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Vina Wortedrechsler
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Beiträge: 69 Wohnort: Bayern
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V 31.03.2017 10:29 Bruch in der Perspektive von Vina
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Hallo,
ich hoffe, ich könnt mir helfen.
Meinen aktuellen Roman schreibe ich hauptsächlich aus Sicht der Protagonistin. Nun bin ich aber an einer Szene angelangt, die wesentlich besser rüber kommt, wenn ich zur Perspektive ihres Mannes wechsle. Vor allem versteht man ihn dann auch einfach leichter. Ich denke, dass es möglicherweise noch ein- bis zweimal so kommen wird.
(Bin gerade bei der Überarbeitung und habe gemerkt, um wie viel besser es das Manuskript macht, aber darf man das?)
Also, um es zu präzisieren: kann man das bringen in einem Roman nur ein bis zweimal die Perspektive zu wechseln, oder muss man entweder bei einer Sichtweise bleiben, oder eben durchgängig wechseln?
Lieber Gruß,
Vina
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Kätzchen Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 713 Wohnort: Katzenkörbchen
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31.03.2017 11:07
von Kätzchen
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Hi Vina,
klar kannst du - es muss nur gut gemacht sein. Viele Autoren wechseln kapitelweise Perspektiven, manchmal sogar im Kapitel selbst mit Absätzen. Einigen gelingt es ziemlich gut, anderen eher weniger.
Ich finde es vollkommen legitim wenn es
a) flüssig übergeht
b) der Wechsel klar ersichtlich ist
c) Sinn macht.
Punkt c) ist bei dir ja offensichtlich erfüllt
Wie willst du das Ganze denn "einleiten"?
LG
Katze
_________________ Wir sind, wer wir sind.
Ich tippe und rede schneller, als mein Hirn denken kann.
Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor. |
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Stefanie Reißwolf
Beiträge: 1735
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31.03.2017 11:09
von Stefanie
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Es wäre zumindest ungewöhnlich. Wenn es gut geschrieben ist, kommt man mit allem durch.
Aber es verlangt dem Leser einiges ab, weil er sich ja an die Perspektive der Frau gewöhnt hat.
Warum willst du überhaupt, dass man die Sicht des Mannes versteht?
In dem Moment kann der Leser nie wieder ganz in die Perspektive der Frau zurück, weil er mehr weiß als sie.
Also entweder öfter wechseln oder konsequent die Perspektive der Frau durchhalten, würde ich empfehlen.
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Kätzchen Klammeraffe
Alter: 33 Beiträge: 713 Wohnort: Katzenkörbchen
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31.03.2017 11:15
von Kätzchen
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Zitat: | In dem Moment kann der Leser nie wieder ganz in die Perspektive der Frau zurück, weil er mehr weiß als sie. |
Empfinde ich jetzt nicht als störend, im Gegenteil. Man fängt ein bisschen an, mitzuleiden bei gewissen Dingen.
In einem meiner Lieblingsbücher z.B. wir aus der Sicht eines Protagonisten erzählt, ziemlich lange. Dann gibt es Kapitel aus Perspektive des Antagonisten und später auch Kapitel aus der Perspektive des Liebhabers des Protagonisten.
Ich empfand alle Perspektiven als bereichernd. Wenn der Prota dann wieder dran war, habe ich teilweise richtig mitgelitten, weil ich eben Dinge wusste, die er nicht weiß und genau das oft zu Problemen zwischen den Charakteren geführt hat, wo man als Leser nur dachte: "Das macht er doch nur, weil er dich liebt! Augen auf, orrrgh!"
Ich denke wirklich, das ist Geschmacksache. Und meiner Meinung nach im Bereich der Unterhaltungsliteratur vollkommen in Ordnung, wenn gut gemacht
_________________ Wir sind, wer wir sind.
Ich tippe und rede schneller, als mein Hirn denken kann.
