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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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24.03.2017 18:50 Zweite Reihe von Haruki Okada
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Anbei ein Stück aus der zweiten Reihe. Eine Anmerkung meinerseits: Ich verzichte häufig auf die Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. So auch hier.
Zweite Reihe
Ich bewohnte ein Appartement in der zweiten Reihe.
Tagsüber drang der Verkehrslärm als verzerrtes griesgrämiges Knurren durch die geöffneten Fenster. Abends saß ich mit dem grünen Nick und Äppelwoi inmitten der von zahllosen Füßen abgewetzten Ödnis zwischen den Blocks. Ein kahles, windiges Rechteck, so groß wie die Hälfte eines Fußballplatzes.
Wir schaukelten auf sperrmülligen, ächzenden Campingstühlen durch die dumpfdiesige Nacht und versuchten, uns und unsere Befindlichkeiten einigermaßen auszubalancieren. Im Lot zu halten. Hin und wieder gelang es uns.
Mein Stuhl war mit einem scheußlichen rot-blauen Blumenmusterstoff überzogen. Die Sitzfläche verhöhnte mich mit einem guten Dutzend kleiner Brandlöcher, Augenzeugen vergangener gelbfingriger, schwülwarmer Nächte.
Ich ging mit einer Abortfrau aus der Nachbarschaft und dachte oft an den Tod.
Ansonsten lebte ich, so gut es ging.
Der grüne Nick hieß so wegen seiner Gesichtsfarbe.Spitzohrig und langnasig balancierte er auf einem vor Rost glänzenden Prachtexemplar von Klappstuhl. Er formte mit seinem Mund ein O und sagte dann, dass er Sehnsucht hätte. Nach seinem Zuhause. Das sagte er oft. Dabei stieß sein dicker Zeigefinger in die Nacht und deutete auf die matt blinkenden Sterne.
Von da oben, komme ich her, sagte er nach dem dritten Bier. Das erzählte er uns jedes Mal. Na klar, sagte ich, Prost Nick.
Gibt's da Äppelwoi, wo du herkommst, fragte Äppelwoi. Er kam aus der Nähe von Frankfurt und sprach von nichts anderem, wenn er ein paar intus hatte.
Der grüne Nick schwieg beleidigt.
Wir lauschten dem Autogehupe, das übellaunig durch die Nacht quoll und schwiegen uns durch den klebrig-warmen Abend. Die Spitzen unserer selbstgedrehtenZigaretten leuchteten verloren in der Dunkelheit.
Wenn wir daran zogen, glimmten sie auf wie die Notleuchten in einem Raum tief unter der Erde. Jedes Mal sahen unsere Gesichter fremd aus. Seltsam konturiert, verschattet und düster.
Unter jedem Stuhl stand ein Sixpack Halbliterdosen in einer Schüssel mit kaltem Wasser.
Der grüne Nick riss die nächste Bierdose auf. Es zischte und er stieß zart auf.
Ihr werdet es sehen, sagte er. Das da oben is meine Heimat. Heute Nacht gehe ich zurück.
Klar Nick, sagte ich. Mach das. Aber lass uns erst das Bier austrinken. Er hatte keine Einwände. Wir tranken und ließen eine Flasche Wild Turkey kreisen.
Nimmst du mich mit? fragte Äppelwoi schüchtern.
Der grüne Nick runzelte die Stirn. Warum sollte ich?
Äppelwoi zögerte kurz. Dann zeigte er auf mich. Ich möchte nicht mit Karl alleine bleiben.
Such dir doch nen anderen, knurrte ich, so grob ich konnte.
Äppelwoi zuckte zusammen.
Der grüne Nick berührte ihn vorsichtig an der Schulter. Tut mir leid, Mann. Hab nur für mich ein Ticket. Einzelfahrschein. Geht leider nich.
Ich spuckte auf den nackten Erdboden. Letztes Jahr hatten sie versucht, einen Rasen anzulegen, doch zwischen den Blocks hielt sich einfach nichts.
Der grüne Nick beäugte mich misstrauisch. Is was, fragte ich. Er schüttelte langsam den Kopf. Er wusste, was ich von seinem Gerede hielt.
Oh Mann, ich würd so gerne mal wieder einen Bembel trinken, seufzte Äppelwoi.
Das Zeug gibt es hier nicht, sagte ich.
Das weißt du doch gar nicht. Und ob, sagte ich.
Trotzdem, sagte er. Ich vermisse es.
Ich freu mich auf zuhause, sagte der grüne Nick. Seine Augen leuchteten gelblich.
Komische Augen, dachte ich. Die Flasche Wild Turkey ging in die zweite Runde.
