich könnte mir vorstellen, dass es dem angepeilten Zielpublikum genauso ergeht. Bei mir hättest du in diesem Alter damit keinen Blumentopf gewonnen.
Es ist offensichtlich, dass du keinen Eia-Popeia-ach-was-sind-wir-alle-unbeschwert-und-lustig-Roman verfassen möchtest, doch gerade bei ernsten Themen (in diesem Fall Krankheit der Mutter, Ausgrenzung des Titelhelden) sollte man vorsichtig dosieren und nicht den halben Salzstreuer gleich zu Anfang in die Textsuppe kippen.


_________________
U.H.G. - Freude am Lesen
"Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich!" - "Aber er hat ja gar nichts an!" (Hans Christian Andersen) - Die Welt ist anders(en) als sie es dir erzählen.
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Aslindor
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 43
Wohnort: Leipzig


Beitrag02.04.2017 21:04

von Aslindor
Antworten mit Zitat

Hallo Gaukli,

ich kann mich meinen Vorrednern anschließen, der Auftaktsatz ist richtig klasse:
man fühlt sich sofort in der Situation drin und jeder kann sich so jemanden vorstellen, ich für meinen Teil hatte einen dürren, kleinen Kerl mit Sommersprossen, dazu passenden roten Haaren und schief sitzender Brille vor meinem geistigen Auge
und auch die Fluchtszene ist klasse geschildert, dass sie ein Schüler seines Alters allerdings sofort Sorgen macht, dass ihn die Polizei in den Knast steckt halte ich für wenig authentisch und würde ich ändern, das wäre mir an seiner Stelle eher Angst und Bange geworden, dass ich ja nicht überfahren worden bin

den kleinen Cliffhanger finde ich gut platziert und macht auf jeden Fall Lust auf mehr und ich würde auch sagen, das Kinder & Jugendliche sowas auf jeden Fall anheizen wird

Nun zum zweiten Kapitel

ich persönlich hatte kein Problem damit beim Lesen, allerdings ist es offenkundig, dass du deine Leser in diesem Abschnitt mit Informationen überhäufst, die er an dieser Stelle gar nicht alle braucht, gerade für Kinder & Jugendliche wird es an dieser Stelle unheimlich viel was sie in so kurzer Zeit aufnehmen müssen, und die Gefahr dass irgendeine Informationen flöten geht, die später vielleicht nochmal wichtig sein könnte verloren geht, ist unheimlich groß


Zitat:
All diese Zitronengesichter versetzten ihm einen Stich.


Diese Metapher hingegen finde ich wieder großartig gewählt und musste beim Lesen Grinsen.
Den Nachfolgenden Exkurs in Richtung Stephen Hawking finde ich allerdings deplatziert. Sicherlich hat er was mit dem Fortgang des Buches zu tun und so leitest du das SF-Element ein, trotzdem wirkt es an dieser Stelle irgendwie falsch weil du im Absatz davor einen Hinweis auf die Mutter gibst, die todkrank zu sein scheint und im nachfolgenden Absatz auch wieder die Krankheit seiner Mutter aufnimmst.

Zitat:
Da hatte Anton ihr erklärt: "Ich bin so ein bisschen wie ein Pinguin in der Südsee. Irgendwie passe ich nirgends richtig dazu."


Ich weiß was du damit zum  Ausdruck bringen willst, allerdings bin ich mir nicht sicher ob ein Kind solch einen Vergleich anstellen würde.

Im Großen und Ganzen betrachtet gefällt mir aber dein Schreibstil gut und ich denke mit einer Überarbeitung lässt sich da noch deutlich mehr rausholen!

Liebe Grüße Aslindor


_________________
Es war unvermeidbar: der Geruch von bitteren Mandeln ließ ihn stets an das Schicksal verhinderter Liebe denken.
- Gabriel Garcia Marquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera -
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag04.04.2017 09:10
Re: Anton der Weltraumjunge
von Gaukli
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Vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Die große Linie, die ich aus euren Rückmeldungen mitnehme: Kapitel 1 funktioniert (mit Abstrichen). Kapitel 2 funktioniert nicht. Grund ist, dass die Einstiegsszene eine Handlung zeigt, während Kapitel 2 die Handlung aussetzt und stattdessen Hintergrundinfos gibt (teilweise in Form von Rückblenden).