Erwachsener und unvernünftiger als je zuvor. |
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Yaouoay Eselsohr
Alter: 22 Beiträge: 232 Wohnort: Berlin
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31.03.2017 11:15
von Yaouoay
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Hallo, Vina!
Ich ziehe mal einfach den nächstbesten Fall ran:
In der Harry-Potter-Heptalogie wird fast durchgängig aus Harrys Perspektive geschrieben.
Es gibt ein paar Ausnahmen; nämlich:
Im ersten Teil wird im ersten Kapitel ein auktorialer Erzähler verwendet, wobei es zwischendurch zu anderen Perspektiven schwenkt.
Im vierten (auch im ersten Kapitel) wird zuerst auktorial, dann aus Frank Bryce' Perspektive beschrieben.
Im sechsten ist es am Anfang aus der Perspektive des Muggelpremierministers, danach auktorial
und im siebten beginnt es wieder auktorial.
(Kann durchaus sein, dass ich etwas vergessen habe. )
Ich glaube, es ist vollkommen okay, wenn du das so machst; wichtig ist nur, dass es eindeutig ist, damit es den Leser nicht verwirrt.
In meinem einen Roman, an dem ich gerade schreibe, gibt es bisher auch nur einen Perspektivbruch,
welcher aber gut durch einen Wechsel des Tempus (und den Inhalt natürlich) gekennzeichnet ist.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen
Yaouoay
_________________ In Liebe – das Leben
(Erzählung) |
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Vina Wortedrechsler
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Beiträge: 69 Wohnort: Bayern
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V 31.03.2017 11:49
von Vina
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Puh, drei Antworten, drei Meinungen.
Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass es nicht um ein ganzes Kapitel geht. Vielmehr sind es kleine Absätze. Es springt zwischen beiden hin und her. Man erkennt deutlich, wann ER denkt und fühlt, ich weiß bloß nicht, ob das aus professioneller Sicht ok ist.
Wir sind da übrigens wieder beim bösen Sex Thema. Also mitten dabei. Er probiert was Neues aus. Nun liest es sich zwar ganz nett, wenn man weiß, was er damit bei ihr auslöst, aber seine Beweggründe fehlen einfach. Diese irgendwann hinterher zu erklären wirkt leider schal. Ich habe schon alles Mögliche dazu ausprobiert.
Ich würde seine Gedanken auch ganz gern ab und zu außerhalb des Schlafzimmers einstreuen. Nur eben wirklich selten.
So, nun muss ich zur Arbeit. Freue mich, falls ich mich dann am Wochenende noch mit ein paar konstruktive Meinungen zum Thema befassen kann.
Danke an die ersten Helfer!
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Davebones Wortedrechsler
D Alter: 30 Beiträge: 84 Wohnort: Essen
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D 31.03.2017 12:42
von Davebones
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Ich schreibe aktuell in der personellen Perspektive, jedoch aus Sicht eines Gottes, der überall ist, jeden Menschen kennt und weiß was er denkt und was er fühlt. Es ist damit eine Mischung aus dem Auktorialen Erzähler und eben der personellen Perspektive. Ich wechsel den PoV ständig. Das ist dann meist in der Vergangenheitsform geschrieben mit "Sagte er" und "Sagte sie". Doch wenn der Gott, Hammodam sein Name, dann in der Handlung auftaucht, schreibe ich in der Ich-Perspektive. Ein Perspektivbruch muss halt schon Sinn machen. Bei deinem Beispiel würde ich es aber durchaus legitim finden und würde mich dadurch in keiner Weise "gestört" fühlen.
_________________ "Give me a minute and I change your mind. Give me a bullet and I change your life!" |
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Corydoras Klammeraffe
Alter: 39 Beiträge: 751 Wohnort: Niederösterreich
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31.03.2017 15:18
von Corydoras
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Um ehrlich zu sein, Davebones, klingt das nach einem riesigen Kuddelmuddel, als ob du alle Perspektiven verwendest und das zu rechtfertigen versuchst.
