Sonntag

[Vincent Vice.]

„Maaaaau!“
Dieser verdammte Kater!
Mit einer schwungvollen Bewegung drehe ich meinen Körper auf die andere Seite und ziehe meine Bettdecke über den Kopf.  
Ich seh´ ihn nicht, er sieht mich nicht.
„Miiiaaaaaaau!“
„Jetzt halt doch endlich die Fresse!“, brülle ich verzweifelt und strample wild mit den Beinen.
Dann drücke ich meine Augenlider fest zusammen.
Schlafen. Ich muss schlafen.
Da ist kein Kater an deinem Fenster, der rein will.
Schlaf jetzt.
Tatsächlich herrscht für ein paar Sekunden Stille.
Gerade lang genug, um ganz kurz weg zu dösen.
Endlich Frieden.
Endlich schlafen.
Endlich…
„Maaauuuu!“
„Du blöder Penner!“, schreie ich vollkommen enthemmt und schleudere mein Kissen gegen die Fensterscheibe.
Dann reibe ich mir die pulsierenden Schläfen, und versuche den Kater mit einem möglichst hasserfüllten Blick zu verscheuchen.
Einem Blick, der sagen soll:
„Du bist hier nicht willkommen. Hör auf, mich dauernd zu belästigen. Ich werde dich vernichten. Und all Deine Freunde. Und dann schände ich noch Dein Grab.“
Der Kater starrt eher unbeeindruckt zurück.
„Hau ab!“
Ich präsentiere diesem Mistvieh meinen Mittelfinger und versuche es dann weiter zu ignorieren.
Nach wenigen Sekunden schaue ich aber bereits wieder zum Fenster, um zu überprüfen, ob er meiner Aufforderung Folge geleistet hat.
Natürlich nicht.
Der Kater verdreht genervt die Augen.
Also so was…
„Jetzt lass´ mich halt rein, du dumme Sackfresse“, sagt er genervt.
„Das ist doch lächerlich. Ich kann den ganzen Tag so weiter machen.“
Mit einem hilflosen Seufzen verleihe ich meiner Unzufriedenheit Ausdruck.
Anschließend stehe ich auf und taumle zum Fenster, welches ich mit letzter Kraft öffne.
„Geht doch“, sagt der Kater und springt in meine Wohnung. Dann reibt er sich schnurrend an meinem Bein entlang.
Dabei fällt mir auf, dass er heute besonders groß ist.
Gott, habe ich gestern schon wieder so übertrieben?  
Die vielen leeren Flaschen im Raum genügen mir als Antwort. Resigniert hebe ich den Kater hoch und nehme ihn mit ins Bett.
Dann kraule ich ihm über den Rücken.
Mir ist natürlich klar, dass ich heute nichts anderes mehr tun werde.
„Geht doch“, sagt der Kater zufrieden. „Warum nicht gleich so?“
Dann rollt er sich zusammen und gibt endlich Ruhe.

Manchmal sind die Samstage den Sonntag einfach nicht wert…

[Lillie]

Hallo Vincent,

ich finde deinen Text sehr interessant. Als ich angefangen habe zu lesen, musste ich gleich an unsere Katze denken, die morgens um fünf (eindeutig zu früh) immer vor unserer Schlfafzimmertür sitzt und rein will. Beim Weiterlesen merkte ich dann, dass du wohl etwas ganz anderes meinst. Überraschung. Die vielen Flaschen klärten dann alles auf.
"Dabei fällt mir auf, dass er besonders groß ist." - der Satz gefiel mir besonders.

Was ich nicht passend empfunden habe, war, dass dein Prota es trotz Katerstimmung schafft, den Körper schwungvoll zu drehen, wild mit den Beinen strampelt und dann auch noch brüllt. Da hätte ich jetzt eher gedacht, dass sich jemand mit Katerstimmung langsam bewegt und Angst vor jedem lauten Geräusch hat. Aber vielleicht fehlt mir da auch die nötige Erfahrung.

LG Lillie

[Vincent Vice.]

Guten Morgen Lillie,

vielen Dank für Dein Kommentar.
Es freut mich, dass Du Gefallen an meinem Text finden konntest.

Ich denke, dass sich ein Kater anders anfühlt, wenn man ständig betrunken ist.
Dann macht er einen nicht mehr ganz so fertig.
Und mein Prota trinkt schon recht häufig.
Es liest sich zwar wie ´ne Kurzgeschichte, aber eigentlich ist das der Einstieg zu einer Romanidee, dann kommt auch etwas mehr durch, dass der Protagonist schon recht viel Trinkerfahrung sammeln konnte.

LG

W

[Sparkle]

Hello again, W

Bei dem Text dachte ich erst an meinen Kater.
Dann dachte ich, es wird ein Roman über Tierkommunikation

Und dann dachte ich: Alter, hat er nur getrunken oder sind da auch Drogen im Spiel?

Ich kenne durchaus Trinker, die sich schnell bewegen und sehr laut werden können. Gerade wenn man es eben gewöhnt ist zu trinken.
Dann sind die Bewegungen vielleicht schwunvoller als sonst

Na dann bin ich ja mal gespannt, wo dein Hang zum Drama uns hinführt

[Vincent Vice.]

Hi Sparkle,

vielen Dank fürs Reinschauen und Gedanken dalassen.

Ich werde wohl noch ein, zwei Kapitel einstellen, da die Idee ziemlich eigen ist und ich gerne Feedback dazu hätte.
Dann wird hoffentlich ein Wenig klarer, worauf ich hinaus möchte.
Drogen sind es nämlich nicht unbedingt.

Dir auf jeden Fall ein schönes Wochenende!

LG

W