Das deckt sich im Wesentlichen mit Kritikpunkten, die ich auch für meinen anderen Einstandstext bekommen habe. Offensichtlich gelingt es mir manchmal, gut in die Handlung reinzukommen, aber dann treffe ich die falschen Entscheidungen, welche Infos jetzt wirklich gebraucht werden, verschleppe das Tempo ... Ok, das ist etwas, woran ich arbeiten kann. Und ich nehme es als Hoffnungsschimmer, dass manche Passagen gefallen.

Stefanie hat Folgendes geschrieben:

Das ist die beste erste Zeile, die ich hier seit langem gelesen habe. Daumen hoch²


Irgendwann hatte ich mal das Ziel, wenigstens einen vernünftigen Satz zu schreiben. Ich freue mich, dass dieser Einstieg ein Kandidat dafür ist Wink

Ich habe mal gelesen, es sei eine gute Sache, durch Handlung zu charaktersisieren. Das versuche ich und freu mich, dass es hier gelungen ist.

Stefanie hat Folgendes geschrieben:

Der Rest überzeugt mich nicht so. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand, der gerade quasi um sein Leben rennt, sich so viele Gedanken macht.
Das zweite Kapitel besteht nur aus Rückblende und Infodumping. Die Informationen kann man doch sicher eleganter vermitteln, ohne dass die Handlung zum erliegen kommt.


Ich prüfe die Gedanken. Bei der Polizeireferenz leuchtet mir das sofort an. Und Kapitel 2 - wenn ich es erst einmal mit diesem Auge lese, dann springt es mich auch an.

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Das erste Kapitel machte mich sofort neugierig. So flott sollte ein Roman, insbesondere ein Jugendroman ...


Danke für den Motivationsschub!


Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Die Leselust verlor ich allerdings gleich wieder, weil es für meinen persönlichen Geschmack zu deprimierend und zu erklärend weitergeht. Das meiste von dem, was im zweiten Kapitel erzählt wird, würde ich erst nach und nach einbauen; allzu viele Eingangserklärungen verschrecken mich als Leser, und ich könnte mir vorstellen, dass es dem angepeilten Zielpublikum genauso ergeht. Bei mir hättest du in diesem Alter damit keinen Blumentopf gewonnen.


Abgesehen von dem "zu erklärend" ist der Hinweis, es sei auch noch "zu deprimierend" natürlich wichtig. Das will ich nämlich gar nicht. Ingesamt stelle ich mir für die Geschichte einen heiteren Grundton vor.

Uwe Helmut Grave hat Folgendes geschrieben:

Es ist offensichtlich, dass du keinen Eia-Popeia-ach-was-sind-wir-alle-unbeschwert-und-lustig-Roman verfassen möchtest ...


Genau genommen, möchte ich heiter-unterhaltsam sein und gleichzeitig ernst nehmen, dass das Leben auch die traurige Seite hat. Aber das soll gar nicht die Stoßrichtung der Erzählung sein. Da meine Frau mir auch schon als Rückmeldung gegeben hat: "Ziemlich traurig", muss ich mal einen Gang zurückschalten.

Aslindor hat Folgendes geschrieben:
Hallo Gaukli,

ich kann mich meinen Vorrednern anschließen, der Auftaktsatz ist richtig klasse:
man fühlt sich sofort in der Situation drin und jeder kann sich so jemanden vorstellen, ich für meinen Teil hatte einen dürren, kleinen Kerl mit Sommersprossen, dazu passenden roten Haaren und schief sitzender Brille vor meinem geistigen Auge
und auch die Fluchtszene ist klasse geschildert, dass sie ein Schüler seines Alters allerdings sofort Sorgen macht, dass ihn die Polizei in den Knast steckt halte ich für wenig authentisch und würde ich ändern, das wäre mir an seiner Stelle eher Angst und Bange geworden, dass ich ja nicht überfahren worden bin


Lob und Kritik nehme ich beides zu 100% an. Danke dafür.

Aslindor hat Folgendes geschrieben:

Nun zum zweiten Kapitel

ich persönlich hatte kein Problem damit beim Lesen, allerdings ist es offenkundig, dass du deine Leser in diesem Abschnitt mit Informationen überhäufst, die er an dieser Stelle gar nicht alle braucht, gerade für Kinder & Jugendliche wird es an dieser Stelle unheimlich viel was sie in so kurzer Zeit aufnehmen müssen, und die Gefahr dass irgendeine Informationen flöten geht, die später vielleicht nochmal wichtig sein könnte verloren geht, ist unheimlich groß ...