Und das da:
Davebones hat Folgendes geschrieben: | mit "Sagte er" und "Sagte sie". Doch wenn der Gott, Hammodam sein Name, dann in der Handlung auftaucht, schreibe ich in der Ich-Perspektive. |
versteh ich überhaupt nicht. Das klingt ja fast so als dürften in der Ich-Perspektive andere Charaktere gar nicht handeln.
Zur Ursprungsfrage von Vina: ohne die Geschichte zu kennen würde ich aus dem Bauch heraus sagen, dass es mir besser gefiele, die Gedanken des Mannes nicht zu kennen. Verschleierung von Wertungen und Absichten ist ja grad das schöne an der personalen Erzählweise.
_________________ I'm not a king. I am just a bard. |
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Vincent Vice. Eselsohr
Alter: 33 Beiträge: 428 Wohnort: Heute
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31.03.2017 15:40
von Vincent Vice.
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Hallo Vina,
ohne Deine Geschichte zu kennen:
Ich glaube, das kommt nicht so gut an.
Ich hatte eine ähnliche Situation und mir wurde von meiner Lektorin dringend davon abgeraten die Perspektive zu wechseln.
Wenn es ein wiederkehrendes Element ist, ist das natürlich etwas anderes.
Wenn es aber einmalig ist, sollte das schon wirklich gut begründet sein und nicht einfach nur "stilvoller".
Zum Beispiel, wenn der Prota am Schluss stirbt und man die Beerdigung im letzten Kapitel aus der Sicht eines Angehörigen erzählt oder so.
Das ist ein bisschen, als würdest Du ein Gedicht mit Kreuzreimen schreiben und auf einmal mittendrin einen Paarreim verwenden.
Das funktioniert nur, wenn es ´ne gute Begründung dafür gibt.
Ist natürlich nur meine Meinung.
Wie heißt es so schön:
"Alle haben immer gesagt, dass man das nicht machen kann.
Bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat."
LG
W
_________________ Wenn der scheiß Berg nicht zum Propheten kommt, fahr ich halt ans Meer. |
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Sparkle Gänsefüßchen
Alter: 33 Beiträge: 20 Wohnort: Zossen
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31.03.2017 15:56
von Sparkle
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Bitte nicht böse sein, aber ich musste gerade an die Twilight-Saga denken
Da erzählt die Autorin Buch 1 und 2 ausschließlich in der Ich-Perspektive aus Bellas Sicht. Und in Buch 3 und 4 gibt es plötzlich Kapitel aus Jacobs Sicht.
Dann in der 3. Person geschrieben.
Ehrlich gesagt, fand ich Buch 1 und besonders 2 Mist. Buch 3 gefiel mir dann.
Besonders wegen des Perspektivwechsels.
Ich musste mir die Filme ansehen, also musste ich auch die Bücher lesen
Ich mag Perspektivwechsel.
Nicht über das ganze Buch gehüpft und gesprungen, aber... ich mag es.
Meine Freundin hat ihr Buch ohne Perspektivwechsel geschrieben und veröffentlicht.
Ich war selig, als sie mir weitere Texte zu Personen in den Büchern aus deren Perspektive schickte. Das ist weiterhin kein Teil des Buchs, aber ich liebe diese Teile sehr.
Sicher auch weil es die interessanten Charaktere sind, über die man die ganze Zeit schon gern mehr erfahren würde oder einfach gern mal kurz in ihre Gedankenwelt eintaucht.
Aber es muss eben stimmig sein.
Dann finde ich nicht, dass etwas gegen Perspektivwechsel spricht.
LG
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Davebones Wortedrechsler
D Alter: 30 Beiträge: 84 Wohnort: Essen
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D 31.03.2017 16:00
von Davebones
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Corydoras hat Folgendes geschrieben: | Um ehrlich zu sein, Davebones, klingt das nach einem riesigen Kuddelmuddel, als ob du alle Perspektiven verwendest und das zu rechtfertigen versuchst.