Aus einem geöffneten Fenster wehte leise Klaviermusik.
Das wohltemperierte Klavier, sagte Nick.
Wusste gar nicht, dass du auf Klassik kannst, sagte ich zum grünen Nick.
Es gibt nen Haufen Sachen, von denen du nichts weißt, sagte Nick.
Sein Gesicht schien im Dunkeln grünlich zu fluoreszieren.
Hören die da Bach, wo du herkommst?, fragte ich.
Bach wird überall gehört, sagte er schlicht.
Aha, sagte ich. Ist ja interessant.
Wir schwiegen. Die Nacht schritt voran. Der Verkehr auf der Hauptstraße nahm ab. Das merkte man zuerst daran, dass plötzlich das Summen der Insekten zu hören war.
Wer ist Bach? fragte Äppelwoi.
Dass ausgerechnet du das fragst, knurrte ich.
Das versteh ich nicht, sagte Äppelwoi.
Es war zwecklos. Ich schenkte mir die Antwort.
Wir hatten ordentlich einen sitzen. Es wurde nicht kühler. Nicht das kleinste bisschen.
Die Nacht war ein im Schlaf schwitzendes Tier, das uns unter seinem großen weichen Leib begraben hatte. Wir machten das beste daraus. Wir sangen Love me tender und schlugen unser Wasser an den armseligen Tomatenstauden ab, die am äußersten Rand der quadratischen Ödnis ein freudloses Dasein fristeten.
Wir hockten da wie auf dem Präsentierteller. Von allen Seiten konnte man uns beobachten. Die Leute schien nicht zu interessieren,was ihre Nachbarn taten.
Mir war das ganz recht.
Wir waren bei der letzten Hülse, dem Wild Turkey hatten wir den Garaus gemacht.
Der grüne Nick sprang auf und fuchtelte mit den Armen herum.
Die ganzen Lichter da oben, schrie er, die hab ich in den Himmel gemacht. Und heute Nacht geh ich nach Hause. Irgendwo wurde ein Fenster geöffnet. Ein schmutziger Streifen Licht fiel in den Hof.
Dann mach schnell, du Penner, rief eine keifende Stimme. Geh endlich nach Hause.
Es gibt Leute, die müssen arbeiten. Die wollen schlafen, diese Leute.
Scheiß drauf, dachte ich.
Der grüne Nick drehte sich betrunken um die eigene Achse. Ich geh nach Hause, zurück auf meinen Stern, ihr werdet schon sehen.
Lasst mich endlich schlafen, schrie die keifende Stimme.
Hast du die Sterne wirklich in den Himmel gemacht? fragte Äppelwoi. Der grüne Nick stierte ihn aus gelben Augen ausdruckslos an.
Er sollte mal seine Leber untersuchen lassen, dachte ich. Die sind doch nicht normal, dem seine Augen.
An das, was danach geschah, erinnere ich mich nur verschwommen. Der grüne Nick verdrehte seine gelben Augen und heulte den aufgeblähten Mond an, der groß und schwer über den Blocks und dem unansehnlichen Quadrat geschundener, nackter Erde hing.
Äppelwoi lag halb auf seinem klapprigen Stuhl und lachte hysterisch.
Als ich erwachte, lag ich auf der rissigen Erde. Die Flasche Wild Turkey rollte keine zwanzig Zentimeter von meinem Kopf entfernt langsam hin und her. Ein kleiner Rest Whisky blinkte mir einen bernsteinfarbenen Guten Morgen entgegen.
Jemand hatte die Sonne in die Flasche gesperrt. Wenigstens dachte ich das, so zerschlagen und verwirrt, wie ich war. Es stach mir gleißend in die Augen, ich rollte mich stöhnend auf den Rücken.
Die wirkliche Sonne stand bereits hoch über unserem lausigen Viertel und schoss ihre Strahlen auf das Glas der Flasche, von wo sie durch die Reflexion direkt in meine Augen gefeuert wurden.
Ich drehte den Kopf und bemerkte Äppelwoi, der zusammengesackt auf der Mutter aller Klappstühle hockte und mich ausdruckslos anstarrte.Vom grünen Nick nirgends eine Spur.
Ich kniff die Augen zusammen und kroch in den Schatten, den Äppelwois Körper auf den ausgedörrten Boden warf. Äppelwoi beäugte mich über den Rand der fleckigen Lehne hinweg.
Er hat es getan, flüsterte er. Der grüne Nick ist zu den Sternen geflogen.