Ja, das Kapitel fliegt in der vorliegenden Form einfach raus (und noch ein paar mehr, die in der Folge ähnlich gebaut sind). Die ursprüngliche Idee war, zwischen der Actionszene und dem Hintergrund mit den Rückblenden hin und herzuspringen. Ich realisiere jetzt: keine gute Idee.

Deine spezifischen stilistischen Hinweise finde ich auch super. Genau bei den beiden Stellen (Hawkings und Pinguin) habe ich mich auch gefragt, ob die sich geschmeidig genug einfügen. Und du hast mir jetzt die Antwort gegeben: Nein.

Aslindor hat Folgendes geschrieben:

Im Großen und Ganzen betrachtet gefällt mir aber dein Schreibstil gut und ich denke mit einer Überarbeitung lässt sich da noch deutlich mehr rausholen!


Das werden wir einer gemeinsamen Überprüfung unterziehen.
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Terhoven
Geschlecht:weiblichEselsohr


Beiträge: 401



Beitrag06.04.2017 13:40

von Terhoven
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Ich muss leider sagen, dass ich die erste Zeile nicht gleich verstanden habe. Nach dem ersten Satz dachte ich, dass Anton irgendwie nicht mehr auf der Schule ist.
Und der zweite Satz enthält eine Konstruktion "war alles beim Alten", die unbedingt an Kindern des Zielgruppenalters getestet werden sollte, ob sie so verstanden wird, wie sie gemeint ist. Da ist "Alter" drin, das könnte man missverstehen und sich fragen, bei welchem Alten jetzt? Weil "Alte/Alter" doch so beliebt ist, weißt du?

Aber sonst gefällt mir das erste Kapitel sehr gut, ich fühlte mich etwas an den Film "Die unendliche Geschichte" erinnert. Hohes Tempo, toll.
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag06.04.2017 16:32

von Gaukli
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Terhoven hat Folgendes geschrieben:
Ich muss leider sagen, dass ich die erste Zeile nicht gleich verstanden habe. Nach dem ersten Satz dachte ich, dass Anton irgendwie nicht mehr auf der Schule ist.
Und der zweite Satz enthält eine Konstruktion "war alles beim Alten", die unbedingt an Kindern des Zielgruppenalters getestet werden sollte, ob sie so verstanden wird, wie sie gemeint ist. Da ist "Alter" drin, das könnte man missverstehen und sich fragen, bei welchem Alten jetzt? Weil "Alte/Alter" doch so beliebt ist, weißt du?


Dank dir für den Hinweis, das werde ich in jedem Fall irgendwann einmal testen müssen. Insgesamt bin ich in dem Punkt noch unsicher - also welche Sprache in welchem Alter gut passt ... Am liebsten wäre mir, wenn sich die Geschichte gut in jungen Jahren, also so 10-12 lesen lässt, gleichzeitig aber auch noch für interessierte Ältere geeignet ist (sowohl 13-15 Jahre, aber auch sonst noch jung Gebliebene). Vielleicht ist das auch illusorisch. Das werde ich rausfinden.

Terhoven hat Folgendes geschrieben:

Aber sonst gefällt mir das erste Kapitel sehr gut, ich fühlte mich etwas an den Film "Die unendliche Geschichte" erinnert. Hohes Tempo, toll.


Ich freue mich, dass dir das gut gefällt. Auf deinen Hinweis hin muss ich mir die unendliche Geschichte mal wieder anschauen. Jetzt wo du das sagst, erinnere ich mich dunkel, dass da auch zu Beginn das Weglaufen thematisiert wird.

Heute später oder sonst morgen werde ich mal noch eine neue Version hier einstellen, in der dann die bisherigen Anmerkungen berücksichtigt sind.
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drusilla
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beiträge: 224
Wohnort: Schweiz
Ei 7


Beitrag06.04.2017 17:36

von drusilla
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Gaukli hat Folgendes geschrieben:


Dank dir für den Hinweis, das werde ich in jedem Fall irgendwann einmal testen müssen. Insgesamt bin ich in dem Punkt noch unsicher - also welche Sprache in welchem Alter gut passt ... Am liebsten wäre mir, wenn sich die Geschichte gut in jungen Jahren, also so 10-12 lesen lässt, gleichzeitig aber auch noch für interessierte Ältere geeignet ist (sowohl 13-15 Jahre, aber auch sonst noch jung Gebliebene). Vielleicht ist das illusorisch.