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Nö, es war von anfang an geplant die Geschichte aus Sicht des Gottes zu erzählen und ich fragte auf Twitter, vor allem die BartBroAuthors, welche Perspektive sich da am besten eignet. Die Personelle eben. Ich schreibe aus der Sicht von Hammodam. Also alles das, was er sieht, hört und weiß. Als Gott weiß er eben alles.
_________________ "Give me a minute and I change your mind. Give me a bullet and I change your life!" |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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31.03.2017 17:11
von Poolshark
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Auch ich bin kritisch, was den plötzlichen Perspektivenbruch angeht. (Anders verhält sich das natürlich, wenn man ein ganzes Buch so schreibt.)
Ich hatte in meinem Roman einen ähnlichen Fall: Die Protagonistin verliert immer wieder die Kontrolle über ihre Wahrnehmung (Werwolfgeschichte) und wichtige Dinge passieren, an die sie sich später nicht erinnern kann.
Weil ich das ganze Buch in der Ich-Perspektive schreibe, schien es mir unmöglich, die Perspektive nicht zu wechseln und empfand es als notwendig, die Szene aus Sicht ihres Freundes zu erzählen.
Ein paar Jahre später, mit deutlich mehr Schreib- und Erzählerfahrung, hatte ich dann aber irgendwann bessere Möglichkeiten, um dieses Problem zu lösen. Heute brauche ich den Perspektivenbruch nicht mehr und finde andere Wege, um Dinge plausibel darzustellen, glaube sogar, dass diese Einseitigkeit der Perspektive ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist. Nicht zu wissen, was im anderen vorgeht, ist ein großer Teil der menschlichen Erfahrung und eine Möglichkeit für unsere Leser emotional und/oder intellektuell in eine Erzählung zu investieren. Zu zeigen, was in dem Mann deiner Protagonistin vielleicht vorgeht, was sich in seinem Gesicht und in seinen Worten spiegelt, kann sehr viel interessanter sein, als es vorgekaut auf dem Tablett zu servieren.
Vielleicht ist es bei dir ähnlich, wie es bei mir war. Ich hatte den Drang alles zu erzählen, alles ausleuchten zu wollen. Aber ich denke, dass das nicht notwendig ist und einen manchmal blockiert.
Ich stimme Stefanie zwar zu, wenn sie sagt, dass man mit allem durchkommt, wenn man es gut macht und ich weiß auch, dass es sich lohnen kann, mit Regeln zu brechen, aber Praktikabilität und Unvermögen sind kein guter Grund dafür.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6367 Wohnort: USA
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01.04.2017 15:33
von Murmel
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Im Prinzip lässt sich jede Story aus nur einer Sicht erzählen. Dabei wird es wichtig, die Körperreaktionen der anderen Figuren mit zu beschreiben. Damit kann sehr viel Information herüberfließen.
Schauspieler machen das vor, was nicht an Gedanken ausgesprochen wird, wird in Körperreaktionen gezeigt. Wir Menschen sind darauf geschult.
Ich empfinde die auktoriale Sicht oft (nicht immer) als eine gewisse Hilflosigkeit des Autors, der so gern alles erklären möchte, meint, der Leser müsse immer alles genau wissen, und dabei vergisst, dass die personale Perspektive unser Normal ist. Wenn wir durch die Welt gehen, gibt es keinen auktorialen Erzähler, es gibt nur unsere Sinne und das, was unser Gegenüber im Dialog verrät.
Vina, lass diesen Perspektivwechsel sein, vor allem in einer Szene. Wenn du willst, dass dein Leser mit deiner Heldin mitfühlt, dann ist der plötzliche Perspektivwechsel ein NoGo. Oder du schreibst von vorneherein mit mehreren Perspektiven, dann ist es der Leser gewöhnt. Aber selbst dann solltest du allenfalls per Szene wechseln.