Oh nein, dachte ich. Nicht das. Wir schwiegen und ich kroch ein Stück weiter in Äppelwois Schatten. Der Wind strich über die geschundene Erde und wirbelte winzige Dreckwolken durch die Luft.
Eine Tür öffnete sich, unwillig knarrend. Badelatschenfüße schlappten über den Hof, kamen allmählich näher. Ein zweiter Schatten fiel auf mich, groß und breit.
Ich blinzelte vorsichtig. Trudy, meine Abortfraugeliebte, stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten über mir.
Ich bewunderte ihre festen Beine so angemessen, wie mein Zustand das erlaubte.
Meine Augen arbeiteten sich in die Höhe. Trudy starrte mich stoisch an.
Eier ? fragte sie.
Du ahnst gar nicht, was für welche, krächzte ich mit ausgedörrter Kehle.
Ich rappelte mich langsam auf und klopfte Äppelwoi auf die Schulter.
Komm, sagte ich, frühstücken.
Sein Relikt von Stuhl kreischte widerlich in den Scharnieren,als er sich heraus quälte und hinter mir her schlich.
Zu meinem schäbigen Appartement in der zweiten Reihe.
Weitere Werke von Haruki Okada:
_________________ Love is a strange hotel |
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Lillie Gänsefüßchen
L Alter: 59 Beiträge: 41 Wohnort: Welt
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L 27.03.2017 16:26
von Lillie
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Hallo Haruki,
ich konnte mir die Szene, die du hier beschreibst, sehr gut vorstellen. Insgesamt bekommt man ein gutes Gefühl für die Stimmung.
Am meisten zum Weiterlesen angeregt haben mich deine Namen - grüner Nick und Äppelwoi - machen neugierig zu erfahren, was das für Typen sind.
Komischerweise habe ich beim grünen Nick eher an klein und dünn gedacht. Ist er aber wohl nicht, siehe dicker Zeigefinger.
Ein Satz, mit dem ich etwas Probleme hatte, weil er mir aus dem Zusammenhang gerissen scheint, ist
"Ich ging mit einer Abortfrau aus der Nachbarschaft und dachte oft an den Tod.", weil ich es mir als Leser schon im Kopf auf einem alten klapprigen Gartenstuhl bequem gemacht hatte.
Liebe Grüße Lillie
_________________ Hurra! Geschafft! |
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Gaukli Gänsefüßchen
Alter: 46 Beiträge: 25 Wohnort: Dortmund
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28.03.2017 18:33 Re: Zweite Reihe von Gaukli
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Ich finde den Text sehr gut.
Der Titel weckt bei mir sofort Assoziationen wie "abgehängt" oder "ins zweite Glied rücken". Das passt dann beim Lesen perfekt.
In die Szenerie werde ich richtig reingezogen. Tolle Beschreibungen der Trostlosigkeit und Abgeranztheit der Wiese, der Möbel, der Menschen.
Äppelwoi und Grüner Nick sind erstklassig gewählte Namen.
Und das offene Ende mit dem "Geheimnis" um die Heimat und Rückkehr des grünen Nick finde ich auch großartig.
Alles in allem sehr gelungen, was mir insofern Kopfschmerzen bereitet hat, als ich ganz gern auch kritische Anmerkungen oder mindestens mal eine alternative Idee anbringe.
Vielleicht Folgendes: Eine große Stärke deiner Beschreibungen sind die Adjektive. "Dumpfdiesig", "sperrmülig, ächzend", "gelbfingrig" - das ist eine Sprache, die ich richtig klasse finde. Manchmal habe ich mich gefragt, ob es etwas zu viel ist.
Haruki Okada hat Folgendes geschrieben: |
Tagsüber drang der Verkehrslärm als verzerrtes griesgrämiges Knurren durch die geöffneten Fenster. Abends saß ich mit dem grünen Nick und Äppelwoi inmitten der von zahllosen Füßen abgewetzten Ödnis zwischen den Blocks. Ein kahles, windiges Rechteck, so groß wie die Hälfte eines Fußballplatzes.
Wir schaukelten auf sperrmülligen, ächzenden Campingstühlen durch die dumpfdiesige Nacht ... |
Ich habe hier mal die kräftige Bilder evozierenden Adjektiv hervorgehoben. Und das sind auf engem Raum eine ganze Menge. Gerade auch diese Dopplungen (verzerrt griesgrämig/kahl windig/sperrmüllig ächzend - in dann dumpfdiesig beinahe auch schon eine Dopplung) kommen recht geballt.