Das wird vermutlich Wunschdenken bleiben. Nicht weil es keine interessierte Ältere gäbe, aber Verlag und Buchhandel werden dem Roman ein Etikett drauf drücken, z.b. 10+ und du kannst dir sicher sein, dass kein 15-Jähriger diesen "Babykram" kaufen/ lesen wird. Kinder und Jugendliche orientieren sich nach oben. Leih dir mal Bücher aus der Bibliothek aus für 10+ und für 14+,  da liegen Welten dazwischen. Gerade im Jugendbuch-Segment gilt: Kenne deine Zielgruppe oder geh unter.

P.S. Die unendliche Geschichte als Film sehen? Mir kräuseln sich gerade die Zehennägel
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag06.04.2017 17:46

von Gaukli
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Noch einmal herzlichen Dank für eure Anmerkungen. Ich habe jetzt den Einstieg überarbeitet. Dabei ist wie bereits angedeutet, der Teil 2 komplett rausgeflogen. Die Infos muss ich später und dann am besten als Teil der Handlung präsentieren. Meine Idee für den Einstieg ist es nun, länger im Geschehen zu bleiben.

Ich bin euch dankbar für alle Anmerkungen zur Sprache, zum Tempo, zu den Charakteren ... Natürlich interessiert mich, inwiefern ich die bestehenden Anmerkungen eurem Empfinden nach sinnvoll für Veränderungen genutzt habe. Gleichzeitig fände ich es auch spannend, wenn jemand die neue Fassung mit unvoreingenommen Augen liest und kommentiert. - Ach, ihr merkt schon, ich bin neugierig auf euch und eure Meinung.




Anton brauchte sich nicht lange an seine neue Schule zu gewöhnen. Gleich am ersten Tag war alles beim Alten: Er musste wegrennen.

„Bleib stehen, du Opfer“, brüllten die Jungs, die ihm aufgelauert hatten. Für einen winzigen Augenblick stand Anton mit weit aufgerissen Augen da, im Bauch ein Gefühl wie beim Rückwärts-die-Treppe-Runterfallen. Dann verwandelte er sich in einen Fisch, dem ein halbes Dutzend hungriger Haie an der Schwanzflosse klebte, und sauste davon. Aufs Wegrennen verstand er sich wie kein zweiter.

Anton hetzte über den Schulhof, dann den Bürgersteig entlang. Die Drohungen seiner Verfolger flogen ihm um die Ohren. Mario und Kevin und ein paar ihrer Kumpel kamen näher.

„Weg hier!“, schoss es Anton durch den Kopf. Er schlug einen Haken und flitzte zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße. Hupengedröhne, quietschende Bremsen, ein lauter Knall. Wütend sprangen zwei Fahrer aus ihren Autos und schrien hinter Anton her. Dann warfen sie ihre Fäuste in die Luft und brüllten sie sich gegenseitig an.

„Mist“, dachte Anton und beschleunigte weiter, als direkt in seiner Flugbahn eine Frau auftauchte. Wie eine Billardkugel pfefferte Anton die Frau zurück in den Hauseingang, aus dem sie sich materialisiert hatte. Der Aufprall schleuderte ihn aus seiner Bahn, so dass er hart gegen eine Straßenlaterne schlug. Mit blutiger Lippe stolperte er weiter, der Asphalt kam bedrohlich näher. Um Haaresbreite gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben. Die Rufe seiner Verfolger bohrten sich wieder lauter in sein Ohr.

Anton rannte und rannte und rannte. Er merkte, dass ihm die Puste ausging. Lange würde er das nicht mehr durchhalten. „Weg, weg, weg!“, trommelte es durch seine Gedanken. Genau in dem Moment traf ihn ein Stein am Kopf.

„Guter Wurf, Mario“, feixten die Jungs. „Die kleine Missgeburt kann was erleben, wenn wir sie in unsere Finger bekommen.“

Ihm rutschte das Herz in die Hose. – Eine Sekunde später packte ihn jemand von hinten an der Schulter.