Ich habe das in "Bocktot" gemacht (wie bei "Koppelmord" auch) und die Leser lieben es, keiner hat den auktorialen Erklärbären vermisst, selbst die Lektorin fand es toll, wie durch die Sichtwechsel Spannung entstehen kann. Mich hat vorher noch nie eine Lektorin gefragt, wie die Geschichte (der beiden Ermittler) weitergehen wird.
_________________
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Vina Wortedrechsler
V
Beiträge: 69 Wohnort: Bayern
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V 02.04.2017 15:46
von Vina
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Oje, die Mehrheit scheint dagegen.
Murmel hat Folgendes geschrieben: | Im Prinzip lässt sich jede Story aus nur einer Sicht erzählen. Dabei wird es wichtig, die Körperreaktionen der anderen Figuren mit zu beschreiben. Damit kann sehr viel Information herüberfließen. |
Ja, dass man das kann ist mir klar. Nur habe ich besagte Stelle auch schon in verschiedenen Varianten aus ihrer Sicht beschrieben und es klingt leider immer sehr viel schlechter, als mit dem Perspektivenwechsel.
Vielleicht muss ich mehr ausprobieren, aber sicher bin ich da immer noch nicht.
sparkle hat Folgendes geschrieben: | ... interessanten Charaktere sind, über die man die ganze Zeit schon gern mehr erfahren würde oder einfach gern mal kurz in ihre Gedankenwelt eintaucht. |
Ja, genau das will ich. Mir persönlich gefällt es viel besser auch mal seine Sicht zu sehen, nur wenn sowas ein absolutes Nogo ist, dann will ich meinen Roman damit nicht verhunzen.
Ich versuche jetzt noch ein paar Varianten, vielleicht bekomme ich es tatsächlich noch irgendwie ohne den Wechsel hin.
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3611 Wohnort: Mönchengladbach
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02.04.2017 17:03
von Nicki
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Ich finde, Perspektivwechsel ist kein absolutes No-Go, solange er gut gemacht ist und nicht einer gewissen Bequemlichkeit geschuldet ist. Alles aus einer Sicht zu schreiben macht nämlich deutlich mehr Mühe.
Es kommt aber auch auf die Geschichte an. Eine Liebesgeschichte zum Beispiel kann gewinnen, wenn man beide Perspektiven schreibt. Man sollte aber auch in dem Falle nicht immer alles erzählen, was die Person erlebt und denkt, auch hier kann man spannungstechnisch gesehen Dinge weglassen.
Man sollte eine Mehrfachperspektive von Anfang an so planen, dass es nicht wie zufällig eingestreut aussieht. Am besten kapitelweise und verteilt auf 50/50 oder 60/40, aus Sicht der Hauptprota etwas mehr. So habe ich es bisher gehalten und es war in Ordnung so.
Jetzt schreibe ich in der ersten Person und muss umdenken, aber auch das funktioniert.
_________________ MfG
Nicki
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
"Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." A.Einstein
*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
*Silvesterliebe* 30. November 2018 Eisermann Verlag
*Gestohlene Jahre* Work in Progress |
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Poolshark Klammeraffe
Alter: 42 Beiträge: 827 NaNoWriMo: 8384 Wohnort: Berlin
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02.04.2017 17:40
von Poolshark
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Zitat: | Vielleicht muss ich mehr ausprobieren, aber sicher bin ich da immer noch nicht. |
Mach das mal. Is ne gute Übung. Und im Idealfall macht's dir sogar Spaß einen anderen Zugang zu dem zu finden, was du erzählen willst.
_________________ "But in the end, stories are about one person saying to another: This is the way it feels to me. Can you understand what I'm saying? Does it also feel this way to you?"