Haruki Okada hat Folgendes geschrieben: |
abgewetzten Ödnis |
Hierüber bin ich gestolpert. Irgendwie will mir nicht in den Sinn, dass die Ödnis abgewetzt ist. In meinem Kopf sind anderen Sachen abgewetzt - und deswegen haben wir dann eine Ödnis.
Haruki Okada hat Folgendes geschrieben: | ... und versuchten, uns und unsere Befindlichkeiten einigermaßen auszubalancieren. Im Lot zu halten. Hin und wieder gelang es uns. |
Beim "Hin und wieder gelang es uns." dachte ich: Wow, coole Passage. Inhaltlich passt das gut mit dem "Zweite Reihe"-Motiv im Sinne des Verlierens/Verliererseins zusammen. Hier wird auch klar, dass die Ansprüche schon längst nach unten geschraubt sind.
Haruki Okada hat Folgendes geschrieben: | Die Sitzfläche verhöhnte mich mit einem guten Dutzend kleiner Brandlöcher, Augenzeugen vergangener gelbfingriger, schwülwarmer Nächte. |
Das mit dem Verhöhnen ist für mich ein bisserl zu viel. Dieses Bild würde für mich, wenn überhaupt nur dann funktionieren, wenn die Sitzfläche ihren Zweck gar nicht mehr erfüllt.
Von den Dialogen hat mir die Passage zur Klassik am wenigsten gefallen. Möglicherweise, weil ich bei den drei Personen Menschen vor Augen hatte, die sich nicht mit Klassik auskennen (was jetzt mehr über mich und die Menschen, denen ich begegnet bin, aussagt, als über die Qualität deines Textes). Da fand ich dann nach der Erwähnung des wohltemperierten Klaviers (was überraschend und deswegen sehr gut kommt) das kurze Hin und her zu Bach ein bisschen zu viel.
Den Ausdruck "Ödnis" benutzt du zweimal. Der ist für mich einmal richtig gut. Dann aber, weil er so speziell ist, beim zweiten Mal zu viel.
So, wenn ich das richtig sehe, lässt sich mein Versuch, dir jenseits eines dicken Lobes auch noch etwas fürs Nachdenken mit an die Hand zu geben, auf die Formel bringen: "vielleicht manchmal ein bisschen zu viel".
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Chelifera Wortedrechsler
Alter: 57 Beiträge: 91 Wohnort: an der Mosel
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30.03.2017 14:18
von Chelifera
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Hallo Haruki Okada,
bevor dieser wundevolle Beitrag mit nur 2 Kommentaren in den Tiefen des Archivs veschwindet, bekommst Du auch von mir noch ein Feedback, wenn auch vielleicht kein besonders konstruktives.
Mir bleibt nämlich kaum etwas übrig, als mich Gaukli anzuschliessen:
Zitat: | Alles in allem sehr gelungen, was mir insofern Kopfschmerzen bereitet hat, als ich ganz gern auch kritische Anmerkungen oder mindestens mal eine alternative Idee anbringe. |
Und das geht mir genauso:
Zitat: | Und das offene Ende mit dem "Geheimnis" um die Heimat und Rückkehr des grünen Nick finde ich auch großartig. |
Außerdem zaubert mir diese herrliche Doppeldeutigkeit ein Grinsen ins Gesicht:
Zitat: | Ich bewunderte ihre festen Beine so angemessen, wie mein Zustand das erlaubte.
Meine Augen arbeiteten sich in die Höhe. Trudy starrte mich stoisch an.
Eier ? fragte sie.
Du ahnst gar nicht, was für welche, krächzte ich mit ausgedörrter Kehle.
Ich rappelte mich langsam auf und klopfte Äppelwoi auf die Schulter.
Komm, sagte ich, frühstücken.
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Um es kurz zu machen: Ich bin begeistert!
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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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30.03.2017 18:31
von Haruki Okada
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Liebe Lillie,
danke für Deinen Kommentar. Vielleicht hast Du recht und ich sollte die Bemerkung mit der Abortfrau und dem Tod vorziehen bevor es sich die Protagonisten im Campingstuhl gemütlich machen.
Gruß
Haruki
_________________ Love is a strange hotel |
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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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30.03.2017 18:36
von Haruki Okada
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Hallo Gaukli,
danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Ich denke sehr plastisch und gleichzeitig auch irgendwie farbig. Das Resultat sind wohl die kräftigen Adjektive mitsamt aller Assoziationen, die sich damit verbinden. Ich werde anhand Deiner vielen guten Anregungen noch einmal über den Text gehen. Vielleicht ist es manchmal tatsächlich ein wenig (zu) viel.
LG Haruki
_________________ Love is a strange hotel |
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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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30.03.2017 18:38
von Haruki Okada
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Danke für Deine Anmerkungen Chelifera.