*


Anton schrie auf. Hektisch drehte er sich um. Einige Schritte entfernt lauerten Mario und Kevin mit gefletschten Zähnen, das nächste Wurfgeschoss schon in der Hand. Ein Trupp kleinerer Jungs hatte sich um die beiden Leitwölfe gescharrt und schaute unschlüssig zu ihnen auf. Anton atmete schwer. Wieso hatten sie nicht längst zugeschnappt?

Schnell prüfte er, wer ihn so abrupt gebremst hatte, und schreckte erneut zusammen. Was für eine Gestalt! Ein Riese mit grellrot glühenden Haaren, die klobürsten-borstig in alle Richtungen standen, ragte neben ihm in den Himmel. Die Pranke, die Anton an Ort und Stelle festgenagelt hatte, war mit denselben feurigen Büscheln bedeckt wie der Kopf – so lang und dicht, dass man sie mit der Heckenschere schneiden konnte. Ein Vollbart wie ein brennendes Kornfeld bedeckte das ganze Gesicht. Was wollte dieser Kerl, der aussah, als hätte er sich mit einem Griff in die Steckdose frisiert, von ihm? Anton war hin und hergerissen zwischen Erleichterung und Sorge. Die Jäger blieben auf Distanz. Aber was würde dieser zerzauste Riese mit ihm anstellen?

„Ruhig Blut, Junge“, dröhnte es dumpf aus dem Gestrüpp hervor.

Antons Blut war alles andere als ruhig. Sein Herz hämmerte, seine Zähne knirschten, seine Gedanken auch.

„Ruhig Blut“, brummte es ein zweites Mal. War das ein Lächeln in dem Urwald?

Der Koloss drehte sich gemächlich zu der Bande um, die Anton gejagt hatte.

„Verschwindet!“ Wie eine Kanonenkugel schoss er das Wort in ihre Richtung, wie von einer Kanonenkugel getroffen taumelten die Jungen zurück. Mario stürzte zu Boden. Das Rudel ergriff die Flucht, wie Anton es kaum hätte besser machen können.

„Nun zu dir, mein kleiner Freund.“
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Gaukli
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 46
Beiträge: 25
Wohnort: Dortmund


Beitrag08.04.2017 10:26

von Gaukli
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Liebe drusilla,

ich sehe gerade erst, dass du noch einen Kommentar geschrieben hattest, kurz bevor ich die neue Version eingestellt habe.
(In anderen Foren kenne ich den Hinweis, dass neue Beiträge geschrieben worden sind, während man geantwortet hat ... sorry.)

drusilla hat Folgendes geschrieben:

Das wird vermutlich Wunschdenken bleiben. Nicht weil es keine interessierte Ältere gäbe, aber Verlag und Buchhandel werden dem Roman ein Etikett drauf drücken, z.b. 10+ und du kannst dir sicher sein, dass kein 15-Jähriger diesen "Babykram" kaufen/ lesen wird. Kinder und Jugendliche orientieren sich nach oben. Leih dir mal Bücher aus der Bibliothek aus für 10+ und für 14+,  da liegen Welten dazwischen. Gerade im Jugendbuch-Segment gilt: Kenne deine Zielgruppe oder geh unter.


Die Recherche werde ich fortführen. Jugendbücher, die mir gefallen haben, wie bspw.  Die unendliche Geschichte, Harry Potter oder der kleine Hobbit sind ja irgendwie über verschiedene Altersklassen hinweg lesbar. Vielleicht sind das aber gerade auch die Ausnahmen, an denen ich mich zum Einstieg nicht gut orientieren kann. In jedem Fall steht für die nächste Zeit mehr Lektüre im Kinder- und Jugendbuchsegment auf meiner Wunschliste.

drusilla hat Folgendes geschrieben:

P.S. Die unendliche Geschichte als Film sehen? Mir kräuseln sich gerade die Zehennägel


Da gebe ich dir hundertprozentig recht (einer der Tiefpunkte meiner Kinoerfahrung). Ich spreche manchmal von "anschauen" auch in Bezug auf Bücher.

@ Terhoven
Tatsächlich habe ich auf deine Anmerkung hin die unendliche Geschichte zur Hand genommen und gestern sogar angefangen, meiner 6-jährigen Tochter vorzulesen. Den Einstieg mag sie. Mal sehen, bis wohin wir gemeinsam kommen.
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