-Sir Kazuo Ishiguro |
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Rainer Prem Reißwolf
R Alter: 66 Beiträge: 1270 Wohnort: Wiesbaden
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R 03.04.2017 13:08
von Rainer Prem
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Vina hat Folgendes geschrieben: | Oje, die Mehrheit scheint dagegen.
...
Ich versuche jetzt noch ein paar Varianten, vielleicht bekomme ich es tatsächlich noch irgendwie ohne den Wechsel hin. |
Hallo,
auch ich bin der Meinung, dass sich ein kurzfristiger Perspektivenbruch eigentlich immer vermeiden lässt. Meistens muss der Leser gar nicht wissen, was die andere Figur gedacht hat.
Poste die Szene doch mal in der Werkstatt (oder im Rotlichtbereich, falls zu explizit).
Grüße
Rainer
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Ciddy Wortedrechsler
C
Beiträge: 51
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C 05.04.2017 22:09 Re: Bruch in der Perspektive von Ciddy
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Vina hat Folgendes geschrieben: | Hallo,
ich hoffe, ich könnt mir helfen.
Meinen aktuellen Roman schreibe ich hauptsächlich aus Sicht der Protagonistin. Nun bin ich aber an einer Szene angelangt, die wesentlich besser rüber kommt, wenn ich zur Perspektive ihres Mannes wechsle. Vor allem versteht man ihn dann auch einfach leichter. Ich denke, dass es möglicherweise noch ein- bis zweimal so kommen wird.
(Bin gerade bei der Überarbeitung und habe gemerkt, um wie viel besser es das Manuskript macht, aber darf man das?)
Also, um es zu präzisieren: kann man das bringen in einem Roman nur ein bis zweimal die Perspektive zu wechseln, oder muss man entweder bei einer Sichtweise bleiben, oder eben durchgängig wechseln?
Lieber Gruß,
Vina |
Hallo Vina,
da ich dieses Spiel mit den Perspektiven, welches du beschreibst, selbst sehr aktiv betreibe, möchte ich einmal erklären, wie ich das mache und wie meine Intention dahinter ausschaut:
Einer meiner Protagonisten ist zu Beginn nichts als eine Gestalt in der Ecke, von einer anderen Protagonistin oberflächlich und eher abwertend wahrgenommen und beschrieben.
Mit dieser Information habe ich die Grundlage geschaffen, mit der ich jenen Protagonisten ein paar Kapitel später zum Protagonisten befördere. Das zu Beginn tendenziell negative Bild der Figur wird stärker durchleuchtet, und es wird klar, dass der Kerl doch nicht so schlimm ist.
Ein paar Kapitel lang lernen wir ihn aus seiner Perspektive genauer kennen, bis er auf seine Frau trifft. Sie kennt ihn besser als jeder andere, kennt Seiten an ihm, die niemand kennt - und an dieser Stelle möchte ich dem Leser diese Informationen nicht vorenthalten, denn wir sind an einer Stelle angelangt, an der wir beim Kennenlernen unseres Protagonisten stärker ins Detail gehen möchten. Wenngleich die Frau durchaus relevant für die Handlung ist, geschieht ihre für den ersten Band einmalige Ernennung zur erzählenden Figur (auch bloß für einen Abschnitt von ca. 5 Seiten) als reines Mittel zum Zweck, unseren Protagonisten näher zu durchleuchten.
Natürlich muss der kurze Perspektivwechsel passend und möglichst nahtlos in die Handlung eingegliedert werden, damit er nicht zu erzwungen wirkt, ebenso wie die erzählende Figur ausreichend Interesse beim Leser hervorrufen muss, damit er sich wirklich gerne mit ihren Gedanken beschäftigt - sie sollte also meiner Meinung nach keine weniger relevante Randfigur darstellen, denn auch für ein paar wenige Seiten sollte sich eine Figur erst als Erzähler eignen müssen. Wenn diese beiden Kriterien erfüllt sind, dann - so habe ich es zumindest selbst erfahren - fällt der Perspektivwechsel gar nicht mal groß auf.