_________________ Love is a strange hotel |
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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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30.03.2017 20:27
von Haruki Okada
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Gaukli, die Passage in bezug auf Bach korrespondiert mit der Universalität der Musik von Bach. Ein dezenter Hinweis in Richtung des grünen Nick.
Immerhin habe ich den Protagonisten eine Diskussion darüber erspart, welche Interpretation die Beste ist. Z.b. die von Rosalyn Tureck oder Glenn Gould.
_________________ Love is a strange hotel |
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NinaK Gänsefüßchen
Alter: 53 Beiträge: 39 Wohnort: Düsseldorf
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12.04.2017 11:35
von NinaK
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Hallo Haruki,
mir hat der Text sehr gut gefallen. Atmosphäre, Tonalität, viele Formulierungen, die Geschichte an sich mit dem Verschwinden von Nick.
Einiges habe ich dennoch anzumerken.
Zitat: | Ich bewohnte ein Appartement in der zweiten Reihe. |
Der erste Satz sollte krachen, und dieser hier tut es, naja, so halb. Was ist ein Appartement in der zweiten Reihe? Unter einem Haus in der zweiten Reihe kann ich mir etwas vorstellen. Ist das Appartement also in einem Haus in der zweiten Reihe? In einem Wohnblock? Wäre es demnach eher:
Ich bewohnte ein Appartement in einem Wohnblock (in) der zweiten Reihe?
Oder: Ich wohnte in der zweiten Reihe. In einem der hässlicheren der ohnehin schon hässlichen Wohnblocks an der Ausfallstraße...
Die andere Frage, die sich mir stellt: Zweite Reihe ist die hinter ersten. Die Typen hier scheinen eher aus Reihe 57 zu kommen. Irgendwo ziemlich weit hinten. Mit zweiter Reihe würde ich eher die Möchtegerns oder Fast-ganz-Großen verbinden. Die, die sich die Villa nicht leisten konnten, aber immerhin eine schmucke Doppelhaushälfte abbekommen haben. Die, die es nicht auf die Bühne geschafft haben mit ihrer Kunst, aber immerhin zum Elektriker für die Lichtanlage bei den Auftritten anderer. Die zweite Reihe unserer Gesellschaft erscheint mir nicht so weit entrückt und abgehängt wie die drei Typen hier in der Geschichte.
Zitat: | Verkehrslärm als verzerrtes griesgrämiges Knurren |
Das scheint mir nicht recht zu passen, dieses griesgrämige Knurren. Eher ist es doch ein gleichförmiges Rauschen. Ein kleiner Widerspruch ergibt sich, dass hier betont wird, dass man den Verkehrslärm offenbar nur tagsüber hört. Weiter hinten lauschen die Jungs dem nächtlichen Autogehupe, d.h., die Straße ist auch spätabends noch gut befahren.
Zitat: | sperrmülligen, ächzenden Campingstühlen |
Eventuell kannst Du das "sperrmüllig" weglassen und das in die Beschreibung der Stühle integrieren, aus der ja bereits deutlich wird, dass die Stühle kein frischer Erwerb aus dem Gartencenter sind.
Zitat: | vor Rost glänzenden Prachtexemplar |
Ich kann mir nicht vorstellen, wie etwas vor Rost glänzt. Rost ist matt.
Der Gute kommt hier etwas wie Kai aus der Kiste. Was haben diese Typen mit Bach und Klaviermusik zu tun? Warum kennt der Ich-Erzähler Bach? So wie er beschrieben wird, hält man ihn doch eher für genauso ahnungslos wie Äppelwoi. Ich glaube, viel muss nicht erklärt werden, aber möglicherweise sollte ein angedeuteter Hinweis rein, dass der Erzähler abgebrochener Musikstudent oder gescheiterter Musiker oder oder... ist.
Viele Grüße
Nina
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Haruki Okada Wortedrechsler
Alter: 62 Beiträge: 66 Wohnort: Holstein
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01.05.2017 11:23
von Haruki Okada
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Hallo Nina,
danke für Deine Anregungen. Die kleine Episode mit Bach habe ich deswegen gebracht, weil die ganze Geschichte eine kleine Hommage an den (zumindest lange Zeit) unverwüstlichen Charles Bukowski sein soll. Ein wilder Lebensstil schliesst ja nicht eine gewisse Bildung und entsprechende Neigung zu klassischer Musik aus.
Auch wenn Bukowski wohl eher Mahler zugetan war...
Über die Einleitung denke ich nach.
Gruß
Haruki
_________________ Love is a strange hotel |
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