Es macht für mich einen großen Reiz aus, einen Protagonisten aus möglichst verschiedenen, gerne auch entgegengesetzten Perspektiven kennenzulernen, deren Wahrnehmung des Protagonisten sehr von Interpretationen und der Art der Beziehung abhängen, als dass ich die Charakterisierung zu sachlich geschildert bekomme. Dadurch kann ich mir nie gänzlich sicher sein, wie berechtigt diese Sichtweisen sind, oder ob sie nicht doch verfälscht wurden. Das aber nur am Rande, ich glaube, ich schweife damit ab.
Dabei möchte ich betonen, dass ich dieses (ich nenne es mal:) Stilmittel in meinem Roman nur zweimal anwende, im Folgeband jedoch zu wiederholen gedenke (mit der Option, angesprochene Frau möglicherweise ganz zur Protagonistin zu erheben). Ein paar Posts über mir war von einem "wiederkehrenden Element" die Rede - dem würde ich mich anschließen. Ansonsten, befürchte ich, läuft ein solcher Perspektivwechsel Gefahr, überhaupt nicht in den allgemeinen Erzählstil deines Werkes zu passen und somit eher zu stören. Deshalb habe ich ihn zu einem zwar seltenen, aber dennoch festen Bestandteil gemacht.
Falls das zu viel ist oder ich das Thema verfehlt habe, dann entschuldige ich mich im Voraus. Ich bin in dem Unterforum noch neu.
Gruß,
Ciddy
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Deichschaf Wortedrechsler
D
Beiträge: 58
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D 21.04.2017 12:56
von Deichschaf
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Ich finde den Perspektivwechsel durchaus ein gutes Stilmittel, wenn er ein ausreichend große Funktion hat, also die Motivation und das Seelenleben des neuen Erzählers vielleicht in einem neuen Licht zeigt. Wenn der Wechsel nur ein Vehikel ist, weil du mit der bisherigen Perspektive nicht weiterkommst, liegt das Problem evtl. woanders?
Die Frage ist einfach, warum du den Wechsel in dieser Szene brauchst, bzw. ob dieser 1-2malige Wechsel reicht, um die zweite Person genau genug zu skizzieren und neue Aspekte einzubringen. Ich persönlich finde es sonst etwas beliebig, wenn der Leser dadurch nicht wirklich was gewinnt und vielleicht sogar versucht ist, die entsprechenden Stellen zu überblättern.
Ich hab in meinem letzten Manuskript auch einen Wechsel genommen, nach etwas weniger als 2/3 bin ich in die Sicht des Antagonisten eingetaucht, und habe dann weiter gewechselt, allerdings hat der Antagonist bedingt durch den Story-Aufbau weniger "Screentime" bekommen als die Protagonistin. Trotzdem fand ich es wichtig, diesen Wechsel zu vollziehen, um die Motivation, die die Prota nicht erkennen KANN, die innere Zerrissenheit usw. beim Leser ankommen zu lassen - und nicht zuletzt, um den Antagonisten etwas menschlicher zu gestalten, das hatte er sich verdient.
Um es kurz zu machen: Ich finde, wenn du überzeugt bist, dass der Wechsel notwendig ist, um etwas elementares beim Leser ankommen zu lassen (Persönlichkeit, Motivation usw.), ist es durchaus erlaubt, wenn es gut gemacht ist.
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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21.04.2017 16:06
von Piratin
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Innerhalb einer Szene finde ich Perspektivwechsel vermeidbar und sie nehmen die Spannung. Wenn der Ort wechselt oder ein anderer Charakter in der Szene agiert und der von der Szene davor nicht anwesend ist, dann geht es ohne Perspektivwechsel nicht.
Kommt ja auch durchaus vor, dass eine Figur einmal allein in einem Raum ist und es ist nicht der Protagonist.